Uralte Fassung (1): Twos - Di...

Oleh MaraPaulie

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Achtung: Alte Fassung. Neue ebenfalls auf Account zu lesen. Nicht jedes Märchen beginnt mit »Es war einmal... Lebih Banyak

Vorwort
Prolog
Kapitel 1 - Ticket der Freiheit
Kapitel 2 - Home Sweet Home
Kapitel 3 - Die Tallos
Kapitel 4 - Die verrückte Tanja
Kapitel 5 - Tränen aus Eis
Kapitel 6 - Verräter und Bruder
Kapitel 7 - Das Wintermädchen
Kapitel 8 - Die Herrscher der Gezeiten
Kapitel 9 - Grosser, böser Wolf
Kapitel 10 - Vom Märchen in rot
Kapitel 11 - Von Schnee im Haus und Rosen aus Feuer
Kapitel 12 - Erbe der Toten
Kapitel 13 - Von Verrückten und dem Labyrinth
Kapitel 14 - Der Bruder mit dem Schuppenkleid
Kapitel 15 - Des Winters Blut
Kapitel 16 - Der Junge, der mit der Sonne tanzt
Kapitel 17 - Augen ohne Liebe
Kapitel 18 - Die Völker aus den Büchern
Kapitel 19 - Trauriger Mörder, lass mich gehen
Kapitel 20 - Feuerraben
Kapitel 21 - Der Löwe und der Wolf
Kapitel 22 - Der Traum von Familie
Kapitel 23 - Der Pirat und die Prinzessin
Kapitel 24 - Von Barbaren und Märchen aus der Besenkammer
Kapitel 25 - Von toten Jungen und Mädchen aus Licht
Kapitel 26 - Der Lichterlord und die Antwort zum Hass
Kapitel 27 - Rote Raben und Bücher voller Schicksal
Kapitel 28 - Wer lauert in der Dunkelheit?
Kapitel 29 - Von Schläfern und Schlüsseln
Kapitel 30 - Geheimnis ohne Zeit
Kapitel 31 - Namen von Macht
Kapitel 32 - Zum Lied des irren Geigers der Dämon mit dem Teufel tanzt
Kapitel 33 - Vom Meer zu den Wolken
Kapitel 34 - Geschichten, die ein Vöglein zwitschert
Kapitel 35 - Sturmgläser, tanzende Piraten und Jungen, die vom Himmel fallen
Kapitel 36 - Klyuss' Kinder
Kapitel 37 - Blau wie der Mohn, grün wie die Hoffnung und rot wie Blut
Kapitel 38 - Das Schicksal der Verfluchten
Kapitel 39 - Gejagte der Vergangenheit
Kapitel 40 - Blut fremder Brüder
Kapitel 41 - Spiel der Könige
Kapitel 42 - Es jagt und tanzt der Geistesblitzt
Kapitel 43 - Die Wahrheit wurde von einem Lügner erschaffen
Kapitel 44 - Vom Mörder, der die schwarze Orchidee fand
Kapitel 45 - Von Herrschern mit dem Flammenhass und Helden kleiner Klingen
Kapitel 46 - Wer wir sind und was wir tun
Kapitel 47 - Einmal Monster, immer Monster
Kapitel 48 - Das Versprechen von niemals und immer
Kapitel 49 - Das Wort 'böse'
Kapitel 50 - Der Herzkasper
Kapitel 51 - Freund oder Feind, alt oder neu, beide bleiben ewig treu
Kapitel 53 - Die Reise der Wahrheit und des Sinns hinter allem
Kapitel 54 - Von Geschwisterbanden und letzten Zeilen
Kapitel 55 - Der Tempel der Orakel
Kapitel 56 - Mondkind
Kapitel 57 - Die erste aller Schöpfungen
Kapitel 58 - Vom Intrigieren, Dechiffrieren, Konferieren und fiesen Viren
Kapitel 59 - Glücksjagd und Königsmord
Kapitel 60 - Schattenlicht und Bernsteingold
Kapitel 61 - In der Schwebe
Kapitel 62 - Patron und Paladin
Kapitel 63 - Von Luftschlössern und Monstern unterm Bett
Kapitel 64 - Deine wunderschönen Lügen
Kapitel 65 - Von Namen und Masken
Kapitel 66 - Das blinde Recht
Kapitel 67 - Das blinde Herz
Kapitel 68 - Das blinde Glück
Kapitel 69 - Verfluchtes Kind mit Gold gekürt
Kapitel 70 - Als niemand schlief
Kapitel 71 - Der Gewissenlose
Kapitel 72 - Phönix
Kapitel 73 - Ein Goldstück für deine Gedanken
Kapitel 74 - Kriegsherr Regen
Kapitel 75 - Der Herrscher über alle Macht
Kapitel 76 - Alles ist gut
Kapitel 77 - Die Feinde des Schicksals
Kapitel 78 - Und wenn sie nicht gestorben sind...
Kapitel 79 - Lucky Strike
Kapitel 80 - ...dann leben sie noch heute
Epilog
Authornotes
Charakterverzeichnis
Illustrationen

