Sensing Souls

By Karooo8

260K 21.8K 3.5K

π–π’πž 𝐞𝐧𝐭𝐀𝐨𝐦𝐦𝐭 𝐦𝐚𝐧 𝐞𝐒𝐧𝐞𝐦 π’πœπ‘π’πŸπŸ 𝐯𝐨π₯π₯𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐟𝐚𝐧𝐠𝐞𝐧𝐞𝐫 π’πžπžπ₯𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧... More

Bevor die Reise losgeht...
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Epilog
Nachwort und Danksagung

Kapitel 7

7.7K 675 78
By Karooo8


Mein Körper war schlapp, die Müdigkeit machte sich in allen Gliedern breit. Nur meine Augen und mein Bewusstsein konnten sich einfach nicht überwinden, endlich schlafen zu gehen. Sie hatten mir eine kleine Kabine frei gemacht, die nicht mal halb so groß war wie die Küche bei Lero, gerade noch hatte ich Platz, um mich auf die provisorische Matratze zu legen. Meine Finger gruben sich verkrampft in die dünne Decke, die immer noch unter mir lag, obwohl ich zitterte. Ich wollte wieder zurück. Das alles hätte nie – niemals – passieren dürfen. Und doch war ich nun hier, auf einem Schiff ausschließlich mit Männern aus Erilos. Wer wusste schon, was sie bereits alles in ihrem Leben getan hatten? Wahrscheinlich waren die meisten hier kaltblütige Mörder. Und ich lag durch eine dünne Holzwand getrennt neben ihnen. Meilenweit entfernt von meinem Zuhause, das ich in diesem Moment mehr vermisste als je zuvor. Ich vermisste mein Bett, den Ausblick, die Menschen – ich vermisste Lero. Er musste krank sein vor Sorge. Ich hoffte, dass die Leute ihm beistanden, ihn unterstützten und ihn nicht in seiner Trauer alleine ließen. Wenn ich mir schon vorstellte, wie schrecklich er sich gefühlt haben musste, als er mein Verschwinden bemerkt hatte ... eigentlich wollte ich gar nicht erst daran denken.

Nach dem äußerst netten Gespräch mit dem Boss, wie Argos ihn nannte, hatte ich mit keinem der Männer mehr Kontakt gehabt. Nur ihre neugierigen Blicke hatten mich verfolgt, als ich vom Kapitän höchstpersönlich nach unten geführt wurde, wo er mir das tolle Klo gezeigt und mir erklärt hatte, wo ich mich waschen konnte. Danach hatte ich mich in meiner Kajüte verkrochen und war für den Rest des Tages auch nicht mehr herausgekommen.

Einerseits hatte ich Angst, einfach in Ruhe einzuschlafen, schließlich bestand immer noch die Gefahr, dass irgendeiner von ihnen eine unschöne Mordaktion durchziehen würde. Doch gleichzeitig war mir klar, dass sie bereits die Chance dazu gehabt hätten, mich zu töten, diese aber nicht genutzt hatten.

Ich seufzte schwer, als ich einsah, dass ich hier nicht wieder wegkam. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Ich konnte mich verschwommen daran erinnern, wie einer der Männer etwas über Ahlobar erwähnt hatte. Und dass es Wochen dauern würde, bis wir dort ankämen. Wochen. Ich wusste, dass das Land westlich von Iskarús lag, aber ich hatte nie darüber nachgedacht, wie lange es dauern konnte, von einer Küste zur anderen zu kommen. Es war alles so ein verfluchtes Schlamassel.

Ich setzte mich auf, fuhr mir mehrmals durchs Haar und schüttelte energisch den Kopf. Ich musste mich zusammenreißen. Ich durfte bloß keine Schwäche zeigen. Denn ich wollte überleben. Ich musste überleben. Und die einzige Möglichkeit das zu tun, war, sich zu beweisen. Zu zeigen, dass ich nicht nutzlos war.

»Ich muss hier raus ...«, murmelte ich überfordert von den letzten Stunden, bevor ich mich erhob und die Tür aufschloss. Niemals würde ich sofort einschlafen können, vor allem nicht mit dem unübersichtlichen Haufen an Gedanken, die meinen Kopf erobert hatten. Also entschied ich mich, aufs Deck zu gehen und ein wenig frische Luft zu schnappen. Vielleicht würde sich der Knoten in der Nähe meines Herzens dann etwas verflüchtigen - dass er sich gänzlich lösen würde, glaubte ich nicht. Zuhause hatte ich mich in solchen Situationen immer ans offene Fenster gestellt. Aufs Deck zu gehen, war fast das Gleiche.

