Nemesis - Kronen und Götter

By veracrystall31

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>>Ich weiß, dass ich sterbe, wenn ich den Deal nicht erfülle!>Du weißt gar nichts.<< *2. Teil* Der Handel, de... More

Prolog
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By veracrystall31

Nemesis
Wir ließen die überlebenden Soldaten zusammen mit einigen von der delerischen Flotte in Kreel zurück, damit man sie verarzten und sie sich ausruhen konnten. Da alle Zivilisten geschützt in der Kanalisation gewartet hatten, gab es genügend Leute die die teilweise zerstörte Stadt aufräumen konnten.
Bei den Deleriern waren unsere Soldaten in guten Händen. Das Land war für seine Heilkünste bekannt.

Wir selbst - das hieß Drystan, Chara, Naevan, die Soldaten der Flotte und ich - traten unseren Rückweg nach Traddis an.

Jeder Muskel schmerzte und zu sagen, ich sei todmüde, war noch eine Untertreibung. Trotzdem nahm ich klaglos Naevans Magie in mich auf und brachte uns zurück in die Haupstadt. Dabei schienen die Delerier weniger irritiert von der stillen und reglosen Welt, als es die Koranéeaner am Anfang gewesen waren.

Während wir uns in unserem übernatürlich hohen Tempo bewegten, verließ Chara recht früh ihren Platz an der Spitze und trabte mit dem Pferd zwischen den Deleriern. Trotz der Schlacht strahlten ihre Augen, wenn sie ihre alten Freunde wieder sah und so gut wie jeden mit dem Namen begrüßte.
Das Lächeln auf den Lippen ihrer Untertanen war echt und keiner schien ihr die Schlacht übel zu nehmen, in die wir sie alle reinzogen.

Schließlich erreichten wir Traddis. Sobald die Straße in Sicht kam, die auf die Tore zuführte, hätte ich vor Erleichterung fast geweint. Die Kopfschmerzen waren kaum noch zu ertragen und ich spürte wie ich meine Körper auszehrte.

Da es einfach nicht mehr ging und ich mich bis jetzt durchgebissen hatte, ließ ich meinen Sturm los und er verschwand zischend in der Tiefe meines Inneren. Ruckartig rückte die Zeit an ihren Platz und mit ihr auch die Geräusche.
Ehrlich. Ich kippte fast vom Pferd, so erschöpft war ich.

Naevan ritt neben mir auf seiner schwarzen Stute, wobei mir die prüfenden Seitenblicke nicht entgingen.
Was... irgendwie tröstend war. Da war jemand, der aufpasste. Und seltsamerweise gab mir das ein Gefühl von Sicherheit.

Endlich ritten wir durch die Tore des Schlosses. Den Großteil der Delerier hatten wir auf dem Platz davor und in den Straßen zurückgelassen. Es waren mehr, als innerhalb der Mauern Platz finden konnten.

Dafür kam Danalia mit, gemeinsam mit weiteren Unterkapitänen - Männer und Frauen- , die die einzelnen Schiffe befehligten. Von ihrer Rüstung her, sahen sie aus wie die gewöhnlichen Soldaten, aber etwas an ihrer Präsenz und den straffen Schultern, verriet sie.

Der König und die Königim standen in prächtigen Gewändern auf den flachen Treppen des Schlosses. Neben ihnen ein paar Gardisten in blauen Uniformen.
Weiter hinten standen Virginia und Phyros, beide mit einem erleichterten Lächeln.
Die Krone funkelten im Licht der späten Abendsonne, als wir mit vor Müdigkeit hängenden Schultern durch die Tore schleiften. Sofort nahm man uns die Pferde ab und wir traten vor das Königspaar.

„Drystan, Chara. Wir sind froh, dass ihr zurückgekehrt seid!", seufzte die Königin und die Erleichterung war deutlich in das Gesicht beider Eltern geschrieben.

