Optimisten werden immer zuers...

By ElliElzbett

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Cornelius ist ein Pessimist aus Leidenschaft. Er lebt nach einer einfachen Regel: Erwarte nichts vom Leben, d... More

Von Schicksal, Blondinen und Doppeldates
Das Löckchen ist des Blondie sein Freund
Das Highlight
Die himmlische Versuchung der Schokolade
Pessimisten werden nicht enttäuscht
Über das Geboren worden sein
Ein Hoch auf die Freundschaft
Von Katern, Bloody Marys und Kellnern
Eine Katastrophe kommt selten allein
-Mein Müll-
Aus diesem Winkel ist alles nur noch halb so beschissen
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
Familie ist das Größte
Die trügerische Verlockung des Alkohols
Mit dem falschen Fuß voran ins Leben
Wenn das Gefüge der Welt ins Wanken gerät
Was die Liebe einfängt lässt das Herz nicht mehr los
Sterbende Hoffnung nennt sich Verzweiflung
Wenn Eis an seine Grenzen stößt
Weil Mauern nicht schützen sondern trennen
Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben - Teil 1.
Abschied nehmen bedeutete immer ein wenig sterben - Teil 2
Neuanfang?
Träume altern nicht, du schon
Von der Angst vorm glücklich sein
Der schönste Tag im Leben eines Sammys
Wenn Träume Realität werden
Pessimisten erobern die Welt
Bonus

Das Schiff sinkt sowieso

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By ElliElzbett

Mein Vorhaben, mich von Löckchen fernzuhalten, funktionierte genau vier Tage lang. Am Sonntagabend saßen wir nebeneinander auf unserem zu kleinen Sofa und sahen dabei zu, wie überbewertet Schauspieler mit dramatischer Musik hinterlegt, auf einem, wohl doch nicht so unsinkbaren Schiff, immer noch genügend Zeit fanden, um sich ihre unsterbliche Liebe zu gestehen. Untermalt wurde dieser Kitsch von ‚Tammys' Kichern, das die Zwei immer wieder von sich gaben, während sie sich gegenseitig mit Popcorn fütterten. Gelegentlich wurde dieses Schauspiel von schmatzenden Kuss Geräuschen unterbrochen. So langsam bekam man den Eindruck, sie wären an den Lippen zusammengewachsene Siamesische Zwillinge. Widerlich.

Man konnte also festhalten, dass diese Situation durchaus unangenehm war, auch ohne, dass man neben der Person saß, die ein undefinierbares Gefühlschaos in einem auslöste. Ich dachte schon, der Höhepunkt der Unbehaglichkeit, wäre die berüchtigte Sexszene im Auto und Blondies dämlicher Kommentar „So im Auto würde mich das ja schon mal reizen.", gefolgt von Sammys Kichern und meinem Wunsch mich zu übergeben, gewesen, doch ich wurde eines besseren belehrt.
Als die Titanic gerade begann in den eisigen Fluten unterzugehen, Sammy bereits Rotz und Wasser heulte -ich war sehr froh, das dieses Mal nicht mein armes T-Shirt, als übergroßes Taschentuch herhalten musste, sondern das von Blondie-, registrierte ich eine Bewegung zu meiner rechten Seite. Löckchen war ein Stück näher an mich gerutscht, sein Arm berührte meinen kaum merklich, streifte ihn jedoch gelegentlich. Die Ameisenparade legte wieder los und dieses schrecklich angenehme Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper. Wie ich ihn dafür hasste.
Ich rutschte so unauffällig ich konnte auf dem immer kleiner werdenden Sofa herum, versucht so viel Platz wie möglich zwischen mich und den erneut uneingeladenen Gast zubringen. Ich war kaum überrascht gewesen, als ich vor gut einer Stunde unsere Wohnungstür öffnete und meine zwei Lieblingsmenschen davor erblickte. Selbstverständlich hatte Sammy sie eingeladen, natürlich hatte er mir vorher nicht Bescheid gegeben und logisch war ich ein wenig angefressen gewesen. Nun was hieß gewesen, ich war es immer noch.

Löckchen gähnte. Wäre diese Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte ich wahrscheinlich gelacht, als er doch tatsächlich zu diesem Hollywood-Teenie-Film-Move ansetzte, bei dem er so tat, als würde er sich strecken nur um ‚unauffällig' seine Arm auf meine Schultern zu legen. Glaubte er wirklich, dass das funktionierte? Sah ich so billig aus?
Seine Finger malten kleine Kreise auf meine linke Schulter. Die Stelle, die er berührt, wurde fürchterlich warm, als würde er seine Körperwärme durch meine Klamotten hindurch auf mich übertragen wollen, zudem kribbelte mein ganzer Arm, als hätte ich ihn mit Brausepulver eingerieben. Ekelhaft. Ein Schauer überlief mich und er begann zu lächeln, als er meine Reaktion bemerkte. Dieser verdammte Mistkerl. Am Mittwoch hatte er mir noch beigepflichtet, das wir die ganze Sache vergessen und uns wie Erwachsene verhalten sollten und nun versuchte er mich mit irgendwelchen einfallslosen Tricks zu verführen? Wann würde ich endlich schlau aus diesem Idioten werden?

