Timeless

By Emaayy

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Nachdem Damian und Ever getrennt waren, kam nun endlich raus weshalb er sich von ihr distanziert hatte. Eine... More

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Playlist
Teil 12
Teil 13
Teil 14
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 20
Teil 21
Teil 22
Epilog
Danksagung
Werde mein nächster Hauptcharakter!
Kurze Anmerkung
SAVE HUNTER

Teil 6

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By Emaayy

Teil 6

Ever

Nando saß auf dem Sofa und sah sich eine Zeichentricksendung an. Ich saß im Sessel auf Damian's Schoß und massierte mit meinen Fingern vorsichtig seinen Nacken. Er hatte die Arme fest um meine Taille geschlungen, als würde er mich nie wieder loslassen. Um ehrlich zu sein wünschte ich mir das auch.

Nando wurde heute morgen vom Krankenhaus entlassen. Die Ärzte haben gesagt, er könne weiterhin zu hause bleiben, jedoch darf er sich nicht zu sehr überanstrengen. Er muss verschiedene Tabletten schlucken, die Nebenwirkungen verursachen können. Bisher ist keine aufgetreten und Nando scheint recht friedlich zu wirken. Doch seitdem er wieder da war, herrschte eine angespannte Luft im Haus. Es war stiller und irgendwie langsamer geworden hier drin. Lorena verbrachte die meiste Zeit damit Tee zu trinken oder sich um Nando zu kümmern. Gefühlt jede Minute kam sie und fragte, ob ihr jüngste Sohn etwas benötigte. Diego ist nur noch selten unterwegs und hält sich viel regelmäßiger in Nando's nähe auf. Zwar ist er die ganze Zeit mit seinem Handy beschäftigt, doch immerhin ist er Zuhause. Lorenzo benimmt sich Tag für Tag merkwürdiger. Auch wenn es niemand ausspricht, machen sich alle Gedanken um ihn. Er redet mit keinem von uns auch nur ein Wort, außer mit Nando natürlich. Unter Tags ist er so gut wie immer bei Nando, doch wenn es nachts ist und alle außer mir schlafen, höre ich, wie er das Haus verlässt. Ich hatte mir vorgenommen das nächste mal ihm einfach hinterherzulaufen, um das Gespräch mit ihm zu suchen.

Damian nahm einen Ohrstöpsel aus meinem Ohr und drückte mir einen Kuss auf die empfindliche Stelle darunter.

„Alles in Ordnung? Du hast Löcher in die Luft gestarrt."

Ich sah zu seinem Gesicht und presste die Lippen aufeinander.

„Ich habe nur nachgedacht."

„Über was?"

Ich zuckte mit den Schultern.

„Das übliche halt."

„Also über mich?"

Ich lächelte und drückte ihm einen Kuss auf den hochgezogenen Mundwinkel.

„Vielleicht." hauchte ich, worauf sein grinsen breiter wurde.

Er leckte sich über die Unterlippe und fuhr mit seinen Daumen über meinen Wangenknochen.

„Sollte das gerade verführerisch klingen Ever Morgan?"

„Ich bezweifle, dass ich verführerisch klingen kann." antwortete ich und legte die Stirn in falten. Er lachte laut auf. Ein Geräusch, bei dem es mir warm ums Herz wurde. Ich liebte es, wenn er in schwierigen Zeiten trotzdem lächelte. Und noch mehr liebte ich es, wenn ich der Grund dafür war.

„Das stimmt. Du bist nämlich viel zu süß um verführerisch zu klingen."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf ein wenig schief.

„Was soll das den heißen? Ich kann auch sexy sein."

Meine Wangen färbten sich rot bei meinen Worten und am liebsten hätte ich sie zurück genommen, vorallem, als mir einfiel, dass wir nicht die einzigen Menschen im Raum waren. Ich kletterte von Damian's Schoß und strich meinen Pullover zurecht. Damian griff nach mir um mcih zurück zu ziehen, doch ich wich geschickt aus. Er grinste über beide Ohren und musterte mich von Kopf bis Fuß, so dass ich mich ein wenig nackt fühlte. Nando starrte auf den Bildschirm, und wirkte nicht so, als hätte er von der peinlichen Sache die ich gesagt habe etwas mitbekommen. Ich setzt mich zu ihm aufs Sofa, worauf er zu mir blickte. Ein schwaches lächeln erschien auf seinen Lippen.

„Gehen wir spazieren?" fragte er und blickte durch seine langen schwarzen Wimpern zu mir hoch.

„Nein."

Nando, Damian und ich blickten zur Treppe, auf der Lorena herunter gelaufen kam. Sie band sich die langen schwarzen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen, ehe sie sich durch Gesicht fuhr. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe abgesetzt. Sie wirkte nicht mehr so wie früher, was man ihr allerdings nicht verübeln konnte. Ich wunderte mich, dass es keine Verwandten gab, die Nando besuchen kamen. Es waren immer nur wir im Haus. Vielleicht wollten sie keinen Besuch? Vielleicht wollten sie einfach die restliche Zeit genissen. Erneuert überkam mich ein Gefühl, dass ich fehl am Platz war.

