Ella - Die Stille nach dem St...

By sibelcaffrey

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"Du kannst versuchen es zu leugnen, dich zu widersetzen und mich von dir fern zu halten. Ich werde aber nicht... More

1. In der Zeit gefangen
2. Der Herr des Hauses
3. Retterin in der Not
4. Die neue Krankenschwester
5. Tatsächlich Zigeunerin?
6. Schlaflose Nacht
7. Gebrochen - Teil 1
8. Gebrochen - Teil 2
9. Der leise Held
10. Der Ball
11. Nass im Regen
12. Der Brief an die Öffentlichkeit
13. Der Verehrer
14. Mi Casa Es Su Casa - Teil 1
15. Mi Casa Es Su Casa - Teil 2
16. Erschwerungen
17. Im Mondschein
18. Rendez-vous mit dem guten Freund
19. provokative Provokation
20. Nathan Kurt
21. Der Kampf - Teil 1
22. Der Kampf - Teil 2
23. Heimweh Teil 1
24. Heimweh Teil 2
25. Wie Du mir, so ich Dir
26. Neues kommt, Altes geht
27. Unerwartete Gäste
28. Du und ich
29. Alles findet seinen Platz
30. Wettlauf gegen die Zeit
31. Alles oder Nichts
32. Schicksal
33. Das Erwachen
34. Prinzipien, welche?
35. Die Zeit rückt näher
36. Liebe, der Zeit zum Trotz
37. Blick in die Zukunft (ENDE)
Epilog
FORTSETZUNG

Prolog

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By sibelcaffrey

Es regnete in Stürmen auf mich hinab. Was war geschehen?

Benommen öffnete ich die Augen. Ich lag mit dem Rücken auf dem kalten, harten Asphalt. Hände und Beine waren ausgestreckt. Es war dunkel auf der Straße. Wie betäubt lag ich einen Moment völlig regungslos da.

Was war geschehen? 

Die Frage drehte sich in meinem Kopf.

Ich versuchte mich zu erinnern, aber das Einzige, was mir in den Sinn kam, war ein lauter Knall und helles Licht.

Moment.

Ich war gerade auf dem Weg nach Hause gewesen. Ich kam aus dem Krankenhaus, hatte eine Spätschicht hinter mir. Ich war eben aus dem Bus gestiegen.

Und dann?

Es war ein Blitz eingeschlagen.

Ich schluckte schwer und blickte auf die Laterne zu meiner Rechten, in der kein Licht brannte.

War der Blitz in die Laterne gekracht?

Die Wucht muss mich von meinen Beinen gerissen haben. Mit einem Stöhnen richtete ich mich auf. Meine Gliedmaßen völlig steif, als läge ich hier schon Stunden. Mein Kopf brummte und ich hatte ein lautes Piepen in den Ohren. Verwirrt sah ich mich um. Es war stockfinster in der Straße. Der Blitz muss einen Stromausfall ausgelöst haben. Mit zusammengebissenen Zähnen stand ich auf.

Wo war meine Handtasche?

Ich beugte mich vor und versuchte in der Dunkelheit und im stürmischen Regen etwas zu erkennen. Aber ich stolperte und hielt mich an der Laterne fest. Ich musste eine Gehirnerschütterung erlitten haben, vermutete ich. Besser ich ließ meine Mitbewohnerin, Jannika, nach der Tasche suchen. Sie würde zu Hause sein und könnte mir die Tür öffnen. Mit wackeligen Beinen lief ich die Straße entlang. Völlig verwirrt sah ich mir die Häuser an.

Lag es an der Dunkelheit oder sahen die Häuser völlig fremd aus? War ich vorhin an der richtigen Haltestelle ausgestiegen?

Gott, mir pochte der Schädel!

Aber wieso sah die Straße so anders aus? Hatten wir schon immer Pflastersteine auf der Straße gehabt?

Das wäre mir doch aufgefallen.

Mir ging es nicht gut.

Angestrengt warf ich einen Fuß nach den anderen. Ich war völlig außer Atem, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich lehnte mich gegen eine Mauer und versuchte mit ganzer Kraft nicht vornüberzufallen, als meine Knie drohten einzuknicken.

Was war nur mit mir passiert?

Ich hielt mich an einem Tor fest, als ich es nicht länger aushielt. Meine Beine gaben nach und ich sank schweratmend hinab auf den nassen Boden. Mit verzweifelter, letzter Kraft hob ich meinen schweren Arm und klopfte schwach gegen das Tor.

Hilfe...

Irgendjemand...

War denn niemand da?...

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, während ich so zusammengekauert saß, als plötzlich von der anderen Seite des Tors Schritte und Gemurmel zu hören waren. Einen kurzen Augenblick später wurde das Tor einen Spalt geöffnet.

Benommen sah ich in die Gesichter von völlig Fremden. Sie wirkten wie gottgesandte Engel für mich. Sie sahen mich schockiert an.

„Um Gottes Willen!", hörte ich eine alte Dame keuchen, die aus dem Tor hinaustrat. Ich musste mich sehr anstrengen, um ihren Worten zu folgen. Wegen des lauten Dröhnens in meinen Ohren, schien ihre Stimme wie von sehr weitem zu kommen. „Schnell Peter, hilf mir das kleine Mädchen reinzutragen."

„Mathilda!", keuchte der alte Mann fassungslos auf, der hinter ihr stand, „Was ist, wenn der Hausherr davon erfährt?"

„Er ist jetzt nicht da.", widersprach sie und hielt mich an den Schultern, um mir aufzuhelfen, „Außerdem können wir das arme Ding nicht draußen erfrieren lassen. Sie holt sich hier noch den Tod."

„Sieh dir doch an, was sie anhat! Das kann nur eine Bettlerin sein."

Mir fiel fassungslos der Mund auf. Wie bitte?! Die Hose war von Zara und die Bluse von Mango! Ich sah an mir herab und merkte, dass der Regen meine Bluse praktisch durchsichtig gemacht hatte. Sofort schlug ich die Arme um meine Mitte. Gott, war das peinlich.

„Das war Rosalie zu einer Zeit auch gewesen, Peter! Also hab jetzt keine Vorurteile, ja? Nun hilf mir doch mit dem Mädchen!"

Ich fand meine Stimme nicht, um etwas zu sagen. Dankbar über die Hilfsbereitschaft der alten Dame, ließ ich mir von ihr auf die Beine ziehen. Völlig wackelig setzte ich einen Fuß nach dem anderen.

Was war nur mit mir geschehen?

Ich war so sehr darauf konzentriert nicht umzukippen beim Gehen, dass mir der Innenhof gar nicht richtig aufgefallen war. Erst als die alte Dame eine knarzende, alte Tür öffnete und ich plötzlich von Wärme umgeben war, blickte ich auf. Verwirrte sah ich mich um. Wir waren in einer Küche. Einer sehr sehr alten, aber großen Küche. Mit einem hölzernen Esstisch in der Mitte des Raums und einem Kamin, in dem Feuer brannte. Der alte Mann zog einen Stuhl heran, auf dem ich abgesetzt wurde.

„Ich mach dir schnell eine warme Tasse Tee, ja?", sagte die Dame sanft.

Ich sah sie völlig perplex an, als hätte sie mich auf einer anderen Sprache angesprochen. Es fühlte sich alles so surreal an - und doch war es Wirklichkeit. Die Wärme des Feuers auf meiner Haut. Die nassen Klamotten, die an meinem Körper klebten. Die Erschöpfung, die mich träge machte.

Zittrig holte ich tief Luft. Ich musste unbedingt Jannika anrufen. Sie musste mich unbedingt abholen.

„Meine Tasche.", krächzte ich hervor. Ich erkannte kaum meine eigene Stimme. Wieso klang sie so, als hätte ich jahrelang nicht gesprochen?

„Oh!", machte die Dame, „Siehst du Peter, die Kleine hatte eine Tasche bei sich! Von wegen Bettlerin. Kannst du draußen schnell nachsehen?"

Ich hörte ein Murmeln und dann wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Einen Moment war es völlig still im Raum. Die Tante war damit beschäftigt einen Tee vorzubereiten, während ich mich umsah. Irgendwie wirkte die Küche, als wäre sie aus einem antiken Museum entnommen. Alle Schranktüren waren aus einem dunklen Eichenholz mit Knopfgriffen. Der Wasserhahn kam direkt aus der Wand mit nur einem rostigen Drehrad. Eine offene Tür zeigte das Innere eines Lagerraums. Kein Kühlschrank, kein Ofen.

Als die Tante mir gerade die Tasse Tee überreichte, trat der Onkel wieder in die Küche und schüttelte den Kopf. „Keine Tasche dort draußen."

Die Tante schlug sich fassungslos auf die Schenkel. „Na siehste! Die Kleine wurde bestimmt ausgeraubt!"

„Nun,", sagte der Onkel in einem fiel sanfteren Ton, „das würde auch erklären, warum sie halbnackt herumläuft. Das arme Ding!"

Halbnackt? Sofort zupfte ich die nasse Bluse von meiner Haut, aber als sie immer wieder an mir klebte, schlug ich mir die Arme wieder um die Mitte.

Der Onkel nahm eine Decke aus einem Korb und legte sie mir über die Schulter.

„Wie heißt du denn, Mädchen?", wollte er nun wissen.

„Ella."

„Kannst du dich erinnern, was passiert ist?", fragte er.

Wie benommen schüttelte ich den Kopf. Ich nahm mir den Moment und betrachtete ihn etwas genauer. Er hatte eine große Nase und eine Halbglatze, die im Licht des Kaminfeuers schimmerte. Sein dichter, weißer Schnauzer bewegte sich lustig, wenn er sprach. Er musste weit über 70 Jahre alt sein. Seine Frau schien etwas jünger, war aber auch im Großeltern-Alter. Sie hatte süße Locken, die sie unter einem Tuch versteckte. Sie hatte warme, braune Augen, die mich herzlich musterten.

Ich hatte keine von beiden jemals zuvor gesehen.

„Könnte...", ich räusperte mich, als meine Stimme versagte, „Könnte ich vielleicht ein Telefon haben?"

„Ein Telefon?", fragte die Tante, die wohl Mathilda hieß.

„Ja. Ich würde gerne meine Freundin anrufen."

Mathilda sah mich überrascht an. „Wir sind nicht gestattet das Telefon vom Hausherrn zu benutzen, Mäuschen."

Hausherr? Was sind das für Begriffe?

„Es ist aber sehr dringend.", beharrte ich, „Meine Freundin könnte mich mit ihrem Auto abholen."

Mathilda sah verwirrt zu Peter und schlug sich wieder auf die Schenkel, was wohl ein Zeichen des Entsetzens war. „Gott, das Mäuschen muss ja völlig verwirrt und mitgenommen sein. Sie redet schon wirres Zeug."

Ich brauchte einen Moment um zu verarbeiten, was hier vor sich ging. „Also?"

Peter zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, was du meinst, Mädchen. Aber wir können gerne einen Brief ausschicken, wenn du möchtest."

„Einen Brief?", fragte ich verwirrt. Das würde ja Tage dauern, bis der ankäme. Ich schüttelte entschieden den Kopf. Dann müsste ich eben zu Fuß nach Hause gehen. „Könnten Sie mir vielleicht sagen wie weit es zur Hannover Sraße ist?"

Mathilda lachte auf. „Nicht sehr weit, Mäuschen. Du befindest dich in der besagten Straße."

Ich runzelte die Stirn. Also war ich doch an der richtigen Haltestelle ausgestiegen. Aber wieso kam mir die ganze Straße dann so fremd vor? Was ging hier vor sich? „Ich habe Sie nie zuvor hier in der Gegend gesehen.", gestand ich zögerlich und fing an, an meinem Verstand zu zweifeln, „Leben Sie hier schon lange?"

„Aber ja doch!", stieß Mathilda hervor, „Seit über 40 Jahren! Wir haben schon den Eltern des jetzigen Hausherrn treu gedient."

„Hausherrn?", fragte ich nun.

„Ja, Mr. Kurt. Nathan Gabriel Kurt." Noch nie gehört. Wer sollte das sein?

„Fühlst du dich nicht gut, Mäuschen? Du siehst so blass aus."

„Ich... Ich weiß nicht."

„Du bleibst besser über Nacht."

Als ich Anstalten machte zu widersprechen, hob sie bestimmt die Hand, „Du siehst nicht gut aus. Ich würde dich bei dem Sturm sicherlich nicht gehen lassen. Also komm."

Sie nahm mir die Tasse von der Hand und half mir aus dem Stuhl. „Ich bringe dich auf ein Gästezimmer."

Benommen und völlig neben der Spur ließ ich mich von ihr mit sich zerren. Wir traten aus dem Zimmer. Es war stockfinster im Flur und sehr kühl. Ich schlang mir die Decke fester um die Mitte. Was als nächstes geschah, ließ mich um meinen Verstand zweifeln. Sie betätigte keinen Lichtschalter. Sie holte doch tatsächlich eine Öllampe hervor und zündete es mit einem Streichholz an. Ich war für einen Moment wie erstarrt, als das Licht der Kerze den Rest des Flurs beleuchtete. Die Decke war sehr hoch. Auf dem Boden war ein alter, aber recht schön gemusterter Teppich ausgerollt. Der Flur knüpfte direkt an eine Eingangshalle, wo eine breite Treppe in das obere Stockwerk führte. Die Eingangstür war groß und aus massivem Holz. Wir waren jedoch nicht aus dieser Tür reingekommen. Wie es schien hatten wir eine Seitentür direkt in die Küche genutzt. Innerlich schüttelte ich fassungslos den Kopf. Das Haus war mehr ein altmodisches Anwesen, als ein normales Familienhaus. Dieses Haus wäre mir in unserer Straße doch aufgefallen! Wie betäubt ließ ich mich von Mathilda den Flur entlangführen. Der Flur war nicht breit, aber lang. Sie öffnete eine Tür und führte mich in ein enges Zimmer. Keine Bilder, kein Teppich, kein Schreibtisch. Es gab nur ein Bett und ein Kleiderschrank in diesem Zimmer.

Sie setzte mich auf das Bett ab, das unter meinem Gewicht quietschte, und begann in dem Kleiderschrank nach einem Nachthemd für mich zu suchen. Das Fenster mit den zugezogenen Klappen erinnerte mich an die alten Fachwerkhäuser, die man von früher kannte.

Ich saß währenddessen wie erstarrt da und dachte nach. Das konnte doch nicht sein!

Entweder ich hatte den Verstand verloren oder mir wurde hier ein ganz schlimmer Streich gespielt. Die Art wie hier dekoriert wurde, lässt vielmehr auf das 20. Jahrhundert schließen. Ich schluckte schwer bei dem Gedanken. Nein. Ich verwarf den Gedanken schnell wieder. So ein Blödsinn. Wie sollte so etwas möglich sein? Ich konnte doch nicht durch die Zeit gereist sein!

„Mathilda?"

„Ja, Mäuschen?", fragte Mathilda, die nach wie vor im Schrank kramte.

„Welches Datum haben wir heute?"

„Den 30. Oktober."

„Welches Jahr?"

„Ach Jesus, was ist das denn für eine Frage.", lachte sie auf, „1882 natürlich."

~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Ich verbeuge mich vor Ihnen, meine Damen und Herren, und werfe meinen nichtexistierenden Schleier nach Ihnen und küsse Ihre Fingerspitzen, während ich zu Knie falle!

xD Spaß bei Seite!

Danke, dass Du meine Story interessant genug fandest um es auch zu lesen :3 

Ich hoffe, Dir hat es bis hierher gefallen und würdest eine Bewertung da lassen! Natürlich werde ich versuchen regelmäßig Kapitel hochzuladen. Es kommen noch sehr interessante Dinge auf Ella zu ;) Und es ist immer schön zu wissen, dass sie bei ihrem Abenteuer nicht alleine ist. 

Ich verbleibe mit besten Grüßen, meine Hoheiten! Gepriesen seid Ihr!

Miss Caffrey (aka die Autorin)


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