Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Ein und aus.
Einfach nur ein- und ausatmen.

Auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren, während mir Aerienne eröffnete, dass keine meiner Entscheidungen, tatsächlich Entscheidungen waren.
Ich war lediglich manipuliert worden. Hatte hier und da einen Stupser bekommen, damit ich in die richtige Richtung taumelte, während ich so stolz war, mich von Allstairs Kontrolle losgesagt und selbst gehandelt zu haben.

Entscheidungen. Entscheidungen hast du nicht zu treffen.
Sein hämisches, kaltes Lachen klingelte in meinen Ohren und mir wurde speiübel.

Ich kam mir so unglaublich dämlich vor. Es war alles nur ein großer Plan, den die Götter sich zurecht gelegt hatten.

Wegen Riniah und Xenos war Drystan entführt worden. Wegen ihnen war auch ich in die Burg zurückgekehrt. Wegen ihnen hatte ich meine persönliche Hölle erneut durchleben müssen.

Bis jetzt hatte ich sie für ihre Lügen lediglich verurteilt. Für die Infizierten, die sie erschufen.
Jetzt brodelte dort tiefschwarzer Hass.

„Ja, sie haben das Gerücht gesät und es bis nach Leymalien sickern lassen", bestätigte Aerienne, „Damit, wenn du zurück kommst, du den Handel mit Xenos eingehst."

Eine Marionette. Nichts anderes war ich gewesen.
Vielleicht führte Allstair mich nicht mehr, aber die Götter hatten es getan.

„Zumindest in dem Punk hat er sich geschnitten", sagte ich mit ruhiger Stimme, die nichts von meinem inneren Schrei vermuten ließ, „Denn die Magie bekommt er nicht."
Aerienne sah mich an, als wusste sie etwas, das ich nicht wusste, ehe sie zu Naevan sah.
„Trotzdem, solltet ihr es doch tun-"

„Werden wir nicht", knurrten Naevan und ich aus einem Mund, während jeder es mied, den anderen anzusehen.

Phyrros verdrehte am Rande meines Blickfeldes die Augen, aber ich ignorierte ihn. Ihn würde ich später noch in die Mangel nehmen.

Aerienne tat, als hätten wir nichts gesagt.
„Es ist wichtig, dass König Allstair am Leben bleibt. Wenn ihr ihn tötet, stirbt auch Arnicus und seine Magie wird sofort an die verbliebenen Götter übertragen. Arnicus und König Allstair sind zu tief miteinander verbunden, weil du nicht mehr als Arnicus' Körper dienen kannst, dass der Tod des einen, unmittelbar auch zum Tod des anderen führt.
Das würde unseren Eltern endgültig alle Mittel geben, um diese Welt zu zerstören. Und jede danach auch auf der Suche nach mehr und mehr Energie."

Als sie das sagte, kam mein Sturm brodelnd an die Oberfläche.
Dass König Allstair am Leben bleibt.

„Vergiss es", zischte ich, „Dieser Bastard stirbt."
Aerienne sah mich verständlich an. Etwas, das mir direkt gegen den Strich ging.
„Ich weiß was er getan hat-"
„Bildet Euch nicht ein Ihr wüssten auch nur einen Hauch von dem, was er getan hat", unterbrach ich sie knurrend.

Naevan neben mir spannte sich an und auch sein Sturm war deutlich zu spüren. Meiner reagierte darauf in Form von knisternder Energie, die meine Arme hinauf schoss.

„Wenn ihr ihn aus Rache tötet, dann ist diese Welt zum Tode verurteilt", warnte die Göttin und bohrte ihren eindringlichen Blick in meinen, „Alles wäre dahin. Jedes Opfer, das Naevan gebracht hat, um unsere Eltern aufzuhalten."
Der letzte Satz brachte mich dazu innezuhalten, was genau das war, was sie hatte erreichen wollen.

