Red Snow

By MementoKore

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Der Boden dieses Landes wird seit Jahrhunderten vom Blut eines endlosen Krieges getränkt. Zwei Fraktionen, As... More

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Nachwort

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By MementoKore

Als Cade am nächsten Morgen erwachte erinnerte er sich kurz an gar nichts. Dann, nach und nach, sickerten die Ereignisse des letzten Abends zu ihm hindurch. Er riss die Augen auf. Verdammt. Sie hatten die Nachtwache vergessen. Zugegeben, gestern Abend waren für ihn andere Dinge wichtiger gewesen... aber das rechtfertigte nicht diese Unvorsichtigkeit. Als er die Augen geöffnet hatte sah er zuerst den Vorhang, der vom draußen hereinscheinenden Tageslicht angeleuchtet wurde. Alles war still. Keine Anzeichen eines Angriffs. Er schloss die Augen für einen Moment wieder. Er spürte Faiths Körperwärme neben sich, er hörte ihren Atem. Sie schlief noch. Nun öffnete er seine Augen wieder und drehte den Kopf in ihre Richtung. Sie hatte die Decke fast bis zur Nase hochgezogen und schlummerte noch seelenruhig. Cade entspannte sich wieder. Es waren keine Templer gekommen und hatten Faith verschleppt. In dem Falle läge er vermutlich nun auch erstochen im Bett. Mit einem warmen Lächeln streckte er seine Hand nach ihr aus und strich ihr sanft über die weiche Wange. Dann stand er auf und legte seine Montur wieder an. Unter der Decke war es vielleicht warm, doch das Feuer im Kamin war inzwischen ausgegangen und das Haus kühlte sich langsam wieder ab. Cade musste dringend etwas Holz nachlegen. "Cade?", erklang plötzlich Faiths verschlafene, fragende Stimme. Cade hielt inne und sah zu ihr. "Was ist?" Faith gähnte und drehte sich nun auf den Rücken. Ihr Blick wirkte, als sei sie noch im Halbschlaf. Die Decke hielt sie mit beiden Händen fest. "Wo gehst du hin?" Cade lächelte ruhig. "Nur runter, das Feuer wieder anfachen", erklärte er ruhig und lief dann endgültig nach unten. Faith grummelte etwas, drehte sich wieder auf die Seite und schlief für einen Moment wieder ein. Dann schreckte sie aber hoch. Was zum... Im Nachhinein fragte sie sich wirklich, was falsch gelaufen war, dass so ein kaltherzig wirkender Meuchelmörder überhaupt lieben konnte - und dass sie einen solchen kaltherzigen Meuchelmörder liebte. Immerhin war das vollkommen absurd! Was war da gestern bei ihr gelaufen? War sie durchgedreht? Nein... Sie zog die Decke an ihre Nase heran und atmete tief ein und aus. Cades Geruch hing noch daran. Sie seufzte leise, kletterte dann aus dem Bett und zog ihre Assassinenkleidung wieder über. Sie gurtete sich ihren Waffengürtel wieder um und befestigte ihre Waffen daran, dann lief sie ebenfalls nach unten. Suchend sah sie sich um, bis sie Cade wie erwartet im Wohnzimmer fand. Nun knisterte wieder ein Feuer im Kamin. Er richtete sich auf und sah Faith, die auf leisen Sohlen den Raum betrat. Seine dunklen Augen blieben an ihr hängen, während sie zu ihm lief. "Ganz schön kalt geworden", bemängelte sie grinsend und schlang die Arme um ihren Oberkörper. "Deshalb ist das Feuer jetzt wieder an." Cade spürte sofort wieder Gänsehaut, sobald sie in seiner Nähe war. Und die kam sicherlich nicht von der Kälte, die sie meinte. Jedoch untersagte er sich, wie schon die ganzen letzten Monate, darauf einzugehen. Es war schon zu leichtsinnig gewesen sich davon gestern Abend ablenken zu lassen. Faith lief zu ihm und legte ihm von der Seite die Arme um den Oberkörper. Cade zuckte kurz leicht überrascht, sah dann aber ruhig wieder ins Feuer und