Feis (I) - Feuer und Eis

By sam_pak

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Best Ranking in Fantasy: #3 "Ihr wisst nicht wer ich bin oder woher ich komme" , sagte sie mit einer sanften... More

Who is Xa?
Arrival
My first day
You don't like to talk?
Who does he think he is?
Partytime
Red eyes tell the truth
Strange dreams
2. Part
Confusion
You have a problem? Search for a solution.
Your thoughts should remain yours
Time goes on
Welcome back
Happy X-Mas
Who am I ?
Being Human
Finintis
Tell me
But why?
Kidnapped
3. Part
Train me
Time is running out
I only told her the truth
No options
Who said that thoughts are not real?
Another place
Scotland
Mysteries
What if dreams come true?
You owe me answers
The Dagger
Bryan
The countdown is on
Nothing but training
Danke <3
I wish
Three days left
The last two days
They are coming
4. Part
Forgive me, my love
Danksagung
Info
Wörterbuch
Feis 2 - Info
Feis 2 - Veröffentlichung
Feis-Xas Rückkehr
Wattys 2016

Who is he?

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By sam_pak

>> Kim! Hallo mein Schatz! <<
Ich war erfolgreich, ohne zu erfrieren, angekommen und hatte an der Haustür meiner Mutter geklingelt. Nun stand sie zu nett vor mir und strahlte mich an. War sie etwa high? Oder warum war sie so nett zu mir?

>> Hi Mom<<, sagte ich bloß und sah sie ungerührt an. Überraschenderweise kam sie zu mir und umarmte mich so heftig, dass ich dachte sie würde mir gleich die Lunge zerquetschen.

>> Okay Mom. Du kannst mich wieder loslassen<<, bat ich sie während ich mich bemühte mehr Luft zu bekommen.

>> Ich hab dich seit drei Jahren nicht gesehen! Da darf ich dich ja wohl umarmen! <<

>> Hm klar. <<, brummte ich und wartete darauf dass sie mich endlich losließ, was zu meinem Glück nicht lange dauerte.

>> Wie geht es dir? <<, fragte sie mich und sah mich grinsend an. Zu gespielt, meiner Meinung nach.

>> Gut, danke. Und dir? <<, antwortete ich um nicht unhöflich zu sein.

>> Sehr gut! <<, sagte sie. >> Komm, lass uns reingehen. Es ist total kalt hier draußen. <<

>> Ja. <<, stimmte ich ihr zu und folgte ihr ins Haus.

Wie ich sah hatte sich nichts geändert. Alles war beim Alten. Es war wirklich ein sehr schönes Haus, fiel mir abermals auf. Es war modern und doch klassisch zugleich. Das Haus war dreistöckig und hatte acht Zimmer, vier Badezimmer, eine riesen Terrasse und eine moderne ausgefallene Küche, die man sogar als extravagant bezeichnen könnte. Nun ja, man könnte eigentlich das ganze Haus als solches bezeichnen. Es strahlte Freiheit und Helligkeit aus. Durch die riesigen Fenster, war es immer sonnendurchflutet. Das Wohnzimmer war groß. Sehr groß. Vierzig Quadratmeter um genau zu sein. Schwarzer Marmor überzog den ganzen Boden. Nicht nur im Wohnzimmer, sondern im gesamten Haus, abgesehen von meinem Zimmer.
Und es waren keine Fliesen, es war einfach Marmor. Reiner, schwarzer Marmor der den ganzen Fußboden bedeckte. Die Sofas bestanden aus weißem, weichem Leder. Ein riesen Plasmafernseher war an der Wand befestigt und die riesigen Glastüren die zur Terrasse und somit in den Garten führten, machten den Weg zu einem atemberaubend schönen Ausblick frei. Die Wände waren goldfarben, überzogen mit ein paar feinen schwarzen Linien, die sich quer über die Wand erstreckten. Der Anblick war einfach wunderschön.

Die Küche war ebenfalls riesig. In ihrer Mitte stand eine zweieinhalb Meter lange schwarze Bar-Theke mit extravaganten Barhockern, die in kirschrot schimmerten. Die Küche hatte keine Tür und auch keine Vorderwand, sodass man direkt eine Verbindung zwischen Flur und Küche hatte.

Wie mein Zimmer aussah wusste ich schon. Und bestimmt hatte sich dort viel Staub gesammelt.

>> Hast du Hunger? <<, fragte mich meine Mutter und unterbrach somit meine Gedanken.

>> Ein wenig. <<, antwortete ich und roch erst jetzt den Geruch von Lasagne. Mein Leibgericht.

>> Hast du etwa gekocht? <<, fragte ich sie überrascht. Meine Mutter war nicht wirklich gut im Kochen. Sie war eher diejenige, die die Köche dafür bezahlte für sie zu kochen. Oder hatte sich das etwa in den drei Jahren geändert?

>> Um Himmelswillen, nein! <<, rief sie. Also hatte ich mich doch nicht geirrt. >> Willst du denn, dass ich uns vergifte? <<, sie lachte heiter und gab mir ein Zeichen mich zu setzen. Ich setzte mich auf einen der Barhocker.

>> Hast du es gekauft? <<

>> Nein, nein. Lasagne kauft man doch nicht! Das schmeckt doch grässlich. Ich habe eine Freundin die zufälligerweise Köchin ist. <<

>> Ach so. <<, erwiderte ich bloß.

>> Ja! Und als ich ihr erzählt habe, dass du heute kommst hat sie dein Leibgericht gekocht, damit du dich gleich wohl fühlst. <<

>> Ach wie nett. <<, murmelte ich, nicht wirklich überzeugend.

>> Ja, sie ist wirklich nett. <<, versicherte sie und fing an den Tisch zu decken.

>> Ich gehe kurz auf die Toilette. <<, sagte ich und stand auf.

>> Alles klar. <<, erwiderte sie. >> Du hast ja gar kein Gepäck dabei. <<, stellte sie dann fest. Ziemlich spät, meiner Meinung nach.

>> Ja. Ich hatte ja schon vor einem Monat alles hergeschickt und das Nötigste hab ich in meinen Hosentaschen. <<, erklärte ich.

>> Ach so. Okay. Na gut...dann...viel Erfolg auf der Toilette. <<, sagte sie grinsend. Ich lächelte müde zurück.

Ich ging in das Badezimmer für Gäste, das quer gegenüber der Küche war und schloss die Tür ab. Ich wusch mir zuerst die Hände mit kaltem Wasser, dann meine Arme, mein Gesicht, meinen Hals. Es war ziemlich warm im Haus. Der plötzliche Klimawandel hatte mir nicht gut getan. Ich bemerkte, dass ich meine Jacke noch anhatte, die Ärmel hochgekrempelt.

Ich zog meine Jacke aus und legte sie auf den Klodeckel. Erst jetzt sah ich bewusst in den Spiegel.

Ich sah erschöpft aus und meine Augenringe machten es nicht besser. Ich seufzte und sah in meine Augen.

Ganz dicht, um meine Pupillen herum war es weiß, was in ein hellblau überging. Die Farbe wurde immer dunkler bis sie plötzlich eine dunkelrote bis schwarze Farbe annahm.

Hatte je ein Mensch schon mal Pupillen gesehen die dunkelrot umrandet waren? Ich selbst hatte diese Besonderheit, oder wie man es auch nennen mag, an meinen Augen nie erkannt bis mein Vater mich damals darauf angesprochen hatte.

Ich war acht Jahre alt gewesen und hatte hohes Fieber gehabt. Ich hatte zwei Wochen lang im Bett gelegen. Die ersten drei Tage hätte ich anscheinend durchgeschlafen und als mein Vater immer besorgter wurde und den Arzt bedrängte mich irgendwie aufzuwecken, hätte der Arzt meine Lider hochgeklappt um mit hellem Licht die Reaktionsfähigkeit meiner Pupillen zu testen, woraufhin meine Augenfarbe um die gesamte Pupille herum dunkelrot geleuchtet hätte. Meine Pupillen hätten wohl pulsiert und ich wäre glücklicherweise aufgewacht.

Und der Arzt? Nun ja, mein Vater erzählte mir, dass der Arzt zutiefst schockiert darüber zu seiner Praxis zurückgekehrt war.

Als mein Vater es mir später erzählte, hatte ich es ihm nicht geglaubt. Und trotzdem betrachtete ich meine Augen seitdem jeden Tag im Spiegel. Erst mit zwölf hatte ich selbst die rote Farbe entdeckt. Ich hatte mich damals sehr erschrocken. Mein armer Vater. Was er sich wohl damals gedacht hatte.

Ich wollte nicht länger an mein „altes Leben" denken, deshalb nahm ich meine Jacke vom Klodeckel und verließ das Badezimmer um endlich mit meinem Leibgericht vereint zu sein.

>> Wieso hast du so lange gebraucht? <<, fragte mich meine Mutter, als ich die Badezimmertür zuzog. >> Das waren gerade mal zwei Minuten. <<, antwortete ich und setzte mich auf einen Stuhl.

>> Lange genug um zu denken, du wärst stecken geblieben. <<, sagte sie lachend, in der Hoffnung mich zum Lachen zu bringen. Vergeblich.

Ich brummte etwas, damit sie nicht beleidigt war. Ich merkte, dass sie sich große Mühe gab mich nicht scheiße zu behandeln, doch letzteres war mir, um ehrlich zu sein, lieber als ihre Heuchelei zu ertragen.

Ohne einen weiteren Laut von mir zu geben, nahm ich eine große Portion von der Lasagne und fing an zu essen. Es schmeckte köstlich, nebenbei bemerkt. Ich wusste nicht was für einen Gesichtsausdruck ich in diesem Moment hatte, aber meine Mom musste so inspiriert davon gewesen sein, dass sie sich sogar eine größere Portion nahm als ich.

Ein paar Minuten lang aßen wir schweigend, bis sie die Stille mit ihrer unnötigen Frage unterbrach.

>> Wie geht's deinem Vater? <<

>> Ganz gut. Warum fragst du? <<, entgegnete ich etwas gereizt. Als ob die Gesundheit meines Vaters, physisch wie psychisch, sie je wirklich gekümmert hätte! Eine sehr schlechte Zeit mich nach ihm zu fragen.

