Bis(s) zum Erwachen - Wie ein...

By FieneFifi

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Die Volturi sind verschwunden und Bellas Leben scheint perfekt - bis sie aufwacht und feststellen muss, dass... More

Prolog
Alles auf Anfang
Erklärungsversuche
Kleine, bescheidene Dreierrunde
Ein Gespräch für die Zukunft
Ungewissheiten [Edward Cullen]
Altbekannte Biostunde
Ein merkwürdiges Mädchen [Edward Cullen]
Die Suche nach der Lichtung
Flammendes Häuschen
Mitternachtsgespräch
Ein kleiner Hoffnungsschimmer?
Die fast-Werwölfe
Worte und ein Ausrutscher [Edward Cullen]
Alle lieben Bella ... nur er nicht
Gewissensbisse [Alice Cullen]
Krankenbesuche
Konkurrenz [Edward Cullen]
Schreckliche Klarheiten
Woche eins
Woche zwei
Woche drei
Woche vier [Edward Cullen]
Woche vier
Woche fünf
Woche sechs - Unverhofftes Wiedersehen
Glück ... oder doch nicht?
Klavierklänge und leise Worte
Liebesschwüre ... irgendwie
Noch immer nächtliches Flüstern
Diskussion [Edward Cullen]
Schmerzendes Glück
Das Kochbuch der Unsterblichen
Zu weit gedacht [Alice Cullen]
Zu weit gedacht [Edward Cullen]
Es wird niemals so weit kommen
Einer gegen drei
Drei Worte
Epilog
Fortsetzung: Schatten der Nacht

Geschwisterliebe

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By FieneFifi

Selbst im Zorn sah er himmlisch aus.

Seine tiefschwarzen Augen richtete er auf mich, dann auf Alice. Seine Haltung war angespannt, die Hände hatte er zu Fäusten geballt, sodass die Knöchel unter der gläsernen Haut hervortraten. Ich konnte beobachten, wie er seine Zähne mit einer Kraft aufeinander presste, die Granit hätte sprengen können. Das Knurren, das tief aus seiner Brust kam, erfüllte den Raum mit einer gefährlichen Stimmung. Als er sprach, war seine Stimme verzerrt vor Wut und Entsetzen.

„Was soll das, Alice?“ Edward setzte jedem Wort sein volles Maß an Zorn bei.

Alice und er sahen sich eine Weile lang nur an und ich verfolgte Edwards wechselhaftes Mienenspiel. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich verstand, dass sie nur in Gedanken mit ihm sprach.

„Findest du nicht auch, deine kleine Freundin sollte wissen, was du mir sagst?“, meinte er plötzlich und sah für einen kurzen Moment in meine Richtung.

„Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, wie sie-?“

„Meine Güte, dann eben Bella“, zischte er drohend.

Alice schaute ihn finster von oben bis unten an. „Das klingt schon besser.“

„Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es sie sicherlich auch interessieren würde“, wiederholte er und blickte wieder zu mir. Und der Hass, den sein Blick erfüllte, trieb mir Tränen in die Augen. Das war doch alles nicht wahr. Zwar wusste er nichts davon, wie weh mir jeder seiner wütenden Blicke tat, woher auch, aber trotzdem war das alles nicht gerecht. Was hatte ich schlimmes getan, dass ich so etwas verdiente? Ich wusste es nicht, ehrlich. Ich wusste nur, wie groß der Schmerz war, der sich jetzt immer tiefer in mich bohrte.

Alices finsterer Blick wurde für einen kleinen Moment zweifelnd. „Ich weiß nicht …“, begann sie, schaute kurz zu mir und ich vermutete, dass sie diesen angefangenen Satz zu Ende dachte.

Wieder wurde es still, mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Ich versuchte zu schlucken und merkte, dass sich ein großer Kloß in meinem Hals gebildet hatte, der mir die Kehle austrocknete. Leise schnappte ich nach Luft, ohne dass es einer der beiden mitbekam. Ich spürte, wie sich der Sauerstoff durch meine Luftröhre brannte und schwer in meinen Lungen lag, als er dorthin gelangte. Jetzt war mir tatsächlich übel und der Raum begann, sich langsam zu drehen. 