legte ihr einen Arm und die Schultern. Er atmete Faiths Duft ein und strich ihr sanft über die hellen Haare. Er musste an gestern denken, als sie so deprimiert gewesen war. "Ist dieses Amulett eigentlich...wichtig?", fragte er dann leise. "Hm, wenn wir es nicht finden finden es auch die Templer nicht. Und lieber hat es gar keiner als die Templer..." Sie hob den Kopf und sah ihn an. Gab er sich etwa die Schuld dafür, dass es verloren war? Er nickte leicht. "Na, dann... Ich meine, ich war damals sehr klein, da erinnert man sich nicht mehr so gut..." Faith grinste schief und zwickte ihn leicht in den Arm. "Es ist echt nicht schlimm. Solang es die Templer nicht finden haben wir Ruhe." Cades Miene zeigte Zweifel. "Vielleicht in dem Sinne, aber sie suchen uns vermutlich immer noch." Faith seufzte leise. Er hatte Recht, aber sie wollte nicht daran denken was passierte, wenn die Templer sie aufspürten. Jetzt war alles so friedlich. So schweigsam. Und abgelegen. Aber wenn die Templer erstmal ihre Soldaten schickten... Hatten sie nicht eine Neigung, Gebäude abzufackeln? Was, wenn sie es mit der Villa tun würden? Dann läge erneut eine Vergangenheit in Schutt und Asche, nur dass es nicht Faiths wäre sondern Cades. Irgendwie schon erstaunlich, dass sie gerade Benjis Sohn getroffen hatte, oder? Manchmal fragte sie sich, ob das nicht lang zuvor jemand geplant hatte. Ob vielleicht Kadir seine Finger im Spiel gehabt hatte. Oder ob es einfach Schicksal gewesen war. Sie starrte in die Flammen und legte den Kopf an Cades Schulter. Wie lange standen sie dort, schweigend, ihren eigenen Gedanken nachgehend? Es waren sicher mehrere Minuten gewesen.

Lautes Klirren, wie von Glasscheiben. Ein Poltern. Rufe. Faith zuckte erschrocken zusammen, genauso wie Cade. Sie löste sich von ihm und starrte in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Was war das? Räuber, Einbrecher - oder Templer? Sie zog ihr Ninjato, während Cade bereits ein Schwert in der Hand hielt. Sie warteten angespannt und mit der Erwartung, angegriffen zu werden. Erst passierte nichts, dann dröhnten laute Schritte durch das Haus. "Sucht sie! Wer sie findet, wird befördert!", bellte eine Stimme Befehle und schien sich selbst auch auf den Weg zu machen. Cade sah sich finster um, auf der Suche nach einem Weg nach draußen. Keine Frage, die Templer würden erkennen, dass jemand hier gewesen war. Immerhin waren die Kerzen abgebrannt, Staub verwischt, das Reh - oder was noch übrig war - lag im Nebenzimmer und das Feuer hier brannte sogar noch. Es zu löschen würde aber sofort Aufmerksamkeit auf sie ziehen. Faith dagegen stand noch halb geschockt da. Wieso jetzt? Wieso mussten sie sie überhaupt finden? Das war einfach nur... unfair. Cade lief zu einem Fenster und öffnete es. Wenn sie Glück hatten waren es nicht viele Templer, die noch draußen waren. Dann konnten sie mit dem Pferd fliehen. "Los, kletter raus!", wandte er sich an Faith. Er zog seine Kapuze über und machte energische Gesten in Richtung Fenster. Draußen war es stark bewölkt. Leichter Wind wehte und trieb die Schneeflocken, die momentan fielen, durch die Luft. Sie wirbelten umher wie verwirrte Tiere. Faith nickte, zog ihre schwarze Kapuze ebenfalls über und kletterte aus dem Fenster. Sie waren ja im Erdgeschoss, weshalb sie einfach mit einem Satz aus der Wohnung kam und auf dem Schnee landete, ohne sich abrollen zu müssen. Cade kam hinterher und schloss das Fenster wieder. Beide hielten ihre Waffen noch in den Händen. Sie sahen sich sofort um, um rechtzeitig Angreifer zu entdecken. Doch hier hinter dem Haus standen keine Templer