Holy Shit | โœ“

By crazytastyhazel

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๐’๐œ๐ก๐ฐ๐š๐ซ๐ณ๐ž๐ฌ ๐’๐œ๐ก๐š๐Ÿ ๐ญ๐ซ๐ข๐Ÿ๐Ÿ๐ญ ๐‡๐ข๐ซ๐ญ๐ž - ๐…๐š๐ฆ๐ข๐ฅ๐ข๐ž ๐ค๐š๐ง๐ง ๐ฆ๐š๐ง ๐ฌ๐ข๐œ๐ก ๐ง๐ข๐œ๐ก๐ญ ๐š... More

Prolog | Johannes 3:11
1. Kapitel | Wie war das nochmal mit den Zeigern? (Archie)
2. Kapitel | Korinther 4:18 (Matteo)
3. Kapitel | Thessalonicher 5:15 (Matteo)
4. Kapitel | Was kriegt man nochmal von Softeis? (Archie)
5. Kapitel | Jesaja 41:10 (Matteo)
6. Kapitel | Wem gehรถrt eigentlich dieser Revolver? (Archie)
7. Kapitel | Lukas 8:16 (Matteo)
8. Kapitel | Mose 1:12 (Matteo)
9. Kapitel | Psalm 112:5 (Matteo)
10. Kapitel | Sprรผche 12:16 (Matteo)
11. Kapitel | Wie trinkt man Espresso mit einem Zahnstocher im Mund? (Archie)
12. Kapitel | Johannes 16:22 (Matteo)
13. Wie hieรŸen diese gelben Kirschen nochmal? (Archie)
14. Kapitel | Korinther 9:7 (Matteo)
15. Kapitel | Was darf so ein Pfarrer eigentlich? (Archie)
16. Kapitel | Matthรคus 6:26 (Matteo)
17. Kapitel | Warum bin ich eigentlich so ein Arschloch? (Archie)
18. Kapitel | Epheser 4:26 (Matteo)
19. Kapitel | Wo wachsen eigentlich Melonen? (Archie)
20. Kapitel | Sprรผche 3:13 (Matteo)
21. Kapitel | Es kann in meinem Kopf auch leise sein? (Archie)
22. Kapitel | Psalm 19:15 (Matteo)
23. Kapitel | Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Gedanken habe (Archie)
24. Kapitel | Schon wieder eine Beerdigung (Archie)
25. Kapitel | Hebrรคer 13:1-2 (Matteo)
26. Kapitel | Korinther 10:31 (Matteo)
28. Kapitel | Matthรคus 6:34 (Matteo)
29. Kapitel | Irgendwas ist komisch (Archie)
30. Kapitel | Jakobus 3:16 (Matteo)
31. Kapitel | Die Lage ist verdammt ernst (Archie)
32. Kapitel | Psalm 143:8 (Matteo)
Epilog | Ich hab einfach den besten Job der Welt (Archie)

27. Kapitel | So viel hab ich noch nie geredet (Archie)

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By crazytastyhazel


Ich glaube, so einen schönen Tag hatte ich noch nie.

Matteo und ich haben den ganzen Nachmittag und Abend zusammen verbracht. Wir haben gemeinsam Pizza gegessen, wir haben gelacht, viel geredet und uns noch mehr geküsst.

Oh Mann, haben wir uns viel geküsst. Mein Bauch hat so sehr gekribbelt, dass ich zwischendurch dachte, ich hätte die Pizza nicht vertragen, dabei bin ich wohl einfach nur richtig verliebt in ihn.

Jetzt bin ich auf dem Weg zurück zu Hugo und Gino und meine Beine fühlen sich richtig schwer an. Dort, wo ich wohne, ist nicht mein Zuhause. Das wusste ich auch vorher schon. Aber jetzt ist es mir richtig klar. Ich will, dass mein Zuhause bei Matteo ist.

Matteo hat mir erzählt, dass er nächste Woche seine Prüfung für das Vikar-Dings hat und er dann ein richtiger Pastor ist. Ich hab's nicht laut gesagt, aber ich habe mir überlegt, ob wir dann nicht einfach irgendwo hingehen können, wo er Pastor sein kann. Irgendwo weit weg, wo es keinen Hugo, keinen Gino, keinen Boss gibt.

