Simon schenkt mir noch ein Grinsen, ehe er sich umdreht und zu seinen Schwanzpfosten läuft. Erst als ich den Check, den mir Simon gegeben hat, in meinen Händen sehe, wird mir so richtig klar worauf ich mich hier eingelassen habe. Ich meine, ich habe gerade allen Ernstes einen Vertrag mit Simon Cowell abgeschlossen, (dem Simon Cowell! Der berühmte!) der mir weitere fünf kindische Pseudopopstars ins Haus schafft die ich jetzt sechs Wochen lang um mich haben werde. Ein Grund schlecht hin für eine vierzehn Jährige kreischend in Ohnmacht zu fallen, aber ich bin weder vierzehn, noch habe ich vor wegen einer Band mal kurz den Boden zu begrüßen. Toll gemacht Emma! Das hast du wieder super hinbekommen. Großes Lob an mich selbst, echt. Wieso muss mein Gehirn auch immer bei dem Wort 'Geld' abschalten? Allerdings wäre es auch etwas Neues, wenn es das getan hätte. Krass, ich kann es immer noch nicht fassen, dass eine Boyband, für die ich noch vor drei Jahren alles gemacht hätte, jetzt bei mir einziehen und mit mir den Sommer in meinem Kuhkaff verbringen soll. Ich schüttele meinen Kopf und lege den Check in eine Schublade meines Schreibtisches in meinem Zimmer. Mum muss mindestens fünf Monate schuften, um die Summe, die ich hier kassiere, zu bekommen.
Apropo Mum: wenn die das heraus bekommt kann ich mich auf was gefasst machen. Wenn du nichts tust, dann ist meine Mutter das bravste Wesen auf Erden, aber so bald du auch nur eine Klitzekleinigkeit machst, die sie ärgert... Lebe wohl, würd' ich mal sagen. Bis jetzt habe ich meine Mutter nur einmal auf die Palme gebracht (zumindest kann ich mich nur an die eine Sache erinnern) und das hat mir gereicht. Mindestens für den Rest meines Lebens. Damals war ich elf, habe alles an mich gerissen was nur im Entferntesten pink war oder mit Einhörnern bedruckt. (Ich schäme mich heute immernoch dafür) Jedenfalls waren wir Einkaufen im Real und ich ging in der Spielzeugapteilung. Natürlich habe ich mir sofort so viele Barbies gegriffen, wie ich nur tragen konnte und bin zu meiner Mutter gerannt. Ich wollte zu ihr, konnte sie aber nicht finden. Ich glaube jedes Kind kennt das und für die Meisten wäre das ein Grund Massenpanik zu erzeugen, aber ich fande es ganz gechillt. Ich wusste, dass meine Mum weiß wo ich war, das ist einfach so, also habe ich darauf gewartet dass sie mich abholt und wir nach Hause gehen könnten. - Sie kam aber nicht, sie hat ihr Kind einfach vergessen. Für mich war das wie der Himmel auf Erden zwischen den ganzen Süßigkeiten. Ich habe mich ganz gut durch gefressen, dass muss man echt sagen. Am nächsten Morgen hat meine Mutter mich dann krank vor Sorge abgeholt, nachdem eine Mitarbeiterin bei ihr angerufen hat und ihr berichtete, dass sie ihr Kind in einem Haufen leerer Kinderriegelschachteln gefunden hat, für die sie, nebenbei, nicht aufkommen musste. Zu meiner Verteidigung gehört dazu, dass erstens: sie es war, die mich dort vergessen hat und zweitens habe ich eine ausgeklügelte Sucht nach diesen Dingern. Für mich sind das Drogen. Jedenfalls bekam ich dann den ganzen Ärger ab. Ich (!), ein damals elf jähriges, kleines, unschuldiges Mädchen. Das nehme ich ihr noch heute übel. Aber so richtig.
"Emma?", höre ich jemanden meinen Namen rufen und erwache aus meinen Gedanken. Ich laufe schnell zur Türe und sehe Simon im Türrahmen stehen, dahinter fünf sorgfältig aufgereite Jungs, die mich mehr oder weniger freundlich anschauen. Ich blicke mindestens genauso zurück.
"Also, ich habe mit den Jungs geredet und sie sind einverstanden", sagt er.
"Sind wir gar nicht!", wendet Harry trotzig ein. Da macht wohl jemand auf beleidigte Leberwurst.
