Die Verlierer - Könige der Pl...

By traumjaegerin

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[TEIL 1] Man soll sich seine Freunde nah halten und seine Feinde noch näher. Das ist Jays Devise, denn immerh... More

1 | Gewinnen
2 | Mutig oder verdammt dumm
3 | Alkoholische Freiheiten
4 | Keine Regeln
5 | Alles nur ein Spiel
6 | Saufen und scheitern
7 | Respektlos
8 | Kleinkriminell
9 | Kippen, Vokabeln, Planlosigkeit
10 | Respekt durch Freundschaft
11 | Mathe und MDMA
12 | Saufen im Kinderzimmer
13 | Kontrollverlust
14 | Von Katzen und Katern
15 | Nur bis Physik
16 | Zwischen Gewalt und Ganja
18 | Federico geht saufen
19 | Jenseits von Moral
20 | Warum Schwänze verdammt praktisch sind
21 | Titten oder Teleskope
22 | Auf anderen Planeten
23 | Kein Platz für Freundschaft
24 | Das Gesocks und seine Paläste
25 | Unbesiegbar
26 | Gemeinsamkeiten
27 | Ballerspiele und Gangsterfilme
28 | Ekstase
29 | Blaues und rotes Licht
30 | Gefrorene Kirschtorte
31 | Ehrgeiz
32 | Fast Freunde
33 | Ritalin und Rumcola
34 | Genauso grob, genauso rücksichtslos
35 | Zukunftsvisionen
36 | Koste es, was es wolle
37 | Distanz
38 | Woran denkst du beim Wichsen?
39 | Keine Könige mehr
40 | Sternenscheiß
41 | Kotze im Papierkorb
42 | Niemals entschuldigen
43 | Viel zu schön
44 | Ekelhafte Sommernächte
45 | Dreiste russische Schönheiten
46 | Voll schwul, Alter
47 | Am besten keine Gefühle
48 | Gewaltfrei
49 | Keine Kompromisse
50 | Das machen Freunde nicht
51 | Wodka Melone
52 | Niemals
Tausend-Follower-Special
Ankündigung

17 | Chancen und Niederlagen

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By traumjaegerin

Die ganze verfickte Welt drehte sich. Sollte sie mal lassen, war echt nicht mehr cool. So würde ich nie in unseren Plattenbau kommen. Wütend trat ich mit meinem Fuß gegen die Tür, als ich erneut nicht mit dem Schlüssel ins Schloss traf. »Scheiße, Alter«, kam es mir lallend über die Lippen, ehe ich mich mit der Hand an der Wand neben den Briefkästen aufstützte. Unter meinen Fingerkuppen fühlte ich den körnigen Putz.

Es war ekelhaft kalt, auch wenn es bereits langsam hell wurde, die Umgebung in dem seltsam trüben Licht schon zu erahnen war.

Irgendwann hatte ich es doch in die Wohnung geschafft. Wie, daran konnte ich mich gar nicht mehr so genau erinnern. Auch nicht warum ich im Zimmer meiner Schwester gelandet war. War ja auch egal, warum.

Lexie steckte in einem fleckigen Schlabbershirt mit einem Disneyaufdruck, Minnie Maus oder so 'ne Scheiße, und hatte ihre dunkelblonden Haare zu einem wirren Dutt zusammengebunden.

»Alter, Jay, hau' jetzt ab, ich will pennen.« Sie gab sich Mühe, mich von ihrem Bett zu schieben, doch es blieb bei einem erfolglosen Versuch.

»Jetzt hör' mir mal zu. Ich mach den fertig, okay? Das hat er sowas von verdient. Der kann nich' so mit dir umgehen, Alter«, erklärte ich ihr.

Sie verdrehte ihre Augen und kuschelte sich in ihre Decke, deren siffiger Bezug ein paar Flecken hatte. »Jetzt tu' mal nicht so. Als ob's dir je um mich gehen würde.«

»Ja, doch. Auch.« Ich schmeckte die bittere Galle meinen Rachen hinaufsteigen.

»Alk tut dir echt nicht gut. Ich mag dich lieber, wenn du einfach scheiße bist«, sagte Lexie, begleitet von einem kopfschüttelnden Grinsen.

Damit war unser Gespräch dann auch beendet, denn ich musste kotzen.

Auf ihren Fußboden, wohin sonst.