Ich hätte mir ein Taxi oder den Bus nehmen können. Wahrscheinlich hätte Gino mich sogar mit dem Auto abgeholt, wenn er nicht gerade irgendwo irgendwelche Mädels klarmacht, aber ich möchte lieber zu Fuß gehen. Nachdenken.

Ich konnte tatsächlich meine gesamte Liste mit Matteo besprechen und wow, sind mir noch viele Fragen währenddessen eingefallen, über die wir auch reden konnten. Inzwischen glaube ich, dass er mehr über mich weiß als alle anderen.

Sogar von meiner Kindheit habe ich ihm erzählt und das weiß wirklich niemand! Aber mit Matteo fühlt es sich irgendwie ... richtig an.
Sein Kopf lag auf meiner Brust, seine Finger waren mit meinen verschränkt und ich habe einfach nur geredet. Und es tat richtig gut.

Hugo und Gino reden nicht über Sachen von früher. Gino ist irgendwie mit dem Boss verwandt und in Italien, oder wo die eben alle zusammen mit ihren Cousins und Cousinen waren, aufgewachsen. Ich glaube, Hugo ist in einem Kinderheim aufgewachsen und geht schon immer davon aus, dass es bei mir genauso war.

Dabei sind meine Eltern nicht tot. Sie leben beide, sind noch verheiratet – da bin ich mir zumindest sicher, und wohnen immer noch in unserem Haus in Oklahoma.
Sie sind beide Lehrer, meine Mutter an der Grundschule, mein Vater an der Highschool der Kleinstadt, in der sie wohnen. Und sehr, sehr wahrscheinlich sind sie noch genauso streng wie früher. Wenn nicht noch strenger.

Ich habe keine Geschwister und ich durfte auch nie einen Hund oder andere Haustiere haben. Die machen nämlich zu viel Dreck.
Am Kühlschrank in der Küche hingen immer Pläne. Sonntagabends saß meine Mutter am Küchentisch und hat die Pläne vorbereitet.
Einen für die Mahlzeiten, die wir in der kommenden Woche essen werden.
Einen für die Dinge, die in der kommenden Woche geputzt werden.
Und einen für mich. Mit Aufgaben und Terminen.

Da standen dann Sachen drauf wie 30 Minuten Frühsport, Flötenunterricht, Violinenunterricht, Schachclub, Klavierunterricht und Nachhilfe.
Das Wort Nachhilfe stand für jeden Nachmittag da und immer in rot. Sogar am Wochenende.

Ich hasste diese Pläne. Nie stand da was von Freizeitpark, Kinoabend oder einfach mal nichts.

Mit der Nachhilfe wechselten meine Eltern sich ab. Und ich kann nicht mal sagen, wer schlimmer war. Meine Mutter mit ihrer monotonen Stimme, die die Dinge einfach endlos wiederholte, ohne dass ich sie verstehen würde. Oder mein Vater, der mit jeder Rückfrage von mir wütender wurde und oft mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten den Raum verließ.

Es war vollkommen egal, wie oft sie mir Sachen erklärten, nichts wollte in meinem Kopf bleiben. Es war, als würde alles, was sie sagten, einfach wie bei einem Sieb hindurchfallen.

Meistens dachte ich einfach über andere Dinge nach, während sie redeten. War doch sowieso egal, denn am Ende machte ich die Aufgaben doch wieder falsch oder nicht schnell genug oder beides. Und dann würden sie abends im Wohnzimmer sitzen und sich gegenseitig darüber ausfragen und einer von ihnen würde sowas sagen wie »Ich verstehe nicht, warum er so dumm ist.«.

In der Schule war ich einfach eine Niete. Mein einziger Vorteil war, dass ich groß und ziemlich stark war. Und wenn einer frech wurde, bekam er das zu spüren. Meine Prügeleien sorgten für Nachsitzen und mehr Aufgaben in den Plänen zu Hause und die wiederum für mehr Wut in meinem Bauch.

An meinem ersten Tag in der sechsten Klasse legte ich mich mit einem Jungen aus der Zehnten an – und brach ihm den Kiefer.
Die Standpauke zu Hause war endlos.

Aber am folgenden Morgen kam ein schmieriger Typ aus der neunten Klasse auf mich zu und meinte, er hätte einen Job für mich.