Während Chara und Drystans knapp schilderten, wie die Schlacht verlaufen war, erklärten, dass Naevan und ich das Blatt zum Guten wenden konnten und schließlich auch Kapitänin Danalia begrüßt wurde, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Zwischendurch erfasste mich der Schwindel, aber ich biss die Zähne aufeinander und wartete ab, bis die Welt wieder still stand.
Ich hatte die Burg überlebt. Da würde ich auch das hier aushalten.

Als wir dann nach gefühlten Ewigkeiten in das Schloss gingen, steuerte ich sofort auf die Treppe zu.
Hinter mir folgten die Kapitäne, Drystans Eltern zum Kriegsrat. Die weitere Strategie würde sofort besprochen werden.
Chara lief neben Virginia und flüsterte ihr auf delerisch alles von der Schlacht zu.

Ich dagegen würde mir jetzt ein Bad genehmigen, einen Power Nap gönnen, ehe ich mich mit dem Menschen befassen würde, der den Brief geschrieben hatte.
Ach und dann stand morgen Blut und mein Tod auf der Liste.

Bei den Gedanken fühlte ich mir nur noch müder und unterdrückte ein Stöhnen.

Naevan folgte mir die Treppe hoch, schwieg aber als ich mich zitternd am Gelände abstützen musste.

„Nemesis"
Kurz schloss ich die Augen, glättete meine Züge, ehe ich mich zu Drystan am Fuße der Treppe umwandte. Seine Eltern waren in dem Flur zum Kriesrat verschwunden. Hinter ihm stand nur noch Phyrros, der uns mit verschränkten Armen, distanziert musterte.

Naevan blieb ebenfalls auf meiner Stufe stehen und sah kühl zum Prinzen herab. Die vorherige Auseinandersetzung noch nicht vergessen.

„Kann ich kurz mit dir sprechen? Allein?"

Naevans Blick verdüsterte sich merklich, aber er presste die Lippen aufeinander und sah ruhig zu mir.

„Nein."
Drystan blinzelte überrascht.
„Jetzt nicht. Morgen."
Wieder kippte die Welt für einen Moment, aber ich blinzelte den Schwindel hastig weg, um mich wieder auf Drystan zu fokussieren.

Dieser öffnete den Mund, besann sich dann eines Besseren und nickte.
„Ok. Ruh dich gut aus."
Ohne Naevan noch einmal anzusehen, verschwand er in den Gang, den auch seine Eltern genommen hatten. Sein Kammerdiener kam mit einem letzten düsteren Blick zu uns hinterher.

Kaum war er weg, durchlief ein Zittern meinen Körper und meine Beine gaben es auf mich zu tragen. Bevor ich mir jedoch die Knie an den Treppenstufen zertrümmern konnte, fing Naevan mich auf und zog mich zurück auf die Füße.

Sofort umgab mich sein Duft nach dem Wüstentempel. Flatternd schloss ich die Augen, der Versuchung von Schlaf um ein Haar nachgebend.

„Soll ich dich tragen?", bot er leise an, während ich mehr an ihm lehnte, als das ich tatsächlich stand. Von der Seite sah ich zu ihm auf.

Das dunkle Haar war nicht mehr nass, aber zerzaust und fiel ihm unordentlich in die Stirn. Im Gegensatz zu der abweisenden Miene gegenüber Drystan, war sein Blick weich, als er mich sanft ansah. Ein Hauch Sorge schwang in seiner Stimme mit.

„Pass auf", sagte ich leise, „Man könnte denken, du hast Angst um mich."
Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Das halte ich für ein Gerücht."
„Stütz mich einfach, ja?"

Sofort wurde er wieder ernst, schob meinen Arm über seine Schulter und legte seine Hand zögerlich auf meine Hüfte.
„In Ordnung so?"
Ich nickte und zwang meine Muskeln mich die Treppen hochzubringen.
Ich wusste, dass Naevan eigentlich unser gesamtes Gewicht trug, aber er brachte mich schweigend die Stufen hoch, durch die Flure zu meinem Zimmer, öffnete dir Tür und bugsierte mich in den Raum.

„Danke", murmelte ich und wollte den Arm von ihm runter nehmen, aber kaum stand ich alleine, knickten mit dir Beine wieder weg und nur Naevan verhinderte dass ich den Boden umarmte.

