Bis(s) zum Erwachen - Wie ein...

By FieneFifi

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Die Volturi sind verschwunden und Bellas Leben scheint perfekt - bis sie aufwacht und feststellen muss, dass... More

Prolog
Alles auf Anfang
Erklärungsversuche
Kleine, bescheidene Dreierrunde
Ein Gespräch für die Zukunft
Ungewissheiten [Edward Cullen]
Altbekannte Biostunde
Geschwisterliebe
Ein merkwürdiges Mädchen [Edward Cullen]
Die Suche nach der Lichtung
Flammendes Häuschen
Mitternachtsgespräch
Die fast-Werwölfe
Worte und ein Ausrutscher [Edward Cullen]
Alle lieben Bella ... nur er nicht
Gewissensbisse [Alice Cullen]
Krankenbesuche
Konkurrenz [Edward Cullen]
Schreckliche Klarheiten
Woche eins
Woche zwei
Woche drei
Woche vier [Edward Cullen]
Woche vier
Woche fünf
Woche sechs - Unverhofftes Wiedersehen
Glück ... oder doch nicht?
Klavierklänge und leise Worte
Liebesschwüre ... irgendwie
Noch immer nächtliches Flüstern
Diskussion [Edward Cullen]
Schmerzendes Glück
Das Kochbuch der Unsterblichen
Zu weit gedacht [Alice Cullen]
Zu weit gedacht [Edward Cullen]
Es wird niemals so weit kommen
Einer gegen drei
Drei Worte
Epilog
Fortsetzung: Schatten der Nacht

Ein kleiner Hoffnungsschimmer?

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By FieneFifi

Als ich am gleichen Morgen aufwachte – ich hatte tatsächlich noch ein paar Stunden schlafen können – fühlte ich mich anders.

Der Himmel war bewölkt, das war gut; eine weitere Gelegenheit, um Edward sehen zu können. Die Schäfchenwolken spannten sich über das sanfte Blau und verdeckten es vollkommen. Ich atmete tief ein, dann aus, schließlich warf ich die Bettdecke zurück, schlang meine Beine über die Bettkante und stand auf. Mir wurde schwindlig, mein Zimmer begann sich eigenartig zu drehen, und dann wurde mir für wenige Sekunden schwarz vor Augen. Ich legte mir eine Hand an die Stirn, stützte mich mit der anderen an der Bettkante ab und wartete, bis es vorüber war. Als ich dann wieder klar sehen konnte, ging ich zum Kleiderschrank und suchte mir Klamotten aus. Mir fiel die blaue Bluse, für die Edward mir viele Komplimente in meinem Traum gemacht hatte, förmlich in die Arme. Ich konnte einfach nicht anders, als sie mir über den Kopf zu ziehen und mich im Spiegel im Badezimmer zu betrachten. Er hatte Recht, blau stand mir wirklich ziemlich gut.

Ich ging, nachdem ich mir noch eine Hose angezogen und eine Jacke ausgesucht hatte, runter in die Küche und setzte mich an den Tisch, nachdem ich mir mein alltägliches Müsli bereitgestellt hatte. Charlie saß schon da und las die Zeitung.

„Morgen Dad“, begrüßte ich ihn, als ich mir Müsli in eine große Schüssel schüttete.

„Ja, Morgen Bells.“

Wortkarg, wie es jeden Morgen bei uns war, blieb es auch an diesem Tag, und so hörte ich nur noch eine genuschelte Verabschiedung von ihm, als er sich seine Sherif-Jacke anzog und seinen Gürtel überstreifte. Ich winkte ihm, dann machte ich mich noch einmal auf den Weg in mein Zimmer. Bis jetzt hatte ich es mir verboten, aus dem Fenster zu schauen, aus Angst, die Hoffnung könnte überhand genommen haben und mich dann zerreißen, wenn sein silberner Volvo samt ihm nicht draußen stand. Ich tat es nun doch und hatte mir nicht zu viel versprochen: er war nicht da. Seufzend packte ich meine Tasche, warf sie mir über die Schulter und machte mich auf den Weg zu meinem Transporter.

