Optimisten werden immer zuers...

By ElliElzbett

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Cornelius ist ein Pessimist aus Leidenschaft. Er lebt nach einer einfachen Regel: Erwarte nichts vom Leben, d... More

Von Schicksal, Blondinen und Doppeldates
Das Löckchen ist des Blondie sein Freund
Das Highlight
Pessimisten werden nicht enttäuscht
Über das Geboren worden sein
Ein Hoch auf die Freundschaft
Von Katern, Bloody Marys und Kellnern
Das Schiff sinkt sowieso
Eine Katastrophe kommt selten allein
-Mein Müll-
Aus diesem Winkel ist alles nur noch halb so beschissen
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
Familie ist das Größte
Die trügerische Verlockung des Alkohols
Mit dem falschen Fuß voran ins Leben
Wenn das Gefüge der Welt ins Wanken gerät
Was die Liebe einfängt lässt das Herz nicht mehr los
Sterbende Hoffnung nennt sich Verzweiflung
Wenn Eis an seine Grenzen stößt
Weil Mauern nicht schützen sondern trennen
Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben - Teil 1.
Abschied nehmen bedeutete immer ein wenig sterben - Teil 2
Neuanfang?
Träume altern nicht, du schon
Von der Angst vorm glücklich sein
Der schönste Tag im Leben eines Sammys
Wenn Träume Realität werden
Pessimisten erobern die Welt
Bonus

Die himmlische Versuchung der Schokolade

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By ElliElzbett

Es genügte ein Blick um festzustellen, dass noch genügend Odeuvre sowie Canapes vorhanden waren. Diese Snobs aßen kaum etwas, anscheinend schickte sich sowas in Gesellschaft nicht, weshalb das italienische Fingerfood wohl sicherlich den Abend über reichen würde.

Dass es sich bei der Aussage, ich müsste in der Küche nach dem Rechten sehen, bloß um eine billige Ausrede gehandelt hatte, um einem möglichen Gespräch mit Löckchen aus dem Weg zu gehen, stand wohl außer Frage.

Ich war froh der „gehobenen Gesellschaft" entflohen zu sein, weshalb ich auch keinerlei Ambitionen hatte, die Küche bald wieder zu verlassen. Ich kramte in dem Gefrierschrank, bis mir mein Notfallbecher Schokoladen-Eiscreme in die Hände fiel. Ich hatte hier immer ein Becher Eis versteckt, man wusste ja nie, wann sich einer der Großmächte entschloss, den dritten Weltkrieg auszurufen und wenn es soweit war, wollte ich mir meine letzten Stunden mit ein paar himmlischen Löffeln Eiscreme versüßen.

Mit der noch fast vollen Packung Cremissimo Chocolat und einem Suppenlöffel bewaffnet setzte ich mich auf die Küchenablage, ein Vergehen, das unter normalen Umständen mit der Todesstrafe bestraft wurde, da ich es aber gewesen war, der diese Regel eingeführt hatte und das eigentlich auch nur aus dem Grund, dass ich nicht wollte, dass die Tunichtgute von Kellnern ihre faulen Hintern auf irgendetwas in meiner heiligen Küche parkten, konnte ich da mal eine Ausnahme machen.

Kaum das der erste Batzen Eis in meinem Mund verschwunden war verließ ein verzückter Laut meine Lippen, der verdächtig nach einem Stöhnen klang. Vergessen waren die versnobten Schnösel mit ihren Stöcken im Arsch, Sammy und Blondie, die mir den letzten Nerv raubten und Löckchen, der mich mit all seinem Tun und Handeln verwirrte. Das Einzige, was jetzt noch zählte waren Ich, dieser Löffel und 900 Milliliter vom feinsten Schokoladen Genuss. Wenn es einen Mann geben würde, der zu Hundertprozent aus Schokoladeneis bestehen würde, ich würde ihn heiraten. Wir müssten zwar in den Flitterwochen nach Alaska fliegen und könnten nicht in den Süden reisen, aber das wäre es mir wert. Kompliziert könnte es jedoch werden, wenn ich meinem Urinstinkt folgen und ihn essen würde. Wäre das dann Mord oder Sachbeschädigung? Darüber sollte ich vielleicht mal mit Blondie reden, der war doch schließlich Anwalt. Und bei der Gelegenheit könnte ich Löckchen gleich darauf ansprechen, ob er mir einen Eiscreme-Mann bauen könnte. Als Bildhauer müsste er das doch eigentlich hinbekommen, oder war er doch Schreiner? Ist ja eigentlich auch egal, er war Künstler, also sollte er mir gefälligst mein Meisterwerk erschaffen.