Ich war froh, dass Tommy sich auch den ganzen Samstag über nicht blicken ließ. Mein Kater war viel zu hart, als dass ich mich mit dieser Wichser hätte anlegen wollen. Mein Bett verließ ich nur zum Pissen und Kotzen und selbst meine Konsole schaltete ich erst gegen Abend an. Zwischendrin kam mal meine Schwester rein und nervte damit rum, ich solle die Kotze in ihrem Zimmer aufputzen, aber das konnte sie mal schön selbst machen.

Das war aber alles ziemlich nebensächlich, denn als ich meine zerdrückte Kippenschachtel aus der Tasche meiner Jogginghose, die ich gestern schon getragen und seither nicht mehr ausgezogen hatte, machte ich eine verdammt geile Entdeckung. Ein kleines Tütchen mit Gras.

Verfickte Scheiße. Der eine Kerl musste es mir gegeben haben. Der fette Araber im Unterhemd. Tarek oder wie er hieß.

Ich verstaute es in meiner vollgestopften Schreibtischschublade, dort wo auch die Kondome lagen, die ich mir mal zusammen mit Maxim gekauft hatte.


Als Tommy dann endlich am Sonntag auftauchte, wartete ich, bis ich ihn alleine im Flur erwischte. Er ging gerade von der Küche ins Bad und trug wieder eines seiner hässlichen, störrischen Hemden, die es wahrscheinlich mal bei Aldi im Sonderangebot gegeben hatte.

»Für wen hältst du dich, Wichser?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Tommy seufzte und kratzte sich mit dem Fingerknöchel an seinem unordentlichen Bart. »Jonathan, bitte. Ich hab' jetzt keinen Nerv für deine pubertären Anwandlungen.«

Ich presste meine Zähne aufeinander. So fest, dass ich den Druck auf dem ganzen Kiefer fühlte. Verdammt, wie sehr ich ihn doch für seine Überheblichkeit hasste. »Dass du meine Schwester vergewaltigen wolltest, nennst du 'ne scheiß pubertäre Anwandlung?«, zischte ich.

»Was wollte ich?« Skeptisch fuhr Tommy sich über seinen kahlen Hinterkopf.

»Du weißt ganz genau, wovon ich rede.« Mit zusammengekniffenen Augenbrauen musterte ich ihn. »Schau mal, ich bin kein vollkommenes Arschloch. Meine Mutter wird nichts davon erfahren, wenn du einfach abhaust. Dann kommst du unbeschadet aus der Sache.«

»Glaubst du echt, du kannst mich so zum Gehen zwingen?« Tommy verschränkte seine Arme vor der Brust.

»Ansonsten erfährt's halt meine Mutter. Meinste, sie hat Bock auf'n Kerl, der ihre verfickte Tochter anpackt? Das ist ekelhaft, Mann.« Grob stieß ich ihn zurück.

In diesem Moment tauchte die Alte im Türrahmen auf. »Was ist denn hier los?«

»Ich glaube, dein Sohn braucht echt Hilfe ... Er denkt sich jetzt schon Geschichten aus, um mich loszuwerden.« Mit leicht zusammengekniffenen Augen schüttelte er mit dem Kopf. Ich biss die Zähne aufeinander. Ich hätte diesen Bastard einfach zusammenschlagen sollen: Direkt, ohne zu reden, und so hart, dass er aus Schiss nicht mehr hier auftauchen würde. Verdient hätte er es.

»Er erzählt, ich hätte seine Schwester angefasst. Auch wenn ich keine Ahnung hab, wann – oder warum – ich das hätte tun sollen«, fuhr Tommy fort. Er war so eine verdammte Pussy, die nichts konnte als rumzuheulen. Eine verkackte Memme.

»Ernsthaft?« Meine Mutter sah richtig enttäuscht aus, als ihr Blick auf mir ruhen blieb. Kopfschüttelnd strich sie sich die fettigen Strähnen ihrer rotgefärbten Haare aus der Stirn.

Verdammt. Ich hatte es erwartet. Mir war immer klar gewesen, dass sie sich auf seine Seite schlagen würde und doch traf es mich mehr, als es sollte.

»Denkst du echt, dass ich mir das nur ausgedacht habe?« Fassungslos sah ich sie an.

Warum hatte ich mit dem Thema nicht gewartet, bis Lexie auch dabei war? Das hätte viel mehr Wirkung gehabt. Jetzt aber hing sie mit ihren Freunden rum und ich war alleine mit diesen gestörten Idioten.

