Feis (I) - Feuer und Eis

By sam_pak

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Best Ranking in Fantasy: #3 "Ihr wisst nicht wer ich bin oder woher ich komme" , sagte sie mit einer sanften... More

Who is Xa?
Arrival
Who is he?
My first day
You don't like to talk?
Who does he think he is?
Partytime
Red eyes tell the truth
Strange dreams
2. Part
Confusion
You have a problem? Search for a solution.
Your thoughts should remain yours
Time goes on
Welcome back
Happy X-Mas
Who am I ?
Being Human
Finintis
Tell me
But why?
Kidnapped
3. Part
Train me
Time is running out
I only told her the truth
No options
Who said that thoughts are not real?
Another place
Scotland
What if dreams come true?
You owe me answers
The Dagger
Bryan
The countdown is on
Nothing but training
Danke <3
I wish
Three days left
The last two days
They are coming
4. Part
Forgive me, my love
Danksagung
Info
Wörterbuch
Feis 2 - Info
Feis 2 - Veröffentlichung
Feis-Xas Rückkehr
Wattys 2016

Mysteries

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By sam_pak


>> Möchtet Ihr noch etwas trinken? <<, fragte die Frau mich und lächelte mich dabei freundlich an. Sie war die erste weibliche Ilfrryae die ich gesehen hatte.

>> Ja, gerne. <<, antwortete ich und sah ihr dabei zu, wie sie den kochend heißen Tee in die zierliche Tasse vor mir goss.

Sie selbst trank keinen Tee. Niemand hier tat das, weil große Mengen Wasser ihnen schadeten.

Ich pustete ein wenig über den Tee hinweg und nahm dann einen Schluck. Er schmeckte köstlich.

>> Wenn Ihr etwas braucht, sagt mir Bescheid. Ich werde sofort da sein. <<, sagte sie und verließ sich verbeugend das Zimmer.

Sie hieß Orena. Ein schöner Name, fand ich. Sie war eine hübsche Frau mit hellbraunen lockigen Haaren und grünen Augen. Ich hatte mich das erste Mal als ich sie sah, gewundert warum sie keine schwarzen Augen hatte. Ist das nicht üblich für Ilfrryaes? , hatte ich mir gedacht. Als ich sie danach gefragt hatte, hatte sie mir erklärt dass nicht alle schwarze Augen hatten, genauso wenig wie alle Frangwrrs blaue Augen hatten. Es wäre unterschiedlich, hatte sie gemeint. Trotzdem würde wohl kein Frangwrr jemals schwarze bzw. braune und ein Ilfrryae jemals blaue Augen haben.

Ich fand sie nett und man konnte sich gut mit ihr unterhalten.

Ich lehnte mich gegen die Wand und zog meine Knie heran. Es tat gut die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht zu spüren. Die Ilfrryaes hatten die Jalousien oder was das auch gewesen war endlich weggemacht, sodass die tiefe Schwärze die mir zuvor die Sicht geraubt hatte, hellen Sonnenstrahlen wich

Obwohl dieses Versteck sich meines Wissens unter der Erde befand, bot sich mir trotzdem ein schöner Anblick wenn ich aus dem großen Fenster sah. Ich sah den Wald und die Erde, den frischen Tau und die Wolken am Himmel. Wie konnte das sein? Waren wir doch nicht unter der Erde?

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte.

>> Ja, bitte? <<, sagte ich.

Der Ilfrryae mit den dunkelgrauen Haaren betrat das Zimmer, das mittlerweile meins war, wie es mir gesagt wurde, und lächelte mich an.

>> Wie geht es Euch? <<, fragte er.

>> Ganz gut soweit, danke. <<, antwortete ich. >> Und Ihnen? <<

>> Eure Gesundheit ist momentan wichtiger. <<, sagte er mit seiner rauen Stimme. Ich fragte mich warum er graue Haare hatte. Jack hatte doch gesagt sie würden nie altern.

>> Ich muss Euch bitten Euch hinzulegen, da ich kontrollieren muss wie es Euren Verletzungen

geht. <<

>> Natürlich. <<, erwiderte ich und legte mich hin. Er redete von meinen zertrümmerten Beckenknochen und meinem linken Knie. Ich wusste nicht wie ich an jenem Tag vom Himmel gefallen war, aber dieser Sturz hatte viele Knochen in meinem Körper gebrochen. Ich war dankbar dafür, dass es so etwas wie Magie gab, sonst wäre ich verloren gewesen.

Ich spürte momentan zwar keine Schmerzen, aber das lag einzig und allein daran, dass er mir die Schmerzen durch Magie genommen hatte.

Er hieß Zundr und war einer der letzten Gelehrten, die es unter dem Volk der Ilfrryae noch gab. Der Rest war von Frangwrrs getötet wurden, seitdem Kirz an die Macht gekommen war.

Zundr war sehr nett und väterlich, aber man sah ihm auch seine Weisheit an. Abgesehen davon, kümmerte er sich tagtäglich um mich, um sich meine Verletzungen anzuschauen.

So gesehen verdankte ich ihm mein Leben. Was mich aber am meisten erstaunte war, dass er trotz unseres Altersunterschieds mich immer noch mit >Euch< ansprach und nicht mit >du<. Seine Ausdrucksweise zeigte mir, dass er mir gegenüber Respekt empfand. Genau wie ich ihm gegenüber.

Er betrachtete mein Becken mit einer ernsten Miene und hielt seine Hand darüber. Kein einziges Mal hatte er mich berührt, außer an jenem Tag als ich hier angekommen und vor Schmerzen fast auf den Boden gefallen wäre. Nur an dem Tag, hatte er mich berührt. Und das nur um mich aufzufangen.