Kapitel 52 - Das Gedicht des Todes

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Oleh MaraPaulie

Kapitel 52

Das Gedicht des Todes


~Theodor~

Es war einer dieser grauen Morgen. Der Nebel hing wie ein dichter Vorhang über der Welt, versteckte all die verschlafenen Wunder und liess alles geheimnisvoller wirken, als es eigentlich war. Kahle Bäume, die am Tage nur ein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens waren, liess der Nebel zu schauerhaften, dunklen Gestalten mit langen, gekrümmten Fingern, gebückter Haltung und verzogenen Fratzen werden. Die weisse Umarmung dieses Schleiers drängte das Licht der Sonne zurück und so stand der sonst so glühende, gigantische, brennende Stern heute nur in Form eines leuchtenden Punkts am Himmel, kaum hell genug, um den Weg zu erleuchten, den die beiden Fliehenden eingeschlagen hatten.
Ohne Halten, ohne zu wissen wohin, waren sie in die Nacht gejagt. Weg, nur weit, weit weg von all dem Chaos, all den Geistern ihrer mysteriösen Vergangenheit. Weg, immer weiter weg von den goldenen Käfigen, in die man sie gesperrt hatte. Weg von ihren Knechten und Dieben, die ihnen ihre Freiheit und ihre Leben gestohlen hatten.
Zuerst waren sie vollkommen orientierungslos durch die Felder geritten. Gersten, Weizen, Roggen, später auch durch Mais und dann waren die Wiesen gekommen. Das Gras war frisch, grün und hoch gewesen. Bonnie war behände von ihrem Pferd gesprungen, hatte die Stute sanft hinter dem Ohr gekrault und ihr dann einen leichten Klapps auf den Hintern gegeben und das Tier war davongesprungen. Theodor hatte versucht, es ihr gleich zu tun, hatte jedoch weniger Erfolg gehabt. Ungeschickt war er aus dem Sattel gerutscht und vom Pferd gefallen. Bonnie hatte Alfons II gerade noch davon abhalten können, vor Schreck loszurasen und seinen ungeschickten Reiter, der noch immer mit einem Fuss im Steigbügel gehangen war, hinter sich her zu zerren. Da war es noch dunkel gewesen. Eine schattenhafte Nacht, die beste Zeit für eine Flucht.
Nun graute der Morgen. Ein kalter, nasser, geheimnisvoller, nebliger Morgen. Ein grauer Morgen.
Der Kies knirschte unter ihren Füssen. Er atmete schwer. Sie liefen nun schon so lange. Sein Herz schmerzte bei jedem seiner Schläge.
Trotzdem gingen sie weiter. Ohne Rast und ohne Ruh. Und der Nebel schützte sie, versteckte sie vor denen, die sie jagten. Sie waren Kinder des Nebels. Zwei Flüchtende, die am frühen Morgen, wenn noch nicht einmal die Vögel erwacht waren, ins Ungewisse wanderten.
»Wir hätten die Pferde nicht verscheuchen sollen«, knurrte Theodor, ohne den Blick von seinen Füssen zu lösen. Schritt für Schritt trugen sie ihn weiter. Alles tat so weh! Er fühlte sich so kraftlos. Sterben war scheisse!
Bonnie schnalzte abfällig und murmelte: »Die werden uns suchen. Gantrovo wird mich niemals so leicht entwischen lassen. Und dank dir wird die Polizei jetzt auch Jagd auf mich machen! Die Bullen haben Suchhunde. Die hätten die Pferde gewittert. Wenn wir Glück haben, wird es heute noch regnen und unsere Gerüche wegspülen.«
Theodor schluckte. Die Polizei! Ob sie ihn schon mit Abbys Leiche in Verbindung gebracht hatten? Genug DNA hatte er ihnen sicher hinterlassen, aber soweit er wusste, stand er in keiner Polizeidatenbank. Oder doch? Schliesslich war er ja angeblich entführt worden. Von Bonnie Cassedy. So hiess es jedenfalls offiziell in der Polizeiakte. Na ja, ganz so stimmte das auch nicht. Die Polente hatte den Fall nicht aufklären können. Wie hätten die Kerle Bonnie auch nachweisen können, dass sie ihn von der Bühne verschwinden lassen hatte? Ausserdem hatte sie ja wirklich nichts getan! Jedenfalls war sie die Hauptverdächtige gewesen. Das sie aus irgendeinem Grund eine Waffe dabei gehabt hatte, war auch nicht wirklich vorteilhaft für sie gewesen. Er selbst hatte einfach behauptet, er könne sich an praktisch nichts erinnern. Er hatte einfach Bonnies Namen angegeben, um sich selbst aus der Schlinge zu ziehen. Ja, das war feige und nicht ganz fair Bonnie gegenüber gewesen, aber was hätte er den Bullen sonst erzählen sollen? Die Geschichte mit der stehengebliebenen Zeit war ja wohl mehr als unglaubwürdig. Zudem hatte Theodor wirklich keine Lust, die letzten Tage seines Lebens in einer Klapsmühle zu verbringen.
»Tut mir leid, Bonnie. Die Wahrheit hätte ich den Typen ja wohl kaum erzählen können.«
»Aber du hast ihnen meinen Namen verraten! Die hatten zuvor keine Ahnung, wer ich bin und bis die meine DNA analysiert hätten, wäre ich schon lange wieder auf freiem Fuss gewesen. Und dann haben die Bullen doch echt gedacht, ich hätte dich entführt! So ein Blödsinn! Ich halte es ja kaum mit dir aus und da soll ich dich gekidnappt haben? Freiwillig meine Zeit an dich verschwenden? Pha!«
Theodor schwieg eine Weile und konzentrierte sich aufs Laufen. Nachdem sie die Pferde verscheucht hatten, waren sie zu Fuss weitergereist. Querfeldein, über Hügel und durch Täler. Einfach immer der Nase nach. Irgendwann waren sie auf einen schmalen Kiesweg gestossen und diesem gefolgt. Gigas, hatte sich bereit erklärt, ein Stück voraus zu fliegen, um in gutes Versteck für sie zu finden und so schleppten sie sich nun nur noch zu zweit vorwärts. Dank den Wiesen und Feldern, durch die sie gestreift waren, rochen sie jetzt beide wie Heuhaufen. Zwei wandelnde Heuhaufen. Vielleicht war der Gestank ja stark genug, um ihren eigenen zu überdecken.
Irgendwann meinte Theodor zaghaft: »Bonnie, wirklich, ich wollte das nicht, es tut mir leid. Diese Verdächtigungen gegen dich, dass du mich entführt hättest... ich habe damit nichts zu tun!«
Vor Wut stampfte Bonnie auf den Boden wie ein kleines Kind. Sie packte ihn am Kragen seines Kapuzenshirts, schüttelte ihn und brüllte: »Du begreifst es einfach nicht, oder? Eben das ist ja der Punkt! Du hast mit all dem nichts zu tun! Ich habe dir das Leben gerettet! Und du? Du hast nichts damit zu tun. Theodor, du hast mich einfach so ins Messer laufen lassen! Du hast mir kein Bisschen geholfen. Du hast dich zurück gelehnt und nichts getan. Ach nein, halt, stimmt ja. Du hast schon etwas gemacht. Du Genie hast den Bullen meinen Namen verraten! Klasse! Wirklich genial! Natürlich ist dann gleich mein beschissener Vormund aufgetaucht und ich sitze erneut bei dem Mistkerl fest!«
Theodor starrte Bonnie in die Augen. Er konnte ihren Atem auf seinem Gesicht spüren. Verwirrt stammelte er: »Ich...«
»Erspar es mir!«, zischte sie und liess ihn los. Für ihre Grösse hatte sie aber verdammt viel Kraft...
»Bonnie, bitte warte. Ich... ich wollte das wirklich nicht!«, rief er, doch das Mädchen ignoriert ihn und lief stur weiter. Er nahm keine Rücksicht auf seine Schmerzen und eilte ihr nach.
»Bitte, Bonnie.«
Sie blieb stehen. Sie blieb tatsächlich stehen!
»Fass dich kurz!«, knurrte sie, ohne ihn anzusehen.
Eilig nickte er, machte den Mund auf und... sagte nichts. Ihm fielen einfach die richtigen Worte nicht ein.
»Was soll das eigentlich, Theodor? Spiel gefälligst nicht mit mir. Ich bin keines deiner Flittchen, mit denen du dich in deiner Freizeit begnügst!«, fauchte sie, warf schwungvoll die vom Nebel durchnässten Haare zurück und stolzierte weiter.
Klasse, er hatte es also mal wieder vermasselt! Wie ein Hündchen trottete er hinter ihr her und murmelte: »Ich kann so was nicht. Ich... ich weiss nicht, wie das geht. Keine Ahnung! Ich... habe noch nie jemanden wie dich getroffen...«
Bonnie lachte auf und knurrte: »Oi! Wenn das so was wie 'ne Anmache sein soll, dann...«
»Nein!«, unterbrach er sie etwas zu laut. Verwundert, wie energisch er gewesen war, sah Bonnie ihn an. Da er nun ihren Blick auf sich spürte, fühlte er sich sogleich wieder unsicherer. Trotzdem versuchte er in Worte zu fassen, was er gemeint hatte: »Ich meine das wirklich so, Bonnie Cassedy. Alle Leute, die ich kenne - oder zu kennen glaube - behandeln mich«, er suchte nach dem richtigen Wort und brummte dann: »anders.«
Bonnie blinzelte verwirrt.
»Wie soll ich das erklären... Sie behandeln mich, als wäre ich keiner von ihnen.«
»Ich dachte, du bist so ein riesen Superstar?«, fragte sie und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
»Ja, schon. Es ist ja nicht so, als würden sie mich ausschliessen. Im Gegenteil. Viele verehren mich und... lieben mich. Egal, was ich tue, ich werde von ihnen angebetet.«
»Und das ist schlecht?«
»Manchmal schon.«
Bonnie sah ihn lange an, was ihn irgendwie einschüchterte. Trotzdem redete er weiter: »Wenn dich jeder behandelt, als wärst du etwas Besonderes, dann wirst du einsam. Du bist von anderen abgehoben, bildlich gesprochen. Du bist nicht auf der gleichen Ebene wie alle andere. Du wirst von Fremden komplett anders behandelt, obwohl diese Leute dich eigentlich gar nicht kennen. All das bringt mit sich, dass du auch niemanden wirklich kennen lernst. Alle verstellen sich, um gut dazustehen. Jede Sympathie basiert einzig auf der Tatsache, wer ich bin. Es ist, als würde ich jeden Tag in einer Welt leben, in der sich alles nur um mich dreht und doch nicht von mir handelt. Die Leute sehen, was man ihnen zeigt und was sie sehen wollen. Kennen tut mich niemand.«
»Toll und jetzt willst du, dass ich Mitleid mit dir habe, Theodor?«, fragte Bonnie, ohne eine Miene zu verziehen.
»Aber nein, genau das meine ich ja! Du... dir ist es einfach egal, wer ich bin. Du behandelst mich vollkommen normal. Gut, nein, das stimmt auch wieder nicht, du hasst mich, aber... keine Ahnung, das tut irgendwie gut...«
Er klappte den Mund zu. Er fühlte sich gleichermassen erleichtert, als auch ziemlich schlecht. Was er Bonnie gerade erzählt hatte, hatte er so tief in seinem Inneren vergraben, schon seit Jahren. Irgendwie war es ja kindisch und vielleicht auch ein wenig naiv, aber es war nun einmal die verdammte Wahrheit! Er war eigentlich immer stolz gewesen auf das, was er war. Gleichzeitig hasste er sich auch dafür, was auch ziemlich unlogisch war. Er lebte in einem ständigen Konflikt mit sich selbst. Einerseits genoss er all die Bewunderung, die ihm die Leute entgegenbrachten und andererseits stresste ihn all der Rummel. Er liebte es zu singen und war stolz auf seinen Status als Superstar, trotzdem hasste er diese dauernden Liebesschnulzen, die die einzige Art Musik war, die er offiziell vertrieb.
Bonnie schüttelte missmutig den Kopf und brummte: »Dann bin ich also so was wie Ferien für dich?«
»Nein, so ist das auch nicht gemeint. Himmel, du machst es einem auch kompliziert. Ich will nur sagen, dass ich dir wirklich nicht schaden wollte, Bonnie. Ich weiss nicht, wieso sich unsere Wege immer wieder kreuzen, aber ich bin froh, dass sie es tun, denn so habe ich die Möglichkeit, mich zu entschuldigen. Ich kann das so oft tun, wie du willst, Bonnie. Es tut mir wirklich leid. Vielleicht ist es dir ja tatsächlich egal und ich verschwende nur meine Zeit, trotzdem wollte ich dir das alles erzählen. Ich bin nicht gut in so was, weil ich das noch nie gemacht habe. Keine Ahnung, vielleicht habe ich keine Ahnung, bin nur zu lange alleine gewesen, blöd und naiv, aber trotzdem... Bonnie, du bist, glaube ich, so was wie eine Freundin für mich. Ich will nicht, dass das kaputt geht, denn ich hatte noch niemals Freundschaft und...«, Theodor brach ab. Ein breites Grinsen hatte sich auf Bonnies Gesicht ausgebreitet und das verwirrte ihn. Warum dieser plötzliche Gefühlsumschwung? Unsicher fragte er: »Du machst dich über mich lustig, oder? Toll, ich bin echt blöd. Ich hätte nichts sagen sollen und...«
Bonnie lachte und umarmte ihn, während sie kichernd meinte: »Himmel, Theodor! Du bist so ein Arschloch und ich bin eigentlich auch noch sauer auf dich, aber... Wie lange kennen wir uns? Knapp einen halben Tag, unsere Flucht mit einbezogen? Wenn das für dich deine erste Freundschaft ist... Du musst wirklich, wirklich keine Ahnung vom normalen Leben haben, oder? Eine Freundschaft aufzubauen, dauert eigentlich etwas länger, aber... ich denke, ich habe nun gar keine andere Wahl, als mit dir befreundet zu sein.«
Überrascht erwiderte er ihre Umarmung und musste bei ihren Worten grinsen. Als sie sich wieder von ihm gelöst hatte, lachte er und brummte: »Ich bin schon ziemlich erbärmlich, oder?«
Bonnie nickte, zwinkerte ihm aber zu. Dann meinte sie: »Na los jetzt, Kumpel. Vergiss nicht, dass wir noch immer auf der Flucht sind!«
Er nickte und ging neben ihr her.
»Die Vorstellung«, brummte er verlegen, »Hat mir übrigens gut gefallen! Du hast mir verschwiegen, dass du tanzen kannst!«
Bonnie lächelte geschmeichelt und strich über ihr Kostüm, das mittlerweile schon etwas mitgenommen aussah. Es war von dem langen Ritt auf dem Pferd zerknittert, die silbernen Glöckchen hatte sie schon fast alle verloren und der Samt war an einigen Stellen etwas schmutzig. Die schimmernde Nylonstrumpfhose war eigentlich kaum noch als Strumpfhose zu bezeichnen. Eigentlich war sie nichts anderes als eine riesige Laufmasche. Auch Bonnies Schminke hatte sich bereits selbstständig gemacht und so war der Eyeliner unter ihrem rechten Auge verschmiert. Erstaunlicherweise war der Lidschatten und der Lippenstift weder verschmiert noch zerlaufen. Ihre Frisur hatte sich auch ganz gut gehalten, wenn sich auch ein paar wenige, vereinzelte Strähnen aus dem Zopf gelöst hatten, der ihr auf einer Seite des Kopfes geflochten worden war, um dann an ihrem Hinterkopf in dem See aus schwarzem Haar zu enden. Die glitzernden Perlen in ihrer Mähne erinnerten an Tautropfen, die die Blätter von Büschen und Sträuchern an einem kühlen Frühlingsmorgen benetzten. Die schokoladenbraunen Augen blitzten frech, ihre geschwungenen Lippen lächelten. Die ganze Nacht waren sie nun schon auf, waren auf Pferden geritten, durch dichtes Buschwerk gekraxelt, über Felder und Wiesen gewandert und doch sah Bonnie noch immer wundervoll aus. Bonnie Cassedy, die schwarze Orchidee.
