Luon Cooper

By Anas_Shades

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Amara ist jung, hübsch und verliebt in den Jungunternehmer Nathaniel Blanco. Doch als die Beziehung der beide... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Zwischenstand
Info

Kapitel 2

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By Anas_Shades

A m a r a

Erst als mein Husten nachließ, blinzelte Nathaniel ein paar Mal nacheinander fieberhaft, als könnte er noch immer nicht glauben, dass ich hier in dieser bequemen, blauen Ecke saß.
Ich wollte nicht, dass er zu mir kam, aber genau das tat dieses Schwein. In mir brach eine Welle des Schmerzes aus, der Frustration und der Hilflosigkeit. Er blickte mir stur und zielstrebig in die Augen, setzte selbstbewusst einen Schritt nach dem anderen und ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte, während ich weiterhustete und es mir die Tränen in die Augen jagte. In sein Gesicht? Mein Essen vor mir oder doch lieber zu Luon?

Ich war in ihn verliebt, und trotzdem hatte er meine Liebe schamlos ausgenutzt. Endlich waren die Rückstände fort und ich atmete tief durch die Nase ein.

»A-Amara. Hey, mein Engel«, flüsterte Nathaniel, als er mir nahe genug war und setzte sich wie selbstverständlich frontal mir gegenüber, was nicht gerade zur Milderung meines starken Pulses führte. Mit dem Stottern schwand sein Selbstbewusstsein, denn nun, als er direkt vor mir saß, wirkte er sehr unsicher. Seine Hände versteckte er unter dem Tisch und sein Blick war sehr unruhig. Mein Engel? Hatte er sie noch alle?

Meine Handflächen waren auf einmal völlig nass und ich ließ instinktiv die glänzende Gabel mit zwei aufgespießten Pommes sinken, während ich die dunklen Schatten unter seinen Augen entdeckte. Ob es ihn im Inneren genauso quälte, wie mich?

Aber er war derjenige, der den Fehler begangen hatte, nicht ich, das durfte ich selbst nicht vergessen. Und jetzt, nicht einmal eine Woche später, wollte ich nicht schwach werden.

»Nate... Ich will einfach nur in Frieden hier essen. Bitte nimm' dir einen anderen Tisch, davon gibt es reichlich«, sagte ich leise, aber bestimmend. Ein Wunder, dass ich das überhaupt über die Lippen bekam. Unauffällig zupfte ich an einem abstehenden Stück Haut an meinem unlackierten Fingernagel.

Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe. Nicht nach dieser kurzen Zeit, in der ich versucht hatte, ihn zu verdrängen.
Einfach alles. Nate. Die Liebe zu ihm. Die Gedanken, sein Lachen, seine Sorge, wenn ich krank war.
Und jetzt, als er vor mir saß und seine schwarzen Augen mich traurig musterten, die Schatten unter seinen Augen das widerspiegelten, was in mir vorging und seine Körperhaltung nicht mehr die Souveränität ausstrahlte, sondern kraftlos wirkte, merkte ich erst, wie sehr ich diesen Mann vermisste.

Meine Finger begannen unkontrolliert zu zittern, also legte ich sie bewusst auf meinen bebenden Schoß und erwiderte seinen Blick eisern, doch Nathaniel erhob sich nicht.
Er saß vor mir, als könne er nicht glauben, was hier geschah. Wir waren getrennt. Nicht mehr das Paar, welches wir vor fünf Tagen waren. Das perfekte Paar. Ein Jungunternehmer und seine Verlobte.

»Amara, bitte. Gib mir diese eine Chance, bitte. Es war ein Fehler, ein verdammt dummer und großer Fehler«, murmelte der schwarzhaarige Mann und streckte eine Hand über den schmalen Tisch in meine Richtung aus.
Nachdenklich musterte ich diese und unterdrückte den Instinkt, nach ihr zu greifen. Ich unterdrückte den Instinkt, zu weinen. Unterdrückte alles, aber ich wusste, sobald ich allein war, fing alles wieder neu an. Diese dauerhafte Spirale des Schmerzes. Dieser Druck in der Brust, das Gefühl der Einsamkeit und diese Angst, nur ausgenutzt worden zu sein. Doch unser Gespräch wurde unterbrochen, als die große Gestalt von Luon an dem hellen Tisch auftauchte und eine Cola mit drei Eiswürfeln darin abstellte, welche keiner von uns beiden bestellt hatte.