Ich spürte die Wärme die seine Hände emittierten auf meiner Haut und betrachtete ihn. Seltsamerweise kam er mir sehr bekannt vor. Hatte ich schon mal von ihm geträumt?

Jetzt ließ er seine Hand über mein linkes Knie schweben und murmelte etwas, das ich nicht verstand.

>> Eure Knochen sind auf dem besten Wege zu heilen. Es tut mir leid, dass es nicht schneller geht, jedoch braucht solch eine Magie seine Zeit bis es vollständig wirkt. <<, erklärte er. Ich nickte bloß.

>> Wäre es nur ein Knochen oder zwei Knochen die geheilt werden müssten, wäre es keine lange Prozedur, ganz im Gegenteil. Jedoch bei solch einer hohen Anzahl an gebrochenen Knochen, nimmt es ein paar Tage in Anspruch. <<

>> Hauptsache ich werde wieder vollkommen gesund. <<, sagte ich.

>> Ja, das ist das Wichtigste. <<, stimmte er mir zu.

>> Wie geht es Jack? <<, fragte ich ihn plötzlich, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Außer ihm wusste es wahrscheinlich sowieso niemand.

>> Ihm geht es gut, also kein Grund zur Sorge. Bei ihm wird es nur eins bis zwei Tage länger dauern, bis er wieder völlig gesund ist. <<

>> Hm. Okay...danke. <<

>> Nun ruht Euch aus und trinkt Euren Tee, er hilft nämlich bei der Heilprozedur. <<

Ich sagte nichts, sondern nahm die Tasse in die Hand und trank einen Schluck. Zundr sah mich lächelnd an. >> Ich werde jetzt gehen. <<, informierte er mich freundlich. >> Ruht Euch aus. <<

>> Mach ich, danke. <<, erwiderte ich ebenfalls lächelnd.

Er drehte sich um und ging auf die Tür zu. Bevor er jedoch das Zimmer verlassen konnte, fiel mir etwas ein.

>> Zundr? <<

>> Ja? <<, erwiderte er und drehte sich wieder mir zu.

>> Wieso haben Sie graue Haare? Ilfrryaes altern doch nicht. <<

Er lächelte mich mit einem wissenden Blick an. >> Das ist eine Geschichte, die ich Euch wann anders erzählen werde. <<, antwortete er und verließ dann das Zimmer.

Nun war ich schon seit drei Tagen hier und wusste nicht was ich machen sollte. Nur mit Ausruhen ging der Tag nicht vorbei, ganz im Gegenteil er zog sich in die Länge bis ich irgendwann vor Langweile müde wurde und einschlief. Mit Jack durfte ich auch nicht reden, da er sich erholen musste und das Reden oder die Telepathie würde ihn im Moment zu viel Kraft kosten.

Aber was sollte ich sonst machen? Mir war totlangweilig. Sollte ich Orena rufen? Dann konnte ich mich wenigstens mit ihr unterhalten.

Bloß wie sollte ich sie rufen? Sie hatte zwar gesagt, wenn ich sie brauche müsste ich nur Bescheid geben, aber wie das ging hatte sie nicht erwähnt.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dafür ihren Namen einfach laut auszusprechen.

>> Orena. <<, sagte ich laut und kam mir dabei ziemlich bescheuert vor. Ich wartete einige Sekunden, doch es passierte nichts. >> Orena. <<, sagte ich wieder und wartete.

Unerwartet klopfte es an der Tür. Hatte sie mich wirklich gehört? >> Herein. <<

>> Ihr habt mich gerufen? << Lächelnd stand sie vor mir.

>> Ja...ähm...hatten Sie zutun? <<

>> Nichts Wichtiges. <<, antwortete sie und schloss die Tür hinter sich.

>> Tut mir leid, falls ich Sie bei etwas gestört habe. <<

>> Nein, nein. Ihr braucht Euch für nichts zu entschuldigen. Niemals. <<, entgegnete sie mit einem etwas ernsteren Ton.

Ich nickte bloß und wusste nicht was ich sagen sollte. Die Leute hier behandelten mich ganz...komisch. Es kam mir so vor, als würden sie mich ehren. Was für mich sehr ungewohnt war.

Ich war ja keine Königin oder so.

>> Wie kann ich Euch helfen? <<, fragte Orena mich dann.

>> Ich wollte Sie fragen was ich tun kann, um mich nicht zu langweilen. <<

Sie sah mich zuerst ein wenig irritiert und dann grinsend an. >> Ihr langweilt Euch? <<, fragte sie mich unglaubwürdig.

>> Ja. <<, gab ich grinsend zu. >> Ist das denn so unwahrscheinlich? <<

>> Nun ja, ich möchte Euch nicht verärgern, aber in diesem Zimmer ist es unmöglich sich zu langweilen. <<

Nahm sie mich gerade auf den Arm? Ich sah mich um und betrachtete das leere Zimmer. Nur das Bett auf dem ich saß und der kleine Nachttisch der neben dem Bett stand waren zu sehen. Zwar gab es da noch einen Schrank der in die Wand eingebaut war, aber alles andere war weiß und leer.

>> Naja, das Zimmer ist ziemlich leer. <<, sagte ich dann etwas verunsichert.

>> Hat Zundr Euch das etwa nicht gesagt? <<, fragte sie. Ich sah sie verständnislos an.

>> Was nicht gesagt? <<

>> Dieses Zimmer ist so leer, damit Ihr trainieren könnt. <<, erklärte sie. Ich sah sie fragend an.

