Uralte Fassung (1): Twos - Di...

By MaraPaulie

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Achtung: Alte Fassung. Neue ebenfalls auf Account zu lesen. Nicht jedes Märchen beginnt mit »Es war einmal... More

Vorwort
Prolog
Kapitel 1 - Ticket der Freiheit
Kapitel 2 - Home Sweet Home
Kapitel 3 - Die Tallos
Kapitel 4 - Die verrückte Tanja
Kapitel 5 - Tränen aus Eis
Kapitel 6 - Verräter und Bruder
Kapitel 7 - Das Wintermädchen
Kapitel 8 - Die Herrscher der Gezeiten
Kapitel 9 - Grosser, böser Wolf
Kapitel 10 - Vom Märchen in rot
Kapitel 11 - Von Schnee im Haus und Rosen aus Feuer
Kapitel 12 - Erbe der Toten
Kapitel 13 - Von Verrückten und dem Labyrinth
Kapitel 14 - Der Bruder mit dem Schuppenkleid
Kapitel 15 - Des Winters Blut
Kapitel 16 - Der Junge, der mit der Sonne tanzt
Kapitel 17 - Augen ohne Liebe
Kapitel 18 - Die Völker aus den Büchern
Kapitel 19 - Trauriger Mörder, lass mich gehen
Kapitel 20 - Feuerraben
Kapitel 21 - Der Löwe und der Wolf
Kapitel 22 - Der Traum von Familie
Kapitel 23 - Der Pirat und die Prinzessin
Kapitel 24 - Von Barbaren und Märchen aus der Besenkammer
Kapitel 25 - Von toten Jungen und Mädchen aus Licht
Kapitel 26 - Der Lichterlord und die Antwort zum Hass
Kapitel 27 - Rote Raben und Bücher voller Schicksal
Kapitel 28 - Wer lauert in der Dunkelheit?
Kapitel 29 - Von Schläfern und Schlüsseln
Kapitel 30 - Geheimnis ohne Zeit
Kapitel 31 - Namen von Macht
Kapitel 32 - Zum Lied des irren Geigers der Dämon mit dem Teufel tanzt
Kapitel 34 - Geschichten, die ein Vöglein zwitschert
Kapitel 35 - Sturmgläser, tanzende Piraten und Jungen, die vom Himmel fallen
Kapitel 36 - Klyuss' Kinder
Kapitel 37 - Blau wie der Mohn, grün wie die Hoffnung und rot wie Blut
Kapitel 38 - Das Schicksal der Verfluchten
Kapitel 39 - Gejagte der Vergangenheit
Kapitel 40 - Blut fremder Brüder
Kapitel 41 - Spiel der Könige
Kapitel 42 - Es jagt und tanzt der Geistesblitzt
Kapitel 43 - Die Wahrheit wurde von einem Lügner erschaffen
Kapitel 44 - Vom Mörder, der die schwarze Orchidee fand
Kapitel 45 - Von Herrschern mit dem Flammenhass und Helden kleiner Klingen
Kapitel 46 - Wer wir sind und was wir tun
Kapitel 47 - Einmal Monster, immer Monster
Kapitel 48 - Das Versprechen von niemals und immer
Kapitel 49 - Das Wort 'böse'
Kapitel 50 - Der Herzkasper
Kapitel 51 - Freund oder Feind, alt oder neu, beide bleiben ewig treu
Kapitel 52 - Das Gedicht des Todes
Kapitel 53 - Die Reise der Wahrheit und des Sinns hinter allem
Kapitel 54 - Von Geschwisterbanden und letzten Zeilen
Kapitel 55 - Der Tempel der Orakel
Kapitel 56 - Mondkind
Kapitel 57 - Die erste aller Schöpfungen
Kapitel 58 - Vom Intrigieren, Dechiffrieren, Konferieren und fiesen Viren
Kapitel 59 - Glücksjagd und Königsmord
Kapitel 60 - Schattenlicht und Bernsteingold
Kapitel 61 - In der Schwebe
Kapitel 62 - Patron und Paladin
Kapitel 63 - Von Luftschlössern und Monstern unterm Bett
Kapitel 64 - Deine wunderschönen Lügen
Kapitel 65 - Von Namen und Masken
Kapitel 66 - Das blinde Recht
Kapitel 67 - Das blinde Herz
Kapitel 68 - Das blinde Glück
Kapitel 69 - Verfluchtes Kind mit Gold gekürt
Kapitel 70 - Als niemand schlief
Kapitel 71 - Der Gewissenlose
Kapitel 72 - Phönix
Kapitel 73 - Ein Goldstück für deine Gedanken
Kapitel 74 - Kriegsherr Regen
Kapitel 75 - Der Herrscher über alle Macht
Kapitel 76 - Alles ist gut
Kapitel 77 - Die Feinde des Schicksals
Kapitel 78 - Und wenn sie nicht gestorben sind...
Kapitel 79 - Lucky Strike
Kapitel 80 - ...dann leben sie noch heute
Epilog
Authornotes
Charakterverzeichnis
Illustrationen