„Ihr geht nirgendwo hin und Nando erst recht nicht. Die Doktorin hat ausdrücklich verboten, dass Nando sich körperlich anstrengt!"

„Mum beruhige dich." Damian umfasste die Schultern seiner Mutter, doch diese riss sich los. Sie stürmte zu Nando, der mit großen Augen zu ihr hoch sah.

„Du musst jetzt die Medikamente nehmen, die dir verschrieben wurden."

Nando wich den ausgestreckten Armen seiner Mutter aus und zog einen Schmollmund.

„Ich will aber nicht!" protestierte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Lorena seufzte etwas genervt auf und streckte die Hände erneuert nach Nando aus.

„Willst du, dass dein Bauch dir wieder wehtut? Nein, also komm jetzt mit mir mit Schatz." Ihre Stimme klang um einiges ruhiger, trotzdem hörte man die Verzweiflung raus. Nando verneinte motzig und blickte böse drein. Lorena schloss die Augen und atmete kontrolliert aus und ein.

„Ich komme mit dir mit kleiner okay? Dann musst du sie nicht alleine nehmen." versprach Damian und setzte sich neben seinen kleinen Bruder. Nando sah zu ihm hoch und zögerte kurz, doch dann nickte er vorsichtig. Lächelnd hob Damian Nando auf seine Arme und ging mit ihm in Richtung Treppe. Lorena wirkte erleichtert und folgte ihren Söhnen.

„Bin gleich wieder da." sagte Damian und blickte kurz über seine Schulter in meine Richtung. Ich bejahte und blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Obwohl die Temperaturen gestiegen waren, war mir unfassbar kalt. Ich zog die Ärmel meines Pullovers runter und blickte auf den ausgeschalteten Fernseher. Das große Haus machte einen furchteinflößenden Eindruck, so wie ich nun mitten in ihm saß. Die hohen Wände und vorallem die Stille, die hier drinnen herrschte machte mich kirre. Einige Minuten verstrichen, als ich plötzlich hörte, wie die Haustür aufging. Unwillkürlich drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Lorenzo kickte sich eine Stiefel von den Füßen und erwiderte einen Moment meinen blick, bevor er wieder auf den Boden sah. Ich erhob mich von der Couch und ging auf ihn zu. Dies schien mir der perfekte Augenblick zu sein, um mit ihm zu sprechen.

„Hey." begrüßte ich ihn lächelnd. Er sah kurz zu mir herab und hob fragend eine Augenbraue. Sein Blick schweifte durch alle Richtungen.

„Wo ist den dein Bodyguard?"

„Mein was?"

Er lächelte, jedoch war es kein nettes lächeln. Es war das erste mal seit Tagen, dass er mit mir sprach.

„Na Damian. Der Kerl, der dir förmlich am Arsch klebt."

Ich runzelte die Stirn und stütze mein Gewicht auf einem Fuß ab.

„Hast du irgendein Problem Lorenzo?"

„Enzo." verbesserte er mich abrupt und lief danach an mir vorbei. Ich folgte ihm auf die Couch, auf die er sich fallen ließ. Er stützte die Füße auf dem kleinen Tisch ab und schaltete den Fernseher ein. Der Sender, den Nando davor geschaut hatte lief. Er schaltete um, bis ein Basketballspiel auftauchte.

„Hör zu ich möchte mit dir reden."

„Kein Interesse." antworte er schroff.

„Wir machen uns alle Sorgen um dich. Du bist kaum noch zu Hause und wenn, dann redest du mit keinem außer Nando."

Er lachte verbittert auf. So stark, dass selbst seine Grübchen zur Geltung kamen.

„Ich bin alt genug Süße um auf mich selbst aufzupassen. Niemand hat es nötig, sich um mich zu sorgen."

„Weißt du, ich kann verstehen, dass du nicht genau weißt, wie du mit der Sache umgehen sollst. Also wegen Nando und seiner Krankheit versteht sich, aber..."

„Sei still Ever." unterbrach er mich und biss die Zähne aufeinander.

„Du hast keine Ahnung von irgendwas, kapiert? Ich bin Nando's Bruder und du bist nur die verdammte Freundin von Damian. Du hast keine Bindung zu Nando und wirst nie verstehen können wie ich mich fühle."

„Ich weiß aber wie es ist jemand zu verlieren, der einem wichtig ist."

Ich dachte an den Tag zurück, als ich blutenden in den Glasscheiben lag und anschließend Damian alles erzählt hatte. Ich erinnerte mich, dass Lorenzo auch im Raum war und er ebenfalls bescheid wusste. Doch wenn ich ihn mir jetzt so ansah, schien es ihm egal zu sein. In seinen hellbraunen Augen loderte das Feuer, als er mich mit seinem Blick fixierte.