Ich sah zu, wie Alice Edward anstarrte, mal wütend, mal bittend. Und ich sah, wie der Zorn langsam aus seinem Gesicht wich, wenn auch nicht vollständig. Vorsichtig und zaghaft schlich sich Hoffnung in mein Bewusstsein, obwohl ich wusste, wäre sie vergebens, würde es mich zweifelsohne den Verstand kosten. War es überhaupt gesund für mich, zu hoffen? War es mir erlaubt?

„Alice, du lügst“, durchbrach Edwards seidige Stimme das Schweigen. Er war wieder sauer. „Auch wenn ich deine wahren Gedanken nicht lesen kann, weil du schon zu gut darin bist, mich zu täuschen; ich sehe es, wenn du lügst.“ Dann zeigte er auf mich. Es wirkte herablassend und ich war mir sicher, er würde niemals auch nur erahnen können, wie weh diese so banale Geste mir tat. „Du kannst mir nicht erzählen, dass dieses Mädchen nur eine Freundin von dir ist, also bitte. Verkauf mich nicht für dumm!“

Ihre Stimme war nur ein Zischen. „Ich dachte, ich soll nicht lügen? Es ist die Wahrheit und die passt dir nicht, das ist alles.“

Ihre Augen huschten zu mir, sahen mich eine Weile lang an und je länger sie auf meinem Gesicht hafteten, desto wärmer wurde ihr Blick. Ich sah in ihrem Ausdruck, dass sie Hoffnung schöpfte – oder für mich so tat, als gäbe es welche, damit ich nicht wahnsinnig wurde. Eine nette Geste, aber völlig überflüssig. Gleichzeitig schauten wir in Edwards allzu perfektes Gesicht und mir wurde wieder einmal schmerzhaft bewusst, warum mein Traum niemals der Realität entsprechen könnte. Obwohl er mir darin so oft beteuert hatte, wie wundervoll, wie vollkommen, wie unbezahlbar ich war, konnte ich mir jetzt nur schwer vorstellen, dass es so sein würde. Denn das wäre nur fair und, seien wir mal ehrlich, das Leben wurde nicht dazu gemacht, fair zu sein.

„Was willst du mit diesem Menschenkind?“, ertönte Edwards Stimme und ließ mich zusammenzucken. Ja, es war nicht fair.

Die Tür ging auf und Mrs Cope steckte ihren Kopf durch den Türspalt. „Ist alles okay? Es wurde gerade so laut, also …“

„Es ist alles in Ordnung“, sagte Edward mit plötzlich veränderter Stimme. Sie war samtweich und seiden, so überzeugend und hinreißend, dass sie ihren Kopf schüttelte und die Tür wieder schloss.

Alice seufzte energisch. „Reicht es nicht, wenn ich dir ihren Namen in Gedanken immer und immer wieder zuschreie? Soll ich dich auch mit meinen Worten anbrüllen? Ist dir das lieber?“ Alices Blick wurde immer zorniger, Hass stieg in ihr auf, dass konnte ich förmlich spüren.

Edward schnaubte. „Bella. Meinetwegen“, brummte er. „Und? Beantwortest du meine Frage?“

Wieder ein kurzer Blick zu mir, dann straffte sie ihre kleinen, zierlichen Schultern und starrte ihn durch die Schlitze ihrer Augen an. „Okay. Ich werde dir die Wahrheit sagen“, sagte sie kurz angebunden und Edward wartete gespannt. Sie war tatsächlich unglaublich gut darin, ihm Dinge vorzutäuschen. Alice atmete tief aus, bevor sie wieder sprach. „Ich habe vor, sie in einen Wald zu schleppen und zu verspeisen.“

Trotz meiner trübseligen Stimmung konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, genau in dem Moment, als Edward mich entsetzt anstarrte. Vermutlich hatte er erwartet, ich würde schreien und wegrennen. Oder irgend so etwas in der Richtung jedenfalls. Alice schien sehr überzeugend mit falschen Gedanken umgehen zu können, zumindest sah es so aus, als würde er sich ernsthaft Sorgen um mein Blut machen. Plötzlich spannten sich seine Kiefermuskeln wieder an, seine Augen wurden immer dunkler und schwärzer und ich glaubte, den Grund zu kennen. Die Vorstellung, Alice mein Blut trinken zu sehen, schien ihn zu reizen. Schönen Dank auch, Alice.