Wie so oft in diesen einsamen Tagen war ich eine der ersten, als ich auf den Parkplatz der Forks High School fuhr und meinen Chevy dort abstellte. Ohne zu zögern stieg ich aus, schaute mich nicht um oder blickte suchend über den Schulhof und huschte schnell in das Gebäude. Als ich so durch die Flure ging und darauf wartete, dass die anderen Schüler eintrudelten, wurde mir eines erschreckend klar. Heute hatte ich Biologie. Mit Edward. Neben Edward. Ich schluckte heftig und meine Kehle fühlte sich an, als würde sie in lodernden Flammen stehen. Einerseits freute ich mich unnatürlich sehr, ihn wiederzusehen und ihm so nahe zu sein, doch wenn ich an seine hasserfüllten Blicke dachte, wurde mir schlecht und mein Magen drehte sich um. 

Der Vormittag verlief ziemlich normal, die Mittagspause wurde mit Alice an meiner Seite auch ganz erträglich und somit marschierte ich dann als eine der Ersten in das Klassenzimmer für Biologie und blickte in die Luft. Eine ganze Weile lang stand ich nur da und starrte ins Nichts, bis ich bemerkte, dass ich nicht mehr allein war und dass es Zeit war, mich auf meinen Platz zu setzen. Währenddessen überlegte ich, dass er wahrscheinlich sowieso nicht kommen würde, so wie die letzten drei Wochen. Wieder kämpften die Erleichterung und die Enttäuschung in mir, von denen ich nicht wusste, welche gewinnen würde. Ich wusste nur, dass es egal war, wie es kommen würde, es würde trotzdem höllisch wehtun. Dieser Gedanke machte mir schreckliche Angst.

„Hi Bella“, hörte ich jemanden sagen. Ich blickte von meinem Platz auf und erkannte Jessica.

Ich räusperte mich, bevor ich antworten konnte. „Hi Jess.“

Sie setzte sich auf meine Tischkante und lächelte mich an. „Und, wie geht es dir?“

„Hmm … gut. Und dir?“ Jetzt würde wieder ein Fluss von Worten folgen, denn ich wusste, dass sie mich niemals aus einer Laune heraus fragen würde, wie es mir ging. Sie tat es nur, damit ich dann ‚und dir?‘ fragte und sie mir wieder eine ihrer Geschichten erzählen konnte. 

„Also, mir geht es super. Du weißt ja, dass bald der Frühjahrsball ist, und naja, zwar hat mich Mike noch nicht gefragt, dafür aber viele andere. Ich weiß einfach nicht, wem ich zusagen soll.“

Ich versuchte sie anzulächeln und fragte mich, wieso sie mir das erzählte. Es klang mehr nach einem ‚Hilfe, ich bin ja so schrecklich beliebt!‘ als nach einer netten Unterhaltung. Und es stimmte mich schrecklich missmutig.

„Schön, Jess“, sagte ich deshalb nur und hoffte inständig, sie würde mein Desinteresse nicht heraushören. Gleichzeitig wollte ich es, damit sie mich in Frieden ließ.

„Danke“, sagte sie und ihr Lächeln wurde breiter, „dass du dich so für mich freust. Du bist echt eine gute Freundin.“ Dann verschwand sie – Gott sei Dank – von meinem Platz und setzte sich auf ihren eigenen, weil der Unterricht jede Minute losgehen musste.

Sehnsüchtig schaute ich zur Tür und hoffte darauf, Edward dort hereinkommen zu sehen, doch nichts geschah. Es läutete, wir begrüßten den Lehrer und die Stunde begann. Ich seufzte laut. Plötzlich, viel zu schnell für meine trüben, stumpfen Menschenaugen, saß er neben mir und sah mich eindringlich an. Ich schaute ihm in die Augen, sie waren wieder goldbraun, wie flüssiger Honig. Ich wartete darauf, dass mich sein hasserfüllter Blick durchbohren würde, und versuchte schon jetzt, einen kleinen Schutzwall gegen diesen Schmerz aufzubauen. Zu meiner großen Überraschung blieben seine Augen nur neugierig und interessiert, kein bisschen zornig, und ich amtete auf. Vorsichtig rutschte ich ein Stück von ihm weg, ich wusste ja über meine Anziehungskraft auf Vampire – und besonders auf ihn – Bescheid.

Als er sich räusperte, fuhr ich hoch. Damit hatte ich nicht gerechnet.

