Ella - Die Stille nach dem St...

Od sibelcaffrey

467K 22.2K 6.5K

"Du kannst versuchen es zu leugnen, dich zu widersetzen und mich von dir fern zu halten. Ich werde aber nicht... Více

Prolog
1. In der Zeit gefangen
3. Retterin in der Not
4. Die neue Krankenschwester
5. Tatsächlich Zigeunerin?
6. Schlaflose Nacht
7. Gebrochen - Teil 1
8. Gebrochen - Teil 2
9. Der leise Held
10. Der Ball
11. Nass im Regen
12. Der Brief an die Öffentlichkeit
13. Der Verehrer
14. Mi Casa Es Su Casa - Teil 1
15. Mi Casa Es Su Casa - Teil 2
16. Erschwerungen
17. Im Mondschein
18. Rendez-vous mit dem guten Freund
19. provokative Provokation
20. Nathan Kurt
21. Der Kampf - Teil 1
22. Der Kampf - Teil 2
23. Heimweh Teil 1
24. Heimweh Teil 2
25. Wie Du mir, so ich Dir
26. Neues kommt, Altes geht
27. Unerwartete Gäste
28. Du und ich
29. Alles findet seinen Platz
30. Wettlauf gegen die Zeit
31. Alles oder Nichts
32. Schicksal
33. Das Erwachen
34. Prinzipien, welche?
35. Die Zeit rückt näher
36. Liebe, der Zeit zum Trotz
37. Blick in die Zukunft (ENDE)
Epilog
FORTSETZUNG

2. Der Herr des Hauses

17K 680 247
Od sibelcaffrey

Es vergingen 5 Tage.

5 lange, verdammte Tage.

Mit jedem vergangenen Tag verlor ich ein wenig mehr die Hoffnung jemals wieder in meine Zeit zurückkehren zu können. Es wurde mir schmerzhaft bewusst, dass das alles kein Traum war. Tiefe Verzweiflung machte sich in mir breit, während ich allmählich in den Alltag integriert wurde – als wäre ich tatsächlich ein Teil von hier.

Mathilda hatte mich die ersten drei Tage noch mit den Hausarbeiten verschont und mich die meiste Zeit in Frieden gelassen. Ich schlenderte heimlich im Haus herum und stahl mir gelegentlich ein Buch aus dem Bücherregal im Salon und las sie in meinem Zimmer.

Als ich jedoch mehr Farbe im Gesicht bekam - so Mathildas Erklärung - gab sie mir Aufgaben, die ich im Haus erledigen sollte. So musste ich beispielsweise das Geschirr waschen, den Boden wischen oder mit Marie die Fenster im oberen Stockwerk putzen.

Während dieser Tage hatte ich keine Gelegenheit das Anwesen ein weiteres Mal zu verlassen. Jedes Mal, wenn ich sagte, ich wolle kurz frische Luft schnappen, sah mich Mathilda an, als wäre mir ein zweiter Kopf angewachsen, und hatte mir sofort eine neue Aufgabe erteilt. Zudem wurde sie mit der Zeit immer neugieriger und fing an mir Fragen über meine Herkunft zu stellen. Ich log größtenteils nicht; Ich gestand, dass ich aus einem völlig fremden Ort kam, wo es ganz andere Sitten gab und es sogar Frauen gestattet war zur Schule zu gehen oder Büroarbeit zu verrichten. Sie hatte mich mit großen Augen angesehen.

Ich erklärte ihr, dass ich deshalb ihre meisten Umgangsformen nicht kannte. Sie war erst völlig schockiert, aber gab sich schließlich sehr große Mühe mir zu zeigen, wie sich eine Dame in ihrem Lande zu verhalten hatte und wie hier die Dinge liefen.

Während die anderen Bediensteten beschäftigt waren, zeigte sie mir knapp, wie sich eine Dame zu verbeugen, zu setzen, zu gehen, zu stehen und zu reden hatte. Es war sogar nicht gern gesehen, wenn ein Fräulein lauthals in der Öffentlichkeit lachte – es sei denn man war reich. Die Reichen hatten selbstverständlich Sonderregel. Für sie galten die meisten Sitten nicht. So durfte ein Fräulein beispielsweise nicht reiten – Gott bewahre, man könnte sonst die Beine sehen. Reichen Damen allerdings durften reiten, solange sie die Beine nicht spreizten. Sie sollten sich mit zusammengelegten Beinen seitlich auf das Pferd setzen.

Wie man auf die Weise richtig reiten sollte, war mir schleierhaft.

Aber nun gut. Es konnte mir auch egal sein, wer wie reiten durfte.

Aber die Ungerechtigkeit fand ich schrecklich.

