Another Life || ereri

By Ann4575

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Eigentlich wollte ich ja nur ausziehen. Raus aus dem Haus meines Vaters. Meines steinreichen Vaters. All se... More

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By Ann4575

Levi's POV

* * *

"Levi, du warst fabulös!", begrüsste mich Grisha und klopfte mir wie am Vorabend kräftig auf den Rücken.

"D-Du hast wundervoll gespielt, mein Schatz.", schluchzte sie ganz benommen, umarmte mich innig und strich mir im Gegensatz zu Grisha sanft über den Rücken.

"Du warst klasse, Bruderherz!", hörte ich Hanji hinter mir doch ich war immer noch damit beschäftigt Carla zu umarmen und breit zu lächeln, was nicht einfach war, wenn man es fälschen musste.

Allen konnte ich was vorspielen mit Ausnahme einer Person.
Eren schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an. Keine Freunde war in seinen Augen enthalten, als ich ihn in den Arm nehmen durfe und ihm leicht über die Wange strich.

Er wusste, dass etwas falsch war.
Ich hasste die Tatsache, dass ich es ihm nicht verheimlichen konnte.

Wir alle befanden uns in der riesigen Eingangshalle, wo gut gekleidete Kellner einem Getränke und Kleinigkeiten zum Essen anboten.

In der grossen Menge war zu meinem Bedauern nicht nur die Orchestermitglieder, sondern auch ich im Mittelpunkt.

"Sie müssten wohl Sir Ackerman sein, nicht wahr? Sie waren fantastisch!"
"Ausgezeichnet!"
"Wirklich toll!"
"Sie haben unglaubliches Talent!"

So ging es für eine Weile und ich nickte dankend, immer schön lächelnd.

Die Jägers und Hanji verliessen mich früh. Die Heimfahrt war lang und Eren musste schlafen.
Und um ehrlich zu sein kam es gelegen, denn Eren's Blick liess mir keine Ruhe.

Als sie das Gebäude verlassen haben, stand ich für einen Moment alleine und planlos im grossen Saal und schaute mich hilflos um, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Ich erkannte Erwin, wie er mit jemanden engagiert sprach.

Gezielt bewegte ich mich zu ihm. Nach wenigen Schritten wurde mir klar, mit wem er so enthusiastisch sprach. Es war Mike.

"Levi, da bist du ja!", rief Erwin laut und legte gleich seinen Arm um meine Schulter, als ich endlich ankam. "Wir haben schon die ganze Zeit über dich gesprochen!"

"Tatsächlich?", fragte ich benommen und schaute dem edlen Mann zum ersten Mal in die Augen. Sie hatten nur Zufriedenheit zu bieten.

"Tatsächlich.", wiederholte er mit einem Zahnpastelächeln und streckte mir die Hand entgegen. "Mike Zacharias. Schön Sie endlich kennenlernen zu dürfen, Mister Ackerman."

"Levi, Sir. Ganz meinerseits.", sprach ich bedacht und griff nach seiner Hand. Er drückte fest zu. Ich hätte nichts anderes von einem Musiker erwartet.

"Also das ist dein kleiner Pianist, Erwin.", stellte Mike mehr fest als zu fragen und nahm seinen freundlich, aber auch studierenden Blick nicht von mir. Er schien meine wahren Absichten ablesen zu wollen, was mir nicht ganz geheuer war. "Er ist in der Tat klein."

Sofort räusperte sich Erwin laut bei Mike's Anmerkung und war kurz hilflos, doch ich sprach, bevor er seinen Mund öffnen konnte.

"Ich hasse Gemüse. Deshalb habe ich es als Kind nie gegessen. Das hab ich wohl davon.", antwortete ich mit einer gelassenen Stimme und zuckte mit der Achsel. Nur Erwin hätte das leise Zischen vernehmen können.

Mike lachte laut, schon fast singend und klopfte mir auf die Schulter. "Herrlich! Du hast einen tollen Humor, mein Lieber."

Ich grinste schräg und versuchte mich so gut wie möglich zu lockern, denn nichtdestotrotz ging es in diesem Gespräch um meine nahe Zukunft. Irgendwelche anderen Gedanken durften schlichtweg keinen Platz in meinem Kopf einnehmen.

