Sensing Souls

By Karooo8

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π–π’πž 𝐞𝐧𝐭𝐀𝐨𝐦𝐦𝐭 𝐦𝐚𝐧 𝐞𝐒𝐧𝐞𝐦 π’πœπ‘π’πŸπŸ 𝐯𝐨π₯π₯𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐟𝐚𝐧𝐠𝐞𝐧𝐞𝐫 π’πžπžπ₯𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧... More

Bevor die Reise losgeht...
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Epilog
Nachwort und Danksagung

Kapitel 6

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By Karooo8


»Ich glaube, das reicht für heute«, sagte Cila, Besitzerin des Lokals, in dem Tavia normalerweise arbeitete, und entfernte das noch halbvolle Glas aus Leros Reichweite. Mit einem frustrierten Seufzen legte er den Kopf in die Hände und brummte unverständliche Worte.

Cila betrachtete ihn und konnte nicht verhindern, dass sich ein Knoten aus Mitleid in ihrem Inneren bildete. Wie gerne würde sie ihm helfen. Ihm sagen, dass es Tavia mit Sicherheit gut ging. Doch das konnte sie nicht, denn Lügen waren das Letzte, was Lero in diesem Moment brauchte.

»Sie ist weg, Cila. Ich habe versagt. Das Leben hat mir eine einzige, wichtige Aufgabe gegeben: Ein Mädchen großziehen, das bereits genug Leid in ihren jungen Jahren erlebt hat. Und ich? Ich habe elendig versagt.« Lero gab sich die Schuld für Tavias Verschwinden. Einerseits wusste er, dass er eigentlich nichts dafür konnte, doch das schlechte Gewissen lastete schwer auf seinem Herzen.

Cila zog ihre Augenbrauen zusammen und lehnte sich über den Tresen zu Lero herüber, bevor sie ihre Hände auf seine Schultern legte und ihn leicht schüttelte.

»Reiß dich zusammen. Tavia ist alt genug, um auf sich aufpassen zu können.«

»Nicht auf einem Schiff mit einem Haufen an Männern aus Erilos!«

»Woher willst du wissen, dass sie tatsächlich auf diesem Schiff ist?«, fragte Cila und versuchte, mehr Überzeugung in ihre Stimme zu legen. Und das, obwohl sie selbst alles andere als überzeugt war.

»Wo soll sie sonst sein? Sie ist verschwunden, als auch das Schiff abgelegt hat, Cila. Wir sollten aufhören, uns irgendwelche Wunschgedanken einzureden. Sie ist dort und sie ist in Gefahr. Und ich kann nichts dagegen tun.« Unwillkürlich suchte Leros Hand erneut nach dem Glas mit der Flüssigkeit, die ihm eigentlich noch viel mehr Kopfschmerzen bereitete.

»So viele Jahre haben wir versucht, sie von ihrer Vergangenheit fernzuhalten, wir alle hier – auf deinen Wunsch hin. Lero, denkst du nicht, dass es langsam Zeit für sie wird, sich selbst kennenzulernen? Vielleicht ist es ja Schicksal, dass sie weg ist. Dass sie möglicherweise auf dem Schiff gelandet ist.«

Leros Augen weiteten sich bei Cilas Worten. »Schicksal? Schicksal?! Du nennst ihren möglichen Tod – Schicksal?!« Er konnte spüren, wie er langsam, aber doch die Fassung verlor, von der er sowieso nicht mehr viel übrig hatte. Seine Hände zitterten, während die Ader an seiner Schläfe pochte. Er konnte sich noch nicht einmal daran erinnern, wann er das letzte Mal in einem solchen Zustand gewesen war. Ob er sich überhaupt jemals in einer solchen Verfassung befunden hatte.

»Verdreh mir nicht die Worte im Mund, junger Mann!«

Fast hätte Lero aufgelacht bei der Bezeichnung, die sie ihm gab. Denn in diesem Moment fühlte er sich älter als je zuvor.