Nur weil den reichen Damen deutlich mehr erlaubt war, war es der größte Traum eines jeden armen Mädchens eines Tages reich zu heiraten. Das war nämlich der einzige Ausweg aus der Armut. Schrecklich.

Allein in den wenigen Tagen, in denen ich nun im Anwesen war, sprachen Marie und Hilde von nichts anderem, als irgendwann einmal einen reichen jungen Mann kennenzulernen und zu heiraten. Das war ihr Lebensziel. Mehr gab es nicht.

Schrecklich.

Am nächsten Tag noch schüttelte ich innerlich den Kopf bei dem Gedanken. Aber ich sagte nichts, denn es würde ohnehin nichts ändern. Keiner wollte in dieser Misere leben und ich konnte das gut nachempfinden. Das magere Frühstück, das gerade so meinen Hunger sättigte, machte mir allzu deutlich, was es hieß arm zu sein. Jeder würde dem entfliehen wollen.

„Ella, die Bettwäsche im oberen Stockwerk muss gewechselt werden.", sagte Mathilda und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich blinzelte kurz verwirrt, als ihre Worte mich erreichten. Dann stöhnte ich innerlich auf, als ich an die ganzen Gästezimmer im oberen Stockwerk dachte. „Kann ich nicht vielleicht etwas anderes tun? Einkaufen gehen oder so?"

„Einkaufen?", fragte sie zurück, „Du? Um Gottes Willen!" Sie schlug sich entsetzt auf die Oberschenkel.

Ich sah sie fragend an. „Wieso? Traust du mir das nicht zu?"

Sie blinzelte mehrmals, völlig perplex. „Du bist ein Fräulein.", erwiderte sie schließlich nach einem Moment. „Das Einkaufen übernehmen die Männer. Peter wird das tun. Die Hausmädchen verlassen das Anwesen nicht ohne triftigen Grund - und ganz sicher nicht zum Einkaufen."

Ich runzelte die Stirn. „Weshalb nicht?"

Nun war Mathilda völlig baff. Sie fand keine Worte. „Also... Das ist... Was soll denn diese Frage, mein Kind?"

Ich zuckte die Schultern. „Es ist doch eine berechtigte Frage, oder nicht?"

„Nun ja...", sagte sie und schien nach den richtigen Worten zu suchen, „es schickt sich nicht, dass eine unverheiratete Frau ohne Gesellschaft durch die Straßen läuft. Das habe ich dir doch schon einmal gesagt. Beim Einkaufen könnte dich jemand mit Leichtigkeit überfallen und dann haben wir den Salat. Außerdem würde der Herr des Hauses nicht wollen, dass sich die Hausmädchen zu weit vom Anwesen entfernen."

„Was geht das denn den Herrn an?", fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Mir war klar, dass die Unterdrückung der Frau in dieser Zeit völlig normal war. Aber meine innere Feministin brodelte vor Wut und ich wollte nicht auf diese Weise behandelt werden. Ich kannte meine Rechte und würde mich auch für diese einsetzen!

Mathilda fiel indes die Kinnlade hinab und sah mich entsetzt an. „Dass du das auf keinen Fall in Anwesenheit eines anderen sagst, Mädchen! Da bist du schneller vor der Tür, als du denken kannst!", schimpfte sie.

Ich presste die Lippen zusammen. Es hatte keinen Sinn mit ihr zu diskutieren, denn sie wusste es nicht besser. Um ehrlich zu sein, tat sie mir sogar leid. Sie wusste nichts von ihren Rechten und ihrem Potential. Unterdrückt und unwissend gelassen, dachte sie tatsächlich, sie wäre nur für das Putzen und Kochen fähig.

Daher blieb ich stumm und ließ mir den Korb mit frischer Bettwäsche in die Hände drücken, ehe ich die Küche verließ.

So verging der ganze Vormittag mit dem Wechseln von Bettwäsche, die nicht einmal berührt war. Was sollte das Ganze?

Ich hatte diesen Hausherrn nicht einmal zu Gesicht bekommen! Der kam scheinbar nie nach Hause.

Weshalb machten sich die Angestellten solche Mühe ständig alles sauber zu halten, wenn der Schnösel ohnehin nie da war?

Wie musste dieser Mann wohl sein, wenn er sogar in seiner Abwesenheit solche Furcht verbreitete?

Im selben Moment, als mir diese Frage durch den Kopf ging, betrat ich das Schlafzimmer des Hausherrn. Der Raum war riesig. Ein prachtvoller, serbischer roter Teppich füllte das Zimmer. Links befand sich ein Balkon, der zum Innenhof gerichtet war. Die schweren Gardinen waren zur Seite gezogen. Die großen Fenster ließen viel Licht ins Zimmer. Zur Rechten führte eine Tür in ein persönliches Bad - sieh an, sieh an.