Erwin hatte ebenfalls gelacht, aber wohl eher erleichtert darüber, dass ich nicht ausgeflippt bin.
"Aber Sie müssen gestehen, seine Grösse ist das, was ihn wohl am Meisten auszeichnet. Mal abgesehen von seinem Talent.", fügte er hinzu und Mike lachte ein weiteres Mal.

Okay, nur weil ich einmal einen Witz über mich gerissen habe, hiess das noch lange nicht, dass du das gleiche Recht dazu hast!

"Und bei dir sind es wohl die Augenbrauen, hm?", sagte ich ernster als gewollt und der Blick war so bitter wie die Worte, welche ich zugleich aussprach.

Mike konnte sich nicht mehr halten vor lachen, aber Erwin schien meine Intention verstanden zu haben, grinste mich aber nur neckend an.

"Ich sehe schon, ihr versteht euch wohl blendend!", stellte Mike fest und strich sich kurz mit dem Zeigefinger unter das Auge.

"Wie Pech und Schwefel, Sir.", antwortete ich wieder mit einem schrägen Grinsen, welches ausnahmsweise echt war.

"Es ist schon fast schade, dass ich dich als meinen Schüler nehmen werde.", meinte Mike so beiläufig, dass ich es fast auch so gelassen entgegengenommen hätte.

Meine Augen weiteten sich und mein Mund fiel auf. Es war kurz still zwischen uns dreien, bis ich mich fasste. "Entschuldigung. Ich glaube, ich habe nicht recht gehört-"

"Oh doch, mein Lieber.", unterbrach mich Mike und nickte kurz zu Erwin. "Wir haben es schon besprochen und meine Entscheidung stand schon, als du die ersten Töne gespielt hast. Ich möchte dich als meinen Schüler haben, Levi."

Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Mir schien das Ganze so surreal.
Ich fühlte mich wie in einem Traum.
Ein Traum, der nicht enden durfte.

Doch es war kein Traum.
Es war die Realität.

"Hier ist meine Visitenkarte.", sagte Mike und streckte mir ein minimalistisches, kleines Kärtchen entgegen. "Dort steht meine Nummer und meine Adresse. Wenn du dich entschieden hast, kannst du mir jederzeit anrufen. Ich muss jetzt leider los."

Ich wusste nicht, was in mir geschah? als ich zögerte. Abertausende Mal habe ich mir genau dieses Gespräch, genau dieses Angebot und genau diese Visitenkarte vorgestellt.
Und in keiner dieser Träume hatte ich damit gerechnet das ausgerechnet ich, zögerte.

Ich wollte meine Hand ausstrecken. "Ich nehme ihr Angebot an.", wollte ich sagen. Aber ich konnte nicht. Diese Worten schmeckten bitter und sauer zugleich. Ich hätte sie ausspucken müssen, damit sie rauskämen.

"Es war schön dich kennenzulernen, Levi. Ich hoffe, ich werde mehr von dir hören."

Bitte was?

Wann habe ich die Visitenkarte engegengenommen?

"Die Freude ist ganz meinerseits.", presste ich mühsam raus und schüttelte seine Hand bevor er sich umdrehte und ging.

Man konnte an seinem Blick erkennen, dass er noch etwas erwartet hätte. Vermutlich diese Worte, die nicht über meine Lippen gingen wollten.

Ich schaute dem Mann noch lange hinterher, bis er hinter den Eingangstoren verschwand. Ein schwerer Druck vernahm ich von meiner rechten Seite.
Es war Erwin's Blick.

Kurz schüttelte ich meinen Kopf, um wieder bei Sinne zu kommen. Wie erwartet starrte mich Erwin mit einem verwunderten Ausdruck an.

"Alles okay bei dir?", fragte er das Erwartete und ich schüttelte den Kopf.

"Ich will nicht hier darüber reden.", murmelte ich und richtete meine Augen auf den Boden.

"Worum geht es?", fragte er und ich fing an in Richtung Eingangstor zu laufen. Er wusste was das bedeutete und zu meinem Glück hatte er keine Einwende. Ich fing an zu sprechen, als die Türen zu seinem Auto geschlossen wurden.

"Ich weiss nicht, ob ich wirklich sein Schüler werden möchte.", murrte ich, den Blick starr auf die Strasse gerichtet. Wir fuhren noch nicht.

"Wie bitte?", fragte mich Erwin und ich schluckte leer.

"Versteh mich nicht falsch. Ich weiss, dass das die Chance ist, berühmt zu werden. Das ist die Chance, auf die ich mein gesamtes Leben gewartet habe.", sagte ich und seufzte tief, den Nasenrücken haltend. "Aber ich verliere dabei etwas."