>> Na hör mal. Er ist mein Ex-Ehemann. Da darf ich mich ja wohl erkundigen wie es ihm geht. <<

>> Da erkundigst du dich aber ziemlich spät. Drei Jahre zu spät um genau zu sein. <<, konterte ich. Ich hatte eigentlich gar nicht beabsichtigt so eine Antwort von mir zu geben. Es war mir so herausgerutscht. Wie eine Art Reflex.

Sie schwieg und ich sagte auch nichts mehr. Ich spürte ihren Blick auf mir, weshalb ich mein Essen ansah um ihr ausweichen zu können.

>> Du hast dich überhaupt nicht verändert. Bist immer noch die Gleiche. <<, sagte sie schließlich mit einem seltsamen Unterton.

>> Du hast dich auch nicht wirklich verändert. <<, entgegnete ich und sah sie dabei an.

>> Du bist doch nicht wirklich hier her gezogen, weil du mehr Zeit mit mir verbringen willst. Eine billige Ausrede, wenn du mich fragst. Warum bist du wirklich hier? <<, fragte sie mich dann gereizt.

Ich war nicht wirklich überrascht, dass unser Gespräch in einen Streit ausarten würde. Aber um ehrlich zu sein war streiten das Letzte worauf ich jetzt Lust hatte.

>> Die Frage habe ich dir schon vor Monaten beantwortet. Wieso stellst du sie also nochmal? <<

>> Weil ich will, dass du es mir ins Gesicht sagst, und nicht durch 'ne E-Mail. <<

>> Oh Mann. Ist das so schlimm für dich? Ich bin hier her gezogen, weil Dad vor kurzem mit einer Frau geheiratet hat die ich überhaupt nicht ausstehen kann und ihre Tochter genauso wenig.      Zufrieden? <<.

Da ich schon fertig mit dem Essen war, stand ich auf um mich auf den Weg in mein Zimmer zu machen. Ich hatte ihre Frage zwar beantwortet, aber einen Großteil der Wahrheit hatte ich ihr verschwiegen.

>> So, so. Und nur deshalb kommst du zu mir, ja? <<, fragte sie mit einem arroganten Blick.

>> Jetzt tu' nicht so als würde der Grund dich stören. Wir wissen beide, dass es dich nicht stört. Wir sind beide erwachsene Menschen. Warum übertreibst du's so? <<

>> Ich glaube es wäre gelogen wenn ich sagen würde, ich hätte es vermisst mit dir zu streiten. Ich weiß es nicht. Ich wollt' s nun mal wissen, okay? Wie auch immer. Ich hoffe das Essen hat dir geschmeckt. <<

>> Erstklassig. <<, sagte ich bloß und ging hinauf in mein Zimmer.

Es brauste eine Art Staubtornado auf als ich meine Zimmertür öffnete und in mein zukünftiges Zimmer trat.

Es war zwar auch in der Vergangenheit, hauptsächlich nur wenn ich in den Ferien nach München gekommen war, mein Zimmer gewesen, aber das hier war was anderes. Jetzt würde ich für eine viel längere Zeit hier bleiben. Ich sollte mich also schnellstmöglich mit meinen vier Wänden vertraut machen. Es hatte sich eigentlich gar nichts verändert, bis auf die Gardinen die jetzt nicht mehr dort hingen wo sie eigentlich hängen sollten. Ich hatte keine Lust alles noch heute sauber zu machen, doch im Wohnzimmer schlafen wollte ich auch nicht und die anderen Gästezimmer waren bestimmt auch staubig.

Ich ging hinaus auf den Flur, lief geradeaus und bog dann rechts ab. Ich betrat das erste Zimmer.

Überraschenderweise war es zwar nicht staubig, doch stattdessen komplett leer.

Also ging ich in das nächste Zimmer, welches ebenfalls leer geräumt war.

Am Ende meiner „Zimmer-Kontroll-Tour", stellte ich fest, dass all unsere Gäste- bzw. nicht bewohnten Zimmer komplett leer standen.

>> Mom? <<, rief ich.

>> Ja? Ist was passiert? <<, rief sie zurück.

>> Nein..ähm... <<, während ich in Gedanken in meine Überlegung vertieft war, warum die ganzen Zimmer leer standen, lief ich automatisch die Treppen herunter um nicht laut rufen zu müssen.

>> Wieso sind die ganzen Zimmer leer? <<, fragte ich sie schließlich als ich unten ankam.

>> Ich renoviere sie gerade, deshalb. <<

>> Du renovierst sie alle? <<

>> Ja, warum? Gibt' s ein Problem? <<, fragte sie unfreundlich.

>> Ist schon okay. <<, brummte ich genervt und lief wieder hoch in mein Zimmer.

>> Wo ist der Staubsauger oder generell das ganze Zeug zum Saubermachen? <<, rief ich.

>> In der kleinen Kammer links am Flurende. Wozu brauchst du die Sachen denn? <<

Ich antwortete ihr gar nicht erst, weil ich wusste dass sie das nur so fragte. Ohne echte Neugierde dahinter.

Das kleine Zimmer, welches meine Mom als „Kammer" bezeichnet hatte, war ein normales etwas kleines Zimmer das zwei Fenster hatte wodurch die Sonne das Zimmer ziemlich erhellte und somit in einen gemütlichen kleinen Raum verwandelte.

Unter „Kammer" stellte man sich normalerweise einen dunklen kleinen engen Raum vor, welches reichlich mit Spinnennetz geschmückt war. Doch dieser Raum war genau das Gegenteil davon.

Ich nahm den Staubsauger und einen kleinen Eimer mit, den ich mit warmem Wasser und Putzmittel füllte um die zwei Lappen die ich mitnahm, darin später nass zu tunken.

Ich war natürlich ziemlich erschöpft, aber mir blieb keine andere Möglichkeit als mein Zimmer jetzt sauber zu machen. Dass die ganzen Umzugskisten noch aufgestapelt in meinem Zimmer standen, machte die Sache nicht leichter. Die erste halbe Stunde brachte ich damit zu sie aus dem Zimmer zu räumen und nacheinander in den Flur zu stapeln. Zum Glück war das Schlafzimmer meiner Mutter am anderen Ende des Flurs, sonst hätte sie einen total sinnlosen Aufstand darüber gemacht, dass ich ihr den Eingang zu ihrem Schlafzimmer versperrte.

Eigentlich waren es gar nicht mal so viele Kartons. Um genau zu sein waren es fünf Stück. Ich hatte ja nicht mein Bett oder meinen Schrank hier her transportieren lassen. Die Kartons beinhalteten meine Klamotten, die somit drei Kartons für sich in Anspruch nahmen. Meine Bettwäsche, Bücher, mein Schulzeug und der sonstige Schnickschnack waren in den anderen zwei Kartons untergebracht.

Als ich mit dem Staubsaugen fertig war, schmiss ich die Gardinen, die allein und einsam in der Ecke lagen, und den verstaubten Bettbezug in die Waschmaschine. Das Gute an diesem Haus war, dass ich mein eigenes Badezimmer hatte, welches mit einer eigenen Dusche und Waschmaschine ausgestattet war. Das Badezimmer konnte man nicht wirklich als klein bezeichnen. Alles an diesem Haus war groß, hell und sonnendurchflutet. So als hätte man ein kleines Stück Amerika hierher gebracht.

Später wischte ich den ganzen Staub weg und reinigte die zwei Fenster in meinem Zimmer.

Nachdem ich fand, dass das Zimmer einigermaßen sauber wirkte legte ich mich endlich ins Bett. Es war erst mal sieben Uhr abends und trotzdem war ich todmüde. Ich hatte gehofft, dass ich keinen Jetlag bekam doch vergebens.

Ich hatte immer noch meine Jeans und meinen Pulli an, die eigentlich nicht gut für' s Schlafen geeignet waren, doch ich war jetzt zu faul einen der Kartons auszupacken, nur um meine Pyjamas zu finden. Ich stellte fest, dass es wirklich ungemütlich mit der Jeans war, aber ausziehen würde ich sie auch nicht.

Das Bettzeug roch irgendwie muffig. Ich würde mir wohl entweder neue kaufen oder sie ebenfalls in die Waschmaschine schmeißen müssen.

Ich legte meinen rechten Arm auf mein Gesicht und schloss die Augen. Draußen war es sowieso schon dunkel. Ein perfekter Tag um früh schlafen zu gehen.

Ich dachte an verschiedene Dinge, doch am meisten an meinen Vater. Was er wohl gerade tat, wie es ihm wohl ging. Ich entspannte mich mit dem Gedanken, dass er bestimmt glücklich war.

Mein Atem wurde gleichmäßiger und ich glitt langsam aber sicher in den Schlaf.

***

Der Geruch von Omelette weckte mich auf und erinnerte mich daran, dass meine Kehle ganz ausgetrocknet war. Als ich meine Augen öffnete erschrak ich zuerst, da ich nicht erkennen konnte wo ich war. Dann fiel es mir wieder ein, was mich nicht wirklich erfreute.

Ich lag auf dem Bauch und hob schläfrig meinen Kopf, um auf die Uhr schauen zu können. Dann erinnerte ich mich daran, dass sich in diesem Zimmer keine Uhr befand und drehte mich auf den Rücken. Ich hatte einen ekligen Geschmack im Mund und die Jeans die ich immer noch trug kam mir enger vor als gestern.

Ich richtete mich auf und sah mich um. Obwohl die Sonne in das Zimmer schien und es erhellte, sah es irgendwie trostlos aus. Vielleicht lag es ja daran, dass es draußen etwas bewölkt war.

Ich bemerkte, dass die Decke auf dem Boden lag und hob sie auf. Danach stieg ich aus dem Bett, nahm meine kleine Reisetasche von meiner Kommode und ging damit ins Badezimmer. Ich packte mein ganzes Duschzeug aus und zog mich dann aus. Nachdem ich meine Kleidung in die Waschmaschine schmiss, ließ ich das Wasser laufen bis es wärmer wurde.

>> Kim? Bist du schon wach? <<, hörte ich meine Mutter von unten rufen.