»Was dachtest du denn? Ich bin eine Zirkussensation, da muss ich ja wohl was drauf haben!«, lachte sie.
»So verschieden sind unsere Leben wohl gar nicht«, kicherte er, hörte jedoch gleich wieder damit auf, denn Bonnies Blick hatte so gar nichts Belustigtes an sich. Sie sah aus, als hätte er ihr gerade erzählt, er hätte Gigas ausversehen überfahren oder so. Verunsichert fragte er: »Hab ich was Falsches gesagt?«
Ihre Mine verdüsterte sich und sie brummte: »Ja, eigentlich schon. Tut mir leid, aber ich bin mit dir absolut nicht einer Meinung.«
»Wieso? Wir beide führen ein absolut chaotisches Leben! Wir reisen um die ganze Welt, um die Menschen zu unterhalten. Wir sind nirgendwo zu Hause. Wir beide sind so was wie ein Supertalent...«
»Du, Theodor Stark, lebst in Saus und Braus! Dir liegen Milliarden von naiven Mädchenherzen zu Füssen, auf denen du jedoch nur herumtrampelst. Ausserdem hast du einfach alles, was du dir wünschen kannst. Du lebst in den feinsten Hotels und hast bestimmt unzählige Ferienhäuser. Und vor allem anderen bist du frei. Frei, Theodor!«
Theodor verstand nicht. Ja, er hatte alles, was man besitzen konnte und die Mädchen flogen auf ihn, ja, das hatte er nicht bedacht, aber... was meinte sie mit frei?
»Du verstehst es nicht, oder? Theodor, was glaubst du, wieso ich so ausgerastet bin, weil du den Bullen meinen Namen verraten hast?«, zischte sie, nun wieder auf hundertachtzig.
»Na, weil die dich für eine Entführerin hielten und du eine Knarre dabei hattest?«, schlug er verwirrt vor.
»Nein, schön wär's. Ich habe dir doch erzählt, dass ich eine Waise bin, oder?«
»Ja, du lebst bei deinem Onkel, der der Direktor dieses Zirkus' ist.«
»Genau. In jener Nacht, als wir uns das erste Mal begegnet waren, der Tag, an dem die Zeit stillstand, da wollte ich abhauen. Weg von dem Zirkus. Weit, weit weg.«
»Auch das hast du mir erzählt. Er hat dich immer irgendwo eingesperrt, nicht wahr?«
»Eingesperrt ist eigentlich noch viel zu harmlos ausgedrückt. Theodor, ich war eine Sklavin! Mein Onkel hat sich kein Stück für mich interessiert. Er wollte nur das Geld, das er mit mir verdienen konnte. Nachdem meine Eltern gestorben waren, wurde Gantrovo mein Vormund. Er liess mich die Schule abbrechen und nahm mich fortan mit auf Tournee. Wir reisten durch Europa, Amerika, ja sogar in China waren wir einmal! Und doch habe ich nie mehr von der Welt gesehen, als ich auf dem Weg vom Zirkuszelt zu meinem Wagon erkennen konnte.«
Theodor hustete und fragte: »Aber das kann doch nicht sein. Gibt es da kein Jugendamt oder so was?«
Bonnie lachte freudlos auf und knurrte: »Ich habe noch nie irgendwas von denen gehört. Nachdem mein Vater gestorben war, bin ich eine Weile vom Jugendamt versorgt worden, bis man Gantrovo ausfindig gemacht hatte. Und dann... Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern, aber ich glaube, ein Taxi hat mich zu dem Winterquartier des Zirkus' gefahren.«
»Aber da muss doch ein Sozialarbeiter dabei gewesen sein. Die haben dich doch bestimmt nicht einfach alleine gelassen.«
»Das ist es ja! Ich war alleine! Gantrovo hatte am Eingang des Quartiers auf mich gewartet. Niemand war dabei, als er mich der Zirkusmannschaft vorgestellt hatte. Niemand hatte mir geholfen, nachdem ich dem Dreckskerl meine Gabe offenbart hatte und dieser mich in den Wohnwagen sperrte. Ich hatte keine Chance!«
Theodor schluckte. Das war alles wirklich äusserst eigenartig. Er dachte an seine eigene Adoption zurück. Nachdem Jared ihn entdeckt hatte, war nicht viel Zeit vergangen und er hatte in Luxussuiten gewohnt, in Seidenbettwäsche geschlafen und Privatunterricht bekommen. Sozialarbeiter hatten oft nach ihm gesehen, doch nach einigen Monaten hatte auch dies nachgelassen. Aber diese Sache mit Bonnies Adoption... Entweder band die Kleine ihm einen Bären auf, oder hier ging tatsächlich irgendetwas absolut nicht mit rechten Dingen zu...
»Ich kann nichts tun, als mich noch einmal zu entschuldigen, Bonnie«, brummte er leise.
Sie seufzte und meinte: »Ja, schon gut. Ich habe wohl wieder einmal etwas überreagiert.«
Erneut schwiegen sie sich eine Weile an. Nur der Kies knirschte unter ihren Füssen und irgendwo im tiefen Nebel schrie ein Käuzchen. Um seine Nervosität abzubauen, liess er den Blick über ihre Umgebung schweifen. Viel konnte er in dem Nebel nicht erkennen. Links von ihnen wogte die Gerste und rechts tat sich eine Wiese auf, deren wilde Blumen und Gräser so hoch waren, dass sie Bonnie bis zur Brust und ihm bis zum Bauch reichten. Die meisten Blumen hatten ihre Blüten bereits geöffnet, nur wenige hatten die Köpfe noch geschlossen.
Plötzlich spürte er Bonnies Blick auf in seinem Nacken brennen. Sie ging gar nicht mehr neben ihm her, war einfach stehen geblieben. Er drehte sich um und bekam augenblicklich ein mulmiges Gefühl. Sie schien ihn beinahe schon anzustarren. Den Kopf hatte sie zur Seite geneigt, die Lippen gespitzt, ihre Augen waren misstrauisch zusammengekniffen.
»Ist was?«, fragte Theodor vorsichtig.
»Hier stimmt doch etwas nicht«, murmelte Bonnie und durchbohrte ihn weiter mit ihrem Blick.
»W... was stimmt nicht?«, stammelte er.
Bonnie ging auf ihn zu und stellte sich vor ihn. Die Arme hatte sie vorwurfsvoll in die Seiten gestemmt, den Kopf stolz gehoben. Obwohl sie kleiner war als er, fühlte er sich unterlegen.
»Theodor Stark, was ist hier los. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du mir nicht glauben wollen. Du hast mich als Lügnerin bezeichnet, weil ich schlecht über deinen Vater geredet habe. Du wolltest mich nie wieder sehen und dann bist du auf mich losgegangen! Svarga! Schlimm genug, dass du dabei selbst beinahe umgekommen bist, du hast mich auch fast getötet.«
Theodor dachte fieberhaft nach. Was sollte er Bonnie erzählen? Er war aus dem Krankenhaus abgehauen, weil ihm einfach alles zu viel geworden war. Die Tatsache, dass er sterben würde und dass »Es ist etwas kompliziert und... und was bedeutet bitte Svarga
»Das ist Hindi und... egal! Theodor, du wirst dich da jetzt nicht rausreden! Ich merke doch, dass da was im Busch ist! Wenn du willst, dass wir Freunde sind, dann sag mir gefälligst die Wahrheit. Wieso bist du hier? Und komm mir jetzt nicht wieder mit der Freundschaftsmasche. Du hast damals in der Manege gesagt, du würdest meine Hilfe brauchen. Wieso, verdammt?«
Er schluckte und versuchte, zu erklären: »Ganz ehrlich Bonnie, ich habe selber keine Ahnung. Mein ganzes Leben ist vollkommen zerstört. Der Boden bricht unter mir weg und alles, an das ich geglaubt habe, wendet sich gegen mich. Es ist, als würde ich immer tiefer fallen und hätte nichts, an dem ich mich festhalten kann. Und dann bist da du. Du bist die Einzige, die mir irgendeine Erklärung geben konnte. Die Ärzte sind ratlos, niemand kann mir helfen. Der Mann, der für mich eigentlich ein Vater sein sollte ist nur noch daran interessiert, wie er aus meinem Tod den grössten Profit ziehen kann.«
»Vergiss es, Theodor! Es tut mir ja leid, dass du stirbst, aber trotzdem werde ich nicht weiter gehen, bis du mir erzählt hast, wieso du hier bist!«, zischte sie.
»Ich bin abgehauen, Bonnie. Es war zu viel. Ich bin aus dem Krankenhaus abgehauen. Ich habe mir den Lamborghini meines Managers gekrallt und bin losgerast. Einfach so. Ohne Ziel. Ich habe dann in einem Motel übernachtet. Heute Morgen bin ich wieder weitergefahren und hatte einen Unfall. Ich habe irgendwie die Kontrolle über den Wagen verloren und bin von der Fahrspur runter und gegen einen Baum gekracht...«
»Du hast 'nen Lamborghini zu Schrott gefahren?!«, kreischte Bonnie dazwischen.
»Ja, habe ich. Ich bin dann einfach 'ne Weile durch den Wald geirrt und plötzlich war da dieser Zirkus. Ich weiss, es klingt absolut verrückt, aber das war dein Zirkus, Bonnie. Ich weiss nicht, wieso unsere Wege sich immer wieder kreuzen, aber sie tun es. Ich schätze, es ist nur ein komischer Zufall, aber ich musste dich dann einfach sehen. Auch wenn das was du mir erzählt hast, von meinem Vater, der ein Serienkiller sein soll und all das, eigentlich nur ein riesen Haufen Unsinn ist, so bist du trotzdem die Einzige, die mir überhaupt eine Antwort geben kann. Bonnie, ich sterbe und ich habe keine Ahnung, wieso. Ich muss das wissen und selbst wenn ich dafür mit einer Verrückten wie dir durch halb Grossbritannien flüchten muss!«, rief Theodor und ballte die Hände zu Fäusten. Er war so ein widerlicher Lügner! Ein Mörder, Dieb, Verräter, Arschloch, Feigling und nun auch noch ein Lügner. Aber was sollte er machen? Er konnte Bonnie nicht von Abby erzählen. Wie auch? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie dann noch helfen würde.
Bonnie runzelte die Stirn und murmelte: »Du... du willst Antworten? Gut, ja, das kann ich irgendwie verstehen. Du willst wissen, an was oder wieso du stirbst. Aber... du... du hast nicht nach mir gesucht?«
»Es tut mir leid, dass ich nicht nach dir...«
»Nein, so meine ich das nicht«, unterbrach sie ihn. »Ich meine, dass wenn du nicht nach mir gesucht hast... Du denkst es war ein Zufall, dass wir uns wieder getroffen haben?«
Er nickte zögerlich und brummte: »Was denn sonst?«
»Ich glaube nicht an Zufälle, Theodor Stark. Aus irgendeinem Grund treffen wir uns immer wieder, nur wieso? Vielleicht... vielleicht ist das unser Schicksal. Vielleicht ist es unsere Bestimmung, herauszufinden, was uns verbindet und wer wir sind.«
Theodor lachte los und prustete: »Schicksal? Unsinn! So was gibt es nur in Märchen!«
Ein wenig beleidigt musterte sie ihn und antwortete: »Wie willst du dir das alles sonst erklären? Ausserdem ist das alles ja tatsächlich irgendwie übernatürlich. Mein bester Freund ist ein sprechender Kolibri, ich kann Dinge zum Leben erwecken, Sterbende zurückholen und du, Theodor, scheinst an irgendeiner Herzkrankheit zu sterben, die es zuvor noch nie gegeben hat! Das... das klingt doch absolut nicht normal!«
Bonnie klang vollkommen überzeugt, doch er schwankte noch.
Schicksal.
Ein Wort, das er noch nie wirklich ernst genommen hatte. Es war so ein grosses Wort, ein schweres Wort, ein Wort, das er aus Büchern und Filmen kannte. Ob es so etwas wirklich geben konnte? Das war doch Unsinn! Aber was, wenn Bonnie recht hatte? Wenn es das Schicksal gab... vielleicht... ja, vielleicht gab es dann auch noch Hoffnung für ihn. Wenn das Schicksal es so wollte, würde er vielleicht nicht sterben. Vielleicht, vielleicht würde er leben! Vielleicht!
Entschlossen hob er den Kopf und wollte Bonnie von seiner Hoffnung erzählen, da entdeckte er etwas - oder besser gesagt - jemanden.
Die goldene Gerste wogte sachte auf und ab wie goldene Wellen aus Korn. Hörte man genau hin, konnte man ihn leise rauschen hören. Inmitten dieses goldenen Meers stand ein Mädchen. Ihre Haare waren lang, schwarz und gelockt. Ihre Haut war so blass wie der Nebel, der um sie herumschwaderte. Das weisse, lange Kleid umhüllte ihren zarten Körper wie ein Leichentuch.
Es war Abby, das Geistermädchen.
Theodor starrte sie an. Seit er und Bonnie aus dem Zirkus geflohen waren, hatte er sie nicht mehr gesehen. Er hatte gedacht, sie wäre ihren eigenen Weg gegangen, hätte sich vielleicht sogar in Luft aufgelöst oder was Geiser sonst so tun. Aber nein, da stand Abby und starrte ihn an.
Theodor wusste nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht. Er entschied sich, einfach einmal zurück zu starren und da fiel ihm auch auf, dass mit Abby etwas nicht stimmte.
Sie war völlig reglos, fixierte ihn nur mit ihrem Blick.
»Ist was?«, fragte Bonnie verwirrt, doch Theodor antwortete nicht, denn nun kam auf einmal doch noch Bewegung in das Geistermädchen.
Als würde ein Ruck durch Abby fahren, riss sie den Mund auf und schrie. Ein langer, lauter, greller, schrecklicher Klagelaut. Dann traf Theodor der Schmerz mit voller Wucht. Als würde ihm jemand mit brennenden Händen auf seine Brust einschlagen, sein Herz packen und zerquetschen. Für einen Moment war er wie gelähmt. Nur ein leises Keuchen entfuhr ihm.
»Theodor?«, fragte Bonnie wie aus weiter Ferne. Theodor verstand nicht. Konnte sie Abby etwa nicht hören? Wie sollte jemand diesen Schrei überhören können?
Dann schrie auch er auf.
Seine Beine gaben nach und er landete auf Knien und Händen auf dem Kies. Der Husten schüttelte ihn und nahm ihm den Atem. Abby schrie noch immer.
»Hier! Trink das!«
Bonnie streckte ihm eine Wasserflasche entgegen. Er glaubte jedenfalls, dass es eine Wasserflasche war, denn der Schmerz und der Husten hatten ihm die Tränen in die Augen gejagt und nun sah er nur noch alles verschwommen. Er griff nach dem flüssigen, klaren Leben und schluckte gierig. Das kühle Nass rann seine Kehle hinab, doch der Schmerz, der ihn um den Verstand zu bringen schien, konnte es nicht lindern.
Und er schrie weiter, konnte nicht aufhören. All seine Sinne wurden von diesem höllischen Schmerz überlagert. Er konnte nicht sehen, nicht riechen, nicht hören oder schmecken. Ihm war weder heiss noch kalt. Oben und unten gab es nicht mehr. Recht und links waren nichts als Wörter, die lose im Raum standen, genau wie er es tat. Er hatte jegliche Wahrnehmung verloren, war nur noch ein Wesen aus Schreien und Schmerzen, das nicht in einer realen Welt existierte, sondern im Nichts flog, fiel und rotierte. Er vergass, wo er war, wer er war, warum er war, wie er war, was er war. Er verlernte das Denken, verlor jeglichen Halt.
Übrig blieb der Schmerz.