"Was denn?"

"Einen tollen Lehrer. Einen Freund.", sagte ich nach einer kurzen Ruhe und schaute ihn von der Seite an.

Ich konnte leichte Verwirrung, aber auch Reue erkennen. Schnell schaute ich wieder auf die Strasse und legte mein Kinn auf meine Hand. "Fahren wir."

Ohne ein weiteres Wort startete Erwin den Wagen und fuhr los, schweigsam. Es entwickelte sich eine drückende Stille, welche ich jedoch nicht wagte zu stören.
Ich hatte nichts mehr zu sagen.

Wir fuhren an das Bürgersteig ran, direkt vor der Türe meines Hauses. Ich seufzte tief und wollte raus, aber seine Stimme hielt mich auf.

"Ich möchte, dass du das Richtige tust. Und nur du weisst, was richtig ist.", sagte er ruhig und ich sah ihn an. "Wäre ich an deiner Stelle, würde ich Mike's Angebot annehmen. Du würdest ins gleiche Internat wie ich gehen. Du wirst ein richtiges Studium machen können und du wirst gefördert. Bei mir zu bleiben wäre.. ein vermasseltes Leben."

Wieder schaute ich ihn lange an, sprachlos.
Was sagte, war mir nichts Neues. Aber es überraschte mich, wie nahe ich dieser Realität tatsächlich stand. Dass es wahrlich ich sein könnte, der durch die Tore dieser Musikschule durchlaufen könnte.

Es wäre wirklich die Chance.
Und doch zögerte ich.

Ich verliess den Wagen ohne mich zu verabschieden. Ich war viel zu aufgewühlt um irgendetwas zu sage oder irgendwie etwas zu tun.

Müde trat ich in die Wohung, vergass die Türe abzuschliessen und ging auf direktem Wege zum Schlafzimmer.

Ich war todmüde.
Meine Gedanken strapazierten mein Gehirn zu sehr.

Ich verstand nicht, was falsch mit mir war. Eigentlich sollte ich der glücklichste Mensch auf Erden sein. Ich wäre es wohl auch, hätte ich nicht das Gespräch am Mittag gehabt.

Meinte ich es ernst als ich sagte, ich würde nicht mit dem jetztigen Eren zusammen sein wollen?
Jetzt natürlich nicht. Aber in ein paar Jahren? Wenn er älter, gebildet ist und auf seinen eigenen zwei Füssen im Leben stehen würde?

Es war gelogen.
Ich würde so gerne mit ihm zusammensein.
So wie damals.
Aber leider bin ich früher geboren.

Verdammt, wieso musste es so kommen?
Wieso werde ich so bestraft?
Was habe ich getan, war ich so ein schlechter Mensch?

Bevor ich es hätte verhindern können, kullerten Tränen über meine Wange und ich umarmte das Kissen ganz fest.

Ich muss diese Dimension zerstören. Bevor sie mich zerstört.

Aber wem spiele ich etwas vor.
Nie im Leben werde ich es tun können.
Ich habe Eren doch gerade erst wieder bekommen.
Wie könnte ich ihn wieder wegwerfen?

Warum reichten die wenigen Tage? Warum reichten sie, um mich zu versichern, dass ich ihn möchte?
Ich kannte nicht mal mein früheres Leben. Die wenigen Bruchstücke meiner Erinnerung sollten definitiv nicht genug sein, um mich so aus der Bahn zu werfen.

Aber so wie es aussah, reichte das Wissen, dass er mein Freund war.
Ein Freund den ich liebte.
Mehr als alles andere.

Diese Liebe war zurückgekehrt, erbarmungslos und stärker als zuvor.
Wie könnte ich loslassen?
Wie kann es anderen Menschen so einfach fallen zu sagen: "Lass los."

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, mein Kissen getränkt in Tränen. Am nächsten Tag sah ich nicht sehr munter aus.
Im Gegenteil, ich sah schrecklich aus.

Mühsam zog ich mir den Anzug von gestern aus, der jetzt zerknittert und verschissen aussah nach einer verheulten Nacht. Ich sprang gleich in die Dusche und entschied spontan und ganz ehrgeizig:

"Heute wird die Wohnung umgestellt."

In diesen Moment schien mir alles recht, um mich von der Entscheidung abzulenken.

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