wild (bxb)

By Cupid42hearts

228K 14.3K 1.3K

Marlon versucht ein ganz normaler Junge zu sein und ein ganz normales Leben zu führen. Er lebt bei seiner Ta... More

*Vorwort*
*(1) Ein Blick*
*(2) Schwachstelle*
*(3) Lächeln*
*(4) Abweisung*
*(5) Maske*
*(6) Fühlen*
*(7) Herausforderung*
*(8) Schreie*
*(9) Lästern*
*(10) Zuhause*
*(11) Hand*
*(12) Augen*
*(13) Verletzt*
*(14) Kontrolle*
*(15) Keine Erklärung*
*(16) Weitermachen*
*(17) Unmenschlich*
*(18) Reden*
*(19) Seiten*
*(20) Herzschläge*
*(21) Farben*
*(22) Gerechtigkeit*
*(23) Aufwachen*
*(24) Abgefuckt*
*(25) Zuhause*
*(26) Rätsel*
*(27) Ausnahme*
*(28) Frust*
*(29) Schlamm*
*(30) Lady und Lord*
*(31) Angriff*
*(32) Blut*
*(33) Gefühle*
*(34) Bleiben*
*(35) Illusion*
*(36) Verwandlung*
*(38) Liebe*
*(39) - D*
*(40) Turteltauben*
*(41) Öffentlich*
*(42) Duft*
*(43) Allein zuhause*
*(44) Biest*
*(45) Urteil*
*(46) Sinn*
*(47) Ohne ihn*
*(49) Gefahr*
*(50) - D*
*(51) Davonlaufen*
*(52) Auslösen*
*(53) Mühe*
*(54) Unerwartet*
*(55) Party*
*(56) Hier bei mir*
*(57) Probleme*
*(58) Bleiben*
*(59) Reden*
*(60) Vereint*
*(61) Ärger*
*(62) Vergangenheit*
*(63) Besuch*
*(64) Gesundheit*
*(65) Provokation*
*(66) Auftritt*
*(67) Lecker*
*(68)-D*
*(69)-D*
*(70)-D*
*(71)-D*
*(72)-D*
*(73) Aufwachen*
*(74) Wissen*
*(75) Gebrochen*
*(76) Kälte*
*(77) Zurück*
*(78) Flucht*
*(79) Schuld*
*(80) Ignoranz*
*(81) Symptome*
*(82) Besuch*
*(83) Schnell*
*(84) Klartext*
*(85) Entscheidung*
*(86) Mächtig*
*(87) Gewinnen*
*(88) Kategorien*

