Feis (I) - Feuer und Eis

By sam_pak

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Best Ranking in Fantasy: #3 "Ihr wisst nicht wer ich bin oder woher ich komme" , sagte sie mit einer sanften... More

Who is Xa?
Arrival
Who is he?
My first day
You don't like to talk?
Who does he think he is?
Partytime
Red eyes tell the truth
Strange dreams
2. Part
Confusion
You have a problem? Search for a solution.
Your thoughts should remain yours
Time goes on
Welcome back
Happy X-Mas
Who am I ?
Being Human
Finintis
Tell me
But why?
Kidnapped
3. Part
Train me
Time is running out
I only told her the truth
Who said that thoughts are not real?
Another place
Scotland
Mysteries
What if dreams come true?
You owe me answers
The Dagger
Bryan
The countdown is on
Nothing but training
Danke <3
I wish
Three days left
The last two days
They are coming
4. Part
Forgive me, my love
Danksagung
Info
Wörterbuch
Feis 2 - Info
Feis 2 - Veröffentlichung
Feis-Xas Rückkehr
Wattys 2016

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By sam_pak

Sie hatte nichts gewusst. Erst später hatte sie sich alles zusammengereimt. Die Leute hatten sie dafür verachtet. Ihr Familienname war überall bekannt gewesen für das was ihre Eltern getan hatten. Eine Schande für beide Völker, hatten sie gemeint. Doch sie hatte nie wirklich verstanden warum.

Zusammen waren sie so viel stärker, als sich gegenseitig jahrhundertelang zu bekriegen.

Die ersten Ilfrryaes und Frangwrrs waren wie Brüder und Schwestern gewesen. Nichts hatte sie trennen können. Aber dann hatte die Geschichte einen anderen Lauf genommen. Und nur deshalb waren ihre Eltern verstoßen worden. Keines der beiden Völker hatte sie akzeptiert.
Doch über ein Kind hatten sie nichts gewusst. Und darüber, dass dieses Kind ihre Welt verändern würde auch nicht.

Trotz allem hatte sie ihnen geholfen. Ihnen allen, als sie Hilfe brauchten. Denn ihre Familien waren tot, viele waren krank und von Sinnen gewesen.

Auch wenn es Jahrhunderte her war, hatte sie ihren Familiennamen abgelegt. Sodass keiner wusste wer sie wirklich war, woher sie kam und was sie vorhatte.

Ihr Ziel war es die beiden Völker wieder zu vereinen, doch sie hatten nicht auf sie gehört. Und was dann kam war allein ihre Schuld gewesen. Denn sie hatte sie gewarnt.

>> Kim, wach auf. <<, ich spürte wie jemand an meiner Schulter sanft rüttelte und mich somit von meinem Schlaf riss.

>> Lass mich weiter schlafen. <<, murmelte ich müde und drehte mich zur Seite.

>> Kim, komm schon. Wach auf. <<, sagte die gleiche Person nochmal. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, um zu erkennen wer es war doch ich schaffte es nicht.
Erst nach ein paar Versuchen konnte ich meine Augen schließlich öffnen und sie auf die dunkle Gestalt vor mir richten.

Finintis, dachte ich mir und spürte wie meine Augen zu glühen anfingen. Ich erkannte, dass es Bryan war der vor mir stand.

>> Bryan? <<, flüsterte ich verwirrt und richtete mich langsam auf. Gleichzeitig tastete ich den kleinen Nachttisch neben dem Bett nach meinem Haargummi ab.

>> Bist du jetzt ganz wach? Können wir gehen? <<, fragte mich Bryan. Klang er etwa aufgeregt?

>> Wohin denn gehen? <<, fragte ich immer noch verwirrt und sah ihn an. Seine weißen Augen leuchteten mir entgegen und ich bemerkte wie er mir seine Hand zur Hilfe anbot, damit ich aufstand.

>> Danke. <<, murmelte ich als ich seine Hand ergriff und mich hochzog.

>> Komm. <<, forderte er mich leise auf und ging aus dem Zimmer.

>> Wohin gehen wir? <<, fragte ich ihn und blieb dort wo ich war. Bryan drehte sich zu mir um und sah mich bittend an.
>> Kim, bitte. Ich möchte dir etwas zeigen. <<

>> Jetzt? Mitten in der Nacht? <<

Bryan lächelte mich bloß an und setzte dann seinen Weg fort. Seufzend folgte ich ihm und sah mich unauffällig im Haus um. Wo war eigentlich Jack? Ich hatte ihn schon den ganzen gestrigen Tag nicht gesehen.

Bryan führte mich hinaus und ging den gewohnten Weg zum Strand entlang.

>> Also wenn du mir ernsthaft um die Uhrzeit etwas beibringen willst, dann vergiss es. Ich bin todmüde und will schlafen. <<, sagte ich.

>> Ich will nicht mit dir trainieren. <<, erwiderte Bryan nur und blieb dann stehen.
Wir waren jetzt am Strand und standen direkt vor dem Meer.

>> Was machen wir dann hier? <<, fragte ich ihn skeptisch und starrte ihn an. Ich stand jetzt neben ihm und betrachtete sein Gesicht.

>> Komm, ich zeige es dir. <<, meinte er und lächelte mich an. Er ging ins Meer hinein und machte eine Handbewegung in meine Richtung, was so viel hieß wie, dass ich ihm folgen sollte.

>> Ich geh doch jetzt nicht ins Meer. <<, sagte ich und blieb dort wo ich war.

>> Kim, bitte. Vertrau mir. <<, bat er und lächelte mich mit seinem alten Bryan-Ich an. Misstrauisch beäugte ich ihn und bewegte mich nicht.

>> Kim, bitte. Ich tue dir doch nichts. Ich will dir nur etwas zeigen. <<

>> Unter Wasser? <<, fragte ich ihn misstrauisch.

>> Ja. <<, antwortete er. >> Es ist wirklich wichtig. <<

Ich seufzte und folgte ihm langsam. Was hatte er bloß vor? Ich hoffe nichts was ich später bereuen werde, ging es mir durch den Kopf.

Als ich schließlich neben ihm herschwamm, tauchte er unter und ich tat es ihm nach. Während des Schwimmens verwandelte er sich mit Leichtigkeit in Wasser. Ich sah es als Herausforderung an und tat es ihm nach. Bei mir funktionierte es jedoch erst nach dem zweiten Versuch.

>> Wir sind gleich da. <<, informierte mich Bryan.

Nach ein paar Minuten schwamm Bryan nicht mehr weiter, sondern blieb stehen.
Zuerst fragte ich mich warum er das tat, doch dann sah ich es auch.

Eine riesige schwarze flüssige Masse war direkt vor uns und verhinderte somit, dass wir weiterschwammen. Die Masse sah gruselig aus und ich fragte mich aus was sie bestand. Sie bewegte sich langsam um die eigene Achse. Sie war rund und je länger man hinein starrte, desto mehr sah sie wie etwas aus das einen immer mehr anzog bis man schließlich nachgab und hinein schwamm.

Was war das bloß?

>> Bryan was ist das? <<, flüsterte ich ein wenig ängstlich, doch versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.

>> Ein Tor. <<, antwortete er ganz gelassen und ich sah ihn verwirrt an.

>> Was meinst du damit? <<, fragte ich ihn verständnislos und sah wieder auf die schwarze runde Masse die sich immer noch drehte.

Etwas in mir sagte mir, dass ich es anfassen sollte. Also schwamm ich ein wenig näher heran und spürte die Anziehungskraft, die dieses Etwas auf mich ausübte.
Als ich meine Hand danach ausstreckte, zog mich Bryan plötzlich zurück und hielt mich fest.

>> Nicht. <<, warnte er mich. >> Sie wird dich sonst noch verschlingen. <<

Erschrocken starrte ich ihn fragend an. >> Verschlingen? <<

>> Ja. Wie du gemerkt hast zieht es uns an. Doch du darfst dich davon nicht irritieren lassen. Es wird dich in sich hinein ziehen wie ein schwarzes Loch, sodass du nie wieder hinaus kannst. <<, erklärte Bryan.

>> Es sieht ja auch aus wie ein schwarzes Loch. <<, erwiderte ich und sah das schwarze Etwas fasziniert an. >> Du hast gesagt es sei ein Tor. <<, wiederholte ich. >> Ein Tor wofür? <<

>> Das erkläre ich dir wenn wir wieder an der Oberfläche sind. <<

>> Warum nicht jetzt? <<

>> Weil. <<, antwortete er. >> Komm schon, lass uns wieder von hier verschwinden. <<

Bryan zog mich sanft am Handgelenk, sodass ich mich von dem Tor wegziehen ließ. Erst als wir ein paar Meter weiter entfernt waren merkte ich, dass sich meine Sinne wieder verschärften und ich zu mir kam. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich vorhin wie betäubt gewesen war. Eine Art Last fiel von mir.