herum. Neben ihnen begann der Garten, von dem Cade erzählt hatte, wenige Meter vor ihnen befand sich die Hausecke, die dann zur schmalen Seite der Villa führte. Dort lief Cade geduckt hin. Faith bemerkte sofort, wie die Kälte durch den Stoff ihrer Kleidung kroch. Es war verdammt kalt heute. Und der Schnee machte es nicht besser. Cade drückte sich gegen die Hauswand und linste um die Ecke. Faith wartete ab und achtete darauf, nicht durch die Fenster zu sehen zu sein. Irgendwann lief Cade dann um die Ecke, was das Zeichen dafür war, dass keine Templer in der Nähe waren. Faith folgte ihm und sah sich um. Einen Vorteil hatte das Weiß des Schnees. Die aus Metall bestehenden, teilweise roten Rüstungen der Templer hoben sich sichtbar vom Schnee ab. Sie schlichen weiter, die Köpfe geduckt, die Waffen angriffbereit. Faith spürte die versteckte Klinge am rechten sowie am linken Arm. Sie steckte das Ninjato weg und folgte Cade weiter bis zur nächsten Ecke. Als er dort die Lage ausmachte erkannte er zwei Templer, die Wache bei den Pferden standen. Sie hatten den Assassinen den Rücken zugewandt. Das waren die perfekten Voraussetzungen für ein Doppelattentat. Gerade wollte Cade losgehen, als Faith ihn zurückhielt. "Warte, ich will etwas ausprobieren", flüsterte sie und warf erneut einen kurzen Blick auf die Templer, die still dastanden und sich nur wegen der Kälte leicht bewegten. Cade runzelte die Stirn. "Wenn du etwas ausprobierst ist nicht sicher ob es klappt. Und es sollte klappen, wir sind hier nicht auf dem Trainingsplatz." Faith unterdrückte ein genervtes Geräusch und fügte nachdrücklich hinzu: "Bitte, ich bin mir fast vollkommen sicher dass es klappt." Wieso fragte sie ihn überhaupt? Er war nicht mehr ihr Mentor und sie keine Schülerin mehr. Jedoch hatte er einen höheren Rang und kannte sich hier besser aus... Cade seufzte nur leise und trat dann zur Seite. "Nur zu." Faith nickte kurz, schlich sich an die Templer so nah wie möglich heran, fuhr dann mit einem Mal beide versteckten Klingen aus und stieß sie jeweils dem einen und dem anderen in den Rücken, direkt ins Herz. Die beiden ließen die Waffen fallen, machten ein gurgelndes, keuchendes Geräusch und fielen in den Schnee, der sich augenblicklich rot färbte. Faith drehte sich mit einem zufriedenen Blick zu Cade, als plötzlich jemand rief: "Da sind sie!" und Faith von hinten packte. Sie sah, wie Cade erstarrte und dann auf sie zurannte, doch sie trat dem Templer auf den Fuß, der in Lederstiefeln steckte, drehte ihren Arm und fuhr die rechte versteckte Klinge aus, sodass sie sich in dessen Bauch bohrte. Er schrie auf, drückte eine Hand auf die Verletzung und fiel zu Boden, wo er sich unter Schmerzen leidend hin und her wand. Doch Faith hatte keine Zeit, ihn von seinem Leiden endgültig zu erlösen, nun stürmten Templer auf den Platz vor der Villa - und nicht gerade wenige. Faith bemerkte Cade an ihrer Seite. Sie zog ihr Ninjato wieder und wartete auf Angriffe der Soldaten. Irgendwann suchte sie sich einfach einen heraus, griff ihn an, stieß ihn zurück und versenkte die Klinge in seiner Brust, ein anderer neben ihr ging nun auf sie los, was sie mühelos parierte. Ein Tritt reichte, um den schmal gebauten Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen, sodass er zu Boden fiel und Faith ihm den Todesstoß versetzen konnte. Auch Cade hatte begonnen, die Templer zu bekämpfen. Er setzte auf flinke, unerwartete Angriffe und schnelles Parieren. Einige Templer waren bereits gefallen, als er Faith unterdrückt aufschreien hörte. Er wandte sich zu ihr, um zu sehen was los war. Ein Templer