Optimisten werden immer zuers...

By ElliElzbett

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Cornelius ist ein Pessimist aus Leidenschaft. Er lebt nach einer einfachen Regel: Erwarte nichts vom Leben, d... More

Von Schicksal, Blondinen und Doppeldates
Das Löckchen ist des Blondie sein Freund
Das Highlight
Die himmlische Versuchung der Schokolade
Pessimisten werden nicht enttäuscht
Über das Geboren worden sein
Ein Hoch auf die Freundschaft
Von Katern, Bloody Marys und Kellnern
Das Schiff sinkt sowieso
Eine Katastrophe kommt selten allein
-Mein Müll-
Aus diesem Winkel ist alles nur noch halb so beschissen
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
Familie ist das Größte
Die trügerische Verlockung des Alkohols
Wenn das Gefüge der Welt ins Wanken gerät
Was die Liebe einfängt lässt das Herz nicht mehr los
Sterbende Hoffnung nennt sich Verzweiflung
Wenn Eis an seine Grenzen stößt
Weil Mauern nicht schützen sondern trennen
Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben - Teil 1.
Abschied nehmen bedeutete immer ein wenig sterben - Teil 2
Neuanfang?
Träume altern nicht, du schon
Von der Angst vorm glücklich sein
Der schönste Tag im Leben eines Sammys
Wenn Träume Realität werden
Pessimisten erobern die Welt
Bonus

Mit dem falschen Fuß voran ins Leben

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By ElliElzbett

Hauchzarte Berührungen wanderten  an meiner Seite hoch und  runter, ließen mich langsam, aber sicher, aus meinen Träumen fallen.

„Guten Morgen, Cornelius." Flötete Löckchen mit einer, für ihn völlig untypischen, sanften aber rauen Stimme. Seine weichen Lippen trafen meine stoppelige Wange, ich grunzte nur mürrisch, mich weigernd die Augen zu öffnen. Seine Küsse wanderten weiter, in Richtung meines Mundes. Ich grunzte noch einmal ähnlich unelegant und verzog das Gesicht.

„Geh weg. Du hast Mundgeruch." Murrte ich und drehte mich weg, um ungestört weiter schlafen zu können.

„Du weißt wirklich, was ein Mann hören will.", Lachte er. Ich hörte ein leises Rascheln, er stand auf, wenig später rauschte das Wasser im Badezimmer.

-

Ein sanfter Kuss auf die Lippen.

Ein Hauch Minze.

Ein wohlig warmes Gefühl.

Eine Mischung zwischen Realität und Traum.

-

„Hey, du Fettklops!", Schrie Sammy, warf sich auf mich und ließ mich zum zweiten Mal an diesem Morgen aus meinen Träumen schrecken. „Beweg mal deinen Arsch, ich hab Hunger."

Typisch. Ich konnte kaum glauben, dass ich diese überdrehte, nervige und unnormal fröhliche Variante meines besten Freundes wirklich vermisst hatte. War es noch zu spät, um den, in sich gekehrten, Trauerklos wiederzubekommen?

Sammy saß mittlerweile auf meinem Rücken, unsanft hüpfte er darauf herum und erinnert mich damit an ein kleines Kind nach einer Überdosis Zucker.

Da hatte mir Löckchens Weck-Attacke wesentlich besser gefallen.

Wo hatte sich der Wuschelkopf überhaupt versteckt? War er etwa einfach gegangen, während ich geschlafen hatte?

Das, was wir gestern Abend getan hatten, war so viel intimer gewesen, als jede physische Berührungen jemals sein könnte.

Ich hatte ihn in meine Seele blicken lassen.
Ich hatte ihm mein Vertrauen geschenkt, etwas, das ich nicht leichtfertig tat.

Und ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob dies nicht ein Fehler gewesen war. Ich würde es erst erfahren, wenn es schon zu spät war.

„Lass mich schlafen und geh deine Blondine befriedigen." Grummelte ich, bevor ich meinen Kopf unter meinem Kissen versteckte, ein verzweifelter Versuch jedwede Gefahrenquelle für meinen kostbaren Schlaf auszuschließen.