„Du kanntest deinen Zwillingsbruder doch garnicht. Er ist gestorben, bevor er überhaupt auf der Welt war."

Das saß. Und wie das saß. Ich schluckte schwer. In meinem Kopf fühlte es sich an, als hätte mich jemand heftig gestoßen. Ich durfte jetzt nicht weich werden. Er meinte es garnicht so, da war ich mir sicher. In Lorenzo's Augen lag kein Bedauern, als er auf meine Reaktion wartete.

„Wenn du reden willst, bin ich da. Zu jeder Stunde, an jedem Tag."

„Danke für das nette Angebot aber ich lehne ab."

„Das war kein Angebot, nur eine Sache von der ich will, dass du sie weißt."

Er rollte mit den Augen und schien gelangweilt von meinem Gerede.

„Du bist echt niedlich Ever, wenn du davon redest mir zuzuhören und den ganzen Scheiß, denn du sonst noch von dir gibst. Jedoch glaub ich, dass dich mein Weichei von Bruder mehr braucht als ich das tue. Am Ende ist es sowieso so, dass Dad Mum hat, Damian dich und ich niemanden. Weil ich auch niemanden haben will. Ich bin ein Einzelgänger und das war ich schon immer. Akzeptiere das oder nicht, es ist mir sowieso scheiß egal was du von mir denkst."

Ich brachte kein Wort raus. Das erste mal wirkte Lorenzo richtig verloren, so wie er da saß und davon sprach wie allein er war. Vielleicht hatte er sogar ein wenig recht. Er hatte keine Bindung, die beispielsweise Damian und ich haben. Er wird nicht auf die Art geliebt, auf die sonst jeder andere im Haus geliebt wird.

„Lo...Enzo ich verstehe ja, dass du..."

Er sprang von der Couch auf und stellte sich vor mich hin. Lorenzo wirkte noch größer, da ich noch immer saß. Seine Gestalt warf einen Schatten über mich, der mich erschaudern ließ.

„Ever wie oft noch, halt deinen Mund! Dein Gelaber interessiert mich einen Dreck! Du nervst einfach nur, meine Fresse!"

„Was zum Teufel ist in dich gefahren!?"

Wir blickten beide zur Treppe, wo Damian gerade die letzte Stufe verließ und in schnellen Schritten auf uns zu lief. Ich zuckte bei Damian's wütenden Gesicht zusammen und erhob mich vorsichtig. Lorenzo lachte schief.

„Da ist ja wieder dein Arschkriecher." murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich musterte Lorenzo's tätowierten Arme, die unglaublich verwirrende Muster und Schriftzüge aufzeigten.

„Wieso schreist du sie an und dann auch noch mit solchen Wörtern!?" fuhr Damian seinen Bruder an und baute sich vor ihm auf.

„Darf ich jetzt nichtmal mehr Schimpfwörter verwenden, wenn sie dabei ist?" fragte er und grinste breit.

„Was bildest du dir eigentlich ein Enzo? Seit Wochen ignorierst du uns alle und verhältst dich wie das letzte Arschloch. Jetzt brüllst du auch noch Ever an, obwohl sie dir nichts getan hat."

„Sag deiner kleinen, sie soll mich nicht voll labbern, dann schrei ich sie auch nicht an. Aber sie geht mir unglaublich auf die nerven. Wie hältst du es überhaupt mit ihr aus, wenn sie nur so dummes Zeug von sich gibt."

Damian holte aus, ehe ich dazwischen gehen konnte. Ich stellte mich vor Damian, damit mehr Angriffe seinerseits verhindert werden konnten. Plötzlich spürte ich jedoch einen pochenden Schmerz an meiner Schläfe. Mein Körper befand sich auf den Boden. Ich öffnete vorsichtig die Augen und erblickte rotes Blut auf dem Parkett.

„Fuck!" hörte ich Lorenzo fluchen.

„Ever geht es dir gut?" Damian kniete sich neben mich und betrachtete mein Gesicht. Er berührte meine Schläfe, worauf ich schmerzhaft aufzischte. Sein Atem ging stoßweise, während er mir auf die Beine half.

„Gott Ever es tut mir so leid, eigentlich wollte ich Damian treffen und nicht dich." stotterte Lorenzo hastig. Sein Gesicht war kreidebleich, fast so weiß, wie an dem Tag, als Nando's Krankheit das erste mal seine Wirkung gezeigt hatte. Ich hielt mir meine Hand an die blutende Stelle und schloss die Augen. Von dem kalten und gefühllosen Lorenzo war keine Spur mehr.

„Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass du mir nicht absichtlich wehtun wolltest."

Damian sah so aus, als würde er sich jeden Moment auf seinen Bruder stürzen, doch ich hielt ihm am Ärmel fest um weiteres Drama zu verhindern.

„Was ist hier los? Ich kann mich wegen dem ganzen Lärm nicht konzentrieren!"