>> Ja, ich dusche jetzt! <<, rief ich zurück. Ich bekam keine Antwort, deshalb ging ich davon aus, dass sie mich gehört hatte und hielt dann meine Hand unter das Wasser, welches schon eine angemessene Temperatur angenommen hatte.

Bevor ich mich unter die Dusche begab, versicherte ich mich noch einmal ob die Tür abgeschlossen war. Ja, war sie.

Nach dem ich geduscht hatte, suchte ich mir ein paar Klamotten aus dem Schrank meiner Mutter aus, natürlich nur mit ihrer Erlaubnis, zog sie an und ging dann hinunter in die Küche um meinen rumorenden Magen vielleicht zur Ruhe zu bringen. Normalerweise aß ich morgens nichts.

>> Du hättest das ruhig bedenken und dir somit Kleidung mitbringen können. <<, meckerte sie herum als ich mich auf einen Stuhl setzte.

>> Dir auch einen schönen guten Morgen. <<, sagte ich sarkastisch und band meine Haare zusammen.

>> Und was ist mit deinen Haaren? Willst du sie nicht trocknen? Oder bist du zu faul den Föhn anzustecken? <<

>> Sie trocknen auch so. <<, antwortete ich. Sie war wirklich nervig.

Wenn ich mir jeden Morgen ihre Meckerei anhören muss, erschieße ich mich lieber!, dachte ich mir und beobachtete bemitleidenswert wie sie versuchte ihren Teller in die Spülmaschine zu stellen.

>> Hörst du mir überhaupt zu?! <<

>> Hm, was? <<, fragte ich überrascht. Hatte sie was gesagt?

>> Na bravo, deine Frechheit hat sich auch nicht geändert. <<, sagte sie wütend und sah mich mit verschränkten Armen an.

>>Ich kenne niemanden der deiner Aussage zustimmt. <<, entgegnete ich ungerührt. Ich wollte mich nicht provozieren lassen. >> Worüber versuchst du nochmal mit mir zu streiten? Hab das Thema vergessen, sorry. <<, fügte ich noch hinzu.

>> Ach vergiss es. <<, antwortete sie wütend und ging ins Wohnzimmer. Ich konnte mich nicht erinnern was ich falsch gemacht hatte, geschweige denn warum sie jetzt wieder einmal wütend auf mich war. Abgesehen davon hatte ich, meiner Meinung nach, nichts Falsches getan.

Einfach nur lächerlich.

Ich war jemand der morgens nichts aß, deshalb frühstückte ich auch jetzt nicht. Meine Mutter wusste das nicht, deshalb dachte sie es wäre ein Triumph mir nichts von dem Omelette übrig zu lassen, doch zu ihrer Enttäuschung mochte ich Omelette nicht einmal. Und das wusste sie natürlich auch nicht.

Ich saß eine Weile so da und betrachtete die Muster des Tisches an dem ich saß. Dunkles Holz fand ich schon immer schön. Wenn ich alleine wohnen würde, würde ich mir auch so einen kaufen.

>> Ich gehe jetzt zur Arbeit. <<, gab mir meine Mutter Bescheid und riss mich somit aus meinen Gedanken. >>Klar, viel Spaß. <<, sagte ich und sah zu wie sie eilig in ihre schwarzen spitzen Stiefel schlüpfte und gleichzeitig versuchte ihre Schlüssel in ihrer schwarzen Lacktasche zu verstauen.

>> Wieso trägst du solche Stiefel? <<, fragte ich reflexartig und schimpfte dann in Gedanken mit mir, warum ich das gefragt hatte. >> Was meinst du mit solche Stiefel? <<.

>> Ach nichts...ich... <<, ich versuchte irgendwas zu erfinden, doch mir fiel spontan nichts ein.

>> Komm. Sag schon. Was meinst du damit? Sind sie hässlich? Wenn sie hässlich sind ziehe ich sie nicht an. Ich zieh sie nur an, wenn wirklich jeder den ich kenne sie schön findet. <<, erklärte sie hysterisch. >> Keine Sorge, sie passen zu dir. <<, sagte ich und verschönerte damit meine eigentliche Meinung. Sie waren echt hässlich.

>> Meine Güte, und ich dachte schon du findest sie hässlich. Also ich geh jetzt. <<, sie schloss die Tür auf und ein kalter Wind wehte herein.

>> Bleibst du hier? Oder wirst du wohin gehen? <<, fragte sie mich bevor sie herausging.

>> Ich kenne doch niemanden. Wo soll ich schon hin? <<

>> Kann ja sein, dass du unseren jungen gutaussehenden netten Nachbarn kennenlernen willst. <<, antwortete sie und grinste vielsagend.

>> Nein danke. Ich verzichte. <<

>> Wie du meinst. Wir sehen uns dann heute Abend. <<, sagte sie und ging hinaus, doch kurz bevor sie die Tür abschloss rief sie mir noch zu, dass der Nachbar Stefan hieß. Nur für alle Fälle, meinte sie.

Ich lachte nur und machte mich dann auf den Weg meine Kartons aufzuschlitzen und den Inhalt in mein Zimmer zu schütten.

Es dauerte genau fünf Stunden bis ich all meine Klamotten ausgepackt, sortiert, in die Waschmaschine geschmissen und darauf gewartet hatte sie aufhängen zu können damit sie trockneten. Danach hatte ich die zwei anderen Kartons ausgepackt und mein Zimmer ein wenig dekoriert, natürlich nicht ohne vorher alles sauber zu machen. Die Bücher hatten mein leer stehendes Bücherregal gefüllt und meine alten Schulsachen hatte ich in eine Kiste getan, die ich dann in meinen Schrank legte.

Nachdem ich auch die letzte Wäsche aufgehängt hatte, verstaute ich alle Kartons in die „Kammer" und setzte mich dann auf mein Bett. Ich hatte eine große runde schwarze Uhr mit römischen Zahlen genau gegenüber meinem Bett aufgehängt und sah sie jetzt an. Ich wollte gar nicht die Uhrzeit wissen. Ich sah sie nur deshalb an, weil sie mich an meinen fünfzehnten Geburtstag erinnerte. Mein Dad hatte sie mir gekauft.

Wie schnell die Zeit vergeht, dachte ich mir, stand auf und ging zum Fenster. Vorhin hatte ich sie eine Stunde lang offen gelassen um das Zimmer zu lüften, damit der muffige Geruch verschwand. Es hatte geholfen.

Die Aussicht war wunderschön. Ich sah weiter in der Ferne wie sich der Wald bis zum Horizont erstreckte. Der Anblick beruhigte mich innerlich. Die frische Luft verlieh mir das Gefühl, als würde jede meiner Poren atmen und mich somit erneut zum Leben erwecken. Ich schloss meine Augen um den Moment intensiver zu genießen. Es war einfach ein wunderschönes Gefühl.

>> Hast du sie wirklich gesehen? <<

>> Ja Meister. <<

>> Bist du dir sicher? <<

>> Ja Meister. <<

>> Zeig sie mir. <<

Ich erschrak und stolperte rückwärts auf meinen Tisch zu. Mein Herz hämmerte laut in meinen Ohren.

Was war das eben? , fragte ich mich panisch. Wer war das eben?

Ich sah dunkelgraue Augen vor mir. Sie sahen mich hasserfüllt und traurig zugleich an. Und der Junge der mit ihm gesprochen hatte...er war ehrfürchtig gewesen. Er hatte sich unendlich glücklich, doch auch ehrfürchtig angefühlt.

Angefühlt? Wie angefühlt? Habe ich ihn gefühlt? , fragte ich mich selbst voller Panik. Wie soll das gehen?

Ich hatte wirklich das Gefühl als würde ich durchdrehen. Eine kalte Brise ließ mich schaudern und mir wurde bewusst, dass das Fenster noch offen stand.

Schnell schloss ich es, ohne einen weiteren Blick nach draußen zu werfen und zog hektisch meine neuen Gardinen zu. Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand beobachtete. Aber wie sollte das gehen? Ich war hoch oben, im zweiten Stock! Zwar war ich alleine im Haus, aber alles war abgeschlossen...

Um mich zu vergewissern ging ich alle Räume durch und kontrollierte ob alle Fenster und Türen abgeschlossen waren. Ja, waren sie.

Wurde ich jetzt auch noch paranoid?

Okay, kein Grund panisch zu werden, versuchte ich mich zu beruhigen und ging wieder hinauf in mein Zimmer.

Ich verstand nicht was vorhin geschehen war. Vielleicht war es auch nur Einbildung gewesen. Vielleicht war meine Phantasie mit mir durchgegangen. Keine Ahnung.

Aber die Szene war mir irgendwie bekannt vorgekommen. Ich wusste nur nicht woher.

Ein paar Minuten oder vielleicht auch etwas länger, ich wusste es nicht, kam mir das Haus gruselig vor. Es war wie in einem Horrorfilm.

Ein großes Haus mit vielen Fenstern. Ein junges Mädchen ganz allein. Draußen ist es kalt und dunkel. Im Haus ist es zu still und man hört plötzlich Stimmen im Kopf.

War das nicht eine perfekte Vorlage für einen klassischen Horrorfilm?

Ich erschrak, als die Tür klingelte. Für einen kurzen Moment dachte ich mir wirklich ich sollte die Tür lieber nicht aufmachen, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich nur übertrieb und ging deshalb herunter um die Tür zu öffnen. Vielleicht war es ja meine Mutter.

Als ich an der letzten Treppenstufe ankam stoppte ich und hielt mich am Geländer fest.

Mir fiel ein, dass meine Mom ihre Schlüssel heute Morgen mitgenommen hatte, was hieß, dass sie es an der Tür nicht sein konnte. Wer war es dann?

Okay, jetzt beruhig dich. Gott! Ich hasse Horrorfilme!, dachte ich zynisch und lief ohne einen weiteren Gedanken an meine erst jetzt entstandene Paranoia zu verschwenden, schnurstracks zur Tür.

Ich beging den Fehler, nicht durch das Guckloch zu schauen und öffnete die Tür.

Ich meine, es hätte ein Kidnapper sein können oder irgendein pädophiler Kerl, aber zum Glück war das nicht der Fall. Im Gegenteil.