Kapitel 33 - Vom Meer zu den Wolken

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By MaraPaulie

Kapitel 33

Vom Meer zu den Wolken


~Sabrina~

Sabrina war wirklich so froh, endlich wieder richtigen, festen Boden unter den Füssen zu haben. Sie hatten noch eine ganze Woche in Dryadre verbracht, bevor sie wieder aufgebrochen waren. Die Elfen waren ein wunderbares Volk, das sich sehr um die Natur kümmerte. Voller Stolz hatte man sie in der ganzen Stadt herumgeführt, hatte ihr die schönsten Blumen gezeigt und sie mit den feinsten Früchten verköstigt.
Natürlich hatte sie auch immer wieder trainieren müssen. Mit Pfeil und Bogen war sie mittlerweile schier unbesiegbar. Mit dem Faustkampf hatte sie noch ihre Mühe, von Lanze, Speer oder Axt ganz zu schweigen, aber sie machte Fortschritte. Der Dolch gefiel ihr da schon besser. Mit ihm war sie schnell und wendig. Trotzdem war sie froh, dem Training jetzt entfliehen zu können.
Das schlimmste an der letzten Woche waren die Anlässe gewesen, an denen sie irgendwelchen Fremden vorgestellt worden war. Herzöge, Ritter, stinkreiche Geldsäcke und irgendwelche Politiker. Dabei war so was wie Politik bei den Elfen für einen Aussenstehenden ein Wort, das man nur mit einem gespielten Lächeln aussprechen konnte. Die Elfen lebten nach ihren eigenen Gesetzen und Traditionen, zu denen auch ihr festes Kastensystem gehörte. Man wurde in seine Rasse geboren und das war nicht zu ändern. Nichts war dicker als Blut, ausser... ausser Magie. Wer Magie in sich hatte - egal aus welchem Kasten man auch stammte - war zu höherem geboren. So war es ja auch bei Eril gewesen, der dann zum Drachenreiter geworden war.
Jedenfalls hatte sie die Namen all dieser wichtigen Persönlichkeiten längst wieder vergessen, meist schon kurz nach deren Bekanntschaft... Wichtige Persönlichkeiten, pha! Diese Exemplare ihrer Art waren auch ganz besonders arrogant gewesen, selbst für Elfen. Beinahe senkrecht hatten sie ihre wohlgeformten Nasen in die Höhe gehalten, falsch gelächelt wie wahre Profis. Wie sie auf sie niedergesehen hatten, als wäre sie ein dummes Kind, das unwissend und unwürdig war, den Titel der Eisprinzessin tragen zu dürfen. Tja, eine andere Wahl hatten sie nun einmal nicht, wenn sie ihr schönes Land Virid'agru nicht an die Dunklen abtreten wollten...
Jetzt war es jedoch vorbei mit dem Trainieren und Bekanntmachen. Die Suche nach dem blauen Mohn ging weiter!
Die Elfen hatten ihnen keine Pferde überlassen. Auch keines der anderen Transporttiere, wie zum Beispiel die riesen Libelle, die sie in Virid'agru gesehen hatte. Doch natürlich beschwerte sie sich nicht. Trotzdem verwirrte es sie etwas. Wenigstens die Pferde der Verstossenen hätten sie ihnen doch lassen können. Die Küsten lagen noch mehrere Tage von hier entfernt und dieser verfluchter blaue Moon war nun einmal nur dort zu finden!
Wenigstens standen Sabrinas kleinem Trupp aus Raben und Gaunern nun einige Elfen zur Verfügung. Das liess Sabrina wenigstens etwas ruhiger schlafen. Jedoch nur so lange, bis sie entweder in der Starre erwachte und dort verzweifelt versuchte, sich wieder zurück zu träumen oder bist die Alpträume kamen.
Alpträume von dem Mädchen mit dem roten Haar. Von dem toten Mädchen, das im Wald lag. Da lag, als würde sie schlafen, doch aus diesem Schlaf erwachte man nicht. In diesem Schlaf wurde man zu einer Erinnerung.
Wenigstens hatte sie langsam den Bogen raus, wie sie mit der Starre um zu gehen hatte. Es war eigentlich ganz einfach: Sie musste nur warten. Einfach warten, bis die Zeit, die sie in der Traumwelt verbringen konnte oder musste, abgelaufen war. Das konnte von wenigen Minuten, bis zu mehreren Stunden dauern, genau konnte sie es nicht sagen, denn leider gab es in der Starre keine Uhren. Wenigstens fiel sie nicht mehr über Tage in Ohnmacht, wenn sie wieder getraumwandelt war. Nach einer Reise in die Starre fühlte sie sich zwar entkräftet, war aber nicht mehr vollkommen ausgeknockt, worüber sie sehr froh war.
Worüber sie nicht froh, nein, absolut entsetzt war, war, dass der Grimm ihr zwar gezeigt hatte, wie man Gedanken las, ihr aber nicht beigebracht hatte, wie man wieder damit aufhören konnte!
»... Freue mich, heute Nacht wieder zu fliegen...«
»... Wertvoll sehen die Hutnadeln des Hüters aus. Ob der Topper es wohl merkt, wenn ich sie ihm bei Nacht aus dem Zylinder zupfe?«