Mein Blick fiel auf das große, königliche Bett aus schwerem, dunklem Holz an der gegenüberliegenden Wand. Das Bett war unberührt. Wenn der Herr kaum nach Hause kam, wie sollte er dann merken, ob das Bettbezug geändert wurde?

Ich verdrehte die Augen und ging auf den Balkon zu. Ich öffnete die Tür und trat hinaus. Die Luft war erfrischend kühl und betäubte für einen Moment meine Sinne. Ich atmete tief ein. Ich mochte es nicht zugeben, aber ich hatte durchaus Heimweh. Meine verrückte Mitbewohnerin musste sicherlich schon durchgedreht sein... Vorausgesetzt die Uhr drehte sich weiter?

Ich runzelte die Stirn. Es war merkwürdig drüber nachzudenken. Während hier die Zeit voranschreitet, müsste es in der Zukunft nicht anders sein, oder?

Aber was war, wenn ich genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich verschwunden war, wiederkehrte? Dann müsste eigentlich keine Zeit vergangen sein.

Gott... Mein Kopf pochte bei der komplizierten Betrachtung von Raum und Zeit. Ich sollte vielleicht mehr über die Relativitätstheorie lesen - vielleicht würde ich etwas Nützliches erfahren. Vielleicht gab es eine Art Krümmung in der Zeit, die mich hergebracht hatte.

„Ella?"

Ich schrak auf und drehte mich blitzschnell um. Marie stand am Türrahmen zum Balkon.

„Gott, hast du mich erschreckt.", keuchte ich und hielt mir eine Hand über meine plötzlich so enge Brust.

„Mathilda ruft dich. Der Hausherr wird in Kürze heimkommen. Sie möchte, dass du dich sofort in die Küche begibst."

Ich hob überrascht die Augenbrauen.

Der Hausherr würde kommen?

*~*~*~*~*~*~*~*

Tatsächlich!

Es war kaum zu glauben! Er war am späten Nachmittag mit einer Kutsche vor dem Tor eingetroffen. Jeder im Haus wurde sofort hellhörig und war mit einem Schlag völlig beschäftigt. Selbst Rosalie, die Ruhe in Person, schien aufgeregt.

Auch ich wäre von den Socken gefallen - wenn es mich im Geringsten interessiert hätte.

Bei seiner Ankunft gingen alle raus auf den Flur, um ihn zu begrüßen.

Aber wer musste als einzige in der Küche bleiben?

Richtig.

Ich.

Ich bekam den ach so berühmten Herrn des Hauses als einzige nicht zu Gesicht.

"Wieso nicht?", fragte ich verwirrt. Nicht, dass ich ihn unbedingt kennenlernen wollte. Aber ich war auch etwas neugierig.

"Er mag keine Fremden im Haus.", erklärte Mathilda und drückte mich auf einen Stuhl. "Ich werde ihm erst von dir erzählen. Er kann sehr... eigen sein."

Das hätte ich mir schon fast denken können.

"Wenn du ihm direkt unter die Augen trittst, ist es möglich, dass er dich ohne viel Zögern aus dem Anwesen wirft."

Ich seufzte ungeduldig und nickte, woraufhin sie mich in der Küche alleine ließ. Aber ich konnte nicht stillsitzen. Ich lief unruhig in der Küche auf und ab, während die Minuten verstrichen. Wie viel Zeit schließlich vergangen war, wusste ich nicht, als Mathilda endlich in die Küche kam.

Ich sah sie fragend mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Und?"

Sie sah mir nicht in die Augen, sondern trat direkt an den Herd.

"Mathilda, was hat er gesagt?", fragte ich nachdrücklich und stellte mich direkt neben sie.

Sie sah mich überrascht an, als hätte sie mich völlig vergessen. "Ach, Mäuschen. Der Herr wollte in Frieden gelassen werden und gab uns Anweisungen für das Abendessen. Er wird heute Abend Gäste erwarten."

"Du hast also noch nicht mit ihm gesprochen?"

Sie schüttelte entschuldigend den Kopf. „Es war kein guter Zeitpunkt dafür."

Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen und sah ihr beim Kochen zu. Nicht, dass ich den Herrn unbedingt kennenlernen wollte. Aber dass ich mich nun weiterhin verstecken sollte, machte mich unruhig.

Bei Sonnenuntergang trafen wie angekündigt die Gäste ein. Ich bekam davon auch nur mit, weil die anderen wie wild hin und her liefen, um den Wünschen der Gäste entgegenzukommen. Ich saß währenddessen alleine in der Küche und begann auf Mathildas Anweisung hin das Reis von Kieselsteinen zu trennen. Ich wusste nicht einmal, dass Steine im Sack voll Reis sein konnten - und noch dazu, dass diese so schwer zu unterscheiden waren.

