Million Faces √ - Wattys2016

By skyfallstyles

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»Rastlos ließ ich meinen Blick durch die Masse vor der Bühne gleiten, während ich sang. Millionen von Gesicht... More

~ W i d m u n g ~
~ T r a i l e r ~
~ P r o l o g ~
1 ~ F r e m d e
2 ~ A r z t
3 ~ M i l l i o n e n
4 ~ K e n n e n
5 ~ A n g e e k e l t
6 ~ S p i e l
7 ~ A l p t r a u m
8 ~ H y s t e r i e
9 ~ H o f f e n
11 ~ Z e i t
12 ~ N e r v o s i t ä t
13 ~ T r e f f e n
14 ~ S e h n s u c h t
15 ~ S i c h e r h e i t
16 ~ F r e i
17 ~ G r e n z e n
18 ~ S t r a ß e n k a r t e
19 ~ S e e l e n
20 ~ E p i l o g
~ D a n k e ~
~ W a t t y s 2 0 1 6 ~

10 ~ W a r t e n

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By skyfallstyles

04.04.2016

10 – Warten

In Rekordverdächtiger Geschwindigkeit zog ich das iPhone aus meiner Hosentasche und entsperrte es. Ohne richtig hinzusehen öffnete ich die Nachrichtenapp und sah auf den obersten Chat. Sofort prangte mir der von ihr eingespeicherte Smiley entgegen, den sie als ihren Namen gesetzt hatte. Ohne lange zu zögern, und das obwohl mir der kalte Schweiß schon in gefühlten Strömen über die Schläfen rann, tippte ich nun auch noch auf den Chat. Ihre Nachricht war nicht sehr lang, aber sie schien genau das zu beinhalten, was ihre Persönlichkeit ausmachte.

Sarkasmus, Feindseligkeit und abstoßende Worte.

Danke für die Nachricht, und deine viel zu nett gemeinten Worte. Seit wann sind Typen solche Waschlappen? Aber weißt du was viel schlimmer ist? Du hattest nicht vor mich zu fragen, wann und ob ich überhaupt noch möchte. Du hast es vorausgesetzt, dass ich wirklich mitkomme und mir nicht einmal mehr eine Wahl gelassen. Was ist wenn ich heute Abend schon was vor habe? Oder wenn ich heute keinen Bock hätte, weil ich zu viel gearbeitet habe, da nicht jeder das Glück hat berühmt zu sein?", ich stoppte. Denn Glück konnte ich das Berühmtsein nicht unbedingt nennen.

Das war falsch gewählt. Klar hatte es gewisse Vorzüge, die ich nicht mehr missen wollte, allerdings stellte sie es so dar, als wäre es das aller größte auf der Welt das zu sein was ich war. Dass es mindestens genauso viele Nachteile wie Vorteile gab, schien sie außer Betracht zu lassen. Einmal grunzend sah ich wieder auf das Smartphone in meinen Händen zurück und las weiter.

Nur hast du Glück, dass mich der erste Teil deiner Nachricht so umgehauen hat, weil dir ja (aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer) was an mir zu liegen scheint und (auch wenn du viel zu eifrig) Interesse an mir zeigst kann ich dir sagen, dass ich heute Abend noch nichts vor habe. Ich sende gleich einen Standpunkt. Gruß."

Ich ließ fast mein Handy fallen, als ich aus Reflex in die Hände klatschen wollte. Die drei andern schienen nun wirklich zu denken ich hätte einen an der Klatsche.

„Niall. Atme.", Harry lachte, vermutlich dachte er ich würde als Reaktion auf seinen Kommentar von vor wenigen Sekunden nun so reagieren. Aber da lag er falsch und Meilenweit daneben. Ich grinste wie blöd auf meine Hände herab.

„Tue ich doch du Schlau.", dann sah ich hoch, gerade im letzten Moment um nicht gegen die Aufzugtür zu laufen. Ich stoppte und sah meine drei besten Freunde an. „Sie hat geantwortet."

Sie ist das Mädchen von gestern Abend was fasst eine Bandauflösung hervorgerufen hat?", Louis schlug mir gegen den Oberarm. Ich nickte.

„Ich treffe sie heute."

„Date. Nialler hat ein Date."

