Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Wir bogen langsam um die Ecke der Schlucht, meine Nerven zum zerreißen gespannt. Mein Herz klopfte in meinen Brustkorb und ich spürte jeden Schlag durch meine Knochen hallen. Zusätzlich drangen alle Geräusche, Gerüche und Farben deutlich auf mich ein, da ich den Kampfzustand nicht verlassen hatte. Der Sturm jagte durch jeden Zentimeter meines Körpers, erfüllte mich mit nichts als Rachedurst.

Naevan rechts hinter mir spürte meine Veränderung, schien aber nicht abgeschreckt. Stattdessen nickte er mir zu und packte sein Schwert fester.

Drystan auf der anderen Seite von mir war immer noch von Riniah besessen, sodass Licht unaufhörlich um seine Finger flackerte, jeden Moment bereit in die Offensive zu gehen. Der Blick, den er mir zuwarf, war mehr als feindselig.
Das trug nicht gerade zu meinem Sicherheitsgefühl bei, aber aktuell hatten Riniah und ich einen gemeinsamen Feind vor uns, weswegen wir uns im Waffenstillstand befanden.

Nach gequälten Sekunden, in der meine Kehle immer weiter zuschnürte, verließen wir den Schutz der Felswand und traten vor einen runden Platz, der von den Wänden der Schlucht umschlossen wurde. Dahinter führte der Weg wieder schmal weiter bis er sich im Schatten verlor.

Hunderte von Infizierten streiften über den Platz, beäugten uns aus vollständig schwarzen Augen, machten aber keine Anstalten uns anzugreifen. Weitere tummelten sich an den zerklüfteten Felswänden, blieben aber genauso ruhig wie die restlichen.

Doch die Infizierten registriere ich nur am Rande, all meine Sinne waren angespannt auf Allstair gerichtet, der zwischen den Infizierten in der Mitte stand, die einen schützenden Kreis um ihn bildeten. Sobald wir in sein Blickfeld kamen, winkte er die mutierten Leymalier beiseite und machte ein paar Schritte vor.

Ich stand ihm zwanzig Meter direkt gegenüber und nachdem er unsere Truppe einmal gemustert hatte, traf sein kalter Blick mich.

Die Alarmglocken in meinen Kopf schrillten los, mein Herz begann zu rasen und nur knapp konnte ich mein Muskelgedächtnis davon abhalten, sich zu verbeugen.

Stattdessen atmete ich tief ein und aus und verstärkte meine Mauern. Mein Gesicht war so leer wie Allstairs Augen.
Mit nichts als Gewalt dahinter.

Die anderen schwiegen beunruhigt, denn die Magie in der Luft war nicht zu übersehen. Vor allem, da Allstair das Zentrum von ihr bildete.

„Mein Sohn, so sieht man sich wieder", Drystan brach aus der Formation aus, die Schultern entspannt und den Kopf erhoben. Komplett unbeeindruckt von den Infizierten, die jede seiner Bewegungen musterten.

„Arnicus und Ihr könnt euren Streit später regeln", grollte Allstair, ohne den Prinzen auch nur anzusehen. Sein Blick ging stattdessen langsam an mir hoch und runter. „Nemesis und ich haben etwas zu besprechen."

Erneut holte ich tief Luft, kratzte alles an Mut zusammen, den ich hatte und ging auf den König zu.
Ich musste ihm nur nah genug kommen, um ihn zu berühren, um dann die Infizierten unter Kontrolle zu bekommen.

Die anderen wollten mir folgen, aber ich hielt sie mit erhobener Hand auf.
„Das ist etwas zwischen Allstair und mir."

Drystan - oder Riniah- verschränkte die Arme vor der Brust und sah gelangweilt über die Infizierten. Auch Naevan machte kein Anstalten mich aufzuhalten, denn er akzeptierte meinen Wunsch, aber Chara hielt mich besorgt am Arm zurück.
„Bist du sicher, dass du das alleine tun willst? Er ist stark, das spüren wir alle."

Ich sah erst auf ihren Arm, komplett in weißer delerischen Rüstung mit den geheimnisvollen Runen, dann zu ihr hoch. Bei meinen Augen ließ sie reflexartig wieder los.
„Es ist eine Sache zwischen mir und ihm", wiederholte ich und zwang meine Beine dazu weiter zu gehen, obwohl sie nichts lieber tun würden, als umzukehren und zu rennen bis ganze Ozeane zwischen mir und dem König waren.

Meine Klingen fest in der Hand steuerte ich auf Allstair zu. Die Infizierten, die rechts und links für mich Platz machten, hatte ich argwöhnisch im Blick.
Aber sie teilten sich weiter für mich und schlossen sich hinter mir wieder, bis ich in Allstair Ring angekommen war. Jetzt trennte mich eine Wand aus Mutierten von den anderen. Ich war auf mich allein gestellt.

Der König stand auf der anderen Seite, die Arme lässig an den Seiten herabhängen, das Gesicht zu einem erwartungsvollen Lächeln verzogen. Die Infizierte bildete eine schwarze Mauer um uns, hielten aber genügend Abstand, dass jeder von uns viel Bewegungsfreiheit hatte.