Ein großgewachsener normal gebauter blondhaariger Junge stand vor mir. Er war bestimmt so um die neunzehn oder zwanzig Jahre und hatte eine Frisur wie Justin Bieber in seiner Einstiegszeit, nur dass es an ihm gut aussah.

Seine hellblauen Augen konnte man mit Leichtigkeit erkennen, obwohl es draußen bereits dunkel war. Zwar leuchtete die Verandalampe, doch der Junge stand etwas im Schatten.

Er hatte eine schwarze Lederjacke an, die wahrscheinlich aus echtem Leder war, und eine dunkle Jeans.

Ich musterte ihn skeptisch, was ihn zu amüsieren schien.

>> Hallo. <<, sagte er freundlich. Seine Stimme klang sanft und ruhig. Er lächelte mich an und erst da fiel mir auf, was für schöne lange Wimpern er hatte.

Ich war nicht sprachlos oder so. Nein. Ich wusste einfach nur nicht, wie ich einem Unbekannten, der mich meiner Meinung nach zu nett begrüßte, antworten sollte.

Schließlich brachte ich ein >> Ähm. Ja? << heraus und hob dabei meine linke Augenbraue. Er hatte eine gerade Nase und schmale Lippen. Naja nicht zu schmale. Einfach nur normale schmale Lippen. Die übrigens gut aussahen. Seine Augen waren normal groß und er hatte auch nicht so einen komischen müden Blick, der manchen Menschen angeboren zu sein schien. Nein. Ganz im Gegenteil. Seine Augen verströmten Wachheit pur.

>> Tut mir leid wenn ich Sie um die Uhrzeit noch störe, aber wir machen eine kleine Umfrage darüber was die Jugend zurzeit über bestimmte Normen und Tugenden denkt und falls Sie Interesse haben, dann...ja. <<.

Er roch schön, fiel mir auf. Armani vielleicht?

>> Ne. Ich bin nicht interessiert. Aber trotzdem danke. <<, ich versuchte einigermaßen freundlich zu klingen, aber ob es auch wirklich die gewollte Wirkung erzielte war eine andere Frage.

>> Schon in Ordnung. Ich danke Ihnen. Aber wenn Sie' s sich nochmal anders überlegen, dann...<< Ich fand es komisch, dass er mich siezte. Immerhin waren wir bestimmt ungefähr gleich alt.

>> Nein, nein. Ich bin allgemein nicht so ein Fan von Umfragen und solchen Sachen. Ich finde, dass eine Statistik über den Einzelnen überhaupt nichts aussagt. Solche Statistiken beunruhigen Menschen nur. <<

Der Junge lächelte und sah dabei auf den Boden und dann wieder mich an.

>> Ich verstehe. <<, sagte er. Sein rechter Mundwinkel hob sich als er mir sein verschmitztes Lächeln zeigte, wodurch man einen kurzen Blick auf seine weißen Zähne erhaschte.

>> Machst du Zahnpastawerbung oder sowas? Deine Zähne glänzen ja förmlich. <<, rutschte es mir peinlicherweise heraus. Verdammt! Mann bin ich dumm!, einen wildfremden Menschen nach seinen Zähnen zu fragen. Hah! Sowas konnte nur von mir stammen.

Glücklicherweise lachte er nur kurz auf, wodurch ich auch erkennen konnte, dass seine Zähne nicht nur weiß, sondern auch super gerade waren. Okay, ich hatte auch gerade Zähne und sie waren keineswegs gelb. Bei ihm sahen sie aber einfach nur perfekt aus, nicht vergleichbar mit meinen, fand ich.

>> Sie sind die Erste, die mich so schnell auf meine Zähne anspricht. <<, sagte er lächelnd.

War ja klar, dachte ich mir und sah dem Jungen zu, wie er seinen Kopf kurz nach hinten drehte. Es schien so als würde er auf jemanden warten.

>> Also, ich geh jetzt dann wieder mal rein. <<, verkündete ich ungewollt unfreundlich.

>> Oh, ja. Tut mir leid, ich habe Sie schon viel zu lange aufgehalten. <<, entgegnete er höflich, doch es klang nicht so als würde es ihm wirklich leidtun. Er lächelte immer noch.

>> Ja, also. Dir noch einen schönen Abend. <<, sagte ich etwas freundlicher. Als er daraufhin nichts erwiderte machte ich die Tür zu.

>>Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. <<, hörte ich ihn plötzlich hinter der Tür sagen und machte sie deshalb wieder auf.

>> Wie bitte? <<, fragte ich überrascht, aber es war niemand mehr auf der Veranda zu sehen. Ich sah mich noch kurz um, doch er war verschwunden. >> Wo ist der hin? <<, murmelte ich und sah mich noch kurz um bevor ich wieder ins Haus ging.

Ich hatte gar nicht wahrgenommen wie kalt es draußen eigentlich war, denn ich spürte jetzt erst dass ich meine Schultern angespannt hatte und meine Finger zitterten. Ich hieß die Wärme willkommen und ging in die Küche.

Ich verspürte den Drang etwas zu essen, wobei mir auffiel dass ich schon den ganzen Tag nichts zu mir genommen hatte.

Deshalb ging ich erst mal zum Kühlschrank und sah mich nach etwas Essbaren um. Zu meinem Glück gab es noch die Lasagne von gestern, von der ich eine große Portion rausschnitt und es mir aufwärmte.

Echt komischer Kerl, ich bemerkte er jetzt, dass ich immer noch an den blonden Jungen von vorhin dachte. Er hat was, dachte ich mir. Er hat irgendetwas Besonderes an sich, fuhr ich mit meinen Gedanken fort und holte nebenbei meine Lasagne aus der Mikrowelle und ging damit ins Wohnzimmer. Ich schaltete den Fernseher ein und zappte ein wenig durch die Kanäle, bis ich eine einigermaßen gute Sendung fand.

Eine Stunde lang lag ich auf dem Sofa herum und sah mir alte Folgen von Small Ville an, die auf einem englischen Programm liefen. Ich hatte mich gezwungen nicht mehr an den Blonden zu denken, doch vergeblich. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwoher kam er mir bekannt vor. Und zwar sehr bekannt, weshalb ich ihn genau aus diesem Grund nicht aus meinen Gedanken verbannen konnte. Woher kenn ich den Typen bloß?

Als ich so darüber nachdachte, hörte ich meine Mom vor der Tür mit irgendwem reden. Wahrscheinlich telefonierte sie und versuchte gleichzeitig die Tür aufzuschließen.

Ich tat ihr den Gefallen und öffnete ihr die Tür. Sie telefonierte tatsächlich und lächelte mir zu als sie hereintrat.

>> Ja. Ja. Okay. Machen wir' s so, ja? <<, sprach sie mit ihrem Telefonpartner weiter. Während sie ihren Mantel auszog und an den Haken rechts von der Tür hängte, stellte ich mein Geschirr in die Spülmaschine und hörte wie eine weibliche Stimme am anderen Ende der Telefonleitung etwas sagte. >> Ist 'ne gute Idee, aber ob man sie durchsetzten kann ist eine andere Frage. Aha...hm. Okay, ja. Frag ihn. Ja. Bis dann. Tschüss. <<, sie legte auf und stellte ihre Tasche auf den Tisch.

>> Na Schätzchen? Gibt' s was Neues? <<, fragte sie mich freundlich, woraufhin ich ihr Lächeln erwiderte um sie nicht zu verärgern.

>> Nichts. Was soll's geben? War zu Hause. Wie war die Arbeit so? <<

>> Wunderbar! <<, antwortete sie heiter. >> Wir haben so einen neuen Mitarbeiter, der sieht total gut aus. Ich muss dir mal ein Bild von ihm zeigen. Er wird dir gefallen! Naja auf jeden Fall, wir haben uns total gut verstanden und er hat mich dann zum Essen eingeladen. Ist das nicht toll?! <<, erzählte sie aufgeregt und wedelte dabei mit ihren Händen herum.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte, deshalb lächelte ich sie nur an, womit sie sich wahrscheinlich zufrieden gab. Doch das tat sie leider nicht.

>> Was ist? Freust du dich etwa nicht? <<, fragte sie verwundert. Ich konnte nicht glauben, dass ihre Verwunderung aufrichtig war.

>> Mom, ich glaube diese Frage beantwortet sich schon von selbst. <<, sagte ich und wandte mich zum Gehen.

>> Du meinst deine vorgespielte Neutralität, obwohl du innerlich immer zu deinem Vater halten   wirst? <<. Es war klar dass das eine rhetorische Frage war, doch ich beantwortete sie trotzdem.

>> Ich habe nie behauptet, dass ich neutral bin was dieses Thema angeht. Du weißt genauso gut wie ich, dass Dad wegen dir drei Jahre in Depression war, okay? Können wir jetzt aufhören darüber zu reden, bitte? <<

>> Ach Kim, ich bitte dich. Was für Depression? Er war halt für eine Weile bisschen traurig, das war' s. <<, entgegnete sie trocken.

Ich spürte schon wie mir das Adrenalin langsam durch die Adern schoss. Ich war kurz davor sie anzuschreien. Ich wusste, dass ich eigentlich ein geduldiger Mensch war, bloß der Haken daran war, dass meine Mutter der einzige Mensch auf Erden war der mich so leicht aus der Fassung bringen konnte. Aber ich glaubte jeder würde irgendwann schwache Nerven kriegen was die eigene Mutter betraf, wenn sie einen dauernd anschrie oder versuchte sich mit einem, egal über was, zu streiten, nur damit sie es genießen konnte wie einer zu Grunde ging.

Vor allem aber machte sie mich deshalb so schnell wütend, weil ich meinen Vater über alles liebte und sie ihm derart wehgetan hatte, dass er drei Jahre lang damit beschäftigt gewesen war all den Schmerz zu verdauen den sie ihm beschert hatte. Und obwohl sie es genau wusste, hatte es sie damals überhaupt nicht gekümmert. Im Gegenteil. Sie hatte gemeint er hätte alles bloß erfunden.

Und genau aus dem Grund, wollte ich sie weder sehen noch hören. Genau deshalb hatte ich den Kontakt zu ihr abgebrochen nach dem sie mit ihrem neuen Lover nach Deutschland gezogen war, ohne ein einziges Mal an ihre Kinder zu denken.

