Red Snow

By MementoKore

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Der Boden dieses Landes wird seit Jahrhunderten vom Blut eines endlosen Krieges getränkt. Zwei Fraktionen, As... More

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Nachwort

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By MementoKore

Die Reiter erreichten Synva wenige Tage später. Die meiste Zeit hatte Faith kein Wort gesprochen. Sie hatte auch nicht versucht zu fliehen, denn sie hatte keine Ahnung wohin sie sollte. Immerhin hatten ihr die Templer sofort alle Waffen abgenommen, auch beide versteckte Klingen. Und lieber noch eine Chance auf Leben als den sicheren Tod. Sie hatte die letzten Tage gedanklich abgeschaltet. Sie wollte nicht über die Möglichkeiten nachdenken, über das 'was wäre, wenn...'. Als die Gruppe auf Synva zuhielt herrschte dämmriges Zwielicht, verursacht durch den Sonnenaufgang und die dicken, dunklen Wolken, aus denen vereinzelt Schneeflocken herabfielen. Sie passierten das Stadttor ohne Probleme. Faith saß immer noch mit gefesselten Händen auf einem der Pferde. Inzwischen hatte man ihre Wunde am Arm verbunden und ihr die Hände vorn zusammengebunden und nicht mehr hinter dem Rücken, sodass sie sich etwas am Sattel festhalten konnte. Die Zügel hatte immer noch der Templer vor ihr. Sie starrte mit leerem Blick vor sich auf die Mähne des Pferdes. An ihrem rechten Wangenknochen spürte sie noch die Schmerzen der Wunde, die die mit Rüstung geschützte Faust des Templers hinterlassen hatte, als sie sich gewehrt hatte, erneut auf das Pferd zu steigen. Während sie durch die Straßen der Hauptstadt ritten hob Faith irgendwann den Kopf. Ihre Kapuze durfte sie nicht mehr tragen. Sie sah sich um, die Straßen waren nicht mehr ganz leer, da einige schon aufgestanden waren, Wasser holten und begannen, ihre Arbeit fortzuführen. Jeder machte den Pferden der Templer Platz. Eine Frau, die die Assassine zwischen ihnen erkannte, lief vorbei und warf Faith Schimpfwörter an den Kopf. Faith sah der Frau lang entsetzt hinterher, doch sie sollte nicht die einzige bleiben. Die Menschen akzeptierten die Assassinen nicht mehr mit stiller Furcht, sie hassten sie öffentlich. Und das erschreckte Faith. Wie hatten die Templer das allgemeine Volk auf ihre Seite gezogen? Vermutlich so wie immer, mit Angst und Drohungen. Und auf sowas sprangen die Leute erstaunlich schnell an. Faith ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. Sie hätte, als sie den Assassinen beigetreten war, so eine Niederlage niemals erwartet. Aber was hatte sie dann erwartet? Dass es immer so weitergehen würde wie es damals war?
