Ruby Shine - Die 18. Hungersp...

By Coralight

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Ruby Shine wollte immer nur eins. Rache am Kapitol für den Tod all derer die sie geliebt hat. Also meldet sie... More

Prolog
1 Ernte und Geburtstag
2 Ankunft und Parade
3 Training Tag eins
4 Training und Einzeltraining
5 Interviews
6 Arena Tag 1 Blutbad
7 Arena Tag 2 Rache
8 Arena Tag 3 Rettung
9 Arena Tag 4 Misstrauen
10 Arena Tag 5 Angst
11 Arena Tag 6 Gift
12 Arena Tag 7 Frieden
13 Arena Tag 8 Freunde
14 Arena Tag 9 Überraschung
15 Arena Tag 10 Leben
16 Arena Tag 11 Möglichkeiten
17 Arena Tag 12 Sinn
18 Arena Tag 13 Glauben
19 Arena Tag 14 Blutrausch
20 Arena Tag 15 Reue
21 Arena Tag 16 Stille
22 Arena Tag 17 Liebe
23 Arena Tag 18 Finale
24 Helen Verloren
25 Ausgelöscht
26 Siegerinterview
28 Drohungen
29 Überleben
30 Siegertour Distrikt 12 & 11
31 Siegertour Distrikt 10 & 9
32 Siegertour Distrikt 8, 7, 6, 5, 4 & 3
33 Siegertour Distrikt 1 & 2
34 Siegertour Kapitol
35 Verfolgt
36 Noel Zurück von den Toten
37 Lüge
38 Noel Albtraum
39 Geständnis
40 Noel Real
41 Gefühle
42 Versöhnung
43 Mentorin
44 Noel Rückkehr
45 Schwester
46 Zukunft
Epilog