Lautes Gelächter und Musik drangen an mein Ohr, während ich im Kerzenlicht saß. Die Herrschaften hatten wohl großen Spaß. Jedenfalls hatte ich das Haus bisher nie so laut und belebt erlebt.

Die Tatsache, dass keiner der Angestellten in die Küche kam, zeigte nur zu gut, wie beschäftigt sie waren. Nur hin und wieder stürmte Hilde oder Rosalie rein, um Wein aus dem Keller oder Feuerholz aus dem Hinterhof zu holen.

Als Marie das schmutzige Geschirr in die Küche brachte und sich an den Abwasch machte, legte ich den Sack voll Reis zur Seite und half ihr. Dabei ergriff ich meine Chance Fragen zu stellen.

„Sag mal.", kam ich nach kurzer Stille zu Wort, „Wie ist der Hausherr für ein Mensch?"

Marie hielt inne in der Bewegung, aber überlegte auch nicht lang. „Kalt.", war das Erste, was ihr in den Sinn kam.

Es überraschte mich nicht sonderlich. Ich brauchte den Typen nicht einmal kennenzulernen, um zu wissen, dass ich gerne auf seine Bekanntschaft verzichten wollte.

„Er ist sehr distanziert,", fuhr sie fort, „und einschüchternd. Er spricht häufig in knappen Sätzen, aber nur weil er allein mit seinem Blick schon Befehle erteilen kann... Er hat so einen Blick drauf, sag ich dir, puuuuuhhh." Sie stieß vielsagend die Luft aus.

Ich schluckte schwer.

„Aber er ist ständig am Arbeiten, deshalb ist er eigentlich kaum zu Hause – zu unserem Glück. Oft bleibt er über Wochen weg, keiner weiß wo er sich herumtreibt. Es würde mich nicht wundern, wenn er ein Bett auf der Arbeit hat."

„So nach dem Motto Zeit ist Geld? Direkt nach dem Aufstehen anfangen zu arbeiten."

Sie schmunzelte und zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich."

„Und sonst so?", hakte ich nach.

Sie überlegte kurz. „Er mag es überhaupt nicht, wenn man respektlos ist. Du solltest ihn niemals widersprechen oder ins Wort fallen."

„Darf man dem überhaupt in die Augen sehen?", fragte ich sarkastisch.

Ihr Mundwinkel zuckte wieder amüsiert. „Lass das auch lieber sein – sicher ist sicher."

Ich musste lachen, aber dennoch bekam ich eine Gänsehaut, als mich das Gefühl beschlich, dass da vielleicht doch etwas dran sein könnte.

"Wird er eigentlich auch handgreiflich?"

"Handgreiflich? Ach, du meinst, ob er uns auch schlägt?", fragte sie überrascht, "Nein. Auf keinen Fall. Ich würde behaupten, dass er ein Gentleman ist. Ich habe noch nie miterlebt, wie er einer Dame gegenüber, die Stimme erhoben hat."

Oh. Nun gut, dann hatte ich ihn mir doch etwas anders vorgestellt.

„Meine Tante meint, das Leben war nicht immer leicht für die Kurts. Sie mussten sich alles hart erarbeiten. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber die Kurts standen schon öfter kurz vor dem Bankrott. Deshalb ist er wohl so, wie er eben ist."

Ich hob überrascht die Augenbrauen. Interessant.

„Du sprichst von den Kurts. Leben hier auch andere von der Familie?"

„Nein,", antwortete sie bestimmt, „es gibt nur noch den Hausherrn."

Aha.

„Umso besser für uns, oder?", sagte sie nonchalant, „Es reicht schon, dass wir einen strengen Hausherrn haben. Einen zweiten wünsche ich mir nicht unbedingt."

Ich wollte Marie noch so einige Fragen stellen, aber Hilde trat plötzlich ein und bat Marie um Hilfe beim Servieren. Diese ließ alles liegen und ging hinaus. Dann war ich wieder alleine in der Küche. Draußen begann es zu regnen. Die leisen Regentropfen prasselten auf die Fensterscheibe, während ich versuchte die Beschreibungen vom Hausherrn einsinken zu lassen.

Gedankenverloren wusch ich das Geschirr noch zu Ende ab, bevor ich mich wieder an meine ursprüngliche Arbeit setzte.

Als ich mit dem Aussortieren des Reises fertig war, trat ich auf den dunklen Flur. Dieser Gang befand sich hinter der Treppe, daher konnte ich mich hier frei bewegen, ohne zu befürchten entdeckt zu werden. Ich ging auf mein Zimmer und las im Kerzenlicht eins der Bücher, die ich aus dem Bücherregal im Salon entnommen hatte.

