Cloudbreaker

By AlexReitz

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"Oh, du törichter Rachegeist, was du tust in blinder Verzweiflung, in wutentbrannter Rage, das bewahre dir. D... More

Prolog
Hope dies here
Hangar der Träume
Grenzerfahrungen
Die Artefakte und ihre Gesetze
Erhebt euch!

Aufbruch

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By AlexReitz

Ich bin etwas Großem auf der Spur, einer regelrechten Verschwörung! Diese Sensation wird alles verändern und denen da oben das Licht ausblasen. Ich weiß nur noch nicht wirklich nach was ich hier genau suche, aber es wird groß, sehr groß. Ich muss aufpassen, dass uns hier in dieser Mine niemand findet. Das Archiv liegt genau unter einem Stollen, wo sie nach diesen Artefakten suchen, von denen ich Dir erzählt habe. Angeblich haben die etwas mit dem Krieg gegen die Osmanen zu tun. Ha, kannst du dir das vorstellen? Das war vor über hundert Jahren! Ich werde voraussichtlich nächste Woche am Donnerstag wieder zu Dir und den Kindern zurückkehren. Ach, was werden sich die Kleinen freuen, wenn ich wieder da bin! Bis dahin geh bitte noch einmal meine Krankschreibung verlängern und lass ja niemanden in unser Haus, der von der Regierung kommen könnte.

In Liebe, Dein Franklin.

-Briefsammlung, Archive der Regierung, ehemalige Schweiz

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Die Instruktionen waren klar und deutlich gewesen. Charlotte hatte den Brief an einer der Rohrpoststationen in der Innenstadt abgeholt und ihn gefühlt tausendmal gelesen. Die schwarze Tinte hatte krakelige Wörter auf dem gerollten und vergilbten Papier hinterlassen:

In sechs Tagen um elf Uhr Abends am Pier. Bezahlung: 66 Pfund.

Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, allerdings wollte Charlotte beweisen, dass sie kein kleines Mädchen mehr war. In den sechs Tagen dachte sie oft an die Dinge, die sie zurücklassen würde. Freunde hatte sie gehabt. Kichernd schwärmende Mädchen, die es zu ihrem Lebensinhalt gemacht hatten, Jungs anzuschmachten und ihnen zu gefallen. Klar, Charlotte hatte mit ihnen einige schöne Momente erlebt, doch sie fühlte, nachdem sie die Schule hinter sich gelassen hatte, dass sie für etwas anderes bestimmt war. Das Mädchen wusste, dass sie verschieden war, eine Aufgabe hatte. Und eben diesem Gefühl war sie nun, mitten in einer regnerischen Nacht, zu Hangar 13, dem einzigen Freilufthangar, gefolgt. Es schlichen nur noch wenige Leute außerhalb ihren Luftschiffen herum und Charlotte war froh, durch ihre Kapuze nicht aufzufallen. Sie hielt sich zudem hinter einigen Kisten versteckt, hinter die der schwache Lichtstrahl erst gar nicht fiel. Sie hatte ein Teslaspulengewehr dabei, das sie an ihrem Rucksack verschnürt hatte. Bereit, wie ein blinder Soldat, ihr ins Ungewisse zu folgen wartete es auf sie. Noch nie hatte sie eine Waffe benutzt, was brachte ihr also eine Waffe, die Kettenblitze verschoss, obwohl sie nicht damit umgehen konnte?

Ein Soldat hatte das Gewehr fallen gelassen, als ein großer Brand in der Haupthalle wütete. Der Junge war vor seinem Schicksal geflüchtet und hatte Kinder und deren Eltern verbrennen lassen. Gerettet hatte sie ein fast totes Kleinkind, das sie schnell in ein Krankenhaus schaffen musste. Die Überwindung, andere Menschen zurückzulassen, war beinahe unüberwindbar gewesen. Ihr Vater hatte sie getröstet, als sie danach geheult hatte, wie ein kleines Mädchen. Doch auch an ihm war das Unglück nicht spurlos vorbeigezogen. Charlotte hatte ihn in der Nacht beobachtet, wie er am Schrein ihrer Mutter betete und mit ihr sprach. Sie wusste nicht ob er verrückt war oder das alles nur irgendwie verarbeiten musste, aber einem waren sie sich beide sicher: Das Teslagewehr war ein Mahnmal.