>> Bryan was war das? <<, fragte ich ihn schockiert.

>> Ich erkläre es dir gleich. <<, erwiderte er. Nach einer Weile schwammen wir wieder an die Wasseroberfläche und näherten uns dem Strand.

Als ich aus dem Meer stieg verwandelte sich mein Körper wieder zurück und ließ mich somit frieren als eine frische Brise wehte.

>> Also. <<, begann ich. >> Was hat es mit diesem schwarzen komischen Etwas auf sich? <<

>> Wie ich schon vorhin erwähnt habe, ist es ein Tor. <<, antwortete Bryan. >> Es ist kein normales Tor an das man klopft und hereingebeten wird. Wie du schon vorhin bemerkt hast, hat dieses Tor eine Art Anziehungskraft, die dich in seinen Bann zieht. <<, erklärte er und klopfte sich den Sand von der Hose. >> Sie ist nur für uns sichtbar und spürbar. <<

>> Bedeutet das etwa, dass Menschen es nicht sehen können? <<

>> Richtig. Für sie ist es unsichtbar, denn Menschen dürfen und können dieses Tor nicht benutzen. <<

>> Und wohin führt dieses Tor? <<, hakte ich nach und blickte Bryan mit hochgezogenen Augenbrauen an.

>> Das ist ja das Problem. <<, meinte Bryan. >> Wir wissen es nicht. <<

Wir? Wahrscheinlich meinte er die Frangwrrs. Aber woher wussten sie denn darüber Bescheid? Hatte Bryan es ihnen erzählt?

>> Aber woher wisst ihr dann, dass es überhaupt ein Tor ist? <<

>> Das erkläre ich dir irgendwann später, aber das Wichtigste im Moment ist, dass dieses Tor noch nicht...wie soll ich sagen...aktiviert ist. <<

>> Aktiviert? <<, wiederholte ich verständnislos.

>> Wenn du jetzt durch dieses Tor gehst, wirst du im Nirgendwo landen. Wir vermuten, dass man dann stirbt. Siehe es als so etwas wie ein schwarzes Loch an. Wir wissen nicht genau wohin es uns führt, aber was wir mit Sicherheit wissen ist, dass sie dich noch nicht dorthin bringt, wo sie einen eigentlich hinbringen soll. <<, erklärte Bryan.

>> Wohin soll sie denn jemanden hinbringen? <<

>> Nach Elvordan. <<

Überrascht sah ich Bryan an und fixierte dabei sein Gesicht. Es sah ganz danach aus als würde er die Wahrheit sagen, aber trotzdem war mein Misstrauen nicht zu übersehen.

>> Ich sage die Wahrheit, Kim. <<, versicherte mir Bryan, als wüsste er was ich gerade dachte.

>> Weiß Jack davon? <<, fragte ich ihn.

>> Nein. <<, antwortete er. >> Das heißt, er weiß nichts von diesem Tor. <<, erklärte er und betonte dabei „diesem".

>> Soll das heißen es gibt noch weitere? <<

>> Ja, soweit ich weiß gibt es noch zwei. Aber nur für Frangwrrs denke ich. <<

>> Nur für Frangwrrs? <<

>> Früher, als ich noch in Elvordan gelebt habe, hat mir eine...sehr wichtige und weise Person erzählt, dass die Tore nach Elvordan erst dann auftauchen werden, wenn sie auftaucht. Und da dies geschehen ist, sind diese Tore plötzlich aufgetaucht. Aber die gleiche Person hat mir auch gesagt, dass jedes Tor sich in dem Element befinden wird für den es bestimmt ist. <<

>> Wen meinst du mit sie? <<, fragte ich verwirrt.

>> Das erkläre ich dir auch irgendwann später. <<, meinte er und ich seufzte. >> Der Punkt ist, dass wenn ein Tor nach Elvordan unter Wasser auftaucht, es nur für Frangwrrs bestimmt ist. <<

>> Und wo sollen die Tore für die Ilfrryaes auftauchen? <<, fragte ich skeptisch. >> Im Feuer? <<

>> Wahrscheinlich. <<

>> Aber es gibt so eine große Menge von Feuer nicht auf einem Haufen. Feuer geht irgendwann aus. Es bleibt nicht einfach da wie Wasser. <<

>> Ich weiß, aber das ist deren Problem. <<

Ich sah Bryan ungläubig an. >> Ich verstehe ja, dass ihr verfeindet seid, aber beide Völker haben ihre Heimat verloren. Und nicht nur du oder dein Volk! <<, sagte ich wütend.

>> Vergiss nicht, du gehörst auch zu uns. <<, erinnerte er mich mit einem amüsierten Lächeln.

>> Was nicht bedeutet, dass ich mich so benehmen muss wie du. <<, erwiderte ich.

>> Das habe ich nicht behauptet. <<, wandte er ein. >> Wie dem auch sei, ich habe dir dieses Tor gezeigt, damit du weißt warum Kirz dich jagt. Immerhin wolltest du es wissen. <<

Verwirrt sah ich ihn an. >> Was hat dieses Tor mit Kirz und mir zu tun? <<

>> Kirz denkt du seist der Schlüssel für diese Tore und genau deshalb will er dich umbringen, weil er denkt, dass er es nur dann wieder zurück nach Elvordan schafft wenn du tot bist. <<, erklärte er.

>> Aber wieso denkt er, dass ich der Schlüssel dafür bin? <<, fragte ich verwirrt. >> Er hätte doch irgendjemanden wählen können. <<

>> Ja, aber du bist nicht irgendjemand Kim. <<, erwiderte Bryan. >> Du beherrschst beide Elemente, weshalb Kirz denkt, dass du ein Fluch bist der gebrochen werden muss. Er denkt er könne den Fluch nur dann brechen wenn du stirbst. <<

>> Wie kommt er überhaupt auf so einen Schwachsinn! <<, rief ich verzweifelt. >> Wieso soll ich ein Fluch sein? Der Typ spinnt doch. <<

>> Weil es eine Prophezeiung darüber gibt. <<, erklärte er mit einer verbitterten Stimme.

>> Eine Prophezeiung? <<, wiederholte ich ungläubig. >> Über mich? <<

>> Ich kann sie dir jetzt nicht genau sagen, aber so ist es und genau deshalb ist er hinter dir her. <<

>> Nur wegen so einer dummen Prophezeiung? <<, fragte ich ungläubig.

>> Sie ist keine dumme Prophezeiung, Kim. <<, widersprach Bryan. >> Sie ist wahr. <<

>> Du glaubst an sowas? <<

>> Ich habe mehrere solcher Prophezeiungen in Erfüllung gehen sehen. Also, ja. Natürlich glaube ich daran. <<

Ich sah ihn überrascht und verwirrt zugleich an. Ein Teil in mir glaubte ihm, doch ein anderer Teil sagte mir ich solle mich von alldem lieber fernhalten. Zu spät, ging es mir durch den Kopf. Ich stecke schon tief drin.

>> Okay, und steht in dieser Prophezeiung vielleicht auch wie diese ganze Geschichte enden wird? <<

>> Nein, aber das hast du jetzt auch nicht wirklich erwartet oder? <<

>> Nein, habe ich nicht. <<, gab ich zu und seufzte. Bryan fixierte mein Gesicht, weshalb ich mich von ihm abwandte und auf das Meer hinaus starrte.

>> Warum ist es noch nicht aktiviert? <<, fragte ich ihn schließlich. >> Ich meine das Tor. <<

>> Weil der...Fluch noch nicht gebrochen ist. <<, antwortete er leise und stellte sich neben mich.

>> Und dieser Fluch, sprich ich, ist erst dann gebrochen wenn ich sterbe. <<, fasste ich zusammen.

>> Das glaubt Kirz. <<, wandte Bryan ein. >> Das muss nicht heißen, dass es wirklich stimmt. <<

>> Und was wenn doch? <<, fragte ich ihn und wandte mich dabei wieder zu ihm. >> Was wenn ich wirklich sterben muss, damit du wieder nach Hause kannst? <<

Bryan sah mich mit einer Trauer in seinen Augen an, die mir das Herz zerbrach. Ich verstand nicht warum er auf einmal so verloren wirkte, aber ich hatte das Bedürfnis danach ihn retten zu müssen. Ich wusste nicht, ob ich wirklich das spürte was er im Moment fühlte, doch so kam es mir vor. Meine Kehle war auf einmal zugeschnürt, sodass ich weder richtig atmen noch reden konnte. Tränen stiegen mir in die Augen, ohne Grund.

Bryans Augen ließen mich nicht los und es war so als würden sie mich in ihren Bann ziehen, wie so oft wenn er mich ansah. Es war als würde ich einen tiefen dunklen Tunnel durchlaufen und am Ende das Licht erblicken, das seine Augen widerspiegelten.

