Feis (I) - Feuer und Eis

sam_pak द्वारा

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Best Ranking in Fantasy: #3 "Ihr wisst nicht wer ich bin oder woher ich komme" , sagte sie mit einer sanften... अधिक

Who is Xa?
Arrival
Who is he?
My first day
You don't like to talk?
Who does he think he is?
Partytime
Red eyes tell the truth
Strange dreams
2. Part
You have a problem? Search for a solution.
Your thoughts should remain yours
Time goes on
Welcome back
Happy X-Mas
Who am I ?
Being Human
Finintis
Tell me
But why?
Kidnapped
3. Part
Train me
Time is running out
I only told her the truth
No options
Who said that thoughts are not real?
Another place
Scotland
Mysteries
What if dreams come true?
You owe me answers
The Dagger
Bryan
The countdown is on
Nothing but training
Danke <3
I wish
Three days left
The last two days
They are coming
4. Part
Forgive me, my love
Danksagung
Info
Wörterbuch
Feis 2 - Info
Feis 2 - Veröffentlichung
Feis-Xas Rückkehr
Wattys 2016

Confusion

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sam_pak द्वारा

Es waren jetzt drei Tage vergangen seitdem mich Jack auf die Stirn geküsst hatte und es hatte sich nichts daran geändert wie ich dazu stand.

Nämlich ein wenig verlegen.

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, geschweige denn was ich darüber denken sollte. Hatte es eine Bedeutung für ihn? Oder war es einfach nur eine nette Geste gewesen?

Naja unter „nette Geste" verstehe ich was anderes, ging es mir durch den Kopf.

Noch am selben Tag hatten sich meine Beine von was auch immer erholt, sodass ich wieder laufen konnte. Jetzt aber schmerzten alle meine anderen Gelenke, so als hätte ich zu viel Sport getrieben. Eigentlich war es mir egal, denn ich fühlte mich besser als je zuvor. Stärker, energiereicher.

Zu wissen, dass Jack das gleiche Geheimnis wie ich bei sich trug änderte einiges. Endlich wusste ich mal etwas über ihn und stand nicht nur unwissend da. 

Ich hatte das Gefühl, dass mein Wissen darüber ihn einerseits störte. Doch andererseits kam es mir so vor als wäre er erleichtert darüber, dass ich es endlich wusste.

>> Mir war klar, dass du es ohne meine Hilfe herausfinden würdest...bevor ich es dir gestehe. <<, hatte mir Jack noch am selben Tag erklärt.

>> Aber wie konntest du dir so sicher sein, dass ich das mit deiner Augenfarbe wissen würde? <<, hatte ich ihn gefragt.

>> Das werde ich dir wann anders erklären müssen. <<

>> Wieso passiert das eigentlich? Ist es so etwas wie ein Gendefekt? <<, hatte ich ihn gefragt.

>> Nein. <<, hatte er geantwortet. >> Ich würde dir so gerne alles erklären Kim, aber noch geht es leider nicht. <<

>> Ist es so etwas wie ein ärztliches Geheimnis oder sowas? So ähnlich wie ein geheimes Prototypexperiment? <<

>> Nein. <<, hatte er mit einem verständnisvollen Lächeln geantwortet. Irgendetwas war anders an ihm gewesen. >> Zunächst einmal solltest du dich ein paar Tage ausruhen, dann wird dir vielleicht einiges anders vorkommen. <<

>> Wie meinst du das? <<

>> Bleib einfach zu Hause, okay? Ruh dich aus. Dann, wenn dir einige Dinge anders oder merkwürdig erscheinen, sag es mir. In Ordnung? <<

>> Hm okay. <<, hatte ich gemurmelt.

Danach war Jack auch schon wieder gegangen. Über den Kuss den er mir auf die Stirn gedrückt hatte, hatten wir gar nicht erst geredet. Er hatte gemerkt, dass ich mich danach ein wenig merkwürdig benommen hatte. Auch mir war nicht entgangen, dass er plötzlich so komisch gewesen war.

Egal jetzt. Denk nicht mehr darüber nach!, schimpfte ich mit mir selbst. Jetzt musste ich mich um meine Schultasche kümmern. Auch wenn mich Jack darum gebeten hatte ein paar Tage lang nicht zur Schule zu gehen, konnte ich es zu Hause nicht mehr länger aushalten. Meine Mutter hatte nämlich wieder damit angefangen mich grundlos anzuschreien und zu beschimpfen. Ich reagierte zwar einfach nicht mehr darauf, aber mich den Kopfschmerzen auszusetzten, die dadurch entstanden, hielt ich nicht mehr aus. Ich musste einfach mal raus hier.

Nachdem meine Tasche gepackt war, zog ich mir meine Jacke über und rüstete mich mit Schal und Mütze aus. Danach zog ich meine Stiefel an und trat hinaus in die kalte weiße Landschaft.

>> Haaa. <<, atmete ich zufrieden aus und sah mich um. Es war zwar noch dunkel, da es noch früh am Morgen war, aber nicht so dunkel dass meine Augen wieder anfangen würden zu glühen.

Warum dies geschah verstand ich zwar immer noch nicht, aber ich musste mich nun mal damit abfinden. Was konnte ich dagegen denn schon machen? Zu einem Arzt gehen? Ne, ganz sicher nicht. Die würden mich bestimmt als Versuchskaninchen in eine Zelle sperren, wie sie es immer in Filmen taten. Ich ging einfach mal davon aus, dass es so etwas wie ein Gendefekt war. Was sollte es denn sonst sein? Anders konnte ich es mir sowieso nicht erklären.

Ich tastete mit meinen Fingern nach meinem Handy und spürte wie es vibrierte. Als ich auf das Display sah war keine Nummer zu sehen. Also Anonym. Was hieß, dass es Jack war.

Kopfschüttelnd steckte ich mein Handy wieder in meine Hosentasche und lächelte zufrieden. Diesmal war ich ihm einen Schritt voraus. Ich war schon längst davon ausgegangen, dass er mich bestimmt anrufen würde, um zu kontrollieren ob ich auch wirklich zu Hause blieb.

Ich wusste zwar nicht warum es ihm so wichtig war, aber ich würde mich jetzt nicht mehr daran halten. Er meinte ja, er würde mir irgendwann alles erklären. Aber bis es soweit war würde ich mich nicht mehr an seine Bitte halten. Ich wusste nicht einmal, warum ich mich überhaupt daran gehalten und zu Hause geblieben war.

Meine Mütze tiefer ziehend beschleunigte ich meine Schritte. Nicht dass Jack noch auf die Idee kam mich dabei zu erwischen wie ich aus dem Haus trat. Ich traute ihm das wirklich zu. Wenn es sein musste würde er es tun.