Er lehnte sich ein wenig näher zu mir, ich konnte seinen gleichmäßig ruhigen Atem hören, während er weiterhin gespannt auf die Mattscheibe starrte. Ich fühlte das laute Pochen meines Herzens bis in meine Zehenspitzen. Das konnte nicht normal sein, was er da mit mir anstellte. Und es musste aufhören. Hier und jetzt!

Mit der Eleganz eines schwangeren Rhinozeros, sprang ich vom Sofa auf und stolperte gegen den Couchtisch. Der dumpfe Laut, den ich dabei erzeugte, sorgte sogar dafür, das Sammy für einen kurzen Moment von seinem Geliebten abließ, um mich fragend zu mustern.
„Ich glaub, ich hab den Herd angelassen." Murmelte ich die erste Ausrede, die mir in den Sinn kam und verließ den Raum mit eiligen Schritten. Ich war wirklich schon mal ein besserer Lügner gewesen.

Im Flur verharrte ich einige Sekunden. Sollte ich es wagen noch schnell einen Umweg am Gefrierschrank vorbeizumachen oder mich direkt in meinem Zimmer verkriechen? Ich hatte mir geschworen, nie wieder eine Küche zu betreten, wenn er in der Nähe war, andererseits ging es hier immerhin um EIS! Schwierige Entscheidung... Na gut, machen wir uns nichts vor, wir wissen alle wofür ich mich entschieden habe.

Tatsächlich schaffte ich den Stopp in der Küche, ohne irgendwelche Zwischenfälle und kaum eine halbe Minute später saß ich zufrieden schmatzend mit einem Becher der Marke ‚Häagen Dazs' –mal ehrlich, wer denkt sich so einen dämlichen Namen aus?- der mit dem feinsten After Eight Eis gefüllt war, auf meinem Bett.
Das gefrorene Minze-Eis schmolz auf meiner Zunge und ich fühlte mich dem Paradies mal wieder so nahe. Vor lauter Glückseligkeit hatte ich vergessen, dass man eine Tür auch von außen öffnen konnte. In meinem Eisrausch versunken merkte ich erst, dass er mein Zimmer betreten hatte, als er sich auf mein Bett fallen ließ.

„Was machst du hier drin? Du verpasst den Film." Er musterte mein Gesicht mit diesem intensiven Blick, bei dem ich mir nie sicher war, ob er ein schönes Kunstwerk oder eine verlauste Kanalratte vor sich sah.

„Das Schiff geht unter, der Depp verreckt, die Tussi nicht und Sammy heult. Viel gibt's da nicht zu verpassen." Ich schenkte ihm einen genervten Blick und nahm einen weiteren Löffel Eis mit extra vielen Schokostücken.

„Na toll! Jetzt hast du mir das Ende verraten." Er seufzte theatralisch, grinste kurz darauf jedoch schon wieder sein verschmitztes Grinsen, bei dem ich ihn mir so gut als kleinen, frechen Jungen vorstellen konnte.
Ich verstand einfach nicht wie er ständig so gut gelaunt sein konnte. Das musste doch fürchterlich anstrengend sein.

Einen Moment blieb es still. Einen wunderschönen, viel zu kurzen Moment.

Dann fiel sein Blick auf meinen Eisbecher.
„Was hat es mit dir und deinem Eis auf sich?"

Ich zuckte die Schulter, schluckte die letzten Reste Eis herunter. „Wir lieben uns." Erwiderte ich trocken. Er zog seine dichten, schöngeschwungenen Augenbraun verwirrt zusammen. Gott, er musste unbedingt damit aufhören, das war scheiße sexy!
„Ich liebe es Eis zu essen und Eis liebt es, mich fett zu machen." Er musste lachen. Fuck, sein Lachen war noch sexier als seine Augenbraun-Moves. Ich musste auf andere Gedanken kommen, die nichts mit Löckchens Sexappeal zutun hatten...

Ich sollte demnächst mal wieder ins Fitnessstudio gehen! Und das nicht nur, weil mich die Fitnessleute seit meinem letzten Besuch vor rund zwei Monaten täglich mit diversen Mails überschütteten, sondern auch, weil ich mir einbildete, das sich langsam aber sicher die altbekannte Fettschicht ihren angestammten Platz auf meinen hart erkämpfen Bauchmuskelansätzen wieder zurück eroberte.

„Und was ist das für ne Sorte?" fragte er und mustert interessiert meinen Becher.

„After Eight."

Er verzog angewidert das Gesicht. „Ich hasste After Eight."