27 Erinnerungsfetzen

82 3 0
By Coralight

Ich liege in meinem Bett. Ich will nicht aufstehen. Ich will niemanden sehen, nichts essen. Ich werde von Erinnerungen und Gefühlen überspült. Sie löschen alles andere aus. Ich sehe Noel, immer wieder sehe ich ihn. Wie er beginnt mir zu vertrauen, wie er mich tröstet, wie er um mich trauert, wie er in meinem Namen Jake umbringt, wie er stirbt. Immer wieder. Ich kann es nicht verhindern. Die Tränen sind schon lange versiegt. Ich starre nur noch vor mich hin. Ohne zu blinzeln. Die Türe geht auf. „Ruby. Bitte steh auf." Helen. Ich reagiere nicht. Starre weiterhin an die Decke. Einatmen, ausatmen. Der Schmerz wird nicht weniger, die Leere nicht erträglicher, die Schuld nicht leichter. „Ruby, du musst was essen." Lass mich. Ich kann nicht. Wenn ich mich bewege, dann breche ich wieder zusammen. Solange ich mich nicht bewege, nicht zu viel denke, geht es. Ich kann nicht. Ich weiß, dass ich Helen damit verletze, aber ich kann nichts dagegen tun. „Ruby, bitte. Ich mache mir Sorgen um dich. Lass mich dir helfen." In meinen Augenwinkeln sammeln sich Tränen. „Aber das kannst du nicht.", flüstere ich mit gebrochener Stimme. Die Tränen tropfen auf mein Kopfkissen. „Ruby...Es tut mir so leid. Ich wünschte, es gäbe etwas, um ihn zurück zu holen." Ich höre nicht mehr zu. Sie kann ihn nicht zurückholen. Keiner kann das. Entweder ich lerne ohne ihn zu leben, oder ich gebe einfach auf und enttäusche ihn. Ich höre Helen seufzen. Sie geht. Wahrscheinlich hat sie aufgegeben. Sie kann nichts tun, um den Schmerz zu lindern. Ich habe mich verliebt und ihn verloren. Wie soll ich das verkraften, wenn ich vorher schon sterben wollte, weil es nichts mehr für mich gegeben hat, außer Helen? Wie? Was kann ich tun? Wie kann ich für ihn leben? Was kann ich tun, um meinem Leben doch wieder einen Sinn zu geben? Es ist zum Verzweifeln. Ich weiß nicht, ob es nicht besser ist zu vergessen. Der Schmerz verschwindet beinahe. Aber das ist unmöglich für mich. Ich drehe langsam meinen Kopf. Ich will zu dem Fenster. Langsam, fast roboterhaft stehe ich auf und nehme meine Decke mit. Ich klettere auf das Fensterbrett und wickle mich in die Decke ein. Ich lehne meinen Kopf gegen die Scheibe. Ich kann von hier aus eine Straße sehen. Viele bunt gekleidete Menschen. Snow will mich noch nicht zurück nach Distrikt zwei lassen. Warum weiß ich nicht und er hat anscheinend auch vergessen zu erwähnen, wie lange ich noch hier feststecke. Vielleicht wird es ja besser, wenn ich nicht mehr hier bin, wo mich alles an die Hungerspiele erinnert. Ich frage mich, wie es möglich sein kann, dass etwas, das nur so kurz in meinem Leben gewesen ist, so sehr fehlen kann. Auf der anderen Straßenseite ist eine Treppe durch die Glasfront des Hauses zu sehen und sofort schießt ein Bild durch meinen Kopf, wie ich diese Treppe runterfalle. Ich kann diese Bilder nicht loswerden. Alles ist in einem Gebäude passiert. Also werden mich so ziemlich alle Gebäude daran erinnern. In einem anderen Haus liegt ein Messer auf der Arbeitsplatte. Überall um mich herum sind Dinge, die schlechte Erinnerungen wachrufen. Auf einmal bin ich nicht mehr in dem Zimmer im Kapitol. Ich stehe hinter einer Glasscheibe, Noel neben mir. Auf der anderen Seite der Glasscheibe kämpft Rose gegen Jake. Ich bin dort, ich höre ihre Kampfschreie. Ich höre sie atmen. Ich kann alles sehen. Rose wird von Jakes Messer durchbohrt und ich fühle den Schmerz. Den Schmerz sie zu verlieren. Meine Freundin. Ich bin dort. Ich breche zusammen, weinend. Ich zerschlage die Glasscheibe. Ich will ihm nachlaufen. Noel wird mich aufhalten. Noel passt auf mich auf. Aber Noel ist nicht da. Noel ist tot. Ich bin alleine. Ich laufe ihm nach. Keiner hält mich auf. Wutentbrannt stürme ich durch die Arena. Aber hier ist niemand. Ich fühle Schmerz. Alles tut weh. Mein Kopf, meine Arme, mein Rücken, meine Beine. Ich öffne meine Augen. Mein Atem geht stoßweise und viel zu schnell. Ich liege flach auf dem Boden. In meinem Zimmer. Ich bin vom Fensterbrett gefallen und deswegen tut alles weh. Ich setze mich auf. Was ist das gerade gewesen? Das ist keine Erinnerung. Ich bin Jake nicht nachgerannt. Noel hat mich gestoppt. Wird das wieder passieren? Dass ich eine verfälschte Erinnerung hineingezogen werde? Denn wenn das wirklich so ist, weiß ich nicht, wie ich das ertragen soll. Ich höre die Türe und dann schnelle Schritte. „Ruby? Was ist passiert?" Vor mir erscheint Helens besorgtes Gesicht. Sie ist vollkommen überfordert mit der Situation. Mit meinem Benehmen. Ich sehe in ihre blauen Augen, die mir so vertraut sein sollten, aber doch fremd wirken. „Nichts. Überhaupt nichts." Der Ausdruck in ihren Augen wird härter. „Okay, Ruby. Du hast eine Menge durchgemacht. Schon klar. Aber ich bin deine beste Freundin. Ich will dir helfen. Ich verstehe, dass-„ Ich stehe abrupt auf. „Nein, du verstehst eben nicht. Wenn du es tun würdest, dann würdest du das nicht sagen. Ich habe das einzige verloren, das mein Leben noch lebenswert