Ich vergrub mein Gesicht tiefer in mein Schal und sah mich vorsichtshalber nochmal um. Jemand der mich nicht kannte, würde bestimmt denken ich sei auf der Flucht. Naja, das war ich ja auch...irgendwie.

>> Du lebst ja noch! <<, hörte ich jemanden plötzlich neben mir rufen. Ich erschrak so sehr, dass ich automatisch zurückwich und ausrutschte. >> Komm ich helfe dir. <<, sagte derjenige der mich zu Fall gebracht hatte und reichte mir seine Hand. Da meine Mütze fast meine Augen bedeckte, konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Dennoch wusste ich wer es war. Ich erkannte seine Hand und seine Stimme.

>> Danke Bryan, aber ich stehe schon selber auf. <<, erwiderte ich und rappelte mich hoch.

>> Hast du versucht dich vor jemandem zu verstecken? <<, fragte Bryan mich.

>> Ähm...nö? <<, log ich.

>> Du kannst echt nicht lügen, Kim. Ich bin schwer enttäuscht von deiner Schauspielkunst. <<

>> Ha. Ha. Sehr witzig. <<, antwortete ich mit einem ernsten Blick.

>> Bist du noch irgendwie sauer auf mich? <<, fragte mich Bryan und legte seine Stirn in Falten.

>> Wann war ich denn nicht sauer auf dich? <<

>> Gute Frage. <<, sagte er. >> Nie? <<

>> Ja. Ich denke ich war schon immer sauer auf dich. <<, entgegnete ich und hielt mich zurück um nicht zu lächeln.

>> Willst du nicht darüber reden? <<, fragte er plötzlich.

>> Über was? <<

>> Na über die Sache mit dem Auto. <<

>> Wenn ich danach frage wirst du eh nicht antworten. <<, meinte ich.

>> Wieso sollte ich überhaupt danach fragen, wenn es so wäre? <<, entgegnete er logisch.

>> Stimmt. Also, dann fang mal an. <<

>> Ich dachte eher du stellst mir jetzt eine Frage oder sowas. <<, gab er schief grinsend zu. Seine weißen perfekten Zähne strahlten mir entgegen.

Er hat sie bestimmt bleichen lassen, dachte ich mir.

>> Was grinst du so? <<, fragte ich und musste ihn dabei selbst angrinsen. Es war irgendwie ansteckend.

>> Nichts. <<, antwortete er gelassen.

>> Na gut, also...was sollte das? <<, fragte ich ihn schließlich.

Abrupt verschwand sein Lächeln und er blickte etwas ernster drein. >> Mir hat es nicht gefallen, dass du in seinem Auto saßt. <<, antwortete er und sah mir dabei direkt in die Augen, ohne ein Mal mit der Wimper zu zucken.

Ich verengte meine Augen. >> In Jacks Auto meinst du? <<

>> Ja. <<, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und wandte seinen Blick von mir ab.

>> Warum? <<, fragte ich.

>> Weil es mir nicht gefällt dich mit ihm zu sehen. <<, gestand er und starrte mit ernstem Blick geradeaus. Verwirrt blieb ich stehen.

>> Warum denn das? <<, fragte ich energisch. Was bildeten sich die beiden eigentlich ein? Weder kannten sie mich lange genug um sich in mich zu verlieben und deshalb eifersüchtig zu reagieren, noch hatten sie ein Recht darauf sich in mein Leben einzumischen.

>> Weil er dir ganz sicher falsche Dinge über mich erzählt. <<, antwortete er und sah mir wieder fest in die Augen. >> Und ich will nicht, dass du Vorurteile mir gegenüber hast. <<

>> Wieso denkst du denn, dass er mir etwas über dich erzählt? <<, fragte ich nach. Aber diesmal etwas sanfter. Sein Interesse verwirrte mich ein wenig.

>> Kim. Du kannst mir nicht sagen, dass er dich nicht vor mir gewarnt hat. Ich weiß es nämlich. Und du bist eine schlechte Lügnerin, also versuch es gar nicht erst. <<

Ich sah ihn durch zusammengekniffenen Augen an und versuchte dabei böse zu wirken. Aber da es wahrscheinlich eher wie eine lustige Grimasse wirkte, fing Bryan an zu lachen.

>> Hör auf zu lachen! <<, schimpfte ich mit ihm und haute ihm sanft auf den Arm.

Jetzt lachte er noch mehr. Ich funkelte ihn weiterhin an. Da es nichts bewirkte, wandte ich einfach meinen Blick von ihm ab und konzentrierte mich auf das Schulgebäude, dem wir immer näher kamen.

Bryan lachte weiter leise vor sich hin. Er hatte ein schönes melodisches Lachen, dass einen irgendwie in gute Stimmung versetzte. Mich zwar auch, aber ich versuchte es ihm gegenüber nicht zu zeigen.

>> Danke dass du mich so zum Lachen gebracht hast. <<, bedankte er sich als er endlich aufhörte und mich nur noch angrinste.

>> Gern geschehen. <<, entgegnete ich sarkastisch und starrte weiterhin geradeaus.

>> Also, er hat dich vor mir gewarnt. <<, nahm er den Faden wieder auf, aber grinste weiterhin.

>> Yes. <<, sagte ich und fühlte mich irgendwie schlecht dabei. So als würde ich Jack durch meine Aussage hintergehen.

>> Hast du dich gefragt warum? <<

>> Ja. <<, antwortete ich wahrheitsgemäß. >> Aber ich kann ja nur raten solange du mir den wahren Grund nicht verrätst. <<

>> Wieso? Verrät er ihn dir etwa nicht? <<

>> Nein, und zwar weil er mir nie etwas verrät. <<, gestand ich. >> Ein Geheimnis auf zwei Beinen. <<

Er lachte kurz auf. >> So sieht' s aus. <<, sagte er lächelnd.

>> Hat er denn wirklich einen Grund mich vor dir zu warnen? <<, fragte ich ihn und wartete gespannt auf die Antwort.

>> Was denkst du was er dir antworten würde, wenn du ihm dieselbe Frage stellen würdest? <<

>> Gar nicht. Er würde bestimmt nur schweigen. <<

Er nickte und lächelte mich dabei an. Ich sah Bryan erwartungsvoll an, doch er sagte nichts.

Das also war seine Antwort auf meine Frage. War ja klar. Feinde hatten also doch was gemeinsam.

>> Weißt du. Du und Jack. Ihr seid gar nicht so verschieden wie ihr denkt. <<, sagte ich ernst.

Bryan schnaubte verächtlich. >> Oh doch, glaub mir. Wir sind komplett verschieden. <<, versicherte er.

>> Das denke ich nicht. <<

>> Oh doch. <<, beharrte er. >> Wie Feuer und Eis. <<

Ich fragte mich wie er auf den Vergleich kam, aber er grinste jetzt vor sich hin.

