Spanisches Temperament und an...

By Ansgel97

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Teil 2 der Hohnstein-Reihe Man möchte fast annehmen, auf Hohnstein wäre Ruhe eingekehrt. Nach einem halben Ja... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 5
Kapitel 6

Kapitel 4

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By Ansgel97

Kapitel 4

Frau Rothmüller stand vorn an der Tafel und kritzelte rätselhafte Zeichen an die Tafel. Irgendein Glöckchen ganz tief in meinem Hirn begann zwar zu klingeln, aber das restliche Orchester blieb still und so hatte ich keinen blassen Schimmer, worauf mich die blöde Glocke hinweisen sollte.
Ein Stupser von der Seite gegen meinen Arm ließ mich aufhören mit halb offenem Mund wie eine Halbblinde an die Tafel zu starren.
"Die Gleichungen brauchst du zum Berechnen der Parabel. Wir sollen herausfinden, welchen Wert X hat. Bekommst du das hin?", flüsterte Elli mir zu und lächelte fast glücklich. Das war wirklich etwas, in dem sie deutlich besser war als ich.
Ich schüttelte jedoch nur den Kopf, da ich erkannte, dass es sich genau um das Thema handelte, das mir letztes Jahr in Mathe eine glatte 5 beschert hatte. "Ich blicke dieses Thema einfach so gar nicht...", murmelte ich verzweifelt.
"Kein Problem. Ich kann dir das nochmal ganz in Ruhe erklären. Wir rechnen das einfach zusammen." Aufmunternd lächelte sie und schob ihr Matheheft näher an meins, damit ich ihre Aufzeichnungen nachvollziehen konnte. "Eigentlich ist das gar nicht so schwer..."


Zum Mittagessen hatte unsere Kantine heute Veggie-Schnitzel für mich zu bieten. Schon in der Schlange lief mir das Wasser im Mund zusammen. Einige mochten sich ja darüber lustig machen, dass es Schnitzel oder Burger als vegetarische Variante gab. Doch ich aß schließlich nicht vegetarisch, weil ich jegliche Fleischgerichte eklig fand, sondern weil ich die Tiere schützen wollte, die dafür geschlachtet werden mussten. Und es gab schon wirklich relativ leckere Ersatzprodukte. Mit Rahmsoße schmeckte aber letztendlich wirklich alles gleich - also war das auch schon wieder fast egal. 

Mit Sophie, Elli und Eva setzte ich mich an einen der großen Tische am Rand. 

"Und wie lief Mathe heute, Isa?", fragte Sophie nach und steckte sich dann ein Stück Kartoffelkloß in den Mund. 

"Durch Elli deutlich besser als allein. Ich bekomme das wohl irgendwie hin..." Ich war zwar eigentlich noch nicht ganz fertig, doch unterbrach mich als ich einen bekannten dunklen Haarschopf entdeckte. Um ihn herum hopste Klara aufdringlich herum. Levis Gesichtsausdruck identifizierte ich schon von hier als genervt. "Ich glaube, wir müssen Levi gleich mal retten.", merkte ich an und nickte in seine Richtung, um die anderen darauf aufmerksam zu machen. 

"Der Arme!" Sophie und Eva lachten herzhaft über die Szenen, die sich hier abspielten. Elli brachte nur ein Lächeln zustande. 

"Wir können Mister Dressur ja nicht einfach so einer Möchtegern-Olympionikin überlassen.", kommentierte Eva schließlich das Ganze. 

Mit energischen Schritten verließ Levi schließlich die Essenschlange mit seinem Tablett und steuerte erleichtert auf unseren Tisch zu. Klara schien so, als wollte sie ihm noch hinterherrufen, doch sie entschied sich wohl dann doch dagegen. Es wäre auch nur eine einzige Blamage geworden. 

"Sie macht mich komplett verrückt - und nicht im positiven Sinne.", setzte er sich seufzend und stützte den Kopf in die Hände. 

"Also hast du dich nicht Hals über Kopf in sie verknallt?", zog ich ihn auf und mir wurde als Antwort nur die Zunge herausgestreckt. Schmunzelnd begann ich, mich endlich meinem Essen zu widmen. 


