Home Sweet Home

By QuillDee

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Kitty Taylor, ihres Zeichens frischgebackener Single, stellt fest, dass die gemeinsamen Freunde eben doch nur... More

Vorwort
Prolog
Kapitel 1 - Breakin' Up Is Hard To Do
Kapitel 2 - Hey Little Girl
Kapitel 3 - One Way Ticket
Kapitel 4 - Coming Home
Kapitel 5 - Warning of a Bad Moon
Kapitel 6 - Ghost of Yesterday - Teil 1
Kapitel 7 - Same Old Story
Kapitel 9 - Ghost of Yesterday - Teil 2
Kapitel 10 - Ghostbusters
Kapitel 11 - Deliver Us From Evil
Kapitel 12 - Witch Hunt
Kapitel 13 - One Call Away
Epilog

Kapitel 8 - Thunderstorm

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By QuillDee

Breaking the silence with powerful roars
Wind gaining strength, screaming tornado
First wave is over, don't hold back your breath
It's sure coming back, second attack

(Thunderstorm, Sabaton, 2001)

Eine Zeit lang, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit, starrten sich drei Personen schweigend an. Die eine mit Verachtung im Blick, die zweite triefnass und fassungslos. Und die dritte, als einzige bewaffnet und auch nass, fixierte verwirrt und gleichzeitig misstrauisch die erste Person, die noch immer beide Hände erhoben hatte. Das Heulen des Windes untermalte zusammen mit dem prasselnden Regen die unwirkliche Szenerie.

Als die Sekunden wieder in dem ihnen angestammten Tempo verstrichen, verflüchtigte sich Kittys erster Schreck und wich einem Zorn, so groß, dass er ihr Sprachvermögen beeinträchtigen konnte. Sie atmete mehrere Male tief ein und aus und konnte das Feuer wieder etwas herunterregeln.

„Was machst du denn hier?", zischte sie mehr, als sie sprach. „Und wie bist du verdammt noch mal hier reingekommen?!"

„Ihr kennt euch?", warf Scott ein, der den Lauf seines Gewehrs gerade so weit senkte, dass die Lage nicht eskalierte, jedoch nicht so weit, dass er dem Eindringling Entwarnung signalisierte.

Dieser schnaubte: „Kennen? Das ist meine Freundin! Natürlich kenne ich sie, und sie kennt mich."

„Lass den Scheiß, Gary! Es ist schon lange aus!", fauchte Kitty.

Der Gary?", fragte Scott und grinste, als Kitty nickte. „Das dachte ich mir."

„Sie hat von mir erzählt? Dann ist ja klar, warum ich hier bin", führte Gary selbstsicher aus. „Ich hole sie nach Hause."

Die Angesprochene funkelte ihn an und tobte: „Lenk bloß nicht ab! Ich will wissen, wie du dieses Haus gekommen bist! In mein Zuhause. Ich gehe nirgendwo hin!" Es war eine Fügung des Schicksals, dass nicht sie das Gewehr hatte.

„Du bewahrst doch immer einen Zweitschlüssel in irgendeinem Blumentopf auf. Alte Gewohnheiten sind äußerst nützlich. Und ich kenne dich in- und auswendig, also hör auf mit dem Unfug und komm mit mir. Dein neuer Freund kann mir doch nicht das Wasser reichen!"

„Ich weiß es noch nicht genau, aber er ist im Gegensatz zu dir kein narzisstischer Arsch!", sprudelte es aus Kitty heraus. Es kam ihr nicht in den Sinn, ihn über ihr eher freundschaftliches Verhältnis zu Scott Campbell aufzuklären. So wütend machte sie die Selbstverständlichkeit, mit der Gary sie beanspruchte. Wie ein Haustier oder ein Auto. Als hätten sie eine stillschweigende Vereinbarung, spielte Scott mit, indem er näher an sie herantrat, bis gerade mal ein Blatt Papier zwischen ihnen Platz hatte.