>> Die Wände würden, wenn Ihr es wünscht, Personen projizieren auf die Ihr schießen könnt. Das Zimmer kann sich vollkommen mit Wasser oder Feuer füllen, damit Ihr darin geübt seid was Ihr in solchen Situationen tun könnt. Es gibt verschiedene Kombinationen, genau hier... <<, sagte sie und zeigte auf ein kleines Rechteck neben der Tür, das mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war.

>> Diese Kombinationen ermöglichen Euch verschiedene Situationen durch die Ihr trainieren könnt, wie zum Beispiel wenn Ihr die Zahlen Eins, Zwei, Zwei drückt erscheint ein Wald mit vielen Gefahren und Frangwrrs die Euch auf verschiedene Art und Weise angreifen. Ihr müsst versuchen sie zu vernichten. Ebenfalls könnt Ihr Euch für eine Art Hologramm entscheiden, die mit Euch den Schwertkampf übt oder für Frangwrrs die Euch mit Wasser angreifen. Ihr könnt hier alles Mögliche üben und lernen. <<, erklärte sie begeistert.

Ich konnte es nicht glauben. Wie konnte das sein? Benutzten sie die modernste Technik die es gab oder benutzten sie dafür Magie?

>> Ist es in jedem Zimmer so? <<, fragte ich schließlich.

>> Nein. <<, antwortete sie. >> Dieses Zimmer und zweiundfünfzig weitere beinhalten alle Trainingseinheiten, ein paar andere sind mit dem Standard ausgestattet. Dann gibt es noch Zimmer die unter Kategorie A, B, C und D eingeteilt sind. D ist für die Anfänger, C und B sind für mittelmäßige, sie sind aber trotzdem auf bestimmte Gebiete fixiert und A ist für die Besten. Jedoch die weiteren zweiundfünfzig besonderen Zimmer wie Eures beinhalten alles. Jede Gefahr, jede Möglichkeit, jedes noch so kleinste Detail. << Wie groß ist dieses Gebäude bloß, ging es mir durch den Kopf. Zweiundfünfzig Zimmer?! Und die sind nur mal zum Trainieren da!

>> Aber vor allem beinhaltet sie den Krieg. <<, hörte ich Orena noch hinzufügen.

>> Den Krieg? <<, hakte ich nach. Was meinte sie damit?

>> Der Krieg den wir Leithen nennen. <<, antwortete sie. >> Der Krieg bevor wir Elvordan verloren haben. <<, sagte sie und ich sah wie Tränen in ihre Augen stiegen. Ich wusste sie sah nicht mehr mich an, sondern durch mich hindurch. Sie sah den Krieg und ihren Verlust. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte mich, weshalb ich kurz keuchte und mein Gesicht verzerrte. Unbewusst hielt ich mich an meinem rechten Oberarm und zerdrückte es regelrecht.

Erst da sah Orena auf und kam auf mich zu. >> Habt Ihr Schmerzen? <<, fragte sie mich und war dabei meine Hand von meinem schmerzenden Oberarm wegzunehmen. Jedoch war es nicht mehr nötig. Der Schmerz war nämlich vorüber.

>> Haben Sie mitgekämpft? <<, fragte ich sie, um nicht vom Thema abzukommen und sah sie dabei ernst an.

>> Ja. <<, antwortete sie. >> Ich habe mitgekämpft. << Als sie das sagte, klang sie stolz. Stolz auf das, was sie getan hatte. Stolz auf ihren Kampf gegen die Feinde. Sie war bestimmt eine starke und selbstbewusste Frau. Und eine hübsche obendrein.

>> Ich wollte Sie nicht an etwas Schlimmes erinnern. <<, sagte ich und sah sie entschuldigend an.

>> Nein, nein....das habt Ihr nicht. <<, meinte sie, doch es sah nicht danach aus. >> Ich werde mich jetzt wieder zurückziehen, wenn Ihr es mir erlaubt. <<

>> Ja natürlich. Sie brauchen mich doch nicht um Erlaubnis zu fragen. <<, entgegnete ich.

Sie lächelte mich an. >> Wenn Ihr mögt, könnt ihr ja von nun an trainieren. Telepathische Übungen sind hierin zwar nicht enthalten, aber sehr viele andere Möglichkeiten. <<

>> Danke. <<, sagte ich freundlich und lächelte sie an. Sie nickte und verließ dann das Zimmer.

Die Frage war nur, ob ich überhaupt trainieren durfte. Nicht dass Zundr was dagegen hatte. Ich wollte ihm nicht noch mehr Schwierigkeiten bescheren. Er hatte sich so väterlich um mich gekümmert und meine Wunden versorgt. Ich wollte nicht, dass seine Mühe umsonst war.

Nach langem Überlegen entschied ich mich dafür, das Zimmer zu verlassen und mich ein wenig umzusehen. Ich war seit drei Tagen in diesem Zimmer, den Vierten wollte ich wenigstens ein wenig abwechslungsreich verbringen. Eigentlich suchte ich nach Zundr, um ihn zu fragen ob ich trainieren durfte, aber ich wusste nicht wo er war, also lief ich durch die Flure und sah mir die Türen mit verschiedenfarbigen Buchstaben an.

Naja ich nahm an, dass es Buchstaben waren aber ich war mir nicht ganz sicher.

Ich fühlte mich wie in einem Labyrinth. Es gab so viele Flure und Gänge, dass ich am Ende gar nicht mehr wusste wo mein Zimmer war. Das Seltsame war, dass ich niemanden hier unten sah. Wo sind die bloß alle?, dachte ich mir mit gerunzelter Stirn.

