Es war schon Mittag, ich kam gerade von meinem Friseur, ich hatte meine Haare nun wieder ein bisschen kürzer und Strähnen in türkis mit drinnen:
Ich machte mich auf den Weg zurück nach Hause, doch eigentlich wollte ich nicht zurück...zumindest nicht zurück zu Jimin.
Ich schloss die Haustür auf, zog meine Schuhe aus und ging schnurstracks in mein Zimmer. Als ich sah, dass Jimin auf meinem Schreibtischstuhl saß und ein Foto in der Hand hielt erschreckte ich mich. "Was machst du hier drinnen?!", frage ich entsetzt. "Oh, schicke Haarfarbe.", sagt er und wendet sich dann wieder dem Foto in seiner Hand zu, ich zieh es ihm aus der Hand, es ist ein Bild von meiner besten Freundin Jamie und mir, welches wir letztes Jahr gemacht hatten:
"Wer gibt dir das Recht dich einfach in mein Zimmer zu setzen während ich weg bin und dir dann auch noch meine Sachen anzugucken? Hast du jemals etwas von Privatsphäre gehört?" frage ich laut. Ich war wütend, verdammt wütend, er verhält sich so als wäre er hier zu Hause, aber das ist er nicht, er ist nur Gast. "Niemand, aber mir war langweilig.", war seiner erbärmliche Erklärung. "Oh wow, starke Aussage!", fauche ich ihn weiter an. "Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!", nun wurde er auch ein wenig lauter. "Natürlich bist du das, immerhin hast du meine Privatsphäre missbraucht!", zicke ich weiter. "Pfff na und? Du übertreibst, hab mir doch nur ein Bild angeguckt, welches sowieso an deiner Wand hängt, immerhin habe ich nicht in deinen Schubladen rum gewühlt!", jetzt wurde er auch sauer, doch das war mir ziemlich egal! "Mir egal ob du mein Zimmer durchwühlt oder einfach nur ein Bild von meiner Wand genommen hast, du sitzt hier in meinem Zimmer rum als wäre das hier dein zu Hause aber das ist es NICHT! Du hast dich verdammt noch mal zu benehmen!", Pöbel ich. "Du klingst wie meine Mutter!", sagt er und lacht mich aus. "Verschwinde.", sage ich, meine Stimme war zwar schon wieder etwas ruhiger aber trotzdem deutlich und durchdringend. Belustig erhob er sich von meinem Stuhl, nur wenige Zentimeter vor mir entfernt blieb er stehen und sah mir tief in die Augen, ein kleines, schmutziges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, dann ging er aus meinem Zimmer.
Wie angewurzelt stand ich da, dieser Typ macht mich wahnsinnig. Ich hänge das Bild von Jamie und mir zurück wo es hingehört. Aufgewühlt stand ich einfach nur da. Dann hörte ich ein poltern aus dem Gästezimmer. Was war das? Erschrocken gehe ich zu dem Zimmer und riss die Tür auf. Jimin stand in der Mitte des Raumes und sah mich an als wäre ich verrückt. "Was war das gerade?", frage ich und starre ihn an. Okay, vielleicht war ich ein bisschen verrückt, doch das war allein seine Schuld. "Nichts, mir ist bloß was runtergefallen.", sagt er und beginnt zu lachen. Ich beruhige mich wieder ein wenig. "Hast du dir etwas Sorgen gemacht?", fragt er belustigt. Ich schüttel heftig den Kopf, ich und mir Sorgen machen, um ihn?! Niemals! "Nein, schon vergessen? Ich hasse dich!", war meine patzige Antwort. "Und warum bist du dann so schnell hierher gerannt und hast mich panisch angeguckt?", fragt er, sein Lächeln war immer noch vorhanden. Kann er mal aufhören so blöd zu grinsen!? "Ich hab mich einfach erschrocken, hätte ja sein können, dass du Vollidiot irgendwas kaputt machst!", rechtfertige ich mich. "Klar.", er schien mich nicht ernst zu nehmen. Ich wollte gerade gehen, da sagt er noch: "Übrigens, wie wäre es mit anklopfen?" Ich drehe mich kurz zu ihm um und verdrehe die Augen. Touché. Dann gehe ich runter ins Wohnzimmer wo ich mich so richtig breit auf der Couch mache.
