Verschiedene Welten

By HolyPinApple

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Jamie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Geldprobleme kennt sie nicht, genau so wenig wie ihren Vater. Für si... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40

Kapitel 41

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By HolyPinApple

Tito wurde ins Krankenhaus gebracht. Er war schwer verletzt, würde es jedoch auf jeden Fall ohne bleibende Schäden überleben. Ich saß, nachdem Tito abgeholt wurde, auf dem Sofa und heulte wie ein Schlosshund. Lucia saß neben mir und heulte ebenfalls. Auch Bella stand noch immer hier herum, ebenfalls heulend. Scheiße, was waren wir nur für ein armseliger Haufen! Ich konnte mit dieser Schuld nicht umgehen. Ich war schuld daran, dass Chico seinen eigenen Bruder so schwer verletzt hatte. Als Maria zurückkam, rastete diese völlig aus. Natürlich, sie war nur für ein paar Stunden weg gewesen, dann kam sie wieder und fand uns hier heulend vor. Ich wusste, dass meine Zeit in Mexiko abgelaufen war. Das, was passiert war, konnte man nicht wieder gerade biegen. Ich hatte ganz gewaltig Scheiße gebaut und hatte einen Keil zwischen zwei Brüder getrieben. Ich hatte mich getäuscht. Ich bin noch immer ein schrecklicher Mensch. Ich hatte mich kein Stück gebessert. Ich war noch immer egoistisch und stets auf mein eigenes Wohl bedacht. Ich war nicht selbstlos, so wie Maria und Lucia. Ich war eine verlogene, eigennützige blöde Kuh, mehr nicht. Ich hatte keine Ersatzmutter wie Maria verdient und auch keine Schwester wie Lucia. Schon gar nicht hatte ich einen Mann wie Chico verdient, der das Leben aller anderer mit seinem Leben beschützte. Ich hatte es verdient allein zu sein.

Und so kam es, dass ich jetzt ganz allein, naja, abgesehen von dem armen Fahrer des Wagens, in einem Taxi saß. Ich heulte ihm auf dem ganzen Weg zum Bahnhof die Ohren voll. Wahrscheinlich verstand er mich überhaupt nicht, doch er bewies sehr viel Geduld, sodass ich ihm extra etwas mehr Geld gab, als ich die Fahrt bezahlte. Wie lange hatte ich mir das Heulen jetzt verkniffen. Wie oft hatte ich tief Luft geholt oder meine Lippe blutig gebissen. Jetzt brach alles aus mir heraus. Im Nachhinein betrachtet war es einfach nur peinlich. Laut heulend lief ich den Haupteingang hinein. Mein verbeulter Louis Vuitton klapperte schwankend hinter mir her. Die Leute starrten mich verstört an. Ich gab wahrscheinlich auch ein verstörendes Bild ab.

„San Diego!", heulte ich die Frau an, die mir das Zugticket verkaufte. Sie reichte mir mitleidig ein Taschentuch, welches ich mit einem weinerlichen „Danke" entgegen nahm. Auf dem Weg zum Gleis schluchzte ich ununterbrochen. Ich war einfach gegangen, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Wahrscheinlich machten Lucia und Maria sich große Sorgen. Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir Sorgen machten! Nicht einmal Miguel hatte ich Bescheid gesagt. Was war ich nur für ein beschissener Mensch? Am Gleis angekommen setzte ich mich auf Louis und schnäuzte mich geräuschvoll und wenig ladylike in das Taschentuch. Die Minuten vergingen... Erst als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte, hörte ich kurz auf zu heulen. Vielleicht war es Chico? Ich kramte das Gerät hervor und war enttäuscht, dass ich die Nummer die anrief, nicht kannte.

„Was?", blaffte ich in das Telefon.

„Jamie Rose Whitman?", fragte eine männliche Stimme.

„Wer will das wissen?"

„Guten Tag, mein Name ist Diego Martinez."

„Aha.", murmelte ich. Das sagte mir rein gar nichts.

„Ich hoffe, ich störe dich gerade nicht bei etwas?"

„Haben Sie mir schon mal einen ausgegeben, oder warum duzen Sie mich?", keifte ich in das Telefon. Dieser Diego Martinez lachte rau am anderen Ende der Leitung.

„Das Mädchen gefällt mir!", sagte er zu jemandem, der wahrscheinlich bei ihm war.