„Du bist so ein zurückgebliebener Chauvinist, Cornelius! Als würde sich immer alles nur um das eine drehen." Sammy riss mir mein Kissen vom Kopf und schlug mich damit. Plan erfolgreich gescheitert.
Ich wusste, dass Sammy dieses Thema nicht mochte und dieses Wissen nutze ich des Öfteren um ihn ein wenig zu provozieren. Natürlich nur in schwerwiegenden Notsituationen. So wie gerade.

„Du kannst so privilegiert reden wie du willst, am Ende bleiben wir doch nur triebgesteuerten Tiere. Mit dem einzigen Unterschied, dass wir im Laufe der Jahre, mehr Spaß am Sex, als an der Fortpflanzung gefunden haben. Zumindest hier in den pseudo privilegierten Industrieländern."

Sammy schnaufte. Ich hatte meistens eine ziemlich realistische Ansicht der Dinge, meiner Meinung nach, weswegen Sammy, der hoffnungslose Romantiker, und ich, oft mit unseren Meinungen aneinander gerieten.  Mein bester Freund sah der Welt einfach manchmal viel zu naiv entgegen, ich konnte über seine verklärten Ansichten meist nur den Kopf schütteln.

„Und was genau willst du mir damit sagen?" Ich merkte, dass er sich zurück hielt um nicht auf meine Worte einzugehen.

„Geh runter von mir, schmeiß deine Pille in den Müll und zeug endlich ein paar Kinder, die mir später meine Rente bezahlen!" Ich rollte mich zur Seite, sodass Sammy neben mir auf dem Bett landete.

„Ich weiß ja, du warst nie besonders gut in Biologie, " fing er an, nachdem er sich wieder aufgerichtete hatte, „aber um ein Baby zu erschaffen braucht man ein Männchen und ein Weibchen! Und ganz viele Pfannkuchen mit Nutella!"

Ich wusste, dass dieses Gespräch am Ende darauf hinauslaufen würde. So wie jedes frühmorgendliche Gespräch, das wir führten nachdem Sammy mich geweckt hatte. Dies kam nicht sehr häufig vor, da ich meist vor ihm aufstand, doch jedes Mal, wenn es vorkam hegte Sammy gewisse Hintergedanken. Und keine von der Sorte, die mir gefielen.

So stand ich also keine zehn Minuten später, ziemlich schlecht gelaunt am Herd und fabrizierte Sammys Lieblingsgericht. Pfannkuchen.

Den beiden Turteltauben hatte ich aufgetragen den Tisch schon einmal zu decken, jetzt saßen sie dort, auf dem Tisch diverse Marmeladen und andere Brotaufstriche und turtelten kichernd vor sich hin.
„Du bist so doof." Kicherte Sammy mit dieser typischen Kleinmädchenstimme, die er nur in Blondies Nähe zu haben schien.

Genervt wendete ich den Pfannkuchen.

Das war einfach zu viel Harmonie für mich, und das auch noch am frühen Morgen.

„Ihh! Doch nicht auf meine Nase!"  schrie Sammy plötzlich pikiert aus dem Nichts. Vor Schreck verbrannte ich mich, als ich gerade den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne nehmen wollte. Fuck, heute klappte aber auch wirklich gar nichts. Restlos entnervt schmiss ich den letzten Pfannkuchen auf den Teller auf dem bereits die vorherigen Teigteilchen ihren Platz gefunden hatten.
Als ich mich zu Tammy umdrehte sank meine Laune jedoch noch weiter. Sammy hatte ein wenig Marmelade an der Nase und sah seinen Freund versucht böse an, dieser lachte fröhlich vor sich hin.

„Verschwendet die Marmelade ruhig, ist ja nicht so, als wäre Nahrung ein Privileg, das sich nicht jeder leisten kann." Laut knallte ich den Teller zwischen ihnen auf den Tisch. „Guten Appetit." Setzte ich grummelte hinterher.

„Wow. Da hat aber Einer gute Laune." Murmelte Sammy plötzlich gar nicht mehr so fröhlich und wischte sich den süßen Brotaufstrich von der Nase. Ich wusste selber nicht so genau, warum meine Laune so eisig war, vielleicht die nachträglichen Bedenken wegen meines gestrigen Seelenstrippties oder wegen dem plötzlichen Verschwinden Löckchens. Oder ich wurde einfach krank. Ganz sicher, es war die dritte Möglichkeit!