Ich wäre fast eingenickt, da höre ich Schritte von der Treppe aus. Jimin schien wohl runter zu kommen. Er schlug mir leicht gegen den Oberarm, es tat nicht weh aber ich erschrak mich. "Mach mal Platz.", maulte er mich an. Leicht verschlafen zog ich meine Beine zu mir heran damit er Platz hatte. Dann kam ich langsam zu mir...was um Himmels Willen tat ich hier gerade? Seit wann höre ich auf ihn? Und warum setzt er sich eigentlich freiwillig zu mir? Vorsichtig richte ich mich auf und gucke ihn an. Wahrscheinlich sah ich gerade wie der größte Idiot der Welt aus. "Was?!", fragt er genervt und zog eine Augenbraue hoch. "Warum kommst du freiwillig zu mir?", frage ich. Ich war immer noch im Halbschlaf, ich klang ein wenig als wäre ich betrunken. Super! "Bilde dir Nichts drauf ein, mir ist bloß extrem langweilig und du bist der einzige Mensch in diesem Haus, also lass dir was einfallen.", antwortet er etwas patzig, den letzten Satz sagte er leicht befehlerisch. Was bildet der sich eigentlich ein? Ich bin doch nicht seine Ferien Freizeitgestalterin! "Übrigens, du solltest dir mal die Haare kämmen, du siehst aus wie ein Wischmopp!" Oh wow, wie reizend. Schon wieder ziemlich gereizt über seine Aussagen sprang ich auf und tapse zum Spiegel im Flur. Leider lag er nicht ganz falsch, meine Haare waren verzottelt, das liegt daran, dass ich grundsätzlich einen sehr unruhigen Schlaf habe und mich viel wälze, meine Haare sehen meistens nach dem Schlafen so durchwühlt aus. Ich ging kurz ins Bad und kämmte sie schnell durch.
Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer, Jimin sitzt noch immer auf der Couch, er hatte sein Handy in der Hand und tippte irgendwas. "So, was machen wir?", fragt er ungeduldig. "Pah, lass dir doch selber was einfallen, ich bin nicht deine Urlaubsplanerin!" Er zuckt nur mit den Schultern und schaut dann zu mir auf. "Wenigstens siehst du jetzt wieder normal aus...", erwähnt er lachend. Ich Strecke ihm kurz die Zunge raus und lasse mich dann wieder auf die Couch fallen. Schweigend sitzen wir nebeneinander, er beobachtet mich schon wieder die ganze Zeit. "Sag mal, warum glotzt du mich eigentlich ständig an?", frage ich nach einigen Minuten genervt. "Einen habe ich bei dir noch offen, nachdem du gestern Abend die ganze Zeit ziemlich auffällig meinen Oberkörper angestarrt hast." War klar, dass er das wieder ansprechen musste, ich wurde leicht rot und sah ihn extra nicht an, hoffentlich merkte er das nicht. "Aber du hast mich auch vorher schon die ganze Zeit angeglotzt!", erwähne ich. "Kann sein, Problem damit?", fragt er. "Ja.", war meine stumpfe und ehrliche Antwort. "Wieso...mache ich dich etwa nervös?", flüstert er fragend und kommt mir ein wenig zu Nahe. Ja, er macht mich nervös aber nicht so wie er jetzt denkt. Ich mag es einfach nicht bei jedem Schritt, den ich mache, beobachtet zu werden.
Ich rücke ein Stückchen zur Seite und konzentriere mich darauf ihn nicht anzugucken. "Du machst mich ganz sicher nicht nervös!", log ich. Wenn ich jetzt zugeben würde, dass er es tat würde er sich mit Sicherheit etwas darauf einbilden. Er rückt wieder näher zu mir, mein Körper spannt sich an, um ehrlich zu sein bin ich es nicht gewohnt, dass ein Junge mir so nahe kommt, ich hatte bisher kaum Beziehungen, daher war so eine Nähe selten der Fall. Er schien meine Angespanntheit zu bemerken. Klar, die unangenehmen Sachen bemerkt er.
"Das ist gelogen...", flüstert er in mein Ohr, ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut, automatisch bekomme ich Gänsehaut. Plötzlich hören wir wie sich ein Schlüssel im Schloss der Haustür dreht. Wie als wäre nie etwas gewesen saß Jimin wieder ganz brav auf der anderen Seite der Couch, während ich noch wie erstarrt da saß. "Hey ihr zwei!", begrüßt meine Mutter uns. "Hallo!", sagt Jimin einigermaßen freundlich, ich hingegen starre meine Mutter mit großen Augen an. Das muss gerade so merkwürdig und verwirrend auf sie wirken. "Ähm, alles gut bei dir Charlie?", fragt sie und schaut zwischen mir und Jimin hin und her. Ich zeige keine Reaktion, ja ich verhalte mich gerade wie ein Freak..."Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!", sagt Mum und kann sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. "Ihr geht es gut, ich habe ihr bloß gerade erzählt was meinem Kumpel mal passiert ist und das hat sie so ein bisschen erschrocken, glaube ich.", log Jimin.