»Du kannst nichts daran ändern, dass sie weg ist. Anstatt also deine Sorgen in diesem ekelerregenden Zeug zu ertränken, solltest du dich aufraffen und das tun, was ein vorbildlicher Mann in einer solchen Situation tun würde. Das, was ein Vater, der Vertrauen in seine Tochter hat, tun würde.« Mit glasigen Augen schaute Lero zu Cila auf.

»Und was soll das sein?«

»Du solltest an sie glauben.« Sie schmiss sich das Handtuch, mit dem sie gerade noch einige der Gläser trocken gewischt hatte, über die Schulter und schnaufte. »Und jetzt geh nach Hause, schlaf dich aus und reiß dich zusammen. Das da«, Cila deutete mit einer Geste auf Lero und ließ abschätzig ihren Blick über sein Erscheinungsbild schweifen, »kannst du ja echt keinem zumuten.«

***

Mit einem Fuß wippte ich auf und ab, die Hände hatte ich nervös ineinander verschränkt. Wäre ich nicht so konzentriert auf den Mann auf der anderen Seite des Holztisches gewesen, hätte ich vielleicht gemerkt, dass ein Schweißtropfen über meine Schläfe lief.

»Wie ist dein Name?«, fragte er nach einiger Zeit der Stille. Ich wusste nicht, ob es sehr schlau wäre, ihm meinen Namen zu verraten. Denn manchmal war selbst eine solch kleine Information ausreichend, um jemanden ins Verderben zu stürzen. Um Macht über jemanden zu haben.

Ich schluckte und warf einen gehetzten Blick auf den Tisch, bevor ich wieder in seine Augen sah. »Tavia.« Auch wenn es mir nicht behagte, die Wahrheit zu sagen, so glaubte ich daran, dass Lügen alles nur noch komplizierter machen würden. Und wenn man mich fragte, war meine Situation bereits kompliziert genug. Er betrachtete mich akribisch, seine Augen leicht verengt. Ich fragte mich, was er wohl über mich dachte. Ob er mich für naiv und hirnlos hielt. Ob er sich wohl ausmalte, auf welche Art und Weise es amüsanter wäre, mir mein kurzes, junges Leben zu nehmen.

»Wieso bist du hier?«

Ich konnte ein Seufzen bei dieser Frage einfach nicht zurückhalten. Wahrscheinlich war dies kein sehr kluger Zug meinerseits, doch je länger ich über die Antwort auf diese Frage nachdachte, desto mehr breitete sich die Verzweiflung in mir aus.

»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.« Meine Stimme machte einen kleinen Schlenker bei diesen Worten, meine Frustration betonend. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich mir wahrscheinlich auch kein Wort geglaubt.

»Ich habe einen Vorschlag«, meinte er dann plötzlich, ging nicht weiter auf das Mysterium meines Auftauchens ein und erhob sich von seinem Stuhl, bevor er sich mit den Händen auf dem Tisch abstützte und sich leicht nach vorne lehnte.

Ich runzelte die Stirn bei seinem unerwarteten Stimmungswechsel. Es schien, als würde er versuchen, das Gespräch voranzutreiben, als würde er keine Zeit verlieren wollen. Doch das machte mich nervös, denn Zeit war die eine Sache, die ich in diesem Moment so unheimlich nötig hatte.

»Wenn du mir einen Grund nennst – einen Grund, der mich überzeugt – wieso ich dich nicht sofort über Bord werfen sollte, dann darfst du bleiben. Nur einen.«

Meine Augen weiteten sich nach seinen Worten. Denn auch wenn ich nun einen Hoffnungsschimmer hatte, so war dieser nicht allzu groß und sehr nah an ein Badeerlebnis mitten in Rhonir gebaut, einem Meer, das mich innerhalb kürzester Zeit unter seine Oberfläche ziehen würde. Ein Schauer lief mir über den Rücken, alleine bei dem Gedanken daran, von dem kalten Wasser umgeben zu sein. Wie von selbst fingen meine Zähne für eine Sekunde an zu klappern, bevor ich meinen Kiefer anspannte und mich bemühte, meinen Körper wieder unter meine Kontrolle zu bringen. Wenigstens etwas, das hier noch meiner Kontrolle unterliegt.

