Glowing Hearts

By soulfullofwords

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»Früher habe ich es geliebt nachts in den sternenklaren Himmel zu schauen und die Schönheit des silbernen Mon... More

introduction
Leseprobe
them
prologue
first chapter
third chapter
fourth chapter
fifth chapter
endcard

second chapter

161 21 12
By soulfullofwords

second chapter | lost I

A E V I A

Unsicher stieg das Aevia aus dem Auto. In Gedanken versunken, schloss sie die Autotüre und drehte sich zu dem großen Haus, welches sie einst so geliebt hatte.

Es war, im Vergleich zu den anderen Häusern im Dorf, ziemlich hoch gebaut und die schmalen Fenster hatten einen dunkelroten Rahmen. Dieser kräftige Kontrast von dunkelrot und weiß war jedoch nicht störend, Aevia fand ihn auf eine Art und Weise reizvoll.

Fenrys kam, aufmunternd lächelnd, auf das Mädchen zu und hielt ihr den Arm hin. Ohne ihm ins Gesicht zu schauen, klammerte sie sich an diesen. Langsam bewegten sie sich vorwärts.

Ohne, dass ein Wort ihre Lippen verließ, betrachtete Aevia den Platz. Ihr Garten war mit einem rot-weißen Absperrband eingegrenzt. Einige neugierige Nachbarn hatten sich hinter dem Band gesammelt und versuchten wie schnatternde Hühner, herauszufinden was in dem Haus geschehen war.

Auf der anderen Seite des Absperr-Bands standen einige Polizisten und ein Mann, welcher mit einer teuer aussehenden Kamera von der Terrasse Fotos schoss.

Fenrys und Aevia drängten sich durch die Schar neugieriger Leute und liefen auf das Absperrband zu.

Selbstsicher war Fenrys daran das Band zu heben, als ein breit-gebauter Mann, welcher einen Anzug trug sich ihm in den Weg stellte. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt und sein kalter Blick durchlöcherte Fenrys und jede seiner Bewegungen.

„Das Betreten des Tatorts ist nur für Polizisten gestattet", erklärte er ihnen mit fester Stimme.

Von dem Mann eingeschüchtert ließ Aevia ihren Blick über das dunkelrote Dach zum Himmel gleiten. Normalerweise war der Himmel um diese Jahreszeit Tagsüber immer tiefblau. Aevia liebte diese Farbe. Sie erinnerte sie an die Augen ihrer Mutter. Jedes Mal wenn sie in diese geschaut hatte, war es als würde sie in den Himmel schauen.
Doch an diesem Tag hatte der Himmel nicht die Farbe der Augen ihrer geliebten Mutter. Heute war der Himmel von grauen Wolken bedeckt. Nur einzelne goldene Sonnenstrahlen hatten sich durch diese durchgekämpft und verloren sich kurz über dem feuchten Boden.

„Wir kommen direkt von der Polizei und das hier ist eine Angehörige", ertönte Fenrys raue Stimme neben Aevia. Sie sah zur Seite.

Der Mann ließ mit einer prüfenden Miene seinen Blick zwischen Fenrys und ihr hin und her gleiten. Nach einer kurzen Stille trat er stumm einen Schritt zur Seite. „Das ist die letzte Ausnahme die ich für dich mache. Das nächste Mal ist es mir egal, dass du ein guter Freund meines Bosses bist", sagte dieser genervt und hob das rot-weiße Plastikband.

„Danke", sagte Fenrys und Aevia meinte für einen kurzen Teil einer Sekunde ein überhebliches Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können.

Langsam setzte sich Fenrys in Bewegung. Mit wackeligen Schritten folgte Aevia ihm. Sie duckten sich unter dem Band hindurch und durchschritten langsam den gepflegten Garten.

Der Wind wehte um ihre Ohren und das Rascheln des Apfelbaums ließ sie kurz in alten Erinnerungen schwelgen. Erinnerungen von schönen Sommertagen, von Picknicken im Garten, von Abendessen im Sonnenuntergang. Ein Stechen brannte in ihrer Brust. Es tat weh hier ohne ihnen zu sein.

Hastig schüttelte sie ihren Kopf und schaute geradeaus. Mit ihren, vor Müdigkeit brennenden Augen fixierte sie die dunkelrote Haustüre. Nun war es Angst, welche durch Aevias, nun zitternden, Körper flutete und den Schlag ihres schmerzenden Herzens übertönte.

Ma was war das für ein Schrei", rief Aevia die Treppen herab und fuhr sich mit der Hand durch durch ihr schwarzes Haar. Keine Antwort.

Irgendwas war hier komisch.

Sie fühlte ein unangenehmes, mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Erst jetzt fiel ihr der eigenartige Geruch auf. Er hatte etwas verfaultes, eine ungewohnte Schärfe. Eine Schärfe, welche bei jedem Atemzug ein unangenehmes, leicht brennendes Prickeln in ihrer Kehle hinterließ.