Anschließend zog er einen niedrigeren, grauen Stuhl von dem Tresen her und setzte sich auf diesen, nahm das kalte Glas in die Hände, nahm einen Schluck und lächelte erst Nate und anschließend mich breit an.
»Na, alles fit?«, fragte er provokant höflich, und ich hatte absolut keine Ahnung, was ich darauf sagen sollte. Ebenso Nathaniel, welcher nicht gerade begeistert Luon musterte. Die beiden sahen sich einen Moment unzufrieden an, bevor Nate seufzte und kurz die Augen schloss, als sei er wirklich genervt von Luons Anwesenheit.

»Alter, verzieh' dich bitte. Wir sind in einem Gespräch, falls du das nicht gesehen hast«, schnaubte Nate und wollte sich gerade wieder an mich wenden, als Luon schmunzelnd meine Hand unter dem Tisch ergriff und mich liebevoll anlächelte. Erstaunt erwiderte ich seinen Blick und starrte erst auf sein hübsches Lächeln und anschließend in seine Augen, die ausschließlich mich betrachteten.

»Ich glaube, du störst meine Freundin beim Essen und ich habe nicht sonderlich Lust darauf, dass sie mit leerem Magen heimgeht. Weißt du, der Sex ist dann nicht so leidenschaftlich, wenn sie davor nichts gegessen hat«, sagte der unverschämt gutaussehende Schönling todernst und hätte ich etwas zwischen den Zähnen gehabt, wäre es spätestens jetzt auf der sauberen Tischplatte gelandet.

Was zum Teufel hatte er da gerade gesagt? Sex? Mit ihm? Freundin? Ich?
So wie ich Luon anstarrte, tat es auch Nate, nur bei ihm mischte sich viel mehr Verwirrung und brennende Eifersucht in seinen stechenden Blick, der Luon förmlich durchbohrte.

Ich fand das ganze ja irgendwie noch amüsant, mein Ex-Freund jedoch nicht.
»Was hast du Idiot da gerade gesagt? Amara und ich sind seit fünf Tagen getrennt, und sie ist nicht so Eine, du Bastard«, zischte Nate und lehnte sich in die Richtung von dem tätowierten Typen. Luon hingegen ließ meine Hand los, verschränkte die Finger ineinander und stützte sein Kinn darauf ab, während er grinsend zwischen uns beiden hin und her sah.

»Soll ich es ihm sagen, Baby?«, flüsterte Luon mir fragend zu und ich fühlte mich wirklich wie im falschen Film. Ihm was sagen? Was war nur los mit ihm? Wieso hatte er meine Hand gehalten, sich zu uns gesetzt und wieso benahm er sich so daneben?
Er kannte mich nicht und alles, was er gerade tat, verschlimmerte diese Situation enorm.

Er stellte mich so dar, als hätte ich Nathaniel nach fünf Tagen vergessen und nun einen Neuen am Start. Nate war die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, und nun war ich an der Reihe, mit Blicken erdolcht zu werden.

Seine dunkle Augenbraue zog sich stark in die Höhe und seine Lippen waren zu einem geraden Strich gepresst. Ha! Er sah mich so an? Wow. Na, dann sollte er doch mal eine Kostprobe meiner Wut zu spüren bekommen.

»Was will er mir sagen, Amara?«, sagte er bedrohlich leise und ich schnaubte wütend. Was bildete er sich ein? Er hatte kein Recht, nachdem, was er verbockt hatte, so mit mir zu reden! Geschweige denn zu erwarten, dass ich ihm Inhalte meines Lebens noch immer preisgab.

»Das alles läuft schon etwas länger, aber das musst du ja wissen«, stichelte Luon weiter und Nathaniel löste nur widerwillig seine dunklen, funkelnden Augen von mir. Seine Fassade bröckelte und verdammt, ich dachte wirklich, ich kannte ihn in- und auswendig.
Aber durch einen einfachen Satz und dieser Reaktion wurde mir klar, dass ich blind vor Liebe war. Luon hatte nur eine Behauptung aufgestellt, aber so wie er reagierte, stimmte sie. Das alles lief länger. Er hatte eine Affäre, nichts Einmaliges.
Wieder glitt Luons Hand zu meiner und umschloss diese schützend. Ich fühlte mich unwohl dabei und entzog sie ihm vorsichtig unter dem Tisch und klemmte sie zwischen meine Oberschenkel.