»Du mochtest Tommy doch von Anfang an nicht.« Diese verschissene Heuchlerin bemühte sich um eine einfühlsame Stimme, doch das linderte nichts an der Wut, die in mir aufwallte. »Hattest einen regelrechten Hass auf ihn und wolltest nicht, dass er hier ist. Und ich weiß doch, wie du bist, es muss immer alles nach deinem Kopf laufen. So 'ne Aktion sieht dir ähnlich.«

»Verdammt, warum glaubst du diesem Wichser mehr als mir? Was ist eigentlich nicht richtig bei dir?«, fuhr ich meine Mutter an und machte einen Schritt auf sie zu, doch wurde bestimmt von Tommy zurückgeschoben. Lächerlich.

Sie sah mich mit nachsichtigem Blick an. »Ich weiß doch, dass das alles gerade schwer für dich ist. Aber das rechtfertigt dein Verhalten nicht, Jonathan.«

Wütend starrte ich sie an. »Es ist die scheiß Wahrheit!«

»Alexandra hätte mit mir darüber gesprochen, wenn das wahr wär'.«

»Sie vertraut dir aber nicht, dass ist dir schon klar, oder? Weil du verdammt nochmal nie da warst. Für uns jedenfalls nicht. Um deinen scheiß Kerl kannst du dich ja kümmern. Dass er Lexie ficken will, ist dann auch egal«, fuhr ich sie zornig an.

Verdammt. Das war mehr an Gefühlen, als ich je hatte aussprechen wollen.

»Fickt euch alle, ganz ehrlich.« Eilig schlüpfte ich in meine Sneaker und fluchte, als mein rechter Fuß erst beim zweiten Versuch in den Schuh rutschte. Ohne einem von ihnen noch einen Blick zuzuwerfen, verließ ich die Wohnung und knallte die Tür so fest wie möglich zu.

Ich rannte los. Weil es sich auf einmal richtig anfühlte.

Die Treppen runter, raus aus unserem Plattenbau, mit dem 44er durch die Stadt.

Irgendwann landete ich in einem Supermarkt, der auch sonntags geöffnet hatte, und streifte durch die Gänge. Ich ließ eine Flasche Schnaps mitgehen und chillte mich damit ein paar Straßen weiter auf eine Parkbank, auf deren morsche Lehne ich mich setzte, die Füße auf der Sitzfläche abgestellt.

Bitter schmeckte der Wodka auf meiner Zunge, genau wie die Erinnerung an das Gespräch eben, die noch immer in mir nachhallte, die der brennende Geschmack auch nicht vertreiben konnte.

Es war warm, sodass ich in meinem Pulli nicht fror. Irgendsoein fetter Kerl joggte keuchend und mit rotem Gesicht an mir vorbei und blieb ein paar Meter weiter stehen. Kurz dachte ich daran, ihm einen dummen Spruch reinzudrücken, aber was für einen Sinn hatte es schon, mich über ihn lustig zu machen, wenn das keiner mitbekam.

Ich hatte keinen Bock alleine zu sein. Aber gleichzeitig wollte ich keinen von meinen verschissenen Freunden sehen, die mir mit ihren dummen Sprüchen eh nur auf den Sack gehen würden.

Federico.

Zu dem könnte ich gehen.

Warum zur verfickten Hölle auch immer sich der Gedanke in meinen Kopf drängte.

Er hatte ja von sich aus angeboten, dass ich mit ihm reden könnte. Und er hatte mich nie für all die Scheiße ausgelacht, die ich ihm nach dem Abend bei Maxim erzählt hatte.

Aber das konnte ich echt nicht bringen. Ich konnte nicht einfach zu Federico gehen, das ging nicht.

Ich trank weiter und irgendwann erschien es mir dann doch wie eine gute Idee. Ich musste ja nicht mit ihm reden oder so, jedenfalls über nichts Ernsthaftes, ich konnte dem kleinen Streber einfach ein bisschen auf den Sack gehen. Bestimmt musste er lernen und es würde ihn total abfucken, würde ich ihn davon abhalten.

Eine halbe Stunde später hatte ich seinen Block erreicht, der in einem verblassten Grün gestrichen war und die Nummer 256 trug. Ein fettes Weib in einem hässlichen Jogginganzug und einem kleinen Kind auf dem Arm trat gerade aus der Eingangstür, sodass ich hinter ihr ins Treppenhaus schlüpfen konnte.

