Sensing Souls

By Karooo8

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π–π’πž 𝐞𝐧𝐭𝐀𝐨𝐦𝐦𝐭 𝐦𝐚𝐧 𝐞𝐒𝐧𝐞𝐦 π’πœπ‘π’πŸπŸ 𝐯𝐨π₯π₯𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐟𝐚𝐧𝐠𝐞𝐧𝐞𝐫 π’πžπžπ₯𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧... More

Bevor die Reise losgeht...
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Epilog
Nachwort und Danksagung

Kapitel 5

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By Karooo8

Sein dunkler Bart war zu einem Zopf geflochten, während die wahrscheinlich schulterlangen Haare zu einem Knoten zusammengebunden waren. Obwohl sich seine Stimme amüsiert anhörte, lächelte er nicht. Im Gegenteil: Er stand vor mir und starrte auf mich herab, als sei ich das schwerste Rätsel, das er je hatte lösen müssen. Und tatsächlich hätte es mich nicht gewundert, wenn es wirklich so war.

Ich ließ meinen Blick über seine Kleidung gleiten. Sie war überwiegend grau, nur das lederne Band, das um sein Handgelenk geschnürt war, war schwarz. Schuhe hatte er keine an, seine schmutzigen Füße zur Schau stellend.

Gerade als ich wieder seinem brennenden Blick begegnen wollte, sprach er erneut, doch dieses Mal direkt an die anderen Männer gerichtet.

»Na gut, raus mit der Sprache: Wem gehört sie?« Meine Stirn runzelte sich bei seiner Wortwahl. Ich gehörte doch niemandem. Und ich hatte auch nicht vor, diesen Umstand jemals zu ändern. Wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann Männer, die sich das Recht herausnahmen, eine Frau als Sache zu behandeln.

Ich wusste nicht, wo genau die brennende Angst in meinem Inneren abgeblieben war, doch offensichtlich war die Empörung im Vergleich ein kleines Stückchen größer, sodass ich tatsächlich meinen Mund öffnete und antwortete. Hätte ich mein Benehmen und den Stimmungswechsel analysieren müssen, hätte ich wohl alles auf meine Kopfverletzung geschoben. Ich war wahrscheinlich nicht ganz bei Sinnen.

»Ich gehöre niemandem!« Die Totenstille, die auf meine Worte folgte, war schrecklich. Selbst meinen Herzschlag konnte ich klar und deutlich hören. Als er nicht antwortete und stattdessen mit zusammengekniffenen Augen einige Schritte auf mich zu machte, sodass uns keine Armlänge mehr trennte, konnte ich es einfach nicht verhindern, mich leicht nach hinten zu lehnen, die Situation als sehr unangenehm wahrnehmend. Nun, da er so nah bei mir stand, war ich wirklich überrascht, dass ich keinen Gestank wahrnahm. Nicht, dass ich über Sträflinge auf einem Schiff irgendwelche Vorurteile gehabt hätte, aber so, wie er aussah, hätte es mich nicht gewundert.

»Was genau tust du dann hier? Weißt du denn nicht, wer wir sind?« Er stellte die Frage, die wohl jedem anderen hier auch durch den Kopf ging. Und ich gehörte dazu. Denn ich hatte keine Ahnung, warum ich hier war und wer die Verantwortung für meinen Aufenthalt auf diesem Schiff trug. Während er sprach, verschränkte er seine Arme vor der Brust, sodass seine Muskeln noch mehr zum Vorschein kamen. Und ja, das schüchterte mich sowas von ein.

In diesem Moment wurde mir aber zu allem Überfluss auch langsam bewusst, dass ich einen völlig falschen Ansatz gewählt hatte. Lieber hätte ich den Mund gehalten, mich unterwürfig gezeigt und wäre ihren Anweisungen gefolgt. Vielleicht wären meine Chancen zu überleben dann größer gewesen, doch nun zweifelte ich daran, ob sich nicht jeden Moment doch ein Messer in meinen Rücken bohren würde. Ich konnte förmlich das Kribbeln an der Stelle spüren, an der das kalte Metall der Klinge meine Haut durchdringen würde.