Meine Schritte möglichst leise haltend, um ja keinen der Männer aufzuwecken, lief ich nach oben und nahm zunächst einmal einen tiefen Atemzug. Es war kalt, doch ich schenkte dem keine Aufmerksamkeit, nur darauf bedacht, ein wenig mehr Freiraum spüren zu können. Es war mir auch egal, ob es vielleicht irgendwelche Regeln gab, die besagten, dass man nachts seine Kajüte nur unter bestimmen Umständen verlassen durfte. Über Regeln hatte ich mit dem Kapitän noch nicht gesprochen und solange mich niemand dabei erwischte, wie ich etwas Verbotenes tat, tat ich es quasi gar nicht.

Langsam, den Blick nach oben zu den Sternen gerichtet, lief ich zur Reling und lehnte mich schließlich an. In Iskarús und insbesondere in Jirus war der Himmel nachts oft sehr klar. Doch nichts war zu vergleichen mit dem Anblick, der sich mir in diesem Moment bot. Es war atemberaubend. Die Menschen in meinem Dorf glaubten daran, dass die Sterne uns mehr über uns selbst verraten konnten. Mehr, als wir auch so schon wussten. Sie sagten, dass sie in der Lage waren, uns den richtigen Weg zu weisen und uns bei unseren Entscheidungen zu unterstützen.

Ich wusste nicht, was es war. Die Schwere, die ich verspürte, die plötzliche Hoffnungslosigkeit, die mich befallen hatte oder ob es die Sterne waren, die mir rein gar nichts sagten. Die mir nicht halfen und mir auch nichts Neues verrieten. Aber ich weinte. Die Tränen liefen unaufhörlich und unnachgiebig über meine Wangen, bevor sie sich einen Weg bis zu meinem Kinn suchten und schließlich mein Gesicht verließen. Und keine dieser Tränen würde je wiederkommen. Ob mich wohl dasselbe erwartete?

»Auf der Suche nach einem neuen Schlafplatz?«

Nur mit größter Mühe konnte ich gerade noch einen Aufschrei zurückhalten. Meine Hand legte sich angespannt auf meine Brust und hektisch drehte ich mich um. Durch den Schrecken stoppte selbst mein Tränenfluss, nur die Nässe auf meinem Gesicht blieb.

Zunächst war ich nur in der Lage, die Umrisse eines Mannes zu erkennen, seine Identität dank der Nacht verborgen. Doch als er näher kam, konnte ich seine Gesichtszüge besser ausmachen. Es war Keon. Wenn ich ehrlich war, durchströmte mich Erleichterung bei dieser Feststellung. Aus irgendeinem Grund war ich überzeugt davon, dass er mir nichts antun würde. Er hatte etwas ... ich wusste auch nicht genau, wie ich es beschreiben sollte – etwas Anständiges an sich. Aber vielleicht war das auch einfach nur schrecklich naiv von mir, so zu denken.

»Sozusagen«, antwortete ich mit noch gedämpfter Stimme vom Weinen. Er ließ seinen Blick über mich wandern und bemerkte mit Sicherheit, dass ich immer noch dieselben Sachen trug wie zuvor. Das hätte er sich jedoch auch denken können, denn leider hatte ich nicht daran gedacht, meinen Kleiderschrank mitzunehmen. Mein Fehler.

Zögernd, als würde er mit Widerspruch meinerseits rechnen, trat er zu mir an die Reling und stützte sich mit seinen Unterarmen ab. Seinen Blick hatte er auf die Weite des Meeres, welches im Licht des Mondes glänzte, gerichtet.

Ohne ihn aus den Augen zu lassen, drehte auch ich mich wieder um. Was tat er hier? Hatte ich ihn geweckt? »Anscheinend haben wir wohl beide ein Problem mit unserem derzeitigen Schlafplatz ...«, fügte ich dann hinzu, als er nichts mehr sagte und einfach nur dastand. Ich konnte es nicht wirklich erkennen, aber ich hatte das Gefühl, dass sich ein kleines, unscheinbares Lächeln auf seine Lippen gelegt hatte.

»Also...wie genau bist du hier gelandet?«, fragte er mich und ging nicht mehr auf meine Aussage ein. Allerdings warf er mir einen kurzen, interessierten Blick zu, bevor ich seufzend meinen Hinterkopf zu ihm drehte und auf die Verletzung deutete, die immer noch schmerzte.

»Ich bin nicht freiwillig hier, wenn das deine Frage ist.« Ich zuckte mit den Schultern. Obwohl es mir egal sein sollte, ob er mir glaubte oder nicht, wollte ich nicht, dass er mich für eine Lügnerin hielt. Denn das war ich schließlich auch nicht. »Es ist einfach... na ja, etwas schiefgelaufen.« Als daraufhin sein leises Lachen ertönte, sah ich überrascht auf. »Was? Glaubst du mir nicht?«

»Doch, ich finde es einfach bemerkenswert, dass du das alles so gefasst aufnimmst.« Im ersten Moment glaubte ich, dass er mich damit aufziehen wollte, da er mich offensichtlich beim Weinen erwischt hatte, aber in seiner Stimme schwang kein Hohn und auch kein Sarkasmus mit. Er meinte es ernst.