Bloß am Rande nahm ich wahr wie Bryan langsam seine Hände hob und sie mir sanft auf die Wangen legte. Er zog mich an sich heran und beugte sich leicht zu mir herunter.

Ich war wie gelähmt, weshalb ich nicht wusste was ich machen sollte. Ein Schmerz durchschnitt mein Herz, als würden tausende von Scherben daran kratzen und verkrustete Wunden wieder aufreißen.

Ich sah wie eine Träne an Bryans Wange herunter kullerte und statt auf den Boden zu tropfen, sich in seine Haut sog.

>> Kein Ort der Welt kann mein Heim sein solange ich weiß, dass du tot bist. <<, flüsterte Bryan auf einmal und sah mir dabei tief in die Augen.

Seine Hände lagen immer noch sanft auf meinen Wangen. Sein Gesicht war nah an meinem, sodass ich seinen Atem spürte.

Ich wusste nicht warum ich Bryan in so kurzer Zeit so wichtig geworden war. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Ein Teil in mir verstand es nicht, aber ein anderer Teil schien den Grund dafür bereits zu kennen.

>> Ich kann dich nicht noch ein Mal verlieren. <<, flüsterte Bryan mir mit einer zitternden Stimme zu.

>> Was ist hier los? <<
Ich erschrak als ich Jacks Stimme erkannte und versuchte deshalb sofort Bryans Hände von mir zu lösen. Er sah mich jedoch immer noch an, als wäre nichts und als hätte er Jacks Stimme nicht gehört. Plötzlich spürte ich wie die Lähmung von mir abfiel und ich mich wieder bewegen konnte.

>> Bryan. <<, flüsterte ich als ich seine Hände umklammerte, um sie von meinem Gesicht zu lösen.

Er reagierte nicht, sondern sah mich stattdessen weiterhin an. Aber sein Blick hatte sich verändert. Keine Trauer war mehr zu sehen.

>> Bryan, lass mich bitte los. <<, flüsterte ich und versuchte in Jacks Richtung zu blicken. Doch plötzlich verstärkte sich Bryans Griff, sodass ich nicht mal meinen Kopf zur Seite wenden konnte.

>> Bryan, verdammt was soll das?! <<, flüsterte ich energisch und versuchte mich mit aller Kraft von ihm los zu machen. Zugegeben, er war stärker als ich dachte.

>> Lass sie los Bryan. <<, rief Jack plötzlich und ich konnte ihn vom Augenwinkel auf uns zukommen sehen.

>> Wieso? <<, erwiderte Bryan mit einem frechen Grinsen, aber sah nicht ihn sondern mich dabei an. Er war plötzlich wie ausgewechselt.

>> Weil sie es so möchte. Jetzt lass sie los. <<, sagte Jack mit einem wütenden Blick.

>> Schon vergessen Srrefta? Ich höre nicht auf deine Befehle. <<, erwiderte Bryan. Endlich wandte er sein Gesicht Jack zu und sah ihn an.

Ich nutzte die Gelegenheit aus und stieß ihn heftig von mir. Er verlor das Gleichgewicht und fiel fast auf den Boden. Aber leider nur fast.

Bevor er auf den Boden landen konnte, sah er mich mit einem wütenden Blick an und einen Wimpernschlag später stand er plötzlich hinter mir.

Gerade als er nach meinen Handgelenken packen wollte, wirbelte ich zu ihm herum und gab ihm eine Faust. Ungerührt blieb er dort wo er war, was mich überraschte, denn ich hatte eine andere Reaktion erwartet. Hatte er nicht einmal einen Kratzer abbekommen?

Plötzlich spürte ich wie der Sand unter meinen Füßen immer kälter wurde, weshalb ich herunter sah und bemerkte, dass der Sand immer nasser wurde. Als ich verständnislos aufblickte, spürte ich wie der Boden unter mir nachgab. Bryan lächelte mich mit böse funkelnden Augen an und bevor ich in ein Loch stürzen konnte, der sich unter mir bildete, rannte ich mit übernatürlicher Geschwindigkeit in Jacks Richtung.

>> Bleib hier. <<, sagte er, aber sah mich dabei nicht an.

>> Was soll das? <<, rief Bryan gespielt verärgert. >> Wir waren doch noch gerade so schön am Spielen. <<

Mir kommt es mittlerweile so vor als hätte Bryan eine gespaltene Persönlichkeit, dachte ich mir immer noch leicht verwirrt.

>> Keine Zeit für deine unnötigen Spielchen, Bryan. <<, entgegnete Jack mit einem warnenden Unterton.

>> Entweder lässt du sie in Ruhe oder du verschwindest. <<

>> Uhh, hab' ich aber Angst. <<, erwiderte Bryan mit einem amüsierten Lächeln. >> Ich sage dir mal was. Entweder du lässt mich das machen was ich will oder ich sage Kirz wo du sie versteckst. <<, drohte ihm Bryan.

Was?! Meint er das etwa ernst? Nein, oder? Wieso sollte er sich denn sonst die Mühe machen mich nach Puerto Rico zu schleppen und dabei mit seinem Erzfeind zusammenzuarbeiten? , dachte ich mir. Oder hat er das absichtlich gemacht? Hat Bryan uns etwa schon die ganze Zeit über etwas vorgemacht?

>> Das würdest du nicht wagen. <<, sagte Jack an Bryan gewandt und unterbrach somit meine Gedanken.

>> Oh und ob ich das tun würde. <<, erwiderte dieser. Er kam langsam auf Jack zu und blieb schließlich nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht stehen.

>> Unterschätz mich lieber nicht. <<, flüsterte Bryan mit einem warnenden Blick und starrte Jack eine Weile in die Augen bevor er den Blick hob und mich belustigt anlächelte.

>> Was dich betrifft. <<, sprach er mich dann an. >> Ich werde immer auf eine Gelegenheit warten dich fertig zu machen. <<

Schockiert starrte ich ihn an. Ich konnte ihm das alles nicht glauben, nicht nachdem was ich vorhin gefühlt hatte. Nicht nachdem ich gesehen hatte wie eine Träne über seine Wange gerollt war. Ich war mir sicher, dass er sich nur wegen Jack verstellte.

Bryan drehte uns schließlich den Rücken zu und kehrte lässig zum Haus zurück.

>> Du machst es nicht besser. <<, rief ich ihm auf einmal hinter her, ohne dass ich es wollte. Ich spürte Jacks überraschten Blick auf meinem Gesicht als ich sah wie Bryan plötzlich stehen blieb.

>> Der Schmerz wird nicht weniger, wenn du versucht ihn zu überspielen, nicht wahr? <<, fragte ich Bryan laut und ging langsam auf ihn zu. Verdammte Scheiße, wieso sage ich das überhaupt?, fragte ich mich dabei innerlich. Was ging hier vor sich? Ich hatte mich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Es war als hätte jemand meinen Körper übernommen.

>> Das bist nicht du. Also hör auf dich so zu verstellen und hilf mir mich selbst wieder zu finden. <<, sagte ich ernst. War das etwa eine andere Stimme mit der ich da sprach?

Jetzt stand ich nur noch einen Schritt hinter Bryan und musterte seinen Rücken. Er wirkte angespannt.
Plötzlich drehte er sich zu mir um. Seine Augen waren gerötet und sein Gesicht war von Trauer gezeichnet.
Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, aber schloss ihn wieder als er nichts herausbrachte.

Gerade als ich meine Hand hob, um mit meinen Fingern seine Wange zu berühren, wich Bryan mir aus und rannte dann mit übernatürlicher Geschwindigkeit los, sodass ich ihn aus den Augen verlor.

>> Lass ihn gehen. <<, hörte ich Jack hinter mir sagen. Ich spürte, dass er direkt hinter mir stand.

>> Das werde ich. <<, erwiderte ich und blickte immer noch in die Richtung in die Bryan gerannt war. Plötzlich kam es mir so vor als hätte sich etwas in mir zurückgezogen, sodass ich wieder ich selbst war. Wieso hatte ich diese Dinge bloß gesagt und getan?

Eine Weile sagten wir beide nichts, bis mich Jack telepathisch fragte ob ich wieder zurück ins Haus wolle.
Ich nickte und sah ihn erst dann wieder an. Er wirkte ein wenig verunsichert, so als wüsste er nicht was er tun oder sagen sollte.

Lass uns gehen, meinte ich und lief dann mit ihm zurück zum Haus.

***

>> Wir müssen sie aufhalten! <<, schrie Felyon während er nervös auf und ab lief. Er kratzte sich an seinem Kinn und sah immer wieder durch das Fenster nach unten.

>> Das können wir nicht. <<, erwiderte Dzares ruhig und ließ Felyon dabei nicht aus den Augen.
Mach jetzt bitte nichts Dummes, ging es ihm durch den Kopf. Als hätte ich nicht schon genug Probleme.