Sein Name war Alberto und mein Job war es, sein Bodyguard zu sein. Dafür brachte er mir jeden Tag Süßigkeiten, die ich mochte und zu Hause nie bekam, mit.

Alberto hatte richtig viel Geld. Kurz nach Weihnachten schenkte er mir einen Gameboy, weil er einfach zwei bekommen hatte. Damit spielte ich nachts, wenn ich wusste, dass meine Eltern schliefen, oder in den Pausen, wenn ich mit Alberto und seinen Jungs rumhing.

Außerdem konnte Alberto andere richtig gut überzeugen. Meistens ging ich mit und musste nur böse gucken, gelegentlich wollte er auch mal, dass ich jemanden schubse, aber Kiefer brechen musste ich keine.

Zu Hause blieb es bei den Plänen, der sinnlosen Nachhilfe und den vorwurfsvollen Blicken.

Wenn meine Familie am Wochenende oder abends irgendwo eingeladen war, tauschten meine Eltern zögerliche Blicke aus. Und bei diesen Grillnachmittagen oder Zusammenkünften entging mir auch nicht, dass sie den Themen, die sich um mich drehten, auswichen und schnell über etwas anderes redeten, während ich meist allein irgendwo herumsaß.

Irgendwann fragten sie auch gar nicht mehr, ob ich mitkommen wollte und ich war mindestens so froh darüber wie sie. Überhaupt redeten sie kaum noch mit mir, außer während der Nachhilfe.

Es war einfach so, als würde ich mit zwei Lehrern zusammenwohnen.

Als Alberto seinen Abschluss machte, war ich in der achten Klasse - und bis dahin war ich nur gekommen, weil er während des Schuljahres ein paar Jungs überzeugt hatte, meine Hausaufgaben zu machen. Nach der Zeugnisübergabe kam er zu mir, legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Ich steige ins Business bei meinem Onkel in Philadelphia ein. Komm doch mit, Archie. Er hat auch einen Job für dich. Und da gibt's mehr als nur Schokolade und Gameboys.«

Ohne zu überlegen sagte ich zu. Ich ging nach Hause, packte ein paar Sachen, meine Zahnbürste und meinen Gameboy in einen Koffer und ging einfach.

Auf dem Küchentisch ließ ich nur einen Zettel, auf dem ich meinen Eltern mitteilte, dass ich mit Alberto ins Feriencamp fahre.

Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.

Weihnachten rief ich an, mein Vater ging ans Telefon und auf mein »Frohe Weihnachten, Dad« sagte er lediglich »Danke«, Er fragte nicht, wo ich war, ob es mir gut ging oder wann ich nach Hause kommen würde. Und natürlich sagte er auch nichts darüber, dass sie mich vermissen würden.

Ich hinterließ ihm die Telefonnummer meines Handys, das ich am ersten Tag vom Boss bekommen hatte, doch bis heute haben sie mich nie angerufen.

Weder Hugo noch Gino wissen davon. Und Alberto ist gestorben.

Vor ein paar Jahren wurden er und seine beiden anderen Bodyguards, Donnie und Wayne, von einer Familie, die sich mit seiner angelegt hatte, im Spabereich eines Hotels erschossen. An dem Tag war ich nicht dabei, weil ich die praktische Prüfung für meinen Führerschein machte.

Das war übrigens die einzige Prüfung, die ich auf Anhieb hinbekommen habe. Die schriftliche Prüfung klappte erst beim dritten Mal und das auch nur, weil der Boss vorher mit dem Lehrer gesprochen hatte. Aber fahren kann ich. Richtig gut. Der Mann hat mich sogar gelobt.

All das habe ich Matteo erzählt und er hat meine Hand gestreichelt und zugehört und am Ende sagte er nur: »Danke, dass du mir das erzählt hast.«

Dabei muss ich mich bei ihm bedanken! Dafür, dass er mich nicht weggeschickt hat, obwohl ich so ein Loser bin. Dafür, dass er mir wirklich zuhört und es ihn zu interessieren scheint. Und dafür, dass er mich anscheinend wirklich mag, obwohl ich keinen Schimmer habe, wieso.

Inzwischen bin ich vor dem Wohnhaus angekommen, in dem ich mit Hugo und Gino lebe. Ich atme tief durch und ziehe meinen Schlüssel aus der Hosentasche.

Es wird höchste Zeit, dass ich ihnen sage, dass ich gehen werde.

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