„Diego, was wollen Sie?", fragte ich genervt. Ich wollte doch nur allein auf Louis sitzen und heulen. War das zu viel verlangt?

„Ich will, dass du mir zuhört, Jamie.", begann er. Seine Stimme, und das fiel mir erst jetzt auf, war eiskalt und fies. Ich hatte es hier eindeutig mit einem Fiesling zu tun.

„Ich höre!", sagte ich und drückte das Handy noch fester an mein Ohr. Was wollte dieser Kerl?

„Wie ich weiß, kennst du Chico Morena?"

Oh Gott! Mein Herz schlug plötzlich unglaublich schnell. Fuck!

„Nein... nein... den... ähm...wie... Chica Lorena? Nä! Also... ne, die kenne ich nicht!", stotterte ich wenig glaubwürdig vor mich hin. Ich schlug mir die Hand auf die Stirn. Konnte man denn auch so bescheuert sein? Wieder ertönte die raue Lache am anderen Ende der Leitung. Diego hatte mich durchschaut. Scheiße!

„Chico Morena, Schätzchen."

„Ne... also den kenn ich auch nicht!", antwortete ich viel zu schnell.

„Wie auch immer... du bist doch ein guter Mensch, nicht wahr? Jamie Rose Whitman?", gegen Ende seines Satzes war seine Stimme immer höher geworden. Ich räusperte mich nur. Wahrscheinlich war es nicht sehr ratsam Diego jetzt zu erzählen, was für ein mieser und egoistischer Mensch ich war.

„Sei in einer Stunde in der Lagerhalle in Navolato und Chico Morena wird nichts passieren!"

„Wo?", fragte ich dumm.

„Navolato."

„Ich kenne das nicht!"

Diego atmete genervt aus. „Gib es in Google Maps ein."

„Ich... ehm... ich habe nicht so ein Handy."

Stell dich so dumm wie möglich, so kannst du Zeit schinden, lautete meine Devise jetzt.

„Ist das dein Ernst?", fragte Diego, jetzt deutlich genervt.

„Mhm."

Kurz raschelte es am anderen Ende der Leitung. Ich schwieg und lauschte, ob ich etwas im Hintergrund hören konnte. Doch es war nichts zu hören. Mein Puls war viel zu hoch, ich hoffte, ich würde jetzt nicht umkippen. Ich lief schnell, Louis hinter mir herziehend, durch den Bahnhof. Ich musste zurück zu Maria, und zwar schnell. Wenn Chico tatsächlich in Diegos Gewalt war, musste ich den anderen Bescheid sagen. Ich durfte keine Zeit verlieren!

„Navolato ist im Gebiet der La Trez.", spuckte Diego jetzt in den Hörer. Fuck! Die La Trez war die Familia die Paco und Raul getötet hatte! Scheiße, sie würden Chico umbringen!

„Ich... ich bin in einer Stunde da!", hörte ich mich sagen. Was stimmte nicht mit mir?

„Das will ich für deinen Freund hoffen, kleine Jamie!", krächzte Diego während er lachte.

„Was gibt's da zu lachen?", keifte ich in das Telefon. Dummkopf! Verärgere den Bösewicht auch noch...

„Schätzchen, du bist nicht nur hübsch, sondern auch frech. Ich mag das!"

Ich schluckte.

„Woher weißt du, wie ich aussehe?", Augenblicklich kamen mir die Fotos in den Sinn. Wieder lachte Diego.

„Wir sehen uns in einer Stunde. Sei pünktlich oder ich hacke Chico Morena die Hand ab!"

Das Tuten, das ich jetzt hörte, signalisierte mir, dass Diego das Telefonat beendet hatte.

„Oh Scheiße, was mach ich denn jetzt nur?", fiepte ich und ging das Adressbuch meines Handys durch. Chico! Ich sollte versuchen, ihn anzurufen, so würde ich herausfinden ob es wahr war und ob er wirklich in der Gewalt der La Trez war. Ich drückte mit Herzklopfen auf den grünen Hörer und lauschte gespannt. Ich betete, dass er abnehmen würde. Von mir aus konnte er mich anschreien und fertig machen, aber sollte abnehmen, dann würde ich wissen, dass es ihm gut ging. Meinetwegen sollte er mich sogar wegdrücken... Doch nichts geschah... Es tutete einige Male, dann wurde ich auf die Mailbox weiter geleitet.

