ROT - Die Farbe meiner Tränen...

By nannita1997

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Band 1 ROT Trilogie, Leseprobe Das Buch erschien im Juli 2021 als Zweitauflage beim Wreaders Verlag Jäger, E... More

ROT - Die Farbe meiner Tränen
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Silvester Special Claire
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Epilog
Danksagung
Leseprobe Teil 2 der ROT Reihe
Veröffentlichung beim Toriaverlag
❤️ROT ist jetzt erhältlich ❤️

Kapitel 11

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By nannita1997

Sorry, das es so lange gedauert hat 🙈 Ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren und kam nur selten zum Schreiben. Aber naja, hier ist mein nächstes Kapitel ☺️ Ich hoffe ihr nehmt mir die Verspätung nicht all zu übel.
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"Himmel, hatte ich einen Hunger.", sagte ich und rieb mir mit einer Hand über den vom Essen dicken Bauch. Auch Jeremy und Alice ließen sich zufrieden in die Lehnen zurückfallen, nachdem sie den Tisch vom dreckigen Geschirr befreit hatten.

"Also, ich muss schon sagen, für ein Versteck seid ihr hier ziemlich luxuriös ausgestattet." "Nicht wahr.", lachte Jeremy und trank einen Schluck von seiner Cola. "Naja, Luxus kann man das nicht nennen.", sagte Alice  "Ich vermisse mein Bett und meine unglaubliche Aussicht vom Balkon. Die Betten hier sind ja eher zweckmäßig und nicht gerade für einen ausgewogenen Schlaf geeignet." "Da hast du nicht unrecht.", stimmte Jeremy ihr zu. Ich lachte.

"Ihr habt gut reden. Meine letzte Wohnung hatte nur eine gelbe Schaumstoffmatratze, dagegen sind die Betten hier reiner Luxus. Matratze und Bettgestell.", sagte ich und musste direkt an meine kleine Wohnung im südlichen Teil von Hackney in London denken. Und an Summer.

"Oh shit, wo hast du denn gewohnt.", fragte Jeremy lachend und musste mit dem Kopf schütteln. "Das muss 'ne üble Bude gewesen sein, wenn du das hier für Luxus hältst." "Nein, so schlecht war sie garnicht. Die Menschen waren das Besondere.", sagte ich jetzt deutlich leiser als zuvor und ein Schleier von Tränen zog sich vor mein Sichtfeld, was ich schnell weg zu blinzeln versuchte.

Mitfühlend griff Alice nach meiner Hand und strich sanft über die Konturen der Rosen und Dornen, die sich von meinem Daumen aus über mein Handgelenk schlängelten. Erst fuhr sie mit dem Zeigefinger die schwarzem Rosen entlang bis hin zu den tiefrotrn Dornen, von denen beinahe eine bedrohliche Schärfe ausging.
"Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du gerne zu mir kommen. Ich bin eine gute Zuhörerin und vielleicht kann ich dir sogar helfen.", sagte sie liebevoll, den Blick fest auf mir haftend.

Lächelt entzog ich meine Hand der ihren und legte sie auf meinen Schoß. "Das ist sehr lieb von dir, aber ich denke nicht, dass du mir in dieser Angelegenheit helfen kannst. Aber trotzdem danke für das Angebot.", sagte ich und musste erneut aufsteigende Tränen mit meinen Augenliedern aufhalten.

"Ach du heilige Scheiße!", stieß Jeremy, der bis gerade eben noch sein ganzes Interesse seinem Colaglas gewidmet hatte, erschrocken hervor. "Deine Augen! Das gibts nicht! Die Iris hat sich verschoben. Oder nein warte, sind das zwei?" erschrocken und verwirrt starrte er mich an und wusste weder ein noch aus. Auch Alice schaute mir jetzt neugierig in die Augen und erstarrte.

"Achso. Ja. Wartet kurz, dauert nicht lange.", sagte ich gelassen und griff mir mit dem Finger direkt ins Auge und fischte die grüne, anscheinend verrutschte, Kontaktlinse heraus. Dasselbe wiederholte ich bei meinem anderen Auge. "So, jetzt besser?", fragte ich Jeremy.

"Du trägst Kontaktlinsen?", fragte Alice anstelle von Jeremy, der immer noch nicht so recht wusste, was gerade geschehen war. "Ja. Das gehört zu meiner Tarnung. Ich sagte doch, die Jäger sind hinter mir her und um Ihnen die Sache zu erschweren, habe ich eine komplette Typveränderung hinter mir." So langsam schien auch Jeremy wieder aus seiner Erstarrung zu erwachen und kratzte sich am Kopf.