Ich merkte kaum, wie ich bei dem Lärm im Haus eingeschlafen war.

Als ich mitten in der Nacht aufwachte, brannte die Kerze auf meinem Nachttisch nicht mehr. Draußen im Flur war es völlig ruhig. Es war nur das Prasseln des Regens zu hören. Die Gäste müssten bereits gegangen sein. Wie spät es wohl sein mochte?

Völlig verschlafen setzte ich mich auf, weil ich schrecklichen Hunger verspürte. Ich hatte nichts mehr gegessen, seit der Hausherr im Anwesen angekommen war. Benommen rappelte ich mich auf, zog mir den Morgenmantel über und zündete die Kerze auf meinem Nachttisch mit einem Streichholz an. Dann ging ich mit ihr aus dem Zimmer. Auf Zehenspitzen lief ich den dunklen Flur entlang. Es war so still im Anwesen, dass man vermutlich eine Stecknadel fallen hören konnte.

Ich ging geradewegs auf die Küchentür zu und blieb im Kerzenlicht abrupt stehen, als eine dunkle Gestalt aus dem Wohnzimmer in die große Eingangshalle trat. Da ich von dem Treppengeländer zum Teil verdeckt wurde, bemerkte er mich nicht sofort. Ich überlegte kurz mich hinter der Treppe zu verstecken, aber mit der Kerze in der Hand hätte ich ihm im dunklen Flur auch direkt zurufen können, dass ich hier war.

Nachdem er die Tür hinter sich schloss, hob er den Kopf und entdeckte mich.

Mir stockte der Atem als sich unsere Blicke trafen. Seine dunkel blauen Augen musterten mich einen Moment. Er war einen ganzen Kopf größer als ich und trug sogar zu dieser späten Uhrzeit einen perfekt anliegenden dunklen Anzug. Sein volles, schwarzes Haar war ordentlich nach hinten gekämmt und umrahmten sein kantiges Gesicht. Seine Miene war hart. Das war das einzige Wort, das mir einfiel um es zu beschreiben. Ich wusste nicht, ob es das Kerzenlicht war, dass all seine Merkmale im Gesicht betonten, aber es raubte mir schier den Atem, wie gutaussehend er war. Seine hohen Wangenknochen und die breite Stirn wirkten wie aus Marmor. Er war glattrasiert und hatte seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Bei meinem Anblick zog er die tiefliegenden, dichten Augenbrauen zusammen. Aus jeder seiner Poren versprühte er eine Aura von Macht, Dominanz und Autorität.

Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er so jung war. Vermutlich war er gerade mal 30 Jahre alt. Als die anderen vom Hausherrn gesprochen hatten, habe ich unweigerlich an einen alten Knacker gedacht, der griesgrämig und einschüchternd war.

Nun... einschüchternd das war er ohne Zweifel.

„Wer bist du?" Seine Stimme war tief und kühl. Die Frage war knapp und fordernd. Er sah mich mit seinen dunklen Augen durchdringend an, als würde er versuchen mich mental an Ort und Stelle zu erwürgen. Ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln, daher antwortete ich nicht sofort. Auf mein Zögern hin trat er einen Schritt näher. Er schien kein Warten zu dulden.

Ich hob mein Kinn und öffnete gerade meinen Mund zur Antwort, als sich hinter mir die Tür zur Küche öffnete und ein leises Keuchen zu hören war. „Oh, Mr. Kurt, mein Herr, Sie sind noch wach?"

Mathilda stellte sich neben mich und verbeugte sich mit einem Knicks vor ihm. Mich schockierte der Anblick, wie Mathilda, die selbst vielleicht 50 oder 60 Jahre alt war, sich vor einem jungen Mann verbeugen musste.

„Sie arbeiten sicherlich noch.", antwortete sie selbst auf ihre Frage und packte mich am Ellbogen, „Wir waren gerade dabei die Küche aufzuräumen -."

„Mathilda.", unterbrach er sie, „Ich möchte auf der Stelle erfahren, wer dieses Mädchen ist." Er zeigte mit einem knappen Kopfnicken auf mich. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mich wie ein ungezogenes kleines Kind fühlte, das zur Rechenschaft gezogen wurde. Aber ich belehrte mich des Besseren und hielt lieber den Mund, als ich mich an Maries Worte erinnerte.

„Ihr Name ist Ella, mein Herr. Ella Blanc."

„Seit wann ist sie hier?"

„Seit knapp einer Woche, mein Herr."

„Und warum ist sie hier?"

„Ich brauche eine weitere Hilfe im Haus, mein Herr. Ich werde langsam alt und merke, dass ich vieles nicht mehr alleine bewältige.", log sie.