Wir waren so gut wie fertig, als endlich die restliche Truppe eintrudelte. Flo war in der Zwischenzeit schon aufgetaucht, hatte Mateo wohl irgendwo im "Smålland" abgegeben a.k.a. bei irgendwelchen Mädels, die auf seinen südländischen Charme standen. Wobei ich mich ja fragte, welcher Charme das sein sollte. Liz, Jasper und Luke kamen schließlich nach. 

Jas setzte sich nicht wie gewohnt neben mich, obwohl Platz gewesen wäre. Er verkrümelte sich ans andere Ende des Tisches und stocherte still in seinen Nudeln herum, während alle anderen lachten und sich unterhielten. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Ich war es so gewohnt, ihn neben mir zu haben. Es verwirrte mich einfach zu sehr, dass er nun so weit entfernt war. 

"Hey, Isa, wir wollten doch später zusammen Dressur machen, oder?", sprach mich Levi plötzlich von der Seite an. Ich zuckte kurz vor Überraschung zusammen und nickte dann. 

"Ja, wollten wir. Treffen wir uns gegen 14 Uhr im Stall?"

"Geht klar. Dann kann ich bis dahin noch eben die super bescheuerte Deutsch Hausaufgabe machen." Er verdrehte über die Aufgabe die Augen und grinste mich dann schief an. Ich genoss dieses Grinsen, wenn mich schon mein Freund komplett ignorierte. Was war bloß mit Jas los? Nicht einmal jetzt beteiligte er sich wirklich an den Gesprächen, hatte nicht einmal hier herüber gesehen. Ich musste wirklich dringend mit ihm reden. 


"Hey, warte mal!" Jasper blieb stehen, nachdem ich ihm den Flur entlang hinterher gehastet und ihn gerufen hatte. Locker trabte ich bis zu ihm aus und blieb schließlich stehen. 

"Was gibt's denn?", fragte er fordernd und wenig freundlich. Ich verzog verärgert das Gesicht. 

"Ja, was soll es geben? Ich wollte nur mal nachfragen, ob alles in Ordnung ist, weil du alles und jeden um dich ignorierst.", gab ich - zugegeben etwas patzig - von mir.

Er seufzte tief und blickte auf den Boden, als wäre er nervös und unsicher. Das war definitiv nicht der Jasper, den ich kannte. So als müsste er sich überwinden sah er schließlich hoch zu mir. In meine Augen, wie er es schon seit Tagen nicht mehr getan hatte. "Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so komisch verhalte. Nur... Ich weiß momentan nicht, wie genau mein Leben hier weiter geht. Ich muss mich auf mein Abi konzentrieren, Chenoa will meine Aufmerksamkeit. Und dabei weiß ich nicht, wie viel Zeit dann für dich noch übrig bleibt."

Fassungslos sah ich ihn an, seine blauen Augen, seine geschwungenen Lippen, die nun zu beinahe zu einem Strich zusammengepresst waren. Ich hatte zwar seine Worte aufgenommen, doch mein Verstand brauchte etwas länger, um überhaupt zu verstehen, was er da gesagt hatte. 

"Also machst du Schluss wegen der Schule?", fragte ich nüchtern. 

"Nein, nicht Schluss, aber... Lass uns eine Pause einlegen, ja?" 

"Gut, wie du meinst." Von Jetzt auf Gleich hatte sich meine Laune von verwirrt zu pampig geändert. Wenn er meinte, dann sollte er das tun. Die wahren Konsequenzen solcher Ereignisse wurden mir immer viel zu spät bewusst, doch im Moment zählte für mich der Abgang, der auch kurz darauf folgte, indem ich einfach in Richtung meines Zimmers davon ging. 


Liam

Lächelnd stand Liam am Zaun des Paddocks, auf den er seine beiden Pferde gerade gestellt hatte, nachdem beide trainiert worden waren. Mit Soleil musste er dringend wieder zu alter Stärke zurückfinden, doch Admiral entwickelte sich prächtig und wuchs jeden Tag über sich hinaus. Der Rappe hatte sich unverzüglich, nachdem er frei gelassen wurde, im Sand gedreht und ähnelte seiner Freundin nun doch ein wenig mehr als sonst. Wild buckelnd war er dann davon gestürmt, um schließlich wieder an den Zaun getrabt zu kommen, um seinen Reiter neugierig anzustupsen. Soleil, die ja nun schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hatte, war da etwas ruhiger, ließ sich jedoch von der Lebensfreude des jüngeren Wallachs zu gern anstecken und tobte schließlich mit ihm über den Paddock.

