Das gekaperte Herz

By Bobby_Andrews

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⭐️ HONOURABLE MENTION ONC 2024 ⭐️ |ABENTEUER| Hannah Morgan ist clever, furchtlos und die wahrscheinlich jüng... More

Was hier entsteht
Widmung
Prolog
1 | Mahaifa - Zuflucht der Free
2 | An Board der Wavedancer
3 | Doppelter Verrat auf der Sturmwind
4 | Aarochelle - Insel der Vesthalien
5 | Celestiale Couture
6 | Der erste Hinweis
8 | Grünwald
9 | Im Dschungel
10 | Der geheime Tempel
11 | In der Bucht
12 | Serenity Bay
13 | Ein Sturm zieht auf
14 | Kampf der Titanen
15 | Der Bienenkönig
16 | Die wandelnde Insel
17 | Der Schatz
Epilog
Nachwort

7 | Aufbruch

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By Bobby_Andrews

»Ronan! Yan! Rückzug!« Die Stimme ihrer Freundin ließ Diyanne zusammenfahren und kurz vergessen, welche Gedanken sich gerade begonnen hatten, in ihrem Kopf auszubreiten.

»Oh nein, ich ahne Schlimmes!«, murmelte sie und eilte an die Reling des Schiffes. In nicht allzu weiter Entfernung sah sie Hannah und Darrel, die den Steg entlang auf sie zu rannten. Hannah war schwer damit beschäftigt, ihr langes Kleid mit den Händen zu raffen, damit sie schneller laufen konnte. Und auch Darrel schien mit den Absätzen seiner ledernen Stiefel Schwierigkeiten beim Laufen zu haben. Alle paar Meter stolperte er über seine eigenen Füße.

»Anker lichten, Segel setzen!«, brüllte Yan mit donnernder Stimme über das Deck. Die Matrosen, die sich zum Glück nur auf einen kurzen Halt eingestellt hatten, eilten wie flinke Ameisen aus dem Innenraum des Schiffes an Deck und begannen emsig damit, die Takelage klarzumachen und mit geschickten Händen die Segel zu hissen.

»My Lady«, hauchte Ronan in dem Gewusel der Rothaarigen zu und nahm ihre Hand in seine. »Es war mir ein Vergnügen. Doch es scheint, als müsse ich ebenso unser Schiff startklar machen.«

»Danke für den schönen Ausflug«, lächelte Diyanne glücklich und sah Ronan etwas wehmütig hinterher, als dieser sich auf die Sturmwind begab.

Der Wind blähte bereits die Segel, als Hannah in letzter Sekunde an die Strickleiter an der Backbordseite sprang und trotz des langen Stoffes ihrer Robe flink an ihr emporkletterte. Oben angekommen, registrierte Yan ein breites Lächeln und einen leichten Rotschimmer auf Hannahs Wangen.

»Was habt ihr zwei nur wieder angestellt?«, tadelte sie, als die Wachen aus der Stadt den Steg auf sie zu gerannt kamen und wütend mit ihren Waffen fuchtelten. Doch die Schiffe waren bereits auf dem Weg aus dem Hafen.

»Nichts Schlimmes«, lachte Hannah und fuhr sich mit den Fingern durch die braunen Locken. Dem verlorenen Hut trauerte sie kaum noch hinterher. »Wir waren lediglich ein paar Besorgungen machen.«

»Ja, das sehe ich«, meinte sie kopfschüttelnd, als sie einen Blick auf das Schiff neben ihnen warf, das nun begann, langsam an ihnen vorbeizuziehen. Darrel stand bereits am Steuerrad und sie musste zugeben, dass die neue »Besorgung« ihm außerordentlich gut stand. Der wie maßgeschneiderte Anzug machte einen echten Edelmann aus ihm.

Auch Hannahs Blick wanderte zu Darrel hinüber, der sich in diesem Moment zu ihr umdrehte. Ihre Augen trafen sich. Für einen kurzen Moment schien die Welt um sie herum stillzustehen, während die beiden sich in stummem Einverständnis angrinsten. Obwohl sie als Gegner zu dieser Reise aufgebrochen waren, hatte dieses gemeinsame Abenteuer ihnen beiden dennoch viel Spaß gemacht. Ein kurzes Aufblitzen von Vertrautheit und Zuneigung lag in ihren Blicken, bevor sie sich wieder der Realität zuwandten.

Der Schatz, den sie gestohlen hatte, befand sich noch immer in Hannahs Hand, doch sie spürte, dass es mehr damit auf sich haben musste, als auf den ersten Blick ersichtlich war. Und sie würde sein Rätsel ganz ohne Darrel lüften!

»Los. Erzähl! Was ist passiert?« Yan konnte die Fragen nicht mehr zurückhalten, als sie hinter der Sturmtänzer aufs weite Meer hinausfuhren. Hannah stand am Steuer und sah zufrieden zu, wie der Wind in ihre braunen Locken blies und wild durcheinanderwirbelte.