Irgendwann erreichte der Reitertrupp sein Ziel. Und was Faith sah, als sie den Kopf hob, gefiel ihr gar nicht. Vor ihr erhoben sich die dunklen Mauern der Sharra. Gleichzeitig sah sie vor ihrem inneren Auge die Erlebnisse der Mission damals. Sie wollte nicht eine dieser zusammengesunkenen, verlorenen Gestalten darin werden. Aber wo sollten die Templer sie auch sonst hinbringen? Im nächsten Moment hielten die Templer vor den Wachen am Tor. Sicher, es waren wieder neue da. Faith schluckte. Ihre geistige Abwesenheit verschwand langsam und machte Furcht Platz. Sie wollte nicht herausfinden, was sie hinter diesem Tor erwartete. Sie wusste natürlich, wie es innen aussah, doch was die Templer tun würden, wusste sie nicht. Ein kurzer Ruck und ihr Pferd lief weiter. Es war ein gemächlicher Schritt. Im Hof angekommen wurde Faith vom Pferd gezerrt und sofort von Wachen umringt. Ihr Blick war düster, Strähnen hingen ihr ins Gesicht und die Wunde an der Wange stach hervor, genauso wie die finsteren, hellblauen Augen. Ein Templer packte sie an den Schultern und schob sie durch einen Torbogen in die Gänge des Gefängnisses hinein. Sie liefen durch die Gänge der Sharra, während einige Wachen sie eskortierten. Faiths Blick hing am schmutzigen, dunklen Boden des Gangs. Sie war nicht in der Lage, den Kopf zu heben. Es ging einige Treppen, die sich in einer Spirale nach unten wanden, hinunter. Dann liefen sie durch eine Tür, die Faith bekannt hätte vorkommen können, wenn sie sich umgesehen hätte. Denn die Holztüre hatte die unbarmherzigen Schläge einer Axt aushalten müssen. Doch erst als die Templer eine weitere Tür im Gang aufschlossen und Faith hineinstießen bemerkte sie, dass das einer der Räume war, in die sie auch Kadir eingesperrt hatten. Sie sah sich kurz um. Sie war erschöpft. Und ihre Zukunft sah auch nicht blendend aus, genauso wenig wie ihre Vergangenheit. Der Templer nahm ihr endlich die unangenehmen Fesseln ab und verließ den Raum. Faith hörte die Geräusche, die der Schlüssel im Schloss machte. Dann legte sie sich auf die Pritsche am Rand des Raums und, obwohl eine Fackel die Zelle leicht erleuchtete und die Pritsche hart war, schlief schnell ein.

Die Tür wurde aufgeschlossen. Wachen traten ein. "Aufstehen!", brüllte der Hauptmann kalt, griff nach ihrer Schulter und rüttelte sie grob. Faith öffnete die Augen. Die Wunde an ihrem Arm brannte, ihr ganzer Körper schmerzte von der Nacht auf der harten Pritsche. Sie erhob sich mühsam und sah sich um. "Der Lord erwartet dich, Meuchelmörder, du solltest ihn nicht warten lassen." Ein gewisser Anteil an Hohn und Spott lag in der Stimme des Wachmanns. Sie verkniff es sich, ihm einen finster funkelnden Blick zuzuwerfen, und lief aus dem Raum hinaus. Überall waren Soldaten, und ihr folgten auch einige. Einer lief vor ihr, um ihr den Weg zu zeigen. Sie schwieg nur. Sie spürte nichts. Sie hatte vollkommen abgeschaltet. Was sollte sie auch anfangen mit Gefühlen? Sie saß in Gefangenschaft, in einem dunklen Raum irgendwo mitten in der Stadt. Alle, die sie kannte, würde sie nie wiedersehen, oder vielleicht erst wenn die Templer sie umbrachten. Und es würde sicher nicht lang dauern, ja es war gewiss. Die Templer wussten doch sowieso schon alles über die Assassinen und hatten sie bereits ausgeräuchert wie die Ratten. Was sollten sie schon von von ihr wollen? Über das Amulett wusste sie ja kaum etwas, und selbst das würde sie kaum preisgeben. Und dann war