Ich wollte gerade anfangen nachzudenken, mir einen Grund aus dem Ärmel zu ziehen, als plötzlich Schritte hinter mir ertönten. Ich wusste, dass es Keon war – der Mann, der mich zuvor in diesen Raum geführt hatte. Ich hatte ihn bereits völlig ausgeblendet, meine Aufmerksamkeit nur auf meine nahende, vielleicht alles andere als schöne Zukunft gerichtet.

»Irgendetwas einzuwenden?«, ertönte erneut die Stimme des Kapitäns, dieses Mal richtete sich die Frage jedoch an den Mann, dessen Präsenz ich nun direkt hinter mir spüren konnte. Ich wusste nicht, woran es lag, aber eine Gänsehaut bedeckte meine Arme nur bei dem Gedanken an seine Nähe. Ich warf dem Captain einen Blick zu. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen, den Kiefer angespannt.

»Nein. Ich warte auf den Grund.« Sein Ton war ernst, ich war sicher, dass kein Lächeln seine Lippen zierte. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich wahrscheinlich gedacht, dass er sogar etwas angespannt klang.

Ich zog zischend die Luft ein und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Mir war schlecht. So schlecht, wie es einem gehen konnte, wenn die nächsten Minuten über Leben und Tod entschieden. Ob ich mich wohl wehren würde, wenn sie versuchen würden, mich über Bord zu werfen? Ob ich schreien würde? Ob ich kämpfen würde? Oder war ich die Sorte, die aufgab und sich ihrem Schicksal widerstandslos ergab?

»Also?« Erwartung spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck wider. Er wollte eine Antwort. Und zwar schneller, als ich überhaupt über diese nachdenken konnte, denn kaum fing ich an, mein Gehirn nach einer Idee zu durchforsten, stieß ich immer wieder nur auf die beängstigenden Bilder von mir im Wasser. Und das sah echt erbärmlich aus...

Doch ich hatte keine Wahl. Also öffnete ich den Mund ohne wirklichen Plan, bevor meine Worte sich im Raum verteilten und wie dunkle Wolken in der Luft hängen blieben. »Ich ... ich – bin niemand, der Probleme macht und ich kann arbeiten und helfen und ich ... ich bin mehr wert, als man denken könnte! Ich war nie in Erilos, bin ehrlich gesagt auch gar nicht kriminell und über meine Muskeln brauche ich gar nicht erst anzufangen, aber ich bin nicht dumm. Ich könnte noch von großem Nutzen sein! Auch wenn mein Auftauchen hier nicht gerade dafür spricht ... aber geben Sie mir einfach eine Chance! Sie werden es nicht bereuen! Sehen Sie mich an, ich – ich bin zu jung zum Sterben!« Ich machte eine kurze Pause, mein Atem war deutlich beschleunigt. Mein Kopf fühlte sich leer an, ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, was ich gerade erst von mir gegeben hatte. Tränen, die ich gekonnt ignorierte, brannten mir in den Augen. Und nur noch ein Gedanke, ein Wort, das alles, was ich in diesem Moment verspürte, zusammenfasste, schoss durch meinen Kopf.

»Bitte.«

Stille folgte. Nervenaufreibende Stille. Ich konnte meinen Herzschlag spüren, der so laut zu sein schien, dass ich schon Angst bekam, die Männer draußen könnten ihn hören.

Und dann kam das Schönste, was ich seit langem gehört hatte. Und gleichzeitig das am meisten Unerwartete. »Willkommen auf dem Schiff, Tavia


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