»Amara, du hast das alles gewusst? Dass Melissa und ich schon seit ein paar Wochen was hatten?«, hörte ich dieses Schwein leise flüstern und verkrampfte meine Finger. Unbewusst bohrten sich meine Fingernägel in die Innenseite meines Oberschenkels. Luon hingegen blieb die Ruhe selbst und analysierte noch immer genaustens die Reaktion von Nathaniel.
Testete er ihn? Wollte er ihn aus der Reserve locken? Details aus ihm quetschen?
Ich musste mitspielen. Musste mich nochmal vergewissern, dass er mich schon länger betrog, also nickte ich schwach.

Seine Augen wurden größer. Melissa. Ich könnte kotzen – auf der Stelle und im Strahl, so sehr widerte er mich an.
Ich hatte einmal auf dem Display seines iPhones den Namen Melissa gelesen, mir aber dabei nie etwas gedacht. Er hatte auch erst vor ein paar Wochen mit ihr telefoniert, zumindest hat er sie Melissa genannt. Ich dachte mir nichts dabei. Immerhin hatte ich ihm vertraut und wollte ihm seine Privatsphäre geben.

Das erklärte, warum er nachts oft wach lag und seinen ›Freunden‹ textete. Er hatte keine Probleme beim Einschlafen, so wie er immer gesagt hatte. Er hatte nur ein Problem damit, Melissa nicht ›Gute Nacht‹ zu sagen.

»Deshalb warst du so oft abends fort. Deine Ausrede war immer die Gleiche. Ein Freund dem irgendwas kaputtging, oder ein Kollege, der in der Patsche steckte, dabei war das alles immer nur Melissa. Melissa hier, Melissa da.

»Aber warum hast du nicht einfach Schluss gemacht?«, fragte ich überfordert und fühlte mich wie in Trance. Ich sprach und steckte währenddessen mit meinen Gedanken in der Vergangenheit fest.
In der Vergangenheit, in der ich blind war und einfach jedes Detail übersehen wollte. Ich durchlebte meine eigenen Fehler gedanklich nochmals, als wäre ich live dabei. Nathaniel schwieg und biss die Zähne zusammen. Seine Augen waren glasig und das rechte Lid zuckte unkontrollierbar. Sein Kiefer war zum zerreißen angespannt.

»Sie hat dich wahrscheinlich auch auf dieses Meeting letzte Woche begleitet, oder?«, fragte ich und blinzelte ein paar Mal um ihn klar sehen zu können.
Eine warme Hand, auf der die Schwalbe deutlich zu erkennen war, legte sich plötzlich um mein Handgelenk und diesmal reichte ich Luon meine Hand und war dankbar für seine Unterstützung. Das Tattoo war sehr naturgetreu, doch es war schwarz-weiss und ließ somit das Motiv etwas düster wirken. Luon stand mir bei. Nate senkte kurz den Kopf und ich wollte ihn schlagen. Hart und mitten in sein schönes Gesicht.

Ich wollte laut schreien und abfällige Bemerkungen loswerden, doch stattdessen saß ich da und sah ihm dabei zu, wie er nickte, beschämt und traurig über sein eigenes Verhalten.

»Dann tut es mir kein Stück leid, dass ich mich mit Luon schon seit dem Meeting treffe. Wir waren zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht im Bett, aber sehr gute Freunde«, sagte ich gespielt ignorant und hörte im Inneren mein kleines Mädchenherz in tausend winzige Teile zerbrechen. Mein Herz, welches den Verlust nicht verkraften konnte. Nicht allein.
Ich entzog Luon die Hand erneut, stand ruckartig auf und sah ein letztes Mal angeekelt auf Nate. Ich hatte ihn angelogen, ja. Aber er hatte mich betrogen und das war nochmal eine ganz andere Nummer, also fühlte ich mich nicht schlecht, sondern gut. Er wollte mich heiraten, während er mich betrogen hatte. Wollte mit mir Kinder, während er seinen Penis regelmäßig in die Vagina einer anderen geschoben hatte.

