Sprechende Hände

Galing kay lonelydesertflower

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»Welche Sprache sprichst du, wenn du nicht hören kannst?« fragte ich ihn, aber er sah mich einfach stumm an u... Higit pa

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
SPIN-OFF IST VERÖFFENTLICHT
Fortsetzung
UPDATE !

Kapitel 25

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Galing kay lonelydesertflower

Manchmal spricht man mit einem Menschen... und obwohl man die selbe Sprache spricht, versteht man einander nicht; man spricht aneinander vorbei. Da gibt es eine Sprache zwischen Menschen, die jenseits unserer Vorstellung... einander verstehen lässt. Etwas, das Yusuf und mich zusammen brachte:

Die Sprache der Hände.

*

»Alles wird gut, Yusuf« sprachen meine Lippen, während ich ihm das Selbe gebärdete.

Ünal war noch gefährlicher, als ich dachte. Wie konnte ich mit ihm all die Zeit zusammen sein? Ihm vertrauen? Er war die Ursache von Yusufs jetziger Lage!
Worauf sollte ich jetzt reagieren? Auf die Situation mit Yusufs aussichtsloser Heilung? Oder auf die Wahrheit, dass Ünals Vater Hüseyin ihnen ein illegales Auto vermietet hatte? Kein Wunder, wieso Hüseyin diese ganzen Infos über Yusuf hatte! Immerhin steckte er mit Ünal unter einer Decke. Kein Wunder, wieso er all die Zeit so besessen davon war, uns auseinander zu bringen. Es war nicht unbedingt Eifersucht, sondern... er dachte, dass Yusuf auf diese Weise Rache nahm.

Yusuf schüttelte heftig seinen Kopf und sah mich besorgt an. »Du verstehst das nicht. Nichts wird gut« gebärdete er langsam und verständlich »Bitte, hör auf mich« zeigte er und atmete tief ein, um den Rest zu flüstern »Tu das nicht.«

»Und was wird aus Banu?« fragte ich ihn und stand von der Couch auf. Rolands Abwesenheit in seinem Töpferstudio war mehr als nur spürbar. Es presste mir gegen das Herz und blies mir eine Kälte entgegen.

Yusuf stand auch auf und lief zu mir, während er gebärdete: »Wir lassen uns etwas einfallen«

Plötzlich flackerte jemand mit dem Licht und wir beide drehten unsere Köpfe zur Eingangstür.

»Toprak« sprach Yusuf in seiner heiseren Stimme. Sein Bruder kam auf uns zugelaufen, ohne seinen Blick von mir zu entfernen. Toprak und Yusuf waren eineiige Zwillinge, dennoch konnte ich sie problemlos unterscheiden. Mein Yusuf hatte sanftere Züge, eine ruhige Ausstrahlung, während Toprak feste, gar zu böse Blicke hatte und eine Narbe an seiner Stirn, die unmittelbar am Ende seiner linken Augenbraue aufhörte.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen, musterte er mich grimmig und gebärdete hart: »Wer ist Banu? Und was wollt ihr euch einfallen lassen?«

*

Nachdem Yusuf seinem Bruder die Situation erklärt hatte, knallte Toprak seine Faust auf den Arbeitstisch. Der Knall brachte nur mich zum Aufzucken.

»Beruhige dich und schlag nicht seinen Tisch« gebärdete Yusuf, der um Roland trauerte.

»Eines Tages bringe ich diese Brüder um« brüllte sein Zwilling »Ich hätte ihn schon damals vor fünf Jahren fertig machen müssen!«

Yusuf sah mich an und ich zeigte ihm in Gebärdensprache, was sein Bruder gerade gebrüllt hatte.

»Und jetzt?« fragte Toprak wütend und stützte die Hände auf seine Hüften. Sein knallrotes Gesicht war auf mich gerichtet »Heiratest du diesen Penner, oder was?«

»Siehst du einen anderen Ausweg?!« erwiderte ich ihm. Parallel dazu gebärdete ich natürlich alles.

