Holy Shit | ✓

By crazytastyhazel

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𝐒𝐜𝐡𝐰𝐚𝐫𝐳𝐞𝐬 𝐒𝐜𝐡𝐚𝐟 𝐭𝐫𝐢𝐟𝐟𝐭 𝐇𝐢𝐫𝐭𝐞 - 𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐦𝐚𝐧 𝐬𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐚... More

Prolog | Johannes 3:11
1. Kapitel | Wie war das nochmal mit den Zeigern? (Archie)
2. Kapitel | Korinther 4:18 (Matteo)
3. Kapitel | Thessalonicher 5:15 (Matteo)
4. Kapitel | Was kriegt man nochmal von Softeis? (Archie)
5. Kapitel | Jesaja 41:10 (Matteo)
6. Kapitel | Wem gehört eigentlich dieser Revolver? (Archie)
7. Kapitel | Lukas 8:16 (Matteo)
8. Kapitel | Mose 1:12 (Matteo)
10. Kapitel | Sprüche 12:16 (Matteo)
11. Kapitel | Wie trinkt man Espresso mit einem Zahnstocher im Mund? (Archie)
12. Kapitel | Johannes 16:22 (Matteo)
13. Wie hießen diese gelben Kirschen nochmal? (Archie)
14. Kapitel | Korinther 9:7 (Matteo)
15. Kapitel | Was darf so ein Pfarrer eigentlich? (Archie)
16. Kapitel | Matthäus 6:26 (Matteo)
17. Kapitel | Warum bin ich eigentlich so ein Arschloch? (Archie)
18. Kapitel | Epheser 4:26 (Matteo)
19. Kapitel | Wo wachsen eigentlich Melonen? (Archie)
20. Kapitel | Sprüche 3:13 (Matteo)
21. Kapitel | Es kann in meinem Kopf auch leise sein? (Archie)
22. Kapitel | Psalm 19:15 (Matteo)
23. Kapitel | Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Gedanken habe (Archie)
24. Kapitel | Schon wieder eine Beerdigung (Archie)
25. Kapitel | Hebräer 13:1-2 (Matteo)
26. Kapitel | Korinther 10:31 (Matteo)
27. Kapitel | So viel hab ich noch nie geredet (Archie)
28. Kapitel | Matthäus 6:34 (Matteo)
29. Kapitel | Irgendwas ist komisch (Archie)
30. Kapitel | Jakobus 3:16 (Matteo)
31. Kapitel | Die Lage ist verdammt ernst (Archie)
32. Kapitel | Psalm 143:8 (Matteo)
Epilog | Ich hab einfach den besten Job der Welt (Archie)

9. Kapitel | Psalm 112:5 (Matteo)

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By crazytastyhazel


Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist.

»Das sind Mirabellen.« Ich stehe auf und gehe zu dem Baum, auf den Archie zeigt. »Einige sind auch schon reif. Die Gelben kann man bedenkenlos essen.«

Er folgt mir, streckt seinen langen Arm aus und pflückt zwei der gelben Beeren mühelos mit einer Hand ab. »Sind da Kerne drin?«

Nickend nehme ich ihm eine ab und ziehe die Frucht vorsichtig auseinander, um ihm den Kern zu zeigen. »Ja, sie sind eher wie Pflaumen als Kirschen, finde ich. Recht süß, aber manchmal auch mit unerwarteten Bewohnern, darum schaue ich lieber nach.«

Archie tut es mir gleich, seine kräftigen Finger quetschen die kleine Frucht bei dem Versuch, das Fruchtfleisch auseinanderzuziehen.

Kurzerhand drücke ich ihm meine in die Hand und nehme ihm seine ab. »Siehst du?« Ich zeige ihm das Innere der zerdrückten Mirabelle, neben deren Kern sich eine dicke, weiße Made windet. »Die Made weiß auch, dass die lecker sind.«

Angewidert verzieht er das Gesicht, betrachtet die madenlose Frucht in seinen Fingern nochmal prüfend, ehe er vorsichtig davon abbeißt. »Lecker«, murmelt er kauend. »Aber jetzt hast du keine.«

Ich lege die Mirabelle samt Made neben dem Stamm des Baumes ab und zeige lächelnd nach oben. »Aber ich habe doch noch ganz viele. Ich kann jeden Tag Mirabellen essen.«

Er grinst breit und isst auch den Rest. »Aber du bist zu klein, du kommst gar nicht ran.«

Schmunzelnd verschränke ich die Arme vor der Brust. »Ich habe eine Leiter. Oder ich frage einfach jemanden, der größer ist, ob er mir helfen kann.«

Sein Blick wandert durch die Äste mit den Früchten über unseren Köpfen und kurzerhand pflückt er eine weitere der gelben Mirabellen ab, um sie mir anzubieten. »Hoffentlich ohne Made.«

»Und wenn schon.« Ich zucke mit den Schultern und ziehe gekonnt das Fruchtfleisch auseinander.

