Timeless

By Emaayy

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Nachdem Damian und Ever getrennt waren, kam nun endlich raus weshalb er sich von ihr distanziert hatte. Eine... More

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Playlist
Teil 12
Teil 13
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 20
Teil 21
Teil 22
Epilog
Danksagung
Werde mein nächster Hauptcharakter!
Kurze Anmerkung
SAVE HUNTER

Teil 14

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By Emaayy




Ever


Irgendwo hier mussten Bienen sein, doch wie waren sie reingekommen? Das Summen wurde immer deutlicher und plötzlich hörten es sich doch nicht mehr wie Bienen an. Es war ein vibrieren. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und hätte sie am liebsten wieder geschlossen. In letzter Zeit hatte ich so wenig geschlafen, da meine Gedanken in meinem Kopf rumgespuckt hatten. Von Ruhe war keine spur und eigentlich müsste ich tagelangen Schlaf nachholen, um einigermaßen wieder zu mir zu kommen. Jetzt jedoch brummte mein Kopf und ich hatte sicherlich nicht genügend geschlafen. Ich löste mich aus Damian's festen griff um meine Taille und griff nach meinem Handy. Es lag vibrierend auf meinem Nachttisch. Ich streckte mich ein wenig, da ich nicht rankam. Ohne nachzusehen hob ich ab.

"Hallo?" meine Stimme klang verschlafen und verdammt rau.

"Gib mir Damian."

Ich zog die Augenbrauen zusammen und hielt das Handy von meinem Ohr weg, um die Nummer zu erkennen.

"Lorenzo?"

"Los gib mir Damian." Seine Stimme klang barsch und irgendwie anders. Es war viel zu früh und ich viel zu müde, um Enzo zu fragen was er um diese Uhrzeit von Damian wollte. Ich rüttelte an Damian's Schulter und wollte ihn eigentlich garnicht aus seinem tiefen schlaf reißen.

"Damian." sagte ich leise und schüttelte ihn ein wenig fester. Vorsichtig öffnete er die Augen und blickte zu mir. Ein paar Lichtstrahlen, die durch die Gardinen fielen beleuchteten das Zimmer, so dass es noch angenehm für die Augen war. Er griff sofort nach meiner Hand und sah mich fragend an.

"Ist alles okay mit dir? Hattest du einen Albtraum?" fragte Damian und setzte sich ruckartig auf.

"Mir geht es gut. Hier ist nur jemand für dich am Telefon." erwiderte ich und reichte ihm das Telefon. Sein besorgter Gesichtsausdruck verschwand und verwandelte sich in eine Art Erleichterung. Seine Augen waren noch angeschwollen, weil er so viel geweint hatte. Es hatte mir gestern Abend das Herz zerrissen ihn so zu sehen. Am liebsten hätte ich all seinen Schmerz und seine Tränen auf mich genommen, anstatt dass er dieses Leid ertragen muss. Ich verspürte das Bedürfnis ihn nur noch zu umarmen und nie wieder loszulassen. Vielleicht liebte ich Damian ein wenig zu sehr, denn zwischen uns herrschte so eine starke und innige Verbindung, die irgendwie schon zu intensiv war. Er legte sich wieder zurück in unser Kissen und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Ich reichte ihm mein Handy und er machte eine winkende Bewegung, dass ich mich wieder zu ihm legen sollte. Natürlich nahm ich seine Einladung an und schmiegte mich an seine Brust. Er roch leicht nach seinem Parfüm, aber vorallem roch er nach Zuhause. Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag und schloss die Augen. Die Stille des frühen Tages überwältigte mich und ich hatte mich lang nicht so wohl gefühlt. Meine Lider wurden wieder ganz schwer und ich war kurz davor wieder einzuschlafen.