*(37) Beschützen*

352 30 0
By Cupid42hearts

Du würdest immer wieder sterben, wenn es bedeutet, ihn zu schützen.

~~~

Ich saß bestimmt eine Stunde auf der Lichtung. Das einzige, was in der Zeit passierte, war, dass ich an Damians Handy Tetris spielte und sein Ranking ruinierte.

Mir war nicht klar gewesen, wie gut er in diesem Spiel war, bis ich dabei zusah, wie seine Werte durch meine Leistung nach unten gingen. Er würde mich hassen, wenn es ihm auffiel. Falls es ihm auffiel. Falls er jemals wieder sein Handy in der Hand halten und Tetris spielen würde.

Er war noch nicht zurückgekommen. Entweder er versuchte noch immer, sich zu verwandeln oder er hatte es bereits geschafft und erinnerte sich nicht mehr an die Abmachung, dass er mich finden würde.

Beide Optionen klangen beschissen. Ich hoffte nur, am Ende des Tages würde er zu mir kommen. Ob als Mensch oder Schmusekatze oder Einhorn. Hauptsache er kam zurück.

Da ich seinen Akku nicht leerspielen wollte, gab ich meine Versuche, sein Ranking zu retten, irgendwann auf.

Ich stand auf und lief ein paar Meter über die Lichtung, schaute mir die Bäume an, die Büsche und den Weg in den Wald.

Alles beim Alten. Nichts hatte sich verändert. Wahrscheinlich würde sich auch nichts verändern. Dachte ich.

Im ersten Moment, als ich ein Rascheln hörte, glaube ich, es sei der Wind.

Im zweiten, galt mein Gedanke Damian. Dass er es geschafft hatte und hergekommen war, wie vereinbart.

Im dritten, als ich das Tier erkannte, gefror mir mein Blut in den Adern. Es war ganz anders als Damian gegenüber zu stehen.

Instinktiv machte ich ein paar Schritte zurück. Der Wolf lief mir hinterher. Er hatte den Kopf unten und fixierte mich mit dem Blick.

Ein Knurren hinter mir ließ meine Füße an den Boden gefrieren.

Ich schaute mich um und erkannte vier weitere Wölfe. Einer von ihnen war größer als die anderen. Während diese im Kreis um mich herum stehenblieben, lief der Größte weiter auf mich zu.

Es gab seit Jahren Berichte über einzelne Wölfe in Städten der Umgebung, aber ich hatte mich nie dafür interessiert. Meine Tante hatte damals, als die ersten Nachrichten dazu gekommen waren, gesagt, dass Wölfe Menschen normalerweise aus dem Weg gingen und Begegnungen vermieden. Wenn sie in die Nähe von Städten oder Dörfer kamen, dann nur, weil sie in ihren Gebieten nichts mehr zu fressen fanden. Es waren keine bösen Tiere. Sie wollten nur überleben.

Das Bild, das sie damals gezeichnet hatte, widersprach den Wölfen, die mir hier gerade gegenüberstanden, in allem. Von Vermeiden waren wir hier weit entfernt. Die waren ganz klar auf Konfrontation aus. Und ich hatte nichts, womit ich mich verteidigen konnte.

Das Beste, was mir einfiel, war dem Aggressivsten von ihnen in die Augen zu sehen und langsam die Arme zu heben, um ihm zu zeigen, dass ich größer war als er. Wenn ich Glück hatte, glaubte er so, ein Kampf gegen mich wäre aussichtslos und würde sich zurückziehen.

Viel wahrscheinlicher jedoch war, dass meine Größe ihm an seinem haarigen Arsch vorbeiging. Er und seine Kumpels waren in der Überzahl. Zu fünft konnten sie sicher auch einen Bären erlegen.

Unser Aufeinandertreffen kam ungefähr dem einer Giraffe mit einem Löwenrudel gleich. Nur, dass ich mich nicht dazu bringen konnte, wegzurennen.

Es war ein Fehler gewesen, heute überhaupt das Haus verlassen zu haben. Damian und ich könnten gerade im Bett liegen und uns darüber streiten, welche Musik wir beim Kuscheln hören wollten, uns gegenseitig anzanken, beleidigen und durch Küsse versöhnen.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, in der ich diesem Wolf in die Augen sah und darauf wartete, dass einer von ihnen nach mir schnappte. Womöglich warteten sie auch bloß auf das Kommando, es gleichzeitig zu tun.

Obwohl ich nicht alle von ihnen im Blick hatte, wusste ich, dass sie ihren Kreis um mich enger schlossen. Das Knurren und Fletschen kam aus allen Richtung.

Meine Beine zitterten so sehr, dass ich mit einbildete, der Boden bebte unter mir.

Ich gewöhnte mich so plötzlich an meine Panik, an die schiere Gewissheit, dass mein Leben jetzt und hier vorbei war, dass es mich kaum überraschte, aus dem Augenwinkel einen Wolf auf mich zuspringen zu sehen.

