Timeless

By Emaayy

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Nachdem Damian und Ever getrennt waren, kam nun endlich raus weshalb er sich von ihr distanziert hatte. Eine... More

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Playlist
Teil 12
Teil 13
Teil 14
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 20
Teil 22
Epilog
Danksagung
Werde mein nächster Hauptcharakter!
Kurze Anmerkung
SAVE HUNTER

Teil 21

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By Emaayy



Teil 21

Ever

Was zur Hölle, war das vorhin gewesen? Ich hatte am Esstisch meine Wort nicht mehr zurückhalten können und hatte mit alles rausgerückt, was mich bedrückt hatte. Nun hatten wir den Salat. Die Stimmung war so angespannt, dass wir den restlichen Abend kein Wort miteinander gesprochen hatten. Damian hatte angeboten, dass er auf dem Boden schlafen könnte, doch ich hatte verneint. Ich putze die Zähne und betrachtete mich selbst im Spiegel. Ich wirkte so schlaff und bedrückt. Der Kummer war mir praktisch ins Gesicht geschrieben. Seufzend band ich meine Haare zu einem Dutt zusammen und verließ das Badezimmer. Damian erhob sich wortlos vom Bett und lief mit ausdrucksloser Miene an mir vorbei. Ich zuckte zusammen, als er die Badezimmertür etwas zu laut zuknallte. Seine und Meine Laune war wirklich gekippt und das nur, weil ich einfach nicht meinen Mund halten konnte. Ich legte mich ins Bett und rutschte bis ganz nach außen, so dass möglichst viel Platz zwischen Damian und mir entstand. In mir herrschte ein ständiger Kampf. Ich wollte Damian zurück, doch ein kleiner Teil in mir wehrte sich dagegen. Es war doch nur ein kurzer bedeutungsloser Kuss gewesen. Damian würde es nie wieder tun, aber trotzdem hatte er es einmal getan. Aber er war betrunken gewesen und außerdem war sein Bruder vor wenigen Tagen verstorben. Hat er aber dadurch wirklich das Recht ausgerechnet Melia zu küssen. In meinem Kopf herrschte ein einziges durcheinander von dem ich Kopfschmerzen bekam.

Ich hörte wie Schritte immer näher kamen. Sofort verspannte ich mich und wagte es nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Damian knipste das Licht aus und legte sich zu mir ins Bett. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach und die Stille die danach eintrat raubte mir den letzten nerv. Am liebsten hätte ich irgendwas zu ihm gesagt, doch mir fiel nichts ein was ich ihm hätte sagen können.

Urplötzlich überkam mich die angst ich könnte einen Albtraum bekommen. Es wäre schrecklich würde ich vor Damian schweißgebadet und schreiend aufwachen. Ich traute mich nicht meine Augen zu schließen und starrte stattdessen in die leere Dunkelheit. Nur der Mond erhellte das Zimmer ein wenig. Von Damian kam kein mucks und er war sicherlich schon längst eingeschlafen. Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett herum. Verdammt, was sollte ich denn jetzt tun. Ich würde morgen vollkommen fertig sein, wenn ich jetzt nicht schlief. Vorallem da der Jet Lag noch auf mir lastete. Ich schmiss mir meine Bettdecke vom Körper und starrte an die Decke. Seufzend berührte ich meine Stirn mit meiner Hand und atmete zitternd ein. Mir war nach weinen zumute, doch in letzter Zeit weinte ich einfach viel zu oft.

„Ist alles in Ordnung?" hörte ich Damian plötzlich leise fragen. Na toll, jetzt hatte ich ihn durch mein unruhiges Verhalten geweckt.

„Ja. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe."

„Du hast mich nicht geweckt. Ich war die ganze Zeit wach."

Ich atmete hörbar ein.

„Ich kann nicht schlafen." sagte ich, wobei das nicht ganz stimmte. Ich konnte und wollte nicht schlafen.

„Ich auch nicht." stimmte mir Damian zu und setzte sich auf. Er hatte mir den Rücken zugedreht und starrte auf die Wand.

„Es tut mir leid." sagten wir beide plötzlich gleichzeitig. Ich zog die Lippen zu einem strich zusammen und biss mir auf die Zunge. Damian lachte verbittert auf.

„Wieso um alles in der Welt entschuldigst du dich?" hakte er nach. Jetzt setzte auch ich mich auf und umklammerte meine angezogene Knie.

„Na weil ich die ganze Stimmung zerstört habe. Und wieso entschuldigst du dich?"