"Wieso zum Teufel rufst du mich so früh an!?" murmelte Damian und seufzte genervt auf. Das Geräusch an meinem Ohr veränderte sich schlagartig und aus dem gleichmäßigen Rhythmus wurde ein heftiges beben. Ich hörte wie das Telefon zu Boden fiel und sich Damain's Körper anspannte. Plötzlich war ich hellwach. Ich sah zu Damian und nur bei dem Blick in seine grünen, ausdruckslosen Augen wusste ich es. Ich konnte in seinen Augen lesen wie in einem offenen Buch. Die Worte standen praktischen in dem intensiven grün geschrieben. Er war völlig starr, atmete und bewegte sich nicht. Ich begann am ganzen Leib zu zittern und wusste nicht was ich tun sollte. Ich war hin und her gerissen und merkte erst, als eine Träne meine Wange verließ, dass ich weinte.

"Er ist tod. Es ist vorbei." sagte Damian ohne jegliches Gefühl. Keine Spur von Trauer oder anderer Emotion war in seinem Gesicht zu finden. Er schob mich sanft von sich weg und stieg aus dem Bett. Meine Unterlippe bebte und das alles fühlte sich so unreal an, so dass ich meine Fingernägel in mein Handinneres bohrte. Mich überkam eine gespenstige Leere und auf mein ganzer Körper war von einer Gänsehaut überzogen. Damian stand mit dem Rücken zu mir und sah starr zur Tür. Ich hörte wie er schwer nach Luft schnappte. Plötzlich griff er nach der Lampe, die auf der Kommode lag und warf sie auf den Boden. Hunderte von Scherben verstreuten sich auf den Boden. Ich zuckte so heftig zusammen, so dass mein Herzryhtmus sich völlig überschlug. Damian rammte seine Faust in die Wand, so dass sich in dem billigen Beton risse bildeten. Ich lief auf ihn zu und stellte mich vor ihn hin. Tausende aber zu gleich auch keine Wörter lagen mir auf der Zunge.

"Damian." versuchte ich ihn zu beruhigen und umfasste sein Gesicht. Er riss sich von mir los und das Blut tropfte aus seinen Fingerknöcheln. Die Adern an seinem Hals pochten und sein Körper zitterte stärker als meiner. Erneuert griff ich nach ihm, doch diesmal nach seiner blutenden Hand. Er ließ es zu und schien jeden Moment umzukippen. Ich hatte ein Deja-vu. In diesem Zimmer lagen schon einmal Scherben, in diesem Zimmer war schon einmal jemand am Ende gewesen, in diesem Zimmer war schon einmal ein blutender und zerstörter Mensch gewesen. Damals war Damian bei mir gewesen und jetzt würde ich bei ihm sein. Für ihn da sein.

Ich führte ihn ins Badezimmer und schloss vorsichtshalber die Tür hinter mir, weil ich mir nicht sicher war, was er als nächstes tun würde. Er setzte sich auf den Klodeckel und blickte auf den weißen Fließenboden, der sich jedoch durch das Blut verfärbte. Ich nahm den Erstehilfekasten, der unter dem Schrank war und kniete mich vor Damian hin. Glücklicherweise war Cole einmal hier gewesen und musste verarztet werden, sonst hätte ich sicherlich nicht gewusst wo sich der Verbandskasten befand. Ich erinnerte mich an die Nacht, als wäre es gestern gewesen. Sie schien ein Leben her zu sein. Es war so viel passiert in den letzten Monaten, so dass das Wort Zeit eine völlige andere Bedeutung für mich bekommen hatte.

Ich nahm behutsam Damian's blutende Hand in meine und legte den weißen Verband an. Seine Hand zitterte so stark, dass es wirklich schwer war die Blutung abzudecken. Er hatte mich noch immer nicht angesehen, doch dies erwartete ich auch nicht von ihm. Ich erwartete garnichts von Damian. Ich wollte nur, dass er mich bei ihm sein ließ.