Als sie beschlossen hatte es mitzunehmen, war es von einer dicken Staubschicht überzogen. Sie wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war. Lässig lehnte sie sich an die Kisten und wartete auf die Jäger, die sie mitnehmen wollten. Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass Jäger nach Schätzen und ,angeblich seit einem halben Jahrhundert, verschollenen Luftschiffen suchten, die seitdem angeblich im Himmel umherflogen. Für Charlotte klang das nach Betrügern, aber was hatte sie für eine Wahl? Es war das einzige Schiff, das während dem Krieg abheben wollte. Sie fühlte sich allerdings gar nicht so lässig, wie es den Eindruck machte. Hatte sie ihren Vater verraten? Was würde er machen, wenn er ihren Abschiedsbrief las?

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Fynn stand im trüben Schein der Gaslaternen im Regen und war vollkommen durchnässt. Er wollte seine Rache bekommen, egal wie. Doch dafür musste er aus London raus, was seit der Ausgangssperre keine leichte Sache mehr war. Er musste also wieder bei einer Jäger-Crew anheuern. Das letzte Mal war er noch glimpflich davongekommen. Sie wollten ihn im Schlaf umbringen, doch unbegabte, die jemanden mit seinen Fähigkeiten herausforderten? Keine Chance. Aber wer sagte, dass es bei diesen Leuten, denen er jetzt sein Leben anvertraute, keine Begabten gab?

Das Aurium hatte er verkauft und für einen Teil des Geldes ein Ticket für seine Schwester nach Edinburgh zu Verwandten gekauft. Sie konnten wahrscheinlich genauso wenig für Nadia sorgen, wie er es konnte, doch besondere Zustände erforderten besondere Maßnahmen. Außerdem hatte er seiner Schwester das Restgeld von dem Bahnticket mitgegeben, das er gekauft hatte. Nur um sicher zu gehen, dass sich um Nadia auch gekümmert werden würde. Den anderen Teil des Geldes hatte er in seine Überfahrt zu den Häfen im Osten investiert. Die Häfen waren ein freies Pflaster für die, die sich dort auskannten. Wenn man Informationen brauchte, sollte man am Besten dort anfangen auch wenn man die halbe Welt umfliegen musste, um dorthin zu gelangen.

Ein kleiner Reiz, der an seinen Sinnen kitzelte, ließ ihn aufhorchen. Er schaute auf die großen Uhr, die schwach von den Gaslampen beleuchtet wurde. Die Jäger waren es nicht. Es musste also etwas Anderes gewesen sein, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Wieder spürte er den Impuls, doch diesmal konnte er seine Quelle lokalisieren. Im Schatten einiger Kisten versteckte sich jemand überaus mächtiges. Eine solche Präsenz hatte Fynn noch nie gespürt. So rein und so unbeschreiblich mächtig. Und mächtige Leute in seiner Nähe bedeuteten immer Ärger.

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Schon seit einiger Zeit hatte Charlotte bemerkt, dass sie jemand beobachtete. Ein strohblonder Junge stand ebenfalls im Regen und versuchte vergeblich eine Zigarette anzuzünden. Wenn er meinte, sie sah nicht hin, warf er ihr verstohlene Blicke zu. Die Angst in seinem Blick war unübersehbar. Und als Charlotte kurz nicht hinsah, war er verschwunden, als hätte er sich einfach in Schatten aufgelöst.

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Die rote Aura des Mädchens hatte sich sofort in seine Netzhaut gebrannt, als er in die Schattendimension wechselte. Ja, es war riskant eine derart mächtige Begabte anzugreifen, doch etwas sagte Fynn, dass er sich lieber früher als später um diese Person kümmern musste. Er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite.

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Wahrscheinlich war es bloß das vielfältige Spiel der Schatten, das durch die glimmenden Laternen entstand, kombiniert mit ihrer Müdigkeit, die ihr etwas vorgaukelten. Sie zog sich ihre Kapuze etwas tiefer ins Gesicht und fröstelte, als ein Windstoß sie einholte. Konnten sich diese Arschlöcher von Jägern nicht beeilen?! Feste Finger schlossen sich von hinten um ihren Mund und etwas spitzes berührte nur für einen kurzen Moment ihre entblößte Kehle. Sie wollte schreien, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte den Fremden wegstoßen, doch sein Griff war eisern und fest wie ein Schraubstock. Sie spürte, dass er sich nah an ihr Ohr beugte und etwas sagen wollte. Doch sie hörte seine Worte nicht. Sie wollte nur weg von hier.