„Hallo“, sagte er und ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren, als mich seine seidige Stimme umhüllte wie ein weiches Samttuch. „Ich bin Edward Cullen. Wir kennen uns ja bereits von … äh … letztem Mal im Krankenzimmer.“ Ich hing an seinen wundervollen Lippen, als er das sagte und sich erneut räusperte. „Dafür möchte ich mich entschuldigen. Das war nicht höflich von mir, ganz und gar nicht.“ Er schüttelte den Kopf und dadurch wuschelten seine bronzefarbenen Haare noch mehr um seine Stirn.

Ich nickte nur, denn um zu sprechen war ich nicht imstande.

„Ich kann es verstehen, wenn du nicht unbedingt meine Bekanntschaft machen möchtest“, fuhr er leiser fort.

Was redete er da? Nicht unbedingt seine Bekanntschaft machen, von wegen. Ich wusste, dass er nicht wirklich begreifen konnte, dass ich ihn liebte oder wie unerträglich sehr ich das tat, und gerade das trieb mir jedes Mal, wenn ich ihn ansah, diesen qualvollen Keil ins Herz.

„Anscheinend nicht“, murmelte er und drehte sich von mir weg.

Ich seufzte. „Doch.“ Es war nur ein heiseres Flüstern, doch sofort wandte er sich wieder mir zu. Mein Herz machte einen riesigen Hüpfer in meiner Brust.

„Was?“

„Ich“, fing ich an und schluckte noch einmal, „bin nicht abgeneigt, mit dir zu reden.“ Wieder nur ein leises, hohes Piepsen.

„Hmm.“ Mehr sagte er nicht.

In diesem Moment sagte Mr Banner etwas vom Mikroskopieren von Zwiebelwurzeln. Ich durchforstete meine Erinnerung an die Bilder, die ich im Traum gesehen hatte und tatsächlich; es war das erste Mal gewesen, da er mit mir geredet hatte, der erste Schritt von ihm nach vorn, nachdem er beschlossen hatte, mir nicht das Blut aus den Adern zu saugen. In mir schien alles stehenzubleiben, ich atmete hektisch und gleichzeitig schwer, meine Hände fingen an zu zittern. Nein, Alice, ich würde die Hoffnung und die Liebe ganz sicher nicht aufgeben, nicht jetzt und auch nicht in tausend Jahren, einfach niemals.

Als Mr Banner das Startzeichen für uns gab, rückte Edward das Mikroskop in die Mitte zwischen uns und deutete darauf.

„Ladies First?“, fragte er und schaute erwartungsvoll zu mir.

Ohne lange zu überlegen griff ich danach, zog es zu mir heran, warf einen flüchtigen Blick hindurch und war mir sicher, dass es Prophase sein musste. Um ehrlich zu sein hätte ich gar nicht erst hineinschauen müssen, es war vorhersehbar gewesen. Nun ja, zumindest für mich.

„Prophase“, sagte ich, jetzt war meine Stimme wieder fester, nicht mehr so kleinlich.

Er hob die Augenbrauen. „Darf ich?“

Ich nickte und beobachtete schmunzelnd, wie er genauso kurz wie ich in das Objektiv schaute und dann mit seiner schwungvollen, hübschen Handschrift die Antwort sauber in unser Protokoll eintrug. Dann legte er das Nächste ein, betrachtete es kurz und schrieb sogleich wieder auf das Protokoll. Anaphase. Obwohl ich wusste, dass es komplett richtig war, wollte ich nicht nur dasitzen und ihn allein die Arbeit machen lassen.

„Kann ich auch …?“, begann ich, da schob er es schon wieder zu mir.

Natürlich hatte er recht; es war Anaphase. Ich streckte die Hand nach dem nächsten Objektträger aus.

„Das Nächste?“

Sachte legte er es in meine Hand, sorgsam darauf bedacht, mich nicht zu berühren. Ich war eigentlich ganz froh darüber, denn eine einzige Berührung mit seiner eisigen, steinharten Haut hätte mich den Verstand gekostet und mich sicherlich nicht mehr zurückhalten können; ich wäre ihm ohne Umschweife um den Hals gesprungen. So erledigten wir unsere Arbeit ruhig und ohne große Plauderei und waren – wie vorherzusehen war – vor allen anderen fertig. 

„Und du bist erst vor kurzem nach Forks gezogen?“, fragte er nach einer Weile und ich schaute von dem Gekritzel auf, das ich fast automatisch auf meinen Hefter gemalt hatte. Seine Augen waren voller Neugier.

