Blood Shed (AFTER BLACK)

By Ambi63

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Eine junge Frau, die auf der Flucht ist, ein junger Mann, der eine Wette einlöst - beide treffen per Zufall... More

Vorwort
Teaser
Songliste + Collage
Songliste II + Collage
Prolog
01. Fate or Fortune
02. Asylum
03. Purgatory
04. Evil
05. Runaway
06. Bloody
07. Special Food
08. Blaze the trail
09. Curious
10. Crime-Scene
11. Solitude
12. Augury
13. Tricky
14. Marginal
15. Unveiling
16. Instantiate
17. Troubles
18. Lingerie
19. Edge
20. Heat
21. Speed
22. Party
23. Suspicion
24. Wet
25. Jealous
26. Honesty
27. 72 Hours
28. Exploring
29. Confrontation
30. Loch Ness
31. Slow Hands
32. Paris
33. Rugby Game
34. New York
35. North Alaska
36. Investigations
37. Road Trip
38. Back to the roots
39. Black Despair
40. Interrogation
41. Truth
42. Development
44.Illuminate
45. Duel
46. Training
47. All or nothing
48. Talk
49. First Blood
50. Pathway
Epilog
Thanks ♥♥♥

43. Autumn Storm

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By Ambi63


♪ The Unforgiven II - Metallica


Sienna


Es war ein Schock zu erfahren, dass Aiden mit Drogen dealte. Nachdem Louis ihn in Nialls Gegenwart vernommen hatte, bekam ich alles erzählt.

Aiden fühlte sich einsam, von der Familie ausgeschlossen. Das wussten wir nun und es würde sich bessern. Aber in der Vergangenheit hatte ihn dies so sehr gekränkt, dass er die Gesellschaft anderer vorzog. Leute, die deutlich älter waren als er.

Manche besuchten noch die Schule, andere hingegen nicht. Aiden geriet durch diese Jungs in schlechte Kreise. Er feierte Partys, trank Alkohol (nicht nur Bier, sondern auch harte Sachen), schwänzte die Schule und als man ihm schließlich versprach, dass er Geld verdienen und richtig dazugehören würde, war er Feuer und Flamme gewesen.

Er willigte ein.

Zuerst war es nur Marihuana, welches er vor der Schule verkaufte, dann kamen jedoch diverse Pillen hinzu, von denen Aiden nicht so genau wusste, was diese enthielten. Er bekam es irgendwann mit der Angst zu tun, als man ihm eine Menge Geld dafür gab. Vermutlich wurde ihm klar, dass das Zeug viel stärker war als Marihuana.

Und dann vergrub er es eines Tages.

Die Tatsache, dass die Drogen in unserem Garten unter der Erde herumlungerten, machte es nicht besser für uns. Einen Vorteil hatte das Ganze jedoch. Louis konnte ohne Probleme darauf zugreifen. Er grub alles eigenhändig aus, nachdem Aiden ihm die Stelle unter dem Ginsterbusch gezeigt hatte. Schlau wie unser Sohn war, hatte er einen Blätterhaufen darauf gelegt, sodass es nicht gleich auffiel, dass hier frisch gegraben wurde.

Anschließend beförderte man das Zeug in das Labor, um festzustellen, dass es sich bei besagten Pillen um Ecstasy handelte. Der Schock wurde größer, doch Louis hatte alles im Griff. Er heuerte jemanden an, der Undercover in der Szene ermitteln sollte, um herauszufinden, wer letztendlich am hinteren Ende der Schlange stand.

Es konnte nur die Mafia sein, aber es gab etliche Zwischenstationen, die bedient wurden und nicht immer führte die Spur zu einem Mafiamitglied. Wir wussten selbst, wie vorsichtig die Mafia in solchen Fällen agierte. Meistens traf es die Zwischenhändler, die dann im Knast saßen. An den Kern kam man eher selten heran, es sei denn man wurde Zeuge eines Mordes, wie es Niall vor langer Zeit ergangen war. Glücklicherweise blieb uns dies nun erspart.