sie nur noch unwichtiger Ballast für die Templer. Dann würde sie ihnen nur noch nützen, indem sie sie vor dem Volk als Feind darstellten und umbrachten. So lief sie mit leerem, bedrückten Blick zwischen den Templern den Gang hinunter. Wohin ging es? Sie hob den Kopf. Es ging geradeaus, um eine Ecke und dann wieder geradeaus. Überall war es dunkel, überall sah sie schwarze Kammern und zwielichtige, zusammengesunkene Gestalten. Hoffentlich sah sie nicht bereits auch schon so aus. Aber sie befürchtete es. Vor ihr wurde nun eine Tür aus Eisengittern geöffnet, man stieß sie hindurch und schloss die Tür wieder. Sie sah hinter sich und dann nach vorn. Hier drin erwarteten sie ebenfalls zwei Soldaten, die sie sofort packten, zu einem Stuhl zerrten und sie dort festbanden. Sie schwieg immer noch, ohne die Miene zu verziehen. Aus einem der Schatten trat Alistair, der wie immer sein überhebliches, schmieriges Lächeln aufsetzte. "Und, wie gefällt dir die Unterkunft?", fragte er ironisch und grinste spöttisch. Faith schwieg verbissen. Alistairs Lächeln verschwand, seine Gesichtszüge wurden hart. Er trat näher an Faith heran. "Nun, das willst du vielleicht nicht sagen. Aber es würde dir sehr helfen, wenn du mir sagst, wo dieses Amulett ist", fuhr er fort. Seine Stimme sollte beruhigend klingen, doch sie enthielt einen bedrohlichen Unterton. Faith schwieg immer noch. Alistair packte ihr Kinn, sein Griff war schmerzhaft, und zwang sie dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. In Faiths Augen lag ein abfälliges Glimmen. "Wo ist dieses verdammte Amulett?!", schrie er nun wütend. Faith verzog den Mund grimmig, schwieg immer noch und spuckte dem Templerlord nun direkt ins Gesicht. Alistair taumelte zurück, wischte sich den Speichel mit einer kräftigen Bewegung fort und starrte die Assassine nun mit einem wutverzerrten, roten Gesicht an. "Du...kleines Miststück", knurrte er, mit sichtlichem Bemühen, nicht zu schreien. Er holte aus und versetzte Faith mit geballter Faust einen Schlag. Faith fühlte den Schmerz, als auch ihre alte Wunde wieder aufriss und warmes Blut an ihrer Wange hinablief. Doch sie biss die Zähne zusammen und sah Alistair wieder unverwandt mit düsterem Blick an. "Sag. Mir. Wo. Es. Ist.", wiederholte er und betonte jedes Wort. Seine Stimme zitterte vor Wut. "Nein", erwiderte Faith ruhig aber kühl. Sie wusste ja kaum etwas, was sollte sie also sagen? Alistairs Mund war nur noch ein Strich, als er seine Lippen zusammenpresste, um sich zu beherrschen und sie nicht auf der Stelle umzubringen. Er drehte sich langsam zu einer der Wachen um. "Holt sie." Faith sah zu dem Soldaten, der knapp nickte und aus dem Raum lief. Wen holte er? Was wollte Alistair jetzt? Sie wartete angespannt. Es dauerte eine Weile, bis der Soldat zurückkehrte. Faith schnappte nach Luft. Er hielt Ríona bei sich und stieß sie unsanft in den Raum hinein. Sie trug immer noch das, was sie damals bei ihrer Festname getragen hatte, nur dass nun viel Schmutz und teilweise Blut daran klebte. Als sie Faith entdeckte, bekam sie große Augen. Ríona blieb stehen, mit dem Blick auf ihrer Tochter. Faith warf ihr kurz einen beruhigenden Blick zu, was vermutlich nicht ganz so rüberkam - immerhin blutete sie noch und sah vollkommen fertig aus. Dann wanderte ihr Blick zu Alistair. Er hatte ein Schwert gezogen und hielt es im nächsten Augenblick auf einmal an Ríonas Kehle. Faiths Mutter hob erschrocken den Kopf, sodass ihr Kinn