Die Verlierer - Könige der Pl...

By traumjaegerin

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[TEIL 1] Man soll sich seine Freunde nah halten und seine Feinde noch näher. Das ist Jays Devise, denn immerh... More

1 | Gewinnen
2 | Mutig oder verdammt dumm
3 | Alkoholische Freiheiten
4 | Keine Regeln
5 | Alles nur ein Spiel
6 | Saufen und scheitern
7 | Respektlos
8 | Kleinkriminell
9 | Kippen, Vokabeln, Planlosigkeit
10 | Respekt durch Freundschaft
11 | Mathe und MDMA
12 | Saufen im Kinderzimmer
13 | Kontrollverlust
14 | Von Katzen und Katern
15 | Nur bis Physik
16 | Zwischen Gewalt und Ganja
17 | Chancen und Niederlagen
19 | Jenseits von Moral
20 | Warum Schwänze verdammt praktisch sind
21 | Titten oder Teleskope
22 | Auf anderen Planeten
23 | Kein Platz für Freundschaft
24 | Das Gesocks und seine Paläste
25 | Unbesiegbar
26 | Gemeinsamkeiten
27 | Ballerspiele und Gangsterfilme
28 | Ekstase
29 | Blaues und rotes Licht
30 | Gefrorene Kirschtorte
31 | Ehrgeiz
32 | Fast Freunde
33 | Ritalin und Rumcola
34 | Genauso grob, genauso rücksichtslos
35 | Zukunftsvisionen
36 | Koste es, was es wolle
37 | Distanz
38 | Woran denkst du beim Wichsen?
39 | Keine Könige mehr
40 | Sternenscheiß
41 | Kotze im Papierkorb
42 | Niemals entschuldigen
43 | Viel zu schön
44 | Ekelhafte Sommernächte
45 | Dreiste russische Schönheiten
46 | Voll schwul, Alter
47 | Am besten keine Gefühle
48 | Gewaltfrei
49 | Keine Kompromisse
50 | Das machen Freunde nicht
51 | Wodka Melone
52 | Niemals
Tausend-Follower-Special
Ankündigung

18 | Federico geht saufen

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By traumjaegerin

Es war ein verdammter Fehler. Ich hätte das nicht sagen sollen.

»Hm?« Fragend sah Federico mich an. Die Sonne war hinter den Häusern versunken, kurz davor, vollständig unterzugehen, so dass seine Augen noch dunkler als sonst wirkten, die Haut blasser im schwachen Licht.

»Egal.« Ich schüttelte mit dem Kopf und drehte mit der Kippe zwischen den Fingern den Alk auf, um daraus zu trinken. Als ich die Flasche wieder abgesetzt hatte, hielt ich sie Fede hin.

»Ne, lass mal«, sagte er und winkte ab. Ich hob eine Augenbraue hoch. Wie konnte man eigentlich so verkrampft an seinen Prinzipien festhalten? »Was wolltest du gerade sagen?«

»Ja, nichts halt. Wie gesagt, egal.« Mit dem Daumennagel kratzte ich an dem Etikett der Flasche herum und ließ meinen Blick über das leere Deck gleiten, auf dem kein einziges Auto mehr stand. Die weißen Linien auf dem Beton erinnerten an die einstigen Parkplätze.

»Komm, Jay. Sag schon«, forderte Fede mich bestimmt auf.

»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nervst?« Ich warf ihm einen kurzen Blick zu.

»Wenn ich mich recht erinnere, bist du zu mir gekommen ... so nervig kann ich ja nicht sein«, lachte er und pustete sich eine dunkle Strähne seiner lockigen Haare aus der Stirn. »Du weißt, dass ich ehrgeizig bin. Wenn ich wirklich wissen will, was du gesagt hast, krieg ich das auch raus.«

Ich seufzte und sah ihm noch einen Moment lang zu, wie er an dem eingerissenen Plastik seiner Schuhsohle herumpulte. »Der Kerl meiner Alten wollte Lexie ficken und die hält mich für'n Lügner, der das nur erzählt, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen oder so«, haute ich dann einfach raus. Sollte er damit machen, was er wollte.