>> Kim. <<, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Abrupt drehte ich mich um, aber niemand war da.

>> Hallo? <<, rief ich mit dem Gedanken, dass mir hier unten sowieso niemand etwas anhaben konnte. Ich wusste hier war ich sicher.

>> Kim. <<, hörte ich wieder. Diesmal etwas leiser, eine erschöpfte Stimme. Müde und ausgelaugt. Bildete ich es mir nur ein? Aber mittlerweile wusste ich, dass ich mir die Stimmen in meinem Kopf nicht einbildete. Sie waren echt. Immer. Und immer gewesen.

>> Wer ist da? <<, fragte ich und sah mich überall um. Nahm jemand Kontakt mit mir auf? Wenn ja, wieso antwortete mir die Person dann nicht?

>> Ich bin hier. <<, hörte ich dieselbe Stimme erschöpft flüstern. >> Hier. <<

Dann fiel plötzlich eine Art Last von mir, die ich davor nicht wahrgenommen hatte. Was war passiert?

Mir war nicht bewusst, dass ich mitten im Gang stehengeblieben war, bevor mich jemand berührte und ich deshalb aufschreckte.

>> En vra den. <<, sagte Zundr und verbeugte sich leicht vor mir.

>> En vra den. <<, erwiderte ich und wiederholte seine Geste.

>> Kann ich Euch helfen? Habt Ihr etwas gesucht? <<, fragte er mich lächelnd.

>> Ja, um ehrlich zu sein habe ich Sie gesucht. <<, gab ich zu. >> Ich wollte Sie etwas fragen. <<

>> Natürlich, fragt ruhig. <<

>> Orena hat mir erzählt dass mein Zimmer ein besonderes Zimmer ist. Eines der besten Trainingsräume. <<

>> So ist es. <<, sagte er.

>> Und ich wollte Sie fragen, ob ich darin jetzt schon trainieren kann beziehungsweise darf? <<

>> Natürlich. <<, antwortete er ruhig. >> Nur versucht Euch nicht zu sehr anzustrengen. Eure Wunden sind zwar alle fast verheilt, aber sie könnten wieder aufplatzen. Um Eure Knochen braucht Ihr Euch jedoch nicht zu sorgen. Sie werden ein wenig wehtun, wenn Ihr zu schnell rennt oder euch zu schnell bewegt, aber sie sind stabil. <<

Ich lächelte ihn froh an. >> Okay, sehr gut. Danke. Ich danke Ihnen vielmals. <<, sagte ich.

>> Ich danke Euch. <<, erwiderte er und verneigte sich wieder vor mir. Wieso tat er das jedes Mal?

War das ein Ritual der Ilfrryaes?

>> Zundr? <<, sagte ich bevor er sich zum Gehen wandte.

>> Ja? <<

>> Wie komme ich wieder in mein Zimmer? <<, fragte ich ihn ein wenig verschämt.

Er grinste mich leicht an, wobei seine schwarzen Augen leuchteten.

>> Hier entlang. <<, sagte er und zeigte mir den Weg.

>> Okay...hm.. was soll ich mir aussuchen? <<, fragte ich mich selbst und schaute mir die Knöpfe genauer an. Ich verstand immer noch nicht, ob das die modernste Technik des FBIs oder Magie war. Oder vielleicht beides kombiniert?

Es waren verschiedene Zeichen auf den Knöpfen, die ich natürlich nicht lesen konnte. Sie sahen irgendwie elegant aus. Ja, eine elegante Schrift, ging es mir durch den Kopf.

Die Knöpfe waren untereinander gereiht, jedoch wie eine Pyramide die auf dem Kopf stand. Ich überlegte noch ein paar weitere Sekunden bevor ich die Augen zumachte und einfach auf irgendeinen Knopf drückte. Ich überließ es dem Zufall. Oder naja...meinem Schicksal.

Nach dem ich auf eines der Knöpfe gedrückt hatte, öffnete ich wieder meine Augen und wartete ab. Plötzlich fing der Raum zu beben an. Zuerst war es ein leichtes Zittern, dann jedoch wurde es schlimmer. Die Wände wackelten so stark, dass ich dachte sie würden gleich auf mich herunter krachen. Der Boden vibrierte als gebe es ein Erdbeben. Ich wollte mich irgendwo festhalten, doch wusste nicht wo. Das Bett und mein Nachttisch waren auf einmal verschwunden. Ich hatte Angst zu laufen, da ich befürchtete ich würde herunterfallen. Es fühlte sich so an, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Ich versuchte mein Gleichgewicht zu halten und streckte meine Arme deshalb links und rechts von mir aus. Plötzlich sah ich wie die Wände verschwanden und einem tropischen Wald wichen. Riesige Bäume ragten hoch in den Himmel und verdeckten mir die Sicht auf die Wolken, die es hier aber wahrscheinlich nicht einmal gab. Als ich mich umsah bemerkte ich, dass nun alle Wände meines Zimmers verschwunden waren. Ich stand mitten in einem Wald der jedoch immer noch bebte. Ich machte den Fehler einen Schritt zu gehen und fiel sofort hin.

>> Au. <<, murmelte ich und versuchte mich mit meinen Händen am Boden festzuhalten. Wenn das überhaupt möglich war.

Es tauchten in Nullkommanichts Büsche mit riesigen Blättern vor mir auf. Ich spürte eine Luft die mich fast erdrückte. So schwül und warm wie es hier war. Ich dachte das wäre nur eine Animation? , ging es mir durch den Kopf. Wieso fühlte sich das alles dann so echt an?

