Codeworld

By heartdefect

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Ich versuchte mich zu beeilen, doch nichts tat sich. "Fuck!" fluchte ich, als mir plötzlich die zweckentfremd... More

Prolog
Kapitel #001
Kapitel #002
Kapitel #003
Kapitel #004
Kapitel #005
Kapitel #006
Kapitel #007
Kapitel #008
Kapitel #009
Kapitel #010
Kapitel #011
Kapitel #012
Kapitel #013
Kapitel #014
Kapitel #015
Kapitel #016
Kapitel #017
Kapitel #018
Kapitel #019
Kapitel #020
Kapitel #021
Kapitel #022
Kapitel #023
Kapitel #024
Kapitel #025
Kapitel #026
Kapitel #027
Kapitel #028
Kapitel #029
Kapitel #030
Kapitel #031
Kapitel #032
Kapitel #033
Kapitel #034
Kapitel #035
Kapitel #036
Kapitel #037
Kapitel #038
Kapitel #039
Kapitel #040
Kapitel #041
Kapitel #042
Kapitel #043
Kapitel #044
Kapitel #046
Kapitel #047
Kapitel #048
Kapitel #049
Kapitel #050
Kapitel #051
Kapitel #052
Kapitel #053
Kapitel #054
Kapitel #055
Kapitel #056
Kapitel #057
Kapitel #058
Kapitel #059
Kapitel #060
Kapitel #061
Kapitel #062
Kapitel #063
Kapitel #064
Kapitel #065
Kapitel #066
Kapitel #067
Kapitel #068
Kapitel #069
Kapitel #070
Epilog
Danksagung
Überarbeitung

Kapitel #045

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By heartdefect

"Du bist WAS?!" schrie Alex und schubste mich grob von sich weg. Das Glücksgefühl von eben war wie weggeblasen. "Ich bin schwanger" wiederholte ich und hatte schon Tränen in den Augen. Scheiß Hormone. Trotzdem fuhr ich unbeirrt fort "Aber lass es mich erklären. Das war nämlich-". Er unterbrach mich barsch "Wer, Lucy? Wer ist der Vater". Ich zögerte eine Sekunde, ehe ich antwortete "Sag dir der Name 'Jasper' was?". "Etwa Jasper Flynt?! Der kleine Bruder von Benjamin Flynt?" rief er fassungslos. Beschämt senkte ich den Blick, was er jedoch völlig falsch deutete. Auf einmal lag eine seltsame Kälte in Alex' Stimme "Und in dieses Arschloch hast du dich so sehr verliebt, dass er dich gleich mal schwängern durfte? Und jetzt kommst du bei mir an und redest von einem 'zusammen'? Du bist echt das allerletzte, Lucy". Der Schmerz war ihm ins Gesicht geschrieben und sein Schmerz war irgendwie auch meiner. "So war das nicht, Alex. Wirklich.Hör mir zu, ich-" versuchte ich es im ruhigen Ton, doch er fiel mir wieder ins Wort "Was willst du mir jetzt erzählen, Lu? Details? Kein Interesse. Hast du plötzlich fest gestellt, dass er ein Arsch ist? Geschieht dir recht. Tut mir leid, ich kann dir nicht helfen und das will ich auch gar nicht. Mach deinen Scheiß doch einfach alleine, ich hab keinen Bock mehr. Auf dich und die ganzen Katastrophen, die auf mich einstürzen, seitdem du da bist. Ich empfinde mehr für dich, als für andere und ich dachte, das beruht auf Gegenseitigkeit. Hab mich wohl getäuscht. Herzlichen Glückwunsch zur Mutterschaft. Viel Glück". Mit diesen Worten wandte er sich ab. Und es tat mir weh. So unendlich. Alex schien mir fast wie die einzige Person, auf die ich noch zählen kann, aber jetzt vertraut mir nicht mal mehr er. Die Tränen liefen mir in Strömen über's Gesicht. Doch so wollte ich es nicht beenden. Ich werde ihm wenigstens die Wahrheit sagen. Augenblicklich wandelte sich meine Trauer in Wut. Ich lief ihm die paar Schritte, die er schon von mir weg gemacht hat, hinterher und schrie ihn dann wütend an "Man Alex! So war das nicht! Ich liebe dieses Arschloch nicht! Er hat mich VERGEWALTIGT!".