Er blickte über seine Schulter zu mir.

„Ich entschuldige mich, weil ich so ein verdammtes Arschloch war. Ich hätte dich nie von mir abstoßen dürfen. Ich hätte für dich da sein müssen."

„Denkst du oft an ihn?" fragte ich leise, als eine lange Stille folgte.

„Jede verfluchte Sekunde und es wird nicht einfacher. Ich habe seine Beerdigung ruiniert und..." seine Stimme stockte an dieser Stelle. Vorsichtig rutschte ich zu Damian rüber und legte meine Hand auf seine Schulter.

„Du hast seine Beerdigung nicht ruiniert, du hast nur nicht mit dem Schmerz umgehen können. Das konntest du schon die ganze Zeit nicht. Deswegen hast du auch Melia geküsst. Weil du verwirrt warst."

Er holte zitternd Luft.

„Es tut mir leid, dass ich nicht der sein konnte den du verdient hast."

Ich legte meinen Kopf auf seinen Oberarm und schloss die Augen. Ich konnte sein Herz pochen hören. Es war beinahe lächerlich wie schwach ich in seiner nähe wurde. Ich fühlte mich nunmal von ihm hingezogen. Wir waren wie zwei Magneten die sich abstoßen, wenn sie den falschen Weg gingen und sich anzogen, wenn sie den richtigen Pfad wählten.

„Wir sind so ein Desaster." murmelte ich und schlang meine Arme um seine Mitte.

Er legte seine Hand auf meinen Kopf und strich beruhigend drüber.

„Ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht von dir fernhalten. Ich habe es versucht, aber...es klappt nicht."

Mein Herz flatterte bei seinen Worten, worauf ich mich noch fester an ihn schmiegte.

„Lass uns etwas vereinbaren. Solange wir hier in Italien sind streiten wir uns nicht."

„Gute Idee." erwiderte er und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Mein Bauch kribbelte, als würden hunderte von Schmetterlinge umher fliegen.

„Wollen wir frische Luft schnappen gehen?" fragte Damian und nahm meine Hand in seine. Ich nickte und folgte ihm raus auf den Balkon. Es war angenehm warm draußen, so dass ich nicht fror. Wir ließen uns auf die große Hollywoodschaukel nieder und starrten in den Sternenhimmel.

„Ich bin wirklich froh, dass du mitgekommen bist. Nach allem was war." begann Damian das Gespräch. Er legte seine Hand um meine Schulter und zog mich an seine warme nackte Brust.

„Ich bin auch froh, dass ich hier bin. Mir sind einige Dinge klar geworden."

Das stimmte. Ich hatte durch Damian's Benehmen und einfache Gesten bemerkt wie sehr er seinen Ausrutscher bereute. Außerdem ist mir klar geworden, dass wir ohne einander nicht können. Es funktioniert einfach nicht, egal wie sehr wir es versuchen. Wenn wir zusammen sind, sind wir stärker und ich glaube dass war der Fehler denn wir von Anfang an gemacht hatten. Damian dachte er müsse stark für mich sein und ich dachte ich müsse stark für ihn sein. Wir haben zu sehr auf den anderen geachtet, anstatt miteinander und nicht füreinander zu kämpfen.

„Manchmal frag ich mich in was für einer verkorksten Welt wir Leben. Manche Sachen sind einfach so unfair und so ungerecht, aber wir haben keine Macht darüber was morgen passiert. Es kann überall zu jederzeit etwas passieren, dass dein ganzes Leben auf den Kopf stellt."

Damian blickte zu mir.

„Ich weiß. Eigentlich ist es echt seltsam wie manche Situationen zusammen kommen. Beispielsweise, dass Blake dir auf deinen Schnürsenkel tritt und ich genau in dem Moment da war um dich aufzufangen."

Ich erwiderte sein Grinsen und schüttelte den Kopf.

„Eigentlich war das total peinlich. Beinahe bin ich vor versammelter Mannschaft hingefallen."

„Zum Glück war ich da um dich zu retten." Er zwinkerte mir zu. Meine Mundwinkel zuckten erneuert nach oben und diese Bewegung war mir so fremd geworden, so dass sie sich eigenartig anfühlte. Ich hatte es vermisst aus vollem Herzen zu lachen.

„Ich kann es nicht fassen, dass du dich tatsächlich nicht an unser aller erstes zusammentreffen erinnerst. An dem Tag der Anmeldung hab ich dir die Tür aufgehalten."