„Warum ausgerechnet sie?", fuhr er ungehindert fort. Ich ignorierte die Tatsache, dass sie über mich sprachen, als wäre ich nicht anwesend. Auch, wenn es mir tierisch auf die Nerven ging.

„Ella ist gut, wirklich gut und schnell, mein Herr. Sie werden zufrieden sein mit ihrer Arbeit, das versichere ich Ihnen.", sagte sie nachdrücklich. Ich musste mich daran erinnern, Mathilda später in eine feste Umarmung zu ziehen. Ihre lieben Worte ließen mich weich werden.

Er zog die Augen zu Schlitzen zusammen und musterte mich dann von Kopf bis Fuß. Unter seinem durchdringenden Blick erstarrte ich förmlich.

„Wo hast du sie hergefunden?"

Ich runzelte die Stirn über die Frage. Worauf wollte er hinaus?

„Wie meinen Sie, mein Herr?", fragte auch Mathilda verunsichert.

Er sah sie mit einem ernsten Blick an, bei dem selbst ich eine Gänsehaut bekam, dabei waren seine Augen nicht mal auf mich gerichtet. „Seit wann lassen wir Zigeuner ins Haus?", fragte er schließlich nach einer halben Ewigkeit.

„Zigeuner?", schnappte ich auf und sah ihn fassungslos an.

Er ignorierte mich gekonnt. „Ich dulde nicht, dass ihr in meiner Abwesenheit das Haus als Treffpunkt für Bettler nutzt." Jetzt wird's persönlich!

„Wie bitte?", fragte ich entsetzt, „Wer soll hier ein Bettler sein? Ich?!"

Seine dunklen Augen wanderten langsam zu mir. „Ich kann mich nicht erinnern dich zum Reden aufgefordert zu haben.", sagte er mit kühler Stimme. Es fühlte sich an, als wäre die Temperatur im Flur um einige Grade gesunken. Nun verstand ich, was Marie meinte, als sie sagte, er sei kalt.

„Mein Herr, entschuldigen Sie ihr Benehmen. Sie ist nur etwas verwi-."

„Schmeißt sie wieder raus.", war sein knapper Befehl und faltete seine Arme hinter dem Rücken. Mir stockte der Atem bei seinem scharfen Ton, der mit Leichtigkeit einen Felsbrocken zerteilt hätte.

Ich sah ihn mit großen Augen an.

Das war es also? So einfach war es mich rauszuschmeißen?!

Mathilda war gleichermaßen sprachlos. Es herrschte vollkommene Stille im Flur.

Der Herr wartete mit einer steinharten Miene. Seine Haltung duldete keine Widerworte.

Mir war klar, dass ich keine Chance hatte. Ich musste ihn davon überzeugen mich hier aufzunehmen, sonst hatte ich sehr bald kein Dach über dem Kopf. Egal, wie sehr es meinen Stolz kränkte kleinbeizugeben. „Ich versichere Ihnen, dass ich weder eine Bettlerin noch eine Zigeunerin bin. Ganz im Gegenteil, ich habe durchaus Kompetenzen und komme aus einer annehmbaren Familie."

Ich versuchte so förmlich wie möglich zu klingen und so zu sprechen, wie sie es taten.

„Nun denn?", sagte er und zog eine Augenbraue hoch, „Weshalb bist du dann hier?"

„Sie ist meine Nichte.", kam Mathilda dazwischen. Mr. Kurt und ich sahen gleichzeitig überrascht zu Mathilda, die mit gesenktem Kopf dastand. Was hatte sie gesagt? Es herrschte eine sehr lange, unangenehme Stille. Die Stille machte mich ganz unruhig, denn in dem Gesicht von Mr Kurt konnte man nichts lesen. Es war schier unmöglich zu sagen, was er dachte. Völlig starr stand er da, als wäre er aus Stein.

„Noch eine von deinen Nichten, Mathilda?", fragte er schließlich.

Sie nickte. „Sie ist die Tochter meiner Schwester." Wie flüssig sie log! Die unschuldige Mathilda log doch tatsächlich ihren Hausherrn an - für mich.

Es herrschte wieder Stille. Eine seeeehr lange Stille. Gott, weshalb sagte denn niemand etwas? Ich wünschte, ich hätte es mir nicht gewünscht, denn plötzlich zeigte er auf die Tür zum Wohnzimmer zu seiner linken. „Wenn dem so ist, würde ich gerne unter vier Augen mit deiner Nichte sprechen, Mathilda."

Mir gefror das Blut zu Eis. WAS?

Ich sah erschrocken zu Mathilda, die mir einen vielsagenden Blick zu warf, bevor sie dem Herrn zunickte. Mr Kurt machte daraufhin die Tür auf und gab mir mit einer Handbewegung den Vortritt. Ich versuchte mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen und trat mit der Kerze in der Hand ins dunkle Wohnzimmer. Kam es mir so vor, oder war es hier viel kälter als im Flur?