Fede hob seinen Blick. »Wer ist Lexie?«

»Meine Schwester.«

»Was, echt jetzt?« Fassungslos schüttelte er mit dem Kopf, so dass ihm ein paar Strähnen in die Augen fielen, und sah auf einmal sehr wütend aus. Unglaublich, dass ihn etwas, das ihn eigentlich gar nicht anging, so sehr in Rage versetzen konnte. »Was bitte ist das für ein Arschloch? Wie geht's deiner Schwester jetzt? Das muss ja voll schlimm für sie sein! Ich mein ... das kann er doch nicht machen.«

Ich zuckte mit den Schultern und drehte die Alkoholflasche auf, um noch einen Schluck zu trinken. Hier oben nahm man den Gestank der vielen Abgase viel weniger wahr, doch die Existenz der Schnellstraße, die hinter Fedes Block vorbeiführte, konnte man nicht vergessen. Trotz der Schallschutzwände klang der dumpfe Verkehrslärm zu uns rauf.

»Wie alt ist sie? Zwölf?«, sagte er aufgeregt. »Und wie kann deine Mutter das eigentlich nicht ernstnehmen? Was für ein mieser Sack, ganz ehrlich! Hast du ihn zusammengeschlagen?«

Ich verneinte. Warf ihm einen kurzen skeptischen Blick zu, schließlich hatte ich nicht mit so einer Frage gerechnet.

»Wow, Jay. Du eskalierst die ganze Zeit total mit deiner Gewalt und wenn es jemand wirklich verdient hat, bist du total zurückhaltend, oder was?« Seine Miene konnte ich nicht wirklich deuten.

Fest biss ich meine Zähne aufeinander. Machte der Wichser sich schon wieder über mich lustig?

»Du bist schon'n Idiot, weißte?«, sagte ich und warf ihm meine Kippenschachtel zielgerichtet an den Kopf.

Unbeirrt hob er sie auf und legte sie neben meinem Knie auf dem Boden ab, auf meine Worte ging er nicht ein. »Das spielt doch keine Rolle jetzt«, seufzte er und verdrehte die Augen. »Ich meine, dieser ekelhafte Dreckskerl kann sie doch nicht einfach anfassen! Stell dir mal vor, vielleicht macht er das noch öfter. Kann ja gut sein.«

Ich ließ ihn reden. Solche Dinge passierten nun einmal in einem Viertel wie unserem und natürlich war es scheiße, doch sich als Unbeteiligter so sehr darüber aufzuregen, war schlichtweg verschwendete Energie.

»Wie geht's dir mit der ganzen Sache?«, wollte Federico schließlich wissen, als er sich ein wenig beruhigt hatte. Aufmerksam sah er mich an, seine Frage klang ehrlich interessiert. Warum auch immer.

Verdammt, das gehörte zu den Fragen, die man in unserem Viertel nicht stellte. Vielleicht oberflächlich, im Versuch den schönen Schein zu wahren, aber so wirklich wollte doch niemand wissen, wie es anderen ging. Nicht einmal meine eigene Mutter kümmerte es, was mit mir war.

»Is' doch egal ...«, murmelte ich und vergrub die Hände in der Bauchtasche meines Pullovers. Langsam wurde es doch kalt.

Sein Blick blieb abwartend auf mir ruhen. »Ist es nicht.«

»Ja, scheiße halt, was sonst.« Ich sah ihn kurz an. »Ist kein so'n geiles Gefühl, das alles.«

Kumpelhaft legte Federico mir die Hand auf die Schulter. In seinem Blick lag etwas Tröstendes. Verdammtes Mitleid war ja wohl das letzte, das ich wollte.

Er setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, doch dann schob ich bestimmt seine Hand wieder weg. Nur weil ich ihm diesen Bullshit erzählt hatte, hieß das nicht, dass wir jetzt Freunde oder etwas in der Art waren. Denn das waren wir nicht.

»Also das war ja jetzt echt verletzend. Du bist einfach zu krass für mich«, meinte Federico mit gewohnt überheblichem Grinsen und so viel Spott in der Stimme, dass ich ihm schon wieder am liebsten in die Fresse gehauen hätte.

»Jaja«, murmelte ich statt einer Antwort und zündete mir noch eine Kippe an.

Einen Moment lang schwieg Federico und hob einen kleinen Stein vom Betonboden auf, den er zwischen seinen Fingern drehte und über dessen Oberfläche er strich. Dann holt er aus und schleuderte ihn über den Parkplatz. Der Stein prallte nur ein paar Meter von uns entfernt wieder auf. Besonders gut werfen konnte Fede nicht. Wenigstens eine Sache, in der er nicht gut war.