„Verdammt!", fluchend legte ich auf. Tito konnte ich nicht anrufen, der war im Krankenhaus. Lucia oder Maria waren ebenfalls keine gute Idee. Eine andere Nummer hatte ich nicht parat. Scheiße! Ich winkte ein Taxi heran und stieg ein. Ich nannte dem Fahrer Marias Adresse und bat ihn, schnell zu fahren. Der Fünfziger, den ich ihm hinhielt, sorgte dafür, dass er nicht nur schnell fuhr sondern sogar wahnsinnig schnell. Als der Wagen auf den Hof vor Marias Haus rollte schmiss ich das Geld nach vorne und stieg aus dem fahrenden Auto aus. Louis schmiss ich achtlos auf den Betonboden, dann rannte ich zur Haustür.

„Hallo?", brüllte ich, sobald ich das Haus betreten hatte. „Ist jemand da?"

Keine Antwort.

„Hallo? Chico!", brüllte ich, so laut ich konnte. Keiner antwortete mir. Oh mein Gott, dieser Diego Martinez hatte tatsächlich Chico in seiner Gewalt. Hals über Kopf stürmte ich, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen hinauf. Ich stolperte polternd in Chicos Zimmer.

„Chico?", fragte ich wieder, doch auch dieses Mal antwortete kein Mensch. Ich sah mich hilflos im Zimmer um. Was sollte ich jetzt tun? Mein Blick blieb an seinem Schrank hängen. Ich überlegte. Keiner war hier, ich hatte keine Ahnung, wo sie alle steckten. Frustriert schrie ich auf, in diesem Haus hatte man niemals seine Ruhe, ständig lungerte hier jemand herum und dann, wenn man einmal jemanden brauchte, war keine Sau da. Ich hechtete zum Kleiderschrank und schob die Türe auf. Der Karton war immer noch da. Ich riss hektisch den Deckel herunter und nahm eine der Waffen heraus. Wie, zur Hölle, funktionierte dieses Teil? Ich betätigte einen Schalter und drückte einfach den Abzug. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, ich wurde nach hinten geschleudert und landete auf meinem Rücken wie ein Käfer.

„Fuck!", quiekte ich schrill. Ich hatte ein Loch in die Wand geschossen. Doch ich hatte keine Zeit den Schaden zu begutachten, ich muss zu Chico und zwar schnell. Wenigstens wusste ich jetzt, wie die Waffe funktionierte. Ich steckte sie hinten in meine Hose. Das kalte Metall berührte meine nackte Haut während ich wieder aufsprang und nach unten rannte. Ich schnappte mir einen Schlüssel von der Kommode und ging nach draußen.

„Hey!", ich zuckte zusammen, als ich den Besitzer dieser widerlichen Stimme hörte.

„Juan!", hauchte ich. Mir wurde bewusst, dass er der einzige war, der mir jetzt noch helfen konnte.

„Juan! Du musst mir helfen! Chico... er ist in Gefahr! Du musst mich nach Navolato fahren!", rief ich während ich schlitternd vor dem Riesen zum Stehen kam. Zu meiner Überraschung nickte Juan kurz und nahm mir den Schlüssel aus der Hand.

„Steig ein!", krähte er und nahm selbst hinter dem Steuer Platz. Juan raste durch die Straßen, er überfuhr rote Ampeln und überholte sogar einen Wagen auf dem Bürgersteig. Immer wieder sah ich nach unten und überprüfte, ob ich mich vor Angst eingepinkelt hatte. Zum Glück blieb ich dicht. Ich wurde nicht einmal misstrauisch, als Juan ohne nachzufragen wusste, wo er hin fahren musste. In diesem Moment empfand ich das als völlig normal.

„Steig aus, es bleibt keine Zeit mehr!", knurrte er während er über mich griff um meine Tür zu öffnen. Ich sah mich kurz um, während ich ausstieg. Vor mir stand eine große, alte Lagerhalle. Die Fenster waren allesamt zerbrochen, die Wände waren überwuchert von Efeu und Moos. Ich selbst stand auf einem Parkplatz, der bis auf unser Wagen leer war. Rechts von mir waren Bäume, links eine weitere, kleinere Halle.

„Juan, wo muss ich hin, ich...!", begann ich schnell zu reden, doch da spürte ich einen Schlag auf den Kopf, der mich wortwörtlich umhaute...


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