Aus dem Grund war mein Dad für mich der Größte. Er hatte für uns gesorgt, unsere Schule finanziert, uns immer etwas gekocht, war für uns jederzeit da gewesen, obwohl es ihm selber richtig scheiße ging. Im Gegensatz zu meiner Mutter hatte er mein vollstes Vertrauen und konnte immer darauf zählen, dass ich ihn respektierte. Was ich meiner Mutter wahrscheinlich niemals entgegen bringen würde.

>> Ach dann hast du's wohl übersehen. Wie immer wenn du gerade dabei bist einen anderen Kerl aufzureißen. Schnapp ihn dir Tiger. <<, konterte ich ungerührt und war stolz darauf, dass ich nicht ausgerastet war.

>> Sag mal wie redest du eigentlich mit mir? <<, schrie sie empört. >> Also wenn das so mit dir weitergeht dann...<<, ich unterbrach sie, weil ich keine Lust hatte ihrer völlig sinnlosen Predigt meine Aufmerksamkeit zu widmen.

>> Ja, wenn das so weitergeht Mom, zieh ich aus. Dann haben wir beide unsere Ruhe. Aber dann zahlst du entweder für mich oder Dad. Aber Dad braucht das Geld für seine Familie. Was du nicht hast, weshalb du alleine lebst. Hör bitte auf so zu tun, als hättest du ein Recht darauf mir vorzuschreiben was ich zu sagen oder zu tun habe okay? Ich bin alt genug und ich habe mich jahrelang selbst versorgt, ohne eine Mutter die eigentlich an meiner Seite hätte sein sollen. Doch stattdessen warst du, wie bereits erwähnt, wiedermal nur damit beschäftigt irgendwelche hirnverbrannten Idioten aufzureißen obwohl du glücklich verheiratet warst. Und zwar mit einem Mann der dir alles gegeben hat was du wolltest. Er hat dich unendlich geliebt, Mom. Und was hast du ihm gegeben? Liebe? Sowas kennst du doch überhaupt nicht. Nach all dem erwartest du von mir, dass ich mich freue wenn du einen neuen Mann kennenlernst? Das glaubst du ja wohl selber nicht. Und ich habe keine Lust jeden Tag mit dir darüber zu streiten okay? Ich bin es leid Mom. Ich hab' s satt. <<, erwiderte ich laut und atmete dann tief aus. >> Ich bin weg. <<, fügte ich noch wütend hinzu, zog schnell meine Chucks an, schnappte mir meine weiße Lederjacke und ging hinaus an die frische Luft. Ich konnte mir ihren Gesichtsausdruck sehr gut vorstellen.

Und, nein. Das war kein Wutausbruch gewesen.

Draußen war es eiskalt, doch ich lief trotzdem weiter. Hauptsache weit weg vom Haus meiner Mutter. Es war stockdunkel draußen. Keine Ahnung warum es hier keine Straßenbeleuchtung gab, doch es störte mich nicht wirklich. Ich konnte übernatürlich gut im Dunkeln sehen, was zwar irgendwie seltsam aber auch vorteilhaft für mich war.

Es war einfach kein Problem für mich im Dunkeln jedes Blatt eines Baums zu erkennen. Oder die Dornen eines Busches. Ich sah alles eigentlich genauso wie tagsüber auch und viel schärfer als ein Mensch für gewöhnlich konnte...dachte ich zumindest. Immerhin konnte ich es nicht wirklich vergleichen, da ich schon seit meiner Geburt gut im Dunkeln sehen konnte.

Ich verlangsamte meine Schritte und lief nicht mehr ganz so wütend. Ich dachte darüber nach was ich vorhin gesagt hatte. Ich fand nichts falsch daran. Zwar war sie meine leibliche Mutter, doch ich sah sie nicht als solche an. Ach egal, denk nicht mehr daran. Es interessiert sie sowieso nicht, dachte ich mir verärgert und betrachtete wie die Straße unter meinen Füßen verschwamm.

Ich lief eine ganze Weile gedankenverloren vor mich hin bis ich bemerkte, dass ich vor einer Sackgasse stand, was mich dazu zwang wieder umzukehren.

Wie viel Uhr war es jetzt eigentlich? Ich wusste nur, dass es nun noch dunkler war als vorhin. Falls das überhaupt möglich war.

Ich hatte keine Angst, dass ich mich verlaufen könnte, denn ich hatte mich bis jetzt noch nie in meinem Leben verlaufen. Auch eine seltsame Eigenschaft, ging es mir durch den Kopf.

Ich konnte mir nämlich alle Routen, alle Orte und Adressen merken an denen ich schon gewesen war. Jetzt kam es mir irgendwie noch dümmer vor, dass ich vorhin, als ich alleine im Haus gewesen war, Angst davor gehabt hatte, dass mir was hätte passieren können. Wenn ein Einbrecher gekommen wäre, hätte ich einfach die gesamten Lichter im Haus ausgeschaltet und dem Einbrecher eine gepfeffert. Ich mochte zwar keinen Unterrichtssport, aber ich hatte nichts gegen Kampfsportarten oder Cheerleading. Ich war sechs Jahre lang an einem Teak Wan Do Kurs angemeldet gewesen. Das war keine lange Zeitspanne, aber es reichte für weit mehr aus als nur für Selbstverteidigung.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als ich plötzlich mit jemandem zusammenprallte.

>> Sorry. <<, sagte ich und hob den Kopf. Ich war gegen einen Jungen gelaufen der vielleicht dreizehn Jahre alt war. Als er nichts sagte, sondern mich anstarrte als wäre ich ein Geist, sah ich mich kurz um.

>> Ist alles in Ordnung? <<, fragte ich ihn sicherheitshalber und sah ihn an. Etwas flimmerte in seinen Augen. Wie ein kleines Licht das an seinen Augen vorbeizischte und seine Spur hinterließ.

Der Junge starrte mich immer noch so komisch an, weshalb ich mich entschied weiterzulaufen. Nach nur zwei Schritten spürte ich wie der unbekannte Junge mich plötzlich am Handgelenk packte und mich zu sich drehte. >> Au! <<, rief ich und sah ihn wütend an. >> Was soll das? <<

>> Ihr seid es. <<, sagte er. >> Ihr seid es. <<

>> Wer soll ich sein? <<, fragte ich ihn wütend. >> Lass mich los du Spinner. << Ich kickte ihm in sein rechtes Bein, wodurch er sein Gleichgewicht verlor. Da er sich aber immer noch an mir festhielt, nutzte ich den Moment aus und packte mit meiner freien Hand seinen linken Arm und drehte ihn nach außen, sodass er die Schmerzen nicht mehr aushielt und nachgab.

>> Was sollte das denn werden? <<, schrie ich ihn an und zwang ihn auf die Knie. >> Bist du ein Junkie? Halluzinierst du gerade? <<, fragte ich ihn und meinte es keineswegs sarkastisch.

Als er nichts erwiderte, packte ich seine Haare und zog seinen Kopf nach hinten, sodass er mich ansehen musste. >> Hey, ich rede mit dir! <<, schrie ich ihn an und zog noch einmal an seinen Haaren.

>> Deine Augen. <<, flüsterte der Junge und lächelte. Er sah gruselig aus. So als würde der Ausdruck auf seinem Gesicht nicht ihm gehören.

>> Was soll mit meinen Augen sein? <<, fragte ich ihn und drehte seinen Arm weiter nach außen als er mir nicht antwortete. Der Junge blinzelte ein paar Mal bevor er mich aus erschrockenen Augen ansah und versuchte sich zu befreien.

>> Was ist hier los? <<, fragte er ängstlich. >> Was soll das? <<

>> Willst du mich auf den Arm nehmen? <<, fragte ich ihn. >> Du hast mich angegriffen. <<

>> Was? Das ist doch bescheuert. Wieso sollte ich dich angreifen! Ich kenn' dich doch nicht einmal. <<, widersprach er und klang dabei wirklich aufrichtig. Ich sah wie Tränen in seine Augen stiegen.

>> Du tust mir weh. <<, sagte er und fing an zu weinen.

Abrupt ließ ich ihn los und ging ein paar Schritte zurück. Erinnerte er sich nicht mehr daran was er gerade eben getan hatte?

>> Was für Pillen du auch schluckst... du solltest sie lieber nicht mehr nehmen. <<, sagte ich und entfernte mich dann mit schnellen Schritten von ihm bis ich schließlich joggend zu Hause ankam.

Die Verandalampe sprang an als ich vor der Haustür stand und erst da bemerkte ich, dass ich meine Schlüssel in meinem Zimmer vergessen hatte. Mein Handy lag auch oben. Ich hatte also nur die Möglichkeit zu klingeln. Ich hoffte, dass meine Mutter noch nicht schlief sonst würde sie wieder anfangen mit mir zu streiten.

Ich klingelte und es passierte nichts.

Ich klingelte noch einmal. Wieder keine Reaktion.

Als ich zum dritten Mal klingelte, hörte ich jemanden, wahrscheinlich meine Mom, die Treppen herunter steigen und wie sich die Person der Tür näherte.

>> Ich mach schon! Wieso gehst du überhaupt an die Tür?! <<, hörte ich meine Mutter rufen.

Was? Wer war dann die Person an der Tür?

>> Ach leg dich wieder zurück ins Bett. Ich mach schon. <<, hörte ich eine Männerstimme sagen.

Das darf ja wohl nicht wahr sein oder? Oh mein Gott!

Ein breitgebauter Mann, ungefähr 1,85 Meter groß machte mir die Tür auf und lächelte mich freundlich an. >>Kann ich Ihnen helfen? <<, fragte er mich höflich. Ich musterte ihn grimmig.

>> Nein. Kann ich denn Ihnen helfen? <<, entgegnete ich unfreundlich.

>> Ähm. Ich glaube Sie haben sich verlaufen junge Dame, ich...<<

>> Und ich glaube Sie haben hier im Haus meiner Mutter nichts zu suchen. <<, zischte ich.

>> Ich...äh? <<, stammelte er sprachlos.