„Nun.", sagte die noch viel kältere Stimme hinter mir und schloss die Tür wieder, nachdem er eingetreten ist. Ich drehte mich zu ihm um und zwang mich ihm in die Augen zu schauen. Zeig dem Raubtier keine Schwäche, Ella!

„Wer bist du wirklich?"

Ich erstarrte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich stand da und glotzte ihn an. Mir fehlten regelrecht die Worte.

„Wie-?", kam es aus meinem Mund, aber er hob die Hand.

„Ich habe eine Frage gestellt und erwarte, dass sie beantwortet wird. Stell gefälligst keine Gegenfrage." Er hatte weder geschrien, noch seinen Ton verschärft. Dennoch erklangen seine Worte wie ein Hammerschlag in meinen Ohren.

Ich brauchte einen Moment, bis sich mein Herzschlag normalisierte. Ich hoffte, dass man im Kerzenlicht nicht sah, wie mir die Röte zu Kopf stieg. Okay, er konnte ein kleines bisschen einschüchternd sein. Aber nur ein kleines bisschen!

„Ich heiße Ella.", antwortete ich.

„Das weiß ich nun."

„Mehr kann ich Ihnen nicht verraten."

„Tatsächlich? Und weshalb nicht?"

Ich schluckte schwer. Was sollte ich bitte sagen? Ich komme aus der Zukunft!

Meine Stille deutete er jedenfalls falsch. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich von oben herab an. „Kann es vielleicht daran liegen, dass du eine Bettlerin bist? Ohne wirkliche Herkunft."

Ich blinzelte verwirrt. „Wie kommen Sie darauf?"

„Ich habe dich doch gesehen.", stieß er hervor.

„Ich verstehe nicht ganz-."

„Als du dich vor einigen Tagen vor meine Kutsche geworfen hast für ein paar Pfennige."

Ich riss die Augen weit auf, als ich seine Worte verstand. Er war das? Er war der arrogante Arsch, der in der Kutsche saß?

Oh Gott, was er wohl denken musste!

„Sie verstehen das falsch. Ich habe nicht-."

Er hob erneut die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich biss mir auf die Zunge, um mir einen bissigen Kommentar zu unterdrücken. Er beschimpfte mich gerade als Bettlerin und warf mir im Grunde vor, ich würde nur Geld wollen – und gab mir nicht einmal die Chance mich zu erklären! In mir brodelte es inzwischen. Am liebsten hätte ich ihm die Hand an Ort und Stelle gebrochen - ich war angehende Ärztin, ich wusste natürlich auch sie wieder zu richten.

„Ich möchte deine Ausreden nicht hören." Er holte aus seiner Hosentasche eine kleine Taschenuhr heraus, die er aufklappte. „Dafür habe ich bereits genug Zeit mit dir verschwendet."

Ich schluckte meinen Stolz hinunter. „Ich kann nicht zurück.", gestand ich nun leise. Es war nicht mehr als ein Flüstern. Seine Augen zuckten hoch und fixierten mich.

„Ich kann nicht dorthin zurück, von wo ich gekommen bin. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.", flüsterte ich.

Er stieß ungeduldig die Luft aus und sah mich unbekümmert an. Ihm war das vollkommen egal.

„Lassen Sie mich bitte hierbleiben.", stieß ich nachdrücklich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schluckte all meine Wut herunter, „Sie werden es nicht bereuen. Ich arbeite hart. Tag und Nacht. Hauptsache Sie schicken mich nicht weg. Ich würde... das vermutlich nicht überleben."

Er sah mich ausdruckslos an. War er überhaupt im Stande zu Mitgefühl? Schien jedenfalls nicht so. Einen langen Augenblick lang musterte er mich. Ich blieb seinem intensiven Blick stand und versuchte dadurch meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Aber er schnaubte nur verächtlich. „Mit Betteln kommt man bei mir nicht weit. Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es Hilfe zu erwarten ohne etwas dafür geleistet zu haben.", erwiderte er mit kalter Stimme. Hätte ich die Kerze nicht in den Händen, hätte ich sie zu Fäusten geballt. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt dermaßen erniedrigt wurde.

„Keine Sorge, ich-"

„Ich mache mir nie Sorgen.", erwiderte er trocken. Ich sah in sein emotionsloses Gesicht. Ich glaubte ihm auf Anhieb.

„In Ordnung.", stieß ich hervor. Meine Wangen brannten vor Scham. „Ich habe bereits verstanden. Ich würde niemals an einem Ort bleiben, an dem man mich nicht will. Deshalb werde ich gleich morgen von hier verschwinden und-"

„Aber wie es scheint, wirst du hier gewollt.", unterbrach er mich kühl. Überrascht sah ich ihn an, als er ergänzte: „Mathilda will dich so sehr, dass sie mich dafür anlügt."