Das Gewehr hängte er sich über die Schulter und legte einen Arm um Kitty, die aus seiner Ruhe so viel Kraft zog, dass ihr rasender Puls sich allmählich verlangsamte. Auch diese Geste hatte etwas Besitzergreifendes, fühlte sich jedoch gut an. Besser als Garys selbstverliebtes Geschwätz.

Der startete noch einen Versuch. Wie schon so oft wusste er einfach nicht, wann er besser aufhörte. „Das kann nicht dein Ernst sein! Sei vernünftig und..."

„Du hast die Lady gehört: Sie bleibt hier", stellte Scott klar. „Und du verschwindest am besten, wenn du nicht Bekanntschaft mit Lucille machen willst."

„Mit wem?" Garys verunsichertes Gesicht nahm einen gräulichen Schimmer an, als Scott erst auf die Waffe an seiner Schulter deutete und dann auf den anderen Mann. „Lucille – Gary, Gary – Lucille." Wäre nicht die Sicherheit ihres Heims kompromittiert worden, Kitty hätte über den Gesichtsausdruck ihres Ex gelacht. Selten hatte ihn etwas so aus dem Konzept gebracht.

Als er sich endlich zur Haustür bewegte, fiel ihr noch etwas ein, das ihr eigentlich gleichgültiger nicht sein konnte: „Wie kommst du hier weg? Ich hab kein Auto gesehen."

Da fing der Mann an, zu jammern, dass er den Porsche seines Onkels auf halbem Wege zu Kittys Haus habe stehen lassen müssen, weil der sintflutartige Regen die Straße in eine einzige Schlammschlacht verwandelt hatte. „Ich ruiniere mir noch den Anzug!", lamentierte er, bis Scott ihn mit Nachdruck zur Tür eskortierte und verabschiedete: „Hau schon ab, Kumpel. Und komm nicht wieder her."

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Kitty hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell nach diesem Einbruch wieder beruhigte. Während Scott an der geöffneten Tür gewartet hatte, um sicherzugehen, dass der ungebetene Besucher sich auch wirklich entfernte, hatte sich das grundlegende Sicherheitsgefühl nach und nach wieder eingestellt. Das Gewitter war ein glücklicher Zufall gewesen – anderenfalls hätte sie Gary ganz allein überrascht. Sie bezweifelte, dass sie ihn so schnell zum Gehen überreden hätte können. Es wäre auf jeden Fall hässlich geworden. Nachdem sie Wasser aufgestellt und von oben Handtücher geholt hatte, setzte sie Scott gegenüber an ihrem Küchentisch. Sie rubbelte ihre Haare mit einer Hand weiter trocken, während sie ihm die zweite Tasse Tee zuschob. Ihr Gast hatte sein Handtuch um die Schultern gelegt, die braunen Haare schon so gut wie trocken.

Sie beobachtete ihn, wie er sich über seinem Tee entspannte und aussah, als gehörte er genau in diese, ihre Küche. Diese Nähe machte ihr auf einmal sehr viel weniger aus. Es fühlte sich zwar an wie eine gute Freundschaft, bei der ein Part sich zwar etwas mehr erhoffte – jedoch noch ohne die Spannungen, die dann auftraten, wenn der andere Part nicht von vornherein die Grenzen aufzeigte, in denen sich die Freundschaft entwickeln konnte. Und Kitty hatte nicht vor, diesen Fehler zu machen. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit würde sie ihm sagen, dass sie in nächster Zeit nicht an einer festen Beziehung interessiert war. So schonend es ging. Und vor allem nicht jetzt: Er war mit etwas anderem beschäftigt. War er sonst schon nicht der gesprächigste Typ, so schwieg er gerade intensiv. Ganz so, als führen widerstreitende Gedanken in seinem Kopf Karussell.

Als das Schweigen zwischen ihnen eine unbehagliche Qualität angenommen hatte, sah er von seiner Tasse auf und ihr direkt in die Augen. Zögernd, fast als wollte er die ausgesprochenen Worte wieder einfangen, während die nächsten schon seine Lippen verließen, fragte er: „Was war vorhin los, als du dich festgehalten hast? Es war, als hättest du einen Geist gesehen."