Oh nein, auch noch das. Diego kam die Treppe herunter und rückte sein Hemd zurecht. Ich hatte völlig vergessen, dass er oben in seinem Büro war und arbeitete. Sein Blick fiel von Damian zu Lorenzo und anschließend bei mir. Er formte die Lippen zu einem O. Seine Miene wurde wütend, als er sich prüfend umsah.

„Was ist mit ihr geschehen? Wieso blutet sie verdammt nochmal!?" Damian's Vater war sonst immer recht ruhig, weshalb mich sein Ton umso mehr überraschte. Mit jeder Sekunde schmerzte meine Wunde mehr. Lorenzo hatte wirklich ausgeholt.

„Ich bin ausgerutscht und auf den Boden aufgekracht." log ich schnell, bevor jemand anderes zur Antwort ansetzten konnte. Diego runzelte die Stirn und sah zu Lorenzo.

„Und wieso blutest du aus der Nase Enzo?"

Lorenzo hielt sich die Hand unter die Nase und fluchte leise vor sich hin. Diego sah misstrauisch zu Damian und wartete wahrscheinlich darauf, dass er die Situation aufklärte, doch er sah weiterhin hasserfüllt zu seinem Bruder.

„Es ist alles in Ordnung Diego. Tut uns leid, dass wir so laut waren. Du kannst wieder hochgehen und deine Arbeit fortführen."

Er schüttelte mit den Kopf und wirkte mit jeder Sekunde angespannter.

„Erst will ich wissen, was passiert ist."

„Ich hole mir schnell ein Taschentuch ja?" Ich bemerkte, dass ich die Blutung nicht länger mit meiner Hand stoppen konnte. Diego winkte ab und kehrte uns den Rücken.

„Ich mach das schon. Setzt du dich auf die Couch."

Ich tat das was er sagte. Damian setzte sich neben mich und betrachtete nochmals meine Wunde, als sei er ein Arzt.

„Tut es sehr weh?" flüsterte er. Seine hellgrünen Augen forschten in meinem Gesicht nach einer Antwort.

„Nein überhaupt nicht." log ich und lächelte leicht. Ich wollte Streitereien, sowie Komplikationen vermeiden. Es war nicht so, als gäbe es zu wenig Anspannung in diesem Haus.

„Lüg mich nicht an, ich weiß wie fest mein Bruder zuschlägt." Ich machte eine abwinkende Handbewegung.

„Ever ich weiß garnicht was ich sagen soll. Es tut mir so unglaublich leid."

Lorenzo hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah flehend in meine Richtung. Ich öffnete meinen Mund um ihn zu beruhigen, als Damian mir zuvor kam.

„Ich schwöre bei Gott, wenn du nicht sofort still bist blutet nicht nur deine Nase."

„Pscht."

Diego kam mit einer Packung Taschentücher ins Wohnzimmer gerannt und reichte sie mir.

„Danke."

„Ich wusste nicht so genau wo sie sich befanden. Kenne mich nicht so gut im Haushalt aus." entschuldigte er sich unnötig und lächelte unschuldig.

„Kein Problem."

Damian öffnete die Packung und wischte das Blut von meinen Fingern, bevor er sich meiner Schläfe widmete. Er tupfte vorsichtig meine Wunde ab. Ich bemühte mich nicht das Gesicht zu verziehen. Lorena führte an der Hand Nando die Treppen herunter. Er lachte, während er auf jede zweite Stufe sprang. Auch Lorena's Mundwinkel waren nach oben gebogen, als sie ihrem Sohn zusah. Jedoch erstarben ihre fröhlichen Gesichter, als sie uns erblickten. Jetzt auch das noch.

„Per carità! Was ist den hier passiert?" Sie hielt sie die Hände vor den Mund. Nando kam auf mich zugerannt.

„Ever ist alles okay? Du blutest ganz schrecklich."

Ich sah zu dem kleinen Lockenkopf und rang mich zu einem lächeln, obwohl ich am liebsten geweint hätte. Nicht nur weil meine Schläfe von schmerz brannte, sondern auch weil die ganze Situation so unglaublich frustrierend war. Ich glaub das war das erste mal seit Wochen, dass sich die ganze Familie auf einem Fleck befand.

„Enzo hat ausgeholt um mir eine zu verpassen, hat jedoch Ever getroffen, weil sie sich dazwischen gestellt hat. Das ist der Grund für ihre Wunde und nicht, dass sie angeblich ausgerutscht ist!" brüllte Damian wütend und zeigte mit dem Finger auf Lorenzo. Ich war sauer auf Damian, dass er das gesagt hatte, obwohl er den Mund halten sollte. Ein entsetztes Seufzten nahm den Raum ein. Damian kam Lorenzo gefährlich nahe, als sein Vater zum Wort ansetzte.

„Schluss! Das glaub ich jetzt nicht!" schrie Diego beinahe und ging einen Schritt näher auf Lorenzo zu.