Überall hörte ich Vögel zwitschern und irgendwelche Insektengeräusche. Wo war ich hier bloß gelandet? Meine Kehle trocknete jetzt schon aus. Weit und breit kein Wasser, dachte ich mir als ich mich umsah. Aber ich war halb Ilfrryae, da musste ich es doch länger aushalten können oder? Ich bemerkte, dass der Boden endlich aufgehört hatte zu wackeln und stand auf. Ich wischte mir meine verschmutzten Hände an der Hose ab und sah hoch in die Baumkronen. Voller Erstaunen betrachtete ich, wie ein kleiner Affe von einem Baum zum anderen sprang und dabei erfreut schrie. Bei diesem Anblick musste ich grinsen.

Plötzlich spürte ich wie etwas an mir vorbei rauschte und meine Haare wehen ließ. Abrupt sah ich mich um. Was es auch war, es war von hinten gekommen. Meine Augen reagierten schneller als ich denken konnte, sodass ich jemanden mit unnatürlicher Schnelligkeit hin und her rasen sah.

Es war kein Tier. Das wusste ich. Und ein Mensch war ausgeschlossen. Ein Mensch war niemals so schnell. Also blieb nichts anderes mehr übrig als ein Ilfrryae oder Frangwrr.

>> Zeig dich doch. <<, rief ich und versuchte ihm mit den Augen zu folgen. Er oder sie blieb stehen, als würde er mir zeigen, dass er mir gehorchte.

Ich sah ihn dort stehen, zwischen den Bäumen, mit einer Frechheit in seinen Augen.

Er war hübsch musste ich zugeben. Mit seinen blonden Haaren und seinen eisblauen Augen, die förmlich strahlten. Er hatte dieses freche Grinsen auf seinen Lippen, warum er mich an Bryan erinnerte. Er hätte sein Bruder sein können.

>> Wer bist du? <<, fragte ich und nahm ihn genauer in Augenschein. Glücklich stellte ich fest, dass meine Kräfte wieder funktionierten. Ich konnte wieder schärfer und besser sehen.

Der Junge antwortete mir nicht sondern grinste mich bloß an. Er machte einen Schritt auf mich zu, aber blieb dann wieder stehen.

>> Dein Albtraum. <<, sagte er dann und ich sah wie er mit übernatürlicher Geschwindigkeit etwas aus seiner Hosentasche zückte und es auf mich schleuderte. Es war etwas Kugelförmiges, doch bevor ich es genauer sehen konnte legte ich mich auf den Boden und ließ es an mir vorbeirauschen.

Sofort stand ich wieder auf und sah den Jungen an. Er war verschwunden.

>> Komm raus und zeig dich doch. <<, schrie ich. >> Feigling. <<

Ich spürte wie mir jemand in den Rücken trat und mich zu Boden stürzen ließ. Reflexartig streckte ich meine Hände aus, sodass ich meinen Sturz abfing.

Es war der Junge gewesen. Er stand über mir und hielt ein Schwert in der Hand.

>> Und jetzt wirst du sterben. <<, sagte er und ließ sein Schwert auf mein Herz sausen. In letzter Sekunde rollte ich mich weg, stand auf und rannte los. Wie Jack es mir beigebracht hatte verlagerte ich mein Gewicht nach vorne und schon sauste ich davon.

Die Bäume und Pflanzen an denen ich vorbeiraste verschwammen zu einer einzigen grünen Masse. Ich warf einen ganz kurzen Blick nach hinten, um zu sehen ob der Junge mir folgte. Er war mir auf den Fersen.

Ohne groß zu überlegen erhöhte ich mein Tempo und kletterte eines der Bäume hoch. Sofort riss ich einen dicken Ast heraus und versteckte mich in der Baumkrone. Naja, wenn man es so nennen konnte. Hier waren nur ein paar große Blätter die mir Schutz boten, aber Platz genug hatte ich hier nicht. Ich atmete leise ein und aus da ich wusste, dass er mich sicherlich hören konnte. Selbst den leisesten Hauch. Ich warf einen kurzen Blick nach unten und sah seine blonden Haare. Er sah sich um. Immer wieder. Rechts, links, rechts, links.

Ich wandte meinen Kopf schließlich nach vorne und sah das Blätterdach über mir an. Als ich bemerkte wie sich, nicht weit von mir, etwas bewegte wandte ich meinen Kopf abrupt in die Richtung.

Ein kleiner Affe betrachtete mich mit großen Augen, während er etwas in der Hand hielt und daran knabberte. Ich musste lächeln, weil er so süß aussah. Er beobachtete mich ganz genau und legte dann seinen Kopf schräg. Ich lächelte noch einmal, bevor ich wieder nach unten sah. Der Blondschopf war verschwunden.

Mist, ich hatte mich ablenken lassen.

Noch bevor ich ihn hörte, reagierte mein Körper. Ich packte den Jungen an beiden Handgelenken und schmiss ihn nach vorne. Er hatte sich von hinten angeschlichen, um mich anzugreifen, doch vergeblich.

Ich hörte seinen Schrei, als er zu Boden stürzte und sich wahrscheinlich ein paar Knochen brach. Sterben würde er jedoch nicht.

Ich sah ihn an, wie er auf dem Boden lag und schnappte mir dann den dicken Ast den ich in der Baumkrone befestigt hatte. Schnell sprang ich von Ast zu Ast, bis ich schließlich den Jungen erreichte und mich auf ihn stürzte. Er lag auf dem Bauch und gerade als er sich wieder aufrichten wollte, sprang ich auf ihn drauf, sodass er wieder auf den Boden knallte.