Ich fühlte mich in die Grube der Burg zurückversetzt, wo ich mit einem Gegner nach dem anderen den Sand rot gefärbt hatte. Ob es Feinde, Verräter, Sklaven oder Deserteure gewesen waren. Sie alle waren durch meine Hand gestorben, die Allstair befehligt hatte.

Aber in diesem Ring stand ich nicht als seine Vollstreckerin sonder als Nemesis.

Mit schulterbreiten Stand, ein Bein leicht nach hinten versetzt und etwas in die Knie gegangen, blieb ich zehn Meter von Allstair entfernt stehen. Dabei hatte ich mein imaginäres Netz ausgeworfen und spürte jeden Infizierten. Sollte sich einer bewegen, würde ich es merken, auch wenn ich sie nicht alle gleichzeitig mit meinen Augen sehen konnte.

„Da sind wir nun", sagte Allstair gedehnt, „Nachdem du zwei mal weggerannt bist."
Seine Stimme war ruhig, fast schon entspannt. Aber ich hatte diesen Ton oft genug gehört, um zu wissen, dass er innerlich tobte.
„Die Frage ist nur: Wirst du es heute wieder tun?"

Um meine Angst zu überspielen, ließ ich einmal mein Schwert kreisen. Mein Gesicht war leer, meine Augen kalt. Es fiel mir leicht wieder emotionslos zu werden, wie ich es in der Burg jede Sekunde gewesen war. Alles andere hatte nur für Schmerz gesorgt.
„Nein. Heute kämpfe ich."

Ich war stolz zu sagen, dass meine Stimme nicht zitterte, obwohl alles an ihm Erinnerungen hervorrief. So wie er da stand, das wissende Lächeln auf dem Gesicht...
So hatte er auch immer bei Lektionen vor mir gestanden. Komplett in schwarz gekleidet und mit der Ruhe eines Mannes, der wusste, dass ich ihm ausgeliefert war. Die gleiche Ledermontur. Der gleiche Mantel um die Schultern.

Aber die Dinge hatten sich geändert. Ich war nicht mehr seine rechte Hand. Ich war immun gegen Magie. Ich hatte mich von ihm losgesagt. 
Das musste ich mir immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen, andernfalls würde die Panik mich überrollen. Sie war eine tosende Welle, die gegen einen Damm schlug. Ich wusste nur nicht wie lange der Damm halten würde.

Allstair lachte leise und setzte sich in Bewegung. Auch ich machte wachsam einen Schritt vor dem anderen, sodass wir uns langsam umkreisten.

„Das letzte Mal ging nicht gut für dich aus."

Erinnerungen an Schmerzen, Blut und Dunkelheit durchzuckten mich. Aus Verzweiflung heraus hatte ich einmal versucht ihn zu töten.
Die Stunden danach waren nur ein Wirrwarr aus Schreien und Pein. Ich glaubte, ich war nicht mal die ganze Zeit bei Bewusstsein gewesen.

Ich stolperte, fing mich und blockte die Bilder aus. Allstair lächelte genugtuend.

„Lass es bleiben", sagte er, „Du kannst das hier nicht gewinnen. Dafür bist du zu sehr in Erinnerungen versunken. Du bist zu schwach."
Seine Worte verunsicherten mich mehr, als ich zugeben wollte. Diese ruhige, eindringliche Stimme hatte ich so oft gehört, dass sie wie ein Vorschlaghammer in meinen Geist krachte.

Liebe macht schwach.
Du bist nichts.
Du brauchst niemanden.
Du gehörst mir.

„Was willst du mir auch schon entgegensetzen? Ich bin mit einem Gott verbunden. Ich habe eine Armee von Infizierten."
Er sah mich langsam von oben bis unten an. Ein Blick der mir wie Eis über die Haut fuhr.
„Du bist nichts, Nemesis. Nichts, außer dem, zu dem ich dich gemacht habe. Alles, was du kannst und bist, ist wegen mir. Die Schöpfung wird ihrem Schöpfer niemals überlegen sein. Also gib es auf."

Seine Worte drangen tief. Tiefer als sie es sollten, denn irgendwo hatte er recht. Dass ich mit dem Schwert beinahe unschlagbar war, war wegen seinem Training. Dass ich alles aushielt, was mir an Schmerzen und Unannehmlichkeiten begegnete, ertrug ich, weil er mir schlimmeres angetan hatte.
Der König hatte mich geschliffen und geformt. Hatte mich gestählt.

Aber der Sturm war in mir, erfüllte mein ganzes Sein. Ich ließ die Wut alles aufsaugen, was an Verzweiflung in mir entstand. Es gab kein Morgen. Es gab nur jetzt und meinen Zorn.

„Niemals", flüsterte ich, aber er hörte es trotzdem.

Ich sprintete los, wirbelte Staub auf und hinterließ einen kleinen Riss im Stein, so viel Kraft lag in meiner Bewegung.
Aber Allstair war ebenso schnell und hatte sein Schwert in dem Moment gezogen, in dem ich in seiner Reichweite war.