>> Du willst sie also einfach sterben lassen?! <<, schrie Felyon ihn ungläubig an. >> Das kann nicht dein Ernst sein! <<

>> Wir können sie nicht daran hindern. Sie ist uns dafür viel zu überlegen. <<, entgegnete Dzares diesmal ein wenig angespannter.

>> Und deshalb gibst du auf?! <<, schrie Felyon weiter. >> Ich dachte du willst sie retten! Genauso wie ich, doch dem Anschein nach war das nur ein Trug. <<

>> Denkst du wirklich ich will, dass sie stirbt?! <<, schrie Dzares ihn schließlich an und packte Felyon am Kragen. >> Ich kenne sie schon so lange, länger als du, und du glaubst wirklich ich würde sie tot sehen wollen? Was willst du bitte tun? Sie davon abhalten? Sie wird dein Vorhaben schon spüren, bevor du es überhaupt richtig planen kannst! <<

>> Deshalb müssen wir ja zusammenhalten! <<, rief Felyon verzweifelt.

>> Auch wenn! Es wird nicht funktionieren Felyon. <<

>> Einen Versuch ist es doch Wert! <<

>> Du wirst sie nur noch mehr in Gefahr bringen als sie es schon ist. Du wirst sie nicht aufhalten können, verstehst du das denn nicht?! Sie will es tun, weil sie denkt dass sie es tun muss! <<, sagte Dzares wütend.

>> Wenn du nicht helfen willst, na schön. Aber halte mich nicht auf. <<, erwiderte Felyon mit zusammengebissenen Zähnen. Er war schon immer dafür bekannt gewesen, ein impulsiver emotionsgeladener junger Mann zu sein. Er konnte seine Wut einfach nicht im Zaum halten.

>> Du wirst nichts unternehmen, Felyon. <<, befahl Dzares mit warnendem Blick. >> Hast du verstanden? <<

Felyon erwiderte nichts, sondern sah wütend auf den Boden. Wieso hatte er überhaupt Dzares um Hilfe gebeten? Feigling, dachte er sich.

>> Hast du verstanden? <<, wiederholte Dzares noch ein Mal und packte Felyon hart am Unterkiefer, sodass er gezwungen war in seine Augen zu sehen.

>> Ja. <<, antwortete Felyon gepresst und wandte dann seinen Blick von ihm ab. Dzares ließ ihn los und schnaufte.

>> Du wirst sie und dich selbst in Gefahr bringen, wenn du nicht auf mich hörst. Ich sage dir, es wird sehr böse enden wenn du versuchst sie aufzuhalten. <<, warnte ihn Dzares. Als Felyon daraufhin nichts erwiderte, wandte sich Dzares zum Gehen.
Doch kurz bevor er das Zimmer verließ, blieb er stehen und sah ein letztes Mal in Felyons Richtung.

>> Du weißt nicht alles darüber. <<, sagte Dzares diesmal ruhiger.
>> Deshalb tu bitte nichts was du später bereuen könntest. <<

Felyon blieb still und starrte  wütend aus dem Fenster. Ich weiß was ich zu tun habe, dachte er sich als er hörte wie die Tür ins Schloss fiel, als Dzares das Zimmer verließ.

Ich werde sie aufhalten.

>> Sag es mir. <<, hörte ich Jack Bryan auffordern, als ich langsam aufwachte und sich mein Gehör wieder verstärkte. Über was streiten die beiden bloß wieder? , fragte ich mich ein wenig genervt und öffnete widerwillig die Augen. Wie viel Uhr ist es eigentlich?

Jack was ist los? , fragte ich ihn telepathisch während ich langsam aufstand und in Richtung Badezimmer ging.

Wieso tut mir der Schädel so weh? , fragte ich mich gleichzeitig und hielt mir dabei den Kopf.

Nichts was dich beunruhigen könnte, kam die Antwort auf meine Frage.

Also ist es auf jeden Fall etwas das mich beunruhigen könnte, erwiderte ich.

Nein, es ist nicht so wichtig.

Und warum dann der Streit?

>> Du kannst mich nicht zwingen es dir zu sagen Srrefta. Wieso sollte ich überhaupt? <<, hörte ich Bryan mit einem verachtenden Ton sagen.

>> Na gut, dann muss ich es wohl selbst herausfinden. <<, erwiderte Jack ruhig mit seiner gewohnt ernsten Stimme.

Du weißt doch wie Bryan ist, antwortete er währenddessen auf meine Frage.

Ich komme gleich zu euch, dann kann ich wenigstens mitreden.

Stimmt, habe vergessen dass du Bryan aus deinen Gedanken verbannt hast, erinnerte sich Jack und ich konnte mir schon denken, dass er innerlich schmunzelte.

Und ich habe nicht wieder vor ihm Eintritt zu gewähren, erwiderte ich lächelnd und schloss die Badezimmertür ab.

>> Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, denn in der Zeit in der du nicht hier bist, ist Kim ganz alleine mit mir. <<, hörte ich Bryan mit einem provokanten Lächeln sagen und wurde ein wenig wütend. Was zur Hölle war sein Problem? Wäre er schwanger würde ich seine Stimmungsschwankungen ja noch nachvollziehen können, dachte ich mir und wusch mir das Gesicht. So ein Idiot.

>> Denkst du wirklich sie lässt sich auf deine Spielchen ein? <<, fragte Jack ihn, wobei man die Wut in seiner Stimme heraushörte.

>> Die gestrige Nacht war doch Beweis genug. <<, erwiderte Bryan mit einem selbstgefälligen Ton.

Was?! , ging es mir durch den Kopf. Ich riss die Badezimmertür auf und ging in Richtung Wohnzimmer, wo sich die beiden stritten.

>> Jetzt pass mal auf! <<, rief ich wütend als ich Bryan sah. Ich ging auf ihn zu und blieb ganz dicht vor ihm stehen. >> Wenn du denkst ich würde mich auf deine dummen Spielchen einlassen die du hier vergeblich versuchst abzuziehen, dann hast du dich wohl geirrt. Wir machen das nur mit, damit du nicht auf andere dumme Ideen kommst! <<, schrie ich ihn wütend an. >> Und das gestern Nacht war kein Spiel, sondern etwas Wichtiges was du mir zeigen wolltest! Also halt deine verdammte Klappe bevor ich sie dir zuklebe. <<, den letzten Satz flüsterte ich mit einem drohenden Ton, damit es mehr Wirkung zeigte. Ich starrte ihm noch einige Sekunden lang in seine hellblauen wütend funkelnden Augen, bevor ich mich von ihm abwandte.

>> Und dir einen schönen guten Morgen. <<, begrüßte ich Jack mit einem netten Lächeln, bevor ich das Haus verließ und mich in den Garten setzte.

Er ist wie erstarrt, hörte ich Jack in meinem Kopf sagen. Ich hörte heraus wie er dabei schadenfroh lächelte.

Gut so, erwiderte ich bloß. Dennoch mochte ich es nicht wenn ich so mit Bryan sprach. Wenn ich überhaupt mit irgendwem so redete.

Alles in Ordnung?, fragte mich Jack diesmal etwas ernster.

Ja, alles okay.

Einige Sekunden lang blieb er still, bevor er wieder etwas sagte. Wirst du mir verraten warum er dich gestern Nacht einfach mit an den Strand geschleppt hat?

Er...hat mich nicht dahin geschleppt Jack. Ich bin freiwillig mitgegangen.

Verstehe, sagte er bloß.

Und...wir sind ins Meer gegangen, weil er mir etwas zeigen wollte.

Und? Hat er es dir tatsächlich gezeigt? , fragte mich Jack. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Anscheinend wollte Bryan nicht, dass Jack es erfuhr, auch wenn ich darauf vertraute, dass Jack nicht achtlos mit diesem Wissen umgehen würde.

Trotzdem wollte ich nicht, dass er es erfuhr wenn Bryan es nicht wollte. Er hatte, wie blöd er sich auch danach benommen hatte, mir dieses Geheimnis anvertraut. Und wie gerne ich es Jack auch berichten würde, lag es nicht in meiner Hand es ihm mitzuteilen.
Auch wenn sich Bryan zurzeit wie ein kompletter Vollidiot benahm, würde ich mir so vorkommen als hätte ich ihn verraten.

Nein, log ich Jack schließlich an. Ich hoffte nur, dass ich somit Jacks Vertrauen nicht brach.

Hoffentlich wirst du mir verzeihen, wenn du herausfindest warum ich gelogen habe, dachte ich mir und starrte dann in den Himmel. Hoffentlich...

>> Er ist weg. <<, hörte ich Bryan plötzlich mit einem ernsten Ton hinter mir sagen. Ich wusste, dass er Jack meinte. Er war bestimmt dieses Ding suchen gegangen was Bryan mir gestern gezeigt hatte. Jack wusste zwar nicht was es war, aber er hatte bestimmt eine Theorie und suchte danach am Strand oder im Meer.