"Aber die sind doch echt, oder?" Er deutete auf mein Dekolleté. Alice schnappte empört nach Luft und schlug ihm mit einem der vielen Pappteller, die in der Küche verstreut lagen, anstelle von echtem Geschirr, auf den Kopf. "Sowas fragt man nicht!", zischte sie und ab da war es um meine Selbstbeherrschung geschehen.

Ich brach in schallendes Gelächter aus und musste mir den vom Lachen schmerzenden Bauch halten und meine Kiefermuskeln entspannen, bevor sie noch vor Lachen verkrampften. Unter Lachtränen versicherte ich Jeremy, dass das alles, was er sehen würde, reine Natur sei und er beruhigt sein könnte. Kaum hatte ich ihm das verraten, schlug Alice ihn erneut mit den Papptellern und fluchte irgendwas von "Du bist ein verdammter Lüstling!" oder so ähnlich und griff auch schon nach dem nächsten Teller.

"Man wird ja wohl mal fragen dürfen.", rechtfertigte sich Jeremy und versuchte die Papptellerangriffe abzuwehren, was ihm jedoch nicht gelang. Alice war wie ein glitschiger Aal, der unter all seinen Bemühungen, sie von ihm fern zu halten, unter seinen Armen hindurchschlüpfte und ihm erneut einem Hieb verpasste. Als Außenstehender sah es beinahe, beim weniger genauen hinsehen, aus, als würden die beiden eine chaotische Form des Wiener Walzers tanzen. Nur das bei diesem Tanz Alice führte anstelle von Jeremy.

Aber auf Dauer konnte das nicht mehr gut gehen. Noch ehe Jeremy das Gleichgewicht verlor, erhob er sich in die Lüfte und flog Peter Pan - like und spielerisch über die sich windende Alice hinweg. "Wart' bloß ab, bis ich dich in die Finger kriege!", zischte sie gespielt böse und warf einen ihrer Teller nach ihm.

"Es war schön, so lange es andauerte, aber jetzt muss ich los meine kleine Wendy.", lachte er und flog Richtung Tür. "Ins Nimmerland.", fügte er dann noch zwinkernd hinzu, ehe er auch schon verschwunden war. "Nimmerland. Von wegen. Wohl eher zur Versammlung.", rief Alice ihm nach und nahm wieder am Esstisch platz.

"So ein Trottel.", lachte sie und tat so, als würde sie die Unordnung, die Jeremy und sie gemacht hatten, nicht sehen. "Peter Pan war als Kind mein Lieblingsfilm.", erklärte sie mir. "Deshalb zieht Jeremy mich immer damit auf." "Die Idee war nicht schlecht.", musste ich zugeben und dann lachten wir beide, nachdem wir die Verwüstung im Raum betrachtet hatte. "Was ein Chaos.", seufzte ich dann. "Das kannst du laut sagen. Peter Pan sollte kommen und uns beim Beseitigen der Verwüstung helfen, die er mit verursacht hat.", sagte Alice und bückte sich, um einen der verstreuten Pappteller aufzusammeln.

"Der kommt wohl so schnell nicht mehr zurück.", meckerte ich mit schon drei Tellern im Arm.

"Was hast du eigentlich noch alles an dir verändert? Nur die Augenfarbe oder noch mehr?", fragte Alice jetzt neugierig und blickte mir in meine natürliche Augenfarbe. "Mir gefällt die Farbe deiner Augen. Wie von einem kleinen süßen Teddybären. Richtig goldig.", fügte sie lächelnd noch hinzu.

"Danke, aber Swist hatte schon Recht, als er sagte, dass ich mich verändern müsste, sonst wäre ich wohl kaum so oft entkommen. Mittlerweile habe ich mich schon an das Grün gewöhnt, als wäre es ein Teil von mir. Und die dunklen, fast schwarzen Haare sind auch ok. Braune Haare lassen sich eben besser dunkel färben anstatt hell." Alice nickte verständnisvoll.

"Es passt auch zu dir. Es macht dich irgendwie noch geheimnisvoller, als du es ohnehin schon bist." Damit mochte sie wohl Recht haben, dachte ich, während ich nach einem weiteren Teller griff. "Und was ist mit dir? Wie bist du in diese ganze Sache hineingeraten?", fragte ich sie und fasste mit meinen Händen die naheliegende Umgebung zusammen. Alice lächelte liebevoll.

"Wahrscheinlich nicht ganz so spektakulär wie du.", sie schmunzelte. "Also alles hat hiermit begonnen.", sagte sie, drehte sich mit dem Rücken zu mir und hob ihr T-Shirt an. Auf ihrer Wirbelsäule prangte das Muster eines in sich verschlungenen Augenpaares, das aber auch genau so gut die Federn eines Pfaus sein konnten. Es war wunderschön und grazil, wie Alice selbst. Und in diesem Moment fragte ich mich, ob die Wahl des Musters wohl etwas mit der Persönlichkeit selbst und der Person zu tun haben könnte. Ich verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Dann ließ sie ihr T-Shirt wieder sinken und drehte sich zu mir um.

