Verschiedene Welten

By HolyPinApple

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Jamie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Geldprobleme kennt sie nicht, genau so wenig wie ihren Vater. Für si... More

Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41

Kapitel 1

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By HolyPinApple

„Ach du Scheiße!", mit weit aufgerissenen Augen und die Hände vor mein Gesicht geschlagen stand ich da und betrachtete den silberfarbenen Mercedes, der gerade in einen Kleinbus gerast war. Ich hatte eigentlich nur kurz in die Boutique gehen wollen um diese wunderschöne neue Handtasche von Louis Vuitton zu kaufen, da hatte dieser blöde Mercedes, den ich erst seit zwei Wochen besaß, sich selbstständig gemacht. Jetzt sah er mehr wie ein verbeulter Schrotthaufen aus, aus dessen Motorhaube Rauch aufstieg.

„Wem zur Hölle gehört das Auto?", der Fahrer des Kleinbusses war gerade ausgestiegen und sah mit Entsetzen auf das Szenario. Andere Autofahrer hatten ebenfalls angehalten und auch schaulustige Fußgänger waren stehen geblieben um interessiert das Geschehen zu beobachten. Dass heute absolut nicht mein Tag war wusste ich schon als mir mein manikürter Fingernagel am Morgen abgebrochen war.

„Das ist meiner!", sagte ich kleinlaut während ich zum Fahrer des Kleinbusses ging. Dieser schaute mich nur entsetzt an. Anscheinend fehlten ihm die Worte.

„Es tut mir leid?", sagte ich unsicher während ich beschämt grinste.

„Es... es tut dir leid? Was denkst du, sage ich meinem Chef jetzt?"

„Meine Mutter wird für den Schaden aufkommen, das ist kein Problem!", entgegnete ich, wusste aber gleichzeitig dass meine Mutter mir den Kopf abreißen würde. Das war der dritte Wagen dieses Jahr, den ich in seine Einzelteile zerlegt hatte. Der Mann schnaubte nur abfällig und griff nach seinem Handy. Wahrscheinlich rief er die Polizei an. Ich konnte nichts anderes tun als ihm dabei zuzusehen. Irgendwie hatte ich ein verdammt mieses Gefühl dieses Mal... Mein Gefühl bestätigte sich als wenig später meine Mutter, gefolgt von ihrem neuen Freund Peter, den ich übrigens über alles hasste, am Unfallort eintraf.

„Jamie Rose Whitman!", schrie sie, sobald sie mich entdeckt hatte. „Wie konnte das schon wieder passieren?"

„Hi Mum.", murmelte ich bemüht ein äußerst trauriges Gesicht aufzusetzen. Außerdem, was war sie denn für eine Mutter? Sie fragte noch nicht einmal wie es mir ging! Schließlich hatte ich einen Unfall, oder der Wagen, ich saß ja nicht drin, aber trotzdem!

„Mrs. Whitman?", ein uniformierter Polizist trat zu meiner Mutter und ihrem lästigen Freund. „Offenbar hat Ihre Tochter vergessen die Handbremse anzuziehen."

Meiner Mutter entglitten ihre Gesichtszüge, was ihr nur äußerst selten passierte. So wütend hatte ich sie noch nie gesehen.

„Ich wollte doch nur die neue Handtasche kaufen.", versuchte ich einen halbherzigen Versuch die Situation zu erklären.

„Bitte was? Die neue Handtasche?"

Ich nickte. „Mhm." Zum Beweis hielt ich ihr das schicke rote Teil entgegen.

„Ich glaube das nicht!", sagte meine Mutter während sie sich in einer übertriebenen Pose Luft zu fächerte. „Dieses Mädchen raubt mir noch den letzten Nerv!"

Peter, dieser Trottel, legte beruhigend einen Arm um ihre Schultern.

„Beruhige dich, Liebes!", sagte er ruhig während meine Mutter so tat, als würde sie jeden Moment hyperventilieren.

„Mum, ich war durcheinander."

„Wieso warst du denn durcheinander?", keifte meine Mutter. Vergessen war ihr Schauspiel mit dem Nervenzusammenbruch.

„Stacy arbeitet nicht mehr im Nagelstudio und ihre Kollegin Erica, deren Blondierung übrigens völlig billig aussieht, hat mir die Maniküre versaut!"