»Ausweg?« Toprak schüttelte fassungslos seinen Kopf. »Indem du ihm gehorchst? Du hast den Verstand verloren. Das habe ich dir bereits in Istanbul gesagt« erinnerte er mich und zeigte mit dem Finger in die Ferne »als dieser kranke Penner in unseren Unterricht gestürzt ist!«

Nun drehte er sich zu seinem Zwillingsbruder, der immer noch auf der Couch saß. »Wieso lässt du so etwas zu? Nach all dem, was Eşkazan uns angetan hat? Und anderen unschuldigen? Dieses Mädchen ist schwanger und das ist meine Schuld! Wieso lässt du zu, dass er Züleyha auf diese Weise erpressen kann?« gebärdete Toprak.

»Sie hört nicht auf mich« zeigte Yusuf zurück »Und ich verstehe nicht, wieso Ünal es auf mich abgesehen hat...«

Toprak atmete tief ein. Nach einem kurzen Moment, kam er an die Couch und hockte sich vor seinen Bruder. Mit erwartungsvollen Augen, wartete er auf irgendetwas. Oder versuchte er Yusuf etwas zu sagen? War das diese besondere Verbindung zwischen Zwillingen? Yusuf strich sich über seinen kahlen Kopf und schüttelte seinen Kopf, als ob er wüsste, was sein Bruder meinte.

»Erinnerst du dich denn gar nicht?« gebärdete Toprak endlich und zeigte auf seine Narbe, die parallel über seiner Augenbraue verlief. Yusuf verneinte mit seinem Schweigen und senkte seinen Kopf.

»Yusuf hat es mir erzählt« flüsterte ich, obwohl ich es auch laut hätte sagen können. Immerhin sah Yusuf nicht zu mir. »Das mit euren Eltern... dem illegalen Auto... sein Gedächtnisverlust.«

Toprak schnaufte laut und stand auf. »Kann ich dich mal kurz sprechen« fragte er und lief in das nächste Arbeitszimmer hinein. Bevor ich ihm folgte, nickte ich Yusuf zuversichtlich an. Es ist alles in Ordnung, formte ich mit meinen Lippen.

*

»Du willst sterben, oder?«
»Wie bitte?«

Ich verstand nicht, was er meinte. Er wusste doch nun die Lage, in der ich steckte! Toprak kochte vor Wut, dennoch versuchte er sich zu halten, immerhin war Roland gestorben und das müssten wir respektieren.

»Ünal hat schon damals mit 17 ohne zu blinzeln dafür gesorgt, seinem besten Freund ein schwarzes Auto zu verschaffen, nur um dich zu gewinnen! Glaubst du er würde es heute nicht wagen, dich oder Banu zu erledigen?!«

Was?! »Mich zu... gewinnen?«

»Sei froh, dass mein Bruder krank ist und trauert, sonst hätte ich dich längst hier rausgeschmissen!« Toprak wurde nun lauter, aber das schien ihm nicht aufzufallen. Jetzt reicht's!

»Mich hier raus schmeißen?« wiederholte ich ihn wütend »Seit wann sorgst du dich darum, wie es Yusuf hier in Deutschland geht?! Für dich saß er zwei Monate im Knast! Und was ist dein Dank dafür?!«

Toprak stand still und schluckte, nachdem er das gehört hatte. »Du hast keine Ahnung, Züleyha. Glaubst du, mir ging es gut, während mein Bruder sich für mich geopfert hat?! Es war meine Schuld, mit 17 Auto zu fahren. Nicht seine. Er hatte mich davor gewarnt, aber daran kann er sich nicht mal mehr erinnern. Wie unsere Eltern im Auto geschimpft haben! Wie sie gestorben sind! Er weiß nichts davon! Das ist mein einziger Halt. Wenn er sich erinnert hätte, würde er mich hassen.«

Eine große Träne entwich ihm, aber er strich sie hart weg und fuhr fort. »Ich hasse mich selbst dafür, dass er nicht mehr Hören kann. Dass er keinen Job findet wegen seinem Haftbefehl, obwohl ich es gewesen bin! ... Ich kann nicht mal mehr in den scheiß Spiegel sehen!«

Plötzlich hob er seinen Zeigefinger und warnte mich »Du hast kein scheiß Recht, mich zu urteilen. Ich würde alles tun, meinen Fehler wieder gut zu machen. Und jetzt ist diese Banu von denen vergewaltigt worden. Das macht mich fertig.«

Ich schluckte hart. »Toprak... entschuldige bitte, das hab ich nicht so gemeint.«

Er pausierte kurz und machte einen Schritt zurück. Dann lachte er auf und schüttelte seinen Kopf. »Weißt du, Yusuf ist in die Türkei gekommen, um das Feld unserer Eltern zu verkaufen. Er wusste, dass ich es nicht ohne Grund erlauben würde, also hat er mir von einem Mädchen erzählt, für die es sich lohnt, wieder hören zu können.»