Im nächsten Moment hatte er sich wieder gefangen und starrte mich mit noch immer unverblümter Überraschung an. „Wieso hat sie keine Angst?“ Und mit einem missbilligendem Blick fügte er hinzu: „Sie lacht sogar.“

„Achja, stimmt“, sagte Alice mit gespielter Erkenntnis und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Du kannst ja ihre Gedanken nicht lesen. Wie dumm von mir. Dann sollte ich dich wohl aufklären, es sei denn, du entscheidest dich, sie direkt anzusprechen. Es ist sowieso unhöflich, von jemandem, der anwesend ist, in der dritten Person zu sprechen.“ Sie streckte ihre Finger aus und zeigte auf mich, doch nicht so wie Edward vorhin, sie tat es mit … Liebe?

Genervt atmete er aus. Mein Herz bebte in mir und wollte anscheinend meinen Brustkorb und meine Rippen sprengen, so rasend schlug es. 

„Bella?“ Seiner Stimme hörte ich an, dass es ihm zuwider war, mit mir zu reden.

„Ja?“, flüsterte ich, denn der Kloß in meinem Halt war noch immer präsent.

Er räusperte sich und zum ersten Mal suchten seine Augen die meinen mit unaussprechlicher Neugier. Nun ja, zum ersten Mal in der Wirklichkeit. Ich vergaß zu atmen. Und dann bekamen seine Augen diese Intensive Wirkung, die meine Gedanken vernebelten.

„Ich frage mich, wieso …“ Er suchte nach Worten. „Warum du keine Angst hast. Weder vor mir, noch vor Alice. Das …“ Wieder überlegte er. „Das passt alles nicht zusammen.“

Der Kloß in meinem Rachen wurde schlagartig größer, sodass ich nichts erwidern konnte, obwohl ich gern alles erzählt hätte. Dann entschied ich, dass es besser war, meinen Mund zu halten, sonst würde ich noch Dinge ausplaudern, was nicht von Vorteil wäre. Hilfesuchend blickte ich zu Alice, sie zwinkerte mir aufmunternd zu. Sollte das heißen, ich durfte reden? Hatten denn hier alle den Verstand verloren?

Ich räusperte mich. „Ähm. Also. Naja. Ich … Ihr …“ Keine Chance. Das ging einfach nicht! „Alice?“

„Ja, Bella?“, fragte sie, scheinbar ein wenig verwirrt.

Erfolglos versuchte ich, den Kloß endlich herunterschlucken zu können. „Kannst du nicht vielleicht? Also, ich … weiß nicht … wie …“

Sie nickte. „Klar.“

Ich beobachtete sie, wie sie Edward vielsagend anschaute, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur zu gern hätte ich mitgehört, was sie ihm zu sagen hatte, was sie anstelle von mir erzählte. Und ich war geradezu erpicht darauf, zu erfahren, was er, die Liebe meines Lebens, zu mir sagen würde. Bei dem Gedanken überschlug sich mein Magen, und wieder wurde mir übel. Langsam hatte ich dieses Gefühl unter Kontrolle, im Gegensatz zu gewissen anderen, die in mir tobten. Mittlerweile wusste ich, wie einfach es für ihn war, in meinem Gesicht abzulesen, was in mir vorging, und hasste meine viel zu leicht durchschaubaren Augen dafür. 

Ich war in Gedanken schon viel zu weit von dem Krankenzimmer entfernt, um mitzubekommen, welche Blicke die Geschwister untereinander teilten. Doch als Edward einen lauten Seufzer von sich gab und darauf ein Zischen aus Alices Mund kam, schaute ich auf. Beide standen jetzt nicht mehr entspannt, sondern mit leicht gebeugten Knien und in Kampfstellung da. Als ich begriff, dass sie wortwörtlich kurz davor waren, sich zu zerfleischen, wie Alice es kurz zuvor als Scherz gemeint hatte, entwischte mir ein erschreckter Laut. Sie schauten gleichzeitig auf und starrten mich fragend an. Ich starrte nur zurück. 