Alex erstarrte. Sein Gesicht sah ich nicht, denn er stand noch mit dem Rücken zu mir, doch seine Körperhaltung wirkte... irgendwie bedrohlich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und entspannten sich wieder. "Sag das nochmal" flüsterte er so leise, dass ich ihn gerade so verstand. Seine Stimme hatte sich verändert. Er redete in einem Ton, der keine Wiederrede zuließ. Auch ich sagte deutlich leiser "Jasper Flynt hat mich vergewaltigt". Beim letzten Wort brach meine Stimme weg. Ich fühlte mich elend. So beschmutzt und wertlos. Stumm liefen mir Tränen über das Gesicht. Endlich wandte sie Alex um und blickte mich mitleidig an "Es tut mir leid, Lu". Mit zwei langen Schritten kam er auf mich zu und zog mich besitzergreifend in seine Arme. Ich versuchte mich verzweifelt von ihm zu lösen. Ich wollte ihn nicht umarmen, wo er mir doch gerade eben mit seinen Worten das Herz gebrochen hatte. Doch er war zu stark und hielt mich eisern fest. Dabei flüsterte er dauernd "Shh Lucy", "alles gut", "dir kann nichts passieren" und verteilte Küsse auf meinem Scheitel. Nach einigen Minuten gab ich meinen Widerstand auf, sank kraftlos gegen seine Brust und begann ungehemmt zu schluchzen. Es tat gut, mal all den Schmerz raus lassen zu können und dabei in den Arm genommen zu werden. Es tat gut, nicht immer nur die Stare mimen zu müssen, sondern auch mal schwach sein zu dürfen. Alex tat mir gut. Seine starken Arme waren wohl das einzige, was mich in diesem Moment vor dem zerbrechen bewahrte. Nach einiger Zeit brachte ich mit kratziger Stimme heraus "Es... es tat so weh, Alex. Er war so... brutal". Ich wurde wieder von Schluchzern geschüttelt und Alex fuhr beruhigend mit seiner Hand mein Rückgrat hoch und runter. "Es tut mir leid" flüsterte er "Ich hätte bei dir bleiben und dich vor diesem Arsch beschützen müssen. Ich schwöre dir, wenn ich ihm begegne, bringe ich ihn eigenhändig um." Ich nickte nur und lauschte auf Alex' gleichmäßigen Herzschlag und seine tiefen, ruhigen Atemzüge. Es gab nichts, was mich mehr beruhigte, als diese zwei Geräusche und seine Anwesenheit. Und obwohl das vielleicht in Angesicht der Situation ein bisschen krank war, war ich genau in diesem Moment, an diesem Ort so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich beschloss, den Moment zu genießen, da sich in der Zukunft schon wieder neue Probleme zusammenbrauten wie ein unheilvolles Gewitter an Himmel. Wer weiß, wie oft ich solche stillen Momente noch erleben darf.