Madenfrei.

»Es ist genügend da. Für die Maden, für mich und für große Helfer.« Ich sehe ihn an, als ich mir das süße Obst in den Mund stecke. »Warum bist–«

Ehe ich meine Frage ausformulieren kann, zuckt Archie zusammen, greift sich an die hintere Tasche seiner schwarzen Hose und zieht ein vibrierendes Smartphone hervor. »Ja, Boss?« Seine Stimme klingt irgendwie tiefer, als er den Anruf entgegennimmt. Auch sein Gesicht hat wieder diesen grimmigen Ausdruck. »Bin unterwegs.«

Rasch schiebt er das Gerät zurück in seine Tasche und blickt sich suchend um.

Auch ohne Worte verstehe ich, dass sein Besuch mit diesem Anruf ein abruptes Ende gefunden hat und so führe ich ihn zu der Tür, durch die wir in den Garten gekommen sind, durch die Kirche und schließe den Eingang auf.

Ohne ein Wort des Abschieds schlüpft Archie durch die nicht länger knarrende Tür nach draußen und bewegt sich im Laufschritt die Straße herunter.

† † †

Was auch immer diese unerwarteten Begegnungen mit dem großen Mann bedeuten sollten, ab diesem Nachmittag sehe ich Archie nicht mehr.

Meine Wochen verlaufen nach dem üblichen Schema: Kurse in der Universität, Vorbereitungen der Gottesdienste, Gespräche mit Trauernden, mit Eltern, deren Kind getauft werden soll, mit zukünftigen Eheleuten.

Gerade die Letzteren bereiten Pastor Fulson immer besondere Freude, das merke ich ihm jedes Mal an. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass er seine Frau wirklich von ganzem Herzen liebt.

Es vergeht praktisch kein Vorgespräch mit den Paaren, in dem er nicht insbesondere den Mann bittet, darauf zu achten, seine Frau mindestens einmal am Tag zum Lachen zu bringen. Sei es durch eine kleine Überraschung, einen Witz oder eine liebevolle Geste.

Und es vergeht auch ebenfalls kein Gespräch, ohne dass er mir nicht hinterher nahelegt, mich unter Leute zu mischen, mal in ein Café oder ein Konzert zu gehen oder etwas anderes zu machen, was Menschen in meinem Alter eben so tun.

An den Samstagen bin ich mit meinem üblichen Einkaufswagen in Fairhill und vielleicht habe ich auch ein paar mehr Schokoriegel mit salzigem Karamell dabei.

Als ich bei Mr. Singh nach dem Rechten sehen will, ist die Tür verschlossen und im Inneren des kleinen Kiosks alles dunkel. Auf Grund von Krankheit auf unbestimmte Zeit geschlossen steht auf dem Zettel an der Scheibe und mich überkommt ein mulmiges Gefühl.

Weder Billy noch andere Leute aus der Straße, die ich regelmäßig besuche, können mir sagen, was genau mit Mr. Singh los ist.

Inzwischen ist fast ein Monat vergangen und die Mirabellen im Obstgarten hinter der Kirche sind so reif, dass die Früchte bereits bei einem herzhaften Schütteln des Baumes herunterfallen.

Irgendwie hätte ich das Archie gern gezeigt.

»Hey Matteo, hast du die Aufgabe für nächste Woche schon angefangen?« Tyler, den ich aus meinem Philosophiekurs kenne, kommt über die Wiese des Universitätscampus auf mich zugelaufen und setzt sich neben mich auf die Bank.