Langsam setzte sie sich in Bewegung und stieg vorsichtig die hölzerne Treppe hinab. Bei jeder Stufe wuchs ihr unwohles Gefühl mehr und mehr.

Als ihr nackter Fuß die vorletzte Stufe betrat, ertönte das gewohnte Knarren, welches diese schon bei ihrem Einzug vor zwei Monaten jedes Mal von sich gegeben hatte, wenn man auf diese gestiegen ist.

Schnell übersprang sie die letzte Stufe und fand sich auf dem langen Flur wieder. Noch nie hatten sich die weißen Wände so bedrängend angefühlt.

Sie drehte sich in Richtung Wohnzimmertüre und lief langsam und unsicher auf diese zu. Die ungewohnte Stille machte sie unruhig und verschaffte ihr eine Gänsehaut am ganzen Leib.

Als sie ein neuer Geruch in der Nase kitzelte, blieb sie stehen. Der metallischer Geruch ließ sie erschaudern. Sofort wusste sie was dieser Geruch war.

Es war der Geruch von Blut.

Erschrocken schnappte sie nach Luft und ihr Herz fing mit einem Mal doppelt so schnell an zu schlagen. Panik durchflutete ihren Körper.

„Ma? Dad?", rief sie ein weiteres Mal: „Leven? A-amelia?". Keine Antwort.

Als ihr Körper plötzlich anfing unaufhaltsamen zu zittern, schluckte sie hart.

Ein weiteres Mal setzte sie sich in Bewegung und lief auf das Zimmer zu, indem vor Minuten noch ihre Familie fröhlich und ausgelassen ein Spiel gespielt hatten. Sofort hallte das ausgelassene Gelächter ihrer wichtigsten Personen in ihrem Kopf wieder.

Mit klopfendem Herzen trat sie vor die weiße Türe und legte ihre zitternde Hand auf die kalte Metallklinke. Ein weiteres Mal atmete sie zitternd ein und drückte die Klinke hinab. Ängstlich stieß sie die große Türe auf.

Knarrend öffnete sich diese und ließ ihr Einblick in den modern eingerichteten Raum.

Sie erstarrte.

Ihre Sicht verschwom und sie spürte einen unbeschreiblichen Schmerz in ihrer Brust. Schluchzend sank sie auf den Boden.

Der scharfe Geruch war mittlerweile so stark, dass sie das Gefühl hatte daran zu ersticken.

Schluchzend rang sie nach Luft.

Wieso? Wieso sie?

Sie schaute auf und blickte direkt in ein leeres, himmelblaues Augenpaar.

„Aevia? Alles ok?", sie zuckte zusammen und drehte ihren Kopf zu Fenrys, welcher sie besorgt musterte.

„Äh j-ja", sagte sie schnell und schaute wieder nach vorne, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.

„Sicher? Wenn du das jetzt nicht kannst, können wir auch ein anderes Mal deine Sachen holen", erklärte ihr Fenrys besorgt, doch Aevia schüttelte schnell den Kopf.

„Alles ist ok, wirklich! Ich schaffe das.", erklärte sie ihm und fing wieder an mit schnellen Schritten auf das Haus zuzugehen. Seufzend setzte sich nun auch Fenrys in Bewegung.

Zusammen betraten sie die hölzerne Veranda und liefen an weiteren Polizisten vorbei, zu dem rotbraunen Eingangstor des Hause. Mit einer flinken Bewegung öffnete Fenrys die Haustüre und ließ Aevia eintreten. Im Haus standen weitere Polizisten. Ein Mann mit einer großen Kamera fotografierte die rot-schimmernden Flecken an der weißen Wand.

Aevia schluckte hart. Mit klopfendem Herzen näherten sie sich dem Wohnzimmer und umso näher sie diesem kamen, umso mehr wuchs ihre Angst.

Schreckliche Bilder entfachten in ihrem Kopf. Bilder von Blut, von leeren, toten Augen. Bildern von ihm. Sie schnappte nach Luft.

Wie in Zeitlupe lief sie an der Türe vorbei, vor dessen Inhalt Aevia so unglaubliche Angst hatte. Unruhig atmend und noch immer an Fenrys geklammert, versuchte sie ihren Blick auf dem Boden zu fixieren. Doch versagte. Sie konnte nicht anders. Irgendwas in ihr zwang sie dazu ihren Blick zu heben und für einen kurzen Augenblick durch die offene Türe zu schauen.

Ein Mann in einem weißen Kittel legte gerade ein weißes Tuch über den zierlichen Kopf, welchen sie als den ihrer kleinen Schwester identifizierte.

Sie schluchzte auf und wendete ihren Blick zu der Treppe. Fenrys schenkte ihr einen bemitleideten Blick und verstärkte den Griff an ihrem Arm, als hätte er Angst, dass sie gleich zusammenbrechen würde.

Langsam half er ihr die Treppenstufen hinauf und zusammen betraten sie Aevias Zimmer. Sie atmete auf und ließ ihren Blick durch dieses gleiten.