Er war so glücklich mit seinen beiden Pferden, dass er gar nicht bemerkte, dass sich jemand nährte. 

"Liam, kann ich mit dir reden?", sprach ihn nun eine allzu bekannte Stimme von hinten an und bewegte den Reitlehrer dazu, sich umzudrehen. 

"Natürlich, um was geht's?" Das anfängliche Lächeln Liams, das er seinem Freund entgegen brachte, schwand nun, als er seine angespannte Miene sah. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, die angeschwollenen Tränensäcke ließen ihn älter wirken als sonst. 

"Wollen wir uns auf die Bank da drüben sitzen? Ich will das ungern zwischen Tür und Angel besprechen. Es geht um eine etwas komplizierte Angelegenheit."


Isabel

Ich saß in meinem Zimmer, den Kopf in die Hände gestützt und starrte auf den Boden zwischen meinen Füßen. Irgendwie konnte ich das, was eben passiert war, nicht mehr als real ansehen. Mit sowas hatte ich nicht gerechnet, definitiv nicht. Wir waren schließlich ein halbes Jahr zusammen gewesen. Da hätte sich doch wenigstens in den letzten Tagen mal etwas andeuten müssen. Natürlich waren wir nicht so eng gewesen, aber schließlich hockten wir doch sonst immer zusammen. Allein wegen unserem gemeinsamen Freundeskreis. Wir hatten eine Woche auf Föhr zusammen verbracht. Eine der schönsten Wochen dort. Und nie hatte ich das Gefühl gehabt, dass wir uns voneinander entfernt hätten oder ich ihm zu viel würde. Klar, Schule war wichtig. Doch wir wohnten schließlich beinahe zusammen. Wie konnte er dann keine Zeit für mich finden?

Irgendwann fiel mir auf, dass es fünf vor Zwei war. Ich rappelte mich auf, schlüpfte schnell in Reithose und Stiefel und machte mich dann auf den Weg in den Stall. Mein Körper lief den ganzen Weg wie auf Autopilot, da ich in Gedanken noch immer bei Jasper und unserem Gespräch war. 


"Erde an Isa!" Levi grinste mich an. Er hatte mich an der Schulter angestupst, als ich gerade an ihm hatte vorbeilaufen wollen, weil ich ihn einfach nicht bemerkt hatte. "Alles klar bei dir?"

"Eh, ja, war nur in Gedanken wo anders. Aber jetzt bin ich voll da und bereit von deinem Dressurcrackwissen zu profitieren.", überspielte ich meine Laune und brachte ein überzeugendes Lächeln zu stande, das keine weiteren Fragen aufkommen ließ. 

"Gut, dann holen wir mal unsere treuen Rösser."

Mit den treuen Rössern im Profidressuroutfit - Dressurschabracke, Fliegenhaube, Bandagen in passenden Farben zueinander - liefen wir nun in Richtung einer der Reitplätze, der aus der Ferne leer ausgesehen hatte. Nur eine einzige Reiterin ritt dort gerade ihr Pferd. Da blieb uns noch genug Platz. 


Nach dem Nachgurten stieg ich in den Sattel und ließ Casi erst einmal am langen Zügel einige Runden gehen. Dann begann ich langsam, ihn an den Zügel zu reiten und stieg in das Lösen auf gebogenen Linien ein. Hin und wieder ließ ich meinen Blick hinüber zu Levi und seinem Apfelschimmel wandern. Helicon Sky war ein erstklassiges Pferd, das mit Leichtigkeit eine M-Dressur bestreiten könnte. Seine Gänge waren wunderbar und wirkten schon in der Vorwärts-Abwärts-Arbeit wie aus einem Traum. Ich hatte ihn ja bereits auf dem Vergleichsturnier gesehen und war fast ein wenig neidisch geworden. Meine aber dennoch relativ gute Platzierung hatte mich wieder darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit Casi einen genauso guten Fang gemacht hatte. Und außerdem war er mein Casi, mein ganz eigener kleiner Champion. Er war mein Herzenspferd, so schön andere Pferde auch gehen konnten. 