>> Ich hab dir doch gesagt mach die Tür nicht auf! <<, rief meine Mutter dem Mann zu und kam in ihrem kitschig pinken Bademantel zur Tür. Ihre kurzen braunen Haare waren verstrubbelt.

>> Ach, du wolltest mich also vor der Tür stehen lassen, ja? <<, fragte ich vorwurfsvoll.

>> Du hast doch nicht umsonst einen Schlüssel von mir bekommen. <<, erwiderte sie wütend.

>> Wieso? Damit ich dich nicht störe? <<, es war wohl klar, dass es eine rhetorische Frage war. >> Sorry Mom, aber ab jetzt wohnst du nicht mehr alleine. Denk bitte in Zukunft an die FSK-Regeln, okay? <<, bat ich sie sarkastisch. >> Platz da. <<, giftete ich dem Mann zu und machte eine Handbewegung die so viel hieß wie 'verschwinde oder du kriegst Prügel'. Natürlich würde ich dem Mann nichts tun, ich wollte ihm nur ein wenig Angst einjagen. Und tatsächlich machte er sofort Platz und ließ mich durch, weshalb ich innerlich grinsen musste. Machte ich denn so einen aggressiven Eindruck?

>>Du bist nicht unter achtzehn! Also gelten für dich die FSK Regeln nicht mehr! <<, schrie sie mir wütend hinterher. >> Beachte sie einfach nicht weiter. Komm gehen wir wieder zurück ins Bett. <<, hörte ich meine Mutter zu dem Mann sagen als ich nichts erwiderte.

>> Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast. <<, entgegnete der Mann monoton.

>> Weil sie nicht weiter wichtig ist okay? <<, versicherte meine Mutter ihm kalt. >> Vergiss sie jetzt einfach. Ich geh wieder zurück. << Ich hörte wie sie die Treppen hochstieg und der Mann es ihr nach ein paar Sekunden gleichtat.

Ich war längst in meinem Zimmer und lehnte an der Tür. Es war irgendwie hart so etwas von der eigenen Mutter zu hören. Aber was konnte man schon nach all den Jahren machen? Nach einer gewissen Zeit gewöhnte man sich daran.

Ich stützte mich von der Tür ab und setzte mich auf mein Bett. Ich bemerkte, dass ich meine Schuhe noch anhatte und zog sie aus. Gleichzeitig streifte ich mir die Jeanshose ab, die ich den ganzen Tag lang angehabt hatte und zog meine Pyjamahose an. Meinen Pulli behielt ich an, weil mein Zimmer seltsamerweise ziemlich kalt war, obwohl ich die Heizung schon vor zwei Stunden voll aufgedreht hatte. Ich kontrollierte ob die Fenster in meinem Zimmer tatsächlich geschlossen waren und stieß dabei auf Fingerabdrücke an meinem Fenster das von innen beschlagen war. Ich erinnerte mich nicht daran, dass ich mein Fenster angehaucht hatte, um meine Fingerabdrücke am Fensterglas zu hinterlassen. Ich betrachtete die Fingerabdrücke genauer. Sie hatten irgendetwas Eigenartiges an sich, doch ich kam nicht darauf was es war.

Das ist doch unmöglich, dachte ich mir. Ich wohne so weit oben, dass man schon ein Seil dafür bräuchte um hier hochzuklettern. Abgesehen davon waren alle meine Fenster zugeschlossen.

Ich berührte die Fingerabdrücke...

Dunkelheit. Stille. Plötzlich...

>> Nun? <<

>> Ich habe mich nicht geirrt, Meister. Sie ist es wirklich. <<

>> Wie kannst du dir den Mut nehmen so sicher zu sein? <<

>> Nun, ich...Ich dachte Ihr hättet sie durch mein Augenlicht ebenfalls gesehen, Meister.<<

>> Nein, das habe ich nicht. Du hast mir den Eintritt verwehrt. <<

>> Aber Meister ich... <<

>> Du bist darin gescheitert mein Kind. Lass es gut sein. Nun denn. Wenn du dir so sicher bist, dann muss ich dich das fragen... Hast du es denn gesehen? <<

>> Ihr meint... <<

>> Ja, das meine ich. <<

>> Wie, Meister? Dafür müsste ich sie...<<

>> Dann musst du es wohl. Sonst können wir uns nicht sicher sein. <<

>> Es würde mich blenden, Meister. <<

>> Hast du etwa Angst? Hahaha! Deine Augen werden dich beschützen mein Kind. <<

>> Aber ich...<<

Ich sog so viel Luft ein, dass ich fast daran erstickte und presste meine rechte Hand auf die Brust.

Was zum Teufel...?!, ging es mir durch den Kopf. Nicht mal ein Tag und ich drehe komplett durch. Was war das? Ich...

>>Kim! <<, die schrille Stimme meiner Mutter zerriss die plötzliche Stille und Kälte die mich umgab, sodass ich mich nicht weiter mit dem Geschehenen beschäftigen konnte. Sie machte heftig die Tür auf. >> Wieso antwortest du mir nicht?! <<, schrie sie mich an. Vielleicht verriet mich mein Gesichtsausdruck oder vielleicht auch die Tatsache, dass ich keine Antwort von mir gab, denn warum auch immer, wurden ihre Gesichtszüge weicher, aber ihr strenger Blick blieb.

>> Stimmt was nicht? <<, fragte sie mich. Sie dachte sich wahrscheinlich, ich hätte wegen dem Streit von vorhin geheult oder wäre aus dem Grund so steif.

>> Kim? Du machst mir Angst. Halloooo? <<

Ich zwang mich dazu ihr zu antworten, aber meine Kehle schien zugeschnürt zu sein. Warum ist es verdammt noch mal so kalt hier drin?!, fragte ich mich wütend und zitterte. Ich räusperte mich und als ich mir sicher war, dass meine Stimme fest und sicher klingen würde, antwortete ich ihr.

>> Nichts Mom...ich. Es ist nichts. Ich war nur in Gedanken vertieft. Deshalb hab ich dich nicht gehört. Sorry. <<

>> Hm. Sicher, dass alles in Ordnung ist? <<, fragte sie sicherheitshalber nochmal nach.

>> Ja...Mom. Alles okay. Wie gesagt. War in Gedanken. <<

>> Wenn du meinst. <<, sagte sie bloß aber sah mich weiterhin misstrauisch an.

>> Du wolltest etwas sagen. Vorhin...deshalb bist du ja reingekommen. <<, erinnerte ich sie.

>> Ach ja. Ähm. Hm. Ich hab' s vergessen. Egal. War nicht so wichtig. <<

>> Okay. <<

>> Also. Gute Nacht. <<

>> Dir auch. Danke <<, erwiderte ich. Sie schloss die Tür zu und ließ mich wieder allein in meinem ungewöhnlich kalten Zimmer.

Einige Minuten lang starrte ich die Tür an, danach widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Fenster zu. Ich bemerkte, dass die Fingerabdrücke nicht mehr da waren und fragte mich kurz ob ich sie mir nur eingebildet hatte.

Natürlich verschwinden Fingerabdrücke wieder. Ist doch nicht so als wären sie für immer in das Glas gemeißelt, dachte ich mir und kam mir total bescheuert vor.

Etwas verwirrt schlenderte ich zu meinem Bett und legte mich hin. Ich starrte die Decke an und betrachtete dabei die kleinen Muster. Werde ich verrückt?, fragte ich mich ernsthaft und verzog dabei das Gesicht. Es war nicht das erste Mal, dass ich Stimmen hörte. Ich meine...klar, als ich vor ein paar Stunden alleine zu Hause gewesen war, hatte ich die gleichen Stimmen gehört, doch auch da war es nicht das erste Mal gewesen. Als ich im Flugzeug gesessen hatte, hatte ich...naja das dachte ich zumindest, die gleichen Stimmen gehört. Aber ich hatte gedacht, ich bilde sie mir nur ein und die Stimmen würden den anderen Passagieren gehören. Ich hatte mich also geirrt.

Ich war mir trotzdem nicht sicher ob es wirklich die gleichen Stimmen waren. Denn die im Flugzeug waren leise und unverständlich gewesen. Ich war sehr verwirrt und müde obendrein.

Ich spürte wie meine Lider immer schwerer wurden und meine Augen sich von alleine schlossen.

Und schon wieder ist ein Tag vergangen, dachte ich mir und fiel in den Schlaf.

>> Versprecht mir, dass Ihr es überleben werdet!<<, sagte er verzweifelt. Tränen schimmerten in seinen dunklen Augen.

>> Das kann ich nicht. <<, eine Träne rann ihr über die linke Wange.

>> Sagt mir wenigstens wann Ihr wiederkommt. <<, bat er sie.

>> Ich weiß es nicht. Ich...<<, sie konnte nicht weiterreden, weil der andere den Raum betrat.

Ernst und mit kaltem Blick musterte er den Jungen mit den dunklen Augen. Als der Junge sich zu ihm umdrehte gab er ihm den Blick auf sie frei.

>> Ich wusste Ihr würdet es tun. <<, sagte der andere mit einer festen und ernsten Stimme. Doch sie sah die Trauer in seinem Blick.

>>Ich weiß. <<, erwiderte sie. Diesmal mit fester und ruhiger Stimme. Ihre Tränen waren verschwunden.

>> Warum? <<, fragte er nur.

>> Weil ihr überleben müsst. <<

>> Kim! Wach endlich auf! Es ist schon vierzehn Uhr! Meine Güte! Ich muss dir noch zeigen wo die Schule ist! <<

Ich schlug meine Augen auf. Mein erster Gedanke war Wo bin ich? Und als mir bewusst wurde wo ich mich befand war mein zweiter Gedanke Hab ich geschlafen?

>> Bin ja wach! <<, rief ich meiner Mutter zu, damit sie endlich aufhörte gegen die Tür zu klopfen.

>> Endlich! <<, erwiderte sie wütend und stieg polternd die Treppen herunter.

Ich sah auf die Uhr. Es war tatsächlich vierzehn Uhr. Normalerweise schlief ich nie solange. Deutschland tut mir definitiv nicht gut, dachte ich mir und stieg aus dem Bett. Es kam mir so vor als würde ich durch eine zähe Flüssigkeit laufen. Es kostete mich viel Kraft ins Badezimmer zu gelangen, doch trotzdem schaffte ich es irgendwie. Ich hatte einen komischen Geschmack im Mund und mein Gesicht fühlte sich feucht an. Hatte ich etwa geschwitzt? Ich sah in den Spiegel.