Dann bekamen wir zusammen ein Zimmer zugeteilt, da immer mehr Flüchtlinge aus dem Straßenkampf in den westlichen Stützpunkt kamen. Bald wimmelte es nur so von Leuten, Verletzten und Sanitätern. Da die Gänge total überfüllt waren, gingen wir in das Zimmer. Erst jetzt spürte ich, wie müde ich doch von den letzten paar Tagen und Wochen war. Ständig unter Angst und Spannung. Alex schien mir meine Müdigkeit anzusehen "Mach dich fertig und geh schlafen, du siehst aus wie ein Zombie". "Ha ha" sagte ich nur, verdrehte die Augen und boxte ihm scherzhaft gegen die Brust. Doch eine Kleinigkeit bereitete mir noch Sorge "Du Alex?". "Hm?" fragte er und schaute mich warm an. "Du bleibst doch bei mir, oder?" wollte ich von ihm wissen. Jetzt war aller Spaß aus seiner Stimme verschwunden "Natürlich, Lucy". "Auch..." ich zögerte "auch mit dem Kind?". Jetzt traute ich mich nicht mehr, ihm in die Augen zu blicken und studierte stattdessen den Fußboden. Vor dieser Frage hatte ich mich die ganze Zeit - seit dem positiven Schwangerschaftstest - gefürchtet. Ich weiß nicht genau, warum es mir so wichtig war, dass ausgerechnet Alex mich noch mit Baby akzeptiert. Immerhin waren wir bis vor kurzem noch nicht mal in einer richtigen Beziehung - falls man unsere Beziehung jetzt 'richtig' nennen konnte. Was war überhaupt 'richtig'? Das mit Dennis? Naja, bevor ich wieder abschweifen konnte... warum war es mir ausgerechnet bei Alex so wichtig? Immerhin habe ich ja noch Eltern, Geschwister, beste Freunde... wieso interessierte mich deren Meinung nicht? Nur Alex schien in meiner verdrehten Welt zu zählen. Und dieser hatte bis jetzt immer noch nicht geantwortet. Vorsichtig hob ich meinen Blick. Er schaute mich seltsam an. Etwas lag in seinem Blick, was ich nicht ganz deuten konnte. Dann sagte er leise "Ja, Lucy. Ich bleibe bei dir. Aber jetzt geh und mach dich fertig, du brauchst dringend eine Mütze schlaf".

Die nächsten zwei Tage waren wohl die entspannendstsn Tage seit langem. Ich schlief in Alex' Armen und wurde in ihnen wach. Er beschützte mich vor Alpträumen und seit langem schlief ich mal wieder durch. Am Tag half ich in der Küche. Astrid und ich machten für alle, die es hier er ein großes Essen. Wir bereiteten ein großes Buffet vor uns stellten alles auf den Tisch, was wir finden konnten. In irgendeiner Zwischen den ganzen Gurken und Salaten fanden wir irgendwo im Gefrierschrank auch so einen seltenen Käse. Nachdem wir probiert hatten, konnten wir nicht mehr genug davon bekommen und aßen ihn einfach selbst auf. Hatten wir uns ja auch verdient, bei der ganzen Arbeit. Abends gabs dann an einer großen Tafel für alle das Essen. Es war so schön, mal all den Stress zu vergessen uns zusammen zu essen. Es wurde viel gelacht und getrunken (ich rührte den Alkohol natürlich nicht an). Ich saß zwischen Astrid und Alex und war einfach glücklich. Vielen waren zwar verletzt, trotzdem waren fast alle, die in den westlichen Stützpunkt gekommen waren, da. Es war eine lustige Runde. Und unser letzter Abend hier, jedenfalls für alle, die fit genug waren, um zu gehen. Wir würden uns in Kleingruppen aufteilen und auf verschiedenen Wegen die Stadt verlassen. Die Kranken und Verletzten blieben natürlich noch hier. Ich würde auch gehen, zusammen mit Alex und zwei weiteren Rebellen. Bastian blieb natürlich hier bei Astrid und würde in der Stadt die Stellung halten. Ich weiß nicht, ob ich froh bin, wenn ich draußen bin, oder ob ich meine gewöhnte Umgebung vermissen werde. Wird sich wohl erst zeigen, wenn es so weit ist. Ehrlich gesagt bin ich auch echt gespannt auf die Bärenhöhle 2.0. Und ich hatte ein bisschen Angst. Wer wohl der neue Anführer ist? Wie werden alle darauf reagieren, dass ich schwanger bin? Vom Feind? Naja, solange Alex hinter mir steht, kann mir nichts passieren. Apropos schwanger... ich spürte schon wieder wie die Übelkeit in mir aufsteigen. Seltsam, ich musste mich schon lange nicht mehr wegen dem Kind übergeben. Doch jetzt konnte ich auf keinem Fall sitzten bleiben. Ruckartig stand ich auf und eilte zum Bad. Ich hörte Alex Schritte hinter mir. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es zu Klo, dann musste ich mich übergeben. Alex stand hinter mir und hielt mir die Haare aus dem Gesicht. Als ich fertig war, stolperte ich zum Waschbecken und spülte erstmal meinen Mund aus. "Alles klar?" fragte mein Trainer besorgt. Ich blickte ihn durch den Spiegel an "Ja, aber zum Essen zurück gehe ich glaube ich nicht mehr. Ich würde mich gerne hinlegen". "Okay, ich komm mit" sagte Alex, legte einen Arm um meine Schulter und brachte mich in unser Zimmer. Tatsächlich fühlte ich mich seltsam matt. Ich schaffte es nicht mal, mich umzuziehen, da schlief ich schon ein.