hatte sie am Arm verletzt, sodass sie ihr Ninjato fallen gelassen hatte. Cade bekam einen kurzen Schock, doch Faith zog nun mit zusammengebissenen Zähnen ihre beiden golden schimmernden Dolche und blockte den nächsten Schlag des Kämpfers. Cade war erleichtert, doch im nächsten Moment spürte er einen Schmerz am Bein. Ein Templer hatte ihn mit seinem Schwert dort erwischt. Er sog scharf die Luft ein, kniff die Lippen dann zusammen und setzte dem Templer mehrere starke Schläge entgegen, sodass er zurückwich. Faith kämpfte mit ihren Dolchen viel geschmeidiger als mit dem Ninjato, doch auf das Kurzschwert verzichten wollte sie nicht. Sie schlug gerade einen Templer zurück, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung neben sich bemerkte und mit dem zweiten Dolch einfach zustach. Ein Schrei ertönte, dann fiel jemand zu Boden. Faith kümmerte sich nicht weiter darum, ihr jetziger Gegner verlangte völlige Aufmerksamkeit. Wer war überhaupt der Anführer der Truppe? In einem Moment der Ruhe sah sie sich um. Sie konnte unschwer erkennen, dass Lord Alistair in seiner edlen Rüstung auf der Veranda stand und alles mit einem feinen Lächeln beobachtete. Wo Aed wohl war? Doch im nächsten Augenblick musste sie sich auf zwei Angreifer gleichzeitig konzentrieren. Im Moment ging es nur darum, den jetzigen Kampf zu überleben, noch einen Templer zu töten, niemanden zu übersehen. Faith kämpfte weiter, sie war gut genug trainiert um nicht vorzeitig schlappzumachen. Nur ihre Wunde am Arm brannte ohne jede Linderung. Ihr ehemaliger Mentor hielt sich ebenfalls noch gut. Er kämpfte verbissen und warf immer wieder Blicke in Faiths Richtung, nur um sich zu vergewissern, dass sie noch lebte. Die Schmerzen an seinem verletzten Bein wurden bei jedem Schritt schlimmer, er spürte das klebrige, warme Blut auf seiner Haut. Einmal nutzte ein Gegner diese Schwäche, trat ihn dort gezielt, sodass Cade einknickte und der Templer ihn am Oberarm erwischte. Cade ignorierte die zusätzlichen Schmerzen, biss nur weiter die Zähne zusammen und schickte den Gegner kurze Zeit später ebenfalls ins Jenseits. Er spürte jedoch, dass die Wunden ihren Tribut zollten. Sie brannten, ließen ihn unsauberer und unkonzentrierter kämpfen und durch sie verlor er Blut, da sie immer wieder aufrissen. Er hoffte, dass die Angreifer bald alle tot am Boden liegen würden. Ob er mit den Wunden noch gut reiten konnte? Er kämpfte weiter, ohne noch mehr darüber nachzudenken. Er musste gewinnen, er musste Faith hier wegbringen. Aber welcher Ort war sicher? Wohin sollten sie als nächstes gehen? Von dem Gedanken kurz abgelenkt erwischte ihn ein Gegner erneut, dieses Mal aber an der Hüfte. Verdammt, er musste mehr auf seine Deckung achten. Blut quoll aus der Wunde und färbte seine Montur rot. Doch er beachtete es nicht weiter, blockte den nächsten Schlag und schlitzte dem Templer mit der nächsten Bewegung und mit Hilfe der versteckten Klinge die Kehle auf. Mit einem gurgelnden Geräusch fiel er zu Boden. Erneut ertönte ein unterdrückter Aufschrei von Faith, sodass Cade erschrocken zu ihr sah. Ein Templer hatte ihr einen Dolch mit so einer Kraft aus der Hand geschlagen, dass diese nun stark schmerzte. Sie würde doch nicht gebrochen sein, oder? Im nächsten Moment spürte Cade einen kräftigen Schlag in der Magengegend, sodass er sich, eine Würgereiz unterdrückend, zusammenkrümmte. Der Templer nutzte die Chance und stieß ihm das Schwert auf der rechten Seite ohne Deckung in die Brust. Cade konnte einen Schmerzensschrei kaum unterdrücken und presste die freie, linke Hand auf die Wunde, sobald die