„Nimm es ihm nicht übel, er ist nur schlecht gelaunt, weil Alex heute Morgen aus seinem Zimmer geflüchtete ist." Blondie grinste schadenfroh und in diesem Moment stieg eine unbändige Lust in mir hoch, ihm frontal ins Gesicht zu schlagen. Das war schon lange überfällig.

„Er hat hier übernachtet?" Sammy sah erstaunt von seinem Pfannkuchen, den er gerade mit Nutella bestrich, hoch.

„Er hatte gestern zu viel getrunken, da hab ich ihn mit hierher genommen."

„Und wo ist er jetzt?"

„Woher soll ich das wissen? Interessiert mich auch nicht!", erwiderte ich pampiger als nötig. Langsam bekam ich Kopfschmerzen von dieser Unterhaltung.

„Wer's glaubt." Murmelte Blondie laut genug, dass ich ihn verstehen konnte. Ich bewarf ihn mit meinem Mörderblick.

„Lasst euch die beschissenen Pfannkuchen schmecken." Ich erhob mich und marschierte aus der Küche. Mir war der Appetit vergangen.

In meinem Zimmer ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Es war gerade mal halb Elf und dieser Tag hatte mich schon geschafft. Ich verstand nicht, warum sich immer alle in mein Leben einmischen mussten? Ich bekam das schon ganz gut alleine hin, ohne das mir irgendwelche Leute sagten was ich zu tun oder wie ich mich zu fühlen hatte. Aber am meisten regte es mich auf, dass die dämliche Blondine recht gehabt hatte. Löckchens plötzliches Verschwinden heute Morgen war eine der Hauptgründe für meine schlechte Laune. Wie konnte er einfach gehen, nach allem was ich ihm gestern Abend erzählt hatte? Irgendwie tat es weh.

Ich drehte mich auf die Seite, vergrub mein Kopf im Kissen und versuchte einfach die ganze Welt auszublenden. Nach einiger Zeit in der ich regungslos in dieser Position verharrte, kamen meine rasenden Gedanken zur Ruhe und ich schlief langsam ein.

Das dritte Mal an diesem Tag erwachte ich, doch dieses Mal ganz ohne Fremdeinwirkung. Die Wohnung lag in vollkommener Stille, nur sanfte Sonnenstrahlen erhellten mein Zimmer, ich fühlte mich wie gerädert. Ich griff nach meinem Handy um nach der Uhrzeit zusehen, als ich eine Nachricht erblickte. Sie war von Löckchen.

Bin schon im Namenlos.
Gegen 2 kannst du deine neue Bar bewundern.
Schlaf dich aus und träum von mir.

Dein Löckchen

Ein Lächeln kletterte auf mein Gesicht. Er hatte sogar mit seinem verhassten Spitznamen unterschrieben. Sofort hellte sich meine Laune auf. Es machte mir Angst, was für eine enorme Wirkung er auf mich hatte.

Vierzehn Uhr Dreiundvierzig, sagte die Uhr. Ehrlich gesagt war ich schon ziemlich gespannt, was Löckchen so zusammengezimmert hatte. Vielleicht sollte ich mich ein wenig beeilen... Wobei, jetzt machte es eh keinen Unterschied mehr.

___

Gegen viertel nach drei trat ich durch die Tür meines geliebten Restaurants.

Mein Blick fiel sofort auf die Stelle, an der bisher meine alte Bar gelebt hatte. Doch nun hing dort ein riesiges weißes Tuch und verdeckt Löckchens selbst gebautes Etwas, das hoffentlich wenigstens annähernd eine Bar darstellte. 

„Da bist du ja! Hab schon gedacht du bist geflüchtet." Begrüßte Löckchen mich, als er durch die Tür zu den privaten Räumen trat.

„Das mach ich davon abhängig wie dein „Kunstwerk" aussieht. Die Koffer sind schon gepackt, also enttäusch mich nicht."