Ich bemerkte, dass nicht nur dem Polizisten die Gesichtszüge entglitten sondern dass auch der Fahrer des Kleinbusses mich anstarrte, als hätte ich gerade offenbart, dass ich Angelina Jolie höchstpersönlich sei.

„Steig in den Wagen!", schrie sie mich mit ihrer schrillen Stimme an. Ich beschloss, dass es wohl das Beste wäre einfach auf sie zu hören. Als ich auf dem weichen Ledersitz in Peters BMW Platz nahm überlief mich ein eiskalter Schauer. Dieses Mal würde es Folgen haben. Dieses Mal hatte ich es zu weit getrieben, die Bombe zum Platzen gebracht...

***

„Oh nein Mutter, vergiss es!", brüllte ich während ich mit voller Absicht über den peinlich genau gestutzten Rasen meiner Mutter trampelte. Die Absätze meiner Pumps bohrten sich bei jedem Schritt in die grüne Fläche. Jeden Tag verbrachten Gärtner Stunden damit, den Vorgarten und die Einfahrt zu pflegen.

„Jamie Rose Whitman! Sofort kommst du hierher zurück!", brüllte meine Mutter, die zwischen den weißen Säulen, die unsere Haustür flankierten, stand.

„Nein!", keifte ich zurück und riss eine der Petunien aus, auf die meine Mutter so stolz war. Sie wollte mich allen Ernstes zu meinem Vater schicken. Ich kannte diesen Mann nicht einmal. Er hatte sich aus dem Staub gemacht als ich ein Jahr alt gewesen war. Außerdem lebte er in Mexiko und war arm wie eine Kirchenmaus. Meine Mutter hatte ihn auf einer Ferienanlage kennen gelernt. Sie hatte Urlaub gemacht, er hatte dort gearbeitet. Dumm wie sie war hatte sie sich von ihm schwängern lassen und ich war das Ergebnis. Zum Glück hatte ich äußerlich nur die guten Gene mitbekommen. Während mein Dad wie alle räudigen Straßenköter aussah mit seinen dunklen Haaren und der dunklen Haut, sah ich aus wie meine Mutter. Blondes Haar, blaue Augen, helle Haut. Ich hatte meinen Erzeuger noch niemals gesehen, ich wusste nur wie er aussah, weil meine Mutter immer wieder betonte wie froh sie war, dass ich nicht nach ihm kam. Und jetzt wollte sie mich nach Mexiko abschieben. Diese Frau hatte sie ja nicht mehr alle!

„Das hat Peter dir doch eingeredet! Warte nur, wenn ich den in die Finger bekomme!", zischte ich während ich Anlauf nahm und weiteren Petunien die Blüten mit meinen Pumps abtrat. Meine Wut steigerte sich ins Unermessliche als ich bemerkte, dass meine Mutter mich überhaupt nicht davon abhalten wollte ihre wertvollen Blumen zu zerstören. Am Ende war nicht nur der Garten zerstört sondern auch meine Pumps von Manolo Blahnik. Vielen Dank auch, Peter, du Arschloch!

***

Da es nur knapp zwei Stunden mit dem Auto von San Diego nach Ensenada sind, fährt Peter, dieser Trottel, mich höchstpersönlich nach Mexico. Doch anstatt mich zu meinem Vater zu fahren, lässt er mich ziemlich angepisst am Bahnhof von Ensenada zurück. Ja, er besitzt wirklich die Frechheit angepisst zu sein. Ich konnte schließlich nichts dafür, dass er so ein Volltrottel war und ich ihm das auch die gesamte Fahrt über gesagt hatte. Von meiner Mutter hatte ich mich nicht verabschiedet. Sie hatte mir erlaubt nur einen einzigen Koffer mitzunehmen. Wie stellte sie sich das bitte vor? Ich konnte doch nicht mit so wenigen Klamotten leben! Obwohl es in San Diego ebenfalls ziemlich heiß war und ich daran gewöhnt war, schwitzte ich ganz schrecklich als ich am Straßenrand in der prallen Sonne stand und Peter hinterher sah als er mit seinem BMW verschwand. Bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden war, war ich mit erhobenem Mittelfinger dagestanden. Die Blicke der Leute, die allesamt aussahen wie räudige Straßenköter, hatte ich ignoriert. Wenn auch nur einer die Frechheit besitzen würde mich anzusprechen, würde ich mit meinen rot lackierten Nägeln seine Augen auskratzen. Schließlich setzte ich mich auf meinen Koffer und kramte in meiner Handtasche nach meinem Mini-Ventilator.