Ich versuchte, ihm auszuweichen, aber er begrub mich unter sich. Seine Vorderpfoten standen auf meiner Brust, seine Hinterpfoten neben meinem Körper.

Er fletschte die Zähne. Aber damit richtete er sich nicht an mich. Stattdessen fixierte er den größten der anderen Wölfe und knurrte ihn an.

Mein Versuch zu atmen, veranlasste ihn dazu, seine Pfoten über meinen Schultern neben meinem Kopf abzustellen, eine links und eine rechts. Ich konnte nicht sagen wieso, aber ich war mir sicher, dass es Damian war. Es musste Damian sein.

Ein Schluchzen voller Erleichterung und Furcht brach aus meiner Kehle heraus. Jetzt steckten wir zusammen in der Scheiße.

Eine Sekunde später sprang ein Wolf Damian von der Seite an und riss ihn damit von mir.

Damian und er rollten sich auf dem Boden, schnappten nacheinander und versuchten, den jeweils anderen unter sich zu begraben.

Einer der anderen Wölfe stieß dazu. Dann ein zweiter. Und ein dritter.

Ich hörte mich Damians Namen schreien, spürte, wie mein Körper sich aufrappelte und völlig hirnlos auf den Haufen aus kämpfenden Wölfen zurannte.

Ein lautes Heulen brachte für eine Sekunde alles zum Stillstand.

Die Wölfe schälten sich von Damian und liefen mit gesenktem Haupt zur Seite.

Damian rappelte sich auf, hechelte und schleppte sich zu mir. Er hatte mehrere Kratzer im Gesicht und Bisse am ganzen Körper.

Aber damit war es nicht getan. Damian wusste das besser als ich. Er wagte es für keinen Moment, darüber nachzudenken, ob und wie er verletzt war. Alles, was er wollte, war sich zwischen mich und den größten Wolf zu stellen. Die Gefahr.

Sobald er das geschafft hatte, ließ der Wolf ein tiefes Knurren los. Es klang wie eine Warnung.

Damian knurrte zurück.

Bevor ich auch nur ansatzweise in der Lage war, ihre Körpersprache zu deuten, sprangen sie bereits aufeinander zu und rissen sich zu Boden.

Sie wälzten sich darauf dem kalten Dreck, schlugen mit den Krallen aus und bissen nach einander.

Ein markerschütterndes Jaulen hallte durch den Wald. Es war das schlimmste Geräusch, das ich jemals gehört hatte.

Ich sah mehr Blut als Fell an Damians Körper. Und trotzdem schaffte er es noch irgendwie herumzutaumeln und sich zwischen mich und den Wolf zu stellen.

Auch der Wolf war verletzt. Damian hatte ihm das Auge aufgekratzt und ihm eine klaffende Wunde an der Hinterpfote zugefügt.

Er humpelte, aber schaffte es dennoch, anmutig zu sein, als er sich über Damian aufbaute und ihn anknurrte.

Damian war kleiner als er, wusste, dass er im Kampf keine Chance hatte und spätestens dann verlieren würde, wenn die anderen Wölfe einschritten. Dennoch stand er vor mir wie ein stählernes Schild und knurrte zurück.

Der größte Wolf knurrte ein Kommando.

Ich glaubte, das wäre er: der Moment, in dem meine Zukunft als Wolfskot feststand.

Wieder stellte sich meine Annahme als falsch heraus.

Die Wölfe zogen sich zurück. Sie würdigten uns keines Blickes, als sie an uns vorbeiliefen.

Damian umrundete mich, mit wachsamem Blick.

Der größte der Wölfe wartete, bis sein Rudel in der Richtung, die er angewiesen hatte, verschwunden war, um sich ebenfalls zurückzuziehen.

Damian knurrte ihn ein letztes Mal an, fast so als wolle er klarstellen, dass er das letzte Wort gehabt hatte. Der Wolf schnaubte bloß, drehte sich um und trabte davon.

Sobald wir die einzigen auf der Lichtung waren, brachen Damians Beine unter ihm weg und er fiel vor mir in den Dreck.

Er versuchte sofort, sich aufzurichten, aber jedes seiner Beine schien ihm wehzutun. Schließlich blieb er mit meinem schmerzerfüllten Wimmern liegen und schaute aus großen traurigen Augen zu mir hoch.

Ich kniete mich zu ihm, streckte meine Hand nach ihm aus, aber wusste nicht, ob ich eine Stelle finden konnte, an der nicht verletzt war. Er war voller Blut. Manche seiner Wunden waren so tief, dass ich die Knochen darunter erahnen konnte.

Schon bevor mir klar wurde, dass Damian das unmöglich überleben konnte, tropften mir die Tränen von den Wangen.

„Damian." Ich machte mich ganz klein, legte meine Nase an seine und schaute ihm in die Augen.