Die Jungs, mit denen sich Aiden abgegeben hatte, waren in Dealerkreisen kleine Fische, wie Louis uns versicherte und sie saßen im Moment hinter Schloss und Riegel. Die Größeren, auf die man es abgesehen hatte, kannte nicht einmal Aidens Namen, würden diesen auch gar nicht wissen wollen, da sie jemand anderen als Verantwortlichen sahen. Das Glück war erneut auf unsere Seite, anderenfalls hätte die Gefahr bestanden, dass man Aiden aufgelauert hätte.

Während Louis' Team die Fühler in alle Richtungen ausstreckte, bekamen wir die Nestwärme unserer Familie und Freunde zu spüren.

Nachdem Aiden aus dem Krankenhaus entlassen worden war, besuchten Seth und Harvey ihn jeden zweiten Tag. Seth war Aidens Patenonkel und furchtbar geschockt über die Vorkommnisse. Er beschäftigte sich stundenlang mit unserem Sohn, schenkte ihm einen neuen Laptop und erklärte ihm diverse Funktionen von denen ich nicht im Entferntesten Ahnung hatte. Unser Sohn ging richtig darin auf.

Harvey hingegen verwöhnte Aiden mit seinen selbstgebackenen Torten. Jedes Mal brachte er eine andere Sorte in einer Tupperdose mit. Alles wurde von Aiden anstandslos verputzt. Er befand sich im Wachstum, deshalb blieb für uns nichts übrig.

Weiterhin konnte ich auf Gwenny, aber auch auf Alexander und Emilia, die Tochter der beiden, zählen. Aiden hatte Gwenny schon immer besonders gerne gemocht und er freute sich tierisch, als sie zu Besuch kam. Zu meiner großen Überraschung unterhielt er sich recht angeregt mit Emilia, für die er früher keinen Blick übrig gehabt hatte.

Seit Aiden aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war, zeigte er sich von einer anderen Seite. Der mürrische, launische Teenager verschwand zusehends. Nachdenklich war er schon immer gewesen, aber jetzt mutete er ein wenig erwachsener an, wenn er in Gedanken versunken auf dem Sofa oder Küchenstuhl saß.


Seine Genesung schritt stetig voran und die Zeiten in welcher er unter Schwindel, leichten Kopfschmerzen sowie Brechreiz litt, gehörten der Vergangenheit an. Jeden Tag dankte dich dem lieben Gott, dass er uns unseren Sohn gesund und ohne jegliche Beeinträchtigungen zurückgegeben hatte. Es hätte so viel schlimmer ausgehen können. Ich verzieh Aiden, dass er dermaßen über die Stränge geschlagen hatte, ich vergab ihm alles, denn ich war einfach nur glücklich, meinen Sohn gesund und einigermaßen munter um mich zu haben.

Das Leben war zu wertvoll, um mit Dingen zu hadern, die wir nicht ändern konnten. Aiden würde den richtigen Weg finden, davon war ich überzeugt.

Am schönsten war es mitanzusehen, wie gut er und Kieran sich verstanden. Wenn unser Ältester an den Wochenenden nach Hause kehrte, da kümmerte er sich total um Aiden. Sie schauten Fußball oder Rugby zusammen und verbrachten oftmals Zeit in Aidens Zimmer, wo sie sich unterhielten. Kieran liebte seinen kleinen Bruder seit dem Tag, als er geboren wurde. Das würde sich niemals ändern. Und zum Glück wusste Aiden nun, dass wir ihn ebenso liebten wie Kieran, dass es keinen Unterschied zwischen den beiden gab. Wir waren eine Familie, die zusammenhielt.

Heute würde Lennard vorbeikommen, Aidens bester Freund. Im Prinzip schaute Lennard jeden Tag vorbei, nur heute war er der einzige Besucher, was den beiden eine schöne Zeit garantierte. Sie konnten tun und lassen, was ihnen beliebte, ausgenommen körperliche Aktivtäten, denn Aiden durfte noch immer keinen Sport betreiben. Dies nahm er jedoch gelassen hin.

Während die beiden sich einen Film anschauten, bereitete ich die Lasagne zu. Das war Aidens Lieblingsessen und auch Lennard mochte es. Allerdings achtete ich darauf, dass beide nebenbei eine Portion Salat verdrückten, denn Lennard kämpfte noch immer mit seinen Pfunden. Er hatte aber bereits vier Kilo abgenommen und die T-Shirts schlotterten an ihm.