>> Wenn du meinst. <<, sagte ich und sah den anderen Schülern dabei zu, wie sie sich unterhielten und miteinander lachten. Ich wollte endlich das warme Schulgebäude betreten.

Als hätte Bryan meine Gedanken gelesen, beschleunigte er seine Schritte und stellte sich vor die Eingangstür. Bevor ich mich fragen konnte was das sollte, hielt er mir die Tür auf und lächelte mich verschmitzt an. >> Immer wieder gern. <<, sagte er und sah mir dabei direkt in die Augen.

Seine hellblaue Iris leuchtete förmlich und zog mich irgendwie in ihren Bann. Es war so als würde man sich selbst verlieren und alles loslassen, nur um dem weißen Licht in seinen Augen folgen zu können, das einem den dunklen Tunnel erhellte, durch den man sein ganzes Leben lang ging.

Bryan sah mich an als würde er mir die Welt zu Füßen legen wollen wenn er könnte. Sein Blick verwirrte mich und rührte mich irgendwie. Ich wusste nicht wieso, aber ich war mir sicher, dass er genau das gleiche fühlte als er mir in die Augen sah. Ich spürte, dass ihn Trauer, Kummer aber auch Heiterkeit umgab. Auch wenn ich mir nicht sicher war wie ich das wissen konnte.

>> Hier wollen auch andere Leute durch! <<, rief eine Schülerin und holte uns wieder zurück auf den Boden. Als wäre es nicht genug gewesen mir ins Ohr zu brüllen, schubste sie mich auch noch und maulte weiter herum.

>> Hey! Pass auf wen du hier schubst. <<, rief Bryan ihr plötzlich hinterher.

>> Ach ja? Was sonst?! <<, rief sie zurück und drehte sich zu uns um.

>> Entschuldige dich bei ihr. <<, forderte Bryan sie auf.

>> Bryan, lass es einfach. Ist schon okay. <<, sagte ich kleinlaut. Er strahlte plötzlich so eine Autorität aus, dass es mir schwer fiel laut gegenüber ihm zu werden.

>> Entschuldige dich bei ihr. <<, wiederholte Bryan und ignorierte meine Aussage. Er funkelte das Mädchen böse an, sodass sie plötzlich stehen blieb und sich tatsächlich bei mir entschuldigte.

>> Es tut mir leid. Ich werde Sie nie wieder schubsen. <<, sagte sie.

>> So gefällst du mir. Jetzt kannst du gehen. <<, befahl Bryan streng und ich sah dem Mädchen dabei zu wie sie verwirrt von dannen zog. What the hell?

>> Findest du nicht, dass du ein wenig übertrieben reagiert hast? <<, fragte ich besorgt.

>> Ganz und gar nicht. <<, antwortete er ernst. >> Wie auch immer. Wollen wir nicht endlich rein? <<

Ich sah ihn misstrauisch an und nickte dann. >> Lass uns reingehen. <<, stimmte ich zu und ging voraus.

Schweigend liefen wir zum Klassenzimmer. Mir gingen tausend Sachen durch den Kopf, sodass ich allmählich das Gefühl hatte mein Hirn würde explodieren. Plötzlich fiel mir wieder etwas ein und ich blieb stehen.

>> Hey, Bryan? <<

>> Ja Kim? <<, antwortete er lächelnd.

>> Warum bist du an dem Tag mit uns zur Disco gefahren anstatt dein eigenes Auto zu

benutzen? <<, fragte ich ihn und sah ihm dabei in die Augen.

Er erwiderte meinen Blick ohne jegliches Zögern und lächelte dabei schief.

>> Weil ich mit dir dahin fahren wollte. <<, sagte er und lief dann ins Klassenzimmer.

Irgendwie überrascht stand ich noch eine kurze Weile da, bevor ich ebenfalls das Klassenzimmer betrat und mich auf meinen Platz setzte.

>> Na wieder gesund? <<, begrüßte mich Laura und knuffte mich am Arm.

>> Ja, wie es aussieht. <<, sagte ich lächelnd.

>> Konnte der Arzt endlich feststellen was du hattest? Du hast mir ja am Telefon irgendetwas von Gelenkschmerzen erzählt. <<

>> Ja, genau. Ähm...keine Ahnung, er weiß es immer noch nicht. Aber wahrscheinlich nichts Schlimmes. <<, antwortete ich und hob gerade rechtzeitig den Kopf, um zu sehen wie Jack ins Klassenzimmer lief und mich einfach ignorierte.

Irgendwie gekränkt folgte ich ihm mit meinem Blick und wartete darauf, dass er mich ansah. Aber das tat er nicht. Mit einem merkwürdigen Gefühl wandte ich mich von ihm ab und versuchte mich auf Laura zu konzentrieren. Um ehrlich zu sein konnte ich ihr einfach nicht zuhören. Es störte mich einfach zu sehr, dass Jack mich ignorierte. War er beleidigt, weil ich doch noch zur Schule gekommen war, trotz seiner Bitte?

Plötzlich fing wieder dieses Summen in meinem Kopf an und das Gefühl als würde mich jemand beobachten, kehrte zurück. Reflexartig drehte ich mich um und sah wie Bryan mich anstarrte.

Ich hob meine linke Augenbraue und sah ihn fragend an. Er legte nur seinen Kopf schief und betrachtete mich weiterhin. Wieso umgaben mich bloß so seltsame Menschen?

Seufzend drehte ich mich wieder um und tat so als würde ich Laura zuhören, obwohl ich nichts von dem mitbekam was sie mir da erzählte. Ich nickte bloß und machte ein >Ah< und >Oh< an den richtigen Stellen und sah sie verständnisvoll an.

>> Guten Morgen meine Damen und Herren, der Unterricht fängt jetzt an. Also stellen Sie bitte Ihre Gespräche ein. <<, verkündete der Lehrer als er das Klassenzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss.

>> Als könnte man Gespräche einstellen. <<, kommentierte Laura. >> Wie die Lautstärke eines Radios oder so. Was für eine sinnlose Aufforderung. <<

Der Lehrer warf ihr nur einen bösen Blick zu und ignorierte sie dann für den Rest der Stunde.

***

Während dem Unterricht versuchte ich mich auf den Lehrer zu konzentrieren, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab und ich erwischte mich jedes Mal dabei, wie ich Jack einen Seitenblick zuwarf.

Die Tatsache, dass Bryan mir seine Blicke in den Rücken bohrte machte das alles nicht einfacher.

Seufzend lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand und saß mich seitlich hin. Vom Augenwinkel bemerkte ich sofort, dass Bryan mich immer noch beobachtete und versuchte ihn zu ignorieren. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Bryan mich ignorieren würde statt Jack. Wieso tat Jack das bloß? War er ernsthaft sauer auf mich, weil ich zur Schule gekommen war? Das konnte doch nicht sein ernst sein.