Angespannt schluckte ich und entschied mich dann dazu, die Wahrheit zu sagen. Es hatte keinen Sinn zu lügen, im Grunde wusste ich noch nicht einmal, was ich ihnen sonst auftischen sollte.

»Ich weiß nicht, warum ich hier bin.« Meine Stimme hatte sich etwas gesenkt und ich war mir sicher, dass diejenigen, die etwas weiter entfernt von uns standen, meine Worte nicht mehr verstehen konnten. Die Augen des Mannes erschienen fast schwarz. Und aus irgendeinem Grund machte ihn das noch viel furchteinflößender, als er es mit seiner massigen Statur auch so schon war.

»Ach, wirklich?« Er hob herausfordernd die Augenbraue. »Dann weißt du wohl auch nicht, was mit kleinen Mädchen, die unerlaubt auf diesem Schiff landen, passiert?« Seine Frage ließ mich schlucken, denn er hatte recht: Ich wusste es tatsächlich nicht. Aber allein die Vorstellung davon, was es denn sein könnte, ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. Wenn ich es mir recht überlegte, wollte ich es gar nicht wissen.

»In meiner Kajüte ist genug Platz für zwei!«, hörte ich jemanden, den ich nicht genau ausmachen konnte, hinter mir aus der kleinen Menge rufen. Gelächter folgte auf seine Worte, doch meine Reaktion beschränkte sich auf einen angespannten Kiefer und eine kleine Falte zwischen meinen Augenbrauen.

Ein süffisantes Grinsen erschien auf den Lippen des Mannes vor mir. Unbewusst fragte ich mich, wie alt er wohl war. Sein Auftreten schien etwas vernachlässigt, doch von Nahem konnte man die noch relativ jungen Züge seines Gesichtes erkennen. Was hatte dieser Mann wohl in seinen jungen Jahren getan, um nach Erilos gebracht zu werden? Was hatten sie alle hier getan? Ob unter ihnen auch Mörder waren?

Heilige Höhen Berhéls, in was für einen riesen Mist hatte ich mich hier nur reingeritten?

»Vielleicht sollten wir sie über Bord werfen ...«, schlug er vor und strich sich nachdenklich mit Zeigefinger und Daumen über seinen Bart. Unnötig zu erwähnen, wie wenig begeistert ich von seinem phänomenalen Vorschlag war. Und damit war ich wohl nicht die Einzige.

»Was? Auf keinen Fall! Das ist ein Geschenk der Götter! Weißt du, wie lange es dauern wird, bis wir wieder eine Frau zu Gesicht bekommen? Es dauert Wochen, bis wir in Ahlobar sind«, kam der Einwand von einem der anderen Männer. Ich musste es unterdrücken, mich umzudrehen und meine Meinung dazu lautstark zu äußern. Ich war aber wirklich kurz davor.

»Wahrscheinlich hast du Recht. Wir sollten den Boss fragen, was er dazu sagt«, kaum hatte er diese Worte gesprochen, hörte ich das Öffnen einer Tür, die daraufhin gegen die Holzwand in ihrem Rücken knallte, bevor eine neue, unbekannte Stimme ertönte.

»Zu was soll ich etwas sagen?« Die Stimme war tief und kratzig und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Wer immer da sprach, wäre auch für einen Blinden unfassbar respekteinflößend. Ein wenig erinnerte der unheilvolle Unterton mich an Claron, nur dass er noch viel schlimmer war und ich mit einem Mal sogar Angst hatte, mich umzusehen. Denn ich hatte das Gefühl, dass jede weitere Handlung, jede weitere Bewegung meinerseits entscheidend für meine Zukunft auf diesem Schiff sein würde. Für die Zukunft, die wohl dieser besagte Boss in den Händen hielt. Und er hatte die Macht jederzeit zuzudrücken.

