Jagd der Nebelflüsterer- Die...

By MorganKingsman

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B A N D I - Jagd der Nebelflüsterer ✥✥✥ Mord stand nicht auf Gwinns Agenda. Ab... More

1- "Was willst du tun? Ihre Balkonpflanzen austrocknen lassen?"
2- "Aber worin wäre dann der Spaß?"
2- "Raumverschönerung."
3- "Brunnentauchen ist meine Lieblingsbeschäftigung!"
3- "Waren das deine Kräfte?!"
4- "Ich glaube du brauchst eine Brille"
5- "Wer ist Gwinn?"
6- "Sie ist ein Kind, Calean! Ein Kind!"
7- "Der Grund ist wirklich dämlich..."
7- "Stell dich nicht dumm"
8 - "Verzeih mir?"
8- "Du bist außer Kontrolle!"
9- „Du kannst mir helfen, Essen aus der Küche zu stehlen"
Epilog

4 - "Hey! Fensterkletterer!"

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By MorganKingsman

        ✥✥✥      

 Ich fand Maze dort, wo er nicht sein sollte. Einige Schritte von seinem Wachtplatz entfernt, in einer Traube von Mädchen, die ihm durcheinander Fragen stellten. Ein König in seinem Hofstaat aus Bewunderern. Seine Zufriedenheit war ansteckend. 

Als er mich näherkommen sah, rutschte er von seiner Tonne herunter und schlenderte mir entgegen.
„Kommst du, um deinen Teil der Geschichte selbst zu erzählen, oder hast du mich bereits vermisst?"

Ich grinste. Mazes Charme zog die Schülerinnen hinter ihm her, als hingen sie an Fäden. Und obwohl er so tat, als bemerke er es nicht, badete er heimlich in ihrer Anerkennung.
„Erwartest du wirklich, dass ich dir einfach so verfalle?"

Er zuckte mit den Schultern und versuchte es mit einem schiefen Grinsen, das ihn noch jugendlicher wirken ließ.
„Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben. Es ist immer nützlich, ein Mädchen um sich herum zu haben, dass dir den Hintern retten kann, wenn es unangenehm wird."

Da hatte er recht. Ich schluckte gegen die Enge in meinem Hals an. Jetzt der unangenehme Teil.
„Dieses Mädchen ist hier, um auf dein Angebot zurückzukommen."

Überrascht zog Maze die Brauen hoch, erholte sich aber schnell wieder.
„Du willst trainieren?"

Hinter einer Gebäudeecke lugte Amila hervor, auf ihren Einsatz wartend. Auch wenn sie nur einen kurzen Moment seiner Unachtsamkeit brauchte, um sich vom Hof zu stehlen, musste das Tor auch noch frei sein, wenn sie zurückkehrte.

Ich wünschte nur, wir hätten einen anderen Weg gefunden.
„Ich hab es mir überlegt und denke, es wäre wahrscheinlich praktisch..."
...wenn wir irgendwo mit glatten Oberflächen trainieren könnten, die man besser vom Blut der zerfetzten Körperteile befreien kann.

Ich gab meiner neuen Freundin ein verdecktes Zeichen mit der Hand und sie setzte sich prompt in Bewegung. Amila nickte grimmig. Als ihr Blick auf den Sucher fiel, klopfte sie bedächtig auf ihr Messer.

Maze wollte sich umdrehen, doch ich hielt ihn am Arm und zog ihn zum Tor.
„Sofern du nichts Besseres zu tun hast, natürlich."

Eine halbe Stunde später lief ich mit Maze über den Trampelpfad, der hinunter zu den Stallungen führte. Wir brauchten ein Versteck, wo niemand sah, dass der Sucher mit mir übte, aber ich genug Platz hatte, um meine Fähigkeiten zu zeigen. (So viel Platz war das nicht, wirklich.)

Ich kam mir vor, als würde ich ein Lamm zur Schlachtbank führen, auch wenn ich mir wiederholt einredete, dass alles in Ordnung wäre, so lange er außerhalb meiner Reichweite blieb oder direkt neben mir.