Klinge dort wieder verschwunden war. Der Templer lächelte zufrieden als er das rote Blut sah, das sofort aus der Wunde floss und einen großen, roten Fleck auf Cades Montur hinterließ. Durch Cades Benommenheit konnte er ihm das Schwert aus der Hand schlagen und ihn zu Boden treten, wobei Cade erneut einen Schmerzenslaut von sich gab, da er auf dem Bauch im Schnee landete und die Kälte des gefrorenen Wasser sofort in die blutige Wunde auf seiner Brust stach. "Cade! Nein!", hörte er Faith kreischen. Sie wollte zu ihm rennen, doch jemand packte sie, nahm ihr die Waffen ab und drehte ihr die Arme schmerzhaft auf den Rücken. Sie strampelte und versuchte, freizukommen, doch der Templer war zu kräftig. Ein trockenes Lachen ertönte aus Alistairs Richtung. Der Templer schritt nun, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, von der Veranda auf den Kampfplatz zu. Faith starrte ihn mit einem kalten, hasserfüllten Blick an. Cade lag regungslos im Schnee, da die Kälte auf der Wunde - auch wenn sie stach - einfach nur willkommen war. Er fragte sich im Stillen, ob er nun sterben würde. Er war wehrlos, es standen lauter Templer herum und Alistair hätte ihn schon einmal beinahe umgebracht. Was sollte ihn also jetzt davon abhalten? Cades Augen waren vor Schmerz zusammengekniffen, seine eine Wange, die auf dem Schneeboden lag, war taub und eiskalt. Doch das spürte er kaum. Die Wunden, die ihm die Templer zugefügt hatten, pochten unangenehm. Er sah es nicht, doch der Schnee um die Wunden herum - besonders der, wo die stark blutende Wunde an seiner Brust lag - nahmen die Farbe des Blutes in rasender Geschwindigkeit an. Cade atmete flach, er schmeckte den Eisengeschmack von Blut im Mund. Er wollte sich nicht bewegen, auch wenn es unmenschlich kalt war, er konnte es nicht. Alle seine Muskeln waren taub und schlaff. Alistair war nun bei den Verbliebenen angekommen. Er schenkte Cade keine Beachtung, er wandte sich an Faith, die ihn gerade noch angewidert angestarrt hatte. Nun sah sie ihn aber mit einer Mischung aus Misstrauen und Wut an, während sie innerlich Angst verspürte und zurückweichen wollte, als er auf sie zukam. Cade bekam kaum etwas mit, doch solang er noch etwas spürte wusste er, dass er am Leben war. Er versuchte, seine Kräfte zu sammeln und sich aufzustützen, doch es funktionierte nicht einmal ansatzweise. Alistair stand nun fast direkt vor Faith. "Also. Hier stehen wir nun. Willst du noch etwas sagen, bevor wir gehen?" Faith verzog grimmig den Mund. "Ich gehe nicht mit." Alistair lachte gekünstelt. "Oh, das war kein Angebot." Er grinste fast schon sadistisch. "Wohin gehen wir?", fragte sie dann stattdessen. Nebenbei warf sie besorgte Blicke auf den am Boden liegenden Cade. Er war doch nicht tot, oder? Er durfte nicht sterben! Was würden die Templer mit ihm tun? "Ach, eine ganz herrliche Nachricht. Du darfst zurück in die Hauptstadt", verkündete Alistair mit einer pseudofröhlichen Stimme. Seine Augen funkelten wachsam. "Ich will nicht zurück." Alistair schüttelte nur den Kopf über diese Aussage und bedeutete dem Templer, der sie festhielt, sie zu fesseln und fortzuschaffen. Faith wehrte sich, stemmte sich dagegen und zog. "Gib Ruhe, Mädchen!", knurrte der Templer drohend, als er ihr die Fesseln um die Handgelenke band. "Nein!" Sie wollte zurück zu Cade und ihm helfen. Er würde noch verbluten! Doch der Templer zog sie ungerührt weiter, schob sie auf eins der Pferde, setzte sich dann ebenfalls auf eines davon und nahm die Zügel von Faiths Pferd. Er wartete. Von hier aus konnte man nicht mehr hören, was beim Haus gesprochen wurde.