>> Und solange ich weg bin bleiben Sie alle bitte still und erledigen Ihre Aufgaben. <<, hörte ich den Lehrer sagen. Erst da richtete ich bewusst meinen Blick auf ihn und sah ihm dabei zu wie er das Klassenzimmer verließ. Ich hatte nicht mitbekommen warum er kurz hinausging, aber kaum fiel die Tür hinter ihm zu, erhöhte sich der Lärmpegel und alle fingen an sich miteinander zu unterhalten.

Wahrscheinlich hatte Laura bemerkt, dass ich leicht abwesend war, weshalb sie mir nur zulächelte und sich dann mit Michelle unterhielt.

Ich wusste nicht was ich machen sollte. Es kam mir so vor als wäre ich die Einzige, die still dasaß und den anderen zusah.

>> Bist du aber nicht. << hörte ich Bryan neben mir sagen und erschrak. Ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen als ich bemerkte, dass er gar nicht neben mir stand sondern immer noch auf seinem Platz saß. Hatte er es etwa durch die Klasse gerufen? Und was war ich aber nicht?

>> Bryan? <<, rief ich ihm zu und sah ihn fragend an, >> Hast du was gesagt? <<

Er lächelte mich nur verschmitzt an und neigte seinen Kopf zur Seite.

>> Kriege ich auch irgendwann mal eine Antwort von dir? <<, fragte ich ihn laut, damit er mich über den Lärm hinweg hören konnte. Er nickte bloß.

>> Jetzt hast du deine Antwort. <<, ertönte seine Stimme in meinem Kopf. In meinem Kopf?!

Ich erschrak und schüttelte kurz meinen Kopf um meine Vorstellungskraft zu reduzieren.

Ich hatte es mir eindeutig nur eingebildet. Er hatte nichts gesagt. Sieh ihn dir nur an! Er sitzt doch bloß da und schaut dich an, dachte ich mir.

>> Ist alles in Ordnung? <<, rief Bryan mir plötzlich zu und sah mich aus besorgten Augen an.

Na siehst du, er redet genauso normal wie die anderen. Ist ja nicht so als wäre er ein Außerirdischer oder so.

>> Ja. Warum? <<, rief ich zurück und versuchte lässig zu bleiben. Was war bloß los mit mir?

>> Du sahst gerade so verwirrt und erschrocken aus. <<, antwortete er und es kam mir wieder so vor als würde er es mir direkt ins Ohr flüstern. Ich hielt mich schwer, um nicht an meinem Ohr herum zu kratzen und lächelte ihn gezwungen an. Hatten sich Bryans Lippen denn gerade überhaupt bewegt?

>> Ne, ne. Alles okay. <<, versicherte ich ihm und drehte ihm dann den Rücken zu.

Dieses eklige unangenehme Gefühl beobachtet zu werden wurde immer stärker, sodass ich es im Klassenzimmer nicht mehr aushielt und mit dem Vorwand, dass ich auf die Toilette müsste, hinaus marschierte. Das Summen in meinem Kopf ließ ebenfalls nicht nach.

Ich lief in Richtung Mädchentoiletten und massierte mir dabei die Schläfen. Als ich die Tür aufstieß, begegnete ich zwei Mädchen die sich kichernd unterhielten und über jemanden lästerten. Als sie nach einigen Minuten bemerkten, dass ich nicht vorhatte auf die Toilette zu gehen, warfen sie mir grimmige Blicke zu und verschwanden.

>> Oh Gott! <<, flüsterte ich und hätte nur zu gerne meinen Kopf gegen die Wand geschlagen, nur damit dieses Summen aufhörte. Hatte ich etwa Tinnitus?

Mit dem Hintergedanken, dass vielleicht kaltes Wasser meinem Kopf gut tun würde, drehte ich den Wasserhahn auf und hielt meine Hände darunter, um zu überprüfen ob das Wasser auch kalt genug war.

>> Es wird nichts bringen. <<, hörte ich jemanden hinter mir sagen.

>> Ah! <<, rief ich erschrocken. Wieso erschreckten mich heute alle bloß?

Reflexartig hob ich meinen Kopf und sah im Spiegel über dem Waschbecken, dass Jack hinter mir stand. Wie war er überhaupt hereingekommen? Ich stand doch direkt neben der Tür!

>> Oh Gott! Jack! Hast du mich aber erschreckt! << Was machte er überhaupt hier? Ich musste zugeben...das war schon ein wenig creepy.

>> Tut mir leid, wollte ich nicht. <<, sagte er monoton und sah mich ernst an. >> Das Summen in deinem Kopf. Es wird so nicht verschwinden. <<, fuhr er zu meiner Verwunderung fort. >> Ich werde dir zeigen wie man das Summen wegkriegt, aber davor musst du noch einiges verstehen. <<

Verwirrt sah ich ihn an. >>Woher weißt du von dem Summen in meinem Kopf? <<

>> Ich sagte doch. Ich kenne dich besser als du dich selbst. Zumindest jetzt. <<, antwortete er mit seinem strengen Blick. Ich sah ihn skeptisch an.

>> Du verrätst mir ja so oder so nichts. <<, sagte ich säuerlich.

>> Weil du noch nicht bereit dafür bist. <<

>> Bereit wofür? <<, fragte ich genervt.

>> Für das was ich dir noch nicht sagen darf. <<

>> Darf? <<, wiederholte ich überrascht. >> Erlaubt es dir jemand etwa nicht? <<

Abrupt verkrampfte sich Jack und sein Mund formte sich zu einem Strich. Es war klar, dass er mir auch diese Frage nicht beantworten würde. Ich sah ihn misstrauisch an.

>> Na gut, dann eben nicht. Aber wie bist du hier überhaupt reingekommen? <<

Er antwortete mir nicht. Ich seufzte und drehte ihm dann den Rücken zu. Mit ihm zu reden war so als würde man mit der Statue von Zeus reden, die in dem Disney Zeichentrickfilm Herkules vorkam. Zeus wurde nur dann lebendig, wenn er es für nötig hielt mit seinem Sohn Herkules zu reden, doch wenn es ihm zu blöd wurde verwandelte er sich wieder in eine stumme Statue.

Genau wie Jack. Naja, metaphorisch gesehen.

Ich schnappte mir ein Papiertuch, um meine nassen Hände zu trocknen und schmiss es dann in den Mülleimer neben dem Waschbecken. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand ich durch die Tür und ging den Flur entlang. Nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde später stieß ich plötzlich gegen jemanden.

>> Autsch. <<, murmelte ich und rieb mir die Nase. Ich war gegen jemandes Brust gestoßen.

>> Sorry, ich.. <<, wollte ich gerade mit meiner Entschuldigung beginnen, als ich aufsah und erkannte dass es Jack war. Ich wich einen Schritt zurück.

>> Wie? Du...hä? <<, stammelte ich und sah abwechselnd zu den Mädchentoiletten und zu ihm.