„Nenn es doch wie du willst.", und dann ging die Fragerei los. Was, wie, wann genau, wo, warum... Das Warten auf den Aufzug und die anschließende Aufzugfahrt schien die lauteste Zeit zu werden, die ich jemals erlebt haben würde. Und das sollte was heißen, wenn man bedachte wie wahnsinnig laut unsere Konzerte waren.

„Ruhig und geordnet!", schaltete ich mich dazwischen und endlich wurde es ruhiger und das Gewusel löste sich in Luft auf.

„Okay, fangen wir mittendrin an."

„Mittendrin hat überhaupt keinen Sinn.", ich schüttelte belustigt den Kopf und sah mich zu Louis um.

„Aber damit bereiten wir dich auf dein Treffen heute Abend vor. Was hast du mit ihr vor?", meine Farbe flog aus meinem Gesicht, mein Herz sackte in den Keller.

„Scheiße!"

„Du sollst nicht fluchen!", Harry lachte lauthals auf.

„Was soll der Ausruf bedeuten?", Liam runzelte besorgt die Stirn.

„Ich hab nichts geplant?!", verständnislos sah ich ihm in die Augen und warf entrüstet die Arme hoch.

„Heißt im Klartext?"

„Sie wird mir einen Standpunkt senden, sie wird da stehen und ich werde sie um 5 Uhr abholen und da endet die Planung. Ich habe sie zu was eingeladen, was nicht existent ist!"

„Da fehlen mir die Worte."

„Mir auch.", gab ich selbst zu, senkte den Kopf. Ich hatte wohl nicht nur den Abend gestern versaut, ich würde den heutigen nun auch noch zu einem Reinfall verwandeln.

„Egal. Wir lassen uns was einfallen, der Abend wird Bombe werden und du wirst sie umhauen. Ganz einfach.", die Aufzugtüren öffneten sich, als Louis achselzuckend aus diesen trat. Er tat es, als wäre es das leichteste und das nebensächlichste auf der Welt, dass es mich schon fast wieder aufregte wie er handelte.

„Okay."

„Und jetzt chill down, damit wir alle endlich in Ruhe frühstücken können.", Liam schob mich aus dem Aufzug raus, indem er seine Hände in meinen Rücken legte und mich nach vorne drückte.

Ich stolperte leicht zwischen den Schiebetüren hindurch in den Flur hinein, taumelte ein paar Schritte weiter nach vorne, bevor ich mich abfangen konnte. Ich taumelte und stolperte zu viel in den letzten Tagen. Wenn das so weiterging würde ich mir vermutlich noch eine Platzwunde und einen gebrochenen Arm zuziehen. Den restlichen Weg zum Speisesaal liefen wir schweigend nebeneinander her. Als kleines Grüppchen betraten wir den mittlerweile leeren Raum. Auch wenn es für uns das Frühstück sein sollte, so war vom Frühstücksbuffet nichts mehr übrig und die Buffettische waren nun von kleinen Köstlichkeiten für zwischendurch geziert.

Die Frühstückszeit war vorbei und ein english breakfast hätte ich jetzt sowieso nicht mehr bekommen. Sich jetzt allerdings mit Honigmelone und anderen Früchten zufrieden zu stellen war auch Driss. Seufzend drehte ich mich den anderen zu. Unschlüssig wedelte ich mit meinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum als wollte ich etwas deuten, nur wusste ich nicht was. „Ich gehe fragen, ob sie noch Brötchen haben.", nach einem einstimmigen Nicken und Grunzen der anderen verschwand ich zum gekennzeichneten Personaleingang, der vermutlich in die Küche führte. Ich klopfte dreimal mit meiner Faust gegen die Tür, wartete.

Als keine Reaktion kam, auch nicht nach erneutem Klopfen, sah ich mich um und drückte anschliessend leicht gegen die Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Unsicher schob ich sie weiter auf und lugte hinter dem dicken Holz hervor. Es sah leer aus. Keine Geräusche, keine Stimmen, kein Gewusel. Die Tür ganz aufdrückend betrat ich den Raum. Überall waren silberne Küchengeräte. Es sah so aus, wie es in all den Kochfilmen gezeigt und dargestellt wurde. Angefangen mit Ratatouille. Ich liebte den Film immer noch. Allein deswegen, weil es ums Essen ging.