Mittlerweile war es beinahe ganz dunkel, das Dunkelblau des Himmels verblasste immer weiter. Die vielen Plattenbauten, die uns umgaben, hoben sich nur dank des bläulichem Flackern hinter manchen Fenstern und dem gelblichen Licht hinter anderen ab.

»Was machst du jetzt?«, fragte er dann. »Ich mein, irgendwie musst du ja deine Mutter von der Wahrheit überzeugen, allein um Lexie zu schützen. Dieser Typ kann nicht bei euch bleiben.«

»Weiß nicht.« Ich sah auf meine rechte Hand, auf deren Knöcheln von der Prügelei am Freitag ein paar blaue Flecken zurückgeblieben waren.

»Wir müssen uns was überlegen«, fuhr Fede entschlossen fort. Nachdenklich hatte er die Stirn gerunzelt und klopfte mit seinen Fingern auf seinem Arm herum, den er um die angezogenen Beine geschlungen hatte.

Zweifelnd hob ich eine Augenbraue und sah ihn an. »Wir?«

»Ja«, grinste er. Der Typ hatte echt einen Schuss. Was zum Fick hatte er davon, wenn er ausgerechnet mir helfen würde? »Ich mein ... irgendwas muss man ja machen können.«

»Vergiss es, die Alte glaubt weder mir noch meiner Schwester. Ihr ist's nämlich scheiß egal, was mit uns ist. So is' das.« Entschieden schüttelte ich mit dem Kopf.

Eine Weile saßen wir noch dort herum, ich trank ein wenig, dann machten wir uns auf den Rückweg. Die Wodkaflasche schob ich in die Bauchtasche meines Hoodys und vergrub auch meine Hände darin. An Fedes Block angekommen, verabschiedete ich mich von ihm. Vielleicht würde ich noch ein wenig durch die Straßen ziehen.

»Also dann ... hau rein und so«, sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. Er schlug ein.

»Wenn du willst, kannst du auch heute bei mir pennen«, bot er mir an, als ich schon im Begriff war, mich umzudrehen. »Falls du keinen Bock auf den komischen Kerl deiner Mutter hast.«

Überrascht blieb ich stehen. »Jetzt mal ernsthaft, warum bist du so nett zu mir?«

Federico zögerte einen Moment lang. Er dachte über seine Worte nach, das war unübersehbar. »Vielleicht, weil ich mittlerweile besser verstehe, warum du dich bist, wie du bist. Dass du eigentlich nur ernst genommen werden willst. Weiß nicht, darum bringt's halt auch nichts, wenn ich scheiße zu dir bin und sowieso, Rache ist mir einfach zu kindisch.«

Ein siegesgewisses Grinsen huschte über mein Gesicht. Scheinbar hatte er es gerafft, dass es nichts brachte, mich ständig zu provozieren. Kurzentschlossen steuerte ich auf die Haustür aus dunklem Metall zu.

»Das deute ich dann mal als ja«, vernahm ich Fedes Stimme in meinem Rücken. Er lachte leicht, als er neben mir stehen blieb und den Schlüssel aus seiner Hosentasche hervorkramte.

Hinter Federico trat ich in die kleine Küche, die zwar chaotisch war, in der sich jedoch im Gegensatz zu unserer kein dreckiges Geschirr im Spülbecken stapelte. Die hässlichen schwarzweißen Kacheln waren zwar an manchen Stellen gesprungen, doch sie waren einigermaßen sauber gewischt. So sehr, dass ich es schon wieder abartig fand.

Sein Vater saß am Tisch und nickte mir kurz zu. Seine Gesichtszüge waren streng und mit seiner hohen Stirn wirkte er ernst. Das Radio lief, natürlich ein italienischer Sender, den man hier nur verzerrt empfangen konnte.

»Dov'è mamma?«, fragte Federico ihn.

Ich lehnte mich gegen den Türrahmen. Mein Blick fiel auf ein Foto von Fede und seinen drei Geschwistern, das ein wenig schief an der Kühlschranktür hing. Bei so viel Idylle kam mir schon wieder das Kotzen und ich war froh, dass meine Alte niemals solche Bilder aufhängen würde.

»È nel letto«, antwortete der Vater und trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. »Lei non sta bene

Unauffällig sah zwischen den beiden hin und her, als sie noch ein paar italienische Worte wechselten, von denen ich natürlich kein einziges verstand. War die perfekte Gelegenheit für ihn, sich wieder über mich lustig zu machen, auch wenn es gerade nicht so schien, als hätte er das vor.