Schmerz.
Er war gleichzeitig siedendheiss und eisigkalt. Er schien ihn im selben Moment von innen und aussen zu zerreissen. Er zerbrach in tausend Teile und zog sich zu einem winzigen Etwas zusammen, das sich selbst erdrückte.
Theodor gab es nicht mehr. Alleine der Schmerz existierte. Nur der Schmerz.
Theodor war der Schmerz.
Er war Schmerz.
Er war der Schmerz.
Und dann sah der Schmerz den Tod.
Er war zugleich Tier, Pflanze und Mensch. Er war überall und nirgendwo. Er war ein Mythos und trotzdem real. Niemand wusste etwas über ihn und doch kannten ihn alle.
Der Tod.
Der Schmerz konnte ihn sehen, denn der Tod ist für alles Sterbende sichtbar, selbst für jene, deren Sinne bereits erloschen waren.
Der Tod schritt um ihn herum und beäugte ihn aufmerksam. Seine knochigen, weissen Hände streichelten seinen Haarschopf. Eine Stimme, die wie ein erlöstes Seufzen klang, murmelte etwas. Die Worte, die der Tod sprach, schnitten durch den Schmerz wie unzählige Klingen. Und der Schmerz verstand ihn. Er war all seiner Sinne beraubt, dem Leid und Pein unterlegen und doch konnte er ihn hören, denn der Tod flüsterte die Worte einer Sprache, die jeder Sterbende kennt.
»Mein Sohn, mein Sohn. Wer bist du? Wer wirst du sein? Dein Fleisch, dein Blut, du bist ganz mein.
Bist du der eine, von dem die toten Orakel flüstern? Wird deine Seele nach dem Morden lüstern?
Wirst du mein Körper, Werkzeug, meine Waffe? Bist du endlich des vergessenen Herrschers Rache?
Vielleich, das Schicksal ist noch ungewiss. Die Berührung einer Prinzessin die Zeit zerriss.
Monate und Jahre, die Uhren ticken. In Prophezeiungen alleine Kinderaugen blicken.
Du stirbst, mein Sohn, so steht es geschrieben. Die Frage ist nur, wie weit hat dich dein Wille getrieben?
Es ist nicht sicher, du bist einer von vielen. Generationen meines Blutes, wie haben sie geschrien.
Doch du, mein Sohn, könntest der eine sein. Der eine, der zurückkehrt, tot und rein.
Wenn du überlebst, bist du der sterbende König. Auferstanden aus seiner Asche, wie ein lodernder Phönix.
Bist du der eine, mein Sohn, auserkoren zum Vernichten? Jener, um die Herrscher zu richten?
Bleibe am Leben, bis die Welten aufeinanderprallen. Wenn der Weltenbaum stirbt, wetz deine Krallen.
Vom Baum der Toten, vom Baum des Lebens, vergiss die Tugend des Vergebens.
Sei ein Held der Totenwelt. Rette die Zeit, wenn sie zerfällt.
Doch wenn das Tote bebt und aufersteht, des Eschensamens Leben sich regt, dann, mein Junge, sei gefasst, dein Vater deinen Geist erfasst.
Doch bis dahin wird viel Zeit vergehen. Die Zukunft ist noch ungeschehen.
Das Schicksal ist ein wildes Tier, unbeständig in der Wahrheit, es spielt mit dir.
Mein Sohn, mein Sohn, wer bist du? Wer wirst du sein? Dein Fleisch, dein Blut, du bist ganz mein.
Bist du der eine, von dem die toten Orakel flüstern? Wird deine Seele nach dem Morden lüstern?«
Der Schmerz wand sich im Nichts. Die Worte quälten und prägten ihn, als würde man sie in ihn hineinbrennen und einmeisseln.
Der Tod, der nun vom Menschen zum Tier geworden war, sprang um ihn herum. Sein Fell war zur selben Zeit rot wie Zinnober, Scharlach, Feuer, Blut, Rost und Purpur. Seine Pfoten waren schwarz, Schnauze, Brust und Schwanzspitze weiss. Die listigen, klugen Augen leuchteten gelb. Diese Augen... Sie kamen dem Schmerz so unsäglich bekannt vor...
Der Tod als Tier war ein Fuchs.
Reineke sprang auf den Schmerz, stiess ein leises, raues Geräusch aus und stupste ihn an, als wolle er ein Jungtier begrüssen. Dann verformte sich der Tod erneut. Sein Fell wurde hart und rau, sein Körper fest und schwer. Er wuchs zu einer riesigen, hölzernen Säule empor, die eine ungesunde, kalkweisse Farbe annahm Die Wurzeln schlugen sich in den Schmerz, bohrten sich ihren Weg durch ihn hindurch. An der Spitze der Säule trieben Zweige, die länger und länger wurden, anschwollen und zu dicken, starken Ästen wurden, die ebenfalls in Zweige aufgabelten. Gleich darauf sprossen aus dem Holz Blätter, die sich zu tausend rötlich grünen Sternen entfalteten. Neben den Blättern wuchsen auch unzählige stachlige Kugeln an den Ästen, die an Kastanien in ihren Hüllen erinnerten, nur waren diese kleiner, hatten jedoch längere Stacheln.
Schon bald war der Schmerz von den Wurzeln des Todes eingeschlossen. Sie rankten sich um ihn herum, hielten ihn fest, durchbohrten und zerfrassen ihn. Unfähig, irgendetwas anderes als den Tod wahrzunehmen, gab sich der Schmerz hin und der Tod lachte. Die Stimme, die zuvor wie ein erlöstes Seufzen geklungen hatte, durchfuhr ihn jetzt wie zahllose qualvolle Schreie.
»Dann bist du doch nur einer meiner toten Söhne. Das Lied von Leben und Tod spielt für dich andere Töne.
Dein Wille ist nicht stark genug. Der Strom der Zeit spielt mit Lug und Trug.
So geh hinfort, du bist es nicht wert. Ich warte auf meinen neuen Sohn, für den das Schicksal sich kehrt.«
Dann schloss das Wurzelnetz sich fester um den Schmerz. Die knochenbleichen Ranken erdrückten ihn immer mehr und mehr. Es wurde dunkler und dunkler und dann...
Ein Licht.
Erst ganz klein und vorsichtig wie ein Funke, der gegen sein Erlöschen ankämpfte. Dann wurde der Funke auf einmal grösser und schwebte zwischen den Wurzeln des Todes hindurch. Die Ranken schlugen nach ihm, doch die kleine Flamme war schnell. Schliesslich erreichte sie den Schmerz und wuchs. Es sah beinahe so aus, als würde das Nichts aufreissen und das Licht floss aus besagtem Riss. Die Wurzeln versuchten das Nichts wieder zuzuschliessen und rankten sich dem Licht entgegen, doch sobald die gleissende, goldene Helligkeit das bleiche Holz berührte, fing es an zu brennen und wurde zu staub. Das Licht begann den Schmerz zu liebkosen, umhüllte ihn und vernichtete den Tod um ihn herum.
Dieses wundervolle Licht... Heller als Sonne, Mond und Sterne zusammen. Heller als alles, was der Schmerz jemals erblickt hatte.
Ja, der Schmerz konnte das Licht sehen, denn das Licht des Lebens sieht jeder Sterbende, denn wenn man stirbt, ist man nicht tot. Sterben ist der Übergang vom Leben zum Tod.
Aus dem Riss im Nichts streckte sich dem Schmerz etwas entgegen. Es war ebenfalls aus Licht, nur schien es fester und stärker zu sein.
»Theodor?«
Der Schmerz hörte die Stimme, die aus dem Licht drang, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sprach.
»Theodor Stark!«
Der Schmerz wusste, dass dieses Wort etwas bedeutete. Es war ohne Zweifel sehr wichtig, nur wieso?
»Theodor, komm zu mir zurück. Bleib hier, bitte. Wach auf! Was auch immer dich umbringt, du musst es aufhalten. Kämpf dagegen an! Nimm mein Licht!«
Der Schmerz kannte diese Stimme! Ja, ganz sicher, er hatte sie schon einmal gehört, das wusste er. Aber wer sprach da?
»Theodor!«
Etwas löste sich tief im Inneren des Schmerzes. Als würde der Nebel, der seine Sinne betäubt hatte, sich lichten. Wie ein Hauch einer Erinnerung an einen vergessenen Traum.
Sein Name.
Er war nicht der Schmerz.
Er war nicht Schmerz.
Theodor.
Er war Theodor!
Theodor Stark!
Über ihm lachte der Tod erfreut auf. Es knarzte und knackte, als er erneut seine Form veränderte und wieder zum Menschen wurde. Die Früchte und Blätter lösten sich von den Zweigen, segelten und prasselten auf ihn nieder. Äste und Wurzeln zogen sich zurück. Die Säule schrumpfte.
Er, Theodor, stürzte sich auf das Licht zu. Er ergriff, was sich ihm da aus dem Riss im Nichts entgegenstreckte. Eine Hand. Eine zierliche, aber golden leuchtende Hand.
In dem Moment, als er die goldene Hand zu fassen bekam, explodierte der Riss. Eine Schockwelle raste über das Nichts und durch Theodor hindurch.
Er schrie.
Wieder.
Doch dieses Mal nicht vor Schmerz, sondern aus Freude. Denn daraus bestand dieses Licht. Aus Freude, Güte, Liebe, Glück, Helligkeit, Hoffnung, Mitgefühl, Sonne und Energie. Reines, pures Leben. Wie eine Essenz daraus.
Das Licht durchflutete ihn und vertrieb das Nichts um ihn herum. Theodor konnte nicht widerstehen und drehte den Kopf zu dem Mann, der es dem Nichts gleichtat und sich zurückzog.
Er war etwas grösser als Theodor. Seine Kleidung war tiefschwarz, bis auf einen roten Umhang, der aus Fuchsfellen zusammengenäht zu sein schien. In einer seiner Hände lag eine grosse Sense. Der Stiel bestand aus einem langen, dünnen Knochen. Von wessen Lebewesen der stammen konnte? Die Klinge der Sense schien aus Kupfer zu sein, denn sie glänzte rötlich im Licht. Die Haare des Todes waren sehr dünn, braun, glatt und schulterlang. Seine Gesichtszüge waren gleichermassen schön als auch brutal. Hart und markant, als hätte es jemand in Stein gemeisselt. In Kalkstein, denn die Haut des Todes hatte eine ungesunde, graue Farbe. Als der Mann lachte, traten seine spitzen Wangenknochen stark hervor, was das schmale Gesicht an einen Totenschädel erinnern liess. Die Augen, die in tiefen Höhlen lagen, blitzten ihn an. Sie waren gelb, fast golden wie... wie Bernstein.
»Bis bald, Mein Sohn, wir sehen uns wieder. Nicht lange und man singt von Leben und Tod, diese grausamen Lieder...«
Ein letztes Mal lachte der Tod. Ein Laut, der wie das Weinen Tausender klang. Und dann holte das Licht den Mann ein und er fing an zu brennen. Trotzdem lachte er weiter, lichterloh brennend, bis er zu Asche zerfiel und selbst dann hallte dieses grausige Geräusch weiter in Theodors Kopf wider...
Doch das war jetzt egal, denn da war ja noch dieses wunderbare Licht. Er liess sich von dem gleissenden Leben einhüllen und durchfluten. Er jubelte vor Glück. Den Kopf in den Nacken gelegt, genoss er diese wundervolle Helligkeit und Wärme. Es war ein solch berauschendes Gefühl... Die reinste Droge und er wollte, es würde niemals aufhören.