Alle dachten sie die ganze Zeit. Andauernd und ohne Unterlass. In Dryadre war das nicht weiter schlimm gewesen, da Jacob Grimm sie irgendwie mit seinen Super-Ninja-Telepathiekräften vor all den fremden Gedanken geschützt hatte, doch nun...
Faritales dachte am liebste übers Essen und wie er die Feen am besten ärgern konnte nach.
Die Feen träumten von Blütenstaub und Gesang mit glockenhellen Stimmen.
Die Gedanken der Raben waren ein wenig flatterhaft, zuckten hin und her, wie die nervösen Augen eines Tiers.
Im Kopf der Gauner unter den Verstossenen waren flink und immer wieder begannen sie sich um kleine, glitzernde Edelsteine zu drehen, wie die einer Elster.
Und dann waren da noch die Gedanken ihrer neuen Begleiter. Eine Horde von Elfen, nicht nur Stürmerelfen, sondern auch Elfen aus anderen Clans. Ein Heiler von der Rasse der Hellelfen und sieben Mondelfen. Drei der Mondelfen waren Magier und die anderen vier Namianer. Die Namianer sahen gruselig aus. Sehr, sehr diszipliniert und hart. Namianer. So was wie ein Swat-Team der Elfen. Und ihre Gedanken waren wirklich... faszinierend. Voller Wut und Kraft. Schon etwas beängstigend...
Die Gedanken der Magier waren so schnell, dass sie sie nicht lesen konnte. Nur ab und zu sah sie den Fetzen eines Bildes, hörte den Hauch eines Satzes.
Dagegen schien die Gefühlswelt des Hellelfs reiner Balsam für die Seele zu sein. Ruhig und voller Licht.
Der Hutmacher und Mondkind waren ebenfalls ein Fall für sich.
Wenn sie in Mondkinds Kopf sah, war es, als würden unzählige Stimmen wild durcheinander reden. Manche schrien, andere flüsterten und manche sangen. Keine Stimme klang gleich, jede war anders.
Und der Hutmacher schien überhaupt nicht zu denken. Sabrina konnte Jeremy Topper nicht hören, worüber sie auch ziemlich froh war. Mondkinds Gedanken waren schon laut genug, sie brauchte nicht auch noch die eines weiteren Verrückten!
Doch wer sie am meisten beschäftigte, war Hook. Nicht, dass sie darauf versessen war, ihn zu hören, seine Gedanken zu hören, nein. Es war diese gesunde Interesse, die man nun mal für jemanden hegt, der einen... ähm... interessiert, doch anstatt in seinen Gedankengängen zu baden, in seinen Erinnerungen zu schwelgen und mit ihm über das Leben zu träumen, sah sie nichts als... Wasser. Oder die Erinnerung an Wasser, oder das Bild von Wasser oder die Vorstellung von Wasser, Wasser, Wasser... Wenn sie mal wieder seine Seele streifte und plötzlich seine Gedanken hörte, seine Emotionen spürte und sah, was er sah, dann schimmerte es blau. Es war, als würde er sich krampfhaft an dieses Bild klammern. Blaues, rauschendes, kaltes Wasser. Nur seine Gefühle konnte er nicht vor ihr verstecken. Sie spürte, wie hektisch und verkrampft er war.
Sie trat näher an ihn heran und schon spürte sie seine Präsenz stärker. Immer wieder konnte sie ein Bild unter dieser eigenartigen Wasseroberfläche erkennen. Gedankenfetzen, die ihm entwichen wie Mäuse einer Katze.
»Was ist los?«, fragte sie ihn. Leise musste sie dabei nicht sein, denn die Verstossenen sangen irgendeines ihrer Kneipenlieder. Schade, dass sie so laut waren, denn der Wald wäre so ein idyllischer Ort. Eine eigene Welt aus dicken Baumstämmen und grün, grün, grün.
Hook blinzelte konzentriert. »Nichts«, murrte er abweisend.
»Was soll das blöde Wasser?«, fragte Sabrina gerade heraus.
»... Sieht es... Wasser... Wird sehen...«
Die Gedanken, die ihm entwischt und sich durch seine Seele an die Freiheit gekämpft hatten, huschten über die Wasseroberfläche.
»Warum versteckst du dich?«, fragte sie und führte sich wieder wie ein kleines Mädchen, dass ihren Bruder im Schrank erwischte, wo er heimlich Süssigkeiten in sich hinein stopfte.
»Ich verstecke mich nicht. Wie du siehst, steh ich hier. In all meiner Pracht!«, schnurrte er und grinste. Gut gespielt, Pirat!
»Warum kann ich deine Gedanken nicht lesen, Falk?«, fragte nachdrücklich.
Hook runzelte die Stirn. »Prinzessin, als Pirat weiss ich viele Dinge über das Stehlen. Wenn du irgendwann verstehst, dass alles was du besitzt, dir weggenommen werden kann, dann wirst du anfangen, auf die Kleinigkeiten, die nur dein sind, zu achten. Ich bin glücklicher Besitzer meiner eigenen Gedanken, Gefühle und Erinnerungen.«
»Tut mir leid, Captain, aber ich glaube, was in Eurem Kopf abgeht, ist nur schwer zu bewachen...«, säuselte Sabrina. Flink streckte sie den Arm aus und zwickte dem Captain in den Bauch. Reflexartig zuckte dieser zusammen.