>> Wieso bist du eigentlich in der Schule? <<, unterbrach er mein Gestotter.

Wütend sah ich ihn an. >> Kann dir doch egal sein! <<, antwortete ich zickig und marschierte an ihm vorbei. Antworten beruhen auf Gegenseitigkeit!, ging es mir durch den Kopf.

Ich hörte wie Jack mir mit schnellen Schritten folgte. Ich hatte gar nicht bemerkt wie schnell ich eigentlich lief. Verwundert über mein Tempo, verlangsamte ich meine Schritte und ging ins Klassenzimmer. Zu meinem Glück war der Lehrer noch nicht da, sodass ich mich ohne sinnloses Lehrergequatsche auf meinen Platz setzen konnte. Laura redete immer noch mit Michelle, genauso wie die anderen sich mit ihren Freunden unterhielten. Stur richtete ich meinen Blick auf den Tisch vor mir, sodass ich keinen Blickkontakt mit Jack riskierte wenn er durch die Tür hereinkam.

Ich versuchte mich abzulenken und fragte mich deshalb, wann der Lehrer wohl endlich wieder zurückkam.

>> Hat er dich etwa dumm angequatscht? <<, hörte ich Bryan fragen und drehte mich automatisch zu ihm um. Doch diesmal stand er direkt neben mir.

>> Wieso fragst du? <<, entgegnete ich mit einem wütenden Blick. Sei nett zu ihm. Du bist doch nicht auf ihn sauer, dachte ich mir innerlich. Er sah mich besorgt an.

>> Sorry, bin etwas schlecht drauf. <<, sagte ich schließlich und versuchte ihn anzulächeln.

>> Manchmal sind wir das doch alle. <<, erwiderte er schief lächelnd. >> Aber was ist der Grund für deine schlechte Laune? <<

>> Ich habe höllische Kopfschmerzen die einfach nicht aufhören wollen. <<, antwortete ich wahrheitsgemäß, aber ließ das Summen dabei aus.

>> Und was denkst du ist der Grund für deine Kopfschmerzen? <<, fragte er mich und sah mir dabei tief in die Augen. Schon wieder kam es mir so vor als würde ich mich verlieren und alles um mich herum vergessen. Wie ein weißes Licht, dass mein Inneres erhellte und das meiner Seele Ruhe gab. Sie zogen mich ohne jeglichen Halt in ihren Bann und...-

>> Hey! <<, rief Bryan plötzlich und drehte sich von mir weg. Er hielt sich den Kopf und sah sich um.

>> Wer hat nach mir geworfen? <<, rief er entnervt und sah sich weiterhin um. So als wäre ich gerade von einem Traum erwacht, schüttelte ich den Kopf und versuchte klare Gedanken zu fassen. Ich sah zu Bryan auf und bemerkte, dass er jemanden anstarrte. Dann fiel mein Blick auf Jack, der in unsere Richtung blickte. Hatte etwa Jack mit etwas nach Bryan geworfen?

>> So meine Damen und Herren, ich hoffe Sie haben Ihre Aufgaben gemacht und sind nun bereit für das nächste Thema. <<, verkündete der Lehrer laut als er das Klassenzimmer betrat.

>> Bryan, willst du dich nicht auf deinen Platz setzen? <<, fragte ich ihn leise. Doch es kam keine Antwort von ihm und es sah auch nicht danach aus als würde er sich je wieder bewegen.

>> Das gilt auch für Sie Bryan. <<, wandte der Lehrer sich schließlich diesem zu und starrte ihn an.

>> Setzen Sie sich bitte wieder auf Ihren Platz, damit wir alle mit dem Unterricht fortfahren können. <<

Jetzt starrten alle Bryan an und folgten seinem Blick. Nun wurde ihnen klar, dass die beiden sich wahrscheinlich einen Wettbewerb im Blickkontakt-Halten lieferten und erst dann aufhören würden, bis einer von ihnen aufgab.

Wie unreif, dachte ich mir und betrachtete die beiden.

>> Mr. Frangwar! Könnten Sie sich nun wieder auf Ihren Platz begeben? Oder Sie verlassen meinen Unterricht und stehlen somit nicht meine kostbare Zeit! <<, rief der Lehrer nun lauter.

Immer noch keine Reaktion von Bryan. >> Also gut, dann werde ich Sie eben bitten müssen... <<, fing der Lehrer wieder an, aber irgendwie kam mir seine Stimme weiter entfernt vor als vorhin.

Das Verhalten der beiden war so kindisch. Am liebsten hätte ich ihnen ein paar Steine an den Kopf geworfen damit sie endlich aufhörten.

Aber was weiß ich schon?, dachte ich mir genervt. Jack kennt mich ja immerhin besser als ich ihn. Ich hörte wie manche schon anfingen zu kichern und sich darüber unterhielten wer von den beiden „gewinnen" würde.

Jetzt geh endlich auf deinen Platz verdammt und hört auf mit der Kinderei!, schrie ich die beiden innerlich an und schnaufte.

Als hätte sie jemand plötzlich gepiekt, zuckten sie kurz zusammen und sahen mich dann an.

Was ist denn jetzt los? , dachte ich mir und sah die beiden fragend an. Alle folgten peinlicherweise ihren Blicken und bemerkten somit, dass die beiden mich so merkwürdig anstarrten.

Hört auf mich so dumm anzustarren, schimpfte ich mit ihnen innerlich, aber blieb nach außen hin ganz lässig.

Zu meiner Überraschung stand Bryan endlich auf und setzte sich wieder auf seinen Platz, aber nicht ohne einen seltsamen Blick mit Jack auszutauschen. Was denn? Waren die beiden jetzt etwa Freunde geworden oder was?

>> Nein ganz sicher nicht! Sie verlassen jetzt meinen Unterricht! <<, brüllte der Lehrer auf einmal. Niemand hatte bemerkt, dass er immer noch redete. Erst da wurde uns klar, dass er wahrscheinlich schon die ganze Zeit rummaulte.

Bryan sah den Lehrer mit einem vernichtenden Blick an, sodass er abrupt verstummte und sich einfach der Tafel zuwandte. Verwirrt sah ich Bryan an. Kein Lehrer würde sich von einem Schüler so etwas gefallen lassen. Skepsis stieg in mir auf. Was war es das Bryan verbarg? Welche Geheimnisse besaß er?

Bryan lächelte schief und beobachtete den Lehrer. Jack schaute Bryan grimmig an und ballte seine Hände zu Fäusten. Irgendetwas ging vor sich, aber ich wusste nicht genau was.

Zu meiner Überraschung hatten sich die Schüler wieder beruhigt und notierten sich nun den Aufschrieb.

Immer noch skeptisch drehte ich mich um und richtete meinen Blick ebenfalls an die Tafel. Na das konnte ja noch ein langer Tag werden.