Im vierten Stock hielt ich einen Moment inne. Streitende Stimmen klangen durch die dünnen Wände in den Flur. Ich könnte immer noch umdrehen, mich einfach wieder verpissen. Noch einmal drehte ich den Deckel der Wodkaflasche auf, die ich noch immer bei mir trug, und trank einen Schluck daraus.

Dann drückte ich entschlossen auf die Klingel, deren schrilles Läuten auch vor der Wohnung zu hören war. Was besseres hatte ich ohnehin nicht zu tun.

Einen Moment lang dauerte es, dann wurde schwungvoll die Tür aufgerissen Es war die ältere seiner beiden Schwestern, den Namen der Fotze hatte ich vergessen.

»Hey! Was willst du?«, fragte sie. Sie steckte wieder in einem verwaschenen Fußballtrikot, das ihr fast bis zu den Knien reichte.

Jetzt war auch klar, dass eine der Stimmen, die ich eben schon gehört hatte, Federico gehörte, der da mit seiner Mutter auf Italienisch stritt. Scheinbar gab's auch in dieser Bilderbuchfamilie Stress, das war ja rührend.

»Zu Fede, was sonst?« Ich verdrehte die Augen und lehnte mich gegen den Türrahmen. Wenigstens war Leonardo nirgends zu sehen, auf die kleine Nervensäge konnte ich gut verzichten.

Sie drehte sich um und brüllte durch den Wohnungsflur: »Fede! Vieni qua!«

»Leiser ging auch nicht, oder?«

Dann öffnete sich die Küchentür und Federico trat in den Flur. Sein Gesichtsausdruck war verdammt genervt, schlug aber in Überraschung um, als er mich entdeckte. Seine Augenbrauen wanderten ein wenig höher. »Jay? Was willst du hier?«

Ich zuckte mit den Schultern und hob den Alk so, dass er ihn gut sehen konnte. »Dachte, wir könnten saufen gehen oder so«, schlug ich vor, während mir mittlerweile klar war, dass dies eine der Aktionen war, die wieder hart nach hinten losgehen würden. Klappte ja super damit, ihm auf die Nerven zu gehen.

»Ja, okay«, stimmte Federico zu. Einfach so, als würden wir das immer tun.

»Was?« Verwundert sah ich ihn an. War das sein scheiß Ernst? Was zum Fick war mit ihm passiert? »Also, ich mein ... echt jetzt?«

»Guck nicht so.« Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, ehe er seine Jacke von der vollbehangenen Garderobe nahm und in die Ärmel hineinschlüpfte.

Jetzt tauchte auch noch seine Mutter im Flur auf. Sie warf mir nur einen flüchtigen Blick zu. »Federico, wohin du gehst?«, fragte sie mit strenger Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust, während Fede die Schnürsenkel seiner ausgelatschten Chucks aufzog.

Kurzerhand nahm er mir die Flasche aus der Hand und hielt sie seiner Mutter unter die Nase. »Non la vedi?« Kurz huschte ein Grinsen über sein Gesicht, konnte aber auch nicht verbergen, wie genervt er aussah.

Sie schüttelte mit dem Kopf. »Non pensare nemmeno! Tu resta qui!«, herrschte sie ihn an.

»Lasciami stare!«, gab Fede genauso heftig zurück. Eilig schlüpfte er auch in den zweiten Schuh und schob mich in den Hausflur. Die Tür knallte er fest hinter sich zu.

Genau wie ich ein paar Stunden zuvor die unserer eigenen Wohnung.

»Alter, was war'n das jetzt für eine Vorstellung?«, lachte ich, als wir durch den langen Flur in Richtung des Treppenhauses gingen. Federico gab mir die Wodkaflasche zurück und zuckte mit den Schultern. Seine Hände vergrub er tief in seinen Jackentaschen.

Auf meine Frage zu antworten hatte er wohl nicht vor. Auch, nachdem wir durch die Haustür nach draußen getreten waren, schwieg er noch.

»Jetzt sag mal, was is' los? Hätte gedacht, dass du Streber'n ganz braver Sohn bist«, grinste ich.

»Herr Jaworski hat bei uns angerufen, um zu wissen, ob ich am Montag wirklich krank war«, erzählte Fede, während wir die Betonplatte vor seinem Block überquerten. »Meine Mutter war halt echt enttäuscht, dass ich sie angelogen hab.«

»Oh. Fuck«, warf ich ein und klemmte mir die Wodkaflasche unter den Arm, um meine Zigaretten herauszuholen. Eine alte Frau mit wettergegerbtem Gesicht kam uns entgegen, die einen klapprigen Einkaufswagen vor sich herschob. Blaue Mülltüten, in denen sich wahrscheinlich ihr ganzer Besitz befand, lagen darin. Eine der vielen gescheiterten Existenzen aus diesem Viertel.