"Was sollen wir mit dem Assassinen machen? Umbringen?", fragte nun der Templer, der Cade zu Boden gezwungen und schwer verletzt hatte. Er sah den Lord abwartend an. "Nein. Lasst ihn liegen. Der Blutverlust und die Kälte werden ihre Arbeit schon tun, da müssen wir uns nicht noch die Hände schmutzig machen." Der Soldat nickte und steckte mit einem letzten Blick auf den reglosen Assassinen seine blutige Klinge weg. Dann folgte er Alistair, der ebenfalls zurück zu den Pferden lief. Cade bekam kaum mit, wie sie sich entfernten. Seine Gedanken kreisten um nur zwei Dinge. Würde er sterben? Es war nicht unwahrscheinlich. Es würde kaum jemand vorbeikommen und ihn retten. Er war todgeweiht. Doch dann würde er Faith nie wieder sehen. Die Templer würden sie vernehmen und zur Not foltern. Er wollte das nicht zulassen, doch was konnte er schon ausrichten? Am Ende würden sie auch Faith töten. Und gerade weil er sich vollkommen sicher über die Vorgehensweise der Templer war fühlte er sich schrecklich hilflos. Er konnte sich nicht bewegen, fühlte kaum noch etwas außer den unglaublichen Schmerzen und atmete nur noch soviel, wie es ihm möglich war. Atmen schmerzte. Er wollte endlich frei von diesen Qualen sein, doch er wollte noch nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht einfach so. Der Geschmack in seinem Mund hatte sich verstärkt. Für ihn kaum wahrnehmbar lief ihm bereits ein Rinnsal Blut aus dem Mund und aus der Nase und tropfte in den Schnee. Irgendwann fühlten sich die Wunden nur noch taub an, Cade war sich nicht mehr sicher ob er überhaupt noch etwas wahrnahm. Und dann überkam ihn die Ohnmacht.

Faiths Blick war leer. Sie starrte irgenwohin, jedoch ohne zu realisieren, was sich dort befand. Die Fesseln scheuerten an ihren Handgelenken und rissen die Haut dort auf. Ihre eine Hand schmerzte immer noch unangenehm, doch sie konnte sie noch bewegen. Was würde sie erwarten? Wenn sie wirklich nach Synva ritten würde das eine Weile dauern. Was wollten die Templer von ihr? Suchten sie immer noch nach dem Amulett? Was sollte sie ihnen sagen? Vielleicht war es besser, einfach zu schweigen. Würden die Templer sie foltern? Alistair sah nicht so aus, als würde er vor so etwas zurückschrecken. Faith bekam ein ungutes Gefühl. Die Assassinen waren tot, und nun kam sie an die Reihe. Ob Cade noch lebte? Ihre Hoffnung bestand darin, dass er entweder von selbst wieder aufstand oder dass ihn ein fahrender Händler oder Wanderer fand. Aber sie hatte keine Gewissheit. Und das fühlte sich schrecklich an. Noch schlimmer als der Gedanke an die vielleicht bevorstehende Folter.

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