„Bella, was hast du?“, fragte Alice.

Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Edward kicherte. „Ts, da siehst du’s, jetzt hat sie Angst.“

„ So ein Schwachsinn. Komm schon, Bella, sag es ihm. Hast du Angst?“, fragte sie mich herausfordernd.

Normalerweise hätte ich lauthals Nein geschrien und mit gespieltem Leichtmut eine wegwerfende Handbewegung gemacht, doch jetzt hatte ich Angst. Nicht in dem Sinne, wie Edward oder Alice es meinten, aber sie war da. Deshalb nickte ich.

Alice riss ihre Augen auf, in denen ich Entsetzen erkannte, und Edward grinste. Er freute sich wohl, trotz meiner stummen Gedanken gewusst zu haben, was in mir vorging. Also musste ich es erklären, so schwer es mir fiel.

„Nein, nicht so“, setzte ich an, und selbst diese drei kleinen Wörtchen kosteten mich meine ganze Kraft. „Ich will nicht, dass … wenn ihr streitet, dann … es ist nicht gut … ihr könntet euch angreifen und dann … zu schlimm“, brachte ich noch heraus, bevor mein Körper gerüttelt wurde durch einen plötzlichen Zitteranfall. Alice stand sofort neben mir und hielt meine Hand. In dem Moment, als ihre kalte, marmorne Haut meine berührte und streichelte, beruhigte ich mich. Edward stand immer noch da und beobachtete uns, vor allem aber mich und meine Reaktionen.

Dann lachte Alice, leise und liebevoll. „Du kleines Dummerchen. Wir würden uns nie so streiten, wie du denkst.“

„Aber du hast zerfleischen gesagt!“, beschwerte ich mich, jetzt mit etwas festerer Stimme.

„Du wolltest mich zerfleischen?“, hörte ich Edward verächtlich sagen. Es klang arrogant. „Du?“

Alice atmete gereizt aus. „Weißt du“, begann sie zischend, „du bist echt zu nichts zu gebrauchen! Kannst du nicht einmal an der richtigen Stelle deine vorlaute und vollkommen überflüssige Klappe halten? Nur ein einziges, verdammtes Mal?“

Er wich vor ihren harten Worten zurück. Sie achtete nicht mehr auf ihn und blickte wieder zu mir.

„Vergiss ihn“, riet sie mir.

„Wenn du wüsstest“, erwiderte ich finster.

„Ich weiß.“

„Eben nicht“, flüsterte ich und wusste, dass es eigentlich nicht fair war, ihr die Schuld zu geben, aber plötzlich schwappte alles über. „Es ist nicht gerecht! Ich tue alles, alles verdammt. Und was kriege ich dafür? Undankbare Worte und vernichtende Blicke. Womit hab ich das verdient?“ Ich klang schrecklich arrogant und egoistisch. Aber einmal durfte ich das doch sein. Oder?

Mitfühlend nahm sie mich in den Arm. „Pscht. Ist ja gut.“

„Alice, tut mir leid“, murmelte ich. „Ich wollte das nicht an dir auslassen.“

„Schon okay. Ich verstehe das.“

„Und ich verstehe rein gar nichts“, ertönte es aus der hinteren Ecke des Zimmers. Edward.

Ein missbilligender Blick traf ihn. „Achja, du bist ja auch noch da“, meinte Alice nur.

„Hat dieses …“ Er räusperte sich und als er meinen Namen aussprach und ich den abwehrenden Klang hörte, schnürte es mir den Magen zu. „Hat … Bella … jetzt oberste Priorität bei dir?“

„Wenn du noch einmal nahe dran bist, sie ‚dieses Menschenkind‘ zu nennen, bist du gefährlich nahe dran, ein toter Vampir zu sein!“ Das Wort Vampir war nur ein Zischen.

Wieder knurrte Edward. „Bist du wahnsinnig geworden?“ Seine Augen waren weit geöffnet und auf mich gerichtet. Na super. Gleich würde der Kampf beginnen. Und ich war mittendrin.