***

>> Ja, ciao. Wir sehen uns dann morgen! <<, rief mir Laura noch hinterher nachdem wir uns verabschiedeten und nach Hause liefen. Der Schultag hatte heute kein Ende genommen, so kam es mir nämlich vor. Aber zum Glück war er doch noch irgendwie vorüber, sodass ich mich jetzt einfach nur auf mein Bett freuen konnte.

Jeden Tag, an dem ich Jack oder Bryan begegnete, kam es mir immer mehr so vor als würde ich in meinem Unwissen versinken. Es war so als würden die beide Dinge über mich wissen, die ich nicht mal erahnen konnte. Die Blicke die mir Bryan immer zuwarf waren ganz sicher nicht bedeutungslos. Und was Jack betraf wusste ich einfach nicht wie ich ihn endlich zum Reden bringen konnte. Wenn es nach ihm ginge würde ich noch fünfzig Jahre warten müssen.

Bei dem Gedanken verdrehte ich die Augen und kickte ein Stück Eis weg. Warum nur war es so schwer diesen Jungen zum Reden zu bringen? War es denn so geheim? War er ein, von einem schrecklich verrücktem Arzt, geflohener Junge der sich als Ziel gesetzt hatte sich auf die Suche nach seinen Gleichgesinnten zu machen? Wie ich zum Beispiel?

Ich ging immer noch davon aus, dass es eindeutig so etwas wie ein Gendefekt war. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Vielleicht wusste ja aber mein Dad wirklich etwas davon. Er hatte mich schließlich großgezogen. Da müsste er es doch bestimmt irgendwann bemerkt haben, oder nicht? So viele Fragen, aber gar keine Antworten, dachte ich mir grimmig und kickte noch ein Stück Eis von dem Bürgersteig.

>> Warum denn so missmutig? <<, hörte ich Bryans Stimme hinter mir ertönen und erschrak ein wenig. Inzwischen müsste man meinen, dass ich doch eigentlich auf so etwas gefasst sein müsste anstatt mich jedes Mal zu erschrecken.

>> Willst du es wirklich wissen oder fragst du nur so? <<, fragte ich Bryan, ohne ihn jedoch dabei anzusehen. Ich lief einfach weiter. Zu meiner Überraschung antwortete er nicht gleich, wie sonst immer.

>> Ich würde gerne die Wahrheit erfahren, aber du lässt nie zu, dass ich soweit zu dir vordringen kann um zu erfahren wie es dir wirklich geht. <<, sagte er schließlich. Seine Antwort rührte mich irgendwie, weshalb ich stehen blieb und mich zu ihm umdrehte.

Merkwürdigerweise hatte er einen traurigen Gesichtsausdruck und ich fragte mich ob er es nur vortäuschte oder ob es seine wahren Gefühle waren, die sich auf seinem Gesicht wiederspiegelten.

>> Es sind meine echten Gefühle, Kim. <<, hörte ich ihn sagen, doch seine Lippen bewegten sich dabei nicht. Ich legte meine Stirn in Falten. Halluzinierte ich etwa?

>> Nein tust du nicht. <<, ertönte Bryans Stimme in meinem Kopf. In meinem Kopf?!

Erschrocken ging ich einen Schritt zurück und sah ihn entsetzt an. Was war das eben?

>> Das bin ich. <<, hörte ich wieder seine Stimme sagen. Ich ging noch einen Schritt zurück.

Ich hatte meine Augen weit aufgerissen und beäugte ihn misstrauisch. Kein einziges Mal hatten sich seine Lippen bewegt. War Bryan so etwas wie ein Bauchredner oder verlor ich wirklich den Verstand?

>> Du verlierst nicht deinen Verstand. <<, ertönte wieder seine Stimme in meinem Kopf. Es konnte nur eine Halluzination sein! Wie sollte Bryan überhaupt auf meine Gedanken antworten können, geschweige denn seine Stimme in meinem Kopf ertönen lassen?

>> Bryan. Ich bin gerade nicht ganz bei mir. Ich sollte jetzt gehen und du auch. <<, sagte ich und hörte wie meine Stimme dabei zitterte. Es kam mir so vor als wäre das ganze Blut in meinen Adern erfroren.

>> Kim. <<, sagte Bryan und diesmal bewegten sich seine Lippen. Ich sah wie er auf mich zukam und mich an meinen Schultern packte. >> Ich denke ich sollte dich nach Hause begleiten. <<

>> Nein, es...es geht schon. <<, protestierte ich schwach und versuchte seine Hände abzuschütteln.

Wie aus dem Nichts fiel mir wieder ein, dass Jack mich vor drei Tagen auf die Stirn geküsst hatte. Und ich fragte mich warum.

>> Nein, du siehst nicht gut aus. Ich begleite dich lieber. Nicht dass du mir noch umkippst und irgendjemand dich bewusstlos auf der Straße vorfindet. <<, sagte er und lächelte mich besorgt an.

>> Ich...ja. Okay. Du wirst mich wahrscheinlich eh nicht alleine laufen lassen stimmt' s? <<, fragte ich und lächelte dabei schwach. Warum fühlte ich mich plötzlich so kraftlos?

>> Ja, das stimmt. <<, bejahte er und ich hörte heraus wie er dabei grinste.

***

>> Danke für' s Herbringen. <<, bedankte ich mich bei Bryan als wir vor meiner Haustür standen. Er hatte mir sogar geholfen die Verandatreppen hochzulaufen.

>> Keine Ursache. Mache ich doch gern. <<, erwiderte er und lächelte mich verschmitzt an. Doch diesmal war es ein anderes Lächeln. Er sah in Gedanken vertieft aus, so als würde er sich an einen ähnlichen Moment erinnern. Ich fragte mich ob er für dieses Mädchen viel empfunden hatte, an das er jetzt offensichtlich dachte. Ich betrachtete sein Gesicht und bemerkte wie sich seine Gesichtszüge leicht entspannten und er immer noch selig vor sich hin lächelte. Ich wollte seine schöne Erinnerung zwar nicht zerstören, aber irgendwie musste ich mich ja von ihm verabschieden.

>> Ich geh dann mal rein. <<, unterbrach ich seine Gedanken schließlich und holte ihn somit zurück in die Gegenwart.

>> Oh, ja. Okay. Klar. <<, stammelte er und sah mir in die Augen. >> Wir...sehen uns dann morgen. <<, fügte er noch hinzu und wandte sich dann zum Gehen. Eigentlich ist er gar nicht so nervig, ging es mir plötzlich durch den Kopf, als ich ihm zusah wie er unsere Verandatreppen herunter lief. Wieso hatte ich überhaupt etwas gegen ihn?, fragte ich mich. Hatte...die Betonung liegt jetzt also auf hatte, dachte ich mir grinsend.

>> Hey! <<, rief ich Bryan hinterher. Irgendwie ging es mir jetzt etwas besser als vorhin.