Nein. Ich hatte geweint.

Seltsam. Ich habe doch überhaupt nichts geträumt, dachte ich mir und betrachtete dann meine zerzausten schwarzen Haare. Jeder dachte ich würde meine Haare färben. Doch im Gegenteil. Das hatte ich noch nie getan. Ich hatte pechschwarze Haare. Als wäre ich die Einzige auf der Welt, dachte ich mir voller Ironie und wusch mir das Gesicht.

Nachdem ich mit allem fertig war, ging ich herunter in die Küche und trank zuallererst ein Glas voll eiskaltes Wasser.

>> Du wirst noch krank. <<, kommentierte meine Mutter.

>> Und das interessiert dich? <<, fragte ich provozierend, aber nicht unfreundlich.

Sie ignorierte meine Frage und wandte sich wieder der Pfanne zu, in der sie etwas briet.

>> Ich esse noch schnell was. <<, sagte sie. >>Danach fahr ich dich zur Schule okay? Du musst dir den Weg merken. <<

>> Wäre es nicht besser, wenn wir hinlaufen anstatt hinzufahren? <<, fragte ich.

>> Warum? <<

>> Weil ich jeden Tag zur Schule laufen und nicht fahren werde. Schon vergessen? Ich hab kein Auto. <<

>> Ach ja. Hm. Egal. Wir fahren trotzdem. Wie gesagt, merk dir den Weg einfach. Ist nämlich der Gleiche wie mit dem Auto. Ich habe jetzt keine Lust in dieser Kälte herumzulaufen. <<

>> Super. <<, murmelte ich.

>> Zieh dich doch schon mal um <<, schlug sie vor. >> Dann muss ich nicht auf dich warten, wenn ich mit dem Essen fertig bin. <<

>> Wozu? <<, fragte ich. >>Wir fahren doch eh mit dem Auto. Da sieht mich kein Schwein. Und auch wenn. Das juckt mich nicht im Geringsten. <<

>> Tolle Ausdrucksweise, Liebes. <<, sagte sie sarkastisch und setzte sich mit ihrem Frühstück gegenüber mich. Es roch gut, aber ich hatte keinen Hunger. Besser gesagt, keinen Appetit.

>> Das Problem ist nur, dass wir danach nicht nach Hause fahren, sondern direkt zu meiner Freundin Larissa. Und genau deshalb will ich von dir, dass du dich umziehst. Sonst interessiert es mich genauso wenig wie du, was die Leute von dir halten. Wenn du dir das Leben schwer machen willst. Bitte. Nur zu. <<

>> Und genau deshalb, bevorzuge ich es meine Jogginghose anzulassen. <<, entgegnete ich bissig.

>> Und du nennst mich kindisch? <<

>> Wer hat gesagt, dass ich mich selbst auch nicht als kindisch bezeichne? <<, fragte ich lachend und zwinkerte ihr beim Aufstehen zu. Ich ging wieder hoch in mein Zimmer und überlegte mir ob ich mich doch umziehen sollte. Ein innerer Kampf fand statt und ich entschied mich widerwillig mich umzuziehen. Es war nicht wegen meiner Mutter willen, sondern weil ich es einfach wollte. Wieso auch nicht? , dachte ich mir als ich mich umzog. Doch eine kleine unbedeutende Stimme in meinem Inneren sagte mir, dass ich es wegen meiner Mutter tat.

>> Kim? Kommst du jetzt?! <<, rief sie ein paar Minuten später. Ich antwortete ihr indem ich herunterging und meine Jacke anzog. Sie musterte mich amüsiert, doch sagte kein Wort.

Ich ignorierte ihr Lächeln und schwieg ebenfalls. Als ich meine Schnürsenkel zuband, betrachtete sie mich skeptisch. >> Was ist? <<, fragte ich schließlich.

>> Bei dem Wetter würde ich keine Chucks anziehen. Hast du keine Stiefel? <<

>> Die sind oben. Ich habe jetzt keine Lust wieder hochzulaufen. <<, sagte ich.

>> Wie du meinst. Aber wenn du hinfällst erwarte nicht, dass ich mir das Lachen verkneife und dir wieder hochhelfe. <<, warnte sie mich lachend.

>> Schon klar. Keine Hilfe von der eigenen Mutter. Hab' s mir gemerkt. <<, erwiderte ich nickend und tippte mir gegen die Schläfe.

Sie wartete bis ich fertig war und ging dann hinaus. Verdammt! Mein Handy liegt noch oben!, erinnerte ich mich und lief schnell hoch um es zu holen.

Als ich mein Zimmer betrat fiel mir auf, dass es wieder eiskalt war, obwohl ich meine Heizung voll aufgedreht hatte. Alle Fenster waren geschlossen. Sind die Wände undicht?, dachte ich mir mürrisch. Mein Handy lag auf dem Nachttisch, also nahm ich es und steckte es in meine Hosentasche. Jetzt bin ich ja doch hochgekommen, dachte ich mir. Egal, ich habe jetzt keine Lust meine Cucks auszuziehen. Ich sah mich noch einmal kurz um, bevor ich das Zimmer verließ.

Draußen war es so kalt, dass ich mich fragte ob wir in der Antarktis waren. Doch dann dachte ich mir, dass die Antarktis wahrscheinlich noch kälter war. Schon allein bei der Vorstellung verwandelten sich meine Finger in Eis. Zum Glück saß meine Mom schon im Auto und hatte die Heizung aufgedreht.

>> Wo bleibst du so lange? <<, fragte sie mich.

>> Sorry. Hatte mein Handy im Zimmer vergessen. <<, erklärte ich.

>> Hm. <<, machte sie nur und fuhr dann los. >> Wie gesagt. Merk dir die Straßen. <<

>> Mach ich. <<

Wir fuhren eine Weile nur geradeaus, dann bog sie links ab und zeigte auf ein großes Gebäude.

>> Das ist deine neue Schule, Liebes. Willkommen! <<

>> Sieht ja echt klasse aus! <<, rief ich mit falscher Begeisterung.

>> Nein. Im Ernst Kim. Die Schule ist klasse. Die Lehrer sind nett, die Schüler sind wahrscheinlich auch nett. Und ich kenne den Rektor höchstpersönlich. <<, sagte sie.

>> Woher kennst du ihn denn? <<, fragte ich misstrauisch.

>> Nun...ich halte das jetzt nicht für erwähnenswert. <<

>> Warum? Was ist denn dabei? <<

>> Ach, wir sind einmal ausgegangen. Aber das war es auch schon. <<, erklärte sie gelassen.

Erleichtert darüber sank ich wieder in den Sitz und atmete aus. >> Na Gott sei Dank. <<, sagte ich.

>> Aber er mochte mich eine Zeit lang. Eine wirklich lange Zeit lang. <<, erklärte sie.

Ich sah sie verwundert an, aber fragte nicht nach. Die Details konnte sie gerne für sich behalten.

>> Ja. Also. Ich weiß gar nicht wie er dazu kam sich in mich zu verlieben, aber er sagte es mir eines Tages und ich habe ihm auf höfliche Art und Weise eine Abfuhr erteilt. <<

Ich starrte aus der Windschutzscheibe und sagte nichts. Sie sollte um Gottes willen aufhören darüber zu sprechen.

>> Wollen wir sitzen bleiben oder gehen wir raus um die Schule genauer unter die Lupe zu nehmen? <<, fragte ich sie um vom Thema abzulenken.

>> Ich finde morgen kannst du die Schule so genau unter die Lupe nehmen wie du willst. Und zwar von innen. Deshalb würde ich jetzt vorschlagen, wir bleiben im Auto und halten uns somit warm und trocken. <<

>> Genau das habe ich mir auch gedacht. <<, erwiderte ich leicht grinsend.

>> Wie die Mutter so die Tochter. <<, sagte meine Mom. Doch ich dachte mir, dass es ihr vermutlich aus Versehen ausgerutscht war. Ich sagte nichts dazu und starrte umso konzentrierter auf die Schule. Sie bemerkte, dass ihre Aussage mir unangenehm war, weshalb sie wahrscheinlich still blieb.

Nach einigen Sekunden, warf sie den Motor wieder an und fuhr los.

>> Ist es weit? <<, fragte ich.

>> Nein. So um die fünfzehn Minuten. <<, antwortete sie. >> Sind fünfzehn Minuten zu viel für dich? <<

>> Nein. Was sind schon fünfzehn Minuten. <<, entgegnete ich. >> Aber warum muss ich mitkommen? Ich meine, wir fahren die gleiche Strecke zurück. Da könntest du mich doch zu Hause ablassen. <<

>> Um ehrlich zu sein, nehme ich dich deshalb mit, damit du meine Freunde kennenlernst. Damit du weißt wer wer ist, wenn wir mal Besuch bekommen oder wenn ich von ihnen erzähle. <<

>> Ah ja. <<, sagte ich bloß und blieb still bis wir ankamen.

Eine stark geschminkte Frau mit hochtoupierten Haaren lief uns mit offenen Armen entgegnen und umarmte zuerst meine Mutter, dann mich.

>> Willkommen! Willkommen! Schön euch zu sehen! <<, rief sie übertrieben fröhlich.>> Vor allem dich, liebe Kim! Du bist aber groß geworden. <<

>> Sie haben mich doch noch nie zuvor gesehen. <<, entgegnete ich verwirrt, aber bemühte mich gleichzeitig freundlich zu klingen. Es schien zu funktionieren.

>> Hab ich nicht? <<, fragte sie verwirrt und sah meine Mom an.

>> Nein Schätzchen. Kim siehst du jetzt zum ersten Mal. Du hast meine andere Tochter gesehen. Kylie. <<, erklärte sie ihr.

>> Ach so! Hah! Das ist mir jetzt aber peinlich. Tut mir leid, Süße. Hab dich verwechselt. <<, entschuldigte sich Larissa bei mir.

>> Kein Problem. <<, erwiderte ich leicht lächelnd.