Meine Augen wanderten ziellos umher, scannten den riesigen Raum ab, bis sie an einer schwer aussehenden Tür hängen blieben. Ohne zu zögern ging ich auf diese zu. Da ich viel zu fixiert auf die Tür war, bemerkte ich nicht wie ich mich an einem Topf verfing, der laut klirrend zu Boden fiel. Ich kniff vor Schreck die Augen zusammen. Schnell hob ich den nun etwas verbeulten Topf auf, legte ihn auf das Anrichtenteil zurück und schnellte die letzten wenigen Meter zur Tür vor. Augenrollend musste ich dann feststellen, dass meine Reise hierher unnötig gewesen war.

War ja klar, dass nicht beide Türen offen sein konnten. Trotzdem drückte ich die Klinke runter, hoffte, dass sie auch ohne passenden Code aufgehen würde. Was sie natürlich nicht tat. Ich brauchte den Code, der das Schloss öffnen würde. Nur war ich nicht kriminell und wollte es jetzt nicht werden, auch wenn ich schon hier ‚eingebrochen' war.

Grummelnd drehte ich mich herum, ging mit hängenden Schultern auf die Holztür zu. Ohne weitere Zwischenfälle konnte ich die Küche verlassen und auf die Jungs zugehen.

„Und?"

„Bringen sie uns was?", ich sah hoch in ihre Erwartungsvollen Gesichter, schüttelte dann den Kopf.

„Die Küche war leer, der Lagerraum, falls es einer war, abgeschlossen.", ich zuckte mit den Schultern, als ich vor ihnen stehen blieb und nach einem Apfel griff. Den Apfel polierte ich an meiner Hose, bevor ich in das knackige Fruchtfleisch hinein biss.

„Woah, woah, woah.", Louis wedelte mit seinen Armen in kleinen Bewegungen auf und ab. „Das hier ist ein fünf-Sterne-Hotel. Die müssen uns noch was anbieten. Wir sind die kostbaren Kunden. Ich bezweifel, dass sie möchten, dass wir in einem Interview sagen, wie sie uns verhungern haben lassen."

„Louis, fünf Sterne hin oder her; auch Stars wie wir müssen sich an Zeiten halten.", ich nickte mit vollem Mund um Liams Aussage zu bekräftigen. Harry griff nach einer Banane. Ich fand es lustig, wie sehr er auf das matschige Obst abfuhr, wenn man bedachte, dass er im innersten wirklich ein Affe war. Das Grinsen unterdrückend und meinen gehässigen Kommentar dazu runterschluckend, wie das Apfelstück, erhob ich das Wort.

„Liam hat recht. Und es tut mir Leid, dass ich solange geschlafen habe. Aber hey, das Obst ist lecker. Und wenn wir irgendwas zu Essen liefern lassen, werden wir auch satt.", Louis griff in die Obstschale herein, angelte sich wahllos etwas aus dieser und ging dann Richtung Aufzug zurück. Ich zuckte mit den Schultern.

„Also ich finde Bestellen gut.", pflichtete Harry mir zwinkernd bei. Ohne richtigen Grund dazu drehten wir uns lachend um und folgten den anderen beiden. Harry boxte mir scherzhaft in die Seite, weshalb er Bekanntschaft mit meinem Ellbogen schließen durfte. Ich fragte mich wirklich warum wir das nun taten. Es machte keinen Sinn. Aber was machte schon Sinn, wenn man Spaß hatte?

Wir gingen alle in das Zimmer von Louis, der dort herein getrottet war. Harry suchte im Internet nach einem Lieferservice in der Nähe und reichte dann sein Handy herum damit wir alle die Speisekarte, die er als PDF-Datei auf sein iPhone hatte runterladen können, lesen konnten. Nach zehn Minuten hin und her erlaubten wir uns einen der vielen Späße die das Berühmtsein dann doch mit sich brachte und riefen bei dem Lieferanden an.

Wir konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen, nachdem Harry am Telefon seinen Namen genannt hatte, damit der Lieferant wusste, nach wem er rufen lassen musste, wenn er das Hotel anfuhr. Harry fiel vor Lachen fast sein Handy aus der Hand, während Louis fast vom Bett runter kugelte. Liam beobachtete das Spektakel, welches sich ihm bot, gar stumm, aber dennoch in sich hineinlachend. Und dann hieß es warten.