Als könnte er meine Gedanken erahnen gab er sich in den folgenden Galoppeinlagen besonders Mühe, zeigte seinen muskulösen Hals und reagierte auf jede meiner winzigen Hilfen. Er machte die Trab-Galopp-Wechsel brav mit, in die ich später Handwechsel integrierte. 

Mitten in meiner Arbeit bemerkte ich, dass Helicon Sky in der Mitte des unteren Zirkels stand und sein Reiter uns zu sah. Wie lange tat er das wohl schon? Verwirrt parierte ich in den Trab und ritt meinen Braunen exakt bis zu Levi. Dort hielt ich ihn ganz dressurmäßig und geschlossen an. 

"Was guckst du denn so?", fragte ich verwirrt, aber irgendwie auch etwas belustigt. 

"Ich genieße es zu sehen, wie ihr euch verbessert habt. Ihr seid eine ganz neue Einheit als noch auf dem Turnier.", gab Levi lächelnd an.

"Achja, und das kannst du beurteilen, weil du uns bis jetzt einmal hast reiten sehen?"

"Ich denke ja. Manchmal spüre ich sowas einfach. Ich kann dir nicht sagen, wie das funktioniert, aber ich habe so das Gefühl, dass ihr euch gegenseitig mehr vertraut und zusammen gewachsen seid." Er zuckte mit den Schultern und ritt im Schritt an. Er lenkte den Schimmel einmal um uns herum und setzte sich in gleicher Richtung neben uns. 

"Aber du hast Recht, das glaube ich auch. Wir haben viel trainiert, aber sind auch viel ausgeritten." Meine Gedanken wanderten in diesem Moment wieder an der Strand von Föhr. Ich spürte Casis weiches warmes Fell an meinen nackten Beinen, seine starken Muskeln im vollen Galopp und den Wind der stürmischen See in den Haaren. Mit ausgebreiteten Armen hatte er mich dem Horizont entgegen getragen. Und ich hatte darauf vertraut, dass er auf mich aufpasste. 


Zum Abschluss zeigte uns Levi noch einige Tipps und Tricks für die Seitengänge, verbesserte Kleinigkeiten an meiner Hilfengebung, die "über Sieg und Niederlage entscheiden konnten" - wie er sagte. Dann entschlossen wir uns, noch eine kleine Runde im Gelände trocken zu reiten. 

"Was ist los, Isa? Du bist viel zu still für so eine aufgedrehte Person.", hakte er nun wieder nach. 

"Ach, es ist nur gerade schwierig. Vorhin habe ich mit Jas geredet. Wir sind... oder waren zusammen, aber er will lieber eine Pause davon haben wegen dem Abi und ja... Ist irgendwie Mist gerade." Ich gab es zu, zwar zögernd, aber ich überwand mich und erzählte es ihm. Warum genau ich das Gefühl hatte, dass ich mich ihm anvertrauen konnte? Ich wusste es nicht, aber es tat definitiv gut. Und locker gelassen hätte er eh nicht. 

"Hm, sowas ist immer blöd. Aber du weißt schon, dass Beziehungspausen eher weniger hilfreich sind? Meistens zumindest. Meistens sind sie eher eine schöne Ausrede, nicht Schluss machen zu müssen, weil man sich Optionen offen halten will."

"Ach, und du bist Beziehungsexperte?!", pampte ich ihn vielleicht etwas zu harsch an. Eigentlich war mir schon so etwas in der Art klar geworden. Schließlich sagte man das ja immer so, dass Beziehungspausen quasi das Ende bedeuteten, das nur niemand aussprechen wollte. 

"Sorry..." Er wirkte ziemlich geknickt und spielte mit dem Blick nach unten an der kurzen Mähne seines Wallachs herum. 

"Nein, ich... ich weiß es auch nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, du hast Recht. Aber ich mag es noch nicht so richtig glauben."

"Das möchten wir nie."

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