Als hätte er gewusst, dass ich gerade an ihn gedacht hatte, platzte Löckchen in die Küche und unterbrach meine Vorstellungen wie ich meinen Mister Eiscreme zum Leben erwecken könnte.

„Haff du niff gefehen daf da Prifad feht?" Nuschelte ich zugegeben etwas undeutlich, da man mit einem Mund voll Eis nun wirklich nicht besonders gewählt artikulieren konnte. Löckchens verwirrter Blick bestätigte mir, dass er wohl kein Wort verstanden hatte, also schluckte ich mein Eis herunter und wiederholte mich. „Hast du nicht gesehen, dass da Privat steht?" Eine kleine imaginäre Glühbirne leuchtete über seinem Kopf auf, diesmal hatte er mich wohl verstanden.

„Doch, aber es war mir egal." Er grinste verschmitzt und kam auf mich zu.

„Oho. Der Mustersohn macht einen auf aufmüpfig." Spottete ich. Ich beobachte misstrauisch, wie er begann zu lachen, dennoch aber weiter auf mich zu schritt.

„Ich bin kein Mustersohn. Noch nie gewesen und werde es auch nie sein."

„Vaterkomplex? Dein perfekter Bruder hat immer mehr Aufmerksamkeit von Daddy bekommen, weshalb du angefangen hast Mist zubauen um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, was im Endeffekt aber nur zum Gegenteil geführt hat." Tippte ich ins Blaue.

„So in etwa." Er kam näher, eine kribbelige Unruhe breitete sich in mir aus.

„Ich hätte mehr von dir erwartet Löckchen. Das ist so klischeehaft und leicht zu durch schauen." Er kam einen halben Meter vor mir zum Stehen, seine Augen musterten mich aufmerksam.

„Warum sitzt du hier und isst Eis, wenn dein ganzer Laden voll mit Gästen ist?"

„Du bist wirklich schlecht in subtilen Themenwechseln."

„Genauso wie du darin einer Frage auszuweichen."

„Touché." Ich hatte das Gefühl je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr verschwand seine perfekt wirkende, äußere Fassade. Ich hatte wirklich keinen guten Einfluss auf ihn, was nicht heißen sollte, dass mir seine Wandlung nicht gefiel.

„Um deine Frage zu beantworten, ich verstecke mich hier. Ich richte diese Veranstaltung zwar aus, aber die spießigen Snobs da drinnen sind keines Wegs meine Gäste."

„Das erklärt zumindest, warum du der absolut schlechteste Gastgeber bist, der mir jemals begegnet ist."

„Ich bin ein grandioser Gastgeber!" Hielt ich dagegen, einfach aus reinem Protest.

„Gute Gastgeber reden mit ihren Gästen. Du hast mich nicht einmal begrüßt!"

„Ich hätte dich schon noch begrüßt." Log ich. „Du sahst nur immer so beschäftigt aus, da wollte ich die Zweisamkeit von dir und deiner Freundin nicht stören." Ich schaffte es meine Stimme relativ neutral zu halten, um ja keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass es mich irgendwie stören könnte. Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Er sah so sexy aus, wenn er das tat. „Meine Freundin?"

„Das brünette Busenwunder, das zufälligerweise mit dir hier aufgekreuzt und seitdem nicht mehr von deiner Seite gewichen ist?" Mist! Das war vielleicht ein wenig zu spitz über meine Lippen gekommen. Löckchen musterte mich kurz irritier und begann dann zu lachen. Er lachte einfach und ich verstand die Welt nicht mehr. Ich besann mich jedoch recht schnell auf den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit in dieser Küche und so schob ich mir einfach einen Löffel Eis in den Mund.