"Es wird alles gut. Ich verspreche es dir." flüsterte ich mehr zu mir selbst, als zu Damian. Ich räumte den Kasten wieder weg hielt mich am Waschbeckenrand fest, um nicht umzufallen. Nando war tod. Allein das zu denken, verursachte einen seltsamen Geschmack in meinem Mund. Ich konnte es nicht fassen. Es war völlig unbegreiflich. Am liebsten würde ich jetzt selbst trauern, weil ich einen der wertvollsten Menschen verloren hatte. Ich hatte meinen kleinen Nando verloren. Der Nando, der mich das erste mal gefragt hatte, ob wir zusammen Pizza backen wollte. Der Nando, der immer auf meinem Schoß einschlief, wenn wir einen Film schauten. Der Nando, dessen Lache so süß war, so dass man selbst schmunzeln musste. Der Nando, der mir immer gute Laune verpasst hatte. Der Nando, der immer auf meiner Seite stand. Der Nando, der das erste mal etwas Licht in mein Leben gebracht hatte. Dieser Nando war fort. Er würde nie wieder kommen. Nie wieder würde ich seine Stimme hören und nie wieder würde er in meinen Armen einschlafen. Nie wieder würde er an meinem Pullover ziehen und mit seinen großen braunen Augen zu mir hochsehen. Nie wieder würden wir zusammen backen oder zusammen lachen.

Plötzlich wurde mir alles klar und ich begann zu realisieren. Ich wollte schreien und für immer schweigen. Ich wollte weglaufen und mich nie wieder vom Fleck bewegen. Aber ich musste stark bleiben. Ich musste einfach, vorallem für Damian. Nur für Damian.

Ein heftiger Schluchzer durchfuhr mich und ich bemerkte wie die Mauer, die ich um mich errichtet hatte zerfiel. Ich konnte nicht stark sein. Ich war zu schwach. Ich war immer zu schwach gewesen. Ich konnte einfach nicht mehr. Das alles wurde zu fiel. Das Leben. Ich konnte es nicht mehr ertragen.

Meine Knie gaben nach, so dass ich auf den Eiskalten Boden fiel. Mir wurde schwarz vor Augen und ich verschwand. Verschwand in das dunkele und leere nichts.


Damian

Ich nahm vom Blickwinkel wahr wie Ever's Beine nachgaben und sie mit den Knien auf dem Boden aufprallte. Völlig perplex starrte ich sie durch meine verschwommene Sicht an. Gerade als sie zur Seite kippen wollte, lief ich schnell zu ihr und fing sie ab. Ihr Kopf fiel leblos gegen meine Schulter. Heilige Scheiße!

"Ever?" Ich suchte nach ihrem Blick, doch ihre Augen waren verschlossen. Reflexartig hielt ich meine Finger an ihren Hals. Ihr Puls war zu spüren. Ich hob sie in meine Arme und verließ zügig das Badezimmer. Vorsichtig ließ ich Ever auf der Matratze nieder und griff zitternd nach dem Telefon auf dem Boden. Ich wählte Cole's Nummer und jedes Klingeln schien sich endlos zu ziehen wie ein Kaugummi.

"Hm?" meldete er sich verschlafen.

"Co...Cole. Du musst...musst herkommen. In Ever's Zim..im...Zimmer. Sofort." stotterte ich und ließ das Telefon zu Boden fallen. Ich war unfähig auch nur ein weiteres Wort von mir zu geben. Stattdessen hob ich Ever wieder auf meine Arme und strich ihr die dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie war bewusstlos und ich war zu schwach um ihr zu helfen. Ich konnte ihr nicht helfen, während sie völlig lebelos in meinen Armen lag. Ich war so ein verficktes, kaputtes Wrack. Mein verdammtes Leben stürzte gerade über mir ein und riss Ever nur so mit ins verderben. Die schweren Steine hatten sie erschlagen und jetzt lag sie hier, bei mir, bewusstlos. Mein Kopf hämmerte und es fühlte sich fast so schmerzhaft an wie mein Herz. Ich nahm wahr wie die Tür aufging und Tea und Cole reinrannten. Beide völlig verschlafen und ich sah ihnen an, dass sie sich nur schnell irgendwas übergezogen hatten. Cole's hellbraune Augen waren geweitet, als er mein zerstörtes Mädchen betrachte und sich anschließend im verwüsteten Zimmer umsah.

"Du musst sie ins Krankenhaus fahren. Auf der Stelle." brachte ich mit letzter Kraft heraus und reichte Cole Ever. Er nahm sie in seine Arme und lief zur Treppe.