Erwischt. Sie konnte ihm das verrückte Zeug natürlich weiter verheimlichen, wenn sie nicht wollte, dass er sie für komplett gaga hielt. Aber er hatte eine ehrliche Antwort verdient. Außerdem war er durch seine Großmutter dem Übernatürlichen vermutlich aufgeschlossener als der Durchschnitt. Vielleicht hatte er sogar eine Erklärung, wo hingegen Kitty noch im Dunkeln tappte.

„Ich habe nichts gesehen, nur gespürt", sagte sie und gestand gleich darauf: „Und das war nicht das erste Mal."

Scott nickte wissend. „Das hat Granaidh schon vermutet."

„Auf den Ruf als verrückte, hysterische Ziege war ich nicht scharf, deshalb..."

„... hast du nichts gesagt", vollendete er den Satz und nickte wieder. Dann hob er seine Tasse wie um ihr zuzuprosten. „Das hätte ich wahrscheinlich auch gemacht. Willst du jetzt darüber reden? Granaidh wollte unbedingt erfahren, sobald hier etwas Komisches passiert. Aus irgendeinem Grund mag sie dich."

Sie wollte ihm alles erzählen, weil sie sich irgendjemandem mitteilen musste, und es strömte alles aus ihr heraus: angefangen von der ersten Nacht in Crow House und endend mit dem Vorfall eine Stunde zuvor. Scott hörte zu, unterbrach sie nicht und sah auch nicht so aus, als würde er sie für unzurechnungsfähig halten.

„Was hältst du davon? Ich glaube nicht an Geister. Aber das kann ich einfach nicht erklären. Es ist einfach irre!"

„Auch nicht verrückter als das, was Granaidh mir schon alles anvertraut hat", beruhigte Scott sie. „Das meiste davon war ziemlich harmlos."

Kitty konnte ein leichtes Schaudern nicht unterdrücken und nahm noch einen Schluck warmen Tees. Dann vertraute sie ihm an: „Am Anfang war es harmlos, ich fand es faszinierend, ja auch heimelig, wenn ich das Gefühl hatte, jemand oder etwas passt auf mich auf. Aber seit einiger Zeit wird es heftiger, strahlt eine Art Feindseligkeit aus. Und da musste ich an Mauds Warnung denken – aber ich will nicht schon wieder abhauen!"

„Das will ich auch nicht", gestand Scott und nahm ihre Hand. Die Nüchternheit in seiner Stimme wurde Lügen gestraft durch einen elektrisierenden Impuls, der sich von seiner Haut auf ihre übertrug und kleine, goldene Funken in jeden Winkel ihres Körpers sandte.

Alarmiert zog Kitty ihre Hand weg und rieb sie nervös mit der anderen, wie um das wegzuwischen, was soeben noch zwischen Scott und ihr geschehen war. Sie wusste, was das war. Ein Zeichen für beidseitige Zuneigung, wenn nicht noch mehr. Maggie hätte ihr bescheinigt, sie wäre ein Opfer der viel besungenen Liebe auf den ersten – oder zweiten – Blick geworden. Aber sie hatte das nicht gewollt und versucht, sich dagegen zu wehren, weil sie sich erst sortieren musste. Und dann war da noch das Haus mit seinen Kapriolen und India, die ihr das Leben schwer machte. Kitty hatte auch so schon genug um die Ohren.

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Wenn sie Scott durch die Reaktion gekränkt hatte, so verbarg er es gut. Nur der Schatten, der für einen Sekundenbruchteil in grünen Augen aufzog, verriet ihr, dass es ihn nicht kalt ließ. „Also, was hast du vor, wenn du nicht ausziehen willst?", fragte er, als wäre nichts geschehen, und überspielte so die unangenehme Stille. Kitty hatte ebenfalls kein Interesse daran, das aufzurühren, was er gerade meisterhaft unter dem Deckel hielt.