Schockiert öffnete sich mein Mund und ich drehte mich zurück, um zu Yusuf zu laufen. Deshalb war Yusuf in die Heimat geflogen. Nicht um seinen Bruder zu besuchen... sondern für... uns. Ich erinnerte mich an Yusufs Stimme im Corridor des Krankenhauses, wie er besorgt geflüstert hatte. Hat er das getan?
Das war der Tag, an dem er sich entschieden hatte, nach fünf langen Jahren voller Einsamkeit, einen Grund gefunden hatte zu Leben. Zu Kämpfen. Zu Hören.
Er hatte gesehen, was Ünal mir angetan hatte. Was er vielleicht wieder antun würde. Ich konnte es nicht fassen. Keine einzige Zelle in meinem Körper stand still. Ich wollte Yusuf in die Arme nehmen, weinen, ihm danken.

Aber eines verstand ich immer noch nicht. Verwirrt sah ich über meine Schulter nach hinten und fragte Toprak

»Ich kannte Ünal vor fünf Jahren noch gar nicht. Wie hätte er mich gewinnen wollen?«

Bevor Toprak antworten konnte, waren Schritte zu hören und dann stand Yusuf schon vor mir. Er hatte getrocknete Tränen an den Wangen. In seinen Händen trug er eine braune Urne aus Ton und schluchzte, als er sie mir zeigte.

»Das hatte er für seine eigene Asche getöpfert« flüsterte er, fast schon zu leise.

Toprak hatte recht. Der Verlust seines Meisters schien ihn schlimmer zu treffen, als das seiner Eltern, weil er sich einfach nicht daran erinnerte, wie es geschehen war. Und nun könnte er vielleicht nie wieder geheilt werden, wegen einem ehrenlosen Mann namens Ünal. Mir fiel ein, wie Ünal vor einigen Monaten Roland zur Seite gestoßen hatte und er dann wochenlang einen Gips tragen musste. Ich erinnerte mich an so viele respektlose Unterhaltungen, die ich vor Liebe und Aufregung... einfach in mein Unterbewusstsein gestopft hatte. An diesem Punkt jedoch konnte keiner mehr Ünals kranke Art leugnen. Wer vermietet bitte ein illegales Auto?! Noch schlimmer... hier war die Rede von Missbrauch. Ich erinnerte mich an Topraks Worte in Istanbul. Vergewaltiger, hatte er gesagt.

Tränen aus Wut und Trauer sammelten sich in meinen Augen. Mit beiden Händen fasste ich Yusufs Gesicht und sah hoch zu ihm. Ich sagte es zwar nicht, jedoch merkte ich, dass er es spürte.

Du wirst nicht aufgeben, weil ich auch nicht aufgeben werde. Ich werde dir helfen, deine Erinnerungen zurück zu bekommen, für Gerechtigkeit zu sorgen und deine Gesundheit wieder zu erlangen.

Jedoch konnten meine Lippen in dem Moment nur eines sprechen »Ağlama«. Nachdem er es gelesen hatte, schloss er seine Augen. Ich fing seine Träne auf und strich sie weg. Gemeinsam schaffen wir es. Dann traf es mich. Ich schluckte.

Macht das Sinn? Aber...-Doch! Oder?
Ich wartete kurz, bis Yusuf auf meine Lippen sah. Bevor ich es genau durchdacht hatte, sprach ich es schon aus.

»Heirate mich, Yusuf.«

*

Author's Note
Zeigt mir eure Liebe und viele Sternchen, wenn ihr glücklich seid und es euch gefallen hat!

Passt auf euch auf. Liebe Grüße, eure Lonelydesertflower xoxoxoxooxox

PS. HILFE ich brauche eure Meinung... irgendwie finde ich, dass das alte Cover mehr passt. Soll ich's ändern? Was meint ihr...?

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