>> Gehr runter von mir. <<, knurrte er, aber ich ignorierte ihn. Stattdessen packte ich ihn an seinen mittellangen Haaren und zog seinen Kopf nach hinten.

>> Wer bist du. <<, fragte ich ihn mit einem Ton der mich erschrecken ließ. Hatte ich das gerade gefragt? War das wirklich ich gewesen, die so furchterregend klang?

>> Wieso willst du das wissen? <<, knurrte er wieder und verzog den Mund, als ich fester an seinen Haaren zog.

>> Wenn mich jemand versucht zu töten, will ich wenigstens auch wissen wer er ist. <<

>> Ich bin ein Frangwrr. <<, sagte er schließlich.

>> Ja das sehe ich auch. <<, erwiderte ich. >> Ich habe gefragt wer du bist, nicht was du bist. <<

>> Mein Name ist nicht von Bedeutung. <<, knurrte er.

>> Für mich schon. <<, widersprach ich ihm und ließ dann seinen Kopf los. Ich stand auf und drehte ihn um. Er ähnelte Bryan sehr. Ich setzte mich wieder auf ihn drauf und hielt seine Handegelenke fest. >> Kennst du Bryan? <<, fragte ich ihn mit einer ernsten Stimme und sah ihn dabei böse an.

>> Wer will das wissen? <<, fragte er.

>> Ich. <<

>> Und wer sollst du sein? <<

>> Sag mir einfach ob du ihn kennst oder nicht. <<

>> Ich kenne ihn. <<, antwortete er. >> Aber du wirst ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. <<, fügte er dann grinsend hinzu, bevor ich spürte wie seine Beine sich um meinen Hals schlangen und mich herunterzogen. Ich versuchte sie von meinem Hals zu lösen, doch er war zu stark und ich bekam keine Luft. Ich sah wie der Junge es schaffte wieder aufzustehen und sein Schwert zückte.

>> Mein Bruder darf keine Ilfrryaes sehen. <<, hörte ich ihn sagen bevor er sein Schwert zog und...

Plötzlich sah ich alles in Zeitlupe. Das Gesicht des Jungen war ein wenig gerötet und verzerrt. Er sah wütend aus und sein Schwert schwebte über mir. Er zielte auf mein Herz, schon wieder. Ich sah wie ich meine Hand ausstreckte und etwas schrie. Der Frangwrr wurde nach hinten geschleudert und sein Schwert fiel ihm aus der Hand.

Dann ein Schmerz. Ich hörte wieder alles deutlicher und alles ging ganz schnell. Der Junge wurde nach hinten geschleudert, sein Schwert fiel ihm aus der Hand und bohrte sich in meinen Bauch. Das alles kam mir so bekannt vor. Wie ein Déjà-vu. Ich sah auf die Wunde. Überall war Blut und es tat weh. Es tat höllisch weh. Mein Atem stockte. Ich sah wie ich das Schwert langsam aus mir herauszog. Blutverschmiert fiel es neben mich. Ich spürte wie ich zuckte und zitterte. Bryan, dachte ich mir. Bryan hat einen Bruder.

Zitternd sah ich mich um. Weiße Wände, ein Bett, ein Nachttisch. Es dauerte bis mir klar wurde, dass ich mich wieder in meinem Zimmer befand.

Es war noch hell draußen. Alles sah so aus wie vorher. Nichts schien anders zu sein.

Ich sah an mir herunter. Das Blut! Es war weg. Wie war das möglich? Ich berührte die Stelle, an der mich das Schwert verletzt hatte, doch spürte nichts. Ich richtete mich auf und stellte fasziniert und verwirrt zugleich fest, dass ich nicht verletzt war. Ich sah genauso aus wie vor dem Training. Keine Verletzungen, kein Dreck und vor allem...kein fremder Frangwrr.

Das Wort Bruder, fiel mir wieder ein. Wieso hatte ich so etwas gesehen? Wieso hatte ich ihn gesehen? Oder war das eine Art Simulation von Zundr gewesen, der mich testen wollte? Versuchte er mir damit etwas mitzuteilen? Hatte Bryan wirklich einen Bruder?

So viele Fragen, dachte ich mir. Aber nur wenige Antworten.

Ich schlenderte langsam zu meinem Bett und setzte mich hin. Wusste Zundr etwas darüber? Und wieso war mir das alles so bekannt vorgekommen?

Ich trug ein komisches Gefühl in mir. Ein schlechtes Gefühl, doch ich konnte es nicht zuordnen. Das Training war nicht echt gewesen, sonst würde ich immer noch bluten. Warum also wühlte es mich so auf? Etwas war seltsam gewesen, aber was?
Als es an der Tür klopfte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

>> Herein. <<, flüsterte ich. Doch es kam keine Antwort.

>> Herein. <<, wiederholte ich diesmal etwas lauter und räusperte mich.

Es war Zundr. >> Hat das Training Euch gefallen? <<, fragte er mich.

Ich war überrascht woher er wusste, dass ich gerade erst fertig geworden war.

>> Ja, hat es. <<, antwortete ich. >> Woher wissen Sie, dass ich gerade erst fertig geworden bin? <<

>> Wir haben eine Übersicht darüber, wer wann wo trainiert, damit wir wissen ob die Person gerade beschäftigt ist. Wir dürfen niemanden während dem Training stören. <<, erklärte er.

Ich nickte nachdenklich.

Einige Sekunden der Stille vergingen bevor Zundr etwas sagte. >> Was beschäftigt Euch? <<, fragte er mich. Seine Augen sahen mich betrachtend an. So als würde er versuchen, mein Gesicht zu lesen.

>> Ist es Magie? <<, fragte ich ihn schließlich.