»Ah, wenn man vom Teufel spricht ...«, grinste der bärtige Kerl vor mir.

»Ich würde meine Zunge hüten, wenn ich du wäre, Argos.« Das war also sein Name. Na dann: Verflucht seist du, Argos.

Ein Lachen entwich seinem Mund. »Ach, Boss, Sie wissen doch: Es ist die Liebe, die aus mir spricht.« Er trat einen Schritt näher zu mir und das selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht ließ Galle in mir aufsteigen. »Aber nun zu den weitaus wichtigeren und interessanteren Dingen: Ich habe hier etwas für Sie.« Mit einem Mal wurde ich heftig und mit eisernem Griff – so, als hätte er Angst, ich würde entwischen – an meinen Schultern gepackt und herumgedreht. Nun blickte ich einem schon älteren Mann entgegen, der viel sympathischer wirkte als in meiner Vorstellung.

Seine grauen Haare wiesen leichte Locken auf, die er geschickt nach hinten gekämmt trug, während seine von hier aus sehr hell erscheinenden Augen viel sanfter wirkten, als sie es vielleicht waren. Im Gegensatz zu den anderen Männern, die den Weg für ihn frei gemacht hatten, trug er hochwertigere Kleidung. Vielleicht hatte er diese ja aus Berhél, die Leute dort wurden bewundert für ihre Schneiderkünste. Schon als kleines Kind hatte ich mir immer gewünscht, irgendwann ein Kleid tragen zu dürfen, das aus Berhél stammte. Man sagte, die Stoffe wurden mit Magie belegt und konnten sich so perfekt dem Träger der Kleider anpassen.

Der Kapitän des Schiffs – dies war mehr als offensichtlich – trat quälend langsam auf mich zu. Seine Schritte schienen genau, zielgerichtet und standhaft. Man hätte mir noch nicht einmal sagen müssen, wer hier das Sagen hatte. Ich hätte es auch so herausgefunden.

»Eine Frau.« Es war keine Frage – er stellte einfach nur fest. Einerseits war ich froh, dass man mich nicht fälschlicherweise für einen Mann hielt, doch die Art und Weise, wie er diese zwei einfachen Worte aussprach, ließ mich schaudern. Es war, als fühlte sich selbst Argos mit seinem zuvor noch großen Mundwerk eingeschüchtert, denn mit einem Mal konnte ich nicht mehr seine unmittelbare Nähe hinter mir spüren, auch die Hände von meinen Schultern waren verschwunden.

Natürlich hatte sich dieser Mistkerl in Sicherheit gebracht. So waren sie, die Schlappschwänze, warfen eine wehrlose, arme Frau den Fischen zum Fraß vor.

Es war eine gefühlte Ewigkeit schlichtweg leise. Keiner wagte es mehr, auch nur einen klitzekleinen, anzüglichen Kommentar fallen zu lassen. Erst als der Kapitän sich um seine eigene Achse drehte und die ersten Schritte zu der Tür machte, aus der er zuvor gekommen war, wurde die nervenzerreißende Stille wieder durchbrochen.

»Keon.« Der Kapitän machte eine Pause, bis er direkt an der Tür angekommen war, die, wie ich vermutete, zu einem Art Arbeitszimmer führt. Er legte seine Hand auf den Türknauf. »Bring sie zu mir.«

Als niemand antwortete, wollte ich mich schon umschauen, um nach diesem besagten Keon zu suchen, doch das war nicht nötig. Denn noch bevor ich mich in irgendeiner Weise bewegen konnte, lagen bereits wieder zwei Hände fest, aber deutlich sanfter als die von Argos, auf meinen Armen. Die Stimme, die auf diesen Griff hin hinter mir ertönte, ließ mich schlucken. Nicht, weil sie mir Angst einjagte. Sondern weil mein Herz einen Moment aussetzte.

»Ja, Captain.«

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