Er winkte ab. »Ist ja auch egal.«

»Sorry«, murmelte ich mit der Kippe zwischen den Lippen und hätte mir dafür am liebsten auf die Zunge gebissen. Typen wie ich entschuldigten sich nicht, verdammte Scheiße.

Verblüfft sah Federico mich an. »Ist doch nicht deine Schuld«, erwiderte er.

»Alter, hab ich ja auch gar nicht gesagt. Du interpretierst auch in jede Scheiße zu viel rein«, gab ich pampig zurück und zündete die Zigarette an.

»Hab nur nicht erwartet, dass du neuerdings Wert auf Höflichkeit legst«, grinste er.

Schweigend zog ich den Rauch in meine Lunge. »Lass mal dahin chillen«, schlug ich vor und deutete mit der Hand, in der ich die Kippe hielt, auf das Parkhaus, das sich zwischen zwei Plattenbauten befand.

»Darf man da überhaupt hoch? Ist doch abgesperrt, weil es bald abgerissen werden soll«, warf Federico ein.

»Na und?« Ich zuckte mit den Schultern. War ja typisch, dass dieser Streber sich schon wieder fast in die Hose pisste. »Juckt doch nicht. Als ob wir deshalb draufgehen werden.«

»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Fede zu. Entschlossen ging er mir voran in Richtung des Parkhauses und es fuckte mich ab, dass er scheinbar doch nicht so leicht zu verunsichern war, wie ich eben noch geglaubt hatte. Dabei sollte ich mich längst daran gewöhnt haben, dass ich diesen Kerl ständig falsch einschätzte, verdammt.

Wir kletterten über das rotweiße Absperrband, das am Eingang angebracht und leicht zu überwinden war. Die Scheiße hätten sie sich auch mal sparen können, als würde das irgendjemanden davon abhalten hineinzugehen. Im Treppenhaus stank es selbst für meine Verhältnisse abartig nach Pisse und teils auch nach Scheiße.

Schließlich erreichten wir das oberste Deck. Die Sonne stand mittlerweile tief am Horizont, senkte ihr schwaches Licht auf unser Viertel. Wir setzten uns auf den Betonboden und ich holte meine Kippen hervor, behielt die Schachtel aber in den Händen, ohne mir eine anzuzünden.

»Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert?«, fragte Federico. Von Üzeyirs Schlag war eine Platzwunde an meiner Schläfe zurückgeblieben. Das Blut war längst getrocknet

»Irgendso'n Wichser auf 'ner Party«, erklärte ich und winkte ab. War ja auch nicht weiter wichtig.

»Bist halt'n richtiger Schlägertyp, was?«, grinste er. Als Antwort erhielt er lediglich ein Augenverdrehen.

Wieder herrschte Schweigen und ich zündete mir doch noch eine Zigarette an, auch wenn ich sie mir eigentlich besser einteilen hatte wollen. Bald würde die Schachtel wieder leer sein.

Noch immer grummelte die Wut über meine Alte und diesem verkackten Hurensohn tief in meinem Bauch. Wut, die nicht einfach so verschwand. Genauso wenig wie Tommy, den ich wohl nie loswerden würde.

Vielleicht sollte ich Federico wirklich von der Scheiße, die bei mir zuhause abging, erzählen. Mit einem Mal fühlte sich der Gedanke verdammt richtig an und ehe ich noch weiter darüber nachdachte, bewegten sich schon meine Lippen.

»Du, Fede«, setzte ich an und es war das zweite Mal an diesem verfickten Tag, dass ich meine Worte am liebsten rückgängig gemacht hätte. Jemand wie ich sprach nicht über seine Probleme und das schon gar nicht mit Federico, der sich ohnehin nur darüber lustig machen würde. 










_____________________________
Vieni qua – Komm her
Non la vedi? – Siehst du nicht?
Non pensare nemmeno, tu resta qui! – Du brauchst gar nicht dran zu denken, du bleibst hier!
Lasciami stare – Lass mich in Ruhe
Dov'è Mamma? – Wo ist Mama?
È nel letto. Lei non sta bene. – Sie ist im Bett. Es geht ihr nicht gut.
Fame! Fame! Spiacciati! – Hunger! Hunger! Ich sterbe!

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