Mit einem breiten Lächeln trat er an mich ran.
„Als ob ich dich jemals enttäuschen würde, Darling." Er untermalte seine kitschigen Worte mit einem kurzen Kuss.

„Hast du diesen super originellen Spruch aus dem Handbuch für Pseudo-Künstler geklaut? Unter W wie ‚Wie überzeug ich die Leute, dass das was sie sehen kein Schrott, sondern Kunst ist?'"

„Du wirst es wahrscheinlich kaum glauben, aber es gibt Menschen die mir für meine Arbeit sogar Geld bezahlen. Und zwar freiwillig."

„Es gibt auch Menschen die lebendigen Tintenfisch essen und trotzdem setz ich das nicht auf meine Speisekarte. Also hör jetzt auf zu labern und zeig mir endlich meinen scheiß Bartresen!" Vermutlich war ich mal wieder ein wenig zu pampig gewesen, doch das war an einem Morgen wie diesem eigentlich kein Wunder.

Seine Anwesenheit machte mich glücklich, sehr sogar, doch das konnte ich ihm nicht zeigen, er hatte so schon genug Macht über mich. Diese ganze Situation nervte mich. Mich nervt, dass ich immer diese penetrante Stimme im Kopf hatte, die schrie, ich solle ihm nicht vertrauen, und das ich nicht einmal wirklich ehrlich mit mir selber sein konnte.

„Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden." Murmelte Löckchen und entfernte sich langsam von mir.

‚Woher willst du das wissen, du warst ja nicht da, als ich aufgestanden bin! ', hätte ich am liebsten gekonterte, doch ich konnte mich gerade noch so zurück halten. Er braucht nicht zu wissen, wie sehr mich sein Verschwinden heute Morgen aufgewühlt hatte.

Ich hasste sie, diese Machtlosigkeit über die Dinge, die er in mir auslöste.

Und ein klein wenig hasste ich ihn, weil ich wusste, dass ich ihn nie hassen können würde.

„Bist du bereit?" Er grinste wieder über beide Ohren, erwartungsvoll sah er mich an mit diesem Glitzern in den Augen, dass man denken könnte, ihm wäre die Kindheit nie verloren gegangen.

Ich nickte, ein erwartungsvolles Kribbeln im Bauch. Was wäre, wenn er wirklich nur irgendeinen Schrott zusammen gezimmert hatte? Könnte ich ihm die Wahrheit sagen, auch wenn ich wüsste, dass es ihn verletzte?

„Mach dich bereit!" Er packte die Ecke des Tuches, kräftig zog er daran und eine schrecklich lange Sekunde flatterte der weiße Stoff durch die Luft, bis er endgültig freigab, was er bis dahin verhüllt hatte.

Es dauerte vielleicht einen Wimpernschlag, bis mein Hirn verarbeitete hatte, was meine Augen dort erblickten.

„Wow." War das Einzige, das ich zustande brachte. Löckchens Grinsen wurde noch strahlender.

„Ja, oder? Ich hätte niemals erwartet, dass er am Ende so gut aussehen wird!"  Er klang ziemlich von sich überzeugt.

„Ich ehrlich gesagt auch nicht." Langsam ging ich auf meinen neuen Bartresen zu, sanft fuhr ich mit meinen Fingern über die Oberfläche, versuchte mir die raue Beschaffenheit einzuprägen.

„Gefällt er dir wirklich?"

„Er ist perfekt." Lächelte ich ihn an, bevor ich ihn einen Kuss auf die Lippen drückte. „Danke." Und es war die Wahrheit.

Der Tresen war eher in diesem Vintage Style gehalten, den diese Hipster alle vergötterten und auch wenn ich dies normalerweise zum kotzen fand, liebte ich diesen Tresen auf den ersten Blick. Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, doch die Bretter aus denen die Bar zusammengeschraubt war, sahen alt und schon ein wenig genutzt aus, doch auf diese gewollt stylische Art. 

Genau wie der Mann, der ihn gebaut hatte, war dieser Tresen nicht nur verdammt schön, er war auch noch einzigartig. Und er passte einfach perfekt ins Namenlos. Mein kleines Prachtstück.

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