"Natürlich gehe ich mit" beschwerte ich mich wild gestikulierend am nächsten Morgen, während ich mir zum hundertsten Mal die Nase putzte. "Sei nicht albern, Lucy. Du bist nicht in die Verfassung!" knurrte Alex und machte sich wieder groß, um einschüchternd zu wirken. Typischer Jungstrick, desswegen gab ich auf keinen Fall ängstlich auf. Doch auch ich machte mich größer "Das ist nur eine kleine Erkältung, ich fühle mich super!". "Keine Erkältung? Das ich nicht lache" sagte Alex verächtlich und blickte demonstrativ auf mich runter "Du bist seit heute morgen am husten, bist ganz heiser und putzt dir im Minutentakt die Nase. Bestimmt hast du auch Kopfschmerzen, sagst bloß nichts. Und in dieser Verfassung werde ich nicht mit dir zur neuen Bärenhöhle laufen!". Ich lachte bitter auf "Ja, ich habe Kopfschmerzen, aber nicht weil ich krank bin, sondern wegen dieser unnötigen Diskussion! Lass uns doch einfach gehen. Die Leute in der Bärenhöhle brauchen mich!". "Vorallem jetzt, wo du schwanger bist, brauchen sie dich ganz dringend" giftete Alex "Sie können die frohe Botschaft sicher kaum erwarten!". Autsch. Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Genau darüber machte ich mir auch Sorgen und er nutze es knallhart aus. Aber so war eben ein Kämpfer - er lotst die Schwächen seiner Gegner aus und schlägt zu. Und bei der Diskussion war ich eindeutig sein 'Gegner'. Einige Sekunden herrschte schweigen zwischen uns, dann sagte Alex schließlich "Tut mir leid, dass war ziemlich gemein. Ich... ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Lu". Ich seufzte "Schon okay... du hast ja recht". "Denk so nicht" bat mich mein Trainer "Mit so einer Einstellung kann man nur verlieren. Ich steh hinter dir, versprochen. Das wird schon". Ich lächelte matt "Danke Alex, du hast keine Ahnug, wie sehr ich das zu schätzen weiß. Wie ist es jetzt, wegen Bärenhöhle?". Er rieb sich die Schläfen "Wieso heute, Lu? Was machen die ein, zwei Tage für einen Unterschied? Ob du hier gesund wirst oder im Hauptquartier ist doch egal. Außerdem bist du dann fit, wenn wir gehen und ich muss mir nicht ganz so viele Sorgen machen. Und wir kommen schneller voran". Wenn er so argumentierte, bemerkte ich erst, wie unnötig diese Diskussion wirklich war und wie unsinnig meine Meinung war. Man merkte, dass ich viel in Strategie mitbekommen habe. Nicht. Also gab ich seufzend nach "Okay, du hast recht. Aber sobald ich gesund bin, gehen wir, versprochen?". Er lächelte "Versprochen".

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