Nachdem der Vater sich schwerfällig erhoben und das Zimmer verlassen hatte, merkte ich grinsend an: »Ey, hast'n keine Manieren oder was?«

»Wegen Unhöflichkeit rumheulen passt echt nicht zu dir, Jay. Außerdem kann mein Vater nicht viel Deutsch«, erwiderte Fede und öffnete die verblichene Tür des einst weißen Kühlschranks. »Magst du noch was essen? Wir haben noch überbackene Cannelloni übrig.«

»Ja, warum nich' ...«, stimmte ich zu.

Er holte eine mit Frischhaltefolie überzogene Porzellanschale hervor, während ich mich an den kleinen Küchentisch setzte, der voller Krimskrams war. Ein paar Schulsachen von Fede lagen darauf, daneben zwei Spielzeugautos und Prospekte von verschiedenen Discountern.

»Wo steckt Lexie jetzt?«, fragte Fede. Er stellte den Timer der Mikrowelle ein, schloss die Klappe und zog sich auf die Arbeitsplatte. Das Gerät startete, ein leises Surren war zu hören.

»Weiß nicht. Mir egal.« Ich zuckte mit den Schultern.

»Findest du es nicht unverantwortlich, sie mit so einem Kerl alleine zu lassen?«, hakte er nach und füllte Leitungswasser in zwei Gläser.

»Ihr Problem.« Ich zuckte mit den Schultern. »Außerdem war die heut' Mittag eh nicht da, sondern bei Freunden.«

»Aber irgendwann kommt sie heim. Und vielleicht will er sich an ihr rächen.« Fede reichte mir eines der Gläser.

»Soll er halt.« Erneutes Schulterzucken meinerseits, ehe ich einen Schluck Wasser trank. Besonders sauber war das Glas nicht. Natürlich machte mir das nichts aus, doch es zeigte, dass die Perfektion nur scheinbar war, ein verzweifelter Versuch.

»Ruf sie an. Sag ihr, dass sie auch kommen kann, wenn sie will«, schlug Federico allen Ernstes vor.

Ich seufzte laut auf. »Alter, du spinnst. Was ist nicht richtig mit dir?«

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgeschoben und seine jüngste Schwester stürmte herein. Federico rutschte von der Arbeitsplatte runter.

»Hey, Ali, was geht?«, grinste er und streckte ihr die Hand zum High Five entgegen. Sie sprang hoch, schlug ein und flog dabei fast auf die Fresse. Kein Wunder, schließlich steckten ihre Beine in einer Schlafanzugshose, die ihr viel zu lang war. Lachend strich ihr Bruder über ihre dunklen Haare und sie schlang ihre Arme um seine Beine.

Das ekelhaft schrille Piepsgeräusch des Timers erklang und Fede holte das Essen aus der Mikro. In aller Ruhe begann er damit, es auf zwei Teller zu verteilen. Seine Miene war konzentriert, er ging genau dabei vor.

Alessia kletterte auf den Stuhl neben mir. »Mein Bruder hat dich schon vermisst«, erzählte sie mir und griff nach einem der Spielzeugautos, das sie kurzerhand auf den Tisch donnerte. »Fame! Fame! Spiacciati!«

»Fede?«, fragte ich nach.

»Jay, träum weiter«, lachte der überheblich. Ich warf ihm einen genervten Blick zu. Schön für ihn, dass er sich jetzt cool fühlen konnte.

Heftig schüttelte sie mit dem Kopf und schlug das Auto erneut auf den Tisch, der schon unzählige Macken hatte. »Ne, ne. Leonardo. Der andere.«

»Hör' mit der Scheiße auf, ganz ehrlich«, fuhr ich sie an und riss ihr grob das Spielzeug aus der Hand. Achtlos schmiss ich es zu dem restlichen Gerümpel auf den Sperrholztisch, auf dem Marmeladenreste klebten.

Alessia schaute mich aus immer größer werdenden Augen an, dann begann die kleine Fotze einfach zu heulen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Kinder waren echt eine einzige Qual. Warum tat man sich sowas freiwillig an?

»Jay!«, ermahnte mich Fede, der gerade die beiden Teller zum Tisch trug. Mit seinen zusammengekniffenen Augenbrauen sah er auf einmal ziemlich abgefuckt aus. »Lass sie in Ruhe.«

»Dann sorg' dafür, dass sie nicht weiter rumnervt«, gab ich zurück und nahm mein Essen und das Besteck entgegen. Wenigstens hörte die Kleine auf zu heulen, als Federico sie auf seinen Schoß zog und ihr eine Gabel in die Hand drückte, damit sie sich über seinen Teller hermachen konnte. Auch ich begann zu essen.