"Tea versuche Damian in mein Auto zu bekommen." rief er ihr zu und verschwand anschließend im Flur. Sie packte mich am Handgelenk und versuchte mich von der Matratze hoch zu ziehen.

"Damian steh auf!" befahl sie mir und zog noch fester an mir. Ich saß regungslos wie eine Statue da und blickte gerade aus. Es war unmöglich irgendwas zu hören, zu spüren, zu sehen, zu fühlen und vorallem zu denken. Etwas hatte mich verlassen, als mein Bruder mich angerufen hatte und folgende Worte gesagt hatte: "Nando ist tod."

Dieser einzige Satz hatte mein komplettes dasein umgeworfen und ich merkte genau in diesem Moment was ich den Menschen um mich herum antat. Ich hätte Ever niemals in mein Leben lassen dürfen. Ich hätte ihr das niemals antun dürfen. Ich hätte niemals so egoistisch sein würden. Ich wollte sie so sehr und nur wegen meinem verdammten Willen, wird sie jetzt ins Krankenhaus gefahren. Nur weil ich sie so unbeschreiblich liebe. Genauso wie ich Nando geliebt habe und jetzt ist er weg. Für immer. Tea packte mich mit voller Wucht und ich wehrte mich nicht. Sie zog mich aus dem Zimmer, direkt in den Aufzug. Panisch drückte sie auf dem Knopf und wir fuhren ins Erdgeschoss. Sie schleifte mich aus dem Fahrstuhl und ich folgte ihr ohne Widerstand. Ich hatte sowieso das Gefühl jeden Moment zu fallen, egal wohin oder worein. Ich befand mich in einer Trance und in einer Blase, die mit jeder Sekunde wuchs. Tea schleppte mich hinter sich mit und half mir ins Auto rein.

"Na endlich." sagte Cole aufgebracht und fuhr los. Ever lag neben mir und war noch immer bewusstlos. Ich bettete ihren Kopf auf meinen Schoß und strich ihr lose Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Gesicht wirkte traurig und erschöpft. Ich wünschte so sehr ich könnte die Zeit zurück drehen. Ich wünschte so sehr, dass sie das alles nicht erleben müsste. Ich hatte sie vollkommen zerstört und nun war sie so schwach, so so schwach. Diesmal weinte ich nicht wegen Nando, sondern wegen dem Mädchen, dessen Leben ich zerstört hatte. Seit wir uns begegnet waren, wollte ich sie beschützten. Ich wollte ihr Retter, ihr Freund, ihr Helfer sein. Ich wollte der sein, der sie vor allem schlechten beschützt und nun stellte ich fest, dass ich das Schlechte war. Mein Leben war eine Katastrophe und ich zog alle in meinem Umfeld mit rein, wie in einen Strudel, aus dem man nie mehr rauskam. Das Schlimmste war, dass ich nun vollkommen zerstört war. Nando's Tod hatte mein inneres und meine Seele, -falls ich eine hatte- vernichtet. Von mir war nichts mehr übrig, außer die tausend Nadeln, die sich in mich bohrten. Mit jeder Sekunde wurden es mehr und es schien nie wieder aufzuhören. Ich dachte immer, ich könnte irgendwie mit dem Leid umgehen. Ich dachte Ever könnte mir dabei helfen, doch sie konnte nicht, weil sie viel zu zerbrechlich und schwach war. Im Nachhinein schämte ich mich, dass ich das von ihr erwartet hatte. Ich hatte kein Recht auch nur irgendwas vom Leben zu erwarten. Alles war vorbei. Es war vorbei. Das zwischen Ever und mir war vorbei. Das zwischen Nando und mir war vorbei. Alles war beendet. Es gab kein Licht am Ende des Tunnels, denn über mein Leben hatte sich eine lange, dunkle Wolkendecke breit gemacht. Ich musste Ever gehen lassen. Ein für alle mal, bevor ihr noch schlimmeres zustößt. Sie verdient dieses beschissene Leben nicht. Das ist einfach nicht fair. Das ist verdammt nochmal nicht fair! Ich ballte meine Hände um nicht gegen das Fenster zu schlagen. In mir kamen die Dämonen raus und eine für immer beliebende Eiszeit machte sich breit. Ich musste alles und jeden um mich herum abwehren und vorallem vergessen. Die Vergangenheit durfte nie wieder meine Gedanken einnehmen. Nicht die schönen und vorallem nicht die Schlimmen Sachen.