~Bonnie~

Wie vom Donner gerührt starrte er sie an. Sein Mund stand offen, als hätte er etwas sagen wollen, doch nun schwieg er. Sein Blick war auf sie gerichtet und doch sah er durch sie hindurch ins Leere.
»Theodor?«, fragte sie vorsichtig und näherte sich ihm zögerlich. Als der Junge noch immer nicht reagierte, streckte sie vorsichtig ihre Hand aus, um ihn an der Hand zu berühren.
Theodor schrie.
Wie vom Teufel besessen kreischte er los, krümmte sich zusammen und landete auf allen Vieren im Kies. Vor Schreck machte Bonnie einen Satz zurück. Theodor krümmte sich und hustete. Er schien schreckliche Schmerzen zu haben...
Bonnie zog sich eilig ihren Rucksack aus und riss eine PET-Flasche aus einer der Seitentaschen.
»Hier! Trink das!« , befahl sie ihm, drehte den Verschluss auf und hielt ihrem neuen Freund das Wasser hin. Dieser ergriff die Flasche dankbar und schluckte gierig. Für einen Moment wirkte es so, als würde das Wasser helfen, doch gleich darauf schrie Theodor erneut auf. Die Wasserflasche entglitt seinen Fingern, fiel zu Boden und das klare Wasser ergoss sich über den Kies. Der sterbende Junge krallte seine Hände in den zu grossen Kapuzenpulli und zerrte an dem Stoff, bis man die Nähte reissen hörte. Er hustete, brüllte und hustete, kippte schliesslich um und wälzte sich auf dem Boden. Dort krampfte er sich immer wieder zusammen. Er schien kaum Luft zu bekommen und trotzdem hörte er einfach nicht auf zu schreien. Wie das Wehklagen eines sterbenden Tiers, schrecklicher als alles, was Bonnie jemals gehört hatte.
Der Schreck hatte sie für einen Moment gelähmt, doch nun hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Sie schnappte sich die Wasserflasche und schraubte sie zu, um nicht noch mehr Wasser zu verschwenden. Wer konnte schon wissen, wann sie wieder Gelegenheit haben würden, ihre Reserven aufzufüllen? Dann widmete sie sich wieder ihrem Freund, der sich, vor Schmerzen den Verstand verlierend, im Kies wälzte.
Er lag nun auf dem Bauch, mit Händen und Füssen um sich schlagend. Er japste nach Luft und kreischte immer wieder verzweifelt auf. Bonnie packte ihn kurzerhand an den Schultern und drehte ihn auf den Rücken. Beinahe hätte sie ebenfalls zu schreien angefangen, denn Theodor sah aus wie aus einem Horrorfilm. Blut lief ihm aus Mund und Nase. Seine Tränen liefen ihm ebenfalls in roten Striemen über die Wangen. Es war ein grauenvoller Anblick. Seine eigenartigen Bernsteinaugen, rotumrahmt, blind hin und her zuckend. Was er wohl gerade sah? Seine Augen waren so leer, als würde er in die Ferne blicken...
»Theodor!«, rief Bonnie und tätschelte verzweifelt seine Wange. »Was passiert denn hier? Was hast du denn?«
Die qualvollen Schreie des Jungen ebbten ab, wurden zu einem Gurgeln und verstummten schliesslich ganz.
»T-Theodor?«, flüsterte Bonnie, der die Tränen nun auch schon in die Augen schossen. »Oi! Blödmann? Theodor?«
Aber der Junge gab keine Antwort. Nur sein Körper zuckte immer wieder unkontrolliert. Bonnie legte seinen Lockenkopf in ihren Schoss, um zu verhindern, dass er sich ausversehen den Schädel anschlug. Warmes Blut tropfte auf ihren Oberschenkel und färbte die Nylonstrümpfe dunkel.
»Nicht schon wieder, Theodor Stark. Du tust mir das nicht noch einmal an!«, schluchzte sie. Sie riss ein Stück aus ihrem Kleid und versuchte, dem Sterbenden damit das Blut vom Gesicht zu tupfen, doch sie machte es nur noch schlimmer und verschmierte alles. Also schüttete sie ihm das Wasser ins Gesicht und war froh, als wenigstens das half. Besorgt stellte sie fest, dass seine Atemzüge immer schwächer wurden. Zwar atmete er noch, doch jeder Zug verursachte ein leises, heiseres Rasseln in seiner Kehle.
»Wach bleiben, Theodor!«, zischte sie und versuchte sich daran zu erinnern, was sie das letzte Mal getan hatte, um den Jungen zu retten. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, denn vor lauter Panik wollte es ihr partout nicht einfallen.
Und dann bewegte er sich nicht mehr. Er war vollkommen reglos. Die Bernsteinaugen starrten ins nichts.
»Untersteh dich, jetzt zu sterben!«, fauchte Bonnie und tastete nach Theodors Puls. Sie presste ihre Finger an seinen Hals und seufzte erleichtert, als sie ein schwaches Pochen verspürte. Theodor war nicht tot, aber sehr nahe dran.
Konzentriert kniff sie die Augen zusammen und dachte an ihre erste Begegnung zurück. Sie hatte Theodor angefallen, nachdem dieser nach Gigas geschlagen hatte. Dann war der Junge seiner unsichtbaren Geistermutter hinterhergerast. Gigas hatte ihr geholfen, ihre Gabe zu nutzen und sie war dem Möchtegern gefolgt.
Licht!
Das war es gewesen! Sie hatte irgendetwas mit Licht gemacht... Ja, wie hatte sie das nur vergessen können? Verfluchte Panik! Das Licht war Leben.
Ohne zu zögern, legte sie beide Hände an die Wangen des Sterbenden und aktivierte ihren sechsten Sinn.
Es war jedes Mal aufs Neue unglaublich, ihre Gabe so einzusetzen. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, sah sie so mehr denn je. All das Leben um sie herum wurde zu einem pulsierenden Licht. Von der gigantischsten Eiche bis zur winzigsten Ameise. Ob Pflanze oder Tier, einfach alles wurde Teil eines riesigen Gemäldes aus Lebenslichtern. Und sie selbst, Bonnie Cassedy, die schwarze Orchidee sass mittendrin und strahlte heller als jedes andere Lebewesen um sie herum. Sie war wie die hellste Sonne inmitten eines leuchtenden Universums.
Theodor war schwach. Sein Licht war nicht einfach nur kläglich klein, nein, man konnte ihm die Krankheit ansehen. Wie die Flamme einer erlöschenden Kerze flackerte sein Licht immer wieder, ging beinahe aus und erkämpfte sich doch wieder ein wenig Energie zurück. Doch obwohl er so tapfer zu kämpfen schien, so wurde seine winzige Lebensflamme mit jedem Flackern ein wenig schwächer. Lange würde sie es ganz sicher nicht aushalten.
Und Bonnie wusste, was sie zu tun hatte. Sie streckte eine ihrer gleissend hellen Hände aus hielt sie schützend über Theodors winzige Flamme, als würde sie sie vor einem unsichtbaren Regen schützen wollen.
»Theodor?«, fragte sie leise und ihre Worte liessen die Flamme des Jungen für einen Moment aufblitzen.
»Theodor Stark!«
Die Flamme flackerte hell auf, schrumpfte jedoch gleich wieder.
Bonnie schluckte schwer. Wieso funktionierte es nicht? Erneut rannen ihr die Tränen übers Gesicht und sie schluchzte: »Theodor, komm zu mir zurück. Bleib hier, bitte. Wach auf! Was auch immer dich umbringt, du musst es aufhalten. Kämpf dagegen an! Nimm mein Licht!«
Die Flamme wurde ein wenig heller...
Verzweifelt schrie Bonnie: »Theodor!«
Im nächsten Moment packte etwas ihre Hand und Bonnie schrie erschrocken auf. Ein schrecklicher Schmerz fuhr durch ihren ganzen Körper. Sie öffnete die Augen und blickte in Theodors unwirkliche Bernsteinaugen. Sie leuchteten. Hell und golden... Sie riss den Kopf hoch und starrte ihre Hand an, deren Gelenk von Theodors Fingern in einem Schraubstockgriff gefangen war.
»Lass mich los!«, brüllte sie ihn an und wand sich unter seinem Griff. Sie konnte spüren, wie er ihr das Leben aussaugte, wie ein Vampir es mit Blut zu tun pflegte. Es tat höllisch weh. Als würde einem Jede Zelle des Körpers einzeln herausgerissen werden.
»Loslassen!«, schrie sie, doch der Junge tat nichts dergleichen. Er hatte seinen leuchtenden Blick starr auf sie gerichtet. Seine Lippen, die nun auf einmal wieder Farbe angenommen hatten, verzogen sich zu einem irrwitzigen Lächeln.
»Scheisse, Mann! Geht's noch?!«, keifte sie, empört darüber, dass Theodor jetzt auch noch dreist genug war, sie anzulächeln wie so ein Gockel. Also tat sie, was sie in solchen Situationen immer tat: Sie haute ihrem Peiniger eine runter.