„Das war Enzo?" fragte Nando unglaubwürdig und betrachtete meine Wunde. Lorena schüttelte enttäuscht den Kopf und starrte auf die Wand. Damian knirschte mit den Zähnen und ich war mir sicher, wäre Nando nicht im Raum, hätte er weitergemacht, wo er aufgehört hatte.

„Er hat es nicht absichtlich getan und außerdem ist es nicht so schlimm wie es aussieht! Mir geht es gut ernsthaft! War nur ein blöder Unfall mehr nicht." versuchte ich die angespannte Luft zu durchbrechen. Diego entspannte sich tatsächlich ein wenig und sah zu mir rüber.

„Ich finde keine Worte, um mich für das Verhalten meines Sohnes zu entschuldigen."

Gott, ich fühlte mich wie in einer überdramatischen Soap Opera.

„Alles gut. Ich denke ich lege mich nur kurz hin um den Schock zu verarbeiten. Aber bis spätestens morgen wird sicherlich keine Spur mehr dem Missgeschick sein."

Ich erhob mich von der Couch. Damian legte seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Ich ignorierte, als er probierte Blickkontakt mit mir aufzunehmen.

„Du und ich werden uns unterhalten Lorenzo!" fauchte Lorena. Diego stürmte zur Küche, ohne ein Wort zu sagen. Nando setzte sich langsam auf das Sofa. Lorenzo wirkte, als befände er sich in einer starre. Er sah mich entschuldigend an und ich versuchte ihm irgendwie mitzuteilen, dass er sich keinen Kopf machen brauchte. Wir liefen die Treppen hoch und gingen in Damian's Zimmer. Er nannte es auch gern „unser" Zimmer. Behutsam bettete er mich auf die Matratze und setzte sich neben mich. Eine Weile sagte keiner von uns etwas. Draußen kreischten Raben und langsam nahm der Himmel dunkele Gestalt an. Ich tupfte immer mal wieder auf meiner Wunde herum, um die Blutung zu stoppen, doch es hörte einfach nicht auf.

„Wir sollten ins Krankenhaus fahren." unterbrach Damian die Stille und sah zu mir.

„Jetzt übertreib es doch nicht." Ich war noch immer sauer, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Damian sah mich an, als ob ich verrückt geworden wäre.

„Ich soll es nicht übertreiben? Du machst doch wohl Witze. Lorenzo kann meinetwegen uns alle ignorieren, sich zickig verhalten und er kann verdammt nochmal rumschreien, wenn er unbedingt will, aber das" er zeigte auf meine Schläfe „das ist zu viel. Er ist zu weit gegangen."

„Das war doch keine Absicht." verteidigte ich ihn.

„Ist mir völlig egal, trotzdem hat er dich getroffen! Und ich weiß wie verdammt fest er zuhaut! Du wirst einen Lila Fleck bekommen."

„Nichts neues."

Ehe ich wusste was ich von mir gab, waren die Worte schon aus meinem Mund gepurzelt. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und atmete tief ein.

„Ich werde ihm das niemals verzeihen. Niemals. Er wird es noch so bereuen, dass er das getan hat." murmelte Damian und ich konnte förmlich sehen wie er vor Wut überschäumte.

„Er ist dein Bruder und außerdem war es nicht seine Absicht mich zu schlagen, wie oft noch. Es gibt wichtigere Sachen im Moment, als meine bescheuerte Wunde."

„Du kapierst es echt nicht. Es ist mir scheiß egal wer dir weh tut und auf welche Art und Weise dir jemand wehtut, für mich ist es immer gleich schlimm. Du hast keine Ahnung was für Gefühle sowas in mir auslöst. Ich könnte ein ganzes Massacker anrichten, wenn es um dich geht."

Ich berührte seine Wange und sah zu ihm rauf. Er schmiegte sich an meine Hand und küsste mein Handinneres.

„Der einzige Mensch, der mir wirklich wehtun kann bist du."

Ich küsste seinen Mundwinkel und wollte mich gerade wieder entfernen, als er mich sanft an sich zog. Er legte mich mit den Rücken auf die Matratze und stütze sich mit den Händen seitlich von meinem Oberkörper ab. Vielleicht war das nicht der beste Zeitpunkt um rumzuknutschen, jedoch konnte ich seinen Lippen nicht widerstehen, wenn sie erst einmal auf meinen lagen. Ich stöhnte leise auf, als seine Zunge über meine Unterlippe fuhr.

„Damian." hauchte ich und vergrub meine Fingernägel in seinen kräftigen Oberarmen. Er seufzte, drang mit der Zunge in meinen Mund ein, und fing damit mein stöhnen auf. Plötzlich tat mein Kopf garnicht mehr so weh und alles an was ich denken konnte war wie sich Damian's Körper an meinen schmiegte. Er wollte zurückweichen, doch ich zog ihn nur noch näher an mich ran. Damian keuchte auf und legte seine Hand unter meine Taille.