Damian hatte mir oft davon erzählt, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern.

„Ich hab wirklich keine Ahnung. Es tut mir leid." gestand ich. Er atmete hörbar ein.

„Weißt du, egal wie kitschig und weicheimäßig es klingen mag...ich glaube das zwischen uns war von Anfang an vorbestimmt. Ich weiß nicht wo ich ohne dich wäre."

„Das weiß ich auch nicht." erweitre ich leise und musste sofort an meinen Dad denken. Vielleicht wäre ich Tod. Bei dem Gedanken schluckte ich schwer.

„Aber ich bin so froh, dass ich dich in meinem Leben habe. Ich kann es wirklich nicht ausdrücken wie viel du mir bedeutest...da ist einfach etwas zwischen uns, dass uns verbindet."

Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Schläfe.

„Es tut mir leid, was in der Vergangenheit passiert ist. Ich bereue nichts mehr als diesen verdammten Kuss und ich hoffe...ich hoffe das du mir das irgendwann verzeihen kannst."

Ich schloss die Augen und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag. Ich beschloss nicht darauf einzugehen. Der Gedanke an Melia sträubte mir alle Nackenhaare.

„Wir sind wirklich gescheitert, was unsere Vereinbarung betrifft." seufzte ich schließlich. Ich hörte ihn lächeln.

„Also ich wusste von Anfang an, dass das nichts werden würde. Spätestens als du dich im Flugzeug übergeben hast war alles vorherbestimmt."

Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.

„Bitte erinnere mich nie wieder daran."

„Ever du machst dir immer viel zu viele Gedanken was ich von dir denken könnte. Selbst wenn du dich auf mir übergeben hättest, würde ich dich noch immer lieben."

Es raubte mir den Atmen, als er seinen letzten Satz Aussprach. Ich schloss erneuert die Augen und presste meine Wange an seine Brust. Bei ihm fühlte ich mich immer so geborgen und beschützt. Ich liebte es wie sich sein starken Arme um meinen Körper schlangen und wie liebevoll er mich hielt. Die Hollywoodschaukel taumelte langsam vor und zurück und wiegte mich damit in einen langsamen schlaf. Jedoch wollte ich nicht ins Land der Träume fallen. Der Moment war viel zu schön um einfach einzuschlafen, doch meine Lieder wurden mit jeder Sekunde schwerer. Ich hörte wie Damian mir noch etwas ins Ohr flüsterte, bevor ich einschlief. Seine Worte waren klar und deutlich gewesen, obwohl ich mich in einem Halbschlaf befunden hatte. Er hatte gesagt: „Ich liebe dich."

*

„Na komm schon Ever!" schrie Damian und grinste über beide Ohren.

„Ich kann nicht!" rief ich genau so laut zurück.

Als Damian heute früh sagte, er hätte eine Überraschung für mich, hätte ich sicherlich nicht mit einem Trip gerechnet.

Damian hatte heute früh beschlossen mit einem Boot auf die Insel Capri zu fahren. Und nun waren wir hier. Der Ort hier um Welten schöner als Neapel. Kleiner und irgendwie utopischer. Jetzt stand ich oben auf einer Klippe und sollte in das türkis Wasser springen. Ich zitterte und das Adrenalin pumpte nur so durch meine Adern. Glücklicherweise waren an dieser Bucht so gut wie keine Menschen. Außer ein älteres Paar, die sich sonnten, war niemand in der nähe. Es war sehr heiß und meine sonst so blasse Haut färbte sich langsam zu einem goldbraun.

„Süße beweg deinen Hintern jetzt hier runter oder ich komm hoch und schubs dich eigenhändig rein!" brüllte Damian. Eigentlich wollten wir zusammen springen, doch ich hatte mich nicht getraut und so war nur er in dem glänzenden Wasser gelandet.

„Ich kann wirklich nicht!"

„So hoch ist es garnicht. Glaub mir."

„Na gut!" erwiderte ich und trat näher an den Abgrund. Ich schloss das eine Auge und schielte nach unten. Es war verrückt, wie alles momentan. Ich holte tief Luft, streckte meinen linken Fuß aus und tat es mit dem rechten Nach. Ich fiel nur gefühlt eine Sekunde, doch der Aufprall auf dem angenehm Wasser war ein unfassbares befreiende Gefühl. Ich tauchte auf und strich mir mein Haare aus dem Gesicht.

„Na endlich." seufzte Damian und schwamm zu mir rüber. Seine grüne Augen leuchteten fast unmenschlich in der hellen Sonne.