Er wimmerte und schlug mit den Beinen aus.

„Ich weiß", behauptete ich. Ich wusste, dass er Schmerzen hatte. Dabei konnte ich gar nicht beginnen, mir vorzustellen, wie sehr.

Sein Ohr war halb abgebissen, aber das Fell an seiner Schnauze schien noch heil zu sein. Ich streichelte darüber, die einzige Stelle, von der ich mir sicher sein konnte, dass ich dadurch nicht alles noch schlimmer machte.

Wir wussten, dass er heilte, wenn er verletzt war und sich verwandelte. Was passierte, wenn er verwandelt war und sich währenddessen verletzte, war mir ein Rätsel.

Das letzte bisschen Verstand, das ich zusammenkratzen konnte, erinnerte mich daran, dass ich nach Hilfe rufen konnte. Meine Tante war Tierärztin, verdammt! Sie war Damians beste Chance, seine Verletzungen zu überleben.

Mit einer Hand an seiner Schnauze, um ihn weiter zu streicheln, tastete ich nach meinem Handy. Zitternd entsperrte ich es und suchte den Kontakt meiner Tante.

Es war mir egal, dass ich eine verdammt gute Erklärung brauchen würde. Wichtig war in dem Moment nur, dass Damian versorgt wurde.

Ich hielt mir das Handy ans Ohr.

Sofort ertönte ein Piepen.

Ich schaute auf den Bildschirm.

Kein Empfang.

Ein bitteres Lachen brach aus meiner Kehle. Es wurde abgelöst von einem verzweifelten Schluchzen.

„Du wirst wieder", log ich. „Wir müssen nur etwas näher zur Stadt. Dann kann ich Hilfe rufen."

Ich schob mein Handy zurück in meine Hosentasche, und versuchte, Damian in meine Arme zu ziehen. Er jaulte schmerzerfüllt, strampelte aus meinem Griff und kauerte sich auf dem Boden zusammen.

„Wir müssen näher zu Stadt", wiederholte ich unter Tränen, so als müsste ich ihn bloß davon überzeugen, damit er keine Schmerzen mehr hatte.

Ich versuchte nochmal, ihn hochzuheben, aber wieder wehrte er sich.

„Was soll ich denn machen?!", schrie ich ihn an. „Ich kann dir nicht helfen! Ich muss Hilfe rufen! Und ich werde dich nicht alleine hier liegen lassen!"

Ich hasste mich dafür, nochmal nach ihm zu greifen. Hasste mich dafür, dass sein Leben zu retten in diesem Moment bedeutete, ihm noch mehr wehtun zu müssen.

Damian trat mir in den Bauch. Ich ließ ihn fallen, bevor ich ihn überhaupt richtig in den Armen hatte und brüllte meinen Frust in den Wald.

Es endete in wildem Schluchzen, Fluchen und weiteren Tränen.

„Ich kann dir nicht helfen", weinte ich.

Statt wieder zu versuchen, ihn hochzuheben, kauerte ich mich zu ihm an den Boden und schaute in seine bernsteinfarbenen Augen.

Seine Mimik war vor Schmerz verzogen. Er wimmerte leise und legte seinen Kopf näher zu mir.

„Wieso bist du nicht einfach gegangen? Du kannst nicht ernsthaft geglaubt haben, du hättest keine Chance gegen die."

Nein. Das hatte er nicht. Selbst jemand mit einem Ego wie seinem wusste, dass ein Kampf gegen ein Wolfsrudel seinen Tod bedeutete.

Wenn ich genauso schwer verletzt wäre wie er, ja wenn ich nur einen einzigen Kratzer hätte, fiele es mir womöglich leichter, mich damit abzufinden, was passiert war. Mich damit abzufinden, dass Damian sterben würde. Es war grausam, körperlich unversehrt zu sein und innerlich von seinem Anblick in Fetzen gerissen zu werden.

„Du kannst nicht sterben", machte ich ihm klar, strich hektisch meine Tränen weg, als würde das meine Forderung weniger lächerlich machen. „Du wirst nicht sterben. Ich lasse dich nicht. Selbst, wenn ich vollkommen verrückt werden muss, um dich am Leben zu halten."


Continue Reading

You'll Also Like

77.3K 4.3K 23
Haremstanz-Trilogie Band II Lilitha findet sich in den Kerkern wieder, doch auch wenn sie nicht mehr lange dort verweilt, nehmen die Gefahren kein En...
475K 17.6K 68
„Mein König wir haben dieses Mädchen im Wald gefunden." mit diesen Worten verbeugten sich meine Entführer. Mein Blick war immer noch auf den Boden ge...
405K 15.6K 22
Beste Freunde. Kennen sich seit dem Kindergarten. Sind jedoch völlig unterschiedlich. Vom Charakter, vom Aussehen und von den Gefühlen. Wird sich all...
177K 5.1K 56
(Wird gerade überarbeitet) 1. Teil: Mein Mobber und ich 2. Teil: Kraft der Liebe Nicolas ist verliebt. Aber leider ist sein heimlicher Schwarm Fabian...