Ich antwortete Bryan nicht, weil ich ihn ignorieren wollte. Und bis jetzt funktionierte es ganz gut.

>> Er wird bestimmt irgendwann morgens wieder zurückkehren. <<, meinte Bryan, während er die Treppen herunter lief, die von der Terrasse in den Garten führten.

Ich blieb still und betrachtete weiterhin die Wolken durch die die aufgehende Sonne schien. Sie sahen wunderschön aus. So hell und verformbar und so...frei.

>> Früher habe ich mir auch immer die Wolken angeschaut weißt du. <<, begann Bryan. >> Weil ich mich frei fühlte wenn ich sie ansah. Doch irgendwann änderte sich alles in meinem Leben, sodass ich nur noch meine Gefangenschaft in diesem Leben wahrnahm, wenn ich in den Himmel sah. <<

Er hatte zwar mein Interesse geweckt, aber ich blieb stur.

>> Willst du wissen warum? <<, fragte er mich, während er sich ganz locker neben mich setzte und mich dann von der Seite aus betrachtete.

Ich schwieg und versuchte dabei seinen Blick zu ignorieren.

>> Dann eben nicht. <<, meinte er schließlich und ich sah aus dem Augenwinkel wie er selbstgefällig lächelte. Er wusste, dass ich es nur zu gerne erfahren würde.

>> Weißt du, Stille ist auch eine Antwort. <<, meinte er lächelnd, während ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie er dabei die Lippen kräuselte.
Diesmal konnte ich nicht anders als ihn genervt anzusehen, um nach einigen Sekunden meinen Blick wieder abzuwenden.

>> Deine Ignoranz zu brechen ist wohl nicht so leicht wie ich dachte. <<

>> Wieso tust du jetzt so? <<, fragte ich ihn schließlich.

Er sah mich ein wenig verwundert an. >> Was genau meinst du? <<

>> Na so zu tun als wäre es dir wichtig mit mir zu reden. <<

>> Wer hat gesagt, dass es das nicht ist? <<, erwiderte er mit einem Lächeln als wolle er flirten.

>> Versuchst du jetzt allen Ernstes mit mir zu flirten? <<, fragte ich ihn genervt. >> Gestern Nacht packst du noch mein Gesicht so hart, dass ich es nicht bewegen kann und tust mir weh wie sonst was, aber jetzt tust du so als wäre ich dir wichtig. <<

>> Kim, das... <<

>> Nein vielen Dank auch. So ein Fake-Interesse will ich nicht. <<, unterbrach ich ihn und stand auf. Ohne Bryan ein weiteres Mal anzublicken lief ich zum Zaun des Gartens und stützte dort meine Ellenbogen ab, sodass Bryan ruhig meinen Rücken betrachten konnte statt mein Gesicht.

>> Kim, das...- es tut mir wirklich leid...das wollte ich nicht. <<, entschuldigte sich Bryan. Ich hörte wie er aufstand und zu mir kam.
>> Ich weiß nicht wie ich das je wieder gut machen kann, aber es tut mir wirklich ehrlich leid. Verzeih mir. Ich wollte dir keinesfalls wehtun. <<

>> Was sollte es dann Bryan? <<, fragte ich ihn und sah ihm dabei in die Augen. >> Sollte es eine Machtdemonstration gegenüber Jack sein? Wie du ihm zeigst, dass du mir wehtun kannst? <<

>> Nein Kim, ich...- <<

>> Was dann?! <<, schrie ich ihn an, während ich meine Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, die der Wind auf mein Gesicht wehte. Ich hatte nun endgültig meine Geduld mit ihm verloren. >> Wolltest du mir Angst einflößen und es dann ausnutzen? Weißt du ich verstehe dich einfach nicht. Wirklich! <<, redete ich laut weiter. >> Du willst mein Freund sein? Du willst, dass ich dir vertraue? Dann hör auf damit ein Arsch zu sein! <<

>> Kim...- <<

>> Nein Bryan! <<, schrie ich ihn weiterhin an. >> Ich will...ich will es einfach nicht hören. Und weißt du auch warum? << Ich ging auf ihn zu und legte meine Hände auf seine Wangen. Er sah mich verwundert und irritiert zugleich an. Ich war ja selbst von meiner Geste überrascht. >> Weil ich dir so gerne glauben würde, aber ich kann es nicht. <<, flüsterte ich mit einer Bitterkeit in meiner Stimme.

Bryans Blick verwandelte sich von Irritation in Trauer, sodass ich ihn nicht ansehen wollte. Ich wollte nicht nochmal spüren was ich glaubte das er fühlte. Aber ich wich seinem Blick nicht aus, sondern sah ihn stattdessen genauso intensiv an wie er mich.

Ich spürte wie seine Hände sanft die meinen umklammerten. Ein Gefühl, das ich nicht richtig zuordnen konnte, stieg in mir auf, als seine Haut auf meine traf. Ich versuchte nicht zurückzuweichen. >> Es tut mir so leid... <<, flüsterte er mit zitternder Stimme. >> Das alles...tut mir so leid... <<

Ich erwiderte nichts und ließ ihn stattdessen langsam wieder los.

>> Wenn du mein Vertrauen gewinnen willst, musst du es dir verdienen. <<, sagte ich leise. Wir sahen uns einige Sekunden lang an, bevor ich wieder ins Haus ging und ihn draußen alleine stehen ließ.

Dieses Kribbeln das sich bei seiner Berührung in mir ausgelöst hatte, ließ nach je mehr ich mich von ihm entfernte. Und das war gut so.

***

Dieses Mädchen mit den schwarzen langen Haaren und den seltsamen Augen, starrte mich genauso an wie ich sie. Und als ich meine Hand hob um durch meine Haare zu streichen, tat sie es mir gleich.

Bin wirklich ich das? , fragte ich mich und sah genauer hin, so als würde ich etwas in meinem Spiegelbild entdecken wollen das ich vielleicht übersehen hatte.

Ich sah anders aus als ich mich fühlte.  Die Gefühle die in mir tobten, spiegelten sich nicht in meinem Gesicht wider.
Einerseits war das zu meinem Vorteil, doch andererseits...war es irgendwie merkwürdig.
Ich sah so monoton und gefühlslos aus. Als wäre mir alles gleichgültig. Aber das war es nicht.

Es war einfach nur so unglaubwürdig, dass mein Leben momentan an einem seidenen Faden hing der jederzeit zu reißen drohte. Kein Wunder wenn jemand hinter mir her war, der mich unbedingt tot sehen wollte. Oder besser gesagt, mich mit eigenen Händen umbringen wollte.

Immer wieder kehrten meine Gedanken an meinen Tod und an das Bevorstehende zurück, wie sehr ich auch versuchte mich abzulenken und nicht daran zu denken.

Was sollte ich tun wenn Kirz mir gegenüber stand und mich einfach durch Magie in die Luft wirbelte und mir jegliche Bewegungsfreiheit raubte?
Was konnte ich da denn noch tun? Ebenfalls wollte ich nicht, dass sich Jack oder Bryan für mich in Gefahr brachten. Wie sollte ich es jemals ertragen wenn ich wüsste, dass sie wegen mir gestorben wären? Ich könnte mit der Schuld nicht leben, wenn ihnen wegen mir etwas zustoßen würde.

Ich hörte wie meine innere Stimme mir zuflüsterte, dass ich auch dann nicht weiterleben könnte, wenn die beiden, egal wegen was, sterben würden. Auch wenn es nicht meine Schuld war.

Gott, was ist das bloß! , rief ich innerlich und stand vom Bett auf. Warum empfinde ich so etwas über die beiden? Ich kenne sie doch erst mal seit knapp drei Monaten!

Während ich im Zimmer auf und ab lief, bemerkte ich aus dem Augenwinkel wie mein Spiegelbild es mir gleich tat.

Meine Gefühle waren auch so eine Sache für sich. Ich verstand einfach nicht was in mir vorging und warum ich nicht einmal daran denken konnte,  Jack zu verlieren oder ihn verletzt zu sehen. Okay, zugegeben...das mit Jack verstand ich ja eigentlich irgendwie noch, aber mit Bryan war ich nicht so gut befreundet und trotzdem spürte ich etwas in mir was mich verwirrte.
War es vielleicht weil beide mir halfen und nicht nur Jack? Oder lag es daran, dass Bryan dauernd versuchte sich mit mir anzufreunden?

Mittlerweile konnte ich eigentlich nicht mal mehr abstreiten, dass Bryan und ich Freunde waren, auch wenn ich nicht wusste warum.