Naevans Blick wurde dunkler, ehe er sich an mich wandte.
„Es spielt keine Rolle, was ich verloren habe. Dieser Mann hat den Tod verdient."
Überrascht sah ich zu ihm und er erwiderte meinen Blick todernst. Er meinte es genauso, wie er es sagte.
Naevan fügte hinzu:
„Diese Welt hat nichts getan, dass mein Blut verdient. Warum sollte ich sie also retten wollen?"
„Weil du einer von den Idioten bist, die in ihr Leben vielleicht?", mischte sich Phyrros fast schon gelangweilt ein.

Darauf wandte Naevan den Kopf langsam zu dem Kammerdiener. Die Augen schmal.
„Was weißt du denn schon von dem Wunsch nach Rache?"

Phyrros war von der Verachtung, die er ihm unterschwellig entgegen brachte, unbeeindruckt.
„Mehr als du denkst. Der König hat nicht nur Nemesis Leid zugefügt. Sein Volk leidet ebenfalls."
„Und trotzdem lässt du ihn leben."
„Weil ich nicht so egoistisch bin und meine Rache über alle anderen Menschen stelle."

Jetzt fing sich Phyrros auch meinen brennenden Blick ein.
„Vielleicht bin ich egoistisch, aber am Ende habe ich, was ich will und du hast nichts."

Nun erhob Aerienne die Stimme:
„Es gibt andere Wege den König leiden zu lassen. Er muss dafür nicht sterben."
Grimmig sah ich die Göttin von der Seite an.

„Du kannst ihn foltern wie du willst. Ihn einsperren, was auch immer. So lange er überlebt."

Wieder verstand sie es nicht. Mein ganzes bisheriges Leben war ich kontrolliert worden. Alle Entscheidungen waren für mich getroffen worden. In Bezug auf meine Taten.
Die Menschen um mich herum.
Meinen Körper.

Und jetzt sollte ich auch noch an Bedingung geknüpft sein, wenn ich mir all dies wieder zurück holen wollte.

„Wenn Allstair stirbt, wird dieser Welt genau das gleiche passieren, wie der letzen", setze Aerienne hinterher, „Riniah wird genügend Magie haben, um Drystans Körper zu übernehmen. Der Prinz wäre eingesperrt in seinem eigenen Körper und könnte ihn nicht kontrollieren. Er müsste alles hilflos mitansehen."
Ihre Augen bohrten sich in meine.
„Wie seine Familie stirbt. Sein Land. Sein Volk."

Statt irgendwas zu sagen, stand ich entschieden auf. Naevan tat es ohne zu fragen ebenfalls, das Gesicht völlig ausdruckslos.
Auf der Stelle machte ich Kehrt und steuerte auf den Ausgang zu. Wir waren hier fertig.
„Ich will den Rebellen nicht helfen. Und der König wird sterben."

„Wenn ihr euch doch dazu entschließt das richtige zu tun", bemerkte die Göttin, als wir schon beim Bogen des Tunnels waren, sodass wir sie über die Schulter ansahen.
„Am Tag der Schlacht müsst ihr zum Ausgang der Geheimgänge kommen. Dort werden Rebellen auf euch warten und euch nach Leymalien bringen. Denn solltet ihr Riniah und Xenos aufhalten wollen, wird man euch als Verräter brandmarken und es wird kein Platz mehr für euch im Schloss sein."

Naevan und ich tauschten einen Blick, antworteten aber nicht darauf.

Schließlich neigte Aerienne zum Abschied den Kopf, bevor Wasser von ihrem Kopf aus herab lief und sie dort, wo es wieder verschwand, in die Staue neben ihrer Schwester verwandelte. Das blaue Licht verschwand, die Fackeln brannten wieder orange.

Phyrros sah noch eine Sekunde zu der Göttin hoch, dann kam er mit verschränkten Armen zu uns rüber und ging einfach zwischen uns hindurch.
„Mit euch steht und fällt die Hoffnung jedes Leben dieser Welt", sagte er ohne sich zu uns umzudrehen, „So viel Macht verdient ihr nicht."

Er verschwand im Tunnel auf dem Weg zurück und ließ uns im Eingang zur Halle zurück. Zwar hätte ich ihn spielend leicht einholen und mit dem Messer an seiner Kehle Antworten fordern können, aber mir fehlte die Kraft.