Ich schluckte schwer und sah zu Boden. „Sie versucht mir nur zu helfen. Bitte, bestrafen Sie sie dafür nicht. Sie ist eine gute Frau."

Er starrte mich einen Moment wortlos an. Es war fast unmöglich ruhig zu bleiben, während er einen so ansah. Ich musste es mir verkneifen unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten. Die Stille, die immer entstand, wenn er nicht sofort antwortete, war absurderweise schrecklich einschüchternd. „Mathilda ist ein wichtiger Bestandteil dieses Hauses.", erwiderte er, „Und wenn sie meint, sie bräuchte noch ein Hausmädchen zur Hilfe, dann soll sie sie bekommen."

Was?

Ich blinzelte mehrmals, während ich versuchte seine Worte aufzufassen.

Von wo kam der plötzliche Sinneswandel?

„Ich werde dich auf ihren Wunsch hin hierbehalten.", schloss er schließlich. Mir fiel fast die Kinnlade herunter. Hatte ich richtig gehört? Ich durfte bleiben?

„Ich möchte dich aber zu keinem Zeitpunkt zu Gesicht bekommen, verstanden? Ich möchte nicht ständig erinnert werden, dass ich eine Zigeunerin reingelassen habe."

Ich biss die Zähne zusammen. Er war gut darin mich zu provozieren. Wie sollte jemand bei solchen Beleidigungen nur den Mund halten? Ich konnte es jedenfalls nicht!

„Ich betone sehr gerne nochmal, dass ich keine Zigeunerin oder Bettlerin bin."

„Wenn du so meinst.", antwortete er kühl.

Ich biss mir so hart die Zähne zusammen, dass mir der Kiefer schmerzte. Es fiel mir unglaublich schwer meinen Stolz runterschlucken, denn ich musste widerwillig einsehen, dass ich in diesem Spiel nicht die Oberhand hatte. Ich war ihm vollkommen untergeben.

Als ich keine Antwort gab, nickte er süffisant.

Halt bloß die Klappe, Ella, halt die Klappe!

„Und jetzt, verschwinde mir aus den Augen. Ich habe genug Zeit verschwendet. Und vergiss nicht, was ich gesagt habe. Ich hasse es mich zu wiederholen."

Ich nickte stumm und war im Begriff hinauszustürmen, bevor mir vor Wut die Tränen kamen, doch es fiel mir im letzten Moment ein, was Mathilda über die Umgangsformen gesagt hatte. Also knickste ich vor ihm, bevor ich das Wohnzimmer verließ. Im Flur angekommen, stieß ich die Luft aus, die ich unwissentlich angehalten hatte. Eine Träne lief mir die Wange hinab, die ich wütend wegwischte.

Nein.

Ich würde mich nicht von einem arroganten, herzlosen, ignoranten Neandertaler einschüchtern lassen!


*~*~*~*~*~*~*~*~*

*hebt ihr Kleid bis zu den Knien an und lässt die Knöchel kreisen*

Naaaaa?  *Zwinker*

Ich hoffe, du bist nicht allzu sehr eingeschüchtert von Nathan Kurt, wie Ella es ist. Aber keine Sorge ;) Sie wird mit geladener Frauen-Power zurückschlagen. Immerhin kommt sie aus der Zukunft!

Aber da die beiden nun unter dem selben Dach wohnen, kannst du dir denken, dass das erst der Anfang ihres langen Streits war.

Was kommt als nächstes? Bleib auf dem Laufenden!

Ich küsse Ihren Mantelsaum und verbleibe mit den besten Grüßen,

Miss Caffrey.

Pokračovat ve čtení

Mohlo by se ti líbit

105K 5.5K 37
Toni geht während einer Kreuzfahrt über Bord des Schiffes und erwacht, an der Seite von Killian, dem gut aussehenden Kronprinzen, in Atlantis. Da di...
796K 39.4K 48
1 Prinz - 35 ausgeloste Mädchen, die die Chance haben, ihn zu ihrem Ehemann zu machen und dazu noch in dem Palast des Königs von Illeá leben dürfen...
14.3K 1.8K 54
1601: "Die See ist nichts für Feiglinge!" - Lorena bekommt nichts geschenkt, aber das macht sie stark. Sie besitzt nichts, aber sie gewinnt alles. Al...
1.3M 68.3K 40
Akira Brookes ist ein blindes Werwolfsmädchen. Nach einem Angriff auf ihr Heimatrudel flieht sie zusammen mit ihrem Bruder Richtung Künste, wo sie...