Codeworld

By heartdefect

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Ich versuchte mich zu beeilen, doch nichts tat sich. "Fuck!" fluchte ich, als mir plötzlich die zweckentfremd... More

Prolog
Kapitel #001
Kapitel #002
Kapitel #003
Kapitel #004
Kapitel #005
Kapitel #006
Kapitel #007
Kapitel #008
Kapitel #009
Kapitel #010
Kapitel #011
Kapitel #012
Kapitel #013
Kapitel #014
Kapitel #015
Kapitel #016
Kapitel #017
Kapitel #018
Kapitel #019
Kapitel #020
Kapitel #021
Kapitel #022
Kapitel #023
Kapitel #024
Kapitel #025
Kapitel #026
Kapitel #027
Kapitel #028
Kapitel #029
Kapitel #030
Kapitel #031
Kapitel #032
Kapitel #033
Kapitel #034
Kapitel #035
Kapitel #036
Kapitel #037
Kapitel #038
Kapitel #039
Kapitel #040
Kapitel #041
Kapitel #042
Kapitel #043
Kapitel #044
Kapitel #045
Kapitel #046
Kapitel #047
Kapitel #048
Kapitel #049
Kapitel #050
Kapitel #051
Kapitel #052
Kapitel #053
Kapitel #054
Kapitel #055
Kapitel #056
Kapitel #057
Kapitel #058
Kapitel #059
Kapitel #061
Kapitel #062
Kapitel #063
Kapitel #064
Kapitel #065
Kapitel #066
Kapitel #067
Kapitel #068
Kapitel #069
Kapitel #070
Epilog
Danksagung
Überarbeitung

Kapitel #060

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By heartdefect

Nur eine Sekunde später war der Raum vom dicken, undurchdringlichen Rauch erfüllt. Ich zögerte keine Sekunde und wirbelte zu der Holztür herum, die ich mir genau eingeprägt hatte. "Lucy!" knurrte mein Bruder und kurz danach ertönte ein knall und eine Kugel zerschnitt die dicke Luft. Jedoch schoss er weit neben mich, genau an die Stelle, an der ich vor einigen Sekunden noch stand. Doch inzwischen war ich schon ein ganzes Stück weiter. Vor mir tauchte die massive Holztür auf und mal wieder war ich unendlich dankbar, dass man in diesen Räumen um heraus zu kommen keinen Code braucht. "Du kannst nicht entkommen!" rief James hinter mir. Ich ignorierte ihn und zog die Tür auf. Und genau in der Sekunde fielen mir wieder die Wachen ein, die mich bis hier her verfolgt haben. Eine Sekunde spät, denn ich war schon aus der Tür draußen. Um mich herum lungerten die paar Wachen, die mich vorhin verfolgt haben, auf dem Boden herum und schienen auf mich zu warten. Also ich aus dem Raum trat, sahen sie überrascht zu mir auf. Ich empfand meinen Auftritt als ziemlich dramatisch, da hinter mir aus dem Privaträumen dichter Rauch auf den Gang waberte und das Licht langsam trübte. Doch ließ ich mir nicht die Zeit, so lange darüber nach zu denken. Mal wieder war es der Überraschungsmoment, der mir den Arsch rettete. Ich nutze es aus, dass alle Wachen noch saßen, sprang zwischen zwei durch und rannte los. Im stillen danke ich Alex für die ganzen Ausdauerläufe durch die Bärenhöhle, die mich immer so genervt hatten. Doch gerade diese retten mir hier das Leben. Damit hätte ich auch niemals gerechnet. Hinter mir hörte ich, wie sich die Wachen aufrichteten und Befehle brüllte. Ob das Leute von CodeSystems waren? Oder standen sie auf der Seite der Regierung? Ich werde auf jeden Fall nicht stehen bleiben und fragen. Stattdessen beschleunigte ich meine Schritte noch mal und bog mehrmals ab. Inzwischen war ich schon ziemlich weit gekommen. Ich war so auf das rennen konzentriert, dass ich fast an ihm vorbei gerannt wäre. Meiner Rettung: ein Lüftungsschacht. Mein Körper brauchte dringend eine kleine Pause und wo konnte man besser entspannen als in einem kleinen, gemütlichen Lüftungsschacht? Ich hätte in diesem Moment den Ingenieur, der sich das mit den Magneten als Verschluss überlegt hatte, abknutschen können. Schlitternd kam ich vor dem kniehohen Gitter am Boden zu stehen. Eilig riss ich das Stück Metall ab, kletterte mir den Füßen voran in dem Schacht und zog das Gitter hinter mir wieder am seine. Platz. Nur eine Sekunde später hörte ich die Schritte der Wächter im Gang.