>> Meint Ihr das Training? <<

>> Ja. <<, antwortete ich. >> Ist es Magie oder moderne Technik? <<, wobei ich an letzteres nicht mehr glaubte.

>> Magie. <<, sagte er und ich nickte. >> Jedoch beschäftigt Euch etwas anderes. <<, stellte er besorgt fest.

>> Wie werden dort die Handlungen festgelegt? <<, fragte ich ihn. >> Sind da vorhandene Personen und Situationen schon vorgegeben? <<

>> Nein. Es ist eine Magie die sich mit Eurem Gehirn verbindet. Der Ort und die Handlungen sind teilweise oder manchmal auch gänzlich, Erinnerungen. <<, erklärte er ruhig. >> Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist vorgegeben, welches sich jedoch mit Euren Gedanken verbindet. Ihr erlebt teilweise Geschehnisse wieder, die Euer Gehirn für den bestimmten Schwierigkeitsgrad für Euch aussucht. <<

>> Das heißt also im Training erlebe ich meine Erinnerungen wieder? <<, fragte ich ihn.

>> Ja, wenn Ihr so wollt.<<

>> Und wieso fühle ich dann jeden kleinsten Kratzer, aber wenn ich wieder hier bin, habe ich diese Wunden nicht mehr? <<

>> Weil Ihr in Euren Geschehnissen diese Schmerzen schon gefühlt habt. Doch es sind nur noch Erinnerungen, deshalb sind sie nicht mehr da, wenn Ihr wieder hier seid. <<

Ich nickte. Ich hatte verstanden.

>> Sieht man nichts Neues im Training? Keine neuen Situationen oder Kämpfe? <<, fragte ich.

>> Doch, aber das könnt Ihr an dem Schalter einstellen. <<, antwortete er. >> Hier, seht. <<

Er zeigte auf eines der Knöpfe. >> Ihr drückt auf irgendeine Situation und drückt hier auf diesen Knopf, welches die Kombination für eine neue Situation ohne Eure Erinnerungen ist. Wenn Ihr jedoch nicht hier draufdrückt, kämpft Ihr mit beziehungsweise in Euren Erinnerungen. <<

>> Und wie sind diese Knöpfe mit Magie verbunden? <<, fragte ich ihn skeptisch.

>> Wenn Ihr diese Knöpfe benutzt, dann wird er technisch in das Trainingsbüro weitergeleitet, sodass wir wissen mit was Ihr trainieren wollt. Dann benutzen wir unsere Magie um Euch dies zu ermöglichen. <<

>> Heißt das aber ihr könnt in meine Gedanken sehen? <<

>> Nein, das können wir nicht. Und wir würden das auch nicht tun. <<, versicherte er mir. Ich glaubte ihm. >> Wenn Ihr diesen Knopf betätigt, um einen Kampf ohne Erinnerungen zu erleben, dann verbannen wir lediglich Eure Erinnerungen und Gedanken aus dem Trainingsraum, sodass sie keinen Einfluss auf das Training haben. Aber in eure Gedanken hineinsehen, das können wir nicht. <<, erklärte er.

>> Sie können schon. <<, sagte ich. >> Aber Sie würden nicht. <<

Zundr lächelte mich an. >> Es wäre respektlos. <<, sagte er. >> Allein wegen diesem Grund könnte ich es nicht. <<

Ich lächelte ihn leicht an und lehnte mich dann zurück an die Wand. >> Danke. <<, sagte ich.

>> Ich danke Euch. <<, erwiderte er. >> Ich hoffe ich konnte Euch helfen. <<

>> Ja, Sie haben mir sehr geholfen. <<, versicherte ich ihm. >> Mehr als Sie glauben. <<

Seine wissenden Augen sahen mich tief an, bevor er sich verabschiedete und das Zimmer verließ.

Meine Erinnerungen, dachte ich mir. Deshalb ist mir das alles so bekannt vorgekommen. Aber ich kann mich an diese Erinnerung nicht erinnern.

Nachdenklich starrte ich aus dem Fenster. Was glaube ich eigentlich über mich zu wissen? , fragte ich mich. Was wenn ich jemand ganz anderes bin als ich immer dachte zu sein?

Ich stand auf und lief zum Fenster. Als ich es öffnete, wehte mir frische Luft entgegen. Dieser Wald kam mir nicht bekannt vor, aber war ich vielleicht schon mal hier gewesen?

Und Bryan...was ist mit Bryan? , dachte ich mir. Vom ersten Moment an, ist er mir bekannt vorgekommen. Jack auch. Immer diese Sprüche von ihm...dass er mich besser kenne, als ich wisse. Dass beide von Anfang an wussten wer ich war...was ich war. Hatten sie mich erkannt, aber ich sie nicht? Was ist mit mir passiert, sodass ich alles vergessen habe..., ging es mir durch den Kopf. Wieso wussten hier alle schon wer ich bin, als ich hier reinkam? Hatte Jack etwa den ganzen Ilfrryaes von mir erzählt? Und Kirz...wieso jagt er mich? Wieso denkt er ich wäre der Schlüssel nach Elvordan? Was verheimlichen sie alle vor mir?

Ich schlenderte durch die Gänge während ich nachdachte. Was war hier eigentlich los? Was wussten die alle, was ich nicht wusste?

Ich begrüßte jeden den ich sah und fand es jedes Mal komisch, weil vorher noch keiner hier gewesen war.

Unbewusst ging ich mehrere Male an Jacks Zimmer vorbei. Ohne es zu wollen, hatte ich mir sogar die Zeichen an seiner Tür eingeprägt. Sie waren in mein Gedächtnis gebrannt.