Die Art und Weise, wie er mit Aiden umging, die ließ jedoch mein Herz aufgehen. Wenn jemand den Titel 'bester Freund' für sich beanspruchen durfte, dann war das Lennard. Er würde Aiden niemals im Stich lassen und war immer für ihn da. Ich vertraute ihm und ich musste auch lernen, Aiden wieder zu vertrauen. Dass er keine Dummheiten anstellte und sich erneut in diesen schrecklichen Sumpf hineinziehen ließ.

Aus diesem Grund ließ ich die beiden am späten Nachmittag alleine. Niall war ebenfalls nicht da, da er beruflich zu tun hatte und Kieran hatte sich inzwischen wieder auf den Weg zur Akademie gemacht. Somit erfolgte nun die erste Feuertaufe. Ein leichtes Magengrummeln machte sich bemerkbar, als ich zur U-Bahn Station lief, um zu Briana zu fahren. Heute war Sonntag, sie hatte frei und wir wollten uns schon seit Ewigkeiten wieder einmal zu einem Plausch unter Frauen treffen.

Es war halb fünf, als ich dort eintraf. Die Sonne blinzelte mir leicht entgegen und kreierte somit einen wunderschönen Herbsttag.

„Hey, Sienna, schön dass du da bist", wurde ich durch Briana begrüßt, die in der geöffneten Haustür stand.

„Ja, ich freue mich auch, dass es geklappt hat", erwiderte ich und schickte mich an, meine Freundin zu umarmen.

„Wie geht es Aiden?", lautete ihre erste Frage, nachdem ich meine Jacke ausgezogen und an der Garderobe aufgehängt hatte.

„Jeden Tag ein bisschen besser. Er wird schon wieder frech und bestimmt den Speiseplan", antwortete ich lachend. „Im Moment ist Lennard bei ihm, ich hoffe, sie stellen nichts an."

„Ich glaube, Aiden hat im Augenblick genug von solchen extravaganten Dingen", meinte Briana.

Wir setzten uns in die gemütliche Küche, tranken Tee und redeten über die Dinge, die uns am Herzen lagen. Auch Briana war heute alleine zu Hause, ihr Lebensgefährte war beruflich verreist und somit hatte sie Zeit ohne Ende. Wir genossen das Beisammensein, über Dinge zu philosophieren, die uns gerade in den Sinn kamen.

„Ich soll dir etwas von Louis ausrichten, also Niall und dir", sagte Briana plötzlich und stellte ihre Teetasse ab.

Sofort wurde ich hellhörig „Ja, was denn?"

„Dass er auf einer sehr heißen Spur ist."

„Oh." Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Bezieht sich das auf die Drogendealer?"

„Das tut es absolut. Mehr darf ich leider nicht sagen."

Nickend griff ich nach meiner Tasse, ich wusste, dass man uns nicht mit näheren Informationen füttern durfte. Aber der Satz, dass Louis auf einer heißen Spur sei, gab mir Hoffnung. Ich war mir ziemlich sicher, dass man die Verantwortlichen schnappen und ihnen die gerechte Strafe aufbürden würde.

„Ich dachte immer, es würde irgendwann ein Ende nehmen", erklärte ich leicht frustriert.

„Sienna, das mit den Drogen nimmt nie ein Ende. Wenn ein Dealer verschwindet, dann steht der nächste auf der Matte, aber man kann es eindämmen, ihnen weniger Chancen geben, das Zeug zu verkaufen. Zumindest in bestimmten Regionen. In Südamerika ist das sicher nicht möglich."

„Ich bin so froh, dass Aiden kein Ecstasy genommen hat", entfuhr es mir.

„Oh ja, das sind wir alle. Und mal ehrlich, mit fünfzehn hast du nicht wirklich den Durchblick, was du dir und anderen damit antust, wenn du es verkaufst."

„Louis hat ihm eine Dokumentation gezeigt über Leute, die süchtig sind."

„Ich weiß, er hat vorher mit mir darüber gesprochen, wie ich dazu stehe. Immerhin bin ich selbst Mutter und habe einen Sohn großgezogen."