„Ever." seufzte er und ließ von mir ab. Ich öffnete die Augen und sah zu ihm hoch.

Er fuhr mit dem Finger zu meiner Wunde und drückte mir einen sanften Kuss auf den Mundwinkel.

„Du solltest dich ausruhen. Es blutet noch ein wenig."

Ich nickte. Damian legte seine Hand auf meinen Rücken und half mir mich zu setzen.

"Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?" fragte Damian und zog die Bettdecke von der Matratze, damit ich mich hinlegen konnte.

"Ja das wäre nett."

Er nickte und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe er das Zimmer verließ. Ich seufzte auf und schloss die Augen. Hätte ich mich einfach nicht dazwischen gestellt. Obwohl, dann hätte er Damian getroffen und die Situation wäre vielleicht weiter eskaliert. Ich hätte Lorenzo einfach in Ruhe lassen sollen, dann wäre es überhaupt nicht so weit gekommen. Jetzt sind Damian und sein Bruder zerstritten, obwohl es gerade wirklich unpassend ist, wenn man auf die Tatsachen blickt. Lorenzo ist verbittert und fühlt sich allein. Er weiß einfach nicht wie er mit der ganzen Sache umgehen soll. Sein kleiner Bruder wird bald sterben und er muss hilflos mitansehen wie es ihm immer und immer schlechter geht. Klar wir müssen das alle, jedoch scheint es so, als wäre es für Lorenzo besonders schwer. Ich hoffe nur, dass er sich irgendwie fangen kann und nicht in seiner Verzweiflung ertrinkt.

Damian

Es gab bislang zwei Momente in meinem Leben in denen ich so sauer war wie im Moment. Nr.1 war, als Ever's Vater aufgekreuzt ist und sie misshandelt hat. Bis heute bereue ich es, dass ich ihn nicht umgebracht habe, auch wenn ich kurz davor stand. Nie werde ich vergessen, wie vollkommen die Kontrolle über mich verloren habe und tatsächlich beinahe einen Mord begangen hätte. Würde ich ihm nochmal über den Weg laufen, würde ich es zu Ende bringen. Nr.2 war, als der Hurensohn Namens Jack ihr K.O-Tropfen ins Getränk gemischt hat, um sie zur Bewusstlosigkeit zu bringen und dann was weiß ich was mit ihr zu tun. Ich will es mir nichtmal vorstellen was er mit ihr getan hätte, wäre ich nicht gekommen. Hätte Ever mich nicht umarmt und hätte ich nicht ihre sanfte Stimme in meinem Ohr gehört, hätte ich ihn wahrscheinlich viel übler zugerichtet. Nr.3 kam gerade dazu. Ich kochte förmlich vor Wut, als ich die Treppen herunter joggte. Mein Puls ging rasend schnell, als daran dachte, wie Ever sich vor mich gestellt hat, nur damit ich nicht nochmal aushole. Enzo hat ihr seine Faust in die Schläfe gerammt, obwohl der Schlag eigentlich für mich gedacht war. Tausend Gefühle brodelten in mir. Wut, Hass, Zorn, Schuld. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, wenn Ever mit meinem Bruder spricht. Er ist völlig gereizt und schlecht drauf in letzter Zeit. Ich hätte es einfach nicht zulassen sollen. Enzo sprang von der Couch auf, als er mich erblickte und sah mich voller Verzweiflung an.

"Geht es ihr gut?" fragte er und suchte in meinem Gesicht nach einer Antwort. Nando sah mit großen Augen von dem Sofa aus zu mir. Ich biss die Zähne aufeinander, da ich mich zusammenreißen musste, um meinem Bruder keine reinzuhauen.

"Du hast ihr einen Schlag auf die Schläfe verpasst und sie ist zu Boden gefallen. Ich glaube ihr geht es sicherlich nicht gut, auch wenn sie es nicht zugeben will!"

Enzo zuckte zusammen und blickte zu Boden.

"Es...Es tut mir leid. Ich weiß garnicht so recht was ich sagen soll. Ich wollte nicht, dass sie getroffen wird."

Ich wusste, dass er das nicht wollte, trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass Ever mit blutender Schläfe im Bett liegt.

"Ich werde dir das nie verzeihen. Niemals!" fauchte ich und ballte die Hände zu Fäusten. Ich konnte meinen Zorn kaum noch in Schacht halten.

"Kann ich hoch und vielleicht mit ihr reden oder..."

Weiter kam er nicht, denn ich packte ihn am Kragen seines T-Shirts und schubbste ihn gegen die Wand. Nando kreischte auf und hielt sich die Hände vor den Mund. Hätte er nicht aufgeschrien, hätte ich noch aggressiver reagiert. Ich beließ es dabei ihn nur gegen die Wand zu pressen. 1.) Weil Nando im Raum anwesend war 2.) Wäre Ever sauer auf mich, wenn ich Enzo eine reinhauen würde.