Alles war noch wie sie es damals verlassen hatte. Ihr Laptop stand auf ihrem großen Bett und die Decke war unordentlich aufgeschlagen. Einige Klamotten die sie zuvor achtlos aus ihrem Schrank gerissen und auf dem Boden geworfen hatte, waren auf diesem verteilt. Ihr Fenster war gekippt und ihr Schreibtisch leer.

„Pack alles ein, was du brauchst, du wirst hier sobald nicht mehr zurückkommen", erklärte ihr Fenrys und ließ ihren Arm los. Sie humpelte auf ihren Kleiderschrank zu und holte aus einem Fach ihren schwarzen Koffer, welchen sie auf den Boden legte und schnell aufriß. Unachtsam fing sie an Kleidung aus ihrem Kasten zu holen und in den Koffer zu werfen.

Nachdem all ihre wichtigste Kleidung in ihrem Koffer waren, humpelte sie auf ihr Regal zu und nahm wichtige Dinge aus diesem, welche Sekunden später in dem großen Koffer landeten.

Sie lief auf ihr Bett zu, klappte ihren Laptop zu und verstaute diesen in ihrem Rucksack, welcher neben ihrem Bett lag. Es folgten ein Ladekabel und ihr Lieblingsbuch. Praecipue. Ein Buch, welches sie schon viele Male fertig gelesen hatte und trotzdem seine mystische Spannung behalten hatte. Mit der Zeit wurde es einer ihrer wertvollsten Besitze.

Sie drehte sich zur Seite und als sie ihr Smartphone auf dem Nachttisch liegen sah, nahm sie dieses und drückte auf den Homebutton um zu schauen ob es noch aufgedreht war. Der Bildschirm erhellte sich und ein Nachthimmel worüber eines ihrer Lieblingssprüche stand, waren auf diesem zu sehen. Without darkness there wouldn't be light, laß sie die Wörter. Sie seufzte. Ohne ein weiters Mal auf den Bildschirm zu schauen, drehte sie das Handy ab und steckte es in ihre hintere Hosentasche.

Nachdenklich ließ sie ihren Blick durch das große Zimmer schweifen und als sie sich sicher war, nichts vergessen zu haben, drehte sie sich zu Fenrys, welcher im Türrahmen stand und Aevia nachdenklich musterte.

„Alles?", fragte dieser. Sie nickte. „Ich brauche nur noch meine Waschsachen", sie wollte auf die Türe ihres eigenen Badezimmers zulaufen, doch Fenrys hielt sie auf.

„Ich mache das! Setz du dich kurz hin und ruhe dich aus, wir müssen dann gleich noch weiter", sagte dieser schnell. Er lächelte sie an und lief in das Badezimmer.

Sie seufzte auf und setzte sich auf das große Bett. Die bedrückende Stille ließ sie unruhig werden. Sie hasste es alleine mit ihren Gedanken gelassen zu werden. Jetzt konnte sie diese nicht mehr aufhalten. Wieder erfüllte ihre Brust dieser unerträgliche Schmerz, welcher sich bis in die letzte Faser ihres Körpers ausbreitete.

Wieso ihre Familie? Sie schluchzte auf. Am liebsten würde sie schreien, laut weinen. Ihre tausenden Gefühlen freien lauf lassen. Doch sie traue sich nicht. Man würde sie hören. Und Schwäche zu zeigen durfte sie nicht. Es lag nicht in ihrer Natur.

Aevia schaute neben sich und betrachtete das Familienfoto, welches auf dem hölzernen Nachttisch stand. Die etwas jüngeren Versionen ihrer Familie und ihr, lächelten in die Kamera.

Der Gedanke an diesen Tag zauberte ihr ein schwaches Lächeln ins Gesicht. An diesem Tag hatte sie erfahren, dass ihre Eltern ein tolles Jobangebot in Blackwoods bekommen hatten und sie deshalb in ein neues, viel größeres Haus ziehen würden. Deshalb hatten die Eltern ihres Vaters eine Grillparty veranstaltet und später am Abend ist dann dieses Foto entstanden.

Sie nahm das Foto und verstaute es in ihrem Rucksack.

„Ich glaube ich habe alles", Fenrys kam ins Zimmer und hielt ein blaues Täschchen in der Hand.

„Danke", sagte Aevia und stand auf. Fenrys legte das Täschchen in den Koffer, verschloß ihn und stellte ihn auf.

„Na dann! Lasst uns gehen", sagte dieser enthusiastisch und sie nickte. Schnell schulterte sie ihren Rucksack und wollte zu Fenrys gehen, als ihr etwas silbernes auffiel, was auf ihrem Nachttisch aufblitzte.

Die Kette ihrer Mutter. Sie streckte ihre Hand aus, nahm sie und folgte dann Fenrys so schnell wie es mit ihrem schmerzenden Knöchel ging.

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Wörter Anzahl: 1933
Veröffentlicht: 6. 11.2019
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