Je länger ich über Kirz und die beiden nachdachte, desto mehr fühlte ich ein erdrückendes Gefühl in mir. Als würde ich kaum noch Luft kriegen. Was wenn diese hier meine letzten Tage sind? , ging es mir plötzlich durch den Kopf. Und ich habe mich nicht mal von meiner Familie und meinen Freunden verabschiedet. Immerhin gibt es keine Garantie, dass unser Plan so aufgeht wie wir es uns vorgestellt haben. Es kann immer etwas schief laufen, so ist es meistens in der Realität. Ich bin zwar im Gedankenkampf besser geworden, aber das wird für so jemanden wie Kirz bestimmt kein Hindernis sein. Wenn ich Glück habe, werde ich ihn vielleicht nur ein paar Minuten ablenken können, sodass ich Zeit gewinne. Aber was dann? Wenn er es schafft in meinen Kopf einzudringen ist es vorbei. Dann wird er mich unter seine Kontrolle bringen. Was können da Jack und Bryan denn schon tun? Sie sagen ja selbst, dass Kirz zu mächtig ist...

>> Hey, ähm...alles in Ordnung? <<, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir fragen, sodass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde.
Abrupt drehte ich mich um und sah in Bryans Gesicht. Natürlich, wer denn auch sonst?

>> Ähm ja, alles okay <<, antwortete ich ein wenig apathisch und versuchte den Faden von meinen Gedanken nicht zu verlieren. Stirnrunzelnd sah ich Bryan an.

>> Du sieht aber nicht so aus als wäre alles okay <<, meinte er.

>> Was...? Oh, ne...-doch alles okay. Keine Sorge <<, stotterte ich und bemerkte erst als ich aus Versehen in mein Spiegelbild sah, wie nachdenklich ich wirkte. Sofort hörte ich auf meine Stirn zu runzeln, sodass ich einen entspannteren Eindruck vermittelte.
Ich versuchte sogar zu lächeln, doch es sah wahrscheinlich eher jämmerlich aus als sicher.

>> Wenn du was auf dem Herzen hast, kannst du es mir ruhig erzählen <<, bot mir Bryan freundlich an.

>> Danke, ich...- <<, setzte ich an, aber wusste nicht weiter. Ja, ich hatte eine erdrückende Last auf dem Herzen, aber war es wirklich klug es jemandem zu erzählen der mir gedroht hatte unser Versteck auffliegen zu lassen, wenn Jack ihn noch mal nervte?

Lieber nicht, dachte ich mir.

Diesmal lächelte ich Bryan etwas sicherer an, sodass es glaubwürdiger wirkte.

>> Danke, Bryan. Aber ich komme schon klar <<, meinte ich und lief dann an ihm vorbei aus dem Zimmer.  Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass er dort stehen blieb ohne sich zu mir umzudrehen.
Ich ging Richtung Wohnzimmer, um aus dem Haus an den Strand zu gelangen.
Plötzlich spürte ich einen leichten Luftzug an meiner Wange und im nächsten Moment stand mir Bryan gegenüber.

Abrupt blieb ich stehen. >> Was ist los? <<, fragte ich ihn verunsichert.

Bryan wirkte erschöpft, so als wäre er total ausgelaugt. Er sah nicht mich sondern den Boden an. Sein Kopf war nach unten gesenkt.

>> Ist alles in Ordnung? Was ist los? <<, fragte ich ihn noch ein Mal.

>> Mach das nicht <<, flüsterte er mit zitternder Stimme.

>> Was soll ich nicht machen? <<, fragte ich ihn irritiert. Was war bloß in ihn gefahren?

>> Schließ mich nicht aus...bitte...ich halte es nicht mehr aus. <<

>> Bryan was redest du da? <<, fragte ich ihn diesmal etwas lauter, weil ich nicht verstand wovon er sprach.

>> Das letzte Mal hast du das auch gemacht und sieh was passiert ist <<, sagte er leise. Sein Kopf war immer noch gesenkt, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

>> Bryan, ich verstehe nicht über was du da gerade redest <<, erwiderte ich.

>> Über deine Gefühle, deine Pläne. Du hast sie immer ohne mich geschmiedet und sieh was deshalb passiert ist <<, flüsterte er mit zitternder Stimme.

Weinte er etwa? Ich sollte lieber darauf eingehen, anstatt immer wieder zu sagen, dass ich ihn nicht verstehe, dachte ich mir.

>> Okay, und was ist passiert? <<, fragte ich ihn ruhig. So langsam befürchtete ich, dass er nicht mehr er selbst war.

Ich wartete auf eine Antwort aber es kam keine. Eine Weile war es ganz still, dann hörte ich so etwas wie ein Schluchzen.

>> Bryan? <<, fragte ich leise und ging langsam auf ihn zu. >> Bryan, sag' s mir. Was ist passiert? <<

>> Der Tod! <<, schrie er plötzlich und sah mich aus wutentbrannten Augen an. Erschrocken stolperte ich ein paar Schritte zurück und fiel.

Bryans Augen leuchteten mir weiß entgegen und ich fragte mich, ob er damit versuchte mir Angst einzujagen.

>> Bryan... <<

>> Nein, Kim. Nein! <<, schrie er weiter und kam auf mich zu. Er sah verheult aus, doch die Wut die sich in seinen Augen spiegelte überdeckte diese. >> Immer hast du ihm alles erzählt, immer hast du mich ausgeschlossen, weil du mich beschützen wolltest. Und was ist passiert? Ich habe was sehr Dummes gemacht und es brachte den Tod! <<, schrie er.

Ich verstand gar nichts mehr. Wieso redete er von immer? Außerdem war sein Gefühlsausbruch alles andere als Eifersucht, das war mir jetzt definitiv klar. Es war etwas anderes. Auch nicht Wut oder Neid...was war es das ich an ihm übersah?

>> Wessen Tod? <<, fragte ich ihn schließlich flüsternd, als er mich an den Schultern packte und mich hoch hob.

>> Nein <<, sagte er bloß und schüttelte dabei den Kopf. >> Nein. <<
Plötzlich fing er an mein Gesicht zu streicheln und mich mit einem sehnsüchtigen Blick anzusehen. Was war bloß mit ihm los? Hatte er etwa getrunken? Aber hatte Alkohol denn überhaupt eine Wirkung auf Frangwrrs?

>> Bryan <<, setzte ich leise an.

>> Nein <<, wiederholte er bloß und zog mich an sich heran. Ich wusste ich konnte mich wehren, aber sein Benehmen kam mir nicht wie eine Kampfansage vor, sondern eher als würde er jemanden brauchen. Jemanden der für ihn da war und ihn verstand.

Ich spürte Bryans Hände an meinem Becken, wie sie langsam meine Taille fest umklammerten. Er beugte sich zu mir vor und fing an mein Gesicht zu betrachten.
Ich wusste nicht was ich tun sollte, da es mir so vorkam als würden seine Blicke mich, wie so oft, in seinen Bann ziehen.

Als wäre er meine einzige Hoffnung auf Glück. Als wäre er der Einzige, der mich aus dem schwarzen Tunnel, den seine Pupillen mir zeigten, hinausführen konnte, genau wie seine weiße Iris die mir entgegen leuchtete.
Seine Berührungen schienen mir Kraft zu verleihen, was eigentlich nicht sein konnte.

Ich spürte plötzlich wie seine Hand an meinem Rücken entlang fuhr, während er mir tief in die Augen blickte und sie dann an meinen Nacken legte. Wärme breitete sich in mir aus und das Kribbeln in meinem Unterbauch ließ mein Herz schneller schlagen als sonst. Langsam führte er mit seiner Hand meinen Kopf näher an sein Gesicht heran. >> Kim <<, hauchte er, sodass ich seinen kalten Atem an meiner Wange spürte.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte und sah ihm deshalb weiterhin in seine wunderschönen hellblauen Augen. Mein Herz schlug immer schneller und eine Sehnsucht breitete sich in mir aus. Er zog mich an wie ein Magnet. Wie letztens am Strand. Etwas an ihm brachte in mir etwas hervor das ich so nicht kannte.

Ich bemerkte wie sich sein Blick auf meine Lippen senkte. Plötzlich strich er kurz mit seinem Daumen darüber und ich konnte seinen Duft riechen. Er roch nach dem Meer und kaltem Wasser. Ich konnte die Kälte in seinem Duft spüren. Er roch nach frischem Gras und Regen. Wie eine Brise die im Sommer angenehm wehte und in einem die Sehnsucht nach Kühle und Meer weckte.

>> Ich will dich <<, flüsterte er plötzlich und beugte sich näher zu mir heran.

Ich wusste was er vorhatte und hätte ich mich wehren wollen, hätte ich es nicht geschafft. Aber ich wollte mich nicht wehren. Es war als hätte ich keinen eigenen Willen mehr.
Ich kam mir auf einmal so kraftlos vor. Ich schien meine Gelenke nicht mehr zu spüren. Und dennoch wanderten meine Hände langsam hoch zu seiner Brust. Ich spürte das Klopfen seines Herzens und merkte, dass es schneller schlug als gewöhnlich. Alles um mich herum schien auf einmal belanglos zu sein. Das Einzige was mir momentan wichtig war, waren seine Augen. Bryan sah mich mit einem sehnsüchtigen und tiefen Blick an. Und hätte jemand uns Zwei in dem Moment beobachtet, hätte dieser gedacht, dass wir verliebt wären.