"Du kannst nicht mehr mit ihr reden! Du hattest bereits deine Chance, hast dich aber wie ich dich kenne arschig verhalten."

Ich stoße ihn erneuert gegen die Wand. Er hatte die Zähne fest aufeinander gebissen, so dass ich sie knirschen hörte. Seine Augen waren leer und jegliche Emotion war aus seinen gesicht verblasst.

"Du weißt ganz genau weshalb ich mich so aufrege. Du kennst Ever's Vergangenheit und du warst dabei, als ihr Vater sie übel zugerichtet hat! Kannst du dir ansatzweise vorstellen wie wütend es mich macht, wenn ihr jemand auch nur ein Haar krümmt!? Absichtlich oder nicht." Obwohl ich leise sprach, war meine Stimme voller Zorn. Meine Atmung ging stoßweise, während ich in Enzo's geweitete Pupillen blickte. Er brachte kein Ton raus, was ich mir schon gedacht hatte.

"Meine Güte, Damian lass deinen Bruder los! Du machst Nando noch Angst!"

Die Stimme meiner Mutter drang zu mir durch. Ich gehorchte und ließ ihn los. Er schüttelte sich kurz und blickte auf sein zerknittertes T-Shirt herab. Nando hatte Tränen in den Augen. Gott, am liebsten würde ich auf irgendetwas einschlagen. Was für ein beschissner Tag!

"Jetzt beruhige dich mal wieder Damian. Dein Gesicht ist ganz rot." Meine Mutter legte ihre Hand auf meine Wange und drehte nennen Kopf in ihre Richtung,so dass ich gezwungen war sie anzusehen.

"Ich beruhige mich sicherlich nicht!" Ich tratt einen Schritt von ihr zurück. Sie sah mich bekümmerd an, doch ich wich ihrem Blick standhaft aus.

"Damian ich kann verstehen, wenn du sauer bist, aber Ever's Verletzung wird davon auch nicht weggehen." Ich konnte nicht glauben was meine Mutter da von sich gab.

"Sie wird wahrscheinlich einen fetten blauen Fleck an der Stelle bekommen, weil mein Bruder ihr eine reingehauen hat!" zischte ich.

"Aber doch nicht absichtlich!" Meine Mutter warf dramatisch die Hände in die Luft.

"Ist mir scheiß egal. Absticht oder nicht davon wird Ever's Verletzung auch nicht weggehen." äffte ich meine Mutter nach, ehe ich das Wohnzimmer verließ und in die Küche ging. In meiner linken Hand befand sich ein Glas Wasser mit Eiswürfel, während ich die Treppe hochlief. Mein Zorn verflog augenblicklich, als ich das Zimmer betratt. Ever lag zu einer kleinen Kugel gerollt im Bett und hatte die Decke bis zur Nase hochgezogen. Ich schloss leise die Tür hinter mir und war wie jedesmal erstaunt welche Wirkung Ever auf mich hatte. Sie sorgte dafür, dass sich in mir ein befreiendes Gefühl breit machte. Wenn ich bei ihr war, war ich ein besserer Mensch. Ich war glücklich und gelassen.

"Hey tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat. Ich war noch auf den Klo." Ich hasste es dir anzulügen, aber ich wollte nicht, dass sie sich unnötig Gedanken machte.

"Kein Problem." Sie setzte sich auf und trank einen großen Schluck aus dem Glas. Ich setzte mich auf die Bettkante und beobachtete wie sie sich über die Lippen leckte, als sie das Glas auf den Nachttisch hinstellte. Am liebsten würde ich ihren weichen Mund erneuert abschmecken, vorallem als sie sich vorhin praktisch an mich geklammert hat. Als ich sie geküsst hatte, habe ich gespürt wie sehr sie mich brauchte. Und wie sehr ich sie brauchte. Sie zupfte mit ihren Fingern an der Bettdecke herum und biss auf ihre Unterlippe. Augenblicklich wusste ich, dass etwas nicht stimmte.

"Hey was ist los?" Sie sah zu mir hoch, als ich mit meinen Händen ihr Gesicht umfasste.

"Es tut mir so leid. Ich hätte einfach nicht dazwischen gehen sollen, aber hätte ich es nicht getan, dann hättest du den Schlag abbekommen. Aber jetzt seit ihr alle sauer auf ihn und das wollte ich doch nicht. Ich wollte Streitereien verhindern und jetzt habe ich es nur noch schlimmer gemacht." In ihren Augen stauten sich Tränen an, was mir einen heftigen Stich ins Herz bereitete. Ich rutschte näher an sie ran und strich lose Strähnen aus ihrem Gesicht. Sie war noch immer unglaublich dünn, obwohl sie regelmäßig aß. Ich achtete sogar darauf, dass sie genug zu sich nahm. Trotzdem war sie schwach. Das war nicht zu übersehen.

"Es ist doch nicht deine Schuld. Hätte er mich getroffen, wäre ich genauso sauer gewesen." Okay zugegeben das stimmte nicht, hätte er mich getroffen, wäre ich einen Tag angepisst gewesen, aber ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte.