Ich konnte mein Glück kaum fassen, als die Wächter zum zweiten mal in dieser Nacht am Lüftungsschacht vorbei rannten. Man muss schon sagen, ohne Glück hatte ich diese Mission niemals bis hier überlebt. In Lüftungsschächten fühlte ich mich unglaublich sicher. Endlich konnte ich mal eine Sekunde durchatmen. Ehrlich gesagt hatte ich mich von dem Schock, dass mein Bruder und CodeSystems hinter dem ganzen Mist steckt, noch nicht ganz erholt. Wann ist James bitte so... Machthunrig geworden? Wann bin ich ihm egal geworden? Ich könnte echt heulen. Aus Wut und Trauer. Mit meinem Bruder habe ich soeben ein wichtiges Familienmitglied verloren. Halt, nicht verloren, er hat mich verraten. Schon seit über einem Jahr. Wie lang hat er an diesem kranken Plan gearbeitet? Wie lange plante er schon meinen Tod? Der Präsident, den ich getötet habe, wollte die Privatsphäre der Menschen schützen. Er wollte nie, dass die Codes zu einem Ausweis werden. Das ging alles von CodeSystems aus. Und ich habe ihn getötet. Einen unschuldigen, alten Mann. Einen Familienvater. Gut, er wollte mich auch hinrichten lassen, aber nur, weil ich alles kaputt gemacht habe. Das scheint ja meine persönliche Gabe zu sein. Zerstören. Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Stumm flossen sie mir über die Wangen. Was habe ich bloß getan?! Ich bin so ein schrecklicher Mensch. Und jetzt ist wegen mir auch noch Alex in Gefahr. Vielleicht ist er schon tot und das nur, weil er mein wertloses Leben retten will. Ich schnappte leise nach Luft und rang um Fassung. Ich weiß was ich tun werde. Ich werde alles wieder ins Gerade rücken. Ich werde alles, was ich verbockt habe, wieder gut machen. Ich werde diese dämliche Stadt retten, koste es, was es wolle. Ich werde die Menschen, die ich liebe retten. So oft haben sie mich gerettet, nur damit ich alles noch schlimmer mache. Aber jetzt reicht es! Ich werde mich revanchieren. Dieser scheiß Code ist kein Fluch, er ist eine Chance. Und ich werde sie nutzen, auch wenn es das letzte ist, was ich tue. Entschlossen wischte ich mir die Tränen weg. Diesen einen, letzten Moment der Schwäche habe ich zugelassen. Aber jetzt bin ich stark. Und das wird CodeSystems noch zu spüren bekommen!


Aber erstmal brauchte ich einen Idiotensicheren Plan. Raus auf den Gang würde ich ungerne nochmal gehen. Inzwischen liefen fast im Minutentakt irgendwelche Leute vorbei. Also entschied ich mich für Variante zwei: Ich folge einfach dem Lüftungsschacht. Er war hoch genug, dass ich in ihm knien konnte und mit ein paar verrenkungen schaffte ich es auch mich umzudrehen. Jetzt zeigten meine Füße zu dem Gitter, durch das in herein gekommen war und ich konnte in den schmalen "Tunnel" vor mir blicken. Im Lüftungsschacht war es nicht annähernd so dunkel, wie ich erwartet hatte, da immer wieder Öffnungen in irgendwelche Räume den Schacht erhellten. Also krabbelte ich los, darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu machen. Zuerst war es ein ganzes Stück lang ziemlich dunkel und es gab auch keine Öffnungen zu Räumen. Außerdem führte der Gang schräg nach unten. In diesem Zeitraum versuchte ich meine Platzangst, die in disem dunklen, kalten Schacht aufkam, zu unterdrücken. Doch dann führte der Schacht wieder ebenerdig weiter und in regelmäßigen Abständen waren Metallgitter auf dem Boden, durch die man in Räume blicken konnte. Beim ersten blieb ich stehen und spähte nach unten. Ich blickte von oben auf einen kleinen Büroraum, der leer war. Erst jetzt verstand ich, wo ich war. Ich war im fünften Stock auf Fußbodenhöhe in den Schacht geklettert, der ein Stück weit schräg nach unten geführt hat. Also muss ich mich jetzt oberhalb des vierten Stocks befinden. Der Lüftungsschacht ist wohl in die Decke eingebaut und ich kann jetzt in jeden Raum, durch den er führt, reinblicken. Nicht schlecht. Ich muss bloß aufpassen, dass ich nicht ausversehen auf eines der Gitter trete. Sie sind auch nur mit Magneten befestigt und ich bin mir nicht sicher, ob die Magneten stark genug sind, mein Gewicht zu tragen. Also krabbelte ich vorsichtig weiter. Es folgten ein paar leere Büroräume. Dann einer, in dem ein Wächter gerade ein junges Mädchen fast brutal küsste und gegen die Tür drückte. Er hatte schon kein Oberteil mehr an und war dabei, ihr ihres auszuziehen. Ich überlegte einen Moment, ob ich einschreiten soll, ich mein, falls der Typ sie vergewaltigen will oder so. Keiner kann diese Schmerzen besser beurteilen als ich. Außerdem hätte ich alles dafür gegeben, dass bei mir damals ein wildfremdes Mädchen aus einem Lüftungsschacht gesprungen wäre und mich vor Jasper gerettet hätte. Aber das Mädchen hier sah doch sehr willig aus. In den Moment machte sie sich sogar an seinem Gürtel zu schaffen. Na super, jetzt komm ich mir vor wie ein Spanner. Ich krabbelte schnell weiter und war dabei nicht ganz so sorgfältig leise wie sonst immer, aber die beiden waren sowieso zu abgelenkt, um mich zu bemerkten. Dann folgten nochmal ein paar Räume, in denen teilweise jemand am Computer saß und still arbeitete. Dann folgte eine Pausenraum mit Kaffeeautomat und Obstschale. Aus dieser Schale hätte ich aber niemals auch nur einen Apfel angerührt. Die sahen nämlich alle so aus, als lägen die hier schon ein halbes Jahr. Danach folgte eine verlassene Trainingshalle. Und danach kam ein Raum, der mich auf eine Idee brachte. Jetzt weiß ich, wie ich hier raus komme.