Doch so war es nicht. Ich wusste, dass ich nicht verliebt in ihn war, aber bei ihm war ich mir nicht so sicher. Und dennoch, konnte ich mich von seinem Blick nicht lösen.

Es war als wäre alles um uns herum stehen geblieben, denn ich hörte nichts außer meinen Herzschlag und ich spürte nichts, außer seinen Atem an meiner Wange.

Millimeter trennten unsere Gesichter bloß voneinander. >> Ich kann nicht <<, flüsterte er plötzlich mit einer Trauer in der Stimme und sah mir dabei in die Augen. >> Ich kann es nicht. <<

Und trotzdem beugte er sich immer weiter zu mir herunter. Etwas in mir sagte mir, dass ich ihn von mir stoßen musste, doch ein anderer Teil in mir flüsterte mir verführerisch zu, dass ich mich ihm einfach hingeben sollte, denn immerhin war er es. Er war Bryan, der freche schief grinsende Junge mit den funkelnden Augen.

Plötzlich spürte ich jedoch, wie mich jemand von ihm wegzerrte. Zwei starke Hände umklammerten mich und rissen mich von ihm fort.
Ohne es zu wollen wehrte ich mich dagegen, weil ich nicht wollte, dass man mich von Bryan entfernte.

>> Nein! <<, schrie ich und schlug um mich herum. Ich hatte mich nicht mehr ganz unter Kontrolle schien mir. >> Lass mich los! << Es fühlte sich so an als hätte mir jemand ein Stück meiner Seele abgerissen.

Schlagartig bemerkte ich wie sich alles um mich herum wieder lebendig anfühlte. Ich fühlte wieder die Luft die ich einatmete und das Gefühl als wäre alles stehengeblieben, verschwand.
Nur das Verlangen Bryans Hände wieder auf meinem Rücken zu spüren, blieb.

>> Was machst du, du kleiner Bastard! <<, hörte ich Bryan schreien und im ersten Moment gab ich ihm recht. Doch als ich an eine Wand gedrängt wurde und sich jemand vor mich stellte erkannte ich, dass es Jack war.
Sein muskulöser Rücken, den er jetzt anspannte, zeichnete sich unter seinem T-Shirt ab. Im nächsten Moment wurde mir klar, dass ich eigentlich wütend auf ihn sein sollte. Wieso um Gottes willen, hatte er mir den Moment mit Bryan verdorben?

>> Was soll das?! <<, schrie ich ihn an und schlug gegen seinen Rücken, doch er gab mir keine Antwort.

>> Ja Jack, was soll das? << Hörte ich Bryans Stimme spöttisch und provokant zugleich fragen.
Ich konnte Bryans Gesicht sehen, zu meiner Verwunderung grinste er. Naja, wann grinste er denn nicht?

>> Du weißt ganz genau was ich hier tue <<, erwiderte Jack mit einem scharfen Ton.

>> Ach weiß ich das? <<, fragte sein Gegenüber spöttisch.

>> Mag ja sein, dass du es vielleicht nicht weißt, aber ich würde es sehr gerne wissen <<, sagte ich wütend.

Jack ignorierte mich einfach weiterhin und richtete sich an Bryan.
>> Du weißt, dass das Onsoltu Mactulum verboten ist! Für uns alle! <<

Schlagartig versteinerte sich Bryans Gesicht. Seine Augen wurden auf einmal wieder hellblau und leuchteten gefährlich.

>> Ich würde ihr das niemals antun <<, flüsterte Bryan mit einer ernsten und warnenden Stimme. Aber man konnte heraushören, dass es nicht die ganze Wahrheit war. Er glaubte seinen Worten selbst nicht.

>> Ach nein? <<, fragte Jack mit einem Knurren. >> Selbst wenn du in einen Spiegel schauen würdest, würdest du dich nicht ansehen wollen, weil deine Lügen und Verrate dich so hässlich gemacht haben. Lass sie in Ruhe oder ich sorge dafür, dass du auf Ewig ruhen wirst. <<

>> Ich habe keine Angst vor dir. <<

>> Das ist sehr dumm von dir <<, erwiderte Jack mit einem bedrohlichen Grinsen und ging auf Bryan zu. >> Weißt du auch warum? Geringschätzung bringt einen zum Fall, genau wie Hochmut. Deshalb solltest du lieber aufpassen bevor du etwas sehr, sehr Dummes tust. Denn ich werde immer auf einen Fehler von dir warten, bevor ich meine Hand in deine Brust stecke und dir dein widerliches Herz herausreiße. <<

Ich konnte nicht fassen, dass Jack solch eine Drohung von sich gab. Was hatte Bryan denn so Schlimmes getan?

>> Liebend gerne <<, entgegnete Bryan ungerührt. >> Dann müsste ich wenigstens nicht mehr leiden. <<

Ich hörte wie Jack heiser auflachte.
>> Oh nein, du willst nicht sterben. Denn hättest du es gewollt, dann hättest du dich schon längst selbst umgebracht. <<

Einen Wimpernschlag später, sah ich wie Jack Bryan plötzlich packte und ihn gegen die Wand schmiss. Bevor Bryan sich überhaupt wieder aufrappeln konnte, zerrte Jack ihn wieder hoch und drückte ihn gegen die Wand.

Ich wollte einschreiten, doch plötzlich hielt mich etwas gefangen. Ich ging zwei Schritte vor und stieß dann gegen eine unsichtbare Wand die mich umzingelte.

>> Jack, was machst du da! Lass ihn los! <<, schrie ich ohne mir dabei bewusst zu sein, dass wirklich ich das war. Ich fühlte mich Bryan gegenüber verpflichtet, was merkwürdig war, doch alles in mir schrie danach ihn zu retten. Mein Körper befahl mir ihn zu retten und zu beschützen. Er sagte mir, dass Bryan der Einzige in meinem Leben war an den ich je denken durfte. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Gehirn sagte etwas völlig anderes als mein Körper, aber diesmal wurde mein Gehirn unterdrückt.

Ich schlug wieder gegen die unsichtbare Wand und schrie Jack an. >> Lass ihn los! Ich kann nicht ohne ihn leben! Hör auf! << Ich wusste nicht ob wirklich ich das war oder mein Mund selbst.

>> Bleib wo du bist <<, befahl mir Jack, aber drehte sich nicht einmal in meine Richtung. Dann sah ich zu wie er sich langsam zu Bryan beugte, der praktisch erstarrt zu sein schien.

Ich war mir sicher, dass Jack etwas sagte weshalb ich meinen neuen geschärften Gehörsinn einsetzte, um zu verstehen was er da Bryan ins Ohr flüsterte.

>> ...und was Kim angeht...selbst du weißt, dass sie dich niemals von selbst küssen wollen würde, geschweige denn dir näher kommen wollen würde. Sie weiß es zwar noch nicht, aber du weißt genauso gut wie ich, dass ihr Inneres ihr sagen wird, dass sie die Finger von uns lassen muss. <<, flüsterte er. Woher wusste er das?!

>> Also. Lass. Sie. Gefälligst. In Ruhe! <<, flüsterte er wütend und mit einem drohenden Ton. >> Sonst ruinierst du wieder alles, genauso wie beim letzten Mal <<, fügte er noch leise hinzu.

Als ich dachte es wäre endlich vorbei, rammte Jack plötzlich seine rechte Hand in Bryans Brustkorb.

Ich schrie stumm auf als ich sah wie seine Hand in Bryans Brustkorb verschwand, dessen Gesicht schmerzverzerrt zuckte. Bryan schien keine Luft mehr zu bekommen und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Er sah zu mir herüber und als er blinzelte, rollte eine Träne über seine linke Wange.

>> Jack lass ihn los! <<, schrie ich außer mir und schlug immer wieder gegen die unsichtbare Wand die mich einsperrte.

Doch stattdessen drang Jack noch weiter mit seiner Hand in Bryans Brustkorb, sodass Bryan plötzlich ganz schlaff und bewegungsunfähig wirkte.

>> Ich habe mich nur deshalb auf dich eingelassen weil wir beide dasselbe Ziel hatten, aber wenn das so weitergeht bist du mein nächstes Ziel. Also beherrsch dich! <<, hörte ich Jack drohend flüstern.

Dann zog er seine Hand wieder heraus, sodass Blut überallhin spritzte und Bryan völlig außer Kraft gesetzt in sich zusammensackte und zu Boden fiel als Jack ihn losließ.

>> Was hast du getan! Was hast du mit ihm gemacht! <<, schrie ich Jack entsetzt an und merkte erst da, dass ich weinte.