„Ganz langsam", meinte er, als wir jetzt zusammen auf dem Boden knieten. Das Abendlicht fiel schräg durch das Fenster des Balkon und verwandelte seine Augen in flüssiges Gold.
„Ich lasse dir ein Bad ein und du ruhst dich aus, ok?"

Erst wollte ich protestieren, aber dann senkte ich geschlagen den Kopf. Ich merkte ja selber, wie meine Muskeln zitterten und meine Augen mir fast zufielen.

„Schaffts du es zum Bett?"
Nachdenklich sah ich auf die Matratze auf Augenhöhe neben mir.
„Nein. Ich glaub der Boden tut es auch."

Naevan lachte auf, als ich mich einfach auf den Rücken legte und die Glieder von mir streckte.

„Ok. Dann kümmere ich mich mal um das Wasser."

Er verschwand im Bad und wenig später hörte ich Wasser in die Wanne laufen.

Ich war zu müde, um großartig über etwas nachzudenken, also dämmerte ich einfach vor mich hin, bis Naevan wieder zu mir kam. Etwas Dampf kroch hinter der Tür hervor und die Vorstellung von einem warmen Bad war unglaublich verlockend.

Wortlos zog der Hüter mich auf die Beine und half mir in das Bad zu kommen, um mich dort auf die Stufe vor der Badewanne zu setzen.

„Ich lass dir dann deine Privatsphäre", sagte er, drückte kurz meine behandschuhte Hand und wandte sich zum Gehen.
Doch schwach hielt ich ihm am Handgelenk fest.

Überrascht sah er zu mir runter.
Mit plötzlich glühenden Wangen sah ich zur Seite.
„Die Schnallen meiner Montur. Ich... es tut alles weh."

Sein Blick wurde warm und er kniete sich nickend vor mit hin.
„Du darfst ruhig zugeben, dass du müde bist", meinte er, „Es ist eigentlich ein Wunder dass du noch nicht komplett zusammen gebrochen bist."
„Mir wurde es anerzogen, nicht zu sagen, dass ich erschöpft bin", murmelte ich, als er seine Hände bei meinen Stiefeln anlegte, um sie mir vorsichtig auszuziehen. Dabei war sein Griff nur so fest wie es unbedingt sein musste.

Stumm machte er mit dem zweiten Stiefel weiter. Ich würde nicht weiter auf meine Erziehung eingehen und er würde nicht nachfragen.

„Was ist da auf dem Schiff passiert?", fragte ich ihn und er sah zwischen den Strähnen seines Haares zu mir hoch, „Irgendwas ist explodiert."
Schnaubend legte er die Stiefel beiseite, um sein Gesicht mir zuzuwenden. Da er noch immer kniete und ich saß, war ich ein kleinen Stück größer als er.

„Wir haben viel Magie zwischen und kanalisiert, aber dann ist der Deal dazwischen gekommen."
Er sah mit düsteren Augen zu meinem Arm, wo ich den Schmerz verspürt hatte.
„Er spürt, dass du deinen Teil nicht erfüllen willst. Auf jeden Fall hat das unsere Verbindung blockiert und alle Magie, die zwischen uns geflossen ist, musste irgendwohin und dann..."
Er deutete mit den Händen die Explosion an.

Nickend blies ich mir eine Strähne auf dem Gesicht. Sogar meine Arme fühlten sich zu schwer an, um sie zu heben.

Jetzt richtete Naevan sich auf den Knien auf, um die Schnallen um meinen Arm zu öffnen. Als seine warmen Hände dabei meinen Arm herabwanderten und bei der Handschuhen stehen blieben, erschauerte ich.
Wieder fragte er mit einen kurzen Blick um Erlaubnis. Sobald ich ihm diese stumm gab, zog er mir auch den Handschuh von den Fingern.

Meine Hand lag nun Haut auf Haut auf seiner, als er mit den Daumen vorsichtig über die Narben strich. Die meisten davon fein und gerade.