weiter von der Klinge entfernt war. Sie verharrte, atmete flach und sah Alistair unsicher an. "Sie wird sterben, wenn du es mir nicht sagst", drohte Alistair nun mit einer grausam kalten Stimme und sah Faith ungeduldig abwartend an, während die Schwertspitze immer noch vor Ríonas Hals in der Luft ruhte. Es herrschte für einige Sekunden angespannte Stille. Faith sah immer wieder zwischen Ríona und Alistair hin und her. Was sollte sie tun? Sie wollte nicht, dass Ríona für so etwas Nebensächliches ihr Leben lassen musste. Doch was konnte sie schon sagen? "Die Zeit ist um..." Alistairs Blick lag kurz abwartend auf Faith, sie öffnete den Mund doch brachte keinen Ton heraus. "Zu spät." Er wollte gerade ausholen, als Faith "Stopp!" rief. Ríona zuckte zusammen, Alistair verharrte und wandte sich dann an Faith. "Nun?" Faiths Blick huschte umher, auf der Suche nach einer Lösung. "I..ich weiß nicht viel, aber in einem Brief stand...dass..." Alistair war ungeduldig, er rief: "Was?" Seine Hand, in der er das Schwert hielt, zitterte. "Dort stand dass Benji es haben soll..." Faith sah nur für einen Sekundenbruchteil zu ihrer Mutter, dann wieder zu Alistair. "Mehr weiß ich nicht!" Sie hielt die Luft an. Was würde er tun? War das genug? Zumindest für den Moment? Kurz befürchtete Faith, er würde ihre Mutter trotzdem umbringen. Doch dann senkte er den Arm und steckte die Waffe weg. Faith atmete erleichtert aus. "Immerhin. Bringt sie weg!" Die Soldaten nickten, banden Faith los und brachten sie und ihre Mutter aus dem Raum hinaus. Faith warf ihrer Mutter einen Blick zu. Also lebte sie doch noch. Was war mit ihrer Tante? Und wo waren sie gewesen, als sie sie hatten retten wollen? Man führte sie nun nicht mehr zu den verriegelten Räumen sondern dorthin, wo die dunklen, vergitterten Zellen lagen. In eine von ihnen stieß man Ríona und Faith hinein und schloss hinter ihnen die vergitterte Tür zu. Durch die Eisenstäbe hindurch konnte Faith die Wachen dabei beobachten, wie sie wieder aus dem Gang verschwanden. Dann drehte sie sich zu ihrer Mutter. Es dauerte einige Sekunden bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Den Schmerz in ihrem Gesicht hatte sie längst vergessen. "Mum?" Die hellhaarige Frau drehte sich zu ihr und musterte sie kurz. "Seit wann bist du hier?"
"Ich wurde erst vor ein, zwei Tagen hierhergebracht. Wieso?" Faith hielt die Luft an. Aed hatte Gyth mit Absicht angelogen. Natürlich hatte er das. Dieser verdammte Hund hatte ihre Schwester auf dem Gewissen! Sie stockte. Ríona wusste es noch gar nicht. "Naja... Ein Assassine hat gesagt ihr wärt hier... Esida und du... Also sind wir auf eine Rettungsmission gegangen... Wo ist Esida eigentlich?" Ríona seufzte. "Sie hat davon geredet, dass die Milwyn sie befreien werden. Aber sie war in einer anderen Zelle, dort wo wir damals festgehalten wurden. Deshalb hab ich kaum etwas mitbekommen..." Ríona senkte den Kopf und setzte sich auf die Holzpritsche in der Zelle. Sie blickte zu ihrer Tochter und winkte sie her. Als Faith sich neben sie setzte zog Ríona ein Taschentuch hervor und tupfte vorsichtig die Wunde an ihrer Wange ab. Faith verzog etwas das Gesicht, mehr aus Abneigung als aus Schmerz. Das würde schon heilen, wieso musste sie da unbedingt dran rumtupfen? "Und was war mit der Mission?", hakte Ríona nach, als sie Faiths Widerwillen bemerkte und ihre Tätigkeit stoppte. Die Assassine biss sich auf die Unterlippe. "Bei der