Ich hatte bereits meinen dritten Löffel verputzt, als Löckchen sich wieder beruhigte. „Das brünette Busenwunder, wie du sie so schön nennst, ist meine Schwester. Als sie gehört hat, dass ich mit dem Künstler dieser Ausstellung befreundet bin, hat sich mich angefleht sie mitzunehmen."

„Ah." Murmelte ich wenig geistreich und ließ Löffel Vier in meinem Mund verschwinden.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man fast denken, dass du ein klein wenig eifersüchtig bist." In mir wuchs der Drang ihm dieses absolut heiße Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.

„Ich glaub der Champagner steigt dir zu Kopf." Ich verdrehte die Augen um zu untermalen, wie abwegig seine Aussage gewesen war, auch, wenn mein Inneres nicht leugnen konnte, dass er leider Recht hatte. Er grinste weiter vor sich hin. Gott verdammt, wer war er? Die fucking Grinse Katze von Alice auf dem Wunderland, oder was?

„Warum bist du dann vor mir geflüchtet?"

„Ich bin nicht geflüchtet!" Ich hielt seinem eindringlichen Blick aus diesen wunderschönen grünen Augen stand. Da ich immer noch auf der Küchentheke saß waren wir endliche einmal gleich groß, ansonsten war er leider Gottes ein Stück größer als ich.

„Wenn du meinst." Antwortete er schlicht, den Blick nicht abwendend. Er kam noch ein Stück näher, sein Hüftknochen berührte mein rechtes Knie leicht, meine Beine fingen an zu kribbeln. Diese knisternde, erotische Spannung, die sich sonst nur in Schundromanen für gefrustete Hausfrauen finden ließ, breitet sich mit jeder flüchtigen Berührung und jedem eindringlichen Blick weiter zwischen uns aus.

„Oh ja, das meine ich, Löckchen." Huschte es leise aus meinem Mund.

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht Löckchen nennen?" Auch seine Stimme hatte sich in ein erotisches Raunen verwandelt. Er legte seine großen Hände auf meine Knie, drückte sie sanft ein wenig auseinander und stellte sich dann zwischen meine Beine. Er war mir nun so nahe, dass sein warmer Atem sanft über meine Lippen tanzte. Niemals hätte ich gedacht dass ausgeatmetes Kohlenstoffdioxid, das man frontal ins Gesicht gepustete bekam, sich so gut anfühlen konnte.

„Doch, aber es ist mir egal." Wiederholte ich, mit voller Absicht, seine Worte von vorhin. Sein unverwechselbares Grinsen trat wieder auf sein Gesicht und zu meiner eigenen Überraschung bildete sich auf meinem ebenfalls eines.

„Du solltest öfters Grinsen, steht dir." Hauchzarte Berührungen seiner Fingerspitzen, die meine Oberschenkel hoch wanderten, brachten mich fast um den Verstand.

„Und du solltest es definitiv weniger machen." Erwiderte ich, bemüht mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr er mich aus dem Konzept brachte.

„Komm schon, du stehst drauf." Raunte Löckchen mir ins Ohr, ehe er einen sanften Kuss direkt darunter platzierte. Langsam küsste er sich seinen Weg weiter Richtung Hals.

„Träum weiter." Keuchte ich, als seine Fingerkuppen immer wieder hauchzart über meinen Schritt strichen.

Sein heiseres Lachen direkt gegen meine erhitzte Haut war das erotischste Geräusch, das ich jemals vernommen hatte. Seine Finger ließen von mir ab, schnappten sich stattdessen die Eispackung und den Löffel, die ich bis gerade noch fest mit beiden Händen umklammert hatte und stellten sie zur Seite. Jeden Andere, der es gewagt hätte mir mein köstliches Eis weg zu nehmen, hätte ich eigenhändig enthauptet, doch bei ihm störte es mich nicht, wahrscheinlich, weil ich gerade etwas Besseres als Eis entdeckt hatte. Sein Mund löste sich von meinem Hals und traf wenige Sekunden danach endlich auf meine Lippen. Seine Lippen waren weich wie Butter bei Temperaturen um die dreißig Grad. In diesem Augenblick zählte es nicht wo und wer wir waren, alles verlor mit sofortiger Wirkung seine Wichtigkeit.