hätte machen können. Ich werde nie wieder dieselbe sein. Vielleicht bist du noch meine beste Freundin, aber ich bin mir nicht sicher ob ich noch deine beste Freundin bin. Ich weiß nicht mehr genau, wer ich bin, ohne ihn. Also hör auf zu versuchen mir zu helfen. Egal, was du versuchst, sagst, tust, es ändert verdammt noch mal nichts an seinem Tod. Also lass es einfach.", zische ich. Helen steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich kann erkennen, wie sehr ich sie mit meinen Worten verletzt habe. Sie funkelt mich an. „Schön. Dann mach weiter so. Vergrabe dich in deinem Schmerz und deinen Selbstvorwürfen. Aber gib nicht mir die Schuld." Mit diesen Worten dreht sie sich um und stürmt aus meinem Zimmer. Meine Augen brennen. Warum habe ich das gemacht? Ich habe gerade die einzige Person verjagt, der ich noch wichtig bin. Oder eher gewesen bin. Mit einem erstickten Schrei packe ich das Glas auf meinem Tisch und schleudere es gegen die Wand. Dann gehe ich ein paar Schritte zurück, ehe ich mich an der Wand zu Boden gleiten lasse. Tränen laufen über mein Gesicht, ich werde von Schluchzern durchgeschüttelt. Was soll ich nur machen? Wieder erscheint ein Bild in meinem Kopf. Von mir, wie ich in der Arena sitze, kurz nachdem ich Miranda umgebracht habe. Wie Noel kommt. Nein, nicht das. Nicht jetzt. Ich reiße mich gewaltsam von der Erinnerung los. Schmerz durchzuckt meinen Kopf wie ein Blitz und zieht mich zurück in eine andere Erinnerung. Die Welt verliert alle Farbe. Die Wände verschwinden und machen einer Wiese Platz. Das Kapitol weicht und an seiner Stelle erscheinen Berge, Wälder. Ich habe das schon mal gesehen. Als ich gedacht habe, ich wäre gestorben. Ich berühre den Stamm eines Baumes. Ein Stromschlag durchzuckt meinen Arm und ich beginne zu rennen. Ich laufe immer weiter. Dann stolpere ich. Ich kneife die Augen fest zu, denn ich weiß, was jetzt kommt. Das weiße Licht, das Vergessen bedeutet. Ich will es nicht sehen. Doch ich falle nicht. Ich pralle gegen einen Körper, werde aufgefangen. „Hoppla. Ruby, das hätte ins Auge gehen können. Du solltest vorsichtiger sein in Zukunft." Nein. Das kann nicht sein. Ich bin alleine. Er ist nicht da. Er ist tot. Vorsichtig öffne ich meine Augen und spähe nach oben. Nur um in Noels blitzende blaue Augen zu sehen. „Wie kannst du hier sein, wenn du tot bist?" Er lächelt mich an und mein Herz krampft sich zusammen. „Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen. Das hier ist kein Ort für Lebende. Es ist ein Ort für Tote." Ich bedenke ihn mit einem zweifelnden Blick. „Das soll der Ort sein, an den wir gehen, wenn wir tot sind? So trostlos?" Er streicht mir grinsend die Haare aus dem Gesicht. „Sieh dich hier mal um, Ruby." Ich tue, was er mir gesagt hat. Und bemerke sofort, dass es nicht das ist, was ich zuvor gesehen habe. Das Gras ist grün, der Himmel strahlend blau, die Sonne scheint hell und freundlich. Die Berge in der Ferne sind von einem stählernen Grau mit weißen Spitzen und selbst die Bäume sind nicht mehr farblos. „Wie ist das möglich?", hauche ich. Noel kichert über meine Reaktion. „Du konntest es nicht wirklich sehen, weil du nicht tot warst. Nicht tot bist." Ich lenke meinen Blick wieder zurück auf sein Gesicht. „Und du bist wirklich hier?" Er legt seinen Kopf schief, immer noch grinsend. „Wo sonst sollte ich sein? Ich warte hier auf dich. Und ich bin nicht allein. Rose, Daniel, Catherine, deine Familie. Sie sind auch hier." Alle sind hier. Warten auf mich. Dass ich ihnen folge. Dass ich sterbe. „Du meinst, dass ich sie alle wiedersehe, wenn ich tot bin?" Noels Lächeln verblasst leicht. „Ich weiß, was du denkst. Aber wir haben Zeit. Wir können warten. Ich kann warten. Du sollst leben." Ich schüttle den Kopf. „Nein, dazu habe ich keinen Grund mehr. Ich will nicht mehr kämpfen müssen. Ich will bei dir sein. Bei meiner Familie. Wieder mit Rose, Daniel, Catherine oder Melanie reden. Dir alles sagen, was ich noch sagen wollte." Noel schüttelt vehement den Kopf. „Nein, nicht jetzt. Noch nicht. Bitte." Ich schenke ihm ein trauriges Lächeln. „Meine Entscheidung ist gefallen, Noel. Wir werden uns wohl bald wiedersehen, sobald ich einen Weg gefunden habe." Ich reiße meine Augen auf. Noel ist weg, genauso die Wiese und alles andere. Geblieben ist mein Entschluss. Ich werde dem ein Ende setzen. Bald. Dieser Gedanke beschert mir fast so was wie Frieden. Ich habe noch immer niemanden mehr, aber es ist immerhin bald vorbei. Ich gebe auf und sterbe. Mein Leiden, die Schmerzen haben ein Ende und ich werde alle wiedersehen. Alle die ich vermisst habe, werden wieder bei mir sein. Ich wische meine Tränen ab. Dann stehe ich auf und lege mich wieder in mein Bett. Auf meinem Gesicht liegt ein Lächeln. „Ich komme Noel. Bald sind wir wieder zusammen, so wie es sein soll.", flüstere ich. Dann schließe ich meine Augen und gleite in den Schlaf. Und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit habe ich keinen Albtraum.

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