Das Wasser versickerte und stattdessen überrollten sie nun die angestauten Empfindungen.
»... Captain, der Teufel ist an Bord...« Piraten rannten über die Planken. Die See war wild.
»... Der Kopf eines Menschen ist auch nur ein Ort, an dem er seine Schätze aufbewahrt. Man muss diese Schatztruhe aus Fleisch nur in eine Kiste aus Glas verwandeln und dann kann man sich ansehen, wie die Seele in ihr tanzt...« Eine Gestalt, deren Gesicht unter einer dunkelgrünen Kapuze versteckt war.
Das Bild änderte sich. Eine andere Erinnerung umhüllte sie.
»... Bei Klyuss' Wellenhaar, was gibt es Schöneres als den Wind im Gesicht und die schäumende See, die gegen den Bug eines Schiffes schlägt...« Das war Hooks Stimme. Vor sich sah sie weisse Gischt aufspritzen und dann glitzerndes, blaues Wasser. Es roch nach Salz und Freiheit...
Falk wandte sich ab und schon liess er seine Emotionen hinter seinem Meer aus Seele verschwinden.
Sabrina blinzelte. Hook hatte seine Gedanken wieder Kontrolle. Sabrina konnte sie nicht mehr lesen. Was sie gesehen hatte, war... interessant. Die erste Erinnerung war keine Gute gewesen. Sie hatte Angst gefühlt. Vor irgendetwas hatte Hook sich gefürchtet. Er hatte den Teufel wieder erwähnt.
Dafür war die zweite Erinnerung wundervoll gewesen. Sie hatte seine Empfindungen miterlebt. Dieses Gefühl der endlosen Freiheit. Sie verstand, wieso Falk so gerne ein Pirat war. Da gab es nur das Meer, das Schiff und den Wind. Man war an nichts gebunden und konnte tun, was man wollte. Man war einfach nur frei.
»Du vermisst es, nicht wahr?«, fragte Sabrina mitfühlend.
»Was?«, brummte Hook missmutig.
»Na, dein Schiff, die See... Du vermisst es, Pirat und Captain zu sein.«
Hook schnaubte: »Pass auf, Sabrina. Ich mag es nicht, wenn Leute in meinem verfluchten Hirn herumschnüffeln. Sobald ich die Möglichkeit dazu habe, werde ich mir von irgendwoher Obsidian beschaffen. Das schützt mich vor dieser verfluchten Gabe. Es tut mir leid, aber ich will nicht die ganze Zeit darauf achten müssen, was ich gerade denke! Darum wollte ich auch nicht, dass du zur Telepathin wirst. Das ist zu viel Macht. Damit kann niemand umgehen. Telepathen werden praktisch immer zu Monstern, weil sie ihrer Macht irgendwann einfach nicht mehr widerstehen können. Sie nutzen sie für ihre eigenen Zwecke. Sie erleben dauernd all die Emotionen anderer mit und das stumpft sie ab. Sie werden zu... Ja, sie werden zu Soziopathen. Sie können sich nicht in andere hineinversetzen und können kein Mitgefühl empfinden. Darum musst du das irgendwie in den Griff bekommen mit dieser verfluchten Gedankenleserei! Typisch Grimm, er hätte dir beibringen müssen, wie du diese Macht in den Griff bekommst. Grimms! Die verspricht fiel, sagen aber nur die Hälfte.«
»Jetzt hör mal. Du hast gesagt, du würdest mir vertrauen. Ich werde keine... Soziopatin, okay? Ich versuche ja, diese Gedankenlesegabe abzustellen, aber so einfach ist das nicht. Ich verspreche dir, ich werde nicht mehr absichtlich in deine Gedanken eindringen, sofern du das nicht willst«, gelobte Sabrina. Sie versuchte zu lächeln. Das Ergebnis fühlte sich schon erbärmlich an, doch anscheinend bemerkte Falk ihre Grimasse gar nicht. Vielleicht tat er auch nur so. Sabrina hoffte auf das erste.
Es traf sie, dass der Pirat so abweisend ihr gegenüber war. Das tat er schon, seit ihre Telepathiekräfte aktiviert worden waren. Dabei hatte sie sich so gefreut, ihn wieder an ihrer Seite zu haben. Und nun verglich er sie mit einem von denen? Mit einem Soziopathen? Ohne Mitgefühl? Das tat weh! Aber Sabrina wollte nicht, dass er merkte, dass er sie verletzt hatte, also lenkte sie das Gesprächsthema auf den Grimm: »Was soll das überhaupt heissen - Typisch Grimm? Kennst du noch mehr Grimms? Du hast mit übrigens noch immer nicht erzählt, wieso du Jacob Grimm so verabscheust. War er etwa dieser Grimm?«
»Nicht Jacob Grimm. Ich habe seinen Bruder vor Jahren einmal kennengelernt. Wilhelm Grimm. Er ist auch ein Lauscher. Als ich Jacob sah, hatte ich erst gedacht, ich hätte Wilhelm vor mir. Nur viel, viel älter«, erklärte Hook. Besorgt sah er zum Himmel, wo sich die Wolken immer mehr zusammenschoben und die Sonne verschluckten.
»Du hast ihn Teufel genannt. Wieso?«, hakte sie weiter nach.
Falk legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich darf meine Kunden leider nicht verraten...« Er zwinkerte ihr zu. Endlich! Sie hatte diese freche Seite an ihm vermisst!