„Du hättest nicht ohne mich springen sollen."

„Ich kann doch nichts dafür, dass du solch ein Weichei bist." neckte er mich grinsend.

„Hey!" fauchte ich und zog einen Schmollmund in der nächsten Sekunde spritze ich ihn nass, was mit einer Wasserschlacht endete. Plötzlich umfasste er meine Taille mit seinen Armen und legte mich über seine Schulter.

„Damian! Lass mich runter! Dieses Thema hatten wir doch schonmal!" schrie ich panisch fuchtelte wild mit meinen Armen herum. Ich hörte ihn nur lachen. Er ließ mich tatsächlich los, aber nur, um mich auf seinen Schoß zu ziehen. Er saß auf einem Stein, auf dem das Wasser nicht all zu tief war.

„Weißt du, dass du wie ein richtiges Mädchen kreischt?" fragte er und strich mir nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich errötete ein wenig und wollte mich aus seinem Griff lösen, da wir uns viel zu nahe waren, doch er hielt mich fest. Er legte meine Arme um seinen Nacken und erhob sich plötzlich. Ich schlang reflexartig meine Beine um seine Mitte.

„Damian was tust du?" fragte ich und sah panisch. Damian nahm die Treppen, die zu der Klippe führten. Sein selbstgefälliges Grinsen wurde mit jeder Sekunde breiter. Wir näherten uns immer mehr der Klippe und ich blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Damian.

„Du willst da doch jetzt nicht wieder runter springen, oder?" hakte ich unsicher nach.

„Natürlich will ich das." antwortete er und verließ die letzte Treppenstufe. Seine nackte Brust presste sich gegen meinen. Ich trug nur einen Bikini, weswegen das der wohl intimste Moment war, denn wir je hatten.

„Das ist vielleicht keine so gut Idee." stotterte ich, als ich nach unten starrte. Das eine mal zu springen war schon eine Herausforderung gewesen und auf ein zweites mal hatte ich eher weniger Lust. Vorallem lag es daran, dass Damian und mein Körper so eng aneinander geschmiegt waren. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und umklammerte ihn fester. Sein warmes Lachen erklang in meinem Ohr.

„Du bist echt ein Angsthase. Auf drei springe ich, okay?"

Ich nickte nur tonlos.

„Okay. Eins, Zwei..."

Plötzlich sprang der Idiot einfach. Völlig unerwartet landeten wir im Wasser. Ich hatte nichtmal die Luft angehalten, weil ich eigentlich gedacht hatte wir würden auf drei springen.

„Du Arschloch!" brüllte ich wütend, als ich auftauchte. Er legte den Kopf in den Nacken und lachte mich aus. Ich verdrehte die Augen und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

„Das war echt unfair."

Ich stieg aus dem Wasser und lief zu meinem Handtuch. Von hier aus hatte man eine perfekte Sicht auf das weite blaue Meer. Es war hier wirklich wie im Paradise. Damian ließ sich neben mich auf sein Handtuch nieder.

„Ich wünschte wir könnten hier für immer bleiben." seufzte ich.

„Können wir."

Ich wandte mich an Damian und legte den Kopf schief.

„Du weißt was ich meine."

Er nickte gedankenverloren. Es war hier so still, so dass man denken könnte die Insel gehörte nur uns.

„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass Blake Terroranrufe bei mir gestartet hat?"

Fragend sah ich Damian an.

„Was?"

Er lachte.

„Blake war krank vor sorge, weil du dein Handy ja in Ohio gelassen hast und nicht erreichbar warst. Als ich ihm gesagt habe wo wir sind hat er gesagt er wird dich umbringen wenn du wieder kommst."

Ich kratze mich am Hinterkopf und sah unschuldig zu Damian hoch.

„Er wird sich schon wieder beruhigen."

Ich schloss die Augen und blickte zur Sonne hoch. Es ist als würde ich neue Energie tanken. Die Wasserperlen auf meiner Haut kitzelten und im Sonnenschein konnte man beim genauen hinsehen meine Narben erkennen. Ich fragte mich was meine Eltern wohl so trieben und ob sie ab und an an mich dachten. Schwer schluckend schob ich den Gedanken bei Seite.

„Weißt du wie ich mich gefühlt habe, als Nando gestorben ist?"