Der Stolz in ihrer Stimme war nicht zu überhören, was mich ein wenig schmunzeln ließ. Manchmal wünschte ich mir, dass Freddie und Kieran nochmal vier und sechs Jahre alt sein sollten. Obwohl wir damals in Barrow lebten und mit weitaus schlimmeren Dingen als Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatte, war das Leben in mancher Hinsicht einfacher gewesen. Das Bauen einer Schneeburg im Wohnzimmer war im Vergleich zu dem, was Kieran und auch Freddie später angestellt hatten, ein Klacks. Bei der Erinnerung daran musste ich prompt grinsen.

„Wie heißt es doch so schön? Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen", sinnierte ich, worauf Briana laut lachte. „Du hast ja so Recht, Sienna. Mein Sohn ist derzeit arbeitslos aber weißt du was? Ich bin froh, dass er nicht mehr für die SUN diesen Schund schreiben muss. Er kann weitaus mehr."

„Davon bin ich überzeugt."

In der nächsten Sekunde klingelte es an der Haustür, womit unsere Konversation unterbrochen wurde. Die Redewendung 'Wenn man vom Teufel spricht' traf in diesem Moment vollkommen zu, denn es war Freddie, der seiner Mutter einen Besuch abstattete. Er begrüßte auch mich überschwänglich und gesellte sich zu uns an den Tisch.

„Mum, ich muss dir was sagen."

Diesen Satz kannte ich nur zu gut. Er konnte Gutes, aber auch Schlechtes bedeuten. In Freddies Fall erwiesen sich die Neuigkeiten jedoch als bombastisch.

„Ich habe einen Job, Mum!", posaunte er hinaus.

„Echt? Oh mein Gott, das ist toll!" Briana umarmte ihren Sohn euphorisch und ich sagte: „Ich gratuliere dir herzlich, Freddie. Darf man erfahren wo?"

„Na klar. Bei einem sehr renommierten Magazin, dem BRITAIN."

„Oh Gott, Freddie, das ist klasse!" Briana kriegte sich gar nicht mehr ein aber auch ich freute mich immens.

Dieses Magazin berichtete über Hotels, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und diverse andere Dinge, in England, Schottland, Wales und Irland. Es fungierte beinahe als eine Art Reiseführer, nur, dass es stets auf dem neuesten Stand war. Niall und ich hatten dadurch schon mehrere gute Hotels für unsere Wochenendtrips gefunden.

„Da kann ich ein bisschen herumreisen aber ich werde tolle Locations zu sehen bekommen und es ist nicht gefährlich. Ist das nicht spitze? Und sie zahlen mir ein ordentliches Gehalt. Ach, ich kann es kaum erwarten, meinen ersten Einsatz zu bekommen."

Freddie so glücklich zu sehen gab mir Wärme und Glücksgefühle. Er hatte es so sehr verdient, einen anständigen Job zu verrichten, der seinen Fähigkeiten entsprach.

„Seit wann weißt du es?", erkundigte sich Briana.

„Seit einer Stunde. Ich habe eine E-Mail bekommen und morgen einen Termin, um den Vertrag zu unterzeichnen. Eigentlich wollte ich es Kieran persönlich sagen aber der Sack ist ja schon wieder weg."

Breit grinste mich Freddie an, sodass ich lachen musste. „Ja, er ist schon wieder auf dem Weg zur Akademie. Die Ausbildung ist anstrengend aber das wird er dir sicher bereits erzählt haben."

„Oh ja, und auch, dass er seinen Chefausbilder abgöttisch liebt."

Freddies Sarkasmus stand dem von Kieran in nichts nach. Vermutlich verstanden sie sich deshalb so gut. Grinsend erhob sich Brianas Sohn und als seine Mutter ihn anschaute, da sagte er nur: „Ich will euch nicht länger stören, Ladies. Außerdem muss ich den Plan meines Lebens angehen, der verglichen mit der Jobsuche um einiges schwerer umzusetzen sein wird."

„Wie lautet der Plan?", fragte Briana neugierig und auch ich war ganz Ohr, als er redete.

„Lorena zurückzugewinnen."