»Jacob Grimm war... ein Kunde von dir?«, fragte Sabrina ungläubig. »Ein Auftraggeber? Er hat die Dienste von Piraten angenommen?«
»Nur fürs Protokoll, das weisst du nicht von mir. Es war sein Bruder, Wilhelm. Wilhelm Grimm ist ein Teufel. Vor unzähligen Jahren, als ich noch kein Captain war. Es waren einige Jahre vergangen nach Arielles Tod und Pans Flucht vom Schiff. Wilhelm hatte uns angeworben, damit wir einige Sachen für ihn besorgen. Nachdem wir alles Bestellte beisammen hatten, wollten wir unser Gold. Wir suchten den Grimm auf, brachten ihm seine Ware und forderten, dass er bezahlte. Da begann er auf einmal zu reden. Er erzählte, sagte uns Dinge, verriet unsere schlimmsten Geheimnisse. Verstehst du, was ich meine?« Falk musterte sie aufmerksam.
Sabrina überlegte kurz und antwortete: »Ich glaube ja. Das meintest du mit Machtmissbrauch, oder? Er hat... in eure Köpfe geschaut und eure tiefsten und verbotensten Geheimnisse ausgeplaudert.«
Hook nickte und fuhr fort: »Genau. An diesem Tag zerstörte Wilhelm unsere Crew. Kein Seemann konnte dem anderen mehr in die Augen sehen. Der Grimm hat die Wahrheit als Waffe missbraucht. Alle gingen auseinander. Niemand konnte mehr damit leben, in dem Wissen um die anderen und darum, was sie nun von einem selbst wussten.«
»Du auch?«
»Nein, ich nicht. Ich war der Schlauste von all den Männern. Sogar Captain Blackbeard fiel auf Wilhelm rein. Nur ich nicht. Ich verstand schnell, was dieser Teufel tat, dass er unsere Erinnerungen und Gedanken durchstöberte wie eine Wildsau den Dreck. So konzentrierte ich mich auf ein Bild und das mit aller Macht und es rettete mich.«
Sabrinas Gesicht hellte sich auf, als sie verstand. »Du hast an Wasser gedacht. Damit kannst du auch mich blocken, nicht wahr?«
Hook grinste und schnurrte: »Kluge Prinzessin. Der Teufel konnte mir nichts anhaben. Ich verlangte mein Gold und ich bekam es von Wilhelm. Der Grimm war überheblich, arrogant und ein Verräter, doch ich hatte es wohl geschafft, ihn zu beeindrucken. Er gab mir den Lohn, der eigentlich der ganzen Crew zugestanden hätte. Trotzdem konnte ich unsere Mannschaft nicht retten. Keiner wollte mehr mit den anderen zusammenarbeiten, seit sie so viel voneinander wussten. Nicht einmal der Captain wollte weitermachen. Also verliess ich wie alle anderen das Schiff und suchte mir im nächstgelegenen Hafen ein neues Schiff. Die Black Swan, auf der wir uns kennenlernten. Ein stolzes Schiff, wenn auch nicht so gut wie das, auf dem ich zuvor arbeitete. Eine Mannschaft mit einem Schiff wie diesem zu bekommen, war leicht. Ich warb Männer in den umliegenden Kneipen an. Ich hatte Glück, dass jener Hafen einer der Art war, wo auch Piraten gerne anlegten. So hatte ich innerhalb einer Woche meine eigene Piratencrew zusammen. Anfangs war es nicht einfach für mich. Viele wollten mich absetzen und sich selbst zum Captain machen, doch bei uns Piraten geht es demokratischer zu, als du dir wahrscheinlich vorstellst. Bei uns wird der Captain gewählt und ich war ein guter Pirat. Meine Männer mussten selten hungern. Unsere Raubzüge waren immer erfolgreich. Tja, und so war ich seit jeher der legendäre Pirat Hook, Captain der Black Swan und Herr der Meere.«
Sabrina schluckte.
»Was wurde aus dem alten Captain? Captain Blackbeard?«, fragte sie weiter.
Der Captain ohne Schiff zuckte mit den Schultern. »Blackbeard? Ich denke, er hat die Jolly Roger - Das Schiff, auf dem ich diente, seit ich in dieser Welt angespült worden war. - verkauft und sich abgesetzt. Vermutlich lebt er jetzt schon seit vielen Jahren glücklich in einem Bordell oder so...«
Auf einmal mischte sich einer der Elfen in ihr Gespräch ein. Es war der Hellelf. Seine Gedanken waren fein und sanft. Sabrina konnte ihn nicht wirklich denken hören, stattdessen konnte sie sie sehen. Der Elf dachte in Farben... »Du warst auf diesem Schiff? Jolly Roger?«, fragte er freundlich und lächelte. Seine Augen waren so warm und freundlich, woraufhin Sabrina beschloss, den Hellelf ab sofort Teddy zu nennen.
Hook runzelte die Stirn und sah den Elf misstrauisch an. »Ja?«, fragte Hook gedehnt.
Der Elf begann breit zu grinsen. »Na dann, Pirat, wird dir gefallen, was wir bald zu sehen bekommen...«
Sabrina wurde neugierig. »Was werden wir den sehen?«, fragte sie.
Die Farben in Teddys Kopf wechselte zu Rot und pulsierte stolz.
»Ich will Euch die Überraschung nicht verderben, junge Eisprinzessin.«