"Naja, wie du dir denken kannst, habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich auf einmal das Muster da an meinem Rücken sah. Und mit dem Muster kam auf einmal diese Fähigkeit und ich konnte sie nicht kontrollieren. Es passierte zu ersten Mal, als ich einer Freundin von mir eine Wimper aus dem Gesicht streichen wollte. Ich berührte sie nur ganz leicht an der Wange und da überkam es mich. Ich sah und fühlte alles, was sie jemals in ihrem Leben gesehen und gefühlt hatte. Und auch sie sah und fühlte alles, was ich jemals gespürt hatte. Es war grauenvoll. Alle geheimsten und intimsten Momente teilten wir mit nur einem Wimpernschlag und ich sah Dinge, die mich nichts angingen. Wie sie mit dem Lover ihrer Mutter schlief und wie sie es schmerzte zu sehen, wie er und seine Mutter sich küssten. Die unendliche Wut und Trauer, die sie bei ihrer Hochzeit verspürte." Alice verstummte und holte tief Luft, um weiter zu sprechen.

"Nach diesem Moment hat sie mich gehasst und ich wusste nicht einmal,  wie ich es gemacht hatte. Jeden, den ich berührte , übermittelte ich Gedanken und Gefühle oder sah die ihren. Egal wie sehr ich mich bemühte, diese Fähigkeit zu unterdrücken, es gelang mir nicht. Wie du dir vorstellen kannst, bekamen die Menschen, die mich umgaben, Angst vor mir, denn sie dachten, dass ich ihre dunkelsten Geheimnisse offenbaren könnte. Selbst meine Eltern und Geschwister hassten mich."

Alice zog die rechte Schulter ihres T-Shirts ein Stück beiseite und entblößte eine tiefe Narbe in der Form eines Schnittes. Langsam fuhr sie mit ihren Fingern über die Wölbung. "Das war meine Mutter. Sie hatte mit einem Fleischermesser nach mir geworfen, nachdem ich nur durch eine unbeabsichtigte Berührung erfahren hatte, dass sie meinen Vater betrog und mit dem Gedanken spielte, meinen Vater und unsere Familie zu verlassen. Danach war ich für meinen Vater und meine Geschwister diejenige, die unsere Familie zerstört hatte. Und so lief ich von zuhause fort, unwissend, dass die Jäger bereits hinter mir her waren. Weit kam ich jedoch nicht. Luc und die anderen sammelten mich zum Glück vorher ein. Sie wussten bereits, wer ich war und was mit mir passierte und ab da an ging es mir von Tag zu Tag besser. Jetzt habe ich eine neue Familie und weiß, wie ich mit meinen Fähigkeiten umzugehen habe und dass ich kein Monster bin, sondern etwas besonderes, so wie der Rest von uns. Für mich sind Lucas, Claire, die Zwillinge und Jeremy meine Familie und ich liebe jeden einzelnen von ihnen, auch wenn sich Luc und Claire manchmal daneben benehmen, im Grunde Ihres Herzens sind sie verständnisvolle und hilfsbereite Menschen.", sagte sie lächelnd und rückte ihr T-Shirt wieder zurecht.

Ja, ganz tief in ihrem Herzen bestimmt, dachte ich sarkastisch, konnte Alice' Gefühle aber natürlich nachvollziehen. Sie liebte sie und ich fand das war eine wunderbare Sache, nachdem man von der eigenen Familie so verstoßen wurde. Alleine bei dem Gedanken, meine Mutter Hope könnte auch nur versuchen, mit einem Messer nach mir zu werfen, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Und Gereg? Naja, er war Gereg, aber er würde mir niemals, unter keinen Umständen, etwas antun. Er würde mich verteidigen bis aufs Blut, selbst vor Hope und Jim.

"Das ganze tut mir leid.", flüsterte ich, weil ich nicht wusste, was man bei so einer Geschichte erwidern sollte. Hätte ich sie in den Arm nehmen und drücken sollen? Ihr sagen sollen, dass ich ihre Eltern verachtete für das, was sie ihr angetan hatten? Ich wusste es nicht, aber ich war mir sicher: Nichts davon hätte ihr geholfen.

"Schon gut. Du kannst ja nichts dafür und ich bin auch schon darüber hinweg. Ich hege keinen Groll mehr gegen meine Familie, ich bemitleide sie nur noch und bin dankbar, eine neue, echte Familie gefunden zu haben. Und ich hoffe du wirst eines Tages dazu gehören." Mit diesen Worten wandte sie sich von mir ab und bückte sich nach dem letzten, auf dem Boden liegenden Teller.

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