Ich überlegte kurz. „So kann man es sagen, ja“, sagte ich schließlich.

Edward schüttelte den Kopf. „Wieso will mir Alice nicht sagen, was es mit dir auf sich hat?“

„Weil“, sinnierte ich, „sie dafür sicherlich ihre Gründe hat.“

Er verdrehte die Augen. „Das hilft mir ehrlich weiter, danke.“

Seine Stimme war nicht länger warm oder weich, so wie ich es von ihm kannte, sie war ruppig und kalt, beinahe missbilligend. Ich wollte ihm nicht zeigen, dass seine Reaktion mir Tränen in die Augen trieb, deswegen schaute ich schnell weg und fuhr damit fort, auf meinem Hefter Kringel und Kreise zu malen. Dann wurde es wieder still, keiner von uns beiden sagte etwas, das leise Geflüster und das Kratzen der Füller und Stifte auf dem Papier waren nur simple Hintergrundgeräusche um uns herum. Dann seufzte Edward.

„Das war schon wieder nicht nett“, murmelte er. „Tut mir leid.“

Ich blickte ihm wieder in die Augen. „Ich habe schon schlimmeres erlebt.“ Das war nichts als die Wahrheit. Bei dem Gedanken an all die schweren Stunden, in denen ich gelitten hatte, wurde mir flau im Magen.

„Und was zum Beispiel?“

Ich seufzte auch und überlegte. „Zum Beispiel … die Trennung meiner Eltern. Meine Mutter, die neu geheiratet hat und die Überwindung, hierher zu kommen.“ Mir fiel es nicht leicht, ihn anzulügen, denn verglichen mit den anderen, weitaus gravierenderen Dingen und Erlebnissen schienen diese drei Argumente harmlos, fast harmonisch. Und einmal mehr begrüßte ich den Zufall, dass ich vor seinen Gedankenstreifzügen geschützt war und sie ihm verborgen blieben. Und doch wollte ich, dass er so viel wie möglich von mir wusste, nämlich das, was er wissen durfte. Es gab mir ein besseres Gefühl.

Jetzt wurde er noch neugieriger, vermutlich hoffte er, so das Geheimnis, das meine Person für ihn umgab, lüften zu können. „Wieso genau bist du denn hierher gezogen?“

Trotz der anderen Strapazen fiel es mir immer noch nicht leicht, über meine durchgeknallte Mutter zu sprechen, die ich in Phoenix gelassen hatte.

„Wie schon gesagt“, begann ich leise und niedergeschlagen zu erzählen, „hat meine Mutter Renée neu geheiratet, letzten September.“ Ich stoppte an dieser Stelle, weil nicht nur ich diejenige sein wollte, die sprach. Ich wollte seine Thesen hören, oder vielleicht auch nur seine bezaubernde Stimme.

„Und du kannst ihn nicht ausstehen“, schlussfolgerte er, völlig falsch. Das gefiel mir, daran erinnerte ich mich aus meinem Traum.

„Nein, das ist es nicht. Phil ist schon okay.“

Er stutzte. „Und was ist dann der Grund?“

„Er ist viel unterwegs, ist ein Profi-Baseballspieler. Zwar nur Minor-League, aber trotzdem muss er viel verreisen.“

Es sah aus, als sei Edward ein Licht aufgegangen. Er schien erleichtert darüber, etwas mehr über mich zu erfahren. „Also war sie es, die dich hierher geschickt hatte?“

Wieder komplett falsch. Ich musste mich anstrengen, um nicht zu grinsen.

„So etwas würde sie nie tun. Ich habe mich selbst geschickt.“

Begierig wartete ich auf die Antwort, die laut meines Zukunftswissens jetzt kommen musste und mein Herz jubilierte in meiner Brust, als er sie aussprach.

„Das verstehe ich jetzt nicht“, sagte er leise und runzelte die Stirn. Diese Tatsache schien ihn über alle Maßen zu frustrieren.

„Sie vermisste ihn, weil sie bei mir in Phoenix blieb“, erklärte ich flüsternd. „Ich wusste, dass es ihr nicht gut geht, wenn sie so lange von ihm getrennt ist. Deswegen machte ich mich auf den Weg hierher, um auch gleich mal meine Beziehung zu Charlie aufzubessern.“

Die Falten in seiner Stirn wurden tiefer. „Und bist du denn jetzt glücklich?“

„Spielt das eine Rolle?“

„Naja, es wäre zumindest fair, oder?“, fragte er lächeln. Mir zerriss es beinahe das Herz.