"Du wolltest nur das Beste Ever und deshalb bist du dazwischen gegangen."

Eine Träne kullerte aus ihrem Augenwinkel. Verdammt!

"Süße glaub mir, du musst dir keine Gedanken machen. Geh bitte nie wieder dazwischen, wenn ich mich mit jemanden Prügel. Du kannst dich hinter mich stellen aber niemals vor mich okay?"

"Du sollst dich im allgemeinen mit niemandem Schlägern."

Ich lächelte leicht, weil sie einfach so unfassbar süß war. Sie fuhr mit dem Handrücken über ihre nasse Wange und schniefte auf. Ich betrachtete ihre Hände und irgendwie kam es mir so vor, als würde irgendetwas an ihren Fingern fehlen. An einem Finger besonders. Es war der Finger zwischen dem Mittelfinger und dem kleinen Finger. Der Ringfinger. Ich stellte mir vor, wie sie einen Ring tragen würde, der symbolisierte, dass sie für immer mir gehören wird. Eines Tages würde ich dieses Mädchen heiraten, so viel stand fest. Ich zog Hand an meinen Mund und drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche.

„Tust du mir einen gefallen?" fragte sie leise und sah hoffnungsvoll mit ihren dunkeln Augen zu mir.

„Alles."

„Wirklich alles?"

Verdammt nochmal ja! Ich würde alles für sie tun. Ein wenig war meine Liebe zu ihr schon übertrieben. Ich liebte sie so sehr, dass ich wirklich alles tun würde, wenn sie es wollte.

„Was brauchst du?"

„Vertrag dich wieder mit deinem Bruder."

„Was?"

Sie seuftze.

„Ich will, dass Enzo und du euch wieder vertragt. Weder du noch er, kann weitere Komplikationen in seinem Leben ertragen oder gebrauchen."

Ich schüttelte den Kopf. Okay, vielleicht würde ich doch nicht alles für sie tun.

„Ever ich kann das nicht...du verstehst es nicht...es geht einfach nicht."

„Verzeih ihm Damian. Er braucht dich mehr als du denkst."

Ihre großen Rehaugen sahen verzweifelt zu mir hoch. Ich hasste wenn sie das tat.

„Ich werde mit ihm reden."

Sie lächelte schwach.

„Danke."

Eigentlich hatte ich wirklich keine Lust mich mit meinem Bruder zu vertragen, jedoch war es ihre bitte. Und wenn ich es schon nicht für mich tat, dann tat ich es eben für sie. Solange sie zufrieden war, war ich es auch.

„Legst du dich neben mich?" fragte sie und rutschte zur Seite. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich legte mich auf den Platz, den sie mir frei gemacht hatte und zog sie augenblicklich an mich. Ihr Haar duftete unglaublich gut. Ihre Haut war gewohnt eiskalt, doch es störte mich nicht. Immerhin konnte ich sie wärmen. Sie schmiegte ihre Wange an meine Brust und legte die Arme um meine Mitte.

„Sollten wir deine Wunde nicht desinfizieren?" fiel mir plötzlich ein. Ich machte mich von ihr los um ins Bad zu gehen, als sie mich wieder an sich zog.

„Ist doch egal, das können wir auch morgen machen. Ich will, dass du bei mir bleibst." Verdammt, wie ich das liebte, wenn sie so anhänglich war. Ich gab nach, weil ich ihr ihre bitte niemals abschlagen könnte. Vorallem nicht, wenn es sich um so eine bitte handelt. Ich ging wieder in die vorherige Position und spürte wieder Ever's Körper an meinem. Sie atmete leise durch die Nase ein und aus. Ohne miteinander zu sprechen lagen wir da.

„Weißt du wie sehr ich dich vermisst habe die letzten Wochen? Ich habe so schrecklich geschlafen. Mir war ständig kalt und ich war so unfassbar traurig."

Ich stellte mir vor wie Ever in ihrem ungemütlichen Bett lag und nicht einschlafen konnte. Wie sie mitten in der Nacht aufschreckte, weil sie einen Albtraum gehabt hatte. Der schlimmste Gedanke war jedoch, wenn ich sie mir weinend vorstellte. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Kopf und legte meinen Arm um ihren Körper, um sie näher an mich zu ziehen.

„Du weißt, dass ich bleibe. Ich werde für immer bei dir bleiben."

Ich hoffte, dass ich recht behalten würde. Die Zeit wurde immer knapper und ich hatte angst vor dem Tag, an dem alles vorbei sein würde. Wenn Nando erstmal weg war, konnte ich mir nicht vorstellen wie ich reagieren würde. Ich hatte angst so wie Enzo zu werden. Jeden und alles von mir wegzustoßen. Ever von mir wegzustoßen. Ich würde ihr wehtun und mit dem Wissen könnte ich niemals leben.

„Ich hoffe du wirst das." murmelte sie. 

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