„Bist du die Tochter von Miguel?", ein Junge, er war allerhöchstens sechszehn, stand plötzlich vor mir. Er sprach mit starkem Akzent und ich sah ihn nur abwertend an.

„Wer möchte das wissen?", ich rümpfte meine Nase. Seine Klamotten starrten nur so vor Dreck. Es war ekelhaft.

„Ich soll dich zu Miguel bringen."

Ich überlegte noch einen Moment ob ich wirklich mit dem Kerl fahren sollte. Wenn ich entführt, vergewaltigt und ermordet werden würde, würde es meiner Mutter noch leidtun, dass sie mich in dieser Loch hier geschickt hatte. Also nickte ich schnell und stand auf. Ich hatte eigentlich erwartet dass der Kleine meinen Koffer zum Wagen tragen würde, umso wütender wurde ich als er einfach davon lief und ich mich in dieser Affenhitze selbst mit dem Koffer herum schlagen musste. Wenn die Kerle hier alle keine Manieren hatten, würde ich keine Woche überleben! Unbeholfen und wie der letzte Depp zog ich also meinen Koffer hinter mir her, der übermäßig schwer war, da ich alles, was ging, hinein gestopft hatte. Es war ja schließlich der einzige Koffer, den ich mitnehmen durfte. Als ich schließlich mit meinen High Heels umknickte und beinahe auf die dreckige Straße gefallen wäre, stöhnte ich frustriert auf.

„Gib her!", der Junge nahm mir den Koffer ab als wir schon bei seinem Wagen waren. Naja, als Wagen konnte man diese Schleuder nicht gerade bezeichnen. Es war ein alter, verrosteter Truck mit Fahrerhaus und einer Ladefläche. Der Mexikaner nahm meinen teuren Koffer und schleuderte ihn auf die Ladefläche.

„Hey! Das ist Louis Vuitton!", brüllte ich als ich sah wie respektlos er mit meinem Hab und Gut umging.

„Ist mir egal wie dein Koffer heißt! Steig ein jetzt!", knurrte er und ich konnte mir ein erschrockenes Fiepsen nicht unterdrücken. Als ich die Beifahrertür öffnete kroch mir sofort der Gestank nach altem Rauch und Schweiß in die Nase.

„Uhhh, ist ja ekelhaft!", murmelte ich und fischte mein Reisedesinfektionsspray aus der Handtasche. Ich besprühte die Türgriffe und den Sitz großzügig damit.

„Lass den Scheiß!", keifte der Junge und schlug gegen meine Hand, sodass das Spray in den Fußraum flog.

„Hey! Nimm deine dreckigen Pfoten weg!"

Er verdrehte seine Augen und als ich es endlich geschafft hatte mit dem engen Rock und den Heels auf den Sitz zu klettern startete er den Motor. Er steuerte das Schrott-Mobil durch die Stadt und als wir endlich in einem Vorort ankamen betrachtete ich die Häuser.

„Sieht ja ganz nett aus!", sagte ich und war erleichtert, dass die Gegend hier umsäumt war von großen, weißen Häusern. Sie waren nicht so schön wie unseres in San Diego, doch immerhin sahen sie neu aus. Vielleicht war mein Vater doch nicht so arm?

Tja, was soll ich sagen? Meine ganzen Träume wurden zerstört als die Gegend plötzlich ganz anders wurde. Ich sah kleine, heruntergekommene Häuser, die allesamt nur ein Stockwerk besaßen. Mitten auf der Straße spielten Kinder, auf den Gehsteigen oder vor den Häusern saßen Menschen und beobachteten uns neugierig. Ich lehnte mich im Sitz zurück und erwartete, dass die Fahrt noch eine Weile weiter gehen würde. In so einem herunter gekommenen Viertel würde mein Vater nicht wohnen. Das konnte nicht sein. Doch als der Junge das Auto vor genau so einer dreckigen Hütte anhielt, wusste ich, dass mein schlimmster Alptraum wahr geworden war.




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