>> Ja? <<, antwortete dieser und drehte sich lächelnd zu mir um. >> Habe ich was vergessen? <<

>> Nein. Was denn auch? <<, erwiderte ich grinsend. Er zuckte leicht mit den Schultern.

>> Ich wollte dich fragen ob du noch reinkommen und vielleicht was trinken willst. <<, sagte ich.

Verwundert sah Bryan mich an. >> Gerne. <<, nahm er meine Einladung an und kam mit schnellen Schritten wieder zurück. Ich grinste leicht.

>> Willkommen bei den Mikelsons. <<, sagte ich grinsend und hielt ihm die Tür auf.

>> Nein, nein. Geh du vor. Ich komme dir nach. <<, schlug er vor. >> Wenn schon, dann halte ich dir die Tür auf. <<, fügte er lächelnd hinzu.

Ich grinste ihn nur an und sah ihm dabei zu wie er mir die Tür aufhielt und mir den Vortritt ließ.

>> Danke. <<

>> Immer wieder gern. <<, erwiderte er freundlich und schloss die Tür hinter sich zu, als er mir ins Haus folgte.

>> Also. <<, setzte ich an. >> Was würdest du gerne trinken? <<

>> Eigentlich nichts, aber du kannst mir ruhig sagen was für Optionen mir zu Verfügung stehen. <<

Er grinste mich verschmitzt an. >> Nun ja, also wir haben Wasser...ähm...hm...Orangensaft... <<, zählte ich langsam auf. Ich sah in den Schränken nach, um sicher zu gehen nichts vergessen zu haben.

>> Wie ich sehe stehen dir Kakao, Kaffee und auch Cappuccino zur Wahl. <<

>> Klingt alles sehr verlockend, vor allem der Cappuccino, aber ich nehme lieber nichts. Danke. <<, lehnte er höflich ab.

>> Na gut, wie du willst. Aber du kannst dich auch ruhig hinsetzen. <<, entgegnete ich freundlich.

>> Nur wenn du dich mir gegenüber setzt. <<, erwiderte er.

>> Okay, dann setze ich mich eben. << Ich zog einen Stuhl zurück und ließ mich darauf nieder, woraufhin Bryan genau dasselbe tat.

>> Jetzt sitze ich dir gegenüber. Zufrieden? <<, fragte ich spaßeshalber und hob dabei eine Augenbraue.

>> Aber wie. <<, antwortete er schief grinsend. Ich merkte wie er mein Gesicht betrachtete und wandte mich deshalb kurz ab.

>> Stört es dich wenn ich dich ansehe? <<, fragte mich Bryan plötzlich.

Durch seine Direktheit wusste ich nicht was ich dazu sagen sollte, deshalb blieb ich kurz still.

>> Ich..äh...interessante Frage. <<, sagte ich schließlich grinsend.

>> Das heißt also ja? <<, riet er und hob dabei seine Augenbrauen.

>> Kann sein. <<, erwiderte ich.

>> Weißt du, es ist schön dich mal lächeln zu sehen. <<, sagte er wie aus dem Nichts.

Verlegen sah ich ihn an. >> Wie kommst du denn jetzt darauf? <<

>> Naja. Du guckst immer so ernst und schirmst dich vor jedem ab. Dann ist es schön zu sehen, dass ich dich auch jetzt noch zum Lächeln bringen kann. <<, erklärte er.

>> Was meinst du mit auch jetzt noch? <<, fragte ich leicht verwirrt. Doch statt zu antworten blieb er einfach still und betrachtete mein Gesicht.

>> Wenn du wüsstest. <<, erklang seine Stimme erneut in meinem Kopf. Ich stutzte und sah ihn verwirrt an. Nicht schon wieder, dachte ich mir, hören diese verrückten Halluzinationen denn nie auf?!

Bryan starrte mir direkt in die Augen und legte dann seinen Kopf schief.

>> Wer sagt denn, dass du halluzinierst? <<, fragte er mich.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Mund fühlte sich plötzlich so trocken an und es kam mir so vor als würde mir jemand die Lunge zudrücken. Nein, das kann nicht sein!

Bryan sah mir direkt in die Augen und lächelte mich plötzlich an. >> Doch es kann sein. <<, erklang wieder seine Stimme in meinem Kopf. Und zwar klar und deutlich.

>> Bryan! <<, rief ich erschrocken und stand auf. >> Was ist das? Was machst du da?! Ich...ich glaube ich werde verrückt! Ich..-ich höre deine Stimme in meinem Kopf...- immer wenn du in meiner Nähe bist! Du denkst jetzt bestimmt, dass ich komplett durchdrehe und ins Irrenhaus gehöre....aber- ich... ich... <<, stotterte ich verzweifelt und versuchte das Summen, welches nun wieder angefangen hatte, zu ignorieren. Ich wusste nicht was mit mir geschah. Warum hörte ich ständig seine Stimme in meinem Kopf? Ich bildete es mir definitiv bloß ein, aber es klang so real. Wie konnte ich mir so etwas denn einbilden?

>> Das denke ich ganz und gar nicht. <<, hörte ich ihn wieder in meinem Kopf und sah ihm dabei zu, wie er auf mich zukam und mich bei den Schultern packte.

>> Kim. <<, sagte er ruhig und sah mir dabei in die Augen. >> Du bist nicht verrückt. <<

Ich sah ihn verwirrt und skeptisch zugleich an. >> Aber wieso höre ich dann dauernd diese Stimmen? <<, fragte ich verzweifelt. Wie aus dem Nichts sehnte ich mich auf einmal nach Jack. Ich wünschte ich könnte ihm all das erzählen, aber er verschwindet ja dauernd und beantwortet mir nichts, ging es mir durch den Kopf.

>> Du hörst keine Stimmen. <<, sagte Bryan ruhig. >> Du hörst das, was ich will das du hörst. <<

Ich sah ihn verwirrt an. >> Was meinst du damit? <<

>> Glaubst du an Telepathie, Kim? <<

Wollte er mir ernsthaft weißmachen, dass er mit mir telepathisch kommunizierte?

>> Bryan, was hat das mit der Sache hier zu tun? <<, fragte ich, obwohl ich im Innern die Antwort bereits kannte.

>> Kim. Hör mir jetzt genau zu, okay? <<

Ich nickte langsam. >> Jack hat dir gesagt ich sei gefährlich, nicht wahr? <<

Ich sagte nichts und sah ihn bloß an. >> Auch wenn du' s mir nicht sagst. Ich weiß es. <<, meinte Bryan ruhig. >> Hat er dir aber auch den Grund genannt, warum du dich von mir fernhalten sollst? <<

Was soll' s, dachte ich mir, er weiß es eh. Ich schüttelte leicht meinen Kopf und wartete geduldig auf seine Antwort.