Funken sprühten, als Schwarzstahl auf Schwarstahl traf und der Knall halte durch die ganze Schlucht. Falls meine Freunde darauf reagierten, konnte ich es hinter den Infizierten nicht sehen, aber ich war sowieso auf den König fixiert.

Wir sprangen auseinander und kreuzen erneut die Schwerter. Ein wilder Schlagabtausch entstand, so schnell, dass wir für Außenstehende verschwimmen mussten.

Mein Herz donnerte bei jedem Atemzug und obgleich ich den Blick niemals von Allstair abwandte, hätte ich am liebsten die Augen geschlossen um nicht zu sehen, wie nah wir uns jedes Mal kamen.

Die Erinnerungen waren da, lauerten wir eine dunkle Wolke über uns und ich wusste, sobald ich auch nur eine Sekunde abgelenkt war, würden sie mich einholen.

Der König hatte schon länger nicht mehr gekämpft - schliesslich hatte ich die ganze Drecksarbeit für ihn erledigt - aber er hatte mich trainiert. Er war ein herausragender Schwertkämpfer und kannte meine Muster, weil er sie mir gelehrt hatte. Unser Stil war quasi identisch, sodass jeder die Folgebewegung des anderen erraten konnte.

Mit wurde schlecht. Er kämpfte genauso wie ich. Ich kämpfte wie er. Eine Spiegelung, die mir nicht gefiel.

Wir wichen voneinander zurück und begannen wieder wie Raubtiere uns zu umkreisen.

„Sag mir, was wirst du tun, wenn deine Freunde das hier nicht überleben? Wenn du weißt, dass du sie hierhin gebracht hast?"
Er sah kurz zu den Infizierten, dann hatte er mich wieder im Blick. Im Hintergrund hörte ich wie ein paar Mutierte aus dem Kreis um uns ausbrachen und sich, wie ich vermutete, auf die anderen stürzten.
„Vor allem ein gewisser Prinz."

Ich reagierte nicht, zuckte nicht mal mit der Wimper. Wohl wissend, dass Allstair auf jede Regung horchte.

Trotzdem konnte ich nichts daran hindern, dass ich an meinen Traum denken musste, in dem Drystan gestorben war. Und der, in dem er mich getötet hatte.

„Aber dich werde ich nicht töten", versprach Allstair, „Nein, du wirst schön dabei zusehen, wie ich sie ausweide. Ihr Blut wird dir vor die Füße tropfen und es gibt nichts was du tun kannst. Und dann wenn ich mit ihnen fertig bin und jegliche ‚Liebe' "
Der König spuckte mir das Wort vor die Füße als wäre es Gift.
„Jegliche Liebe, die du glaubst erfahren zu haben vernichtet ist, dann erst wende ich mir dir zu."

Seine Rabenaugen blitzen und erst jetzt schimmerte der Zorn durch, den ich schon die ganze Zeit in ihm gespürt hatte.
„Dann wirst du ein für alle mal lernen, wo dein Platz ist. Und du wirst dich mir nie. Wieder. Widersetzen."

Es bildete sich ein Ball zuckender, schwarzen Magie in seiner Hand, der mit jedem Wort wuchs, bis er die Größe meines Kopf angenommen hatte.

Wortlos packte ich mein Schwert und Klinge fester und sah Allstair direkt in die Augen. Wich keinen Schritt zurück, trotz der Macht, die er dort zentrierte. Mein Sturm war da, sobald ich ihn brauchte und Magie konnte mir nichts anhaben.

„Mein Platz ist über dir, wenn du um Gnade bettelst", sagte ich fest. Ich sah ihm direkt ins Gesicht, kuschte nicht, machte mich nicht klein. Eher straffte ich die Schultern und reckte das Kinn.

Er führe mich nicht mehr. Er war verdammt nochmal nicht mehr mein König.

Sein Blick wurde tödlich und er schoss den Ball mit einer schnellen, präzisen Bewegung auf mich. Er war zu schnell, um ihm auszuweichen, aber ich kreuzte meine Schwerter vor meinem Körper und rief meinen Sturm.

Krachend zersplitterte die Magie und ihre Scherben verloren sich um mich herum in der Luft.

Allstairs Kiefer wurde hart und er schickte den nächsten Ball. Als ich auch den abwehrte, hagelte eine ganze Salve an schwarzen, zuckenden Kugeln auf mich nieder.
Ich dachte kaum nach, reagierte innerhalb von Millisekunden und zerstörte einen nach dem anderen.

Die Infizierten wurden unruhig und der ein oder andere fauchte in meine Richtung. Kurz warf ich ihnen einen Blick zu, aber die größere Bedrohung war definitiv Allstair.

Als keine weiteren Bälle mehr kamen, senkte ich meine Schwerter ein Stück mit denen ich jedes Geschoss durchtrennt hatte. Allstair stand mit geballten Fäusten da und seine Augen begannen violett zu glühen.
„Na schön. Lassen wir die Taschenspielertricks."

Rauch bildete sich zu seinen Füßen, verdichtete sich und formte sich zu peitschenden Tentakeln. Es waren zehn an der Zahl, die alle gleichzeitig auf mich zu schossen.
Und zwar schnell.

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