Doch meine Sorgen wurden prompt beim Anblick des Stallgebäudes und dem Platz daneben in den Hintergrund geschoben. Wie ein scheues Tier duckte es sich zwischen die spärlichen Bäume, tief verschlafen und erst im letzten Moment sichtbar.

„Wir haben alle Nutztiere und Pferde dort unten", erklärte Maze, „Zwei Kühe, ein Schwein und lass dich niemals bei den Hühnern blicken! Die sind gefährlich!"

Die Ernsthaftigkeit seiner Worte brachte mich zum Lachen.
„Erzähl mir mehr! Was hat das gemeine Federvieh dir angetan?"

Aber Maze schnaubte lediglich und führte mich zu einem rötlich gestrichenen Gebäude, dessen Tür sich in eine Ecke quetschte. Der Hintereingang. Mir fiel auf, dass er mir nie gesagt hatte, warum er nicht wollte, dass man unser Training sah.

„Schüler sind hier unten nicht erlaubt! Nur Personal!", begrüßte uns eine Stimme aus dem Zwielicht, kaum da Maze die Tür hinter uns geschlossen hatte.

Ich blinzelte, bis ich eine schlaksige Gestalt nahe der Strohballen ausmachen konnte. Es war...
... der unfreundliche Fensterkletterer! Ich hatte mich bereits gewundert, wohin der verschwunden war.

Er legte einen Sattel auf einen schmalen Schimmel, der sofort versuchte, von ihm fortzukommen.

Konnte ich verstehen.

Er hängte sich derartig in den Zügel hinein, dass es dem Jungen nicht möglich war den Gurt zuzuziehen und den Sattel zu befestigen.
Das Tier stieg und wich ihm aus, drehte einen Kreis und zog an der unnachgiebigen Hand.
„Reiß dich bitte zusammen", knurrte er es an. Erfolglos.

Maze neben mir lachte auf, als er die Bemühungen des Pferdes beobachtete. Die schlaksige Gestalt erinnerte mich an meine Schwester. Es war noch jung und nicht bereit sich dem Ernst des Lebens zu stellen.

Der Junge sah das anders.
Eine weitere Drehung später, riss sich das Tier los. Der Fensterkletterer griff nach den Zügeln, doch es war schneller. Freiheit riechend stürzte auf uns zu. Hufeisen knallten über den Boden und schlugen Funken.

Jeder kennt diese Märchen, in denen sich der Held dem Reittier in den Weg wirft? Es steigt, er beruhigt es und für die Zukunft ist er der Einzige, der auf seinen Rücken darf?

Maze und ich hatten ein anderes Gefühl für die Situation. Wir wichen aus und ich tat, was mein Instinkt mir riet und öffnete dem Pferd die Tür.

Was...?" Der Fensterkletterer spurtete hinterher, nur um auf meiner Höhe innezuhalten, „Bist du übergeschnappt?"

Hups.
„Es wollte raus?", versuchte ich es mit einem unschuldigen Lächeln, das mir eindeutig misslang. Ich konnte das dem Tier nicht verübeln. Und ich wollte ganz sicher nicht mit einem panischen Pferd in einem Raum eingesperrt sein.

Ihm fiel der Mund auf, doch es kamen keine Worte heraus. Schwert atmend wanderten seine Augen von mir zu Maze. „Genau deshalb, sind hier unten keine Schüler erlaubt."

Es brannte mir unter den Fingernägeln, ihn darauf hinzuweisen, dass ich keine Schülerin war, doch da war er bereits aus dem Stall und knallte hinter sich die Tür zu.
Hups.

Maze gluckste neben mir.
„Ich habe noch nie jemanden so schnell auf Caleans schlechte Seite geraten sehen. Und er mag niemanden, bis auf Elayn."

Mein Gewissen setzte ein und ich zog den Kopf zwischen die Schultern.
„Vielleicht sollten wir ihm helfen das Pferd wieder einzufangen?"

„Vielleicht", Maze grinste immer noch, „Aber die Stute wird ohnehin nicht zu weit gehen. Keines der Tiere geht freiwillig in den Wald."

Als wir Calean folgten, hatte er das Tier in eine Koppel getrieben und versuchte es einzufangen. Als er uns erblickte, verfinsterte sich sein Blick noch mehr.
„Nimm sie wieder mit hoch an die Schule, Maze, ich warne dich!"