>> Er wollte dich von mir fernhalten, weil ich eine besondere Gabe besitze. <<, erklärte er. >> Ich kann in die Gedanken anderer sehen und mit ihnen telepathisch kommunizieren. <<

Ungläubig starrte ich ihn an. >> Du glaubst mir nicht oder? <<, fragte er grinsend. >> Wieso denkst du, hörst du mich jedes Mal wenn ich in deiner Nähe bin? <<

Da hatte er recht, aber halluzinierte ich wirklich nicht? Ich konnte ihm einfach nicht glauben. Zwar las ich viele solche Dinge in Romanen, jedoch wusste ich, dass diese bloß fiktiv waren. Es war etwas völlig anderes, solchen Dingen tatsächlich Glauben zu schenken. Es würde mein Weltbild zerstören, alles vernichten was ich über die Menschheit wusste. Wie sollte man mit so etwas umgehen, nachdem man solche Informationen erhielt? Viele Charaktere in all den Büchern die ich las, nahmen solche Dinge einfach hin. So als hätten sie nie etwas Neues erfahren, als hätte sich nichts in ihrem Leben geändert. In der Realität war das aber nicht so. Es änderte sich nun mal alles.

Ich sah Bryan misstrauisch an.

>> Stell mir eine telepathische Frage, Kim. <<, drängte er sanft, >> Dann wirst du mir glauben müssen. <<

Einige Sekunden verstrichen bis ich darauf einging. >> Na schön. <<, sagte ich schließlich und nickte. >> Kannst du aber bitte meine Schultern loslassen? <<

Bryan grinste mich an. >> Dein Wunsch ist mir Befehl. <<

Ich sah ihm direkt in die Augen. Wieso willst du mir unbedingt beweisen, dass du telepathisch kommunizieren kannst?, fragte ich Bryan innerlich.

> Weil ich will, dass du mir glaubst. <, ertönte seine Stimme klar und deutlich in meinem Kopf.

Fassungslos sah ich ihn an. Und warum willst du das? , fragte ich ihn. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass es real war.

> Weil es mir wichtig ist. <, antwortete er und lächelte mich dabei an. Seine Lippen hatten sich bei keiner einzigen Silbe bewegt.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dachte ich mir und betrachtete dabei sein Gesicht. Konnte er auch das hören?

> Warum? Du hörst mich doch. Es ist genau so real wie ich dich gerade ansehe. <

Trotzdem!

> Kim. Ich glaube, ich lasse dich jetzt lieber alleine. Damit du deine Gedanke ein wenig sortieren kannst. <

Hörst du alles was ich denke, Bryan?

Er antwortete nicht gleich. > Ja. <, ertönte dann seine Stimme wieder.

Dann kannst du also alles hören was ich denke? Ohne Ausnahme?! Kannst du das nicht irgendwie abschalten oder so? Ich meine es gibt sowas wie Privatsphäre!

> Doch, ich kann es abschalten. <

Ich kann mir aber nie sicher sein wann du mir zuhörst und wann nicht!

Plötzlich fühlte ich mich total verarscht. Er hatte also alles gehört was ich bis jetzt über ihn dachte Deshalb also wusste er, dass Jack mich vor ihm gewarnt hatte!

Wieso tust du sowas? Wieso hörst du dir meine Gedanken an? Du wusstest alles bloß deswegen nicht wahr?

> Kim. Ich habe mir nicht alle deine Gedanken angehört wie eine Radiosendung. Denkst du wirklich ich belausche dich Tag und Nacht? <

Ich kenne dich nicht gut genug um dir vertrauen zu können Bryan.

> Ich dich doch auch nicht. Und trotzdem habe ich dir mein Geheimnis anvertraut. Jetzt weißt du, dass ich diese Gabe besitze. Warum sollte ich es dir erzählen, wenn ich nur im Sinn hätte dich zu belauschen? <

Naja, okay. Da hatte er recht, aber trotzdem! Er konnte wann immer er wollte meinen Gedanken lauschen. Oh mein Gott! Ich konnte immer noch nicht fassen, dass es wahr sein sollte.

Wie geht denn sowas? Hat er es trainiert oder es sich selbst beigebracht?, dachte ich mir.

> Das werde ich dir später alles erzählen, okay? <

Siehst du?! Du hast wieder gelauscht!

> Tut mir leid. Aber ich muss jetzt los. Wir sehen uns noch. <

Ich hatte nicht vor ihn aufzuhalten. Denn je schneller er hier weg war, desto sicherer waren meine Gedanken. Naja das hoffte ich zumindest.

Ich sah ihm dabei zu wie er die Tür aufschloss und hinaus in die Kälte trat, aber nicht ohne mir einen besorgten Blick zuzuwerfen. Ich sah ihn grimmig an und verschränkte die Arme vor der Brust. Das hieß er hatte alle meine Gedanken lesen können. Und vorhin? Hatte er mich etwa verarscht? Bryan hatte doch sicherlich aus meinen Gedanken heraus gehört, dass es mir schlecht ging weil ich gedacht hatte ich würde halluzinieren und Stimmen hören. Warum hatte er es mir nicht also da schon gestanden? Ich hätte ihn dann gar nicht erst in mein Haus gelassen!

Wütend kickte ich gegen den Stuhl und starrte die Tür an. Plötzlich fiel mir ein Gedanke ein. Wusste er etwa auch meine Gedanken über Jack? Wusste er jetzt etwa, dass er mich auf die Stirn geküsst hatte? Ich hoffte nicht. Denn wenn ja, dann würde ich Bryan das Leben zur Hölle machen. Auch wenn ich nicht genau wusste wie.

Was fiel ihm bloß ein? Geh und belausch doch andere Leute!, dachte ich mir wütend und lief dann zur Tür, um sie von innen abzuschließen.

Was konnte ich bloß tun, um meine Gedanken vor ihm zu schützen? Es musste doch sicher etwas geben. Jedes Problem hat eine Lösung, dachte ich mir. Moment mal. Hat Jack an dem Tag als Bryan uns mit dem Auto verfolgt hat, nicht gesagt ich solle an meine schönsten Erinnerungen denken? Hat er nicht gesagt ich solle ihm einfach vertrauen und das tun was er sagt? Das heißt also Jack wusste alles und hat es mir dennoch nicht erzählt. Was bedeutet, dass er auch die Lösung für dieses Problem kennt. Er muss sie kennen!

Etwas beruhigter und entschlossener dem ein Ende zu setzen, lief ich die Treppen hoch und ging in mein Zimmer. Als ich die Tür aufstieß wehte mir kalter Wind entgegen. Mein Fenster stand ganz weit offen. Aber ich konnte mich ganz gut daran erinnern, dass ich es geschlossen hatte bevor ich zur Schule gegangen war. 

PS: Voten und kommentieren nicht vergessen, please! :D :* 

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