„Ich hätte dir sowieso nix abgegeben." Ich erwischte mich dabei, wie ich leicht schmunzeln musste. „Und vielleicht hält es dich ja davon ab wieder über mich herzufallen." Provozieren schob ich mir einen überladenen Löffel Eiscreme in den Mund.

„Das glaubst auch nur du." Er zwinkerte. Ich verschluckte mich an meinem Eis. Das Eis in meiner Luftröhre und der heftige Hustenanfall waren definitiv meiner Hastigkeit beim Essen von Eiscreme zuzuschreiben. Die Portion war einfach zu groß gewesen. Was sollte es auch anderes gewesen sein?

Löckchen jedoch interpretierte mein herum gehustet und meine daraus resultierenden knallroten Kopf irgendwie auf eine völlig andere Art und Weise. Sein Grinsen wurde breiter, während ich krampfhaft um mein Leben kämpfte. Das restliche Eis, das nicht gerade damit beschäftigt war mich umzubringen, spuckte ich wieder zurück in meinen Becher. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie unglaublich sexy das ausgesehen haben musste. Fand wohl auch Löckchen, denn er bekam sich kaum noch ein vor Lachen. Von mir selber angeekelt stellte ich meinen Eisbecher immer noch wild hustend auf mein Nachtschränkchen.

„Ich entdecke ja ganz neue Seiten an dir, Cornelius. Wer hätte gedacht das der sarkastische Griesgram in Verlegenheit geraten kann?", lachte er, als ich mich einigermaßen beruhigt hatte.

„Fick dich.", Keuchte ich atemlos und demonstrierte ihm den unfassbaren Charme meines Mittelfingers.

„Zu zweit macht das aber viel mehr Spaß." Er grinste und zum ersten Mal entdeckte ich ein kleines Grübchen auf seiner rechten Wange, das sich unter seinen leichten Bartstoppeln versteckte. Irgendwie machte ihn das verdammt liebenswert.

„Chance vertan, Casanova." Er schob beleidigt seine Unterlippe vor, wie ein quengelndes Kleinkind. An meiner Meinung ließ sich jedoch nicht rütteln. Er hatte seine Chance gehabt, aber er hatte mich ja lieber stehen lassen. Noch so eine Aktion würde mein Stolz nicht mitmachen.

Löckchen wollte gerade etwas sagen, als ein verzweifelter Aufschrei Sammys durch die Wohnung hallte. Innerhalb weniger Sekunden stand ich alarmbereit im Rahmen meiner Zimmertür. Ein aufgebrachter Blondie stürmte an mir vorbei den Flur hinunter. Waren das Tränen in seinen Augen gewesen? Sammys Schluchzer erfüllten die ganze Wohnung und brannten sich tief in mein Herz.

Die Entscheidung die ich nun in weniger Sekundenbruchteilen treffen musste, war um vieles schwerer, als die vorherige über den Eis-Zwischenstopp. Blondie hinterher rennen und so lange auf ihn einprügeln, bis er ausspuckt was zum Teufel er mit meinem besten Freund angestellt hatte oder Sammy trösten. Ein weiterer bitterer Schluchzer war Entscheidung genug. Die Wohnungstür knallte in dem Moment ins Schloss, indem ich meinen kleinen, zitternden Flamingo in die Arme schloss.

„Psch... Alles wird gut, Sammy. Ich bin ja da. Ich pass auf dich auf. Bei mir bist du sicher. Alles wird wieder gut." Ich streichelte ihm sanft über den Rücken, seine Arme waren fest um meinen Hals geschlungen. Er weinte und schluchzte und schniefte. Es war Ewigkeiten her, dass ich ihn so aufgelöst erlebt hatte. Doch an das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit konnte ich mich noch zu gut erinnern.

Löckchen erschien im Türrahmen. „Ich denke ich sollte gehen." Ich nickte, den weinenden Sammy auf meinem Schoss fest an mich geklammert.

Wenige Augenblicke später wurde unsere Wohnungstür wieder geschlossen. Dieses Mal um einiges leiser.

Sammy und ich saßen eine kleine Ewigkeit so da, fest umschlungen auf unserem alten Sofa. Irgendwann wurde sein Weinen weniger und seine Schluchzer leiser und ich traute mich endlich zu fragen was mir schon die ganze Zeit auf der Seele brannte.

„Was ist passiert, Sammy Schatz? Wieso habt ihr euch gestritten? Hat er dir irgendwie wehgetan? Denn wenn ja wird er es büßen."

Er schüttelte den Kopf und schniefte.

„Ich... Ich hab alles kaputt gemacht!"

___________________

Ich entschuldige mich bei Kennern falls mir Fehler unterlaufen sind, ich habe noch weniger Ahnung von Titanic l, als von irgendwelchen Eismarken und deren Qualität. (Danke an Google, meinen Freund und Helfer.)

Zudem muss ich hier festhalten, dass ich von keiner einzigen Eis Marke gesponsert werde. Dabei ist das Erstklassige Schleichwerbung!

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