„Ich dachte an so etwas wie Geisterjäger", antwortete sie. „Aber wo findet man die? Ich meine solche, die einen nicht übers Ohr hauen. Wenn es überhaupt seriöse gibt..."

„Da kenne ich mich überhaupt nicht aus. Aber Granaidh hat für den Fall, dass du es hören willst, vorgeschlagen, dass du Vater Boyle um Hilfe bittest."

Sie hatte keine Chance zu antworten, dass sie die katholische Kirche für die größten Scharlatane auf der Welt hielt, denn die Hölle brach los in House Crow.

Die Küche, wenn nicht gar das ganze Haus, wurde erschüttert wie von Schlägen eines unsichtbaren Riesen. Kurz davor war der Tisch so heiß geworden, dass Kitty davor zurückgezuckt war, um sich nicht zu verbrennen. So fand sie keinen Halt, als sie durchgeschüttelt wurde, und stürzte zu Boden, wo die schwarzen und weißen Fliesen sie wie glühende Kohlen willkommen hießen. Die Hände, mit denen sie den Sturz abgefangen hatte, brannten wie Feuer, und sie rappelte sich hoch.

Als sie sich zu Scott umdrehte, erwartete sie halb, dass er sie zweifelnd ansah. Wenn sie sich alles einbildete, führte sie sich für ihn wahrscheinlich wie eine Irre auf. Das Haus bebte davon unberührt weiter, Fenster und Schränke flogen auf, dass das Geschirr nur so klirrte. Doch Scotts Augen waren weit aufgerissen und schwarz, so sehr hatten die Pupillen sich erweitert. Was bedeutete, dass er das Gleiche sah und erlebte wie sie: Es waren keine Halluzinationen. Und wenn doch, hatte er genau dieselben.

Mit Entsetzen beobachtete Kitty wie die Besteckschubladen sich mit jeder Erschütterung nach und nach öffneten. Als Teller und Tassen wie Wurfgeschosse aus den Hängeschränken zu fliegen begannen, schnappte sie sich Scotts Autoschlüssel und hastete zur Diele, die Arme zum Schutz um ihren Kopf geschlungen. Scott setzte sich zeitgleich mit ihr in Bewegung und schob sie vor sich her.

Ein weiteres Gewitter war aufgezogen, riss den Himmel mit weiß glühenden Entladungen in Fetzen und tauchte die Landschaft in unregelmäßigen Abständen in grelles, blendendes Licht. Doch das kümmerte sie beide nicht. Sie wollten nur möglichst viel Abstand zwischen sich und das tobende Haus bringen.

Scott trat auf das Gaspedal, dass die Reifen im Matsch durchdrehten. Erst als er sich zwang, weniger Gas zu geben und mit der Kupplung zu spielen, bewegten sie sich endlich vorwärts. Windgepeitschte Bäume flogen vorbei, flackernd im Licht der Blitze, doch Kitty hatte keinen Blick dafür übrig. Das in der Rückscheibe des Pick-ups kleiner werdende Haus erfüllte sie mit einer Traurigkeit, die sie sich nicht erklären konnte. Trotz der größer werdenden Entfernung wurden die Windböen stärker statt schwächer, obwohl sie sich immer weiter von Crow House entfernten. Fast als wäre der Sturm ihnen auf den Fersen.

Sie hatte keine Ahnung, wohin sie fuhren, und fragte auch nicht danach, bis sie im gezackten Licht eines der Blitze das steile Dach von Scotts und Mauds Haus erkannte. Wohin hätte er auch sonst fahren sollen, sagte Kitty sich, er lebte schließlich dort. Als Erstes würde sie Maud um Rat fragen. Die schien wenigstens etwas über House Crow zu wissen. Auf jeden Fall mehr als Kitty, das stand fest.

1935 Wörter - 21706 gesamt bis hier (ohne Songtext, Bilder)

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