"Mehr oder weniger", verbessert sich Cowell. "Der Bus wird gerade abgeschleppt und ich werden die Jungs dann in sechs Wochen wieder abholen. Verschaffe mir keine Schlagzeilen, die wir nicht gebrauchen können, kein Liebeszeug, sonst ist es mir ziemlich egal was ihr miteinander macht. Hier hast du noch meine Handynummer, falls etwas nicht ganz so gut klappt", sagt er, winkt zum Abschied, geht und lässt mich mit den Fünf alleine. Sie wirken nicht gerade, als hätten sie Lust auf die ganze Sache. Aber das habe ich ja jetzt, wie ich feststelle, selbst nicht einmal. In ihren Händen halten sie jeweils eine Tasche in der sich höchstwahrscheinlich Sachen befinden.
"Können wir rein?", fragt Liam mehr oder weniger freundlich.
Und da begreife ich erst, dass ich eigentlich so etwas wie die Nanny bin. Ich kann ihnen befehlen was sie tun sollen. Ich muss kein Abwasch machen oder kochen, keine lästige Wäsche waschen, nicht putzen oder aufräumen.. Das ist ja garnicht so schlecht.
"Ja, außer ihr wollt auf der Terasse schlafen."
"Ha, haha", macht Zayn und drängelt sich an mir vorbei ins Haus. Seine Tasche lässt er auf den Boden fallen und marschiert ins Wohnzimmer durch. Die anderen vier machen es ihm gleich. Ohoo, wir haben hier Mitläufer.
Ich laufe ihnen nach und stelle fest, dass sie sich im Wohnzimmer ausgebreitet haben. Drei von fünf hängen am Handy und die anderen zwei rätseln was die Personen im Fernsehen reden. Sie verstehen ja kein deutsch. Pech, würde ich mal sagen. Ich stelle mich breit ins Bild und ernte ein paar wütende Blicke.
"Also, keine Ahnung was ihr euch hier vorstellt, dass ist ein Kuhkaff, ihr habt hier weder Internet wenn ihr nicht mit dem Wlan verbunden seid, und Empfang ist hier auch nicht so großgeschrieben. Eure Handys werdet ihr hier so gut wie garnicht brauchen, also könnt ihr sie auch gleich mir geben", sage ich und breite meine Hände nach ihnen aus. Allerdings bekomme ich nur spöttisches Gelächter.
"Das ist nicht dein Ernst oder? Als ob wir auf dich hören", lacht Niall. Grinsend zucke ich mit den Schultern.
"Mir vielleicht nicht, aber ich glaube Simon schon", sage ich und lege meinen Kopf schief, und schenke ihnen ein siegreiches Zwinkern. Bingo, die Masche funktioniert. Widerwillig strecken sie mir ihre Iphones hin. Mit fünf Iphones in meiner Hand, die nebenbei erwähnt Weltstars gehören. Schadenfroh verstaue ich die Handys irgendwo, wo sie sie sowieso nicht finden werden und laufe dann wieder zurück. Sie haben sich jetzt alle dem Fernsehen zu gewendet und tuen so, als hätten sie nie etwas besseres gesehen. Ich schalte ihn radikal aus. Ha, haha.
"Also, ihr seid jetzt sechs Wochen hier, bei mir", sage ich eher zu mir selbst.
"Glaub mir, wir wären auch lieber wo anders", beschwert sich Louis und schaut gelangweilt auf den Boden.
"Kann ich nicht ändern."
"Du hättest einfach nicht diesen Packt mit Simon schließen müssen! Er sucht schon seit mindestens einem Jahr nach so einer Möglichkeit für uns", erklärt Zayn laut und genervt.
"Kann ich ja nicht wissen", gebe ich ebenso trotzig zurück.
Frustriert seufzen allle fünf los und lassen sich zurück ins Sofa fallen. Ich hätte nicht gedacht, dass das One Direction in ihrer Freizeit ist. Ich dachte, sie wären genauso wie sie sich in Filmen dargestellt haben, aber das ist ja wohl eindeutig nicht so. Okay, das reicht.
"Also ihr könnt ja mal saugen, aufräumen und-"
"Dürfen wir nicht ersteinmal ankommen?"
"Nö. Erst nachdem ihr gesaugt, aufgeräumt und gekocht habt. Ich habe Hunger."
"Du willst nicht, das wir kochen, dass kannst du mir glauben", lacht Niall sarkastisch.