»Darrel und ich sind den Berg hochgestiegen und haben uns dort mit einem reichen Geschäftsmann getroffen«, begann Hannah zu erzählen. »Darrel gab vor, dass wir verlobt seien und dass er nun ein passendes Geschenk für unsere Hochzeit brauche. Zuerst war der Mann skeptisch, doch dann konnte unser Casanova ihn davon überzeugen, dass eine Frau wie ich etwas ganz Besonderes verdient hätte und ein einfacher Ring nicht ausreichen würde. Man hätte uns erzählt, dass man solch eine Kostbarkeit am ehesten in seinen Schätzen finden würde. Und Darrel prahlte geradezu, dass er dafür auch bereit wäre, ihn sehr großzügig dafür zu entlohnen.«

»Lass mich raten. Diese Schmeichelei ging bei dir natürlich runter wie Rum«, gluckste Yan amüsiert.
»Natürlich« grinste Hannah. »Wer hört nicht gerne eine Wahrheit über sich, die er schon kennt?« Die Frauen lachten, dann wurde Hannah wieder ernst. »Um zum Punkt zu kommen«, meinte sie, »Während Darrel den Herren ablenkte, ging ich durch das Zimmer und hielt nach etwas Ausschau, das Darrel mir auf der Karte gezeigt hatte. Eine runde Scheibe mit vier Strichen in jeder Himmelrichtung und einem Kreuz in der Mitte. Und plötzlich stach mir etwas wie ein Säbel ins Auge.«

»Komm schon, lass mich nicht länger warten! Was hast du da gefunden?«, drängte Yan gespannt.
»Hier, schau selbst!«, antwortete Hannah geheimnisvoll und zog einen glänzenden, goldenen Gegenstand aus ihrer Tasche, der im Sonnenlicht funkelte.
»Ein Kompass?«, entgegnete Diane mit einem skeptischen Lächeln.
»Fast« erwiderte Hannah mit einem verschmitzten Lächeln und drehte den Gegenstand in ihrer Hand. «Es ist ein defekter Kompass.« Yan seufzte enttäuscht.

»Wow. Das ist der unspektakulärste Schatz, von dem ich je gehört habe... Wie kommst du darauf, dass gerade dieser Kompass das ist, wonach wir suchen?«

»Schau mal genauer hin«, forderte Hannah Yan auf und reichte ihr den Kompass. Die Rothaarige betrachtete das glänzende Instrument aufmerksam, während Hannah erklärte: »Zuerst denkt man, es sei ein gewöhnlicher Navigationskompass. Aber schau genauer, wohin die Nadel zeigt! Die Himmelsrichtungen sind nur zart angedeutet und wenn man ihn dreht, zeigt sie nicht gen Norden, sondern... woandershin.«

»Was soll das bedeuten?« Yan war verwirrt. »Wenn er nicht mal den Norden anzeigt, was ist er dann wert?«

»Hier«, erwiderte Hannah geheimnisvoll und zeigte auf eine Stelle am Rand. «Bemerkst du den besonderen Strich?«

Yan betrachtete den Kompass erneut. »Aye! Tatsächlich! Einer der Striche bildet ein kleines Kreuz. Eine feine Linie durchzieht es waagerecht.« Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als ihr einfiel, dass dieses winzige Kreuz ihr bekannt vorkam – es war auf ihrem Teil der Schatzkarte.

»Das ist ein verborgener Kompass«, flüsterte Yan, ihre Augen weiteten sich vor Erkenntnis. »Er offenbart sein Geheimnis nur mit der passenden Karte!«

»Genau!«, strahlte Hannah. »Und jetzt ratet mal, was ich noch ergattert habe.«

»Keine Ahnung, lass mich nicht im Dunkeln tappen.«

»Hier kommt's«, sagte Hannah, ihr Lächeln wurde schelmisch breiter. »Es ist etwas, das jetzt im Besitz des selbstgefälligsten Kerls der Welt ist. Er denkt tatsächlich, er hätte es mir heimlich entwendet, als wir und kurz in einer Nische verstecken mussten. Und es ist genau das, was er erwartet hat.«

»Ein Amulett?« Ronan drehte den Schatz, den Darrel von Hannah auf der Flucht vor den Wachen des Edelmannes gestohlen hatte, in seinen großen Händen. »Das sieht mir aber nicht sehr spektakulär aus. Was kann es?« Darrel zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung, warum Hannah es mitgenommen hat. Ich war damit beschäftigt, den Mann und die Wachen abzulenken, als sie mir plötzlich ein Zeichen gab und wir Hals über Kopf flohen. Ich wollte sie noch fragen, was sie mitgenommen hat, als uns von unten schon die Wachen entgegenkamen, die der Ladenbesitzer alarmiert hatte. Ich bin froh, dass wir uns auf der Flucht nach unten nicht alle Gliedmaßen gebrochen haben. Diese Schuhe waren ein absoluter Fehlklau.«

»Steht dir aber sehr gut, das Ensemble«, nickte Ronan anerkennend.
»Danke«, erwiderte Darrel mit einem schelmischen Grinsen. »Bei der Wahl der Robe hat Hannah definitiv ein gutes Gespür. Hoffen wir nur, dass sie bei der Auswahl dieses Schatzes ebenfalls ins Schwarze getroffen hat.«

»Das Schmuckstück ist auf jeden Fall ein Blickfang«, stimmte Ronan zu und öffnete behutsam die Klappe des Anhängers.
»Und, was verbirgt sich darin?«, fragte Darrel gespannt. Die Freude darüber, dass er seiner Konkurrentin das Amulett unbemerkt hatte entwenden können, durchströmte ihn weiterhin euphorisch. Nicht ohne Grund war er als meisterhafter Dieb bekannt.
»Nur eine Gravur«, antwortete Ronan etwas enttäuscht. »Ob sie wohl eine Bedeutung hat?«

»Das müssen wir nun herausfinden«, erwiderte Darrel mit einem breiten Grinsen. Er warf einen kurzen Blick zurück auf die Wavedancer, die mittlerweile deutlich zurückgefallen war. Das Schiff war sogar langsamer als er gedacht hatte. Es schien nicht einmal die vorteilhafte Fahrrinne der Sturmwind zu nutzen, um ihnen zu folgen. Plötzlich wurde Darrel stutzig. Er griff nach dem Fernrohr und beobachtete, wie die Wavedancer plötzlich einen völlig anderen Kurs einschlug. Dann dämmerte es ihm.

»Zum Donnerdrummel!«, entfuhr es ihm. »Die haben uns hinters Licht geführt!«

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