Es handelte sich wieder um eine Umkleide, aber dieses mal für weibliche Wächterinnen. Das erkannte ich daran, dass an jedem Spind ein Name hing, und da es offensichtlich nicht so viele Wächterinnen gab, kannten die wenigen sich wohl alle persönlich und hatten deshalb den Vornamen an die Spindtüren geschrieben. 'Melanie', 'Stephenie' und 'Alexa' waren doch eher untypische Jungsnamen. Ich werde mir eine der Uniformen klauen, sie über meine schwarzen Klamotten ziehen und ganz einfach raus spazieren. Das war die beste Idee, die ich seit langem hatte. Noch einmal vergewissert ich mich, dass die Luft wirklich rein war, dann trat ich mit einem gezielten Kick das magnetisch festgehaltene Lüftungsgitter weg. Es fiel die zwei Meter Raumhöhe nach unten und kam mit einem lauten scheppern auf dem Boden auf. Ich zuckte zusammen, verkroch mich etwas tiefer in der sicheren Dunkelheit des Lüftungsschachtes und wartete. Doch der Lärm schienen niemanden angelockt zu haben; alles blieb still. Ich wartete sicherheitshalber noch ein paar Minuten, dann krabbelte ich vorsichtig wieder zur Luke und setzte mich an den Rand, sodass meine Beine in der Luft baumelten. Allerdings konnte ich nicht einfach so runter springen, denn genau unter mir lag das Gitter. Wenn ich darauf lande, macht das bestimmt nicht nur einen riesigen Lärm, am Ende verstauche ich mir auch noch meinen Knöchel. Und wenn ich etwas gerade nicht brauchen kann, dann eine so dämliche Verletzung. Also legte ich meine Hände an die von mir gegenüberliegende Kante der Luke. Dann rutschte ich langsam runter, bis ich schließlich in der Luft hing und mich nur noch mit den Händen festhielt. Wieder ein stummes danke an Alex, dass er mich so oft zu Klimzügen gezwungen hat, sonst könnte ich mich jetzt hier sicher nicht nur mit den Händen halten. Ich schaukelt mit dem ganzen Körper ein bisschen hin und her. Als ich gerade noch vorne schwang, ließ ich dann los und landete ziemlich elegant ein paar Meter vor den Gitter geräuschlos auf den Füßen. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter. Das habe ich ausnahmsweise mal ziemlich professionell gelöst. Aber ich habe keine Zeit zum rumtrödeln. Ich sah mich in dem Raum um, der deutlich kleiner war als die Umkleide der Männer, und entschied mich kurzerhand für den Spind einer gewissen 'Nadine'. Jetzt muss ich hoffen, dass erstens sie nicht gerade Schicht hat und in dem Schrank nur ihre Alltagskleidung ist und zweitens sie keine 1,80 m groß ist oder 120 kg wiegt. Seinen Spind öffnete man nicht mit seinen Code (es wäre ein viel zu großer Aufwand, an jeden Spinnt einen Code zu installieren) sondern ganz altmodisch mit einem kleinen Schlüssel. Einerseits war das für mich ganz gut, da ich so meinen Code noch nicht verwenden muss und sie so noch nicht wissen können, wo ich bin. Andererseits wiederum ist es blöd, da ich jetzt wieder auf meine Haarspange-Schlossknacker-Skills zurückgreifen muss. Das hat ja schon beim ersten mal, als ich in das Archiv unterm Speisesaal der Bärenhöhle einbrechen wollte, so gut funktioniert. Nicht. Aber sonderlich viel Wahl habe ich nicht. Also zog ich seufzend eine Haarspange aus meinem Zopf und machte mich an Nadine's Spind zu schaffen. Es funktionierte trotz dem Zeitdruck, unter dem ich stand, überraschend gut. Nach einigen Minuten rumprobieren öffnete sie die Spindtür mit einem leisen 'klick'. Also die Schlösser hier waren echt ein Witz. Ich wollte mich gerade meine Ausbeute betrachten, als durch mein Headset eine raue Stimme sagte "Lucy".


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