„Wenn ich mich beim Klavier verspielt habe, hat er mir einen kleinen Schnitt verpasst und ich sollte nochmal spielen."
Naevans Muskeln spannen sich an und ohne von meinen Narben aufzusehen, presste er hervor:
„Niemand sollte sowas durchmachen."
Schlaff zuckte ich die Schultern.
„Ich bin ja da raus."
Auch wenn die Burg mich nachts noch heimsuchte.

„Du bist unfassbar stark, weißt du das?"
Jetzt sah Naevan doch zu mir hoch, während er weiterhin meine Narben nachfuhr.
„Du hättest schon längst aufgeben können. Vermutlich wäre jeder andere auf halben Weg gefallen, aber du nicht. Du bist hier. Atmest. Und kämpfst."

Etwas überrumpelt von der Bewunderung, die in seinen Worten mitschwang, blinzelte ich.
„Da ist nichts nobles dran. Viele sind gestorben, damit ich hier stehe."
„Wir alle haben Blut an unseren Händen", murmelte Naevan und ließ meine Hand los, um beim zweiten Arm weiterzumachen. Sein Atem strich kaum spürbar meine Wange.
„Irgendwie ist irgendwer gestorben damit wir leben. Wir alle haben unser Leben mal über das eines anderen gestellt. Sei es direkt oder indirekt."

Er legte den zweiten Handschuh zusammen mit dem ersten zu den Stiefeln.
„Jeder der etwas anderes behauptet, ist naiv."

Ich lächelte schwach.
„Du musst mich nicht trösten. Ich habe die Tode akzeptiert."
„Tue ich nicht. Ich sage nur, wie es ist."

Darauf gab es nicht mehr zu sagen, also warnte der Hüter:
„Ich würde jetzt beim Oberkörper weiter machen."

Nachdem ich knapp genickt hatte, wanderten seine Hände zu den schnallen quer über der Brust. Er beeilte sich und berührte mich eigentlich kaum, ehe er sich runter neigte, um den Gurt auf Rippenhöhe zu entfernen.

Dabei war sein Gesicht meinem wieder verlockend nah und unter dem Geruch von Blut der Infizierten und der Schlacht, stieg mit sein Duft in die Nase.
Ohne den Kopf zu drehen, sah er mich an und ich vergaß wie man atmete.
Auch er hielt inne und langsam fiel sein Blick zurück auf meine Lippen.
Doch er biss die Zähne aufeinander und er fokussierte sich darauf, mein Schwert zu lösen. Leicht klappernd landeten die Gurte mit Messern und Schwert neben den anderen Sachen.

„Ich muss an die Innenseite deiner Beine ran. Sicher, dass das in Ordnung ist?"
Prüfend sah er mich an, die Hände ruhig in den Schoß gelegt.

Ich atmete tief ein und aus, nickte aber.
„Deine Berührungen machen mir keine Angst. Nicht mehr."
„Das Letzte was ich will, ist Erinnerungen zu wecken."

Sanft machte er sich an den Schnallen meiner Oberschenkel zu schaffen, an deren kleinen Gürtel weitere Messer steckten. Als seine Finger dabei die Innenseite meiner Schenkel streiften, begann mein Bauch zu kribbeln.

Schlagartig spürte ich wieder diese Energie zwischen uns, die seit des Kusses nicht verflogen war.

Auch sein Atem stockte, als er langsam den Blick hob.
Wir sahen einander an. Grau auf Braun. Lebender und Sterbende.

Eilig stand er auf und unterbrach den Moment.
„Du musst dich ausruhen. Nimm dir alle Zeit die du brauchst und komm dann zu mir, wenn wir in die Gänge sollen. Wegen dem Brief."
Ich nickte. „Alles klar"
„Ist es in Ordnung, wenn ich dich jetzt allein lasse?"
„Ja. Danke."

Naevan lächelte leicht, dann ging er zur Tür.
Als er im Türrahmen stand hielt ich ihn ein weiteres Mal zurück:
„Naevan?"
Fragend drehte er den Kopf über die Schulter zu mir.

„Danke. Für alles."
Diesmal war das Lächeln von Trauer begleitet.
„Für dich, immer."

-2185 Wörter

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