„Oh, da hast du dir allerhand vorgenommen. Gehe es bitte langsam an, Freddie. Frauen mögen es nicht, wenn man mit der Tür ins Haus fällt."

Seufzend zog Freddie seine Jacke über.

„Hast du sonst noch irgendwelche hilfreichen Tipps auf Lager, Mum?"

„Lade sie in ihr Lieblingsrestaurant zum Essen ein und sage, dass du einfach nur mit ihr reden willst, mehr nicht."

„Vielleicht sollte ich das tun. Alternativ könnte ich sie auch in einen Black Room einladen, oder?"

Für eine Sekunde blieb mir fast das Herz stehen, doch dann fiel mir ein, dass er über Kierans Ausflug in diese Gemächer Bescheid wusste. Langsam beruhigte sich meine Atmung wieder und kurz darauf verließ Freddie das Haus.

„Meine Güte, mein Sohn hat echt Nerven", platzte Briana heraus.

„Oh ja, ich dachte schon er spielt auf Niall und mich an."

„Ach was, das war eindeutig auf Kieran gemünzt, woher sollte er denn über dich und Niall Bescheid wissen?"

Geschäftig begann sie den Tisch abzuräumen, wobei ich ihr zur Hand ging.

„Apropos Essen", begann ich, „ich hätte jetzt echt Hunger. Wollen wir noch ein Restaurant besuchen? Meine Männer zuhause sind mit Lasagne versorgt aber wie ich sie kenne, haben sie nichts übrig gelassen."

„Von mir aus gerne, was hältst du vom Chinesen?", lautete Brianas Antwort.

„Einverstanden."

Wir ließen Brianas Auto vor der Tür stehen und nahmen die U-Bahn in die Innenstadt, da es dort erheblich an Parkmöglichkeiten mangelte. Zudem sahen wir nicht ein, die Gebühr für Fahrzeuge zu entrichten, die fällig wurde, sobald man sich in der inneren Stadtzone befand. Das U-Bahn Netz in London zählte zu den besten der Welt. Von dort aus würde ich auch bequem nach Hause gelangen, selbst wenn es später werden sollte.


Ich schickte noch eine kurze Nachricht an Niall, dass es mit Briana zum Essen gegangen sei, damit er sich keine Sorgen machte. Zurück kam ein „Viel Vergnügen und bis später, Kuss Niall", was ich lächelnd zur Kenntnis nahm. Er war einfach ein Schatz. Nach all den Jahren war unsere Liebe noch immer zugegen. Sie war gefestigt, hatte sie doch so manchen Sturm überstanden.

Nachdem der Kellner uns einen Platz zugewiesen hatte, schauten wir in die Speisekarte und gaben anschließend die Bestellung auf. Das Essen am Nachbartisch roch himmlisch und sah zudem lecker aus. Automatisch begann mein Magen zu knurren, was Briana mit einem Lachen quittierte. Überhaupt war sie nach Freddies Besuch bester Laune, was durchaus verständlich war.

„Weißt du, Sienna, ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass mein Sohn wieder mit Lorena zusammen käme", lauteten ihre Worte an mich. „Sie ist eine nette junge Frau, fast wie eine Tochter für mich."

Wehmütig blickte ich zu meiner Freundin. „Das kann ich so gut verstehen, denn wir wollen alle das Beste für unsere Söhne, oder?"

Als Briana nickte, da dachte ich an Kieran. Ich wusste um seine Faszination bezüglich Anastasia. Schon als kleiner Junge hatte er sie angebetet und verehrt. In seinen Augen hatte ich es stets gesehen. Sie bedeutete ihm etwas, mehr noch, er war in sie verliebt.

„Woran denkst du, Sienna?", holte mich Brianas Stimme aus den tiefen Gedanken.

„An Kieran und Anastasia", erwiderte ich ehrlich. „Ich weiß, dass er sie liebt aber ich möchte gar nicht wissen, was alles während der Zeit geschehen ist, als er ihr zur Seite stand."

Sanft streichelte Briana über meine Hand. „Das ist vorbei, Sienna. Sie ist fort und er kennt ihren Aufenthaltsort nicht. Wenn Louis es nicht möchte, wird er diesen auch nie erfahren, glaube mir das."

„Und wenn er es ihm eines Tages doch sagen wird?"