Ich schnaubte. „Seit wann ist das Leben denn fair?“

Für einen kurzen Moment blickte er an die Decke, dann schaute er wieder mich an und meine Gedanken verschmolzen unter der Intensität seines Blickes. „Stimmt, seit wann?“

„Das ist eigentlich die ganze Geschichte.“

Es sah aus, als würde er über irgendetwas nachdenken. Bevor ich mir auf die Lippe oder Zunge oder sonst etwas beißen konnte, um die Frage zu stoppen, hatte ich sie schon ausgespuckt.

„Darf ich fragen, über was du nachdenkst?“, sagte ich vorsichtig und leise.

Er sah mich wieder an und es wirkte so, als wäre er gerade ganz woanders mit seinen Gedanken gewesen. „Natürlich“, meinte er dann nach einer Weile.

Ich wartete.

„Ich wundere mich nur“, fing er an, zögerte kurz, dann sprach er weiter. „Alice und du … ich meine da muss doch noch mehr sein in deinem Leben als das, was sie beeindruckt.“ Er schaute mich Hilfe suchend an und lächelte verschmitzt, ohne zu merken, wie weh das getan hatte. Selbst als er mit mir vor dem Altar gestanden hatte in meinem wundervollen Traum, selbst in den Flitterwochen hatte ich immer noch Zweifel gehabt, genug zu sein. Jetzt knallte mir die Wahrheit ins Gesicht, sie ohrfeigte mich regelrecht und zeigte mir wie Wirklichkeit. Es gab keine Zukunft, in der er und ich vereint waren. Dafür war ich zu … normal, durchschnittlich, hässlich.

Ich senkte den Blick und sprach gedämpft weiter, er würde es trotzdem haargenau verstehen. „Ich bin also zu langweilig, um für sie interessant zu sein. Du verstehst nicht, was sie an mir findet, so normal und trotzdem komisch ich bin, ja? Hmm, war ja klar.“

Bevor er etwas sagen konnte, hatte ich all meine Sachen zusammengeklaubt und war aufgestanden, denn in der nächsten Sekunde würde es klingeln. Das tat es auch und so ging ich erleichtert nach vorne, nicht ohne ihm vorher noch das Protokoll aus den Händen gezogen und es auf das Lehrerpult geknallt zu haben, sodass es klatschte. Alle sahen zu mir, doch das war mir egal. Ich wollte nur noch weg, der Realität entfliehen, den Schlüssen, die ich soeben gezogen hatte.

Jetzt spürte ich wieder, welch große Lücke die Hoffnung in mir ausgelöst hatte, als sie sich sachte und vorsichtig in mir aufgebäumt und dann vom einen auf den anderen Moment aufgelöst hatte, als wäre sie nie dagewesen und hätte trotzdem ein Loch hinterlassen. Ich fragte mich, wie lange ich das noch aushalten musste, und gleichzeitig, wie lange ich das noch konnte. Nervenaufbrausend und kraftraubend, so sah mein Leben momentan aus, und ich war keineswegs Masochistin, sodass ich es genossen hätte. Es wartete noch eine Unterrichtsstunde auf mich, Jake erwartete mich ebenfalls diesen Nachmittag und vielleicht, wenn das Glück auf meiner Seite war, würde Alice heute Abend wieder bei mir vorbeischauen, doch all das vergrub ich jetzt in meinem Kopf und dachte nur noch daran, dem Schmerz zu entkommen. Ich entschloss mich, um keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, die letzte Stunde nicht zu schwänzen, obwohl ich wusste, dass es mich nicht ablenken würde.

Als ich auf meinem Platz saß, dessen Nachbarstuhl leer war, verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen. Ich konnte meine eigene Blödheit kaum fassen. War ich tatsächlich so naiv gewesen und hatte an einen kleinen, winzigen Hoffnungsschimmer geglaubt? Wie dumm von mir zu glauben, dass mein Leben so gerecht sein würde, dass es meine Wünsche berücksichtigen oder wahr machen würde. Ich seufzte leise. Ein Hoffnungsschimmer, pah!

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