Ich konnte nicht fassen was Jack getan hatte. Er hatte Bryan umgebracht. In mir löste sich ein so großer Schmerz aus, dass ich dachte ich würde gleich ohnmächtig werden. Wie von Sinnen, schlug ich immer wieder auf die unsichtbare Wand ein, bis Jack mit seiner blutigen Hand auf mich zukam und mich mit seinem strengen Blick anstarrte.

>> Er ist nicht tot <<, erklärte er und blickte mich so an als würde er mich umbringen wollen. So wütend war er. Ungewollt bekam ich Angst vor ihm und wich deshalb leicht zurück.

Jack schüttelte leicht den Kopf und flüsterte dann etwas. Ich verstand nicht was es war, doch irgendetwas in mir sagte mir, dass der Zauber der mich hier festhielt endlich weg war.
Zur Sicherheit streckte ich die Hand nach Jack aus und bemerkte wie meine Finger ihn berührten.

>> Was hast du getan?! <<, schrie ich ihn dann nochmals an und schlug ihm hart gegen die Brust.

>> Was...- <<

>> Mulutcam Utlosno. <<, flüsterte er und machte mit seiner blutverschmierten Hand eine Bewegung über mein Gesicht.
Abrupt blieb ich stehen und sah in Jacks Augen. Eine Art Last fiel von mir ab und das Gefühl als wäre ich völlig benebelt, verschwand. Plötzlich nahm ich wieder alles um mich herum wirklich wahr.

Ich hörte wie die Grillen zirpten und wie Jack atmete. Ich bemerkte, dass wir immer noch im Wohnzimmer standen und es nun draußen dunkel war.

>> Jack? <<, sagte ich verwundert. Warum war er eigentlich so schnell wiedergekommen?

Ich blickte mich um und sah Bryan keuchend in der Ecke liegen. Er sah so aus als bekäme er keine Luft. Auf seinem Gesicht waren Blutspritzer und wie ich bemerkte, presste er seine Hand auf seine blutende Brust. Genau an die Stelle wo sein Herz war.

Ich wusste was geschehen war und was Jack getan hatte, doch ich spürte weder Schmerzen noch das starke Gefühl Bryan gegenüber verpflichtet zu sein und ihn retten zu wollen.
Und ich erinnerte mich ebenfalls daran, dass...

>> Jack! <<, rief ich plötzlich. >> Er wollte mich küssen! Bryan hat mich so angesehen und ich konnte mich nicht mehr bewegen, ich war plötzlich wie gelähmt und habe mich so anders gefühlt...und dann wollte er....wollte er mich...küssen! << Jetzt wurde mir klar, dass der Wille ihn küssen zu wollen nicht echt gewesen, sondern durch Magie erzwungen worden war. Das Gefühl ihm gegenüber verpflichtet zu sein, ihn retten zu wollen, ihn küssen zu wollen und dass er der einzig Wichtige für mich war, war eine Lüge gewesen. Er hatte diese Gefühle durch Magie erzwungen!

Aber was ist mit den anderen Gefühlen, ging es mir plötzlich durch den Kopf. Was ist mit ihnen?

Ich schüttelte den Kopf, weil ich jetzt nicht daran denken konnte. Es war falsch. Es stimmte nicht. Alles war eine Lüge gewesen. Alles was ich empfunden hatte, hatte Bryan erzwungen. Das war die einzig logische Antwort.

>> Er hat mich gezwungen ihn küssen zu wollen <<, wiederholte ich dann und starrte Jack dabei an. Ich konnte es einfach nicht fassen!

>> Ich weiß Kim, ich weiß <<, erwiderte Jack beschwichtigend. >> Es ist alles wieder gut. <<

>> Du mieser kleiner Bastard! <<, rief ich plötzlich in Bryans Richtung. Wut stieg in mir auf. >> Wie konntest du nur! Du weißt ganz genau, dass ich nicht so viel Magie beherrsche wie du und du nutzt es aus?! <<, schrie ich und lief wütend in seine Richtung. Jack versuchte mich halbherzig aufzuhalten, doch ich schüttelte ihn ab.

>>Weißt du was? Gut, dass Jack dir dein verdammtes Herz dafür herausreißen wollte, obwohl ich bezweifle, dass du überhaupt eins hast! <<

Bryan sah mich keuchend und aus tränenverschmierten Augen an. Ein Teil in mir hatte Mitleid mit ihm und wollte ihm helfen, doch je mehr ich daran dachte, dass er mich mit seiner beschissenen Magie dazu bringen wollte ihn zu küssen, ihn zu lieben, desto mehr wollte ich ihm eine reinhauen und ihn dort einfach liegen lassen. Sollte er doch dort vergammeln!

>> E...es...t....mi....leid... <<, flüsterte er stotternd. Es klang so als würde eine Flüssigkeit ihm die Luft abschnüren. In dem Fall war es wahrscheinlich Blut.

>> Du hast mich ausgenutzt! <<, schrie ich ihn an. >> Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken! << Wütend lief ich an ihm vorbei in den Garten.

Ich hasste mich dafür, dass ich mich wegen meinem Mitgefühl so scheiße fühlte. Er lag mit Schmerzen und Qualen da und ich beschimpfte ihn nur, statt ihm zu helfen. Aber was konnte ich denn schon tun? Bis jetzt konnte ich noch keine Magie anwenden um ihn zu heilen oder um mich vor ihm zu beschützen.

>> Er wird nicht sterben, keine Sorge <<, hörte ich Jack hinter mir sagen.

>> Wieso Sorge? <<, fragte ich ihn so als wäre es lächerlich, dass ich mich um Bryan sorgte.

>> Weil ich dich kenne, Kim. Und ich weiß, egal wie wütend du auch bist, du wirst dich innerlich um ihn sorgen und dich schlecht fühlen, weil du ihm nicht helfen kannst, auch wenn er seine Magie ausgenutzt hat um dich zu küssen. <<

Verdammt, woher kennt der Junge mich bloß so gut?! , dachte ich mir und zog meine Augenbrauen zusammen.

>> Woher wusstest du es? <<, fragte ich Jack schließlich. >> Woher wusstest du, dass er mich küssen wollte? <<

>> Gar nicht <<, antwortete er woraufhin ich ihn verwirrt anstarrte.

>> Wie meinst du das? <<

>> Naja, ich bin ganz normal nach Hause gelaufen als ich dann aus dem Fenster plötzlich gesehen habe was vor sich geht. <<

Ich schwieg einige Sekunden bevor ich ihn etwas fragte. >> Und warum hast du ihn aufgehalten? <<

Verwundert sah Jack mich an und zog dabei die Augenbrauen hoch.

>> Naja, weil es gefährlich ist was er da vorhatte. <<

>> Was meinst du damit? <<

>> Er wollte dich nicht einfach nur küssen, Kim. <<, erklärte er. >> Er wollte dir den Kuss der Seelen geben. <<

>> Den was? <<, fragte ich ihn verständnislos. >> Und woher wusstest du überhaupt, dass er das vorhatte? <<

>> Ich erkläre dir alles später <<, meinte Jack.

>> Warte mal, war es das was du gemeint hast? <<, fragte ich ihn. >> Dieses Onsoltu... irgendwas. <<

>> Onsoltu Mactulum, ja. <<

>> Und übersetzt heißt es der Kuss der Seelen? <<, hakte ich nach.

>> Genau. <<

>> Und was ist das? <<

>> Es macht dich gezwungenermaßen zu seinem Geliebten und nimmt dir deinen freien Willen was die Liebe angeht. Es gibt da noch viele andere Dinge aber den Rest erkläre ich dir erst später, nachdem ich Bryan wieder geheilt habe. <<

Und das wollte er mir antun?, ging es mir durch den Kopf. Ich war schockiert. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass Bryan zu so etwas fähig war. Er hatte mein Vertrauen für immer verloren.

>> Nein sag es mir jetzt <<, drängte ich Jack.

>> Er verliert zu viel Blut. Ich sollte ihn jetzt lieber wieder in Ordnung bringen. <<

Ich starrte Jack stur in die Augen. Als er ins Haus laufen wollte hielt ich ihn am Handgelenk fest.

>> Dann beantworte mir wenigstens eins <<, sagte ich. >> Hättest du ihn auch dann aufgehalten, wenn er vorgehabt hätte mich einfach nur zu küssen? Ohne das Onsoltu Mactulum? <<

Jack sah mir ein paar Sekunden lang nachdenklich in die Augen. Ich wich seinem betrachtenden Blick nicht aus, sondern erwiderte diesen stattdessen.

Wie würde er antworten?

>> Ich gehe jetzt wieder rein <<, erwiderte er jedoch bloß und lächelte mich schwach an, bevor ich ihn losließ und er an mir vorbei ins Haus ging.

Das war mir Antwort genug.

PS: Danke für's Lesen ihr Lieben! :* Voten und kommentieren nicht vergessen, bitte! :D

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