Langsam atmete Naevan aus, die Augen auf die Statue gerichtet.
„Die Götter haben uns genau da, wo sie und haben wollen."
Kurz schloss ich die Augen und kämpfte gegen das verräterische Brennen an.
„Ja. Ich bin nur eine weitere Figur, mit der jemand spielen kann."

Aufmerksam wie er war, bemerkte er den bitteren Ton in meiner Stimme. Als er mich ansah, schien er in meiner eigentlich gefassten Miene zu lesen.
„Darf ich dich umarmen?"

Erst war ich überrumpelt von der Frage, doch kaum hatte ich leicht genickt, umgab mich schon sein Duft und seine Wärme, als er die starken Arme um mich legte. Mein Ohr ruhte so an seinem donnernden Herzen und ich ließ mich gegen ihn sinken.

Sofort fühlte ich mich geborgen. Die ansteigende Panik wurde weniger, aber den Schmerz konnte es nicht vertreiben.
„Ich bin geflohen, um meinen Ketten zu entkommen", flüsterte ich, "Dabei wurde ich die ganze Zeit von anderen gelenkt. Jeder Funke Rebellion, den ich glaubte dem Universum entgegen zu schmettern, war nur eine Illusion."

Es fühlte sich so vernichtend an. Diesen geglaubten Widerstand gegen den ganzen Scheiß, den ich hatte durchstehen müssen, hatte mich irgendwo zusammengehalten. Nachdem ich es so lange nicht gewagt hatte, hatte ich mich endlich vom Allstair losgesagt. Hatte mir eine Stück meiner Selbst zurückgeraubt.
Aber letzten Endes hatte ich genau das getan, was die Götter wollten.

Dich führt der König allein.
Die Götter hatten mich geführt. Zurück zu der Burg, um Drystans zu retten. Zu dem Deal, der mir jetzt das Leben kostete.

„Hört auf", presste Naevan hervor, das Kinn auf meinen Kopf gelegt, während er mich hielt.
„Womit?"
„An deiner Stärke zu zweifeln."

Aber diese Informationen von Aerienne waren zu viel. Ich hatte es geschafft, den Tod zu akzeptieren. Ich hatte meine physischen und seelischen Narben angenommen und wie sie entstanden waren. Meine Angst vor Wasser. Meine Erinnerungen an Allstairs Berührungen. Das Blut an meinen Händen. Die schlimmen Dinge, die ich getan hatte. Die Menschen die ich belogen, benutzt, verführt hatte.

Ich war es gewohnt, an meinen Grenzen zu kommen. Trotzdem war mein Limit irgendwann erreicht.

Man hatte mich mit der Tatsache gelassen, dass ich in drei Tagen verreckte. Ich hatte eine ganze Armee bis nach Kreel und wieder zurück gebracht. Sämtliche Infizierte auf dem Schiff vernichtet, eine Panikattacke mit Naevans Hilfe durchgestanden, das Bad danach ertragen und jetzt auch noch über meine Rolle in der Fehde der Götter erfahren.

Zwar zeigte ich sie nie, aber ich spürte Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit jeden Tag. Sie tobten in mir, nährten den Sturm, den ich zu einer Klinge formte, weil ich nichts anderes mit diesen Gefühlen anzufangen wusste.
Alles, was ich kannte, war Gewalt.

Das alles kam hoch und bündelte sich in meiner Brust, machte mir das Atem schwer.

„Hey", machte Naevan und löste die Arme so weit, dass er sanft mein Kinn anheben konnte, damit ich ihn ansah. Sein Daumen war warm und vorsichtig, als er mir Tränen von den Wangen wischte, die ich nicht mal bemerkt hatte.
„Du kannst nicht gebrochen werden."

Er sagte diese Wort mit so viel Inbrunst, mit uneingeschränkten Glauben. Dabei schienen seine bernsteinernen Augen förmlich zu glühen.

„Was, wenn ich das längst bin?", wollte ich erstick von ihm wissen.
Meine Tränen waren mir in diesem Moment egal. Meine zitternde Hände auch, obwohl eine kalte Stimme mir zuflüsterte, bloß keine Schwäche zu zeigen.

Was war überhaupt von Bedeutung, wenn man morgen starb?
Felsenfest überzeugt antworte er: „Bist du nicht."
„Woher willst du das wissen?"