~Mile~

Mile sah den Drachen hinterher. Es mussten um die fünfzig der geschuppten Giganten sein. Fünfzig, die die Rebellen verliessen. Fünfzig Drachen, die ihrem Grafen treu waren.
»Denkst du, es war ein Fehler?«, fragte Mile und sah drehte sich zu Red um. Sie stand hinter ihm und starrte in den Himmel.
Mile war früh morgens aufgestanden, um die Drachen aufbrechen zu sehen. Es hatte eine Ewigkeit gebraucht, um unabhängige, einsame Reiter und die des Grafen zu sortieren. Als das erledigt war, hatte man die Reiter und Drachen des Grafen gebeten, die Rebellen zu verlassen, da man dem geschuppten Grafen nicht mehr vertrauen könne. Überraschenderweise hatten die Reiter und ihre Drachen diese Aufforderung sehr gelassen entgegengenommen. Anscheinend hatten sie mit so etwas in der Art bereits gerechnet. Dieser geschuppte Graf schien wohl ein ganz gewiefter Schurke zu sein.
Es waren so viele Drachen, die Aramesia heute verliessen. In allen Grössen und Farben des Regenbogens und ihre Reiter waren Vertreter der verschiedensten Völker.
Und nun stand Mile immer noch auf der Stadtmauer und sah den gigantischen Fabelwesen nach. Natürlich hätten die Rebellen diese Kämpfer gut gebrauchen können, doch die Gefahr, verraten zu werden, war einfach zu gross.
»Nein, ich denke, es war richtig, sie aus den Reihen der Rebellen zu verbannen.«
»Wie viele Drachen sind noch unter geblieben? Wie viele einsame Reiter werden noch an unserer Seite kämpfen?«, fragte Mile ein wenig frustriert.
»Ich weiss nicht«, antwortete die Rote. »Fünf? Zehn? Fünfzehn? Zwanzig? Nein, ich glaube es sind fünfzehn...«
Mile legte den Kopf schief. Fünfzehn riesige, feuerspuckende Drachen... So schlecht klang das doch gar nicht...
»Das ist eine beschissene Zahl«, rief Red, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Und bevor du fragst wieso; die Dunklen haben mindestens dreimal so viele Drachen.«
Mile stöhnte und schlug mit flammenden Händen auf den Stein der Stadtmauer ein. Schwarze Handabdrücke zierten nun Aramesias Mauer.
»Jetzt hör auf, die Stadt zu misshandeln. Wir müssen weiter unsere Strategie arbeiten. Den Zeitpalast anzugreifen ist keine Kleinigkeit. Und da dieser Erillion ein verdammter Verräter war, können wir von vorne anfangen.«