Klar, unglaublich was seinem Kumpel passiert ist...ist ja auch nicht so, dass sich hier gerade die merkwürdigste Situation meines Lebens ereignet hat. "Ja, sieht man. Aber schön, dass ihr anscheinend gemeinsam den Nachmittag verbracht habt.", sagt Mum zufrieden und verschwindet fürs erste in die Küche. "Keine Ahnung was du machst aber ich gehe jetzt hoch, du kannst ja gerne noch länger wie eine Verrückte hier herum sitzen!", sagt Jimin lachend und geht nach oben.
Er nennt mich verrückt, obwohl er gerade die unangenehmste Aktion aller Zeiten eingeleitet hat? Was ist bloß los mit diesem Jungen los? Vollkommen überfordert mit allem gehe auch ich in mein Zimmer. Ich mache leise Musik an, 'Brand New Moves' von Hey Violett.
Um mich zu beruhigen und abzulenken fing ich an zu tanzen. 7 Jahre lang war ich in einer Tanzgruppe, vor einem halben Jahr habe ich aufgehört, weil die Zeit knapp wurde, trotzdem tanze ich noch, aber nur noch für mich selbst. Nach 7 Jahren habe ich einiges an Erfahrungen gesammelt und es fällt mir leicht mich zu bewegen und vor allem macht es mir Spaß und es hilft mir dabei meinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Beim Tanzen konnte ich mal für einen Moment abschalten und in meine eigene Welt eintauchen.
Ich wurde allerdings nach nicht all zu langer Zeit aus meiner kleinen Welt gerissen, weil Jimin einfach, wie so oft, in mein Zimmer stürmte. Irgendwie war es mir ein wenig peinlich, dass er gesehen hat, dass ich getanzt habe. "Wie war das noch mal mit dem anklopfen!", Schnauze ich ihn an. "Da hast du dich vorhin auch nicht dran gehalten.", kontert er und legt seinen Kopf schräg. "Du tanzt?", fragt er. Habe ich gerade etwa ein kleines bisschen Interesse aus seiner Stimme heraushören können? Ich nicke, "Habe 7 Jahre in einer Gruppe getanzt." Er guckt mich mit einem kleinen Lächeln an. "Klingt so als würdest du nicht mehr in der Gruppe tanzen." Sehr gut kombiniert! "Ja, ich hatte leider nicht mehr so viel Zeit, die Schule hat meine volle Aufmerksamkeit eingefordert.", antworte ich. Wow, ich glaube das ist gerade das erste Mal, dass ich mit ihm ein normales, gesittetes Gespräch führe. "Und jetzt tanzt du nur noch hier zu Hause?" Er wirkte fast schon etwas neugierig. "Ja, besser als komplett auf zu hören." Er nickt. "Ich selber tanze auch, sogar schon ziemlich lange. Oft mit ein paar Freunden.", sagt er. Ich lächel ihn vorsichtig an, er konnte ja tatsächlich einigermaßen normal sein. "Ich glaube, dass du gut bist, aber ich bin besser!", sagt er ein wenig eingebildet. Da war er ja wieder, der "echte" Jimin. "Aber immerhin kannst du dich jetzt wieder bewegen, kleine Statue.", fügt er hinzu und verlässt mit einem Zwinkern mein Zimmer. Natürlich, ohne einen blöden Kommentar ging es nicht.
Ich sah auf die Uhr, 22 Uhr. Verdammt, wie schnell verging der Tag heute? Fix und fertig legte ich mich in mein Bett. Ich zog meine Decke nur bis zu meiner Hüfte, da es verdammt warm hier drinne war. Sommernächte.
Was war das heute nur für ein Chaotischer Tag? Jimin ändert seine Stimmung alle 5 Minuten, kann das sein? Als ich vom Friseur kam hatten er und ich noch voll den Streit, dann als ich in sein Zimmer gestürmt kam konnte er nicht anders als zu lachen, auch wenn er sich zwar lustig über mich gemacht hat, aber immerhin war er gut drauf, danach als wir unten im Wohnzimmer waren, war er zuerst extrem patzig und dann plötzlich wurde er...halt irgendwie komisch...als würde er mit mir spielen...? Und dann als Mum kam hat er sich wie ein ganz normaler Mensch verhalten und eben gerade als er mich beim Tanzen erwischt hatte war er...nett, also für seine Verhältnisse.
Doch am meisten beschäftigt mich die Situation im Wohnzimmer. Was war das?
Juhuuu 4.Kapitel.
Wie immer würden mich eure Meinugen interessieren? Irgendwelche Kritiken? Haut in die Tasten und lasst es mich wissen ;-D