~Theodor~

Irgendetwas traf ihn mit voller Wucht im Gesicht. Sofort liess er dieses wundervolle Licht los, setzte sich kerzengerade auf, jaulte und hielt sich die Wange.
Er blinzelte verwirrt, als er in Bonnies erleichtertes Gesicht sah. Es fühlte sich an, als würde er gerade aus einem Traum erwachen... Dann fiel sein Blick auf Bonnies erhobener Faust, mit der sein Gesicht dem Anschein nach wohl gerade Bekanntschaft gemacht hatte.
»Wieso hast du...«, begann Theodor vorwurfsvoll, doch Bonnie unterbrach ihn, indem sie ihm um den Hals fiel.
»Du verdammter Blödmann!«, brüllte sie ihm ins Ohr. »Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt. Wag es ja nicht, noch einmal zu sterben, hast du kapiert?!«
»Ich fürchte«, murmelte der etwas überrumpelte Theodor, während er ihr tröstend über den Rücken strich, »das wird nicht so einfach sein.«
Bonnie liess von ihm ab und betrachtete grinsend den roten Abdruck ihrer Faust, den sie auf seiner linken Wange hinterlassen hatte.
»Ich hab 'nen ganz schön guten linken Haken drauf, nicht wahr?«, scherzte sie.
»Für was war der eigentlich?«, fragte Theodor, der Bonnies Begeisterung weniger teilte.
»Soll das ein Witz sein?!«, rief sie und runzelte die Stirn. »Du gieriger Ochse hättest mich bis auf den letzten Tropfen Leben ausgesaugt! Wie konntest du nur? Ich bin keine Capri-Sonne!«
»Ausgesaugt?«
»Ja! Weisst du eigentlich, wie weh das tut? Und dann hast du auch noch die Frechheit besessen, mich anzulächeln! Junge, das geht gar nicht. Wenn du schon alle drei Tage krepierst, dann sei doch bitte etwas massvoller, wenn ich dich rette!«
Theodor dachte an das wundervolle Licht zurück, das ihn so berauscht hatte. Ja, natürlich... das musste Bonnie gewesen sein. Sie hatte ihn ja schon einmal auf diese Weise gerettet...
»Danke«, meinte er und sah sie direkt an. »Danke, dass du mich gerettet hast. Schonwieder.«
Bonnie lächelte und stand auf. Dabei murmelte sie: »Ja, ich hab dafür aber echt was gut bei dir.«
Etwas wacklig richtete auch er sich auf. Er wollte sich schon wieder in Bewegung setzen, um ihre Reise fortzusetzen, da hielt Bonnie ihn am Arm fest. Er drehte sich um und runzelte die Stirn.
»Theodor, du wirst jetzt ganz sicher nicht einfach weiter machen! Wir machen jetzt erst einmal 'ne Pause!«, befahl sie und deutete auf den Boden, als wäre er ein Hund, dem sie gerade Sitz! beibringen wollte.
»Nein, Bonnie. Lass gut sein. Es geht mir gut. Sogar besser als vor meinem Zusammenbruch«, beteuerte er. Es stimmte sogar. Ja, es war wirklich eigenartig, aber er fühlte sich wirklich... gut. Nicht perfekt, aber für seine Verhältnisse gut. Eigenartig, denn eigentlich war er ja gerade gestorben oder nahe dran gewesen. Apropos sterben... wo war eigentlich Abby abgeblieben? Und wieso hatte sie geschrien? Was zum Teufel war hier eigentlich los?!
Er kniff die Augen zusammen, drehte sich um sich selbst und versuchte, irgendwo in der Nebelsuppe das Geistermädchen ausfindig zu machen. Er fand sie nicht. Abby schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
»Suchst du jemanden?«, fragte Bonnie und runzelte die Stirn. Er schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, nein. Es ist nichts... Sag mal, Bonnie, hast du vorhin jemanden schreien gehört?«
Bonnie hob eine Augenbraue und kam auf ihn zu. Sie zog ihn am Kragen zu sich herab um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. Gleich darauf weiteten sich ihre Augen und sie brummte: »Tatsache. Du siehst... wirklich besser aus. Deine Augen leuchten nicht und so bleich scheinst du auch nicht mehr zu sein, ja, deine Wangen haben sogar ein kleines bisschen Farbe! Aber irgendwie glaube ich, dass du Eibildungen hast. Vielleicht hast du dir die Birne irgendwo angeschlagen. Der einzige, der hier geschrien hat, warst du!«
Interessant... Anscheinend hatte Bonnie Abby tatsächlich weder gesehen noch gehört. Um seine neue Freundin zu beschwichtigen, murmelte er: »Ja, Entschuldigung. Ich dachte nur... ich hätte jemanden gehört. Ausserdem denke ich eher, du hast dir den Kopf irgendwo gestossen! Wieso sollten meine Augen leuchten?!«
Bonnie schüttelte nur den Kopf und meinte: »Nicht so wichtig. Hauptsache, es geht dir besser. Ich schätze ich bin etwas übernächtigt...«
Theodor musterte sie misstrauisch. Leuchtende Augen? Unsinn, er war ja schliesslich keine Katze oder so... Trotzdem kaufte er dem Zirkusmädchen die Geschichte mit ihrer Übernächtigung nicht so ganz ab. Aber wie es aussah, schien auch Bonnie langsam zu kapieren, dass es ihm besser ging. Von einem ungewohnten Optimismus befallen meinte er fröhlich: »Na, siehst du? Wir sollten weitergehen!«
Bonnie verzog die Lippen und liess ihn los. Etwas misstrauisch brummte sie: »Meinetwegen. Wenn dir schwindlig wird, du Kopfschmerzen bekommst oder du spürst, dass du schwächer wirst, dann sagst du was und wir halten an! Du hast mir echt ziemlich viel Energie abgezapft, das ist hundertprozentig auch der Grund, wieso es dir so viel besser geht. Ich hoffe, das hält an. Wenn du noch einmal stirbst und mich als deine Energiedroge misshandelst, wer weiss wie lange wir dann noch überleben...«
Theodor nickte und schluckte schwer. Er wollte auf gar keinen Fall noch einmal sterben und diesem Baum-Fuchs-Mann über den Weg laufen...
»Was war eigentlich los? Passiert dir so was öfters?«, fragte Bonnie und lief voraus. Er folgte ihr eilig und antwortete gedankenverloren: »Weiss nicht...«
»War das etwa das erste Mal? Wie hat es sich denn angefühlt?«
Theodor blinzelte Bonnie an. Sollte er ihr von dem Tod erzählen? Dieses... Gedicht oder was auch immer das gewesen war... Der Tod hatte ihn als seinen Sohn bezeichnet...
»Darf ich dich mal was fragen, Bonnie?«, murmelte er und bemühte sich, seine Stimme nicht ganz so besorgt klingen zu lassen.
»Um was geht es denn?«, entgegnete sie, ohne den Blick von dem Kiesweg abzuwenden. Mittlerweile hatte der Nebel sich ein wenig verzogen und man konnte etwas mehr von der Landschaft erkennen. Rechts sah man nur noch mehr Felder. Links konnte man in der Ferne die Umrisse von Bäumen ausmachen. Ein Wald vermutlich...
»Um meinen Vater.«
Sie schien sich nichts anmerken lassen zu wollen, doch Theodor konnte ihr ansehen, dass sie nervös wurde. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske und sie wich seinem Blick aus. Tapfer zuckte sie mit den Schultern, nickte und antwortete: »Klar, frag was du willst!«
»Das letzte Mal als wir uns gesehen haben, das war in dem Krankenhaus. Du hast mir von meinem Vater erzählt. Du sagtest, er... er hat Menschen getötet. Ich... ich habe dir damals nicht geglaubt oder habe dir einfach nicht glauben wollen. Bitte, erklär mir diese ganze Geschichte mit meinem Vater und deiner Vorfahrin noch einmal. Ich verspreche dir, ich werde dir zuhören und dich nicht unterbrechen!«
Bonnie nickte, holte tief Luft und begann, ihre wunderliche Geschichte erneut zu erzählen: »Vor unzähligen Jahren hatte ein Mann, der als Kupferkönig bezeichnet wurde, seine Gaben für das Böse missbraucht. Er hatte Gefallen an dem Töten und Morden gefunden, weshalb man ihm seine Kräfte genommen und ihn in eine andere, in die sterbliche Welt, verbannt hatte. Da kam eine Frau ins Spiel, die man die Glaskaiserin nannte. Sie hatte den Kupferkönig ins Exil begleitet, um dafür zu sorgen, dass er sich rehabilitierte und wieder der Alte werden würde. Doch alles ging schief. Der Kupferkönig war seinem Wahnsinn komplett verfallen. Er hatte seine Begleiterin angefallen und versucht, sie zu töten, doch diese war ihm entkommen. Seither hatte der Kupferkönig nach einem Weg gesucht, zurück in seine Welt zu kommen. Selbst nach seinem Tod hörte er nicht damit auf. Obwohl er seiner Kräfte beraubt war, hatte er noch mehr Macht über den Tod als jeder andere. Er wählte alle hundert Jahre eine Frau aus, die er sein Kind austragen liess. Gigas meinte, der Kupferkönig tat dies, um... irgendwie wiedergeboren zu werden. Ich weiss nicht richtig, wie er das machen will oder wollte, da solltest du lieber Gigas fragen, der ist über dieses irre Zeug besser informiert. Frag mich nicht, wieso ein winziger Vogel wie er so was weiss, das ist mir selbst ein Rätsel.«
Theodor schluckte. Was hatte der Tod zu ihm gesagt? Wirst du mein Körper, Werkzeug, meine Waffe? Das waren doch seine Worte gewesen... Was konnte das nur bedeuten? Sein Leben, sein widerwertiges, aber erträgliches Promileben war zu einem einzigen gigantischen Rätsel mutiert.
»Theodor? Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so bleich. Geht es dir wieder schlechter?«
Bonnies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah sie an, blickte in diese warmen, freundlichen, braunen Augen und fällte intuitiv einen Entschluss. Bevor er es sich wieder anders überlegen konnte, holte er tief Luft und presste hervor: »Es ist wahr. Es ist alles wahr!«
Bonnies Gesicht wurde zu einem Spiegelbild ihrer Emotionen. Erst runzelte sie verwirrt die Stirn, dann hob sie erschrocken die Augenbrauen und schlussendlich schüttelte sie fassungslos den Kopf.
»Wie... wie meinst du das? Woher willst du wissen...«
Theodors Knie wurden weich und er musste sich setzten. Mitten in den Kies. Irgendwo im Nebel.
Alles wahr. Alles, alles wahr!
Jetzt, da er es laut ausgesprochen hatte, war es anders. Es war real. So real, dass ihn nun die Angst mit voller Wucht einholte.
Er war der Sohn des Todes. Er war verdammt, zu sterben. Er war...
Bonnie stellte sich vor ihn, stemmte die Hände in die Seiten und plapperte hektisch drauf los: »Das sind Geschichten. Gigas hat mir diese Dinge erzählt. Nicht einmal ich kann ihm dieses verrückte Zeug wirklich abkaufen. Und nun sagst du... du sagst, es sei alles wahr? Wieso? Warum? Ich meine... Gerade du... Damals im Krankenhaus, als ich dir von deinem Vater erzählt hatte, da hast du mir nicht geglaubt! Und nun... Wieso glaubst du mir jetzt?«
»Wieso willst du mir nicht glauben? Du selbst hast mir doch gerade davon erzählt.«
Bonnie fuhr sich übers Gesicht und verschmierte damit ihren Lippenstift doch noch. Sie bemerkte es jedoch gar nicht, sondern druckste weiter: »Weil... weil ich das Zeug ja selbst nicht richtig glauben kann. Ich weiss, dass dieses... dieses Märchen ganz sicher etwas Wahres an sich haben muss, denn schliesslich habe ich ganz offensichtlich irgendwelche übermenschlichen Kräfte und so, aber trotzdem... Diese Sache mit dem Kupferkönig, dass dieses... Wesen tatsächlich eistieren soll? Ein irrer Untoter, der alle hundert Jahre ein Kind in die Welt setzt, damit er irgendwie wieder zurückkommen kann, um Rache zu nehmen? Theodor, du musst es doch zugeben, das ist Irrsinn
Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und rief: »Verstehst du nicht, Bonnie? Ich bin dieses Kind! Ich bin der jüngste Sohn des Kupferkönigs! Darum muss ich sterben. Darum sehe ich Geister. Darum wollte mich die Armee aus Psycho-Geister-Mütter umbringen!«
»Ja... ja, das ist mir klar, Theodor. Du bist der Sohn dieses Königs. Aber... Wieso bist du dir auf einmal so sicher, dass all das wahr ist?«
Er hob langsam den Kopf und sah seine Begleiterin an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und brachte den Schmerz und das Schwächegefühl zurück, dass ihn die letzten Tage gequält hatte.
»Weil«, hauchte er, da er nicht im Stande war, lauter zu sprechen, da er sicher war, seine Stimme würde ihm versagen, »ich es gesehen habe.«