Wie es ihm jetzt wohl geht? , fragte ich mich und runzelte die Stirn. Wie es Bryan wohl geht? , schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Bryan...was treibt er bloß? Wieso ist er verschwunden?, fragte ich mich. Ist er tatsächlich wegen mir gegangen? Weil ich ihn zu sehr verletzt habe? Immer mehr tat es mir leid, wenn ich daran dachte. Ich war doch sonst nicht so. Ich hasste es mit jemandem zu streiten, weil ich dann die Bilder in meinem Kopf nicht mehr loswurde, die sich während dem Streit in meinem Kopf festsetzten. Er ist doch selber schuld, flüsterte mir eine andere Stimme in meinem Kopf zu.

Ich seufzte.

Ich hätte nicht gedacht, dass Bryan einfach verschwinden würde. Und komischerweise hatte ich das Gefühl, dass es nicht sein konnte. Er würde nie ohne Grund abhauen.

Ich weiß, dass er bleiben wollte! , dachte ich mir. Ich bin mir ganz sicher.

Aber warum sonst sollte er denn verschwinden? Es sei denn er hatte einen neuen Auftrag von Kirz bekommen und musste deswegen verschwinden. Aber warum hatte er uns dann nicht Bescheid gegeben? War es vielleicht zu gefährlich gewesen?

Ach keine Ahnung, dachte ich mir und seufzte, was wusste ich schon? Nichts wusste ich. Alle verheimlichten etwas vor mir. Alle...ohne Ausnahme.

Seit dem Training hatte ich meine geschärften Sinne wieder erlangt, was ich nicht verstand. Was hatte mich davor denn gehindert? Ich wusste es nicht...

>> Xa. <<, hörte ich plötzlich eine leise Stimme. Ich konzentrierte mich auf die leisesten Geräusche und hörte genau hin. >> Xa. << Da schon wieder!

Unbewusst hatte ich mein Ohr an Jacks Tür gelegt und lauschte. Die Geräusche waren aus seinem Zimmer gekommen. Wahrscheinlich flüsterte er wieder ihren Namen. Was er wohl gerade träumte?

Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Wer war diese Xa wirklich. War sie für Jack wirklich nur die Anführerin eines Volkes gewesen oder mehr?

Ich ertappte mich dabei, wie ich mich in all das hineinsteigerte. Ich wusste es war nicht richtig. Doch irgendetwas hatte sich nach dem Training geändert. Ich musste nur herauskriegen was es war.

Es mochte blödsinnig oder kindisch klingen, aber ich fühlte mich plötzlich viel reifer und erwachsener als vor dem Training. Viel ernster und nachdenklicher. Der Auslöser war Bryans Bruder gewesen...aber war er wirklich sein leiblicher Bruder? Oder hatte ich mir das alles bloß ausgedacht?

Zundr meinte es wären meine Erinnerungen, aber ich erinnerte mich nicht an so jemanden.

Ich entfernte mich ein wenig von Jacks Zimmertür und starrte sie an. Da war wieder diese Anziehung die mich nicht losließ. Ich wusste, ich durfte nicht in Jacks Zimmer bevor er wieder ganz gesund war, aber ich hielt es nicht aus. Ich wollte sehen wie es ihm ging und betrat schließlich das Zimmer.

Es war immer noch abgedunkelt, nur ein paar Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer.

Jack lag auf einem neuen Bett, wie ich bemerkte. Davor war nämlich nur eine Liege hier drin gewesen. Ich setzte mich auf einen Sessel und betrachtete ihn. Wie er schlief. So harmlos und friedlich sah er aus, trotz seiner etwas angespannten Mimik. Ich musste zugeben ich hatte ihn vermisst. Auch wenn es nur ein paar Tage waren. Ich hatte es vermisst, wie wir miteinander redeten und kämpften.

Alles meine Schuld, ging es mir durch den Kopf. Hätte ich nicht diesen komischen Satz ausgesprochen, dann wäre das alles nicht passiert. Wo waren wir da überhaupt gewesen? Im Himmel? Nein, den Himmel stellte ich mir ganz anders vor. Sicher nicht wie eine Einöde.

Ach Jack...dachte ich mir. Es tut mir so leid. So leid...

Ich stand auf und ging zu ihm. Seine linke Hand ragte aus der Bettdecke heraus und baumelte herunter. So kraftlos und müde. Ich berührte seine Hand sanft mit meinen Fingern und strich dabei über seinen Handrücken. Ob er wohl Schmerzen hatte?

Überrascht sah ich wie ein Wassertropfen auf seine Hand fiel. Ich sah an die Wanddecke, doch da war nichts. Ein wenig entsetzt bemerkte ich, dass ich weinte. Es war eine Träne gewesen. Meine Träne. Wieso weine ich jetzt? , dachte ich mir ein wenig wütend auf mich selbst und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich holte tief Luft und atmete dann wieder tief aus.

>> Reiß dich zusammen. <<, flüsterte ich mir selbst zu und ballte meine Hände zu Fäusten.

Das Wort zerrissen, ging mir plötzlich durch den Kopf. Ich fühle mich zerrissen.

Ich warf einen letzten Blick auf Jack bevor ich das Zimmer verließ und die Tür hinter mir leise schloss. >> Schlaf gut.<<, flüsterte ich und entfernte mich mit jedem Schritt weiter von ihm. 


PS: Ich freue mich immer wieder auf Votes und Kommis. Sagt mir wie es euch gefällt, und wenn's euch gefällt dann klickt auf den kleinen Stern da unten ihr Lieben! <3 :D Viel Spaß beim Lesen :*


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