»Ich habe die Fragen überflogen, aber noch nichts aufgeschrieben. Du?« Ich halte ihm die Dose, in der sich mein Mittagessen, bestehend aus einem Sandwich, in Spalten geschnittenen Äpfeln und tatsächlich ein paar Mirabellen aus dem Obstgarten, für die Pause befand, hin. Das Sandwich habe ich bereits gegessen, aber es sind noch Apfelspalten und Mirabellen da.

Dankend greift Tyler nach einem Apfelstück und steckt es sich in den Mund. »Das Gleiche«, antwortet er lachend. »Ich schätze, ich werde mich morgen Abend daran setzen müssen. Wenn ich die Fragen wiederfinde.« Er lacht unbeholfen.

Tyler ist die personifizierte Schusseligkeit. Dank dieser kennen wir uns eigentlich nur, denn er musste sich in unserem ersten Kurs mein Ladegerät für sein Tablet leihen. Grundsätzlich hat er immer irgendetwas nicht dabei. Das Ladegerät, sein Handy, den Stift für sein Tablet – er hat das Schreiben mit dem Finger auf dem Display beängstigend gut perfektioniert –, auch das Tablet selbst fehlt gelegentlich. Letzteres führt dazu, dass seine Kursaufzeichnungen teilweise auf zusammengesammelten Zetteln und eben auf dem
Handy oder Tablet vorhanden sind.

Dennoch ist er einer der Kommilitonen, der erstaunlicherweise nie seine Hausaufgaben nicht hat und in den Klausuren überdurchschnittlich gut abschneidet.

Etwas weiter entfernt gehen zwei Mädchen den Campusweg entlang. Eines der beiden schaut zu uns herüber und winkt zaghaft lächelnd, ehe sie sich wieder ihrer Freundin im Gespräch zuwendet.

Ich stupse Tyler mit dem Ellbogen in die Seite. »Wie läuft es mit Abby?«

Tyler ist nicht nur schusselig, Tyler ist auch extrem
schüchtern. Und Tyler steht auf Abby. Abby steht auch auf Tyler, das sieht jeder, aber auch Abby scheint schüchtern zu sein und so schmachten die beiden sich seit Monaten aus der Ferne an.

Mein Mitstudent seufzt. »Wie immer, schätze ich.«

»Sprich sie doch einfach mal an«, schlage ich vor. »Du könntest sie zum Beispiel fragen, ob sie die Fragen hat und sie dir nochmal schicken könnte.«

Er rollt mit den Augen. »Dann denkt sie, dass ich das auch dich fragen könnte, wo ich doch direkt neben dir sitze.«

Tylers ist schusselig, schüchtern und ein over-thinker.

Sicher wäre es ein Leichtes für mich, zu Abby und ihrer Freundin zu gehen, das Mädchen zu bitten, meinem Kumpel die Fragen zu schicken oder sie einfach bei einem gemeinsamen Kaffee direkt gemeinsam zu besprechen, doch das wäre übergriffig, wie ich finde.

Solange er mich nicht aktiv um meine Mithilfe bittet, bleibe ich also bei gutgemeinten Ratschlägen und einem offenen Ohr. So würde ich es mir im Gegenzug ebenfalls wünschen.

»Wenn ich helfen kann, sagst du es mir, ja?«, biete ich an. Ich lasse meinen Blick weiter über den Campus schweifen. Heute ist wirklich viel los und man kann wunderbar die Leute beobachten.

Viele Studenten verbringen ihre Pause auf der Wiese; lesen, reden, machen Aufgaben. Ein paar spielen mit einem kleinen Ball, Pärchen halten sich an den Händen und weiter hinten scheinen einige Ringer ihre Griffe zu üben, was für allgemeine Belustigung der Umstehenden sorgt.

Mein Blick fällt auf ein paar Jungs, die unter einem der Bäume sitzen und anscheinend Geld zusammenlegen. Einer von ihnen nimmt die Scheine, steht auf und überquert den Rasen, um zur Straße zu laufen, die gleichzeitig als Campusbegrenzung gilt.

Dort steht ein geparkter, schwarzer SUV, dessen Beifahrerfenster herunterfährt, als sich der junge Mann mit den Scheinen nähert. Das Geld wandert ins Auto und im Austausch reicht eine fleischige Hand eine kleine Tüte nach draußen.

Skeptisch kneife ich meine Augen zusammen, denn der Typ, dem die Pranke gehört, ist Hugo, der massive Latino-Freund von Archie.

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