„Sie weiß bescheid“, sagte Alice. „Sie weiß alles. Sogar mehr als du. Und eigentlich auch mehr als für sie gesund ist, aber das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Du bist so ein verständnisloser, dummer, niederträchtiger …“

„Hör auf!“, schrie jemand. Erst nach ein paar Sekunden merkte ich, dass ich diejenige gewesen war. „Hör einfach auf, ja? Und du bitte auch … Edward.“ Seinen Namen auszusprechen war schwerer und schmerzhafter als gedacht. Es brannte mir wie Säure den Rachen hinunter.

„Was …?“, fragte Edward, doch Alice legte nur den Finger auf ihre geschwungenen Lippen und deutete auf mich.

„Es geht einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Eigentlich sollte ich das alles ja gar nicht wissen, aber ich weiß es, und jetzt? Werde ich deswegen bestraft? Bestraft, weil ich irgendwie anders bin? Vielleicht funktioniert auch mein Gehirn anders, wer weiß. Ich weiß nur, dass ich das nicht mehr aushalte.“ Ich nahm einen tiefen Atemzug und spürte, wie sich der Kloß in meinem Hals in Luft auflöste. Ein schönes Gefühl. „Alice, ich …“

„Schon gut, ich weiß“, sagte sie. „Geh lieber nach Hause und ruh dich aus. Es war ein anstrengender Tag für dich.“

Ich nickte, packte meine Sachen und wollte geradewegs aus dem Zimmer gehen, ohne noch einmal einen Blick auf ihn zu werfen, als ich mich dazu verführen ließ, es doch zu tun. Seine schwarzen Augen hatten wieder ein wenig die Farbe von flüssigem Honig angenommen. Zwar hatten sie nicht an Dunkelheit verloren, aber sie waren deutlich wärmer. Wieder keimte Hoffnung in mir auf, diesmal drängender, beständiger, doch ich ließ nicht zu, dass sie meine Gedanken einnahm. Bevor ich mir wieder Hoffnungen machte, würde ich lieber sterben, um dem Schmerz zu entgehen. Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie besessen ich von ihm war, wie abhängig. Es war eindeutig ungesund, ihn so lange anzuschauen, doch es brachte eine so wohltuende Wärme in mein Herz, dass ich nicht anders konnte. Es ließ mir keine Wahl. Für keine Qual der Welt würde ich diesen Augenblick versäumen wollen, das wurde mir klar. 

Und dann kamen die Tränen. Plötzlich, ohne Vorwarnung, einfach so kullerten sie über meine Wangen und hinterließen brennende Spuren. Als ich ein leises Schluchzen von mir gab, wusste ich, dass es für mich Zeit war, zu verschwinden.

„Tsch … Tschüss … Alice“, murmelte ich, vorbei an meinen Tränen. „Ed … Edward.“

Dann ging ich hinaus, ignorierte die Blicke von Mrs Cope, von den anderen Schülern oder Lehrern. Ich hörte nur noch Alices Stimme, die aus dem Hinterzimmer zu mir vordrang.

„Siehst du, was du angerichtet hast? Du Trottel! Du Nichtsnutz! Jetzt weint sie, wegen dir! Toll hast du das gemacht! Wirklich super! Mach doch wenigstens einmal etwas richtig! EINMAL! …“, und es ging noch weiter, doch dann war ich zu weit weg, um die folgenden Worte zu hören. 

Ich rannte einfach nur noch und hoffte insgeheim, nicht hinzufallen. Ohne jeglichen Plan, wohin ich wollte, ging ich zu meinem Transporter, stieg ein und ließ den Motor aufheulen. Das Geräusch lenkte mich für einen winzigen Moment ab, doch nicht für lange. Schon wenige Augenblicke, nachdem ich losgefahren war, kamen alle Gefühle, die ich in diesem kleinen, stickigen Zimmer unterdrückt hatte, zum Vorschein und regneten erbarmungslos auf mich herab. 

Zu Charlie. Nach La Push. Zu Charlie. Nach La Push …

Ich wusste es nicht. Einfach weg, das war die Devise. Weg von dieser Schule, und am liebsten nicht wiederkommen. Das war natürlich unmöglich, ich musste immerhin auch einen Abschluss machen, doch für diesen Tag war ich aufgebraucht, einfach nur kaputt.

Gespannt, wo ich landen würde, führte ich meinen Transporter durch die Straßen. Und währenddessen weinte ich.

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