Er war bereits außer Atem, mit einzelnen Schweißperlen auf der Stirn. Doch egal wie schnell er wurde, das Pferd war schneller. Er hechtete auf den Schimmel zu, nur um im Dreck zu landen.

Ich stand neben Maze am weißen Zaun, mein Gesicht in Mitgefühl verzogen.
„Lass mich dir helfen!"

„Verschwinde!"

Maze lachte und lachte noch schlimmer, als ich über den Zaun kletterte und auf die Weide wanderte. Ich würde ihm helfen, ob er wollte oder nicht.

„Bist du taub?" Calean sah aus, als wollte er Bäume nach mir werfen und ich hoffte inständig, dass das nicht seine besondere Kraft war.

„Lass mich helfen", wiederholte ich, die Hände instinktiv zu Fäusten geballt. Warum war er so schwierig? Zu zweit hatten wir eine viel bessere Chan-

Ich war so fokussiert auf ihn gewesen, dass ich nicht bemerkte, wie ich in den Fluchtweg des Pferdes lief. Nur eine Armlänge von mir entfernt wich es mir aus und sprintete an mir vorbei.

„Vorsicht!", dröhnte Caleans Stimme im Hintergrund, doch ich landete sicher auf meinem Hosenboden.
Gut. Vielleicht war das hier doch schwieriger.

Er war an meiner Seite, bevor ich mich wieder aufgerappelt hatte. Die braunen Haare in alle Richtungen verstrubbelt.
„Deshalb sollst du raus hier! Sowas ist gefährlich!" Mit beiden Händen versuchte er, mich in Richtung des Zauns zu schieben. Sand haftete an seiner Kleidung und in seinen Haaren, was ihm das Aussehen einer Vogelscheuche gab.

Ich entwischte ihm zur Seite und brachte ihn mit meinen aufwallenden Kräften aus dem Gleichgewicht.
„Sie hat Angst vor dir!"

Wurde meine Stimme lauter, blieb er überraschend ruhig.
„Sie wird es lernen müssen. Niemand füttert ein Pferd, das nicht arbeiten will!" Die grauen Augen verdunkelten sich, bis sie sich kaum von der Pupille unterschieden.
„Und jetzt verschwinde, bevor du noch mehr Probleme machst."

Im Hintergrund preschte das Pferd wieder an uns vorbei, begeistert von seiner Freiheit. Sie schleuderte den Kopf hin und her, berauscht von dem Donnern ihrer Hufe.

Ich ballte meine Hand zur Faust. Was dachte sich dieser Typ? Ich wollte doch nur helfen. Und nur weil das Tier keinen Sattel trug, war es nicht nutzlos!
„Mit dieser Einstellung muss es dich nicht wundern, wenn-..."

„Entspann dich Calean, sie hat in ihrem Leben noch nie ein Pferd gesehen", schallte Sidras glockenhelle Stimme über den Platz und ließ uns beide simultan zusammenzucken.
Klasse, die war also auch hier.
Sie stand neben Maze und hatte die Arme auf der obersten Zaunlatte abgelegt, um uns zu beobachten.
„Straßenkinder."

Für einen kurzen Moment flackerte etwas durch Caleans Augen, doch er hatte sich schnell wieder im Griff, sodass ich es nicht entziffern konnte. Stattdessen wartete ich seine Antwort nicht ab, sondern nutzte die Ablenkung, um mich der Stute zu nähern.

Sie hatte in der Mitte des Platzes Stellung bezogen und beobachtete unsere Auseinandersetzung mit interessiert gespitzten Ohren. Mein Näherkommen tolerierte sie, so lange ich mich langsam bewegte. Doch ihre Muskeln zuckten, bereit, jeden Moment die Flucht zu ergreifen.

Meine eigene Anspannung ließ mich den festen Griff um meine Begabung verlieren und einzelne Sandkörner hoben sich einige Fingerbreit vom Boden.
Sie war ein wunderschönes Tier. Zierlich gebaut, nicht für Schlachten, sondern eher für die Jagd gezüchtet. Aber kleiner und fein wie ein Damenpferd.
Ich erinnerte mich an meinen ersten Ritt auf Elayns Pferd. Sie waren beeindruckende Wesen, aber immer außerhalb meiner Reichweite.