Es war mit Abstand der beste Kuss, den ich jemals mit jemanden geteilt hatte. Vielleicht lag es an ihm, vielleicht aber auch nur daran, dass immer noch der Geschmack von Schokolade auf meiner Zunge lag und nur intensiver zu werden schien. Eine Neu-Interpretierung des Wortes Schokokuss. Warte, ist Schokokuss überhaupt noch politisch korrekt? Ach, Scheiß der Hund drauf. Hauptsache war das Löckchen fantastisch schmeckte, oder schmeckte ich fantastisch? Aus dem Zusammenhang gerissen würde der vorherige Satz bestimmt ziemlich komisch kommen...

Löckchen zog mich näher an sich, unsere Oberkörper aneinander gepresst, vertiefte er den Kuss und brachte mein Hirn damit endlich zum Schweigen.

Mit flinken Fingern hatte er in Sekundenschnelle mein Hemd aufgeknöpft und löste sich kurz von mir um es mir samt Sakko von den Schultern zu schieben, sodass nur noch die schwarze Krawatte um meinen Hals baumelte. Eben diese packte er um mich wieder näher an sich zu ziehen. Unsere Lippen tanzten einen wilden Tanz, zu Musik die nur wir beide kannten.

Durch den Dunstschleier der Lust getrübt versuchte mein Hirn mir mitzuteilen, dass ich nun endlich auch mal aktiver werden sollte. Ich schloss meine Beine um seine Hüften, sodass unsere Intimbereiche aneinander gerieben wurden und ich die Erregung seines Gemächtes mehr als deutlich spüren konnte. Er stöhnte leise in unseren Kuss hinein, ich nutzte den Moment um mit meiner Zunge seinen sinnlichen Mund zu erforschen und die Kontrolle zu übernehmen. Seine Hände wanderten zu meinem Hintern, packten mich und drückten meinen Schritt noch mehr gegen den seinen. Wir stöhnten beide auf. Er ließ seine Hände nachvorne wandern, strich zärtlich über die Ansätze meiner Bauchmuskulatur. Seine sündigen Lippen erkundeten meinen Hals, die kleinen widerspenstigen Löckchen kitzelten meine Haut, während eine Gänsehaut nach der anderen meinen Körper erschaudern ließ.

Von dem immer größer werdenden Feuer der Erregung angestachelt begann ich die obere Hälfte seines göttlichen Körpers zu entkleiden. Seine Anzugjacke lag in Sekundenschnelle auf dem gefliesten Küchenboden. Schwierig wurde es dann aber als ich die schwarze Fliege um seinen Hals, die bei jedem anderen lächerlich gewirkt hätte, irgendwie loswerden musste ohne ihn dabei zu sehr zu strangulieren. Ich kannte mich mit solchen Dingern absolut nicht aus, weshalb ich einfach an irgendeinem Ende zog, zu meinem Glück war es das Richtige. Der schwarze Samtstoff fiel zu Boden. Vor lauter Ungeduld riss ich sein weißes Seidenhemd auf, die kleinen Knöpfe sprangen in alle Richtungen davon. Den Gedanken, dass dieses Hemd womöglich mehr gekostet hatte als alle meine Klamotten zusammen, verdrängte ich lieber schnell.

Löckchens Hände wanderten tiefer, kamen meinem besten Stück gefährlich näher und... Gott, dieser Mann besaß wahrlich die Hände eines Künstlers. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, stöhnte genüsslich als seine talentierten Hände meine Erregung ergriffen. Meine Hände wanderten in sein dichtes Haar, packten es und zogen seinen Kopf nach hinten, sodass sich seine sinnlichen Lippen von meinem Hals lösten und ich meine Lippen hungrig auf seine Pressen konnte. Ich wollte ihm so viel näher sein, mit ihm verschmelzen, Eins werden.