Cole hielt den Wagen an und sprang so schnell aus dem Auto, dass er ehe ich mich versehen konnte neben mir stand und die Hände nach Ever ausstreckte.

"Jetzt gib schon her Damian. Ever muss behandelt werden." Cole griff nach Ever und seuftze genervt auf, als ich mich nicht regte. Eigentlich hätte ich nie zugelassen, dass ihr irgendein Kerl so nahe kommt, doch ich zitterte zu sehr, um Ever selbst ins Krankenhaus zu tragen. Würde ich aussteigen, würden meine Beine nachgeben wie Wackelpudding. Ich nahm war, wie Cole im großen Gebäude verschwand. Ich hasste diesen verfluchten Ort. Tea war mit Cole reingegangen und ich saß komplett allein im Auto. So sollte es auch sein. So sollte es für immer sein. Ich sollte alleine sein. Es war das Beste für alle. Ich brachte nichts als Ärger.

Vorsichtig kletterte ich aus dem Auto und hielt mich an der Türklinke fest, als meine Beine den Boden berührten. Noch nie in meinem gesamten Leben hatte ich mich so elend gefühlt. Ich wusste nicht wo hin ich sollte. Eigentlich müsste ich meine Eltern anrufen, die wahrscheinlich nur wenige Meter von mir entfernt waren. Ich blickte zu dem großen Gebäude vor mir. Die Sonne ging langsam auf, so dass der Himmel sich rosa färbte. Diese Welt war so oberflächlich, selbst das Wetter war es. Nichts war schön an diesem Leben egal wie sehr man vorgibt, dass es das ist.

Meine Füße trugen mich mit ins Krankenhaus, dies nur, weil ich mich auf jeden einzelnen Schritt fokussierte. Die Dame am Empfang sah mich durch ihre Brille hindurch an und erhob sich vom Stuhl.

"Sir kann ich ihnen helfen?"

Ich schüttelte den Kopf und lief wie ein lebloser Zombie weiter. Im Fahrstuhl drückte ich den Knopf zu Nando's Zimmer. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Alles fühlte sich an wie ein schrecklicher Albtraum, und wäre der Schmerz nicht so tief, würde ich es sogar glauben. Der graue Flur war leer, als wäre hier seit Jahren kein Mensch mehr gewesen. Ich lief in Richtung von dem Zimmer, in dem ich die letzten Tage verbracht hatte. Nie wieder würde ich dort auch nur eine Stunde verbringen. Gerade als ich die Tür erreichte, öffnete sie sich. Eine Frau die aussah wie meine Mutter trat heraus. Ich brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass es tatsächlich meine Mum war. Sie war ungeschminkt und ihre Augen waren blutunterlaufen und angeschwollen. Die Tränen liefen aus ihren Augen wie ein Wasserfall und ihre Haut war kreidebleich. Sie sah mich an und im nächsten Moment fiel sie mir um den Hals. Ich nahm alle Kraft zusammen, um sie zu halten. Sie schluchzte an meiner Brust und drückte mich fester an ihren schmalen Körper. Ich legte ihr vorsichtig eine Hand auf den Kopf und zog sie an mich. Eine Weile standen wir einfach nur da und sie weinte immer lauter und heftiger. Sie brach komplett zusammen und beinahe hätte ich aufgegeben, doch ich kämpfte so gut wie es ging dagegen an.

"Du darfst mich nie verlassen, hörst du? Niemals." schluchzte sie mit erstickter Stimme und zitterte noch sehr. Ich spürte ihren schnellen Herzschlag, der sich mit meinem vermischte, an meiner Brust. Ich hätte gerne bejaht oder ihr irgendwie versprechen können, dass ich sie niemals verlassen würde, doch ich war schon längst weg. Mich gab es nicht mehr.


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