»Tja, ist nicht das erste Mal, dass etwas in meinem Leben schiefläuft«, entgegnete ich und schmunzelte halbherzig. Als jedoch keine Antwort von ihm kam und ich mich zu ihm drehte, erkannte ich, dass sich ein Schatten über sein Gesicht gelegt hatte. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Gerade noch war er mir so entspannt und ausgelassen erschienen. Oder hatten meine Worte ihn an sein eigenes Leben erinnert? Das erschien mir plausibel, immerhin musste er ja irgendwie auf diesem Schiff gelandet sein. Wäre ich Keon irgendwo auf der Straße begegnet, hätte ich nie im Leben vermutet, dass er ein Straftäter war. Vor allem keiner aus Erilos. Bei Argos dagegen wäre es vielleicht anders gewesen. Wie viel das Aussehen eines Menschen doch ausmachen konnte – irgendwie auch traurig, wenn ich so darüber nachdachte.

Eine Zeit lang blieb es still zwischen uns, doch es war gar nicht so unangenehm wie ich gedacht hatte. Im Gegenteil: Ich fühlte mich wohler, als ich es sollte. Die Tatsache, dass ich keine Angst vor ihm hatte und seine Anwesenheit sogar als angenehm empfand, ließ mich für einen Moment stutzen. Doch noch bevor ich dem mehr Bedeutung zuschreiben konnte, ertönte ein leises Seufzen.

»Du solltest schlafen gehen.« Es hörte sich nicht an wie ein Befehl, eher wie ein Vorschlag. Ein gutgemeinter Rat.

»Manchmal kann etwas so Simples wie Schlafen ziemlich schwer sein.« Ich hatte das Gefühl, dass sich nun so viel ändern würde. Dass ich viele Ansichten verwerfen und meine Einstellung zu einigen Dingen überdenken würde. Vor allem konnte ich den Gedanken daran, dass ich mich verändern würde, einfach nicht abschütteln. Denn ich wusste nicht, ob ich das für etwas Gutes oder für etwas Schlechtes hielt.

»Das verstehe ich besser, als du dir vorstellen kannst«, erwiderte Keon. Seine Stimme erinnerte mich an einen leichten Sommerwind. An das Gefühl, wenn man sich mit der Spitze einer Feder über die Haut strich. So gesehen war es eigentlich schade, dass wir mehr geschwiegen als gesprochen hatten. Aber auch für die Stille war ich sehr dankbar.

Ich drehte mich zu ihm und bemerkte, dass er mich bereits ansah. An dem Ausdruck seines Gesichts konnte ich nicht wirklich ablesen, was er dachte oder fühlte. Nur die Sanftheit in seinem Blick war nicht zu übersehen. Und als ich schon das Gefühl bekam, mich in seinen Augen, deren Farbe ich in der Dunkelheit der Nacht nicht zuordnen konnte, zu verlieren, drehte ich mich wieder weg. Ich musste wirklich wieder ins Bett und einen erneuten Versuch starten, dem Land der Träume einen Besucht abzustatten.

Also wandte ich mich um und lief einige Schritte, bis ich wieder stehen blieb. »Kommst du nicht mit? Du solltest auch schlafen gehen«, schlug ich kleinlaut vor. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, ihn um diese Zeit noch anzutreffen, aber es war schön gewesen. Vielleicht hatte ich einfach jemanden gebraucht, der sich neben mich stellte und mir das Gefühl gab, nicht komplett verloren zu sein.

Keon drehte sich nicht zu mir und nahm sich Zeit für seine Antwort. Und als er diese letztlich gab, brauchte ich ein paar Sekunden, bis sich meine Beine wieder in Bewegung setzen und ich mich mit gerunzelter Stirn auf den Weg zu meiner Kajüte machen konnte.

»Nächstes Mal.«

Ich fühlte mich, als hätte ich ein Déjà-vu. 

Continue Reading

You'll Also Like

208K 3.9K 5
Alana ist eine Banshee, eine Todesfee der irischen Mythologie. Sie sieht ΓΌber dem Kopf jedes Menschen eine rΓΌckwΓ€rtslaufende Uhr, die in roten Ziffer...
57.9K 3.4K 37
Mein Name ist Y/N L/N. Mein leben lang wurde ich von schlimmen Szenarien verfolgt und sobald ich dachte ich hΓ€tte es geschafft, folgte ein weiterer S...
1.3M 84K 200
Ich werde hier (auch wenn es das schon an die 70.000 mal gibt) tΓ€glich ein zauberhaftes Zitat aus einem Buch, oder einem Film, oder was es sonst noch...
13.6K 2K 47
Kira, eine junge SchΓΌlerin, spielt nach der Schule heimlich und auch ohne jede offizielle Anmeldung oder ZugehΓΆrigkeit zu einer Akademie DAS SPIEL de...