Briana drückte meine Hand, als sie sprach: „Dann tut er es, weil die Zeit reif dafür ist."

Was immer sie damit meinte, für mich war es noch immer ein schwerer Schlag, dass ausgerechnet Kieran den Kontakt zu einer Angehörigen der russischen Mafia präferierte, mehr noch, dass ihm diese junge Frau vermutlich alles bedeutete. Kieran war schon immer auf Abenteuer aus gewesen, eindeutig besaß er meine negativen Gene, doch auch von Niall hatte er so Einiges geerbt. Seine Sturheit aber auch seine Zielstrebigkeit, welche jedoch auch den Drang alles wissen zu wollen beinhaltete.

Ich machte mir Sorgen, dass er niemals die richtige Frau finden würde. Dabei wünschte sich eine Mutter nichts mehr für ihren Sohn.

Durch das gute Essen abgelenkt, welches der Kellner nun servierte, sprangen meine Gedanken nicht weiter umher. Briana und ich genossen den Abend beim Chinesen und verabschiedeten uns gegen neun Uhr mit dem Versprechen, uns bald wieder zu treffen.

Da sie in eine vollkommen andere Richtung gehen musste, trennten sich unsere Wege direkt vor dem Restaurant. Die U-Bahn Station der Linie, die ich benutzen musste, lag rechts oben, Briana hingegen bog nach links unten ab. An der Haltestelle Baker Street war an diesem Abend noch jede Menge los und ich wartete nur wenige Minuten, ehe der Zug der Metropolitan Line eintraf. Die Bahn war noch gut halbvoll, als sie losfuhr, leerte sich aber von Station zu Station mehr.

Als ich schließlich an der Haltestelle Harrow on the hill ausstieg, waren es nur eine Handvoll Fahrgäste, die gemeinsam mit mir den Weg nach draußen antraten. Schnell verstreuten sich alle in sämtlichen Richtungen und ich ging alleine weiter.

Der Wind blies um meine Nase, er war kühl und ließ mich frösteln. Deutlich spürte man den aufkommenden Herbststurm, dessen dichte schwarze Wolken den Mond verdeckten. Der Weg zu unserem Haus betrug nur zehn Minuten und ich hatte eigentlich niemals Angst im Dunkeln zu laufen. Aber gerade jetzt machte sich ein komisches Gefühl in meiner Magengegend breit. Für einen Moment blieb ich stehen, um mich umzuschauen. Niemand folgte mir, weit und breit war keine Menschenseele in Sicht. Und doch kam es mir so vor, als ob mich jemand beobachtete.

Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab und lief ich zur nächsten Straßenkreuzung.

Ehe ich diese erreichte, geschah es.

Eine Gestalt trat aus einem dunklen Hausgang.

Alles spielte ich innerhalb von Sekunden ab. Eine Hand legte sich auf meinen Mund und ich wurde hinter eine Steinmauer gezerrt. Mein Herz raste, mein Atem ging so heftig, dass ich glaube, ohnmächtig zu werden und meine Knie zitterten wie Espenlaub.

Rau erklang eine Stimme in meinen Ohren. „Wenn du mir versprichst, nicht zu schreien, dann nehme ich meine Hand von deinem Mund."

Mit Tränen in den Augen nickte ich und die Fassungslosigkeit ergriff vollends von mir Besitz, als ich seinen Namen in die Dunkelheit hauchte. Einen Namen, den ich seit Ewigkeiten zu vergessen versuchte.

„Nicholas."

____________________

Bähm! Einer meiner Lieblingscliffhanger, das muss ich ehrlich gestehen.

Ach, ich liebe es, wenn die Kapitel so harmlos anfangen, zwischendurch mal lustig werden und der Hammer zum Schluss kommt. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und seid bereit für das was noch kommt.

Was glaubt ihr, will Nicholas von Sienna?

Ich danke euch ganz herzlich für die vielen tollen Kommentare, Votes und dass ihr überhaupt noch lest. In diesem Kapitel sieht man wieder, wie eng Black & Blood miteinander verbunden sind.

Das nächste Update kommt am 04.08.2017, wie gewöhnlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag.

LG, Ambi xxx


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