Zweifelnd glitten meine Augen über sein ebenes Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Das dunkle Haar, das im Fackelschein ein wenig schimmerte und ihm in die Stirn fiel.

Leicht lächelnd strich er mit eine Strähne hinters Ohr. Eine Geste so zart, dass ich erschauerte.

„Weil du hier stehst. Du beschließt jeden Morgen aufzustehen, jede Panikattacke durchzuhalten, lieber deine Klingen zu schwingen, als tatenlos dazusitzen, während diese Welt immer und immer wieder versucht dich niederzuringen."
Er sah mich an, als wolle er die Worte nur mit seinem Blick im mein Herz brennen und jegliche Zweifel verbannen.
„Du bist so unfassbar stark. Nicht, weil es dich nicht trifft, sondern eben weil es das tut und du trotzdem kämpfst."

Mit leicht geöffneten Mund sah ich den Mann vor mir an. Unfähig in irgendeiner Weise auszudrücken, auf welche Art seine Worte mich berührten.
Es war nicht so, dass der Schmerz verschwand. Aber neben dem Schmerz war noch ein anderes Gefühl, das bisschen Licht ins Dunkeln brachte.

Und weil ich nicht wusste, wie ich ihm das begreiflich machen sollte, griff ich nach dem Stoff seines Oberteils und zog ihn zu mir runter.

Unsere Lippen trafen aufeinander und nach einer Sekunde der Überraschung legte er seine Hand an meine Wange und erwiderte den Kuss, mit der selben Verzweiflung.

Ich drängte mich gegen ihn, spürte seine Muskeln an meinen und legte meine Hand auf seine halb freigelegte Brust. Sein ganzer Körper spannte sich an aber seine Hände blieben um meine Schultern gelegt wie sie es vorher waren.

Als der Kuss verlangend wurde, krallten sich seine Hände in den Stoff meiner violetten Tunika. Keuchend zog Naevan den Kopf zurück, ein Ausdruck in den Augen, den meinen Unterbauch sofort zum kribbeln brachte.
„Sag mir, wie weit ich gehen darf. Ich will keine unerlaubte Grenze übertreten", stieß er rau hervor.

Einen Moment sah ich ihn einfach nur an, genauso schwer am Atmen wie er und mit dem übermächtigen Drang im nahe zu sein.

„Ich will dich überall spüren", hauchte ich, „Deine Berührungen machen mir keine Angst."
Kurz schloss er die Augen und ein Schauer lief durch seinen Körper, da setzte ich hinzu:
„Halt dich nicht zurück."
„Bist du dir sicher?"
Ich nickte entschlossen.
„Wenn ich morgen sterbe, sollen die letzten Erinnerungen, wie mich jemand berührt, von dir sein."

Vielleicht waren es seine Worte zuvor, vielleicht die Aussichtslosigkeit meiner Situation, aber ich hielt meine Gefühle nicht zurück und lies mein Blick sprechen.

Ich wusste, dass Naevan es jederzeit unterbrechen würde, wenn ich es wollte. Außerdem war der Kuss mit ihm etwas ganz anderes, als die, die man mir vorher geraubt hatte. Mir war nie die Wahl geblieben.
Und genau die gab er mir jede Sekunde.

Naevan küsste mich, als wäre ich die Luft, die er zum Atmen brauchte, eine Hand fuhr in mein Haar, die andere glitt von meiner Schulter zu meiner Hüfte.
Wo meine eine Hand auf seine Schulter ruhen blieb, legte ich die anderen in seinen Nacken.

Wir taumelten gegen die Wand, aber Naevans Hand schoss schnell zu meinem Hinterkopf, um ihn vor dem harten Stein zu schützen.

Wir unterbrachen den Kuss nicht, während er sich genauso verlangend gegen mich drückte, wie ich mich gegen ihn. Nicht mal ein Spaltbreit Luft passte zwischen uns.

Und in diesem Moment war mein Kopf leer. Alles, was ich spürte und schmeckte waren Naevan und seine warmen Hände, die Flammenlinien meinen Körper entlang zeichneten.

~2233 Wörter

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