Langsam drehte ich mich zu Damian. Er schnitt das Gespräch an, dass ich seit Wochen mit ihm führen wollte. Ich hatte immer geplant wo wir es führen sollten und wann der passende Zeitpunkt dafür wäre. Jetzt jedoch kam diese Konversation völlig überraschend. Damian sah auf's Meer hinaus und nahm einen kleinen Stein in die Hand.

„Ich hatte das Gefühl zu wenig Zeit mit ihm verbracht zu haben. Ich wollte noch mehr Zeit mit ihm. Ich fühlte nichts, aber gleichzeitig fühlte ich so viel. Wut, Trauer, Hass und Kummer. Ich war so sauer auf dieses Leben. Nando's Schicksal war einfach nicht fair." Er atmete schwer ein. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich legte langsam meine Hand auf seine und drückte sie.

„Aber wir können nichts dagegen tun. Dinge passieren, ohne dass wir sie aufhalten können. Entweder man macht weiter und ist stark oder man zerbricht daran..." flüsterte ich.

„Ich vermisse ihn so sehr. Jede Sekunde misse ich seine Anwesenheit." murmelte Damian vor sich hin.

„Ich vermisse ihn auch."

Ein langes nachdenkliches Schweigen überkam uns. Ich dachte an das Gespräch, dass wir gestern Abend geführt hatten.

Das Leben kann so schnell vorbei sein und egal wann wir auch sterben, es wird immer Dinge geben die wir gerne ausgesprochen hätten, Dinge die wir uns gern getraut hätte und Dinge die wir gerne verziehen hätten. Doch dann wird es zu spät sein, da unsere Zeit abgelaufen ist. Wir alle haben dieses eine Leben und egal wie unterschiedlich jeder von ist, wir alle werden leid ertragen müssen. Wir alle werden Fehler machen und daraus lernen. Ich bin nicht perfekt und Damian ist es auch nicht, aber ich weiß, dass wir einander lieben und vorallem brauchen.

„Damian?"

„Hm." erwiderte er und blickte vom Meer ab. Seine grünen Augen trafen meine.

„Ich verzeihe dir."

Er sah mich einen Moment lang an und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

„Was?" hakte er ungläubig nach. Ich nickte langsam, als ob ich es mir erst selbst eingestehen müsste.

„Die Sache mit Melia...ich verzeihe sie dir."

„Wieso?" fragte er hastig.

„Na weil du einen Fehler gemacht hast, aber du bist ja kein Roboter der alles Perfekt macht. Außerdem weiß ich wieso du es getan hast und ich glaube dir, dass du es bereust."

„Ever ich...ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Ich verdiene das überhaupt nicht. Ich meine ich verdiene dich nicht."

Meine Augen weiteten sich.

„Heißt es, dass du mich jetzt doch nicht mehr willst?"

„Was?! Natürlich will ich dich! Ich will dich mehr als alles andere auf der Welt und ich habe mir geschworen, solltest du mir jemals verzeihen, würde ich dich nie wieder verlassen."

„Dann tu es nicht."

Er umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und kam näher.

„Meinst du das gerade echt ernst? Du verzeihst mir diesen verfluchten Scheiß?" hakte er vorsichtig nach und suchte in meinen Augen nach etwas, dass das Gegenteil aufzeigte.

„Wenn du mir versprichst sowas nie wieder zu tun dann...ja." antwortete ich. Er verzog angewidert das Gesicht.

„Zur Hölle nein! Ich werde nie wieder auch nur ein anderes Mädchen außer anfassen. Das schwöre ich."

Mein Herz schlug wie wild gegen meine Rippen. Ich in diesem Moment war so unfassbar glücklich. Die Last die ich seit Wochen mit mir getragen hatte wurde immer leichter und schien dahin zu fliegen. Ich wusste, dass sich alles zum besseren wenden würde. Damian und ich waren an einem Punkt, an dem wir sicherlich nicht geheilt oder zufrieden mit unserem Leben waren, aber wir hatten wieder zueinander gefunden. Wir gingen einen großen Schritt in Richtung Heilung.

Damian schien mir noch immer nicht zu glauben und suchte weiterhin in meinen Augen nach irgendetwas.

„Oh mein Gott, du verzeihst mir den Mist wirklich..." Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und entspannte anschließend. Plötzlich erhob er sich und bot mir seine Hand an. Fragend blickte ich zu ihm hoch.

„Na komm schon."

Ich forderte seiner Anweisung und verschränkte meine Finger mit seinen. Er half mir auf die Beine und im nächsten Moment hob er mich wie vorhin hoch. Diesmal ging er langsam in das kalte Wasser ohne mich loszulassen. Ich war so von der Sonne gewärmt worden, so dass mich die Berührung mit dem Wasser aufquiecken ließ. Damian lachte.

„Sag ich doch, du schreist wirklich wie ein Mädchen."

Als ich ihn Damian's Augen sah, hatte sich schlagartig was verändert. Seine Augen waren voller Wärme und strahlten stärker als sonst. Ich fragte mich ob es in meinen Augen auch so aussah. Ihm war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Ich klammerte mich wie ein Äffchen an Damian, da wir einen Punkt erreicht hatten, an dem ich nicht mehr stehen konnte. Er jedoch schon.

„Wehe du lässt mich ohne Vorwarnung los." warnte ich, da ich im wahrsten sinne des Wortes nicht ins kalte Wasser geschmissen werden wollte.

„Glaub mir Süße, ich lass dich nie wieder los." Unsere Blicke trafen sich und im nächsten Moment drückte er seine Lippen an meine. Sehnsüchtig erwiderte ich seinen Kuss und öffnete gleich meinen Mund. Er fuhr mit seiner Zunge über meine Unterlippe. Eine Mischung aus einem Knurren und Stöhnen entwich ihm. In mir explodierten hunderte von Feuerwerke. Wie sehr ich mich doch nach seinen Lippen gesehnt hatte. Der Kuss wurde mit jeder Sekunde leidenschaftlicher und intensiver. Ich konnte die Liebe und die Erleichterung förmlich spüren. Damian umfasste mit seinen Händen mein Gesicht. Unsere Körper waren eng einander geschlungen und harmonierten perfekt miteinander.

„Ich habe dich so vermisst." murmelte er und presste seine Lippen sofort wieder auf meine.

„So so vermisst." betonte er.

„Ich liebe dich."

Ich war völlig überwältigt von Damian's Berührungen, so dass ich wie Butter in seinen Händen schmolz. Er küsste mich weiterhin und sagte mir immer wieder wie sehr er mich liebte. Die Sonne schien hoch am Himmel und das leise Rauschen der Wellen machten das ganze Szenario perfekt. Ich hatte diesen Tag so sehnsüchtig erwartet und nun war er schöner, als ich ihn mir je hätte erträumen können.

Damian

Es konnte nur unecht sein. Ich konnte es nach wie vor nicht fassen, dass Ever ihre Mauern für mich geöffnet hatte. Sie hatte mir ernsthaft verziehen. Heilige Scheiße, ich war ein verdammter Glückspilz. Ich war sowas von glücklich, so dass ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Erst recht seit Ever und ich rumgemacht hatten und sie seitdem jammerte. Sie hielt ihre Hand ununterbrochen auf eine kleine Stelle über ihrem Schlüsselbein.

„Der Knutschfleck wäre echt nicht nötig gewesen." fauchte sie und lief rot an, als mehrere Menschen an uns vorbei liefen. Ich grinste über beide Ohren und verschränkte ihre kleinen Finger mit meinen. Jeder beschissene Kerl auf diesem Kontinent konnte ruhig wissen, dass sie zu mir gehörte und das würde sie auch für immer bleiben. Ich hatte aus meinem Fehler gelernt und würde sie sicherlich nicht noch einmal gehen lassen. Nie und nimmer. Der Himmel dämmerte bereits und wir hatte eine dreistündige Bootsfahrt hinter uns. Wir waren wieder in Neapel und liefen von dem Hafen zu unserem Hotel zurück.

„Ich weiß, dass es dir auch gefallen hat." flüsterte ich in ihr Ohr, worauf sie mit ihrer Faust gegen meine Brust schlug. Ihre Wangen liefen rot an und ich liebte es, dass ich sie noch immer in Verlegenheit bringen konnte.

Ich konnte es nicht fassen, dass alles wieder gut werden würde. Nach allem was war hätte ich nie gedacht, dass sie zu mir zurück kommen würde. Ich war der glücklichste Kerl auf dem Planeten. Ich bleibt stehen und packte Evers Beine um sie mir über die Schulter zu werfen.

„Was tust du da!?" kreischte sie panisch und krallte ihre Fingernägel in den Saum meines T-Shirts. Alle sahen uns verwirrt hinterher, doch das war mir scheißegal. Ich konnte nicht aufhören zu grinsen und hätte vor Glück Bäume ausreisen können. Ever fing an zu lachen und der klang sorgte dafür, dass mir warm ums Herz wurde.

„Du bist sowas von verrückt." sagte sie amüsiert und hielt den Rest des Weges still. Ich war voll von Adrenalin und hätte im Moment alles und jeden umarmen können. Das war einfach alles zu schön um wahr zu sein. Ich liebte dieses Mädchen und verdammt, ich wollte sie irgendwann heiraten. Ich wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen und sie zum glücklichsten Menschen überhaupt machen.

Als wir die Hotellobby erreichten ließ ich sie runter. Sie zupfte ihr Kleid zurecht und sah mich böse an. Jedoch war dieser Gesichtsausdruck gespielt und ich konnte erkennen, wie sie sich krampfhaft ein lächeln verkniff. Sofort legte ich meinen Arm um ihre Schulter und zog sie an mich. Sie strahlte und sah so unfassbar süß aus.

„Du wirst mich nie wieder los, dass ist dir hoffentlich bewusst." sagte ich, als wir unser Zimmer betraten. Sie grinste und zuckte mit den Schultern.

„Ich werde es schon irgendwie mit dir aushalten." antwortete sie und ging zu ihrer Reisetasche. Sie schnappte gerade nach ihrem Pyjama, als ich mein schwarzes T-Shirt über den Kopf zog und es ihr reichte.

„Zieh das an. Das steht dir viel besser." Dankend nahm sie mein Kleidungsstück entgegen und verschwand im Badezimmer. Ich ging raus auf den Balkon und nahm das Telefon aus meiner Hosentasche. Während es klingelte blickte ich in die Ferne und lehnte meine Ellenbogen auf das Geländer.

„Damian?"

„Hey Cole." begrüßte ich ihn.

„Wow, wieso klingst du so glücklich? Sag mir nicht, dass du betrunken bist und Ever irgendwo..."

„Entspann dich, ich bin nüchtern. Mir geht es gut man." unterbrach ich ihn. Cole schwieg und ich wusste, dass er mir nicht glaubte.

„Alter, ich bin nicht betrunken. Ich habe garkeinen Alkohol getrunken seit ich hier bin."

„Wieso klingst du dann wie ein kleines Mädchen, dass gerade ein Pony geschenkt bekommen hat?"

Ich verdrehte die Augen, ließ meine Stimmung jedoch nicht kaputt machen.

„Ever und ich sind wieder zusammen."

„Was?!" fragte er unglaubwürdig. Plötzlich wurde es im Hintergrund still.

„Du verascht mich doch." hakte er nach.

„Nein. Ich weiß, ich kann es selbst nicht glauben, dass sie mir den Scheiß mit Melia verziehen hat."

„Sie hat dir ernsthaft verzi...Oh mein Gott...sie hat dir allen ernstes den Mist...Heilige Scheiße. Du hast echt verdammtes Glück! Ich schwöre dir, wenn du Ever nochmal so scheisse behandelst sorg ich selbst dafür, dass dir mächtig in den Hintern getreten wird."

„Jaja schon verstanden." fauchte ich. Cole hatte allen Grund überrascht zu sein. Ich hatte Ever wirklich verletzt, aber ich würde alles wieder gut machen.

„Tea rate mal mit wem deine kleine Freundin wieder zusammen ist!" rief Cole. Ich hörte auf der anderen Leitung ein rauschen und plötzlich erklang eine weibliche Stimme.

„Stimmt das?" hakte Tea nach. Sie hörte sich so an, als ob sie einen Marathon gelaufen wäre.

„Ja." antwortete ich genervt und bereute sofort, dass ich Cole überhaupt angerufen hatte.

„Wehe du verhaust es." drohte Tea.

„Leute der Empfang ist plötzlich schlecht." sagte ich dramatisiert und legte auf. Die beiden würden nur wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich Ever nicht verdient hatte und darauf hatte ich keine Lust. Ich wusste, dass ich Glück mit ihr hatte, aber ich wusste auch, dass ich für den Rest ihres Leben für sie da sein würde. Ich hörte wie die Badezimmertür sich öffnete. Ever trat in einem viel zu großen T-Shirt heraus und fuhr sich durch das Lufttrockene Haar. Verdammt, sie sah bezaubernd aus. Ich schloss die Balkontür hinter mir und lief auf sie zu. Ihre großen braunen Augen blickten zu mir hoch. Plötzlich wirkte sie nervös und begann auf ihrer Unterlippe rumzukauen. Angst kam in mir auf. Ich umfasste ihr herzförmiges Gesicht und blickte sie an.

„Was ist los süße?"

Sie atmete zitternd ein. Ever hatte ihre Meinung geändert. Ihr war bewusst geworden, dass sie ohne mich besser dran war. Fuck.

Völlig unerwartete presste sie ihre Lippen auf meine und stellte sich auf Zehenspitzen. Sie war im Gegensatz zu mir winzig klein, so dass ich sie hoch hob und uns so den Kuss erleichterte. Erst verstand ich nicht wieso sie mich so Urplötzlich geküsst hatte, doch dann wanderte ihre kleine Hand zu meinem Jeansknopf. Ich hielt inne.

„Ever." atemlos lehnte ich meine Stirn gegen ihre.

„Wir müssen das noch nicht tun. Es gibt keinen Grund das zu überstürzen."

„Ich will aber." sagte sie leise und überraschte mich damit vollkommen. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und strich ihr lose Haarsträhnen hinters Ohr.

„Baby, wenn du noch nicht bereit dazu bist ist das vollkommen okay. Ich würde dich nie zu etwas zwingen."

„Ich weiß." antwortete sie, worauf ihre Wangen wieder begannen zu glühen. Ich wusste, dass Ever noch keinerlei Erfahrung hatte und ich deswegen besonders vorsichtig sein musste. Aber in unserer Beziehung ging es nie wirklich um Sex.

„Wir können uns Zeit damit lassen."

Sie nickte und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

„Okay ich verstehe schon." sagte sie anschließend und wollte gerade von meinem Schoß klettern, als ich sie sanft am Handgelenk packte.

„Was verstehst du?" hakte ich nach und zog verwirrend die Augenbrauen zusammen.

„Na dass du nicht willst."

Ich lachte auf. Sie machte doch wohl Witze.

„Süße seit unserer ersten Begegnung hatte ich mir schon ausgemalt wie es wäre..." Ich hielt inne bevor ich etwas unpassendes sagte.

„Was ich damit sagen will, ist dass ich natürlich will. Du sollst dich bloß nicht unter druck gefühlt fühlen."

Sie kratzte sich nervös am Unterarm und blickte zu meinem tätowierten Arm.

„Tu ich nicht. Ich will es ja selbst und ich bin mehr als bereit dazu."

„Bist du dir sicher?" hakte ich nach und kam mir vor wie der größte Vollidiot. Jeder andere Kerl hätte sie sofort aufs Bett geschmissen und wäre ihrer bitte nachgegangen, doch ich wollte nicht, dass sie etwas tat, was sie später einmal bereuen würde. Sie sah auf und blickte mir tief in die Augen.

„Ich bin mir sicher Damian." flüsterte sie. Damit war es um mich geschehen, denn in diesem Augenblick konnte selbst ich nicht nein sagen. Ich legte sie vorsichtig aufs Bett und begann ihre süßen Lippen zu küssen. Ihr ganzer Körper zitterte unter mir und ich stützte mich extra ab, um sie nicht einzuquetschen.

„Wenn ich aufhören soll, dann musst du nur bescheid sagen, okay?" unterbrach ich kurz den Kuss und legte meine Lippen erneuert auf ihre. Sie krallte ihre Fingernägel in meine Schulterblätter und zog mich fester an sich. Ich streifte ihr vorsichtig mein T-Shirt ab und schmiss es auf den Boden. Ihre Augen weiteten sich und sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Ich betrachtete kurz ihre Oberweite und ihre schmale Taille.

„Gott, du bist so schön." hauchte ich in ihr nach Vanille riechendes Haar. Sie klammerte sich wieder an mich fest und ich wusste, dass sie angst hatte. Ich drückte ihr einen sanften Kuss auf ihre Stirn, gefolgt von ihrer Nasenspitze und ihren Wangen, bevor ich mich wieder ihrem Mund zuwandte.

„Ich liebe dich Damian." murmelte sie gegen meinen Mund und öffnete mit zitternden Fingern meinen Jeansknopf. Ihre Fingernägel krallten sich diesmal in meine Oberarme

„Ich liebe dich Ever." flüsterte ich. 


-------


Vorletztes Kapitel! Ahhh ich kann es gar nicht fassen! Die Woche kommt dann der letzte Teil und noch ein kleiner Epilog. Werde dann Anfangen die Teile von "Careless" zu schreiben und hochzuladen. Ihr könnt ja schon mal die Geschichte in eure Leseliste hinzufügen, würde mich sehr freuen :) Schönen Abend euch allen noch! 

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