Mission... Asha..." Ríonas Augen wurden groß. "Sie lebt noch? Du hast sie gefunden?" Faith zog etwas den Kopf ein. "Hm... Ja... Aber..." Kurz herrschte Stille. "Bei der Mission hat sie ein Templer erwischt..." Wieder Schweigen. Eine lange Zeit. Faith konnte den Gesichtsausdruck ihrer Mutter nicht ganz deuten. Aber sie war sicher nicht erfreut, das zu hören. Ganz im Gegenteil. Irgendwann hatte Ríona tonlos gefragt, ob sie sich hinlegen und etwas ausruhen dürfe. Natürlich hatte Faith zugestimmt und war aufgestanden. Nun saß sie auf dem kalten Steinboden im Schatten, mit dem Rücken an der Wand angelehnt. Ab und an liefen Wachen vorbei und sahen beiläufig in die Zellen hinein. Faith ignorierte es und starrte emotionslos auf den Boden vor sich. Wieder ertönten Schritte. Leise Schritte. Sie endeten vor ihrer Zelle. Faith hob den Kopf, um zu sehen wer da war. Sie setzte einen feindseligen Blick auf und kniff die Lippen zusammen. "Aed", stellte sie mit eiskaltem Ton fest. Der ehemalige Assassine lächelte ungerührt. Die Wunde, die Cade ihm zugefügt hatte, heilte langsam. Das würde noch eine hässliche Narbe geben. "Freut mich auch, dich wiederzusehen, Faith." Seine Stimme klang nicht einmal überheblich, sondern einfach nur gelangweilt. "Wieso bist du hier?", fragte sie zischend. "Um dich davon zu überzeugen, dass auch die letzten Assassinen vernichtet wurden? Sag bloß du bist stolz auf deinen Verrat!" Aed verzog theatralisch das Gesicht. "Ach, was. Ich habe getan was getan werden musste. Bisher haben die Templer immer dasselbe gemacht und nie über die Grenzen hinausgedacht. Und nun..." Faiths Augen funkelten vor Wut. "Nun ist die Bruderschaft zerstört! Du Bastard! Tut es dir denn kein bisschen Leid?!" Der blondhaarige Junge zuckte mit den Schultern. "Eigentlich nicht. War ja die Mission." Faith musste sich dazu zwingen, nicht an die Gitter zu springen und zu versuchen, ihm den Hals umzudrehen. "Du verfluchter Hundesohn!" Aed lächelte desinteressiert. "Echt jetzt, Faith? Wer hat dir diese Schimpfwörter beigebracht?", tadelte er sie nur gespielt und schnalzte mit der Zunge. "Ich dreh dir den Hals um sobald ich kann! Verlass dich drauf!", rief sie nun, kurz davor, aufzuspringen. "Danke für die Vorwarnung. Aber wäre gar nicht nötig gewesen, du hast eh keine Chance mehr." Faith zögerte und sah ihn verwirrt an. "Was?" Aed lachte tonlos. "Morgen wartet der Galgen auf euch. Viel Spaß. Und Grüß Kadir von mir..." Faith wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Eine Mischung aus entgeistertem Luftholen und wutschäumendem Blick war ihre Lösung. "Du bist ein gewissenloser Mörder!" Aed zuckte mit den Schultern. "Scheint manchmal ein Vorteil zu sein. Als Assassine wie als Templer." Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Ein Wunder, dass sie immer noch nicht aufgesprungen war. "Sag mir wenigstens, ob jemand dem Angriff auf's Hauptquartier entkommen ist!", verlangte Faith nun und erhob sich langsam. "So wie Alistair geklungen hat haben wir alle erwischt. Auch die letzten. Jeden einzelnen." Seine Worte wurden leiser und drohender. Er bedachte Faith mit einem warnenden Blick, als sie an die Gitter herantrat. "Und... habt ihr auch... Cade getötet." Aed schwieg, seine Augen versuchten sichtlich, Faiths Blick zu lesen. Er stockte und öffnete dann ungläubig den Mund. "Warte... Du...und Cade?", fragte er dann unübersehbar verblüfft und sah sie mit großen Augen an. Sie schwieg. Hatte ihre Miene ihm