„Tu es nicht!", brüllte Calean hinter mir und die Stute sprang zur Seite.

Doch nicht bevor ich nach vorne hechtete, und meine Finger um den Zügel schloss. Eine Blase aus Schwerelosigkeit stülpte sich über uns und die Steigbügel hoben sich in die Luft.

Keine kontrollierte Blase. Sondern ein Schreckausrutschen direkt in meine Kräfte hinein. Die endeten nur selten harmlos.
Blut? War hier irgendwo Blut? Nein? Ich atmete wieder ein. Ich war nah genug gewesen.

Zu meiner größten Überraschung versetzte es das Tier weitaus weniger in Panik als mich oder Menschen, wenn sie mir zu nahekamen. Es zuckte kurz, ruckte an meiner Hand und blieb dann unzufrieden stehen. Immer ein Ohr auf mich gerichtet. Nur so für den Fall...

„Bist du übergeschnappt? Hast du nicht gesehen, wozu sie fähig ist?", fauchte mich Calean von hinten an und ich sandte ihm einen ärgerlichen Blick über die Schulter.

„Brüll weiter herum, und sie wird uns beiden eine zweite Kostprobe geben", zischte ich zurück.
Dieser Kerl hatte weniger Gefühl in seinem ganzen Körper als Grabmule in der linken Tatze! Kannte er keine Erziehung?
Behutsam streckte ich eine Hand nach der Stute aus und strich ihr über den Hals. Das Fell war feucht von der Anstrengung und ihre Atmung ging schwer.

„Wenigstens bleibt sie neben ihr stehen", warf Maze mit einem schiefen Grinsen von seinem Platz am Zaun ein und erntete von mir ein dankbares Lächeln, „Vielleicht findet das Pferd sie einfach hübscher als dich."

Sidra neben ihm schnaubte abfällig. „Das Tier hat sich ausgetobt. Jeder könnte es einfangen."

Calean war inzwischen zu mir herüber gestapft. Ich erstickte meine Kraft, gerade rechtzeitig, als er mir den Zügel aus der Hand zog. Aber sein Ärger richtete sich allein gegen mich. Nicht gegen das Tier. Auch er klopfte einmal beruhigend an den Hals der Stute, dann machte er sich daran den Sattel wieder zu lösen.
„Ich sag's dir noch mal: Schüler haben hier unten nichts verloren, Maze."

Ich schürzte die Lippe.
„Und du bist kein Schüler-..."

„Exakt", fiel er mir ins Wort und richtete sich neben mir wieder auf, um mich besser in Grund und Boden zu starren, „Ich arbeite, um hier zu leben."
Und mit diesen Worten führte er die Schimmelstute an mir vorbei zum Tor.

Sprachlos sah ich ihm hinterher. Dann war er eben kein Schüler. Aber ich auch nicht!
„Hey! Fensterkletterer!"

Er ignorierte mich und wurde im nächsten Augenblick von einer weiteren Unterbrechung erlöst.

„Maze?" In eiligen Schritten kam Elayn um das Stallgebäude und ließ uns alle innehalten. Etwas an ihrer Aura stimmte nicht. Eine Bugwelle an Sorge und Anspannung ging ihr voraus und ließ mich kurzzeitig den Streit vergessen.

Der Sucher hatte zumindest den Anstand ertappt auszusehen, dass er nicht mehr an seinem Wachtplatz war. Doch Elayn ging nicht darauf ein.
„Kenrik ruft uns alle ins Haus. Auch dich Calean."

Die beiden Jungen tauschten einen verwunderten Blick. Anscheinend kam das nicht oft vor.

Beunruhigt kam ich zum Zaun zurück.

„Wieso? Was ist passiert?", Maze half mir, auf seine Seite zurück zu klettern, ohne die Augen von der jungen Frau zu nehmen.

✥✥✥      

"Voted, und vielleicht erdulde ich die Touristen an meinem Arbeitsplatz ein wenig länger..." - Calean. Kann fremde Menschen nicht leiden.

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