"Sowieso werden wir dir nicht in deinem Haushalt helfen, dass kannst du schön alleine machen. Wir sind Stars, wir machen sowas nicht."
Halt, halt, haaaaalt! Hat der das gerade ernsthaft ausbesprochen?! Das ein Star zehntausend mal besser sein soll als ein "normaler" Mensch?! Oh, Harry, du hast bei mir jetzt verkackt! Mach dich darauf gefasst, dass du die Spülmaschine häufiger ein und ausräumen musst, als dir lieb ist, so viel ist sicher!
"Du kannst deinen kleinen verwöhnten Stararsch gleich hoch hieven und mein Haus verlassen wenn du so einen Spruch nochmal fallen lässt", sage ich mit einem zuckersüßen Lächeln. Er zuckt allerdings nur mit den Schultern.
"Ich würde liebend gerne hier weg kommen, glaub mir. Simon kann mich am Arsch lecken."
"Wenn Simon das nur hören würde", sage ich unschuldig und zeige ihm mein Handy, dass in meiner Hose war und bis jetzt alles mit aufgenommen hat. Ich war schonmal in einer ähnlichen Situation, ich weiß wie ich jemanden dazu bringe, dass er das tut was ich von dem jenigen erwarte. Zur Verstärkung lasse ich die aufgenommene Sprachnotiz noch laufen, sodass er auch ja mitbekommt dass ich sein 'Simon kann mich am Arsch lecken' auf Band hab, vorzeigebereit, wenn er mal nicht nach meiner Pfeife tanzt. Sein Blick ist unbeschreiblich, ich würde ihn am liebsten abfotografieren. Er blickt in etwa so wie ein überfroderter Orang - Utan. Ich höre Niall und Zayn lachen, sehe Liam und Louis vor sich hin grinsen, und Harry, der mich finster anblickt.
"Also, die Spülmaschine steht in der Küche", sage ich und er macht sich auf den Weg dahin. Tja Wuschelkopf, leg dich nicht mit mir an, würde ich mal sage.
"Wer von euch vier will Staub saugen?", frage ich in die Runde aber niemand meldet sich zu Wort.
"Meinst du nicht es wäre für unser Verhältnis gut wenn wir uns nicht erst ein bisschen besser kennen lernen würden?", fragt Niall.
"Ich habe nicht vor ein gutes Verhältnis aufzubauen Blondie", sage ich schnippisch. "Aber wenn ihr das wollt könnt ihr mich ja mit dem Staubsauger beeindrucken."
Kopfschüttelnd steht Liam auf. "Was bekomme ich dafür?"
Ich mag Liam, zumindest mehr als die anderen, ich mochte ihn schon immer, weswegen ich ihn jetzt auch noch gut leiden kann. Ich nehme mir einfach vor, nicht so gemein zu ihm zu sein. Die anderen sind mir egal.
"Ne Stunde Wlan?", schlage ich vor. Er nickt einverstanden und macht sich ans Staubsaugen.
"Ist das ein schlechter Witz?", ruft Zayn durch den Lärm hindurch. Ich schaue ihn fragend an. "Was meinst du?"
"Versuchst du uns jetzt zu erpressen?"
Ich tue kurz so, als müsste ich überlegen. "Jap." Das 'p' betone ich besonders stark.
"Wie soll ich nur sechs Wochen mit ihr hier aushalten?", fragt er Louis. Er redet so leise, dass es eigentlich nur Louis mitbekommen soll, aber ich habe es gehört.
"Malik in die Küche!", fordere ich und zeige dort hin. Ich sehe Harry dort stehen, wie er vor sich hin flucht und widerwillig die Spülmaschine aus und einräumt. Braves Bubulein.
"Du kannst mich mal", sagt dieser.
"Ach, kann ich dich mal ja? Kann Simon dich auch mal?"
Somit steht er zähneknirschend auf und läuft dort hin, wo ich ihn hingeschickt habe. Ich mag Simon, das ist mir jetzt klar geworden.
Hallo Leute :)
Zweites Kapitel und sie sind sich begegnet, wenn auch nicht unbedingt freudig.
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat.
Na ja, ich hoffe ihr lasst mir ein Vote und Kommi da und empfehlt es weiter, das wäre total nett von euch. :) Bis dann irgendwann. (Uhhhh das hat sich gereiiiimt)