„Fuck." Leon, einer meiner Kellner riss uns mit brutaler Hand in die Wirklichkeit zurück, als er plötzlich in der Küche stand und unsere Welt aus Lust und Leidenschaft auf einen Schlag in Tausend kleine Splitter zerspringen ließ. In seiner rechten Hand hielt er ein leeres Tablett wahrscheinlich war er auf dem Weg gewesen Nachschub zu holen. Löckchen und ich sprangen förmlich auseinander vor Schreck. Einige unangenehme Augenblicke lang war es vollkommen Still, nur das Geräusch unserer schweren Atmung war zu hören. Leon starrte uns weiter entsetzt aus großen Augen an und stand immer noch zur Salzsäule erstarrt einfach nur da.

„Ich ähm- also es..." stammelte er peinlich berührt. Auch ich hatte meine Stimme wieder gefunden und nachdem der Schreck sich langsam verflüchtigte kam die Wut, darüber das dieser Nichtsnutz gerade alles kaputtgemacht hatte, mit voller Kraft zurück.

„Verschwinde. Sofort. Sonst kannst du ab morgen anschaffen gehen um dein Lebensunterhalt zu verdienen." Knurrte ich bedrohlich. Er nickte eingeschüchtert und verschwand so schnell er konnte wieder durch die Tür.

Am liebsten hätte ich da weiter gemacht wo wir aufgehört hatten, bevor dieser Störenfried uns hatte unterbrechen müssen. Die Erregung in meinem Schritt pochte schmerzhaft gegen meine Hose und es benötigte all meiner Selbstbeherrschung mich nicht gleich wieder auf Löckchen zu stürzen, der immer noch leicht geschockt drein schaute. Er räusperte sich unbehaglich. Mit leicht erröteten Wangen machte er sich daran seine Klamotten vom Boden aufzuheben.

„Was machst du da?" fragte ich Löckchen, der sich nach seinem Hemd bückte. Es war eine dumme Frage gewesen, immerhin sah ich was er tat, weswegen die treffendere Frage wohl wäre, warum er dabei war seinen attraktiven Oberkörper wieder in den Stoff seiner teuren Anziehsachen zu hüllen.

„Ich sollte jetzt besser gehen." Erwiderte er, ohne auch nur annähern in meine Richtung zu blicken, während er sich sein Sakko über das geöffnete Hemd zog. War es ihm etwa peinlich, was wir getan hatten?

Ich beobachte ihn dabei, wie er die drei Knöpfe seiner Anzugjacke schloss,  um wenigstens ein wenig seiner nackten Haut zu verstecken. Die weißschimmernden Knöpfe seines Hemdes lagen immer noch verstreut auf dem gefliesten Boden.

„Habt ihr vielleicht einen Hinterausgang?" Sein Blick huschte nur für einen Sekundenbruchteil zu mir, bevor er sich peinlich berührt abwand.

Es war ihm also doch peinlich. Diese Tatsache tat mehr weh, als sie hätte tun sollen. Ich fühlte mich auf einmal so schmutzig, wie die kleine billige Affäre eines reichen Geschäftsmannes.

Stumm streckte ich meinen Arm aus, zeigte nach rechts, von wo aus ein Hinterausgang zur abgelegenen Seitengasse neben dem Restaurant führte.

Er nickte dankbar. Mit einem gemurmelten „Na dann. Bis bald." Flüchtete er mit schnellen Schritten Richtung Ausgang. Die Tür fiel zu, er war weg, ich saß immer noch auf der Küchenanrichte und verstand die Welt schon wieder nicht mehr.

Er war einfach gegangen. Das Einzige, das er zurückgelassen hatte, war der samtig schwarze Stoff seiner Fliege auf dem Boden zu meinen Füßen und meine Wenigkeit, die sich mal wieder zum absoluten Vollidioten gemacht hatte.

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