~Bonnie~

Was sollte das heissen? Was hatte er gesehen?
»Ich habe es gesehen...«, zischte der Junge erneut. Er hatte die Knie angezogen und die Arme um die Beine geschlungen. Wie er da sass... Blass wie ein Laken, mit tiefen, dunkelvioletten Augenringen. Er sah wieder aus wie zuvor. Schwach, abgemagert. Wie ein Geist. Die chaotische Lockenfrisur klebte ihm, vom Nebel ganz durchweicht, an der Stirn. Selbst seine Lippen waren irgendwie blass. Er wirkte so verloren, so alleine. Tiefes Mitgefühl machte sich in Bonnies Brust breit und sie konnte nicht anders; sie musste sich neben ihn setzten und ihn umarmen.
»Was, Theodor Stark, Sohn des Kupferkönigs, was hast du gesehen?«
Er begann zu zittern. War ihm kalt oder hatte er einfach nur Angst?
»Den Tod!«, krächzte er. »Ich habe den Tod gesehen. Er war Mann, Tier und Pflanze zugleich. Er war endgültig und übermächtig. Er hatte mich. Er hatte mich in seinen Händen, Krallen, Ranken. Es war, als würde er mich vollkommen auffressen, mich auslöschen, als hätte ich niemals existiert.«
Bonnie hatte sich, während er gesprochen hatte, von ihm gelöst, um ihm in die Augen sehen zu können. Theodor wirkte, als müsste er mit jedem Buchstaben kämpfen. Und Bonnie sass still da, hörte ihm zu und starrte in den Bernstein seiner Augen.
»Wenn der Tod dich findet, gibt es kein Entkommen. Du vergisst, wer du bist, was du bist, wie du bist und wann du bist. Alles, was dich jemals ausgemacht hat, verschwindet. Du vergisst, was du liebst und was du hasst. Du kennst kein Licht mehr, bist blind, taub, kannst nichts riechen und nichts ertasten. Du wirst zu einem Nichts aus Angst und Schmerz in einem noch viel grösseren Nichts und gehst unter. Und dann kommt der Tod.«
Theodor packte sie an den Schultern.
»Er hat gesprochen und ich habe ihn gehört. Ich konnte ihn sehen, fühlen, riechen, schmecken... Wenn alles andere um dich herum verschwindet, in Vergessenheit gerät, dann ist er das einzige, dass noch existiert.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Bonnie, die an seinen Lippen hing. Ihr standen die Haare zu Berge.
»Es... es war so was wie ein Gedicht. Als würde er mich... beschwören. Aber er bezeichnete mich immer wieder als sein Sohn. Er sagte, mein Schicksal sei noch ungewiss und dass ich die Herrscher richten werde.«
Theodor zog seinen Rucksack ab und warf ihn neben sich. Er lehnte sich zurück, bis er auf dem Kies lag. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmässig, als hätte er Schwierigkeiten beim Atmen.
Bonnie sass daneben und versuchte zu fassen, was sie da gerade gehört hatte.
Ja, Gigas hatte ihr ja bereits von ihrer und Theodors Familiengeschichte erzählt. Diese Legende von zwei Menschen, einem Kupferkönig und einer Glaskaiserin... Eben. Legenden. Gigas hatte von Anfang an behauptet, besagte Geschichten wären tatsächlich geschehen. Trotzdem, ja, trotzdem waren es... Geschichten gewesen. Legenden, Fabeln, Sagen und Märchen. Nur Worte, die mit etwas Fantasie nette Träumereien einer anderen Welt waren, doch nun... nun waren sie Wirklichkeit geworden. Tatsächlich, greifbar und grauenerregend real.
»Er sagte, ich würde gefallen am Morden finden.«
Theodors Stimme klang nun wieder fest, aber durchtränkt von einer kalten Emotionslosigkeit.
»M... Mörder?«, stammelte Bonnie, die sich eben erst von ihrem Schock erholte.
Theodor nickte schwach, hustete und krächzte dann: »Er sagte: Bist du der eine, von dem die toten Omen flüstern. Wird deine Seele nach dem Morden lüstern?«
Bonnie liess sich ebenfalls in den feuchten Kies zurücksinken. Sie drehte den Kopf zur Seite, um Theodor in die Augen sehen zu können. Irgendwie beruhigte sie das. Dieses unnatürliche Bernsteingold seiner Iris...
»Aber du bist kein Mörder, Theodor. Du bist nur ein dummer Junge mit einem kranken Herz, der vom Pech verfolgt wird«, meinte sie und lächelte. Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus, um ihm tröstend und um ihm Mut zu schenken, über die Wange zu streichen. In dem Moment, als ihre Fingerspitzen seine Haut berührten, bekam sie einen Schlag, der ihren ganzen Körper durchfuhr und ihr den Atem raubte.
»Nein!«, schrie Theodor und rollte sich von ihr weg.
Keuchend blieben sie beide liegen, starrten einander an. Und wieder leuchteten Theodors Augen wie glühende Kohlen und obwohl sie gleich wieder erloschen, so hielt das Glühen doch lange genug an, damit Bonnie sich versichern konnte, richtig zu sehen.
»Du darfst mich nicht berühren, sonst bringe ich dich auch noch um!«, brüllte er sie an.
»Du ziehst mir meine Lebensenergie ab, Theodor. Ich wollte das auch nicht, tut mir leid. Und... und was meinst du mit dich auch noch?«, brummte Bonnie etwas benommen.
Theodor legte den Kopf in den Nacken und schrie seinen Frust in den Nebel hinein. Etwas schwankend richtete er sich auf, lief zu seinem Rucksack, schnürte diesen auf und lehrte den Inhalt vor ihren Füssen aus.
»Ich bin ein Mörder, Bonnie. Ich habe getötet.«
Nur sehr langsam begriff Bonnie, was da vor ihr lag. Nebst einiger Äpfel und ein paar Tiefkühlpizzen, bestand Theodors Hab du Gut aus einem Pfefferspray, einem Taser und einige Klamotten.
»Was ist das?«, fragte sie leise und hob die zerknüllte Baggy mit zwei Fingern an. Der Stoff war ganz steif... Bonnie sah sich die Hose näher an und entdeckte eine dunkle Verfärbung an einigen Stellen.
»Blut«, zischte Theodor durch zusammengebissene Zähne.
Sogleich liess Bonnie die Baggy wieder fallen, rappelte sich auf und machte intuitiv einen Schritt zurück. Wie ein Fisch klappte sie den Mund auf und zu, denn es hatte ihr schlicht die Sprache verschlagen.
Theodor starrte ins Leere und stammelte: »Es... es war ein Unfall. Ich... Gestern. Ich habe in einem Motel übernachtet und am nächsten Morgen... Sie... sie hat die Polizei rufen wollen und da hab ich Panik bekommen und habe sie umgerannt. Sie ist die Treppe runtergefallen...«
Noch immer fehlten Bonnie die Worte. Nein, nicht nur die Worte, auch die Gedanken. Ihr Kopf war so leer wie Theodors Blick. Der Schock sass tief.
»Bonnie? Bonnie, bitte sag etwas«, flehte Theodor, der nun aus dieser eigenartigen Trance der Emotionslosigkeit erwacht zu sein schien.
»Wer... wer war sie?«, fragte sie leise und versuchte zu erfassen, was sie gerade gehört hatte. Theodor. Theodor Stark hatte jemanden umgebracht. Keine Absicht. Nein, nicht absichtlich. Aber wie...? Dieser Junge mit dem zu grossen Ego, der gerade so zerbrechlich und kränklich aussah? Er hatte jemanden eine Treppe hinuntergestossen... Aber nicht mit Absicht!
»Ich weiss es nicht genau. Ihr... ihr Name ist Abby. Sie muss so um die zwanzig sein. Ihrem Vater gehört das Motel und sie ist schrecklich eingebildet und ziemlich tussig... Bonnie, was ist? Ich schwöre, ich wollte sie nicht töten, aber es ist geschehen und...«
»Wieso sprichst du von diesem Mädchen im Präses?«, platzte Bonnie dazwischen. Theodors Erzählung hatte sie irgendwie an eine der Krimiserien erinnert, die jeden Abend auf dreien der fünf Sender liefen, die sie mir ihrem Fernseher in ihrem Wohnwagen aus der Kreidezeit hatte empfangen können. So war es ihr aufgefallen, wie Theodor von dieser Abby gesprochen hatte...
»Okay, das wird jetzt verrückt klingen... Wobei... was ist heute schon nicht mehr verrückt? Na ja, jedenfalls verfolgt sie mich jetzt.«
»Bitte was? Wer? Abby?«
»Ja, sie ist ein Geist... oder so...«
»Oder so?«
»Keine Ahnung... Ich glaube, sie sucht mich heim... irgendwie...«
Bonnie schüttelte verwirrt den Kopf und knurrte: »Was jetzt?«
»Kurz bevor ich gestorben bin, da habe ich sie gesehen. Sie war da, Bonnie!«
»Diese Abby? Und was hat sie... gemacht? Denkst du, sie war schuld an deinem Anfall?«
Theodor nickte düster und zischte: »Sie stand einfach so im Gerstenfeld und... hat geschrien. Sie hat mich einfach nur angestarrt und fing an zu schreien. Und dann... dann bin ich gestorben.«
»Aber das ergibt doch alles gar keinen Sinn! Ich meine, wie soll das möglich sein? Gut, diese Abby hätte allen Grund dich umzubringen, aber wie sollte sie das anstellen? Damals auf dieser Lichtung, als die Zeit stehen geblieben war, da hat dich ein ganzes Duzend Geister angegriffen und nun soll das ein einziges Geistermädchen getan haben?«
Er schüttelte traurig den Kopf und antwortete: »Ich weiss auch nicht, was ich von alle dem halten soll. Und Abby... Ja, ich habe sie umgebracht und sie hätte allen Grund, mich zu hassen, aber so ist das nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, als würde sie mich umbringen wollen. Sie hat mich nämlich ein Stück begleitet und da wirkte sie irgendwie... nett.«
Bonnie lachte auf. Ihr wurde das alles einfach zu viel und sie kicherte: »Da ist ein Geistermädchen, dass dich angeblich heimsucht, weil du sie getötet hast. Besagtes Geistermädchen taucht einen Tag nach ihrem Tod bei dir auf, schreit dich an und gleich darauf krepierst du selbst beinahe und du bezeichnest diese Abby als nett?!«
Theodor kickte ein paar Kieselsteine in ihre Richtung und knurrte: »Wieso lachst du? Findest du das etwa lustig?«
»Beruhig dich mal. Es ist doch nur... das alles hier ist so verwirrend unglaublich surreal...«, verteidigte sich Bonnie, die etwas überrumpelt von Theodors schroffen Tonfall war.
»Ich soll mich beruhigen?«, brüllte Theodor auf einmal und trat bedrohlich einen Schritt auf sie zu. Bonnie erschrak, wollte erst zurückweichen, doch dann besann sie sich, blieb standhaft und versuchte, den Jungen zu beschwichtigen: »Theodor, du...«
»Ich soll mich beruhigen?! Verdammt, nein! Nein, ich beruhige mich nicht! Ich verrecke elendig und du findest das lustig.«
»Das habe ich nicht gesagt...«
»Ist mir doch egal! Ich krepiere hier!«, schrie er ihr ins Gesicht.
Nun wurde es Bonnie doch zu bunt. Sie holte tief Luft und stellte sich dabei vor, wie sie sich aufplusterte, wie es Gigas immer tat, wenn er ihr mal wieder die Meinung sagen wollte. Denn das hatte sie vor. Theodor mal kräftig die Meinung sagen.
»Oi! Jetzt hör mal zu, du aufgeblasener Streithahn! Es tut mir ja echt leid, dass du abkratzt und so, aber deshalb hast du echt noch lange keinen Grund, mich so anzubrüllen! Das muss ich mir von dir nicht gefallen lassen. Ich kann auch nichts dafür, dass du stirbst! Du benimmst dich wie ein verzogenes Kleinkind, anstatt die Arschbacken zusammenzukneifen und einfach mal weiter zu machen. Nein, du stehst hier lieber irgendwo in der Pampa rum und bemitleidest dich selbst. Soll das irgendwas bringen? Wenn du willst, dass der Alte im Himmel dich anhört, dann versuch es lieber mit beten oder so, denn mit deinem Geschrei verscheuchst du höchstens Vögel oder lockst die Bullen zu uns. Jetzt reiss dich endlich zusammen und sammle deinen blutigen Müll auf, damit wir weitergehen können!«
Erst sah er sie etwas verdutzt an. Bestimmt kam es nicht oft vor, dass ihm jemand so gehörig die Meinung sagte, schliesslich war Theodor ja der unwiderstehliche Weltstar blablabla... Beinahe hätte Bonnie ein wenig selbstgefällig gegrinst, doch Theodor kam ihr mit seinem Lachen zu vor.
»Du hast recht!«, gluckste er und starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Du! Du! Du bist schuld an allem! All dieses Chaos hat erst angefangen, als du mir über den Weg gelaufen bist!«
»Wie bitte?!«, quiekte sie empört. Sie musste sich verhört haben!
»Du, Pausenclown-Gossenmädchen, hast mir all das eingebrockt!«
»Hackt es bei dir oder so? Bist du noch bei Trost? Wer zum Teufel hat dir denn ins Hirn geschissen und vergessen, umzurühren? Ich soll schuld dran sein, dass dein Herz nicht mehr mitmacht? Ich?! Ich habe dir das Leben gerettet du undankbarer Fusselkopf! Ich glaub, du hast 'n Chromosom zu viel oder so was! Kein Wunder, dass du keine Freunde hast, so wie du drauf bist!«
»Ach ja? Und wie erklärst du dir dieses Universum aus Kacke, das sich mein Leben nennt?«
»Vielleicht hast du zu viel mieses Karma angeschleppt. Kann ich mir gut vorstellen, du riesen Arsch!«
»Oi! Soll ich dir mal was sagen, du mickrige, indische Kuhanbeterin?«
»So? Was denn du heimatlose Promenadenmischung?«
Theodor grinste breit und seine Augen funkelten bösartig, als er begann: »Du bist das...«
»Schluss jetzt!«, zwitscherte es leise, jedoch energisch genug, um die beiden zusammenzucken zu lassen. »Ihr zwei Trottel klingt ja wie ein altes Ehepaar!«