»Beantworte mir nur eine Frage. Warum hast du dich nicht einfach getrennt?«, hauchte ich gepresst in seine Richtung und gewährte mir selbst einen Moment der Schwäche, ließ diese eine kleine Träne über meine, vor Wut gerötete, Wange laufen und dieses Zittern in meiner Frage zu.
Die schwarzen Augen von Nathaniel sahen mich an und er wirkte ehrlich verletzt, enttäuscht von sich selbst und unendlich traurig. Er war wirklich der Überzeugung, ich hatte was mit Luon. Was für ein hirnverschmorrter Dummkopf.

»Weil ich dich liebe, Amara«, flüsterte Nate ebenso leise wie ich und ich hörte Luons hasserfülltes Schnauben, der den Burger und die halbe Portion Pommes zurückbrachte. Ich war ihm dankbar, wirklich dankbar. Denn hätte ich das alles nicht gewusst, wäre ich vielleicht so dumm gewesen und hätte Nate eine zweite Chance gegeben. Irgendwann mal.

»Man betrügt niemanden den man aufrichtig und ehrlich liebt. Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist«, zischte ich zornig und hörte Nate im gleichen Moment lachen.
»Das sagst gerade du?«, entgegnete er mir gefährlich scharf und ehe ich etwas erwidern konnte, rutschte meine Hand aus und landete mit einem lauten Klatschen auf seiner kalten Wange.

Sein Gesicht drehte sich abrupt nach rechts und mein Herzschlag setzte für diesen Moment der Stille aus.
»Zu dem Zeitpunkt war da keine Liebe mehr und du hast mich so oft allein sitzen lassen. Du hast angefangen und jetzt ist es zu spät. Weder du noch ich können was ändern, aber das ist gut so.«, rief ich frustriert und machte auf der Stelle kehrt.
Die Tür zog ich ruckartig auf und trat in die etwas frischere Luft hinaus, rannte förmlich über den großen Parkplatz und lief zielstrebig zurück Nachhause, obwohl ich dafür nicht wirklich in der Lage war. Mein Knöchel schmerzte so sehr.

Was sollte ich Zuhause tun? Weinen? Mich in eine Ecke verkriechen? Eis essen und weiter weinen? Mich fragen, warum ausgerechnet ich in so einem Schlamassel steckte?
Mein Magen knurrte wieder und ich war tatsächlich so dumm und hatte mein Essen dort stehen gelassen. Meinen Burger, meine Mischung aus Ketchup und-

»Amara, warte Mal!«, rief eine vertraute Stimme in die Nacht hinein und ich drehte mich irritiert um und sah die hochgewachsene Silhouette von Luon in der Dunkelheit auf mich zujoggen, der in der einen Hand einen Rucksack hatte, in der anderen eine braune Papiertasche mit der Schrift des Ladens darauf. Seine Haare wurden von keiner Cap mehr zerquetscht und das schwarze Shirt wurde von keiner Schürze mehr verdeckt.
Als er neben mir zum Stillstand kam, atmete er laut aus und drückte mir die Papiertasche mit der Aufschrift des Ladens in die Hände.
»Dein Essen«, sagte er schlicht, nahm meine freie Hand und führte mich zurück auf den Parkplatz, direkt zu einem Kleinwagen, der ein paar oberflächliche Macken wie Roststellen aufwies, aber zu ihm passte.

Ich schniefte kurz, nur um im nächsten Augenblick erstickt zu lachen. Was tat er da? Ich sah seine Finger an, die sich mit meinen vernetzt hatten und runzelte die Stirn.
»Was wird das?«, wollte ich von ihm wissen und stoppte neben der Beifahrertür, die mir Luon aufhielt und mich neugierig ansah. Als ich verstand, was er meinte, stieg ich zögernd ein und er lief entspannt zu seiner Seite. Luon ließ sich in seinen Sitz fallen, schloss seine Tür und drehte sein Gesicht in meine Richtung. Interessiert erwiderte ich den stechenden Blick, welchen er mir zuwarf und runzelte nach einer Weile die Sitrn.

»Wir fahren zu dir, du und ich essen etwas und danach bin ich für ein paar Minuten dein persönlicher Kummerkasten. Das heißt, du darfst so viel jammern, wie du möchtest. Das Angebot gilt aber nur bis Mitternacht und wenn du zu nervig wirst, breche ich ab«, sagte Luon mit einem süßen Grinsen auf den vollen Lippen und fuhr los.

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