Meine Mom sah mich von der Seite an und nickte mir freundlich zu. So als hätte ich etwas Gutes gesagt und somit einen Leckerli verdient.

>> Steht nicht so rum! Wollt ihr eine extra Einladung?! Sarah brauchst du ne extra Einladung, Schätzchen? Beweg deinen Hintern! <<, befahl Larissa gespielt. Sie war die Erste die meine Mutter beim Namen nannte, seitdem ich in Deutschland war.

>> Natürlich. Was denkst du wen du vor dir hast. Ich bin die Königin des Sommers. <<, gab meine Mutter zurück. Beide fielen in ein identisches Lachen ein und gingen in das Haus. Erst jetzt bemerkte ich, dass Larissa Stöckelschuhe mit sehr hohen Absätzen trug. Ich fand nicht, dass es ihr stand. Es passte nicht zu ihrem Alter. Wahrscheinlich war sie älter als meine Mutter. Sie hatte eine etwas schrumpelige und Solarium gebräunte Haut, was sie älter wirken ließ. Das war ihr bestimmt nicht bewusst. Peinlich. Ihre Haare waren blass blond gefärbt, was einen Kontrast zu ihrer, bereits erwähnten, künstlich gebräunten Haut bildete.

Da ich nicht wusste wo es lang ging, lief ich den beiden einfach hinterher. Wir kamen im Wohnzimmer an und setzten uns hin. Ich saß alleine auf einem schwarzen Ledersessel. Und die anderen beiden saßen auf dem dazu passenden Sofa. Sie fingen sofort an über irgendwelche Leute zu lästern und vergaßen nach ein paar Sekunden, dass ich überhaupt da war.

Ich langweilte mich zu Tode, doch was konnte ich schon dagegen unternehmen?

Ich wurde durstig, deshalb machte ich mich auf die Suche nach der Küche. Warum ich nicht direkt Larissa fragte? Naja. Das hatte ich. Aber die beiden waren so vertieft in ihrem Gespräch gewesen, dass sie mich nicht gehört hatte.

Als ich die Küche fand, suchte ich nach einem Trinkglas und einer Wasserflasche.

Nachdem ich beides erfolgreich gefunden hatte, ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer. Überraschenderweise waren die beiden verschwunden. Wahrscheinlich sind sie im Schlafzimmer, damit Larissa meiner Mutter ihre neue Reizwäsche zeigen kann, dachte ich mir spöttisch und legte mich auf das Sofa.

Es war kein Fernseher im Wohnzimmer, was ich etwas seltsam fand. Ich lag einfach nur da und betrachtete die Einrichtung. Ich wusste nicht was ich machen sollte, deshalb fing ich an leise vor mich hin zu singen. Ich wusste gar nicht was ich da sang, doch die Melodie war schön. Hätte ich ein eigenes Musikstudio, würde ich es jetzt aufzeichnen, dachte ich mir.

Ich wusste nicht wie viel Zeit schon vergangen war, doch irgendwann kamen meine Mutter und Larissa die Treppen herunter. Ich setzte mich auf, bevor sie mich sahen und holte mein Handy heraus, damit sie dachten ich hätte mich die ganze Zeit über damit beschäftigt.

>> Ups! Schätzchen, wir haben ja deine Tochter ganz vergessen! <<, rief Larissa schockiert.

>> Schon okay. Kein Thema. <<, sagte ich beschwichtigend.

>> Ach, mach dir nichts draus. Sie ist doch alt genug um sich mit irgendetwas zu beschäftigen. <<, beruhigte meine Mutter sie.

>> Trotzdem. Das war unhöflich von mir. Tut mir leid, Kleines. << Kleines?, dachte ich mir.

>> Wie gesagt. Kein Ding. <<, erwiderte ich.

>> Siehst du? Naja, so ungern ich dich auch verlasse. Wir müssen jetzt los. <<, sagte meine Mutter mit einer traurigen Stimme. >> Es ist schon spät und Kim muss morgen zur Schule. Ihr erster Schultag an der neuen Schule. <<

>> Ach wie süß. Viel Glück, Süße. <<

>> Danke. <<, erwiderte ich trocken. Die Frau geht mir irgendwie auf die Nerven, dachte ich mir.

>> Ich ruf dich dann an. <<, informierte meine Mutter sie.

>> Oh halt! Vergiss deine Jacke nicht. <<

>> Danke, Süße.<<, bedankte sich meine Mutter. >> War schön dich wieder zu sehen. <<, fügte sie noch hinzu.

>> Dich auch. Lass dich drücken. <<

Oh nein, bitte nicht. Jetzt drückt sie mich bestimmt auch, dachte ich mir verzweifelt.

>> Kimmylein, lass dich drücken. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder! <<, sagte Larissa und presste mich regelrecht an ihre Brust. Sie roch so als wäre sie kopfüber in ein Fass voll Parfum geplumpst.

Ich sagte nichts und lächelte nur höflich, während sie meiner Mutter noch Abschiedsküsschen gab und dauernd Ausdrücke wie Süße, Liebes, Kleine, Schatz und Schätzchen benutzte.

Als wir endlich im Auto saßen bemerkte ich, dass meine Mutter nun genau so roch wie Larissa.

Es war sehr kalt im Auto, weshalb ich zitterte und gar nicht erst den Versuch unternahm mich anzuschnallen. Der Gurt ist bestimmt eisig.

>> Und? Wie findest du sie? <<, fragte mich meine Mom als sie losfuhr.

>> Hast du unsere imaginäre Regel vergessen, damit wir nicht so oft streiten? <<, antwortete ich mit einer Gegenfrage.

>> Aber das gilt doch nur dann, wenn ich dich nach meinen männlichen Partnern frage. <<

>> Hab ich das richtig verstanden? Du bezeichnest Larissa also als deine Partnerin? <<, fragte ich und prustete los. Das war das erste Mal, dass ich seit meiner Ankunft lachte. Es schien meiner Mutter zu gefallen.

>> Nein! Mensch Kim! Das war doch nicht so gemeint! Das weißt du genau! <<, schimpfte sie mit mir, doch sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

>> Jetzt sag schon. Was hältst du von ihr? <<, fragte sie mich wieder.

Ich versuchte eine nette Umschreibung zu finden, für das was ich über sie wirklich dachte.

>> Sie...passt zu dir. Ich meine so als deine...Partnerin. <<, sagte ich und fing an zu lachen.

>> Du Sau! <<, schimpfte sie spielerisch und grinste dabei.

>> Wie die Mutter so die Tochter. <<, sagte ich. Es war absichtlich, dass ich das sagte. Ich wollte wissen wie sie darauf reagierte.

>> Das kannst du laut sagen! <<, rief sie aus und sah lächelnd auf die Straße. Das hab ich jetzt nicht erwartet, dachte ich mir überrascht und sah grinsend aus dem Fenster. Es war dunkel draußen. Die Straßen waren wie leer gefegt und wir fuhren beängstigenderweise auf einer einsamen Straße, die nur mit Bäumen umzingelt war, welche direkt in den Wald führten. Das hieß wenn wir einen Unfall bauen würden, würde uns niemand helfen können.

>> Alles in Ordnung? Bist auf einmal so still. <<

>> Oh, ähm. Ja. Klar. War nur in Gedanken vertieft. <<, erklärte ich.

>> Oh. Okay. <<

>> Wie viel Uhr ist es eigentlich? <<, fragte ich. Sie sah kurz auf das Armaturenbrett.

>> Es ist zwanzig Uhr dreißig. Naja, fast. <<

>> So spät ist es doch gar nicht. <<, sagte ich.

>> In Bezug auf was? <<, fragte sie mich.

>> Naja. Du hast vorhin gemeint es wäre schon spät. Ich dachte es ist elf Uhr oder so. Aber eigentlich ist es doch noch recht früh. <<, erklärte ich.

>> Ja, aber wie gesagt. Du hast morgen Schule und ich hab mir gedacht, vielleicht hast du noch Probleme einzuschlafen. Wegen der Zeitverschiebung und so. <<

>> Nett von dir, aber ich schlaf ziemlich schnell ein eigentlich. Also kein Thema. <<

>> Na dann...hast du wohl Glück. <<, erwiderte sie lächelnd. Ich nickte bloß und sah wieder nach draußen.

Als wir ankamen, bat ich meine Mom um die Hausschlüssel und rannte praktisch ins Haus um nicht in Sekundenschnelle zu erfrieren.

>> Wieso hast du' s so eilig? <<, rief meine Mom mir hinterher.

>> Zu kalt. <<, rief ich zurück und rannte hoch in mein Zimmer. Zu meinem Glück war es diesmal warm darin. Ich zog meine Jacke aus und schlüpfte aus meinen Schuhen. Ich packte mir meinen frischen Pyjama und lief damit direkt ins Badezimmer. Ich ließ das Wasser warm werden und betrachtete mich währenddessen im Spiegel. Ich sah irgendwie ganz...gut aus. Irgendwie frisch. So als würde meine Haut strahlen vor Freude.

Als ich mit dem Duschen fertig war und mich umzog war es schon zehn Uhr, weshalb ich mich gleich ins Bett legte. Ich summte die Melodie von vorher vor mich hin und dachte dabei an meinen Dad. Gestern hatte er mir eine Mail geschrieben indem stand, dass er mich vermisste. Er wollte, dass ich Weihnachten unbedingt bei ihm verbrachte und ich hatte zugesagt. Er hatte mir erzählt, dass bei ihm zurzeit alles gut lief und dass seine neue Frau und er vor hatten im Frühling nach Tahiti zu fliegen. Ich wusste gar nicht was mein Dad an der Frau fand, aber ich musste mich nun mal damit abfinden.

Ich spürte wie meine Gedanken sich immer mehr in Bilder verwandelten, doch bevor ich einschlief stellte ich noch meinen Wecker ein und schaltete dann das Licht aus, um ruhig in den Schlaf zu gleiten.

PS: Hallo ihr Lieben! *-* Hoffentlich hat euch auch dieses Kapitel gefallen ^^ ❤️ Ich freue mich immer wieder über Votes und Kommentare! Teilt mir eure Gedanken und Meinungen mit. Viel Spaß beim Lesen! :D

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