»Nachher tut der Kerl Lexie noch was. Es ist nicht richtig, dass deine Schwester jetzt allein dort ist«, kehrte Fede zum Thema zurück und schob sich die Gabel in den Mund. Dass er mit Leonardo verwandt war, war echt kein Wunder, die beiden waren genau gleich anstrengend.

»Mach halt, wenn's dich so befriedigt«, sagte ich kauend. Dann entsperrte ich mein Handy und warf es ihm zu. »Sie wird es aber genauso lächerlich finden wie du.«

Während Alessia auf Fedes Teller herummatschte, scrollte er mit konzentrierter Miene durch meine Kontakte und stellte auf Lautsprecher, nachdem er die Nummer meiner Schwester ausgewählt hatte. Es tutete ein paar Mal, dann ging sie ran. »Ja, hallo?«

»Hey. Hier ist Federico, 'n Klassenkamerad deines Bruders. Jay ist auch hier«, erklärte er. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er sich mit genau diesem Tonfall auf den SMV-Sitzungen für irgendeine Scheiße einsetzte.

»Ähm, hi ... Warum rufst du an?«, erklang Lexies Stimme blechern aus dem Lautsprecher.

»Hallo, hallo!«, quatschte das kleine Miststück auf Fedes Schoß dazwischen. Er hielt ihr den Fingern an die Lippen und fuhr dann fort: »Wir wollten nur wissen, wie's dir geht. Nach der ganzen Sache mit diesem Typen.«

»Wir wollen gar nichts«, zischte ich. Den Bullshit konnte er sich echt mal sparen.

»Ja, alles cool.« Wenigstens war meine Schwester keine dumme Idiotin, die einem Fremden von ihren Problemen erzählte.

Federico ließ sich von dem warnenden Blick, den ich ihm zugeworfen hatte, nicht beirren. »Sicher? Wenn du nicht in Nähe dieses Penners sein möchtest, dann-«

»Fede, ernsthaft, es reicht jetzt«, unterbrach ich ihn genervt und holte mir grob mein Handy zurück. Ehe ich es mir ans Ohr drückte, machte ich den Lautsprecher aus. Ging keinen der Idioten hier etwas an.

»Hey«, meldete ich mich und erzählte ihr mit knappen Worten, was heute Nachmittag passiert war.

»Dachte ich mir schon ... Weißt du, Mama hat mich nämlich gefragt, ob das wahr ist. Dass er mich angefasst hat«, erzählte sie.

»Was hast du dann gesagt?« Der Schlampe musste man wohl auch alles aus der Nase ziehen.

»Nein«, murmelte sie. »Ich ... ich hab mich nicht getraut ... Tommy war dabei ... und ...« Sie verstummte und es klang ganz danach, als würde sie sich das Weinen verkneifen. Hatte die dumme Fotze verdient.

»Sag mal, bist du völlig kaputt im Kopf?«, fuhr ich sie aggressiv an. Alessia machte große Augen, so ein richtig verstörender Kinderblick eben. Fede begann damit, auf sie einzuquatschen.

»Tut mir leid, Jay ... aber ich hatte echt Angst.« Lexies Stimme zitterte, aber da war mir scheißegal. Für wen hielt sie sich eigentlich?

»Und dank dir hält die Alte mich für'n verschissenen Lügner und wir werden Tommy erst recht nicht mehr los. Hast alles kaputtgemacht, ganz ehrlich, vielen Dank«, fuhr ich sie gereizt an. Ich spürte Fedes Blick auf mir ruhen. Seine Augen waren zu einem kritischen Blick zusammengekniffen, auf der Stirn tauchte eine nachdenkliche Falte auf.

Ohne ein weiteres Wort nahm ich das Handy vom Ohr und legte auf. Sollte sie halt alleine in ihrem Zimmer rumheulen, ich musste mir das garantiert nicht geben.









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Non dovresti farlo, cazzo! – Du sollst das nicht machen, verdammt!
Sei un stronzo – Du bist ein Arschloch
Avanti, vai a lavarti i denti. Vaffanculo! – Komm schon, geh Zähne putzen. Vergiss dich!
Stronzo – Arschloch
Dov'è Leonardo? – Wo ist Leonardo?

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