Ich saß vor der Hintertür und strich mit meinem Fingernagel die Creme vom Rand des Kuchens. Er schmeckte wirklich göttlich, was mir auch bestätigte, dass meine Mutter keinen Finger darangelegt hatte.
Ich verdrehte innerlich meine Augen, als die Schokolade in meinem Mund schmolz und erschrak mich zu Tode, als sich ein Schatten vor mir aufbaute.
Ich öffnete meine Augen und sah auf zu Kay, welcher mich belustigt musterte.
"Warum überrascht mich das nicht, dass du dir Kuchen mitgenommen hast?" Seine Hände nahm er aus seinen Hosentaschen und er setzte sich neben mich. Ein Arm war um mich gelegt und stützte sich auf dem Steinboden ab.
Mir fiel gerade auf, dass ich komplett weiß bekleidet war und auf dem dreckigen Boden saß.
Schnell wurde mir dieser Lichtblick ziemlich egal, denn ich beobachtete mit großen und geschockten Augen, wie Kay sich selbst ein wenig von meinem Kuchen nahm.
Völlig perplex drehte ich mich zu ihm und konnte nicht fassen, dass er mir das angetan hatte.
"Wie wäre es mit fragen?"
Der Dieb begann zu grinsen und neigte sich zu mir herunter. "Ist nicht so mein Stil."
Erneut sah ich zu, wie er ein wenig von meinem Kuchenstück nahm und es genüsslich aß.
Meine Augen wurden ganz kleine Schlitze und als der Idiot noch mehr nehmen wollte, sprang ich auf und zog meine Serviette aus seiner Reichweite.
"Lass das. Das ist mein Kuchen. Den habe ich mir verdient."
Kay erhob sich ebenfalls, bevor er seine Hände an seiner Hose abgestrichen hatte. "Also theoretisch gesehen, verdiene ich ihn mehr, denn ich habe dir das alles beigebracht", konterte er und langte wieder nach dem Kuchen.
Er schien wirklich eine Schwäche für die Kost auf meiner Hand zu haben.
Ich drehte mich ruckartig weg, doch seine langen Arme umgriffen meinen Körper und zogen mich zurück an seine Brust.
Er hatte mich im Schacht und wollte von hinten mir meinen Kuchen wegnehmen. "Ja, aber ich habe dafür gesorgt, dass deine Unterrichtskünste auch überhaupt einen Nutzen haben." Mein Konter ergab nicht wirklich Sinn, aber ich wollte meinen Kuchen nur für mich allein.
"Aha." Kay reagierte kaum auf meine Argumente und hatte bloß Augen für den Schokoladenkuchen.
Ich begann zu kichern, als er versuchte mit seinen Fingern in meine Seiten zu piksen, damit der einfacher an den Kuchen kommen würde.
Schlussendlich hatte er auch gewonnen und nahm den ganzen Kuchen zu sich.
Ich sah ihm beleidigt zu, als er das Stück verliebt anblickte.
"Und wie fühlt es sich an? Wie ist es, wenn man verliert?" Schelmisch sah er auf mich herab und ich zuckte mit den Schultern.
"Nicht so schlimm. Ich meine schlussendlich hat das ja auch was Gutes. Gerne helfe ich den Obdachlosen", gab ich von mir und begann zu lachen, als Kay auf mich zu kam.
Er hielt mir den Rest hin und kopfschüttelnd aß ich den letzten Resten. "Obdachlose sind sehr dankbare Menschen und teilen."
Ich warf die Serviette in den Container hinter uns und drehte mich wieder zum Schönling. Während dem Gehen sah ich ihn mir genauer an und sah, dass der größte Teil seiner Verletzungssammlung relativ gut verheilt war.
Ich fröstelte leicht und schmiegte mich gegen seinen Körper, als er auf mich herab schielte und schweigend seine Arme um meine Wenigkeit schlang.
"Und wie war es?"
Ich spürte seinen warmen Atem an der Seite meines Kopfes und kuschelte mich weiter an ihn. "Ganz gut. Keinen einzigen Fehler."
"Dank mir." Seine Stimme klang arrogant und ich grinste in mich hinein. "Dank dir." Ich gab ihm recht, denn er hatte mir wirklich viel von den Schultern genommen.
"Jetzt ist der Deal vorbei, huh?" Mit meiner Handfläche auf seinem Bauch schob ich den Grünäugigen von mir weg und hob meinen Blick an.
"Ein letztes Mal kaufe ich dir etwas. Also was brauchst du?"
Kay blickte hinter mich und schien zu überlegen. Während er in seinen Gedanken war, legte er gleichzeitig seine Hände an meine Seiten und griff sanft zu.
Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und es tat mir innerlich weh, zu wissen, dass ich ihn von nun an nicht mehr oder jedenfalls nicht mehr so oft sehen können würde.
Das war das einzige Schlechte, was das Absolvieren dieser Aufführung mit sich brachte.
Ich sah Kay direkt in die Augen, als er seinen Blick wieder auf mich richtete und mit verliebten Blicken sahen wir uns entgegen.
Er neigte sich zu mir herunter und seine Stirn berührte meine. Auch wenn nur für eine Millisekunde. Es ließ mich leise aufseufzen.
"Ich brauche eigentlich nichts..."
Seine Lippen öffneten sich nur wenig, als er mir diesen Satz beichtete. "Eigentlich?"
Dieses Wort war mir nicht entgangen und gefangen im Moment legte ich meine Hände in seinen Nacken. "Na ja... Es kostet dich kein Geld oder so", gab er noch dazu und schmiegte sich wie ein schnurrender Kater an meine Hände.
Abwartend blickte ich ihm entgegen und langsam öffnete er seine Augen wieder und die langen Wimpern präsentierten mir wieder mal, was für schöne Augen der Junge vor mir hatte.
"Ich brauche dich..."
Meine Augen drehten sich fast nach hinten und meine Knie wurden weich wie Pudding. "Das trifft sich ganz gut", zitterte ich und zog ihn näher zu mir herunter. "Denn ich denke, ohne dich komme ich auch nicht mehr aus."
Kay begann zu grinsen und unsere Nasen berührten sich, als er mit einem belustigten Unterton meinte, "Schön, das geklärt zu haben."
Auch ich begann zu grinsen und streckte mich zu ihm hoch.
Dass wir Kuchen gegessen hatten, verstärkte das süße Aroma, welches sich in mir ausbreitete, nur noch mehr, als ich meine Lippen gegen seine drückte.
Kay neigte seinen Kopf zur Seite, um mir den gerechten Gegendruck zu geben, aber zugleich sorgten seine Hände, dass ich nirgends hin konnte. Seine großen Handflächen fuhren über meinen Rücken und er zog mich mit einem Ruck näher an sich ran.
Davon würde ich nie genug bekommen. Ich könnte das jetzt auf die erste Liebe schieben, aber ich war mir hier mehr als sicher, dass das alles an Kay lag und nicht an dem dummen First Love Effekt.
Ich verspürte diesen Zirkus, da ich mich Hals über Kopf in den Kriminellen verliebt hatte.
Es überraschte mich, als ich spürte, wie Kay verspielt an meiner Unterlippe knabberte und lächelnd drückte ich ihn leicht von mir weg.
Meine Augen öffneten sich ein wenig und ich musterte seinen Mund, welchen ich gleich wieder mit meinem empfang.
Ich quietschte leise auf, als mich seine Arme kurz hoch hoben und lachte in den Kuss, als ich meine Arme komplett um seinen Nacken legte.
Meine Finger suchten sein Haar und ich war mehr als nur betrunken.
Ich fühlte mich, als hätte ich jede verdammte Droge eingenommen. Noch dazu einen ganzen Fliegenpilz und dann würde man nachvollziehen können, wie ich mich gerade fühlte.
Völlig benebelt lösten wir uns voneinander und ich strich ihm über seine Wange, als wir uns gegenseitig losließen.
"Und was jetzt?" Mit einem fragenden Glitzern in meinen geschminkten Augen wartete ich auf einen Vorschlag.
"Jetzt?" Kay zog seine Kapuze über seinen Kopf und verstaute seine Hände wieder in seinen Hosentaschen.
"Ja?" Ich wartete, denn ich wusste selbst nicht, was wir tun könnten. Am liebsten würde ich stundenlang an ihm hängen, aber das konnte ich doch schlecht bringen.
"Jetzt gehen wir und rauben Target aus", grinste der Dieb und begann zu lachen, als er meinen unbeeindruckten Blick sah.
Ich grinste dann aber auch und lehnte mich gegen ihn, als wir nebeneinander den Gehsteig betraten.
"Dann lass uns das tun", gab ich mit gefälschter Freude von mir und ergatterte so eine weitere Möglichkeit das schöne Lachen von Kay zu hören.
"Am besten gleich die ganze Technikabteilung", scherzte ich und Kay nickte einverstanden.
"Vergiss die Süßigkeiten nicht."
"Du liebst Süßes, nicht wahr?"
"Warum meinst du, mag ich dich?"
"Pass auf, dass du nicht auf deiner Schleimspur ausrutscht."
"Geht schon. Kann gut Schlittschuh fahren..."
"Natürlich. Was kann der Junge nicht?"
"Also, kannst du auch einfachere Fragen stellen?"
"Ach ja... Er kann seinen Mund nicht halten."