Und dann hob sie vom Boden ab. Nicht langsam schwebend oder elegant. Charlotte wurde weggeschleudert, als hätte sie ein Katapult in die Lüfte befördert. Der Mann wurde dabei ebenfalls weggestoßen und stolperte gegen die Kisten, hinter denen sie gekauert hatte. Es war der blonde Junge mit dem zerfetzten Umhang, der dort unten auf dem Pflaster kauerte. Sie landete elegant wie ein Backstein auf einem naheliegenden Zeppelin und klammerte sich an einem der, wie Ranken aussehenden, Messingrohre fest, die aus dem Bauch des Luftschiffes herausführten. Und plötzlich sah sie alles mit überraschender Klarheit: Die Dunkelheit lichtete sich, als würde der Himmel aufbrechen und das Heulen des Windes dröhnte ihr wie ein Zeppelinmotor in den Ohren. Eine neugierige Frau spähte vergebens aus dem mit Eisen beschlagenen Fenster, doch konnte die Geräusche nicht zuordnen. Ein aufgebrachter Luftplatzmitarbeiter, der vermutlich Nachtschicht hatte zeigte mit fuchtelnden Armbewegungen in ihre Richtung, doch wurde von seinen nichtsahnenden Kollegen wieder beruhigt. Wieder fokussierte sie den Jungen und fauchte. Warum fauchte sie? Doch Charlotte war zu angespannt, um darüber nachzudenken. Sie stieß sich von dem Messing ab und ließ sich von den hunderten Metallreifen anziehen, die der Junge am Körper trug. Pfeilschnell schoss sie auf ihr Ziel zu, landete auf der Brust des Angreifers und schmiss ihn zu Boden. Der Junge stieß ein keuchen hervor. "W-wer bist du nur?!", presste er zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor. "Ich habe noch nie..." mit einem Aufschrei schleuderte er sie mit brachialer Gewalt beiseite. Ihre Rippen pochten nach dem Aufprall unangenehm schmerzhaft, doch sie richtete sich wieder auf. "Etwas wie dich gesehen. Und glaub mir ich habe schon einiges erlebt." sagte er, während er sich mit hängenden Schultern etwas Blut aus dem Mundwinkel wischte, das wahrscheinlich von einer inneren Verletzung herrührte. Erst jetzt bemerkte Charlotte wieder die klammernde Dunkelheit, die sie umgab. Der Regen prasselte wieder auf sie herunter und ließ ihre Haare schwer und tropfend von ihrem Kopf hängen. Auch der heulende Wind war beinahe verschwunden. Wie war das möglich? Was war hier los? Und dann klappte sie einfach zusammen und sank von all der Anstrengung ohnmächtig auf dem nassen Boden zusammen.

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Und dann sank sie einfach so auf dem nassen Steinboden zusammen. Es dauerte einige Zeit bis die Anspannung auf einen bevorstehenden Kampf von Fynn abfiel. Normalerweise regten sich seine Gegner nur dann nicht mehr, wenn er sie getötet hatte und wurden nicht plötzlich vor dem eigentlichen Kampf ohnmächtig. Dieses Mädchen hatte bemerkenswerte Kräfte gehabt und hätte ihn mit Leichtigkeit vernichten können, hätte sie über die Menge an Artefakten verfügt, die er bei sich trug. Doch es schien, als könne sie ihre Gabe nicht kontrollieren, denn ein Erfahrener Begabter, zog nie zu viel Kraft auf einmal aus seinem Artefakt. Was es ihr gebracht hatte, wusste er nun. Außerdem verschleierte man sich, damit einen andere Begabte nicht aufspüren konnten. Das ließe sich mit Zinn zwar umgehen, wäre aber auf Dauer nicht lohnenswert, da sich Zinnartefakte nicht auf normale Weise regenerierten, sondern von der Lebensdauer des Trägers zehrten. Die Jahre, die er bereits früher sterben würde, waren ihm vollkommen egal. Er wollte intensiv leben und vor allem nicht wie sein Großvater enden. Ein bitterer Schmerz folgte diesen Gedanken und legte sich wie ein Schleier und eine Bürde über ihn. Das Mädchen, das vor ihm auf dem Boden lag, war unerfahren, deshalb aber noch lange nicht ungefährlich. Helfen kam nicht in Frage. Er war lange kein Held, der seinen Gegnern half, sondern ein witternder, ruheloser Rachegeist. Kurz: Fynn konnte sich nicht mit solchen Ablenkungen aufhalten.

In der Ferne erspähte er ein Scheinwerferlicht, das suchend über die zahlreichen Container und Luftschiffe wanderte. Die Jäger waren hier, um ihn abzuholen. Schnell nahm er das Mädchen, trug es in ihr Versteck hinter den Kisten und bettete ihren Kopf auf den Rucksack. Dabei fiel ihm das Gewehr auf, das an den Rucksack geschnürt war. Was wollte sie mit dieser illegalen Waffe, überlegte Fynn kurz. Er schnappte sich das Gewehr und rannte dem Luftschiff winkend entgegen. Wie gesagt, er war kein Held und wollte auch keiner sein.

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