~Theodor~

»Gigas!«, rief Bonnie erfreut und streckte den rechten Arm aus, damit ihr Vogel darauf landen konnte. Da sass er dann, Gigas, der sprechende Kolibri und musterte die beiden Streithähne streng.
»Was soll denn das? Da lasse ich euch für ein paar Stunden aus dem Augen und ihr geht euch schon wieder an die Gurgel!«, schnatterte er und schüttelte das winzige Köpfchen.
Bonnie wollte gleich alle Schuld von sich weisen: »Theodor hat angefangen. Er behauptet...«
»Ich will es gar nicht wissen«, schnaubte Gigas.
Theodor nickte dem Vogel dankbar zu. Er wollte sich für seinen Wutanfall nicht entschuldigen, er war nicht in der Stimmung dazu. Er war zu... verzweifelt und einsam...
»Und wie sieht es jetzt aus? Gibt es ein Versteck für uns? Hast du irgendwas gefunden... Vogel?«, brummte er stattdessen und stopfte seinen blutigen Besitz wieder in seinen Rucksack.
»Der Vogel heisst Gigas!«, fuhr Bonnie ihn an, doch Gigas beschwichtigte sie mit einem Flattern seiner Flügel.
»Folgt mir«, meinte er und flatterte los, hinein in das Gerstenfeld.


Sie hatten kein Wort mehr gewechselt, den ganzen Marsch durch das Feld. Und es war ein wirklich riesiges Feld gewesen. Es hatte sich über Hügel erstreckt, bis zum Waldrand. Gigas hatte sie auch dort hindurch geführt. Zwischen dicken Baumstämmen, durch dornige Büsche, sie hatten sogar einen kleinen Bach überqueren müssen. Stumm. Nicht einmal angesehen hatten sie sich. Da hatte er sich ja wirklich eine tolle Freundschaft aufgebaut!
Tja, und dann... dann hatten sie ihr Versteck erreicht.
»Was zum Teufel ist bitte das?!«, entfuhr es ihm, als Gigas ihnen seine Entdeckung präsentierte.
»Was wohl? Ein Haus!«, rief der Kolibri, als hätte er gerade eine Goldader im Boden gefunden.
»Das ist kein Haus«, zischte Bonnie, »das ist eine halb verkokelte Holzhütte!«
Das Mädchen hatte Recht. Mitten in dem nassen, grünen Wald stand eine Hütte. Schwarz vor Russ und die linke Wand war Kleinholz, denn ein umgekippter Baum hatte sie eingerissen. Anscheinend hatte hier einst ein Feuer gewütet... Die alte Hütte war gross genug, um etwa drei Zimmer zu beherbergen, doch was nutzte das schon, wenn die linke Wand fehlte?
»Aber das muss doch nichts heissen. Es zieht vielleicht ein bisschen und ab und an rieselt etwas Russ von der Decke, aber im Grossen und Ganzen kann man ein paar Nächte darin aushalten. Seid doch nicht so undankbar. Jetzt habt ihr wenigstens einen Ort, an dem ihr euch ausruhen könnt. Wenn es so schlimm ist, können wir ja gleich morgen oder übermorgen weiterziehen - wie ihr wollt!«, plapperte Gigas, der ein wenig beleidigt zu sein schien, da man sein Versteck wohl nicht genug zu schätzen wusste...
»Eine Wahl haben wir wohl nicht«, seufzte Bonnie und trabte auf die kohlrabenschwarze Hütte zu...


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Hey Leute,
Vielen Dank für eure Geduld! Ich war in der letzten Zeit etwas schreibfaul, ich weiss. In zwei Wochen beginnen bei uns schon die Ferien und die Notenabgabe war schon und so. Trotzdem haben manche Lehrer nichts Besseres zu tun, als uns noch immer mit normalem Unterricht zu Tode zu langweilen.
Ich. Hab. Einfach. Keine. Motivation. Mehr.
Neee, ehrlich. Schule kotzt mich grad soooo an. Wieso wollte ich nach meiner obligatorischen Schulzeit eigentlich noch mal an 'ne weiterführende Schule? Ach jaaaaa... Weil man in der Schweiz ansonsten nur noch im MC oder als Frisöse Arbeit findet... Gut, das stimmt auch nicht. Aber wenn man zu sehr an seinem Traumberuf hängt... Tja, da heisst es: Beiss dir in den Arsch und mach was aus dir. Alias: Lerne, lerne, lerne, bis dir das Hirn aus der Nase läuft und du an Informationen (die du niemals wieder brauchen wirst und auch niemanden interessieren) erstickst.
*hust*
Hach, hat das jetzt gut getan. Einfach mal alles raus zu schreiben, was einem grad so gehörig die Laune verpestet... Ich glaub, ich sollte das öfters machen. In zwanzig Jahren kann ich den Stoff dann als meine Memoiren vermarkten und dann werde ich scheissreich. (Das nennt man übrigens den Ultralativ. Man steigert alles so sehr, dass es zu scheisse wird: reich, reicher, am reichsten, scheissreich. Jaaa, das hab ich von Jan Philipp Zymny geklaut, ich weiss. Tja, Pech, Alter. Lass diene Witze halt gesetzlich schützen muhahahahaha!)

Genug gedummschwafelt! (Höhö schonwieder 'n neues Wort :3)
Ja. Ja. Ja, ich weiss. Das Kapitel war irgendwie... nicht so der Burner. (Betonung: Bööööana.)
Ehrlich gesagt... ich bin nich so 100% zufrieden damit, aber na jaaaa... Was meint ihr? Habe ich versagt? *snief*
Eigentlich war mir klar, dass das Kapitel hier nicht so super spannend wird. Grund dafür: Bonnie und Theodor haben echt viel gelabert. Das muss so sein, weil... weil... das halt so sein muss. Ich will hier nicht so rumspoilern, sonst ist es ja nicht mehr lustig. Ist halt psychologisch irgendwie wichtig, dass die zwei so viel faseln, weil sie sich ja auch nicht wirklich schon soooooooooo lange kennen. Ausserdem sind in diesen Gesprächen der zwei extreeeem wichtige Informationen enthalten, wie sich im Verlauf der Geschichte noch offenbaren wird. Hehehehe ;)
Mit Bonnie und Theodor wird es auch bald weitergehen. Ich hoffe, ihr seid schon gespannt, was es mit Theodors Begegnugng mit dem Tod, seinen leuchtenden Augen, Bonnies eigenartiger Adoptionsgeschichte und der sagenumwobenen Familiengeschichten der beiden auf sich hat ;P

Gewidmet ist dieses Kapitel VI_Supergirl, da sie wahnsinnig nett ist und ganz sicher auch als Autorin so einiges drauf hat ;P Alle die The Vampire Diaries lieben sollten bei ihr vorbeischauen. Die unter euch, die TVD nicht lieben, sollten auch ihre Bücher lesen, um es lieben zu lernen hehehe ;P

So. Nun noch 'ne Sache:
Diese Woche und dann noch ne Woche und dann... FERIEN!
Nun ist das so. Wir armen schweizer Schweine haben nur 5 Wochen Sommerferien. (Dafür noch 2 Wochen Sportferien zusätzlich. ÄTSCH!)
Jedenfalls bin ich die erste, zweite, dritte und vierte Woche weg. *Dammdammdammdaaaaaaaaaaaaaaamm*
Das heisst, ich werde lange Zeit nicht updaten können.
*KRACK*
Das war gerade das Geräusch, als eure Herzen, liebe Leser, gebrochen sind. Ja, man kann das hören! Jedenfalls ich kann das! Das ist meine Superkraft. Natürlich bin ich nebenbei noch Ninja, kann auf dem Kopf Trompete spielen und das Alphabet rückwärts morsen, Abrissbirnen niessen, fliegen und habe schon 245073945937482 verschiedene Doktortitel, aber na jaaa^^ (Wieso gehe ich eigentlich noch zur Schule?)

ABER!
Ja, jetzt kommt euer heissersehntes ABER!.
ABER ich werde mir ganz viel Mühe geben, um vor den Ferien noch einmal für euch zu updaten. Nur für euch. Und weil ich sonst ein schlechtes Gewissen und Selbstwertgefühl hätte. Aber hallo, ich kann mich doch nicht mir dem *AufDiesesKapitelZeig* für vier Wochen verabschieden. Neee neee, da muss noch was dran.

Also: Mit viel Schweiss und Glück bekommt ihr nächste Woche noch ein Kapitel, dieses Mal eines mit Sabrina und Mile und Red und Hook und pipapo.
Danke im Voraus schon für all die genialen Kommis, Votes und natürlich Reads!

Liebe Grüsse,
Eure Dreamy

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