wirklich so viel verraten? Aed ließ ihr Schweigen zurecht als Zustimmung gelten. Er lachte kurz ungläubig auf. "Ich glaub's nicht! Du und der Eisprinz!" Er fasste sich mit den Händen an die Stirn und lief einige Schritte hin und her. Faith runzelte die Stirn. "Eisprinz?" Aed lachte leicht. "Ja, so hab ich ihn genannt. Hat ihn ganz schön genervt." Für einen kurzen Moment war Aeds schelmisches Grinsen zurück. Doch es verschwand so schnell wie es gekommen war. "Naja, morgen hat sowieso alles ein Ende...", lenkte er vom Thema ab und wechselte wieder zu einem finsteren Gesichtsausdruck. Faith sah ihn an. Er hatte nichts zu Cade gesagt. Hieß das vielleicht, dass er noch lebte? Vielleicht saß er ja auch irgendwo hier in einer Zelle! Gerade wollte Aed gehen, als Faith ihn nochmal davon abhielt. "Aed? Kannst du mir wenigstens noch sagen, wieso du das getan hast?" Der blonde Templer blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich wieder zu Faith. "Erinnerst du dich daran, als wir die Kette gesucht haben? Und ich dir erzählt habe, sie sei von meinem Vater? Und dass ich ihn hasse?" Faith nickte stumm. "Nun. Das war die Wahrheit. Mein Vater hat Schande über meine Familie gebracht. Er war kein Templer, er war Abschaum... Und ich versuche jetzt, den Namen meiner Familie vor dem Orden wieder reinzuwaschen. Und glaub mir, einfach ist das nicht!" Seine Miene war grimmig, er schien es wirklich ernst zu meinen. Faith starrte ihn mit großen Augen an. Eine Weile blieb Aed so stehen, dann seufzte er und ging. Die Assassine sah ihm nachdenklich hinterher. Die Ehre seiner Familie schien ihm wirklich am Herzen zu liegen. Aber was er getan hatte war nicht ehrenhaft, es war Massenmord. Faith konnte immer noch nicht glauben, dass alle Assassinen nun tot sein sollten. Sie hatte es ja nicht gesehen. Außer bei Bélac... Deshalb hielt ein Teil von ihr immer noch an der vagen Hoffnung fest, dass die Assassinen die Templer besiegt und überlebt hatten. Vielleicht besaßen sie inzwischen auch welche von diesen neumodischen Waffen. Vielleicht kamen sie morgen, um sie zu retten? Faith stand noch einige Zeit an den Gitterstäben der Zelle und dachte nach. Würde morgen wirklich ihr letzter Tag auf Erden sein? Sollte sie versuchen, zu fliehen? Hatte sie eine Chance? Und was würde aus ihrer Mutter werden? Sollte sie sie mitnehmen? Und wenn nicht und wenn man sie wirklich hängte... War das dann das Ende der Assassinen? Würden die Templer endgültig gewinnen? Dann wäre der Grund, wieso sie hier saß, der Glaube an die Assassinen-Bruderschaft, vollkommen umsonst. Wenn es nun letztendlich tatsächlich nichts mehr gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Keine Bruderschaft, keine Familie, keine Freunde, keinen Cade... Faith setzte sich wieder an ihren vorigen Sitzplatz und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Das Schlimme war gar nicht diese Zelle hier. Oder die Kälte. Oder die Gewissheit, morgen zu sterben. Es war das Gefühl, die Welt verlassen zu müssen, bevor man auch nur ansatzweise etwas von dem erreicht hatte, was man wollte. Faith wollte nicht gehen, bevor sie das Amulett nicht in den Händen gehabt hatte. Sie wollte nicht gehen, bevor der Orden nicht wieder vollkommen aufgebaut war und die Templer zurückgeschlagen hatte. Doch angesichts der jetzigen Situation wurden diese Dinge unerreichbar. In Gedanken versunken schlummerte Faith ein.

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