Immer und immer wieder musste man warten. Man musste auf Busse und Züge warten, wie man auf richtige Augenblicke warten musste. Zeiten änderten sich genauso schnell wie sie kamen und verflogen in einem unachtsamen Moment. Man wartete und ließ zu, dass die Zeit verstrich. Man wartete sehnlichst auf Spenderorgane, schlug die Zeit mit einer Zeitung in der Hand auf einer Parkbank tot, oder langweilte sich weil man nichts zu tun hatte. Zeit war mit vielem verbunden. Mit Spaß und Freude, mit glücklichen Momenten, wie mit Momenten der Trauere, Verzweiflung und des Frustes. Zeit hieß leben. Zeit hieß warten.

Wir warteten auf das Essen. Schwiegen, lachten, redeten. Und heckten einen Plan aus. Meine Bandkollegen und besten Freunde diktierten eine Antwort auf ihre Nachricht die ich abtippte, hinterher löschte um dann alles in meinen eigenen Worten neu zu tippen. Eine neue Nachricht, die ich ebenfalls nicht absendete.

„Niall. Bitte hör auf so ein, warte.", Louis hob die Hand. „Wie hat sie dich genannt? ‚Waschlappen'. Bitte hör auf so ein Waschlappen zu sein. Wo ist deine Männlichkeit hin?", entschlossen zog er mir das Handy aus der Hand und während ich mich wehren wollte, wurde ich von Liam und Harry an meinen Armen und Beinen festgehalten und auf meinen Stuhl hier in Louis Zimmer zurück gedrückt. Louis tippte schelmisch grinsend eine Antwort, ich hörte das Pling-Geräusch was ertönte wenn eine Nachricht verschickt wurde. Mir schwante Böses. Dieser Blick von ihm verhieß nie etwas Gutes.

Eilig schnappte ich mir mein Handy, schlug nun heftiger als zu vor Harrys und Liams Hände und Arme von mir. Mit Schwung sprang ich von meinem Stuhl auf und stolperte zum Bett hinüber. Ich hatte noch nie gut lesen können wenn ich mich bewegte. Mein Display wackelte bei jedem meiner Schritte und die winzige Schrift der Nachrichten verwischte vor meinen Augen zu einem schwarzen Matsch. Ich ließ mich am Fußende des Bettes auf den Boden rutschen. Mein Rücken berührte das schwere, dunkel Holz des Bettes. Langsam fixierte und fokussierte sich mein Blick auf die Nachrichten die mein Handy anzeigte. Gerade als ich wieder alles normal erkennen konnte, sah ich wie ihr Onlinestempel umschlug und verkündete, dass sie online gegangen war. Die Häkchen der Nachricht wurden blau, ich verließ den Chat, ohne die Nachricht gelesen zu haben, als bei ihr ‚schreibt...' stand.

Das war etwas was vermutlich jeder kannte. Wenn irgendwer schrieb, verließ man erst einmal den Chat damit es nicht so aussah, als würde man sehnlichst eine Antwort oder Reaktion des Chatpartners erwarten. Immer dieser Zwiespalt und immer dieses warten. Das Warten auf dass sie fertig geschrieben hatte und dann das Warten darauf, dass die obligatorischen zwei, drei Minuten verstrichen waren, bevor man zurück auf den Chat tippte. Nur damit es so aussah, als ob man vielbeschäftigt wäre und noch mit so vielen anderen schrieb, und damit man nicht so erwartend rüber kam. Das der Andere die Selbe Masche auch gebrauchte und zu einhundert Prozent wusste, dass man nur darauf wartete wieder den Chat anzutippen, ließen wir dabei stets außer Acht.

Louis lachte, als er meinen vernichtenden Blick auffing.

„Es war nichts Schlimmes. Wirklich. Nur hab ich bei dem ganzen eine Sache vergessen, die den Abed jetzt vermutlich schwerer gestalten wird als gedacht.", er zuckte grinsend mit den Schultern, was so viel hieß wie: es war doch etwas Schlimmes.

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