~Sabrina~

»Was ist das?«, fragte Sabrina. Sie stand zusammen mit ihren Begleitern auf einer riesigen Lichtung. Keine natürliche, nein, die Elfen hatten gezielt eine grosse Fläche Wald gerodet, um das darauf zu stellen, was nun alle voller Staunen anstarrten.
Da stand ein riesiges Schiff mitten auf der Lichtung. Es war von einem Gerüst aus Holz umgeben, das es daran hinderte, zu kippen.
Es war wahrlich ein prächtiges Schiff. Eine Galeone. Der Mast war dick wie ein Baumstamm. Die Segel waren eingeholt, doch Sabrina konnte erkennen, dass sie das Wappen der Herrscher der Gezeiten trugen. Den Raben mit der Rose im Schnabel und der Krone in den Krallen. Das verrieten ihr jedenfalls die Farben. Das Schiff sah aus, als wäre es noch nie in See gestochen, denn die Farben - Rot, schwarz und gold - leuchteten. Bestimmt war es frisch gestrichen und lackiert worden!. Am Bug war das Schiff mit einer wundervoll geschnitzten Gallionsfigur geschmückt, einer Meerjungfrau, deren wogendes Haar sich bis zum Schanzkleid wallte.
Auf und um das Schiff herum wuselte die Besatzung, schleppte, hievte und zog Kisten an Bord, riefen sich einander Befehle zu oder hangelten in der Takelage herum, wie die Affen.
Hook neben ihr hatte seine Wasserwand total vergessen. Seine Gedanken tobten wie das wilde Meer, dass er bekämpft hatte und schwemmte Bilder und Erinnerungen nur so aus ihm heraus.
Vollkommen aus dem Häuschen rief er: »Das ist Jolly Roger! Das unglaublichste Piratenschiff aller Zeiten. Einst unter dem Kommando des gefürchteten Seeräubers Blackbeard. Es ist eine dreimastige Galeone. Sie misst dreissig Meter, wiegt dreihundert Tonnen und ist mit vierzig Kanonen bewaffnet. Die Jolly Roger ist nicht einfach nur ein Schiff! Die Jolly Roger war eine Göttin der Meere. Nichts konnte dieses Schiff zum Kentern bringen. Keine Flotte, kein Sturm. Nicht einmal Klyuss, das Meer hätte die Jolly Roger verschlingen können.«
Sabrina starrte das riesige Schiff an. Verwirrt fragte sie: »M-Moment! Das ist die Jolly Roger?! Das Schiff, auf dem du... aufgewachsen bist?«
»Das ist sie. Dies ist die Jolly Roger. Das gefürchtetste Piratenschiff der letzten tausend Jahre! Niemand konnte dieses Schiff versänken.«
»Aber ein Teufel hat es geschafft!«, kicherte auf einmal jemand vor ihnen. Es war Mondkind, die wie aus dem nichts vor ihnen aufgetaucht war.
»Nur ein Teufel«, stimmte Hook ihr zu. Er sah Sabrina traurig an und sagte: »Siehst du? Ich habe es doch gesagt. Der Teufel holt die Seelen der Piraten. Einen nach dem anderen holt er sich, damit wir in seiner Hölle brennen.«
Sabrina schüttelte den Kopf. Sie wollte ihm widersprechen, doch auf einmal kam ein Mann schnellen Schrittes auf sie zu geeilt.
»Cielo! Finalmente! Ihr seid erschienen!«, rief er schon von weitem. Sabrina konnte den Mann nicht richtig sehen, denn die Sonne war schon beinahe hinter den Bäumen verschwunden und tauchte die Welt in ein Schattenspiel.
»Es ist ja so eine Ehre!«, rief der Mann wieder. Seiner Stimme nach zu urteilen, musste er mindestens sechzig sein. Und er war Italiener... also falls es hier so was wie Italiener gab, geschweige denn Italien. Jedenfalls hatte er einen italienischen Akzent und sprach mit derselben Leidenschaft. Er klang wie der nette Opa, den Sabrina sich als Kind immer vorgestellt hatte. Freundlich und lustig und nett. Ein Bisschen wie der Weihnachtsmann, nur nicht so fett...
Und dann stand er auch schon vor ihnen und reichte Sabrina seine runzlige Hand. Seine Haut war grob und rau, doch der Händedruck war warm. Sie musterte den Mann. Weisses Haar, das in alle Richtungen abstand. Er hatte einen weissen, aber nicht zu langen Vollbart, eine Knubbelnase und zwei grosse, braune Augen, die sie hinter einer runden Brille anblinzelten. Der Alte roch nach Holz und Harz.
»Es freut mich auch sehr... aber.. ähm... Wer seid Ihr?«
»Oh, ja, natürlich. Man nennt mich Maestro... scusa, Meister Geppetto, aber Ihr, junge Herrscherin, nennt mich bitte einfach nur Geppetto!«
»Geppetto?«, fragte Sabrina überrascht.
Der Mann nickte, ward die Hände in die Luft und rief: »Sì! Ich habe dieses Nave, dieses Schiff gebaut! Es ist der fliegende Holländer! Ein Meisterwerk!«
Natürlich! Geppetto! Eigentlich war das ja logisch gewesen. Der Mann, der Pinocchio, den Jungen aus Holz erschaffen hatte. Wer sonst hätte dieses Prachtstück von Schiff bauen können?
»Jolly Roger«, knurrte Hook auf einmal.
»Come? Wenn Ihr wüsstet. Wer seid Ihr überhaupt?«, fragte Geppetto etwas irritiert.
»Jolly Roger«, wiederholte der Pirat. »Der Name dieses Schiffs ist Jolly Roger. Nicht der fliegende Holländer. Der Name ist und bleibt Jolly Roger, ein Piratenschiff! Und Ihr haben es gewiss nicht gebaut! Vielleicht habt Ihr es restauriert, aber gebaut gewiss nicht.«
»Sì, restauriert. Scusa, aber...«, murmelte der Schnitzer. Hilfesuchend sah er sich um.
»Schon gut«, unterbrach Sabrina Geppetto. »Das ist der... der Captain dieses Schiffes. Darf ich vorstellen? Captain Falk James Jones Hook.«
Geppetto musterte den Piraten. Dann zuckte er mit den Schultern. »Noch nie gehört. Eigentlich hat dieses Schiff schon einen Capitano, aber ich denke, wenn die Eisprinzessin es wünscht, können wir auch diesen... Pirata - solange er die Voraussetzungen dafür hat. - als Capitano einsetzen.«
»Die Voraussetzungen? Ich habe viele hundert Jahre ein Schiff wie dieses kommandiert. Ich bin einer der gefürchtetsten Seeräuber aller Ozeane Klyuss'. Ich bin Captain Hook. Und die Jolly Roger, die Jolly Roger, wird niemals unter dem Kommando irgendeines Elfs stehen. Das ist ein verdammtes Piratenschiff. Die Jolly Roger hat Höllen der See, Stürme und Kämpfe überlebt. Niemand wird es so steuern und fahren können wie ich!«, knurrte Hook. Er hatte wieder seinen Haken aus dem Gürtel gerissen und wedelte mit dem spitzen Metallstück vor der Nase des Alten herum.
»Hook, hör auf!«, zischte Sabrina und zog an seinem Arm. Sie wandte sich an alle Umstehenden. »Ich bürge für diesen Mann. Er wird dieses Schiff fahren und jeder hier wird ihn als Captain akzeptieren.«
Hook grinste stolz. Geppetto nickte langsam. »In Ordnung. Ich habe dieses Schiff restauriert, also habe ich das Sagen. Wenn Ihr, Prinzessin, sagt, dass man diesem Pirata trauen kann, dann werde ich es auch tun. Unter einer Bedingung: Ich werde mitkommen. Ich habe gehört, dass mein Junge bei Eurem Bruder ist und ich muss ihn sehen!«
Sabrina nickte. Das hatte sie auch schon gehört. »Natürlich!«
Hook räusperte sich. »Aber ich hätte da noch eine Frage...«, meinte er. »Wo ist das Meer?«
Nun musste Sabrina lachen. Auch sie hatte die Tatsache, dass dieses Schiff mitten in einem Wald, Kilometer von dem nächsten grossen Gewässer entfernt war, komplett übersehen.
»Il mare?«, lachte Geppetto. »Il mare? Ich bitte Euch. Warum sollte dieses Schiff wohl ursprünglich zu „Der Fliegende Holländer" umbenannt werden?« Schon drehte der Alte sich um und trabte zurück zum Schiff. »Così! Amici, ab in eure Kajüten! Morgen heben wir ab!«
»Es heisst, wir legen ab! Ausserdem gebe ich hier die Befehle, alter Mann. Ich bin hier der Capitano! Und ich will wissen, was Ihr mit "Fliegender Holländer" gemeint habt.«
»Sì, sì, Capitano. Ihr werdet alles erfahren. Früh genug. Ma Ihr habt Euer Schiff noch nicht einmal betreten. Ausserdem heisst es wirklich abheben. Was glaubt Ihr, ist das für ein Schiff? Dieses Schiff braucht kein Meer. Dieses Schiff fliegt!«


~Mile~

Einmal mehr brütete Mile über „Die Herrscher der Gezeiten". Was er las war wirklich faszinierend.

Zu Zeiten der ersten Herrscher, der sogenannten Urherrscher, gab es viele dunkle und schlechte Jahre. Die Schlimmsten waren damals, als der Herrscher über das Sterben, also der Herrscher des Herbsts, den Verstand verlor. Macht kann das Monster in jedem Wesen wecken. Und der Kupferkönig verlor sich in der Dunkelheit und tötete, tötete, tötete. Er tötete aus Lust und Laune, tötete aus Spass, tötete, weil er es konnte. So nahmen die anderen drei Herrscher ihm seine Macht und schlossen sie weg. Dann verbannten sie den Herrn der Toten in die sterbliche Welt. Die Glaskaiserin folgte ihm, um ihn zu überwachen. Doch dann verschwanden Frühling und Herbst und niemand sah ihn je wieder. Sie waren beide verschwunden. Verschollen in der Welt der Sterblichen. Unauffindbar. Wo sie jetzt sind, oder ob sie überhaupt noch leben oder ob gar Nachkommen existieren, ist bis heute nicht bekannt.

Mile schlug das Buch zu. Er war zu müde, um zu lesen. Und doch liess ihn dieses eine Wort nicht los.
Nachkommen.
Was, wenn noch andere Herrscher in der sterblichen Welt lebten. Wenn nicht sogar Menschen wie er und seine Schwester es gewesen waren. Was, wenn die Nachkommen der Glaskaiserin und des Kupferkönigs genauso unwissend waren wie er und Sabrina früher? Was wenn, was wenn, was wenn...?
Mile lehnte sich zurück und schloss die Augen. Träume und Vorstellungen... Er würde ein anderes Mal über sie philosophieren. Jetzt war er zu müde...


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Hier ist Kapitel 33. Ich widme es einer der liebenswürdigsten Personen, die ich kenne. *ZwinkerZwinker*Liebe Olly, du bist gemeint.

Ich hoffe, es gefällt euch, liebe Leser! Vielen Dank für eure Rückmeldungen hehe^^

Herzliche Grüsse,

Eure Dreamtravel

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