Das Gift in ihrer Seele

By Stereotaube

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Vor 35 Jahren sollte alles seinen Anfang nehmen, als aus Asche und Feuer ein mächtiger Dämon geboren wurde. F... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27

Kapitel 10

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By Stereotaube


Gelangweilt starrte Aiko an die Decke ihres Zeltes. Seit Tagen hatte sie nichts anderes mehr gesehen und sie vermutete, dass genau dies der Grund war, warum sie nicht mehr schlafen konnte. Sie bekam kaum Besuch. Nicht einmal mehr Naraku ließ sich bei ihr blicken. Nur selten kam ein Diener zu ihr herein oder der Arzt um ihre Wunden zu untersuchen.

Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Sie konnte nicht länger untätig liegen blieben. Sie schüttelte ihre Decke ab und stand auf. Im Nachthemd und ohne Schuhe trat sie in die Nacht hinaus. Der Stoff ihres Zeltes fühlte sich kühl unter ihren Fingern an. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass der Sommer sich dem Ende neigte und bald der kalte, trostlose Winter beginnen würde.

Sie sah nach oben und erblickte einen sternklaren Himmel. Ein voller, perfekter Mond schenkte der Erde sein leuchten, sodass sie sogar einen Schatten auf die Zeltwand hinter ihr warf. Eine frische Brise wehte ihr durch die Haare und ließ sie frösteln. Sie sah sich vorsichtig um, peinlichst darauf bedacht nicht gesehen zu werden. Sie atmete tief durch und setzte sich in Bewegung um die Kälte loszuwerden. Ihre Schritte schienen ihr viel zu laut angesichts der völligen Stille des Lagers. Ihr Herz schlug wunderbar schnell und das Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie tat etwas Verbotenes! Und sie liebte es. Sie schlich so leise wie möglich an den dicht gelegenen Zelten vorbei, auf dem Weg nach draußen. Sie durfte sich nicht sehen lassen. Keiner durfte sie im Nachthemd, Verletzt und ohne Schuhe sehen. Sie kam an einem erloschenen Lagerfeuer vorbei. Es glühte noch in seinem Inneren, als man es notdürftig mit etwas Erde gelöscht hatte. Wütend sammelte Aiko ihrerseits etwas Schmutz vom Boden und ergoss es großzügig über die Stelle. Hatten sie denn nicht schon genug Feuer gehabt? Wenn all das hier auch noch verbrannte, hatten sie rein gar nichts mehr. Sie würden nicht mal den Winter überleben.

Sie zuckte zusammen, als sie dumpfe Schritte hinter einigen Zelten hörte. Schnell suchte sie sich ein Versteck und hockte sich hin. Darauf hoffend, dass man sie in der Dunkelheit nicht erkennen würde. Ihr Atem strich sanft über ihre nackte Haut. Ihren Herzschlag konnte sie an ihren Händen spüren. Sie lugte vorsichtig um die Ecke.

Eine Wache!

Sie presste die Lippen aufeinander, ihre Augen waren riesig, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können. Ein Breitschultriger Mann kam in ihr Sichtfeld. Er musste gehört haben, wie sie sich an dem Feuer zu schaffen gemacht hatte. Er hielt genau auf die Stelle zu und hockte sich vor das erloschene Lagerfeuer. Er schien die Veränderung bemerkt zu haben und sah sich misstrauisch um.

Schnell zog sie Aiko hinter der Wand zurück und hielt den Atem an.

Zu ihrem Glück schien die Wache andere Dinge im Kopf zu haben. Kurze Zeit später hörte sie wie sich die Schritte entfernten und sie atmete auf. Ein leichtes Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit und sie schlich weiter.

Je weiter sie ging, desto enger standen die Zelte beieinander und desto schwieriger wurde es für sie unbemerkt an ihnen vorbei zu schlüpfen. Als sie fast draußen war und auf dem letzten Meter doch noch irgendetwas Zerbrechliches umstieß, nahm sie die Beine in die Hand.

Sie rannte mitten durch die Dunkelheit und der kalte Wind ließ ihr Nachthemd und ihre Haare wehen. Er strich ihr übers Gesicht, ihre Arme und ihre Beine. Ihr Atem ging immer schneller und schon nach viel zu wenigen Metern sagte ihr Körper ihr, sie solle langsamer Laufen. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr ihre Verletzung ihrem Körper zusetzte. Doch sie hörte nicht auf. Sie rannte, wenn auch in einem etwas langsameren Tempo, den Hügel hinauf, bis sie wieder Gras unter den Füßen spüren konnte. Es war nass vom Tau und so lang, dass sie beinahe stolperte, aber das war ihr egal. Sie liebte dieses Gefühl und wollte es nie wieder in ihrem Leben missen wollen.

Nach Atem ringend blieb sie an einem Geländer stehen, wo sie sonst immer die Pferde angebunden hatten. Sie lehnte sich dagegen und wartete ab, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Sie drehte sich um und sah grinsend auf ihr Lager hinab. Vereinzelt flackerten Lichter zwischen den Zelten auf. Wahrscheinlich die Lichter der Wachen, vermutete sie. Ihr Herz schlug ihr noch immer gegen die Brust, aber das störte sie nicht. Denn das erste Mal seit Tagen, fühlte sie den Schmerz in ihrem Auge nicht. Sie konnte nicht anders als ununterbrochen zu Lächeln. Endlich war er weg. Und bald würde sie ihr Kampftraining beginnen. Vielleicht war doch nicht alles so schlecht.

Sie sah erschrocken zur Seite, als sie einen Lichtblitz von dort wahrnahm. Entdeckte jedoch niemanden. Verwundet sah sie sich um. Ein einzelner Lichtpunkt tanzte durch ihr Gesichtsfeld. Bald gesellte sich auch ein zweiter dazu. Und ein dritter.

Sie streckte die Hand aus und versuchte einen von ihnen zu berühren. Doch bevor sie ihn erreichen konnte, verschwand das kleine Licht. Aikos Hand zuckte zurück, doch schon bald erschien ein anderes Licht, nur wenige Zentimeter neben ihrer Hand, das das alte ersetzte. Immer mehr Lichtpunkte erschienen in der Nacht und bald schien es, als stünde sie inmitten der Sterne. Sie breitete die Arme aus und entfernte sich vom Geländer. Sie atmete tief durch und begann sich langsam zu drehen.

Unter ihren Füßen spürte sie das Taunasse Gras, bis zu ihren Knöcheln. Sowohl ihr Nachthemd, als auch ihre Haare wirbelten ein wenig in der Luft. Auf ihrem Gesicht hatte sich ein Strahlen abgezeichnet. Sie war umgeben von unzähligen Glühwürmchen, die immer wieder auf blinkten und wieder verschwanden. Wie das Flackern der Sterne selbst. Sie konnte keinen Unterschied mehr zwischen Erde und Himmel machen. Sie atmete die frische Nachtluft ein und lachte. Der Wind zerzause ihr Haar noch weiter und verschaffte ihr eine Gänsehaut. Sie ließ sich auf den Boden fallen und landete weich im Gras. Ihr ganzer Rücken wurde nass, doch das machte ihr nichts. Sie starrte nach Oben und betrachtete die Sterne. Sie funkelten wie tausend Seelen auf einem Fleck.

Ob da die Götter wohnen? , fragte sie sich unwillkürlich. Das funkeln der Sterne fand sich in ihrem Auge wieder, das in der Dunkelheit fast schwarz wirkte. Sie sah das riesige Silberflies vor sich, die unzähligen Sternzeichen, die sich in ihm verbargen. Der Mond strahlte unendlich hell auf die Erde und blendete sie beinahe. In diesem Moment hätte die Welt nicht schöner für sie sein können. All das Schlechte war vergessen. All die Dämonen auf der Welt, all das Böse. In diesem Moment gab es nur Aiko und die Sterne. Einer von ihnen schien plötzlich zu Boden zu fallen. Er war nur noch als weißer Strich zu erkennen, der unglaublich schnell verglühte. Eine Sternschnuppe. Aiko schloss die Augen und wünschte sich etwas. Etwas, das sie sich mehr wünschte, als alles andere. Ihre Augen hielt sie dabei geschlossen und lauschte den Grillen und dem Wind, der die Blätter der Bäume sanft im Wind schaukelte.

Sie merkte erst wie lange sie auf der Erde gelegen hatte, als sie die ersten Vögel zwitschern hörte. Sie erhob sich mühselig auf die steifen Beine. Sie streckte sich ausgiebig und sah in den Himmel. Er war deutlich heller geworden. Die Sterne waren nur noch vereinzelt zu sehen. Auch das Leuchten des Mondes hatte abgenommen. Sie musste eingeschlafen sein.

Als sie sich umdrehte, kehrte das strahlen noch einmal auf ihre Züge zurück. Der Himmel hatte sich rot verfärbt. Er schien zu brennen, in seinen rot, gelb, orange und Blautönen.

Sie setzte sich in Bewegung und lehnte sich an das Geländer.

Die Sonne hatte noch nicht die Kraft sie zu blenden. Sie war ein wunderschöner, kirschroter Feuerball am Horizont. Sie färbte die Wolken um sie herum in tiefes Rot und Orange. Der Rest des Himmels war in ein sanftes helles Blau getunkt.

Die Sonne stieg langsam den Himmel hinauf, wurde dabei immer heller und verdrängte das Rot aus dem Horizont.

Die Glühwürmchen waren inzwischen verschwunden und auch die Sterne waren nirgends mehr zu erkennen.

Aiko stand noch immer am Geländer gelehnt da und ließ die Seele baumeln. Sie wollte sich über keine schrecklichen Dinge Gedanken machen. Wollte sich nicht an all die Dinge erinnern, die geschehen waren.

Die Strahlen der Sonne wärmten ihr Gesicht und brachten es zum Leuchten. Der Wind hatte aufgefrischt und fuhr sanft durch ihr Haar. Sie strich es sich hinters Ohr und schloss die Augen.

„Was machst du da?" erklang eine vertraute Stimme hinter ihr. Sie drehte sich nicht um, öffnete jedoch das Auge und sah weiter geradeaus.

„Ich sehe mir den Sonnenaufgang an." Ihre Stimme war fast ein Flüstern. Es war so lange still um sie herum gewesen, dass ihr die lauten Stimmen unpassend vorkamen.

„Mehr nicht